Научная статья на тему 'Besonderheiten der Textgliederung in der handschriftlichen Überlieferung der deutschen Traktate Davids von Augsburg'

Besonderheiten der Textgliederung in der handschriftlichen Überlieferung der deutschen Traktate Davids von Augsburg Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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ДАВИД АУГСБУРГСКИЙ / НЕМЕЦКИЕ СРЕДНЕВЕКОВЫЕ РУКОПИСИ
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Текст научной работы на тему «Besonderheiten der Textgliederung in der handschriftlichen Überlieferung der deutschen Traktate Davids von Augsburg»

N. Bondarko

BESONDERHEITEN DER TEXTGLIEDERUNG IN DER HANDSCHRIFTLICHEN ÜBERLIEFERUNG DER DEUTSCHEN TRAKTATE DAVIDS VON AUGSBURG*

In den Auseinandersetzungen um die Ziele, denen eine kritische Edition von handschriftlich überlieferten volkssprachigen Texten des Mittelalters dienen soll und um den Textzustand, den man darstellen bzw. rekonstruieren möchte, bedarf der überlieferungsgeschichtliche Ansatz der Würzburger Schule einer besonderen Aufmerksamkeit. Im programmatischen Sammelband „Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Beiträge der Würzburger Forschergruppe zur Methode und Auswertung" (1985) hebt Georg Steer die Gebrauchsfunktion deutscher spätmittelalterlicher Prosatexte als textanalytische Kategorie hervor: "Geht man davon aus, daß die Überlieferung eines Textes [...] von den Intentionen des Autors, der Redaktoren und der Schreiber in Verbindung und in Bezugnahme auf die literarischen Bedürfnisse der Benutzer und Leser, also des "literarischen Publikums", gesteuert werden, dann scheinen Funktion und Gebrauch als jene Kategorien, mit denen die Vorgänge der Textüberlieferung und Textgeschichte adäquat erfaßt werden könnten" (Steer 1985: 33). Somit wird nicht mehr das zu rekonstruierende „Original", sondern jeder einzelne Überlieferungsträger zum Hauptgegenstand einer überlieferungsgeschichtlichen Untersuchung. Als Hauptziel einer kritischen Edition wird die Darstellung der auf einer möglichst sicherer Grundlage zu ermittelnden Gebrauchsfassung gesetzt, eine offene Überlieferungsform des Textes ist dabei die wichtigste Voraussetzung (siehe Ruh 1978: 35ff.): „Editionsziel einer überlieferungskritischen Edition ist ein ,historischer', d. h.

* Diese Arbeit wurde im Rahmen des von der Alexander von HumboldtStiftung unterstüzten Forschungsprojekts „Die deutschsprachige geistliche Prosa des 13. Jahrhunderts im Spiegel der lateinischen Tradition: eine Untersuchung zur sprachlichen Variabilität und Stereotypie" vorbereitet. Für wichtige Arbeitshinweise bin ich meinen deutschen Gastgebern Herrn Prof. Dr. Freimut Löser (Universität Augsburg) und Herrn Prof. Dr. HansJochen Schiewer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) dankbar.

nachweisbar gelesener Text - im Gegensatz zum Rekonstruktionstext der kritischen Ausgabe-, und dieser gelesene Text ist so darzustellen, daß er das gesamte Rezeptionsfeld des Denkmals zu erschließen vermag", so Kurt Ruh (Ebd.: 36)1.

Wenn wir mit Hans-Jochen Schiewer die Fassungen an „the-matisch-semantische[n] Veränderungen auf der Ebene der Textkohärenz [...], die zu Neufokussierungen bzw. Fokusverschiebungen führen" (Schiewer 2005: 41)2, erkennen möchten, wie ist es vorzugehen, wenn der Inhalt und die wichtigen Sinnzusammenhänge eines Textzeugen trotz einigen bearbeitenden Tendenzen keine bewusste Revision aufweisen?3 In dieser Situation kommt die entscheidende Rolle dem Überlieferungskontext sowie denjenigen Textänderungen zu, an denen man eine erweiterte Vorstellung von der Teilnahme der Schreiber und Leser an der Konstituierung von neuen Rezeptionsbedingungen bekommen kann. Dieses Problem möchte ich am Beispiel einiger Entwicklungen in der Überlieferungstradition der oberdeutschen franziskanischen Prosa des 13.-15. Jh. erörtern.

Nachdem der Brand im Augsburger Minoritenkloster im Jahr 1292 die ganze Bibliothek vernichtet hatte, ist die Frühgeschichte der literarischen Aktivitäten der oberdeutschen Franziskaner nicht mehr unmittelbar fassbar. Auf Grundlage der bisherigen überlieferungsgeschichtlichen Untersuchungen4 möchte ich fünf Etappen in der Entwicklung der literarischen Tätigkeit des Regensburg-Augsburger Franziskanerkreises unterscheiden:

1. Die erste Etappe setzt um 1250 ein, als wohl noch in Regensburg lateinische Novizentraktate Davids von Augsburg (,Formula de compositione hominis exterioris ad novitios' = 'Formula novitiorum', wohl etwas später , Formula de interioris hominis

1 Zur Wertung des überlieferungsgeschichtlichen Ansatzes der Würzburger Schule aus moderner Sicht siehe Löser 2004: 230ff.

2 Zur Problematik der terminologischen Differenzierung von Bearbeitungstypen siehe auch Steinmetz 2005.

3 Vgl. Steinmetz 2005: 46: „Wenn bewusst erzeugte Varianten in größerer Zahl vorliegen oder von bemerkenswerter Bedeutung sind, konstituieren sie eine neue Fassung". Die Bearbeitungsabsicht als der einzige Differenzierungsparameter für die Fassung wird allerdings von Steinmetz selbst problematisiert.

4 Siehe Hübner 1932: 100ff., Ruh 1955, Unger 1969, Richter 1969; Schwab 1971; Schneider 1987: 254-256; Neuendorff 1994; Bohl 2000: 55-100; Gerhardt/Palmer 2000, besonders S. 27-32; Schiewer 2002.

reformatione ad proficientes' und ,De septem processibus religiosorum') verfasst werden, die dann als dreigliedriges Werk (,De exterioris et interioris hominis compositione') erscheinen. Zwischen 1250 und 1264 werden drei authorisierte lateinische Predigtsammlungen Bertholds von Regensburg (,Rusticanus de Dominicis', ,Rusticanus de Sanctis', ,Rusticanus de Communi') zusammengestellt, nicht früher als 1263 folgen ihnen die Sammlungen ,Sermones ad Religiosos' und ,Sermones Speciales', deren Authentizität bezweifelt wird.

2. Auf der zweiten Etappe erscheinen deutsche Texte, die mehr oder weniger auf Davids ,De exterioris et interioris hominis compositione' und auf Bertholds lateinische Predigtsammlungen zurückgehen. Der Grundstock dieser Sammlungen wird wohl noch vor 1272, dem Todesjahr beider franziskanischen Autoren, zusammengestellt worden sein. Über den genauen Bestand dieses Urcorpus kann nur hypothetisch geurteilt werden: aus dieser Zeit ist keine einzige Handschrift erhalten. Aus den 1260-er Jahren stammen die „echten" deutschen Traktate Davids von Augsburg. Nach 1264, wahrscheinlich aber erst zwischen 1275 und 1278, entstehen die frühesten deutschen Bearbeitungen lateinischer Predigten, die später als Material für die deutsche Teilsammlung *XI sowie für einige Predigten der Teilsammlungen *Yn/IV benutzt werden. Parallel dazu wird etwa ein ganzes Jahrzent 1265-1275/1276 eine „progressive Collectivarbeit" (Hübner 1932: 112) am , Schwabenspiegel' in der Augsburger „Zentrale" der Minoriten geführt.

3. Auch die im Laufe der nächsten 25 Jahre geschaffenen deutschen Bearbeitungen von Davids und Bertholds lateinischem Oeuvre sind immer noch nicht fassbar. Zwischen 1275 und 1300 müssen die ersten Sammlungen von zu dieser Zeit im deutschen Süden gängigen Prosastücken franziskanischen, aber auch zisterziensischen Ursprungs entstanden sein: das große und das kleine Corpus der Schriften Davids von Augsburg; Berthold von Regensburg zugeschriebene acht ,Klosterpredigten' (Sammlung *Z, meistens Bearbeitungen einzelner , Sermones ad Religiosos') sowie die Teilsammlung X11 und einige Teile seiner deutschen Predigtsammlung *Y. Schließlich gehört in diese Zeit ein aus verschiedenen Schriften Davids von Augsburg und mehreren Predigten Bertholds kompiliertes Erbauungsbuch ,Baumgarten geistlicher Herzen' (BgH): höchstwahrscheinlich wurde diese große Kompilation für die sich in der Nachbarschaft des Augsburger Franziskanerkonvents befindende Frauengemeinde St. Maria Stern geschrieben,

welche im Jahr 1282 eine klösterliche Verfassung erhielt und seitdem ein Grablegungsrecht im Gelände des Barfüßerkonvents besaß.

4. Die vierte Etappe (etwa 1300-1317) ist durch die drei ältesten erhaltenen Handschriften repräsentiert, die im ostschwäbischen Raum, wahrscheinlich in Augsburg, in der Zeit um 1300 geschrieben wurden. Alle drei gehören zurzeit zum Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München. Unter ihnen ist der Cgm 176 eine richtige Fundgrube für die Texte, die Kurt Ruh einst als „davidisch" bezeichnete (Ruh 1955). Sehr wohl könnte dieser Codex für das Urcorpus repräsentativ sein, man muss dabei aber mehrere Zwischenstufen ansetzen. Dazu kommt eine kleinere Auswahl an Texten in einer Handschrift ungefähr gleichen Alters, Cgm 183. Aus derselben Zeit stammt endlich Cgm 6247, der älteste und der beste Überlieferungszeuge des ,Baumgartens'.

5. Die fünfte Phase, die etwa bis Ende des 14. Jh. dauerte, zeichnet sich durch die Entwicklung der Überlieferungstradition der genannten Textsammlungen aus. Die frühen deutschsprachigen ber-tholdschen Predigtsammlungen werden durch spätere Bearbeitungen und Hinzufügung neuer Predigtstücke erweitert und trotz ihrer Heterogenität zu festen größeren Überlieferungsgruppen *X und *Y entwickelt, von denen die letztere die Sammlung *Z als ihren Bestandteil (*YIV) enthält. Unter den Texten fremden Ursprungs findet sich der ,Spiegel der Tugend' Davids von Augsburg in der Teilsammlung *X und die älteste Übersetzung seines lateinischen Novizentraktats ,Formula novitiorum' in *Y I. Außerdem sind aus dem 14. Jh. sechs Sammelhandschriften mit teilweise franziskanischem Streugut (Cgm 132, Cgm 354, Cgm 717, Cgm 5192 und Cgm 100 der Bayerischen Staatsbibliothek München sowie Hs. 879 der Universitätsbibliothek Gießen) bekannt, ein großer Teil der für diese Sammelhandschriften gemeinsamen anonymen Überlieferung findet sich noch in mehreren Sammlungen des 15. und noch des frühen 16. Jh. (Cgm 851, Cgm 5067 und Cgm 4490 der BSB, Cod. III.1.4°9 der Universitätsbibliothek Augsburg, Cpg 567 der Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. 955 der Stiftsbibliothek St. Gallen u.a.m.).

Der ,Spiegel der Tugend' und ,Die sieben Vorregeln der Tugend' werden von der Forschung einstimmig als stilistisch feinste Werke Davids von Augsburg betrachtet. Ihre Authenzitität scheint für alle gesichert zu sein, die aus der letztendlich weder endgültig zu beweisenden noch definitiv zu widerlegenden Hypothese ausgehen,

David habe nicht nur auf Latein, sondern auch auf Mittelhochdeutsch geschrieben. Dafür sollen vor allem stilistische, aber auch inhaltliche Kriterien sprechen5.

Im Unterschied zu allen anderen Traktaten Davids begegnet ,Der Spiegel der Tugend' mehrfach als Streuüberlieferung: in verschiedenen Fassungen liegt er insgesamt in 22 Handschriften vor. Fast alle sonstigen Traktate werden nur zusammen mit anderen davidischen Schriften überliefert. Eine Sonderstellung nehmen ,Die sieben Vorregeln der Tugend', die sehr oft unmittelbar nach dem ,Spiegel' stehen. Die ,Vorregeln' sind in den zwei wichtigsten Corpus-Hand-schriften des BgH (Cgm 6247 und Cgm 210) vollständig und anders als der ,Spiegel' in unveränderter Form überliefert (als Kapitel Nr. 202 und 203), in dem jüngeren Salzburger Codex Nonnberg 23 B 7 sind von den deutschen Werken Davids nur diese zwei Schriften zu finden.

Die Einordnung der Überlieferung der beiden Traktate Davids in verschiedene Fassungen wurde bisher noch nicht speziell diskutiert, wohl weil sie auf den ersten Blick vermeintlich klar ist. Dem Herausgeber Franz Pfeiffer ging es um die Wiederherstellung eines ursprünglich fehlerfreien Textes; alle Handschriften, die er damals kannte, schätzte er nach Qualität (hinsichtlich der Schreibfehler) und Alter. Doch berücksichtigte er in seinem Lesartenapparat auch diejenigen Handschriften, die die Texte mit Lücken oder offensichtlichen Fehlern überlieferten. Für eine stemmatische Darstellung der Überlieferung fehlten Pfeiffer noch wichtige Vorarbeiten und Material.

Das wichtigste klassifikatorische Prinzip für die Überlieferung der beiden Traktate liegt auf der Hand: das ist die Zugehörigkeit der Texte zu verschiedenen mehr oder weniger festen Textsammlungen. Ganz grob lassen sich die Überlieferungszeugen in vier Gruppen einteilen: 1) die „Corpus"-Handschriften Davids von Augsburg; 2) die Corpus-Handschriften des BgH; 3) die Handschriften der Teilsammlung *Xn der Predigten Bertholds von Regensburg; 4) Sammelhandschriften, die den ,Spiegel der Tugend' zusammen mit geistlichen Texten verschiedenen Ursprungs enthalten.

Wenn man sich einerseits von Überlieferungszusammenhängen und andererseits vom Vorhandensein wenigstens mechanischer, d. h. sich auf Auslassungen und Zusätze begrenzender Eingriffe der

5 Siehe Jellinegg 1903/1904; Stöckerl 1914; Lehmann 1927: 385-392; Ruh 1955: 77-78; Schwab 1971, besonders S. 156-158; Ruh 1981: 54-55.

Schreiber in den Text ausgeht, so kann man aufgrund der aufgelisteten Gruppen fünf Fassungen des ,Spiegels' und nur eine Fassung der , Vorregeln' unterscheiden. Die vollständige ursprüngliche Redaktion *A liegt in allen Corpus-Handschriften Davids von Augsburg (A, M, B, C, D, F, E und P) sowie in S (zusammen mit den ,Vorregeln') und N als Streuüberlieferung vor6. Alle diese Handschriften außer N enthalten auch die ,Vorregeln'. Die Redaktion *B des ,Spiegels' ist in vier Handschriften des BgH enthalten (L, G, Ba, O)7, die ebenda (in L und G) vorhandene Version der ,Vorregeln' kann als selbständige Redaktion kaum gelten. Die Redaktion *C ist als Predigt X 42 Bertholds von Regensburg in vier Corpus-Hand-schriften der Überlieferungsgruppe *X (I, Ha, a und Br)8 und als Streugut in R9 überliefert. Die stark gekürzten Redaktionen *D und *E liegen je in einer Handschrift (K und H)10 als Streugut in neuer Umgebung vor. Gesondert muss eine Kompilation aus den beiden Traktaten behandelt werden, deren Teil im Baseler Fragment Q erhalten ist11.

Die Gleichgültigkeit nicht nur Pfeiffers, sondern auch der späteren Forschung zu der Fassungsfrage der davidischen Überlieferungstradition hat ihren Grund in der Art der vorhandenen textlichen Abweichungen: außer gewöhnlichen Schreib- und Textverständnisfehlern, grammatisch-lexikalischer Varianz, Textauslassungen und sehr seltenen Texteinschüben wird man hier nichts finden, was

6 A = Cgm 176, M = Cgm 183, B = Cgm 132, F = Cgm 851 (Bayerische Staatsbibliothek), C = Cod. A 98, D = Cod. A 105 (Straßburger Stadtbibliothek, beide Hss. wurden 1870 bei einem Brand der Bibliothek vernichtet; E = Mgq 125, P = Mgq 191 (Staatsbibliothek zu Berlin); S = Cod. 23 B 7 (Bibliothek der Benediktinerinnenabtei Nonnberg); N = Cent. VII, 73 (Stadtbibliothek Nürnberg).

7 L = Cgm 6247, G = Cgm 210, O = Cgm 263 (BSB); Ba = Cod. A. IV. 45 (Öffentliche Bibliothek der Universität Basel).

8 I (= A bei Richter 1969) = Cpg 24 (Heidelberg, Universitätsbibliothek), Ha = Cod. III. 1.2° 36 (Augsburg, Universitätsbibliothek); a = Cod. 11083/84 (Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique), Br (= B bei Richter 1969) = Cod. 746 (Bern, Burgerbibliothek).

9 R = Ms. 80 (Neustadt a. d. Aisch, Kirchenbibliothek).

10 K = Cgm 100, H = Cgm 717 (BSB).

11 Öffentliche Bibliothek der Universität Basel, Fragm. N I 3 95c (Perg., 1. Hälfte des 14. Jh.), hierzu siehe die ungedruckte Beschreibung von G. Binz vom Jahr 1936 (Universitätsbibliothek Basel, Handschriftenabteilung, Fragm. N I 3 95c: Beschreibung).

mit bewusster Bearbeitung und konzeptueller Änderung der inhaltlichen Zusammenhänge zu tun hätte. Sogar das kompilatorische Verfahren des BgH-Redaktors bei der Umarbeitung des ,Spiegels der Tugend' ist eher mechanischer Art und bringt kaum etwas Neues außer Zersetzung des ursprünglichen Ganzen mit. Darf aber nur eine inhaltbezogene Textänderung bei geistlichen Prosadenkmälern nichtnarrativer Art als unabdingbares Merkmal einer neuen Fassung gelten?

Diese Frage versuche ich anhand eines anderen Kriteriums, und zwar der Textgliederungen verschiedener Art, zu behandeln. Die Anwendung dieses Kriteriums wird vor allem die Präzisierung einiger Überlieferungskonstellationen innerhalb der Hauptredaktion *A erforderlich machen.

Im Unterschied zu allen anderen Redaktionen des ,Spiegels der Tugend' muss bei der *A-Redaktion nicht nur dieser Traktat allein, sondern auch alle sonstigen Schriften des David-Corpus mitgemeint sein. Denn die Frühphase der Textgeschichte jeder einzelnen Schrift vor der Corpus-Bildung ist uns nicht zugänglich. Dass man beim Versuch, die Handschriftenrelationen für jeden Text, der zum Klein-corpus gehört, zu bestimmen, die anderen Texte der Sammlung nicht aus der Sicht verlieren darf, ist schon aus der Spezifik der Textgliederung in Hs. M ersichtlich.

Der Cgm 183 (M) war Pfeiffer zur Zeit der Vorbereitung seiner Ausgabe von 1845 noch nicht bekannt. Indessen hat dieser Codex in der Überlieferung des davidischen Kleincorpus eine besonders wichtige Stellung. Erstens ist schon das Alter der Handschrift beachtenswert: Karin Schneider datiert sie im Unterschied zu den früheren Einschätzungen (siehe Petzet 1920: 336) auf die Zeit um 1300 (Schneider 1987: 254f.). Zweitens sind darin, wie Bruno Jellinegg in seiner leider nicht zum Schluss gebrachten Studie von 1904 zeigen konnte (Jellinegg 1903/1904), weit weniger Textverderbnisse als in anderen Corpus-Handschriften enthalten, und M teilt mit ihnen keine Bindefehler. Auch die meisten lateinischen Zitate sind darin im Unterschied zu dem wahrscheinlich ebenso alten Codex A, dem einzigen Überlieferungszeugen des Großcorpus, vorhanden.

Eine richtige Sonderstellung unter den anderen Handschriften der *A-Redaktion erlangt M als Zeuge der frühen Rezeption der Texte dank der darin vorhandenen thematischen Gliederung in Form von zahlreichen Randvermerken, die teilweise als Überschriften thematischer Abschnitte, teilweise als kurze Inhaltszusammenfassungen erscheinen. Diese Textgliederung umfasst jedoch nicht alle fünf darin

überlieferten Texte des Kleincorpus, sondern nur die drei ersteren: den ,Spiegels der Tugend', die ,Vorregeln der Tugend' und den Traktat ,Christi Leben unser Vorbild'12.

Diese Besonderheiten von M haben einen hohen Erkenntniswert für die Strukturierung der Kleincorpus-Überlieferung sowie für die Untersuchung der frühen Rezeptionsspuren von Davids Werken, vor allem aber des ,Spiegels der Tugend'. Wenn man das Alter von M und den sehr guten Zustand der darin überlieferten Texte in Zusammenhang mit der ebenda enthaltenen Kapitelgliederung bringt, so wird man annehmen dürfen, dass man mit einem frühen Zeugen eines eigenständigen Überlieferungszweigs innerhalb der *A-Redaktion des davidischen Kleincorpus zu tun hat. Damit entstehen natürlich viele Fragen, auf die man angesichts so schmaler Überlieferungsdaten keine erschöpfenden Antworten erwarten darf.

Da M auch nicht fehlerfrei ist und einige kleinere Textlücken aufweist, muss man davon ausgehen, dass die darin überlieferte Auswahl von Werken Davids von Augsburg bereits in der Vorlage von M vorhanden war. Gehört die Textgliederung dem Schreiber von M oder war sie bereits in der Vorlage enthalten? Ganz klar ist nur, dass diese Randvermerke nicht vom Verfasser der Traktate selbst stammen können, da sie sonst in keiner anderen Handschrift des 14. Jh. erhalten sind und, was sehr wichtig ist, auch im BgH, der eine sehr frühe Stufe der Textrezeption fixiert, fehlen. Für die Bewertung der Handschrift sind zwei Umstände wichtig: erstens der ostschwäbische Schreibdialekt, der wahrscheinlich nach Augsburg führt, wo die Überlieferungstradition des Augsburg-Regensburger Franziskanerkreises bis in die Mitte des 14. Jh. am stärksten repräsentiert gewesen sein sollte13; zweitens der Aufbewahrungsort der Handschrift, der im 15. Jh. das Nürnberger Katharinenkloster war.

12 Eigentlich stellt diese Schrift den Anfangsteil eines längeren Traktats, den Pfeiffer als ,Von der Offenbarung und Erlösung des Menschengeschlechts' bezeichnete: die vollständige Version ist aber nur in einer einzigen Handschrift des 14. Jh. (Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. brev. 88) außerhalb des Corpus überliefert, dagegen fand die abgekürzte Version innerhalb des Corpus eine weitere Tradierung.

13 Von den älteren Handschriften mit der Überlieferung Davids von Augsburg gehören mit großer Wahrscheinlichkeit noch Cgm 6247 und Cgm 717 nach Augsburg; für den Cgm 176 ist Augsburg als Entstehungsort wegen der ostschwäbisch-bairischer Dialektmischung nur mit Vorbehalt zu nennen.

Die Annahme, die Randvermerke seien bereits in der Vorlage von M vorhanden gewesen, ist vorzuziehen, denn dadurch können einige Fälle der allzu groben Einteilung der Textabschnitte beim , Spiegel der Tugend' sowie häufige Irregularitäten der Textgliederung bei den , Vorregeln' und dem ,Christi Leben' nicht nur durch die ursprüngliche Willkür des Redaktors, sondern auch wenigstens teilweise durch individuelle Entscheidungen bzw. Unaufmerksamkeit des Schreibers von M erklärt werden.

Diese Erwägungen hätten keine guten Chancen auf eine feste Begründung, wenn es nicht zwei Handschriften gegeben hätte, in denen der ,Spiegel der Tugend' mit derselben Gliederung überliefert ist. Es geht um Cod. Cent. VII, 73 der Nürnberger Stadtbibliothek aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. (N), der aus dem dominikanischen Katharinenkloster in Nürnberg herkommt14, und um Cod. 23 B7 aus der Bibliothek der Benediktinerinnenabtei Nonnberg in Salzburg vom Jahr 1454, der von Leonhard Zeilhofer im Auftrag der Nonn-berger Äbtissin Agathe Haunsperger geschrieben wurde (S)15.

In der Katalogbeschreibung von N gibt Karin Schneider das dominikanische Katharinenkloster in Nürnberg erst mit Vorsicht als Herkunftsort von N an (das Fragezeichen in Klammern). Indessen habe ich beim Kollationieren des ,Spiegel'-Textes festgestellt, dass N eine direkte Abschrift von M ist: dafür zeugen die gleichen Sprachfehler und dieselben Textgliederungssignale, die hier aber in den Text hineingetragen sind und als Kapitelüberschriften aussehen. Hier seien einige Beispiele für die Übernahme von Schreibfehlern bzw. Lesarten, die sonst in keiner anderen Handschrift vorkommen, angeführt:

(1) M: Daz mohte si da vor verdienet haben. div vor der vereinvnge ein stvnd niht gewesen was_. (fol. 18v).

Das erste Wort dieses Satzes in M ist falsch, denn es ist ein Fragesatz. In allen anderen Handschriften steht W(a)z, und nur N hat ebenfalls Das.

14 Siehe Beschreibung bei Schneider 1965: 388f.

15 Die noch unveröffentlichte Beschreibung der Handschrift wurde mir von Herrn Prof. Dr. Gerold Hayer (Universität Salburg) liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt, wofür ich ihm meine Dankbarkeit äußern möchte. Für die Zuschickung vorzüglicher Abbildungen der Handschrift bin ich ebenso Herrn Prof. Hayer und Sr. M. Maura Promberger OSB, der Bibliothekarin der Benediktinerinnenabtei Nonnberg zutiefst verpflichtet.

(2) M: si ist senft an den siten. stille an den worten. dvrn#ht an den worten. vnd an den werchen. St#te an der warheit. (fol. 14r);

N: Sie ist senft an den sitten. styll an den worten. durnechtig an den worten vnd werke[n] Stet an der warh[ei]t (fol. 83r).

In keiner anderen Handschrift ist die Präpositionsgruppe an den worten wiederholt, vgl. z. B. den Text von A: Si ist senfte anden siten stille an den worten dvrnachtich an den werchen. stet an der warhait (fol. 135r). Die Lesart von M und N ist zwar grammatisch und semantisch korrekt, doch sieht dadurch die syntaktische und stilistische Strukturierung des prädikativen Teils des Satzes ganz anders aus. In den meisten Handschriften bilden die binär gebrauchten Präpositionalgruppen an den worten / an den werken ein stilistisch markiertes (d. h. syntaktisches, semantisches, rhythmisches und phonisches) Verbindungsmittel für zwei prädikative Attribute: Antithese und Epiphora liegen zugleich vor. In M und N ist der syntaktisch-lexikalische Parallelismus zugunsten der Zwillingsformel an den worten und an den werken preisgegeben, die von nur einem Adjektiv (dvrn#ht / durnechtig) abhängig ist und nicht mehr im symmetrischen Verhältnis zu der anderen Adjektivgruppe steht. Wohl ist die Wiederholung der Präpositionalgruppe an den worten nach dem Adjektiv dvrn#ht in M oder in seiner Vorlage durch einen zufälligen Fehler zu erklären und nicht für eine ursprüngliche Variante zu halten. Da der Wortzusatz keine Sinnstörung hervorgerufen hat, wurde diese Lesart vom Schreiber der Nürnberger Handschrift übernommen.

Die Tatsache, dass die Schreibsprache von N bereits den frühneuhochdeutschen Lautstand aufweist, kann natürlich nicht als Gegenargument gelten. Die graphematisch-phonematische sowie lexikalische Varianz, die beim zeitlichen Abstand von etwa 150 Jahren ganz selbstverständlich ist, geht nicht über den Maß hinaus, den man einem Schreiber bei direkter Abschrift zutrauen darf.

Die Salzburger Handschrift hat als Zeuge für die Existenz eines besonderen Uberlieferungszweigs (bzw. Subredaktion des Kleincorpus) *A1 entscheidende Bedeutung. Für ihre relative Nähe zu M sprechen dieselben Überschriften (mit wenigen Abweichungen), die wie in N vom Blattrand in den Text hineingetragen sind. Auch andere Anzeichen gibt es dafür: gemeinsame Textlücken (auch bei lateinischen Bibelzitaten im ,Spiegel' und in den ,Vorregeln') und Lesarten, die in sonstigen Überlieferungszeugen fehlen.

Obwohl der ,Spiegel der Tugend' in N isoliert und dabei unvollständig (der Text bricht früh ab, so dass etwa ein Drittel des Traktats

fehlt) überliefert ist, ist diese Handschrift für die Untersuchung der Überlieferungstradition des ,Spiegels' in zwei Hinsichten wertvoll, wenn man sie mit dem Salzburger Codex vergleicht. Zum einen kann man die Mitwirkung des Redaktors bei der Gestaltung des Textes an seinen Entscheidungen über die Grenzziehung zwischen Leseabschnitten direkt beobachten. Dass beim Einfügen von Randglossen in den Textkörper an manchen Stellen verschiedene Varianten möglich sind, zeigt der Vergleich von N mit S: in fünf Fällen treffen die Schreiber verschiedene Entscheidungen (nicht zu vergessen ist dabei, dass in N eine Hälfte von Überschriften wegen des Abbruchs des Texts fehlt). Zum anderen ist im Wortlaut und Lautstand der Handschrift ein Maßstab für zulässige Wandlungen beim zeitlich distanzierten Abschreiben gegeben. Vor diesem Hintergrund treten zahlreiche Textänderungen und inhaltliche Fehler in Hs. S, die es mit keinen anderen bekannten Handschriften teilt, besonders deutlich hervor.

Die Unterschiede beim Hineintragen von Randvermerken in den Text von N und S seien hier an zwei Beispielen vorgeführt:

(1)

N S

(XIV) Wie grosze suszigkeit der heylig geist bringt zu dem herzen dz in steter ru des frids ist (fol. 82v) (XVI) Wie grosse süssikait der heiligeist pringt czu dem herczen das in stäter ruer des frid ist. (fol. 173r)

[...] [...] Jhesus Christus hat ieczund ein uil weite schul vnd gar wenig lerchinder an disen tugenden

(XVII) Ein uil nucze lere czu der diemütikait

LErn auch von im cze sein eins diemütigen herczen wer diemütig ist an gewant. an gewonhait. an gepärd an worten dw mögst wänen dy also cze sein aber dy diemütikait an das hercz ist nur ein gleichsnerey Aber dy diemütikait des herczen chan sich nicht verpergen si erczaig sich an allen dingen wann si mag sich nicht anders erczaigen dann si ist Wo si sich ogent da ist si nicht chreftig irew czaichen sindt scheinpär an allen dingen.

[...] Sie begert weder eren noch vil gutes / wann sie nicht vor den andern hye scheynen will. an keinem gewalt (XVIII) Dy czaichen der waren

diemütikait (fol. 173v)

DAs ist senft an den siten still an den worten dürnacht an den werichen stät an der warhait Si ist dankchnam aller guttät wie chlain si ist wann si gedunkcht sich chaum cklainer güter wert Si ist gedultig in vngemach wann sy hat sich da für das si es pilleich schüll leiden Si erhebt sich gein niemant mit chainer ebengeleichung wann si getar sich gein niemant geleichen Si gan niemant chains guten / noch gant niemant chains pösen wann si hat dy andern werder alles gutes dann sich Si pegert weder eren noch uil güter wann si nicht vor den andern erscheinen wolt mit chainem gewalt Der recht diemütig mensch schäczt sich swacher vor allen menschen vnd vor aller creatur von czwaier sach wegen /

(XV) Von welichen sachen sich der demutig vor aller creatur verschmaht (XIX) von welichen sachen der diemütig sich vor aller creatur versmächt

DEr recht demütig mensch achtet sich selber. schwacher vor aller dingen vor allen menschen vnd ioch vor allen creaturen von czweyen sachen. Die ein ist wann er sicht sich selber an fleyssiglichen. (fol. 83v) DY ain ist wann er sich selbs ansicht vleissikleich (fol. 174r)

Die Überschriften in N stimmen mit den Randglossen in M völlig überein. Dagegen enthält S zwei Überschriften, die in M fehlen. Die Textgliederung in S ist aber nicht nur feiner als in M und N: sie entspricht dem thematischen Aufbau dieses Textabschnittes. Der Untertitel wi grozze svzzicheit der heilig geist bringe. ze dem herzen daz in st#ter rvwe des frides ist. in M und dementsprechend in N und S manifestiert den Anfang eines Abschnittes, der dem Thema der geistlichen Süße der mystischen Erfahrung gewidmet ist, an die der Topos der Zeitklage angeknüpft wird. Als einziger Weg zum Gnadenzustand wird dann die Tugendschule genannt, in der Christus selbst Lehrer ist. Von hier an setzt ein neues Thema ein: der Lob der Demut und Anforderung, diemuot zu lernen. Eigentlich ist es der Kern und Kulminationspunkt des Traktats. Einer kurzen These über

die Existenz von zwei Arten der Demut, der inneren und der äußeren Demut, folgt ein begeistertes Lob der inneren Demut. Danach wird ein Musterbild eines wahrhaftig demütigen Menschen entworfen, der sich für den unwürdigsten unter Gottes Geschöpfen halten soll.

Die beiden Varianten der Abgrenzung der Leseabschnitte durch die Überschrift Nr. 15 (N) = Nr. 19 (S) sind von einer bestimmten Logik geprägt. Wie viele andere Überschriften in M, N und S ist auch diese in Form einer indirekten Frage gestaltet, die in ihrem Wortlaut stark von dem ersten Satz des neuen Abschnitts abhängt. Der Schreiber von N zieht es vor, die Frage noch vor der neuen thematischen Wendung zu stellen. Dagegen steht die Überschrift in S nach dem ersten Satz des neuen Abschnitts. Auf diese Weise entsteht ein zusätzlicher rhetorischer Effekt: die explizierende Frage schafft eine Pause im Redefluss und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers (und des potenziellen Zuhörers) auf den darauf folgenden Text.

Derselbe Unterschied in der Textgliederungsstrategie lässt sich anhand der Überschrift Nr. 18 (N) = Nr. XXII (S) erkennen:

(2)

N S

(XVII) Wie der heyligen demut wuchs (fol. 85r) (XXI) Von weu der heiligen diemütikait wuechs mit den tugenten (fol. 175v)

[...] Sihestu nun wie vns die recht warheit weyszt zu der rechten demut Vnd wa wir von der demut wencken do tret wir (fol. 86v) von der warheit vnd streichen in die lüg pfütcz der betrogen hoffart [...] Sichstu nun wye vns dy recht warhait weist czu der rechten diemütikait wenkchen da treten wir ab von der warhait vnd strauchen in die tritt der lüge der betrogen hochuart Also lern von ihesu christo der dy warhait ist diemütises herczen cze sein

wann mein herr diemütiger wart dann sein herr (fol. 176v)

(XVIII) Wie vnszer herre demutiger was denne ye kein mensch (XXII) von weu vnsz herr diemütiger was dann ye chain mensch was

Also lern von ihesu christo der

die warheit ist demütiges

herczen sein Wann nye hercz

demütiger wart denn sein hercz

Wann wie er doch nye sund gethet noch nye keinen gepresten het der in nidert warer got vnd mensch so erkant doch sein edle sel die der weysheit trismar was Das sein heylige menschen leuterlich von genaden het alle die ere die sie hat vns die selde (fol. 87r)

WAnn wie er doch nie chain sünd tett noch nie chain gepresten het der in indert (sic!) warer got vnd mensch. so erchant doch sein edlew sel dy der warhait regierer was das sein heilige menschait lauterlichen von genaden het alle dy ere die si het vnd dy säld (vol. 177r)

Kehren wir aber zum Beispiel (1) zurück. Die Beschreibung der Demut wird in der Salzburger Handschrift als selbständige Texteinheit behandelt, indem dieser Abschnitt eine ganz treffende Bezeichnung Ein uil nucze lere czu der diemütikait (Nr. 17) erhält. Der Redaktor (der Handschrift S oder seiner Vorlage? - auf diese Frage komme ich noch später) begnügt sich aber damit nicht: in voller Übereinstimmung mit der strukturellen Eigenart dieser epi-deiktischen Rede über die Demut setzt er eine weitere Überschrift Dy czaichen der waren diemütikait (XVIII) in Anlehnung an den Satz irew czaichen sindt scheinpär an allen dingen ein. Aber auch in den meisten anderen Überlieferungszeugen des ,Spiegels der Tugend' wird eine inhaltliche Zäsur vor dem Anfangssatz des Demut-Passus wahrgenommen. Dies ist an der Interpungierung dieser Stelle sichtbar.

In allen Handschriften der Redaktionen *A, in zwei von insgesamt fünf bekannten Handschriften der *C-Redaktion sowie in Hss. H und K ist das erste Wort dieses Abschnitts entweder durch eine Majuskel mit rotem Strich oder durch eine Initiale hervorgehoben.

In den Handschriften der Redaktion *A sieht die behandelte Textstelle folgenderweise aus:

M, fol. 13v: Punkt (auf der unteren Linie) + eine nichtfarbige Majuskel bei Lern. Daneben kommt die Kombination „Punkt + Majuskel-S", abgetrennt von dem restlichen Teil des Wortes, oft vor: z. B. „ . S i"; alle Majuskeln sind in roter Farbe.

N, fol. 83r: Punkt (in der Zeilenmitte) + Majuskel-L mit rotem Strich. A, fol. 134v: farbige Initiale „L" in Lerne mit einem Abstand von den weiteren Buchstaben: damit wird der Anfang des Abschnitts markiert; sonstige Syntagmen werden durch die Kombination: Punkt in der Zeilenmitte + Majuskel mit rotem Strich hervorgehoben.

B, fol. 52v: farbige Initiale „L" in Lerne; sonst Kombination „Punkt in der Zeilenmitte + einfache Majuskel".

E, fol. 18rb: Punkt in der Zeilenmitte vor der Majuskel „L" in Lern;

sonst: Punkt in der Zeilenmitte + Majuskel mit rotem Strich. P, fol. 311v: keine Gliederungssignale an dieser Stelle.

F, fol. 281v: doppelte Virgel + Majuskel bei „Lern"; sonst: Punkt +

Majuskel mit roter Strichelung bei allen „Si".

Der Buchstabe „L" im Wort Lern ist also meistens eine Majuskel, die aber den Anfangsbuchstaben der folgenden Sätze gegenübergestellt wird. So hebt sich z. B. die Majuskel „L" in der älteren Handschrift B durch einen zusätzlichen roten Strich von der einfachen Majuskel „S" im Pronomen Si, das eine Reihe der anapho-rischen Parallelsätze mehrmals eröffnet. Diese Gegenüberstellung kann auch mit anderen Mitteln erreicht werden wie z. B. in F. In A ist „L" bei Lern etwa zweimal größer als einfache Majuskeln und durch einen Abstand von den anderen Buchstaben des Wortes getrennt.

Innerhalb der Redaktion *C verdient Ha (UB Augsburg, III.1.2°36), eine der wichtigsten Corpus-Handschriften der Überlieferungsgruppe *X Bertholds von Regensburg vom Jahr 146016, eine besondere Aufmerksamkeit. Am Anfang der Handschrift bietet der Schreiber Albertus Künlin ein Inhaltsverzeichnis, in dem er nicht nur die Nummern der überlieferten „Predigten" angibt, sondern auch die Texte nach Abschnitten gliedert. Im Unterschied zum Vorgehen der Redaktoren der Handschrift M und des „Baumgartens geistlicher Herzen" gibt er aber keine eigenen Überschriften, sondern nur In-cipits an, die er mit Buchstaben nach dem Alphabethprinzip versieht. Die Gliederung des ,Spiegels' als Predigt X 42 sieht im Register wie folgt aus17:

Die czw vnd vierczigst predig. CCCxlviiij. Discite a me quia mitis sum et humilis corde

16 Sie Beschreibung der Handschrift bei Richter 1969: 18-24 und Schneider 1988: 217-221.

17 Um die Anlage des Registers anschaulicher zu machen, führe ich eine Transkription dieser Stelle an, Abkürzungen werden dabei aufgelöst.

a senica

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Der spricht die Rede die du hörst heym = Xlii lich die sol bey dir begraben sein Wie / Niemand

Da volge dem bessern b

maister dem hailigen gaist nach

Bekümmer dein hercz nit c

mit vrtail wann du kannst nit wissen (fol. 15rb)

Es ist ein grosse ere dem knecht ob jn sein herre d

jm selber geleichet

Vierlay kummer erlayde f

er durch vns

In gaistlichem leben sol

man nit alwegen süssikeit g

suchen vnd gmach des herczen

Gantze rew mag kein hercze h gehaben on gancze gedult

Weißhait leret auch gedult j so man betracht was vn = gemach ist

Zu zwayen dingen ist k

vns nutz der vnser ding verkert

Das ander ist das wir l

vnser gemüt des mer zu got fügen

Lerne von jm diemutiges m herczen sein

Also sint auch die engel n

diemütig (f. 15va)

Da von lerne bey Jhesu cristo o diemütiges herczen sein

Jhesus cristus ist selber p

ein endtreder das ist ein grosse ere (f. 15vb)

Die Incipits unter Buchstaben a, c, f, h, j, k, m, h entsprechen den Abschnittsgrenzen in M/N/S, die durch folgende Überschriften manifestiert sind: M III = S III, M VII = S VII = N VI, M XI = S XI = N IX, M XII = S XII = N X, M XIII = S XIII = N XI, M XV = S XV = N XIII, S XVII und S XXV18. Den Textgliederungssignalen f (= M XI), j (= M XIII), k (= M XV = S XV = N XIII) und m (= S XVII) entsprechen Anfangssätze der folgenden Kapitel des BgH (= Redaktion *B): Nr. 156 ,Von vnsers herren marter vnd von finer gedult, vnd wie wir gedultich werden', Nr. 133 ,Daz div wisheit gedvlt lert' , Nr. 132 ,Wie nvtz vns ist, der vnser dinch verchert' und Nr. 142 ,Wie wir rehte demvt werden'19.

Im Text selbst soll das „L" in Lerne auf fol. 373r als Initiale interpretiert werden, denn: erstens ist der Oberschaft sehr weit nach oben gezogen und dazu noch mit rotem Strich versehen; zweitens ist am Rand ein Zeichen für den Abschnittsanfang und ein auf das entsprechende Incipit im Register bezogener Buchstabe angebracht: „f M".

In der Handschrift I ist Lerne mit Majuskel geschrieben: sonst ist die Grenze von Syntagmen durch die Kombination „Punkt in der Zeilenmitte + Minuskel" markiert.

In den Handschriften a und Br ist die Wortfolge an dieser Stelle invertiert, so dass sich das Verb Lern nicht mehr am Satzanfang befindet. So steht es in der Handschrift a: An disen tugenden lern uon im sein eins demutigen herzen (fol. 157rb). Das „A" in An ist eine Majuskel mit rotem Strich. Doch wurde hier kein Zeichen für den Abschnittsanfang verwendet (f), die es sonst an anderen Stellen desselben Texts gibt. In Br fehlen Gliederungsmittel an dieser Stelle (fol. 256vr) überhaupt, das erste Wort des Satzes ist mit Minuskel geschrieben.

In H (Redaktion *D) ist „L" in Lerne eine Initiale.

18 Siehe die vollständige Liste der Überschriften in M, N und S im Anhang.

19 Siehe Unger 1969: 366, 1-2; 344,1; 343,1; 151,1

In K (Redaktion *E) ist die Kombination „Punkt in der Zeilenmitte + Majuskel" das einzige Gliederungsmittel, auch bei Lerne ist es nicht anders.

In der Redaktion *B hat man mit einem Sonderfall zu tun. Der behandelte Satz erlitt hier eine Transformation. Er steht am Anfang von Kapitel 142 ,Wie wir rehte demvt werden' nach einem eingeschobenen Teilsatz, an den er mit Hilfe der Konjunktion vnd angeknüpft ist.

Die folgende tabellarische Darstellung zeigt zwei interessante Parallelstellen in BgH 142:

M L (Leiths. des BgH)

Lern von im och diemvtiges herzen fin. (fol. 13v) (= Pfeiffer 1845: 331,7). Cxlij wie wir rehte demvt werden Wis demutiges herzen vnd sich an waz dv got bist vnd lern von im auch demutiges herzen sin (fol. 114 v) (= Unger 1969: 351,1-3).

wis diemvtiges herzen. vnd sich an. waz dv von got bist. vnd waz von dir selben. (fol. 28r-28v) (= Pfeiffer 1845: 337,39-40). also lern von ihefu crifto demutiges herzen sin wan nie herze demutiger wart denne sin herze Wis demütiges herzen vnd sich an waz du von got bis. vnd waz von dir selben. (fol. 116v) (= Unger 1969: 353,55-58).

Der erste Teilsatz wurde einer viel weiter stehenden Stelle entnommen. Dort leitet eine Aufforderung zur Reflexion über die Diskrepanz zwischen dem nichtigen Wesen des Menschen, das er von Natur hat und der hohen Würde, den er aus Gottes Gnade erlangen kann, ein. Dieser Satz wurde aus seinem Kontext herausgelöst und an den Anfang des Abschnittes, der in der neuen Fassung zu einem selbständigen Kapitel wurde, gestellt. Die ursprüngliche Stelle wurde aber in ungestörter Form in die Kompilation übernommen: also kommt der Satz wis diemuiges herzen. vnