Научная статья на тему 'DIS Bů CH GEHORT IN DAZ CLOSTER Zů N RUWERIN IN STROSSBURG: DIE STRASSBURGER SAMMELHANDSCHRIFT (MOSKAU, RSB,F. 68, № 446)'

DIS Bů CH GEHORT IN DAZ CLOSTER Zů N RUWERIN IN STROSSBURG: DIE STRASSBURGER SAMMELHANDSCHRIFT (MOSKAU, RSB,F. 68, № 446) Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
СРЕДНЕВЕКОВЫЕ НЕМЕЦКИЕ РУКОПИСИ / СТРАСБУРГ / XV ВЕК / МОНАСТЫРЬ СВ. МАРИИ МАГДАЛИНЫ / ЖИТИЕ СВ. ЕКАТЕРИНЫ / ЖИТИЕ СВ. ВАРВАРЫ / ИОГАНН КРОЙЦЕР / STRAßBURG / CONVENT OF ST. MARY MAGDALENE / LIFE OF ST. CATHERINE / LIFE OF ST. BARBARA / MEDIEVAL GERMAN MANUSCRIPTS / 15TH CENTURY / JOHANNES KREUTZER

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Ганина Наталья Александровна

Статья обобщает проблемы описания и исследования, а также перспективы издания и реставрации рукописного сборника XV в. из страсбургского монастыря св. Марии Магдалины (РГБ, ф. 68, № 446, olim ф. 183, № 1310, до 1929 г. Библиотека Генерального и главного штаба, Санкт-Петербург), содержащего весьма ценные в плане истории немецкого языка, литературы и мистики жития свв. Екатерины и Варвары и трактаты «Духовный май», «Духовная жатва», «Духовное осеннее ликование» (I и II) эльзасского проповедника и мистика Иоганна Кройцера.

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The article generalizes the research results and edition perspectives of an unique 15th century German manuscript (Moscow, Russian State Library, F. 68, № 446) that comes from the convent of St. Mary Magdalene in Strasbourg and contains the lifes of St. Catherine and St. Barbara (parchment) and the works by Johannes Kreutzer which are of great value concerning the history of the German literature and mysticism.

Текст научной работы на тему «DIS Bů CH GEHORT IN DAZ CLOSTER Zů N RUWERIN IN STROSSBURG: DIE STRASSBURGER SAMMELHANDSCHRIFT (MOSKAU, RSB,F. 68, № 446)»

Natalija Ganina

DIS B UCH GEHORT IN DAZ CLOSTER ZUN RUWERIN IN STROSSBURG:

die Strassburger Sammelhandschrift (Moskau, RSB, f. 68, № 446)

Статья обобщает проблемы описания и исследования, а также перспективы издания и реставрации рукописного сборника XV в. из страсбургского монастыря св. Марии Магдалины (РГБ, ф. 68, № 446, olim ф. 183, № 1310, до 1929 г. Библиотека Генерального и главного штаба, Санкт-Петербург), содержащего весьма ценные в плане истории немецкого языка, литературы и мистики жития свв. Екатерины и Варвары и трактаты «Духовный май», «Духовная жатва», «Духовное осеннее ликование» (I и II) эльзасского проповедника и мистика Иоганна Кройцера.

Ключевые слова: средневековые немецкие рукописи, Страсбург, XV век, монастырь св. Марии Магдалины, житие св. Екатерины, житие св. Варвары, Иоганн Кройцер.

Die Moskauer Sammelhandschrift aus dem Straßburger Reuerinnenkloster gehört zu den markantesten deutschen Handschriften in Sammlungen Russlands. Es handelt sich um ein vollständiges handschriftliches Buch, dessen Texte noch unediert und auch in Bezug auf ihre Gesamtüberlieferung unerforscht sind. Weiterhin, kommt Straßburg als eines der größten kulturellen Zentren des deutschsprachigen Südwestens vor, aber zugleich haben wir mit einer Stadt zu tun, deren umfangreiche Handschriftenbestände untergegangen (verbrannt) waren1 oder aus den aufgelösten Klöstern in andere Sammlungen zerstreut gerieten2. Einen besonderen Wert verleiht der Moskauer Handschrift Straßburger Provenienz die Tatsache, dass das Kloster St. Maria Magdalena in

1 Vgl. die Bestandaufnahme der Straßburger Stadtbibliothek und der Seminarbibliothek im Handschriftencensus (Deutsche Repertorien des Mittelalters), wo nur urkundlich bezeugte verbrannte Handschriften aufgelistet sind: http://www.handschriftencensus.de/hss/Strassburg#bib8.

2 Siehe vor allem: Hornung 1957: 98-122, 271-277, 'Die Herkunft der Handschriften. Das Straßburger Kloster St. Nikolaus in undis und seine Bibliothek', 'Anhang I. Handschriften aus St. Nikolaus in undis, die nicht in Sudermanns Besitz waren'. Vgl. auch: „Wir sind nicht in glücklicher Lage, einen alten Bibliothekskatalog von St. Nikolaus in undis zu besitzen" (Hornung 1957: 118).

Straßburg als das bedeutendste der süddeutschen Reuerinnenklöster und ein wichtiges Zentrum des Straßburger und süddeutschen Literaturbetriebs hervortritt (Palmer 2009: 264, 273, 280). Angeblich bereits 1225, d.h. in der ersten Reihe von Klöstern der 'Büßerinnen der hl. Maria Magdalena' für ehemalige Prostituierten gegründet, wurde dieser Konvent schon ab Mitte des 13. Jahrhunderts zu einem Kloster für Töchter aus dem gehobenen Bürgerstand und wurde durch die unwandelbare Strenge der Ordnung und die Reinheit des Nonnenlebens berühmt (Palmer 2009: 271-273, 279-281).

Die 1929 in die Russische Staatsbibliothek (RSB)3 aus der Sammlung der Bibliothek des General- und Hauptstabs zu St. Petersburg eingegangene Straßburger Sammelhandschrift wurde im Katalog der abendländischen illustrierten handschriftlichen Bücher von Inna Mokretsova und Ludmila Shchegoleva vor allem wegen der schönen Ausstattung des Pergamentteils ausführlich beschrieben (Mokretsova/Shchegoleva: 2010, 71f.)4. Als wichtiges Forschungsdesiderat wurde die Moskauer Handschrift aus dem Straßburger Reuerinnenkloster 2007 von Nigel F. Palmer (Palmer 2007) erstmals erwähnt5.

Die Sammelhandschrift (154 Bl.) mit dem Besitzvermerk Dis buch gehört in daz closter zun ruwerin. in stroßburg (2r, 29-30)6 besteht aus 2 Faszikeln je auf Pergament (74 Blätter) und Papier (80 Blätter).7 Der Pergamentteil enthält die Katharinenlegende und die

3 Damals 'Staatliche Lenin-Bibliohthek'. Die frühere Signatur der Handschrift in der Sammlung der Lenin-Bibliothek: F. 183, № 1310 (der Fonds beherbergte die Handschriften aus den Beständen der Bibliothek des Generalstabs).

4 Prof. Inna Mokretsova erforschte diese Handschrift bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Hier bedanke ich mich bei Prof. Dr. Inna Mokretsova (Moskau, Staatliches Wissenschaftliches Forschungsinstitut für Restaurierung) und der Konservatorin der Wissenschaftlichen Forschungsabteilung für Handschriften der Russischen Staatsbibliothek Olga Solomina für den beim Zugang zur Handschrift geleisteten Beistand.

5 Mein herzlicher Dank gilt Prof. Nigel F. Palmer, der bei seinem Moskauer Aufenthalt im März 2013 diese Handschrift einsah und mich darauf aufmerksam machte, was der Erforschungen der Moskauer Handschrift den neuen Antrieb gab. Für die Konsultationen im Laufe der Arbeit und die freundliche Hilfe mit der Literatur bin ich Nigel Palmer sehr zu Danke verbunden.

6 Die Hand der Schreiberin des Pergamentteils Katharina Ingolt (siehe unten).

7 Bll. 73v-74rv liniert, leer. Hier und weiter wird die tatsächliche Text- und Blattabfolge angegeben, die im Laufe der Erforschungen 2013-2014 wiederherstellt wurde (siehe unten) und bei der Wiederherstellung der

Barbaralegende, die beiden in Prosafassungen je mit einem Mirakelanhang (Bl. 1-74), der Papierteil bietet die Werke vom elsässischen Mystiker und Prediger Johannes Kreutzer dar (Bl. 75154 'Der geistliche Mai', 'Der geistliche Herbst', 'Herbstjubel I', 'Herbstjubel II'). Die Titel der 2 letzteren Werke werden in Entsprechung mit ihren Bezeichnungen bei Florent Landmann (Landmann 1953-1954)8 angegeben, die in roter Tinte ausgeführten Überschriften der Traktate in der Moskauer Handschrift lauten: Ein geistlicher Meyg (75r), Ein geistliche Erne (128r, 26), Ein geistlicher herbst, wie man den lesen, rotten vnd zu vaß tragen sol (149v, 2122), Ein geistlicher herbst von eim süssen most (152r, 9).

Dem 1. Teil nach wurde die Sammelhandschrift im Katalog von der RSB und bei Mokretsova/ Shchegoleva als 'Legendar' bezeichnet (Mokretsova/Shchegoleva: 2010, 71), aber mit Rücksicht auf die Tatsache, dass die Texte des 2. Teils von Johannes Kreutzer stammen, soll diese Bezeichnung revidiert werden. Es sei auch hervorzuheben, dass gerade die unedierten Werke Kreutzers dieser Handschrift einen besonderen Wert verleihen. In der Handschriftendatenbank 'Manuscripta medievalia' wird das Buch als 'Sammelhandschrift zur Jungfräulichkeit' beschrieben (Barow-Vassilevitsch/ Heckmann), aber diese Bezeichnung ist notwendigerweise konventionell, weil die Heiligenlegenden und die Traktate Kreutzers durch wichtigere Hauptthemen vereinigt sind: die Brautmystik (unio mystica) und die Sakramentmystik. Mit Rücksicht darauf soll die Moskauer Handschrift aus Straßburg als 'Geistlich-mystische Sammelhandschrift' 9 bezeichnet werden. Im Kontext der Sprach-und Literaturgeschichte kommt die Moskauer Handschrift als die Moskauer Kreutzer-Handschrift vor und bleibt auch ein Forschungsdesiderat, vor allem weil sie in bisherigen Veröffentlichungen noch nicht berücksichtigt wurde (Berthold 1925-1926, Landmann 19531954, Landmann 1957, Schmidt 1966, Schmidtke 1982, Honemann 1985, Vogelpohl 1997), aber auch wegen fehlender Editionen von Werken Kreutzers. Hier und in weiteren Forschungen soll die Moskauer Handschrift mit der Sigle 'Mo' versehen werden.

Der Pergamentteil wird laut dem Kolophon am Ende der Katharinenlegende 1477 datiert: Vnd wart volbrocht an sant lucas

Blattabfolge bei der Restaurierung der Handschrift 2014 berücksichtigt wird.

8 Noch ohne Kenntnis dieser Handschrift.

9 Vgl. die Bezeichnung 'Geistliche Sammelhandschrift' im Katalog: Squires 2012: 74.

oben10 Anno .M.cccc.LXXVII. ior durch die hende soror katerin ingoltin. (58v, 26-28).11 Der Schreiber des Papierteils ist unbekannt, die Datierung nach dem Wasserzeichen führt auch in die 70er Jahre des 15. Jahrhunderts (dazu siehe unten), was die tatsächlich gleichzeitige Ausfertigung des Pergament- und Papierteils bezeugt. Ob aber der Pergament- und Papierteil mit Absicht, inhaltsbezogen oder eher mechanisch zusammengebunden wurden, bleibt ein Problem zur weiteren Erfassung mit Rücksicht auf die Umgangspraxis bei der Gestaltung der handschriftlichen Büchern im Straßburger Reuerinnenkloster.

Die Erforschung der Handschrift 2013-2014 ließ schließen, dass die zurzeit vorhandenen Katalogbeschreibungen12 je in mehr oder weniger bedeutendem Maße Korrekturen und Präzisierungen bedürfen, nämlich: Blattanzahl in der gesamten Handschrift und in ihren zwei Teilen, Datierung des Papierteils, Aufbewahrungsgrad, Verluste und Lücken, Interpretation von einzelnen Textstellen. Lassen wir uns einige Aspekte, die von allgemeinem Interesse sind, genauer ansehen.

Da die Handschrift infolge des Brandes 1900 in der Bibliothek des Generalstabs gelitten hatte und die Texte des Pergamentteils teilweise durch Asche und Wasser schwer beschädigt worden waren, gewannen die Forscher die Überzeugung, dass es in der Handschrift unlesbare Stellen und Lücken gibt. Dieser Eindruck wurde durch die Tatsache verstärkt, dass die Blätter sowohl im Pergament- als auch im Papierteil falsch eingebunden waren, was nach dem Brand oder wohl schon früher im 19. Jahrhundert geschehen könnte. Mokre-tsova/Shchegoleva erkannten die falsche Blattabfolge nach den verwechselten Reklamanten, wobei sie auch den Vorbrandszustand

10 17. Oktober. Siehe: Palmer 2009: 275.

11 Kolophon in roter Tinte. Zur Datierung siehe auch ausführlicher: Palmer 2009, Mokretsova/ Shchegoleva 2010.

12 Siehe: Mokretsova/ Shchegoleva 2010: 71f., Barow-Vassilevitsch/ Heckmann: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31301590, Squires 2012: 74f., 'Handschriftencensus' http://www.handschriftencensus. de/22476. Der Katalog von der abendländischen Handschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Beständen der RSB (Barow-Vassilevitsch/Heckmann 2014) mit der auf die Angaben von Barow-Vassilevitsch/Heckmann orientierten Beschreibung war schon in Druck gegangen, als ich die Transkription der Moskauer Handschrift fertigbrachte und die Forschungsergebnisse (Stand: Mai 2014) fassen und überprüfen konnte.

vermuteten, meinten aber, die Blätter seien auch teilweise verloren (Mokretsova/Shchegoleva 2010: 71). Unabhängig von der chronologischen Anordnung der falschen Behandlung wird es in allen Beschreibungen angenommen, dass es zurzeit sowohl im Pergament-als auch im Papierteil schwerwiegende Blattverluste und Textlücken gibt, die die Handschrift gewissermaßen entwerten. Vgl. zur Katharinenlegende: „Bl. 33v völlig verderbt" (Barow-Vassilevitsch/Heck-mann), während das Blatt durchgehend lesbar ist. Die Angabe zur Barbaralegende: „Ende fehlt" (Barow-Vassilevitsch/ Heckmann) ist auch irrtümlich und durch die falsche Blattabfolge verursacht. Die Textanalyse zeigt, dass die Legende vollständig erhalten ist. Dasselbe gilt den Hinweisen bei Mokretsova/ Schchegoleva „ohne Schluss", „ohne Anfang" zu den beiden Teilen des Codex (Mokretsova/Shchegoleva 2010: 71). Die vollständige Transkription der Moskauer Handschrift und der Vergleich mit der entsprechenden Überlieferung sowohl im Großen und Ganzen, als auch anhand der Kollationen für die Katharinenlegende und die Werke Kreutzers lassen schließen, dass alle Texte in vollem Umfang erhalten sind.

Die in der Handschrift vorhandene Foliierung in Bleistift war bis heute in Bezug auf die Beschreibungen irreführend, was sowohl die Angaben zur Textabfolge als auch sogar die Blattanzahl betraf. Es ist wesentlich, dass Bl. '71' in Bleistift laut der Textabfolge Bl. 72 ist, dementsprechend sind Bl. '72' und '72a' in Bleistift tatsächlich Bl. 73 und 74 (obwohl das letztere als leeres liniertes Blatt vorkommt). Die Auszählung der Blätter bei der Autopsie lässt feststellen, dass der Pergamentteil aus 74 Blättern und der Papierteil aus 80 Blättern besteht, also insgesamt 154 Bl. und nicht 153 Bl., wie es bisher angegeben wurde. Da solche Fälle in verschiedenen Bibliotheken unterschiedlich behandelt werden können (d.h. leere Blätter durchnummeriert oder nicht berücksichtigt), sei es in der Zukunft zu klären, ob es der allgemeinen Praxis der RSB entspricht oder aus der Bibliothek des Generalstabs übernommen wurde, wobei die Frage bei der Restaurierung der Handschrift gelöst werden kann.

Die von Mokretsova/Shchegoleva vorgeschlagene und von anderen Forschern aufgenommene Datierung des Papierteils der Handschrift (Kreutzer-Teil) in 1473-1479 wurde nach dem Wasserzeichenkatalog von Briquet (Nr. 8608) durchgeführt (Mokre-tsova/Shchegoleva 2010: 71). Da die Angaben von Briquet zurzeit als mangelhaft einzuschätzen sind, sollte die Datierung nach der

Piccard-Datenbank präzisiert werden13. Die Erforschung hat gezeigt, dass am nächsten bei Piccard das Wasserzeichen 111807 (Straßburg März 1472) ist: P gebrochen, zweikonturig, mit Beizeichen, darüber Stange mit Blume oder Blatt, vierblättrige Blume/-es Blatt, mit gespaltenem Schaft, Höhe 72 mm, Breite 24 mm, Abstand der Bindedrähte 41 mm. Das Wasserzeichen 111818 (Straßburg 1475), nämlich P, gebrochen, zweikonturig, mit Beizeichen, darüber Stange mit Blume oder Blatt, vierblättrige Blume/vierteiliges Blatt, mit gespaltenem Schaft, Höhe 74 mm, Breite 24 mm, Abstand der Bindedrähte 41 mm ist dem Zeichen 111807 bei Piccard sehr ähnlich und darum auch mit dem im Papierteil der Moskauer Handschrift vergleichbar. Ein ausführlicher Vergleich der beiden Straßburger Wasserzeichen bedarf weiterer Begründung mit Rücksicht auf konkrete Besonderheiten des materiellen Befunds der Moskauer Handschrift14. Besonders interessant wäre es, die Wasserzeichen mit Verwendung der von A. Stevenson erfundenen und von P. Needham entwickelten Methodik zu erforschen (Stevenson 1952-1953, Needham 2013)15, wobei die Berücksichtigung der Zwillingswasserzeichen zur Datierung wesentlich beitragen kann.

Die neuesten Konsultationen mit den Moskauer Konservatoren zeigen, dass das Problem der irrtümlichen Foliierung als nebensächlich eingeschätzt sein soll und in der Zukunft sowohl für den Pergament- als auch für den Papierteil irrelevant sein wird, weil bei der geplanten Restaurierung der Handschrift die richtige Blattabfolge nach der Textanordnung wiederherstellt werden soll.

Die Anfangsüberschrift des Pergamentteils (2v, 1-27, in roter Tinte) ist weder 'Gebet an die hl. Katharina' (Mokretsova/Shchego-leva 2010: 71, Squires 2012: 74f.) noch 'Lob der heiligen Katharina' (Barow-Vassilevitsch/Heckmann). Es handelt sich um eine Anfangsüberschrift, in der die Schreiberin, die Nonne Katharina Ingolt, den Nutzen vom Gebet zu der heiligen Katharina und von der ganzen Katharinenverehrung (Fasten, Almosen, Feiern des Gedenktags,

13 Wasserzeichenkartei Piccard, Landesarchiv Baden Württemberg, Stuttgart, http://www.piccard-online.de

14 Vgl. den Vortrag von Natalija Ganina 'Straßburg in Moskau: Die Sammelhandschrift aus dem Reuerinnenkloster St. Maria Magdalena (Russische Staatsbibliothek, F. 68, Nr. 446)', die Tagung '4. Deutschrussisches Arbeitsgespräch zur Buchgeschichte. Mittelalterliche deutsche und lateinische Handschriften und Wiegendrucke: Aspekte und Methoden der internationalen Zusammenarbeit', Moskau, 23.-25. September 2013.

15 Den Hinweis auf den wichtigen Beitrag von Needham habe ich Nigel Palmer zu verdanken.

Vorsingen, Lesen) erläutert. Katharina Ingolt (? - 26.03.1508), deren Leben und Tätigkeit von Palmer erfasst wurden (Palmer 2007, Palmer 2009: 274-284), war eine begabte Schreiberin und Buchmalerin und verehrte ihre Namensheilige, was die Katharinenlegende mit der umfangreichen Überschrift, dem datierten Kolophon mit der Namenangabe der Schreiberin und einem Bild der Nonne mit der Überschrift 'Ora pro nobis' bezeugt. Im Vergleich zu der von derselben Schreiberin stammenden Berliner Handschrift von 'Vitaspatrum' (Berlin, SBB-PK, Ms. germ. 2o 863), wo es ein ähnliches Nonnenbild mit den Initialien 'k.i.' gibt (Palmer 2009: 275), soll das Bild in der Moskauer Handschrift als Selbstbildnis von Katharina Ingolt interpretiert werden.

Die Schreibsprache der Sammelhandschrift ist niederalemannisch, was den Beobachtungen zur Schreibsprache der Handschriften aus dem Straßburger Reuerinnenkloster (Palmer 2009: 268) genau entspricht. Es sei zu bemerken, dass die die Sprachmerkmale des Parierteils (Kreutzer) von denen des Pergamentteils (Legenden) etwas abweichen.

Die Untersuchung lässt schließen, dass die Prosalegende 'Katharina von Alexandrien' in der Moskauer Handschrift in der Fassung XXII oder 'Hodie'-Fassung erscheint16, die auf eine Reihe von lateinischen Quellen und letzten Endes auf die griechische Tradition zurückgeht. Die gesamte Überlieferung der 'Hodie-Fassung' sieht folgenderweise aus:

Mo: Moskau, Russische Staatsbibliothek, F. 68, № 446, Bl. 3r-58v. Fehlt bei: (Assion 1983, Williams-Krapp 1986).

Str: Straßburg, BNU ms. germ. q. 2743, früher L germ. 640.4°, Bl. 62r-149v. Die Handschrift ist bei (Williams-Krapp 1986: 426) aufgelistet, aber nur mit dem Hinweis auf Bl. 62r-80r, d.h. auf die 'Conversio' der hl. Katharina und die Vorrede zur 'Passio'; fehlt bei Assion. Nach der Beobachtung von Balasz Nemes, lässt sich eine der Schreiberhände auch in anderen Hss. aus dem Straßburger Dominikanerinnenkloster St. Nikolaus in undis nachweisen17.

Stu: Stuttgart, WLB, cod. theol. et phil. q. 77, Bl. 105r-164r . Die Handschrift war sowohl Assion als auch Williams-Krapp in

16 Die Bezeichnung 'Fassung' in Bezug auf die Interpretationen der Katharinenlegende entspricht der derzeitigen Praxis (Assion, WilliamsKrapp). Darunter werden nicht die 'Fassungen' desselben Werkes, sondern verschiedene Vers- und Prosaversionen vom Katharinenleben verstanden.

17 Hinweis von Balazs J. Nemes in der Beschreibung von ms. germ. qt. 2743 im 'Handschriftencensus' vom 4.11.2011: http://handschriftencensus.de/12887

erster Linie bekannt, deswegen bezeichnete Assion die gesamte Überlieferung der 'Hodie'-Fassung als 'schwäbisch', die aber bei Williams-Krapp zu Recht als alemannisch (noch ohne Kenntnis der Moskauer Handschrift) definiert wurde.

B: Berlin, SBB-PK, ms. germ. q. 192, Bl. 106v-169v, in einer Handschrift der 'Heiligen Leben' (Fassung B 13, Williams-Krapp 1986: 426), bei Assion berücksichtigt (Assion 1983: 1067). Da die Handschrift zur Sudermann-Sammlung gehört, ist die Provenienz aus dem Straßburger Dominikanerinnenkloster St. Nikolaus in undis nicht auszuschließen.

K: Karlsruhe, Landesbibl., Cod. St. Georgen 99, Bl. 2r-161r. Vgl. (Williams-Krapp 1986: 426), fehlt bei Assion.

Die nähere Untersuchung der Moskauer Handschrift zeigt, dass sie die gleiche deutschsprachige 'Hodie'-Fassung der Katharinenlegende vertritt wie der in Mo, Str und Stu überlieferte Text, und damit bis auf den Mirakelanhang vollkommen unabhängig von der Übersetzung dieses Werks in 'Der Heiligen Leben' ist.

Die Prosalegende 'St. Barbara' (59r-73r) ist ein Unikat18. Sie stützt sich auf die lateinische 'Legenda aurea' (aber nicht auf die 'Elsässische Legenda aurea') mit Rücksicht auf andere damals bekannte Versionen, nämlich 'Der Heiligen Leben'.

Der Wunderanhang der Katharinenlegende in Mo (55r-58v) enthält drei Mirakel aus 'Der Heiligenleben', aber in einer etwas abweichenden Fassung. Die 3 Mirakel der Barbaralegende (68v-70v) haben genaue Entsprechungen in den drei Mirakeln der Barbaralegende in 'Der Heiligen Leben', wobei das 4. Mirakel (71r) ein Unikat ist und auf die Tradition des bayerischen Klosters Pillenreuth, eines bekannten Zentrums des geistigen Lebens, zurückgeht. Das Schlussgebet an die hl. Barbara und ein origineller Anhang mit der Überschrift Dis ist ein geistliches ingrün Schöpplin von andechtigem gebet gemacht (71r-73r) sind auch bemerkenswert und bedürfen weiterer Erforschung.

Der Papierteil enthält die Traktate von Johannes Kreutzer OP (1424/1428-16.6.1468). Die Gesamtüberlieferung des 'Geistlichen Mai', der 'Geistlichen Ernte' und der 2 'Herbstjubel' soll mit Rücksicht darauf so dargestellt werden:

18 Die Erwägungen zur Einzigartigkeit der Moskauer Barbaralegende habe ich Prof. Nigel F. Palmer und Prof. Werner Williams zu verdanken.

Mo: Moskau, F. 68, № 446, 'Der geistliche Mai' Bl. 75r-128r 25, 'Die geistliche Ernte' Bl. 128r 26-149v 20, 'Herbstjubel I' 149v 21-152r 8, 'Herbstjubel II' 152r 9-154r;

B2: Berlin, SBB-PK, ms. germ. qt. 20219, 'Der geistliche Mai' Bl. 107r-172v, Anhang 'Der xiii. lusf Bl. 172v-223v, 'Die geistliche Ernte' Bl. 243r-266v, 'Herbstjubel I' Bl. 347v-350r, 'Herbstjubel II' Bl. 350r-353r;

Stu: Stuttgart, WLB, cod. theol. et philos. 4o 190, 'Der geistliche Mai' Bl. 1v-78r, 'Die geistliche Ernte' Bl. 79v-111v, 'Herbstjubel I' Bl. 111v-114v, 'Herbstjubel II' Bl. 114v-118v.

Die Traktate kommen in der Moskauer Handschrift in vollständigen Fassungen vor, die von großer Bedeutung sind, auch im Vergleich zur gesamten Überlieferung. So ist z. B. der originelle 'ich'-Schluss vom 'Geistlichen Mai', der die Anfangsvorsätze des Traktats mit seinen Schlussfolgerungen verbindet, nur in der Moskauer Handschrift erhalten. Mit Rücksicht darauf, dass Kreutzer in Straßburg predigte, da er großen Ruhm sowohl im Klostermilieu als auch unter den Laien erwarb, aber 1456 aus der Stadt infolge des Ultimum-vale-Streits verwiesen wurde, kommt die Moskauer Handschrift (sowie die beiden Berliner Handschriften Straßburger Provenienz) als wichtiges Zeugnis der Kreutzer-Rezeption in den Straßburger Frauenklöstern.

Zu den Forschungsergebnissen bei der Erschließung der Moskauer Handschrift 2013-2014 gehören die Revision und Präzisierung der heute vorhandenen Katalogbeschreibungen, die präzisierte Datierung des Papierteils nach dem Wasserzeichen, die Klarstellung der Blatt- und Textabfolge, die Klärung der Überlieferungslage für die Moskauer Katharinen- und Barbaralegende und die vollständige Transkription der Handschrift (für den Kreutzer-Teil auch einschließlich der Varianten der Berliner Handschrift). Die Erforschung auf dem Gebiet der Kodikologie und Konservation verspricht die Restaurierung des Buches und die Wiederherstellung der richtigen Blattabfolge 0. Als Hauptaufgabe auf dem Gebiet der Philologie

19 Als B2 im Vergleich zur als B: von Landmann bezeichneten Handschrift mit der Hoheliedauslegung und anedern Werken Kreutzers (Berlin, SBB-PK, ms. germ. qt. 158). Siehe: Landmann 1953-1954: 21-33, Schmidt 1966: 187, Honemann 1985: 360.

20 Im Mai 2014 ist die Handschrift zur Restaurierung ins Moskauer Staatliches Wissenschaftliches Forschungsinstitut für Restaurierung eingegangen.

kommt eine vollständige Edition der gesamten Handschrift vor, die z. Zt. in Vorbereitung ist.

Literatur

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Natalija Ganina. Dis buch gehort in daz closter zun ruwerin in Strossburg: die Straßburger Sammelhandschrift (Moskau, RSB, F. 68, № 446)

The article generalizes the research results and edition perspectives of an unique 15th century German manuscript (Moscow, Russian State Library, F. 68, № 446) that comes from the convent of St. Mary Magdalene in Strasbourg and contains the lifes of St. Catherine and St. Barbara (parchment) and the works by Johannes Kreutzer which are of great value concerning the history of the German literature and mysticism.

Keywords: medieval German manuscripts, Straßburg, 15th century, convent of St. Mary Magdalene, life of St. Catherine, life of St. Barbara, Johannes Kreutzer.

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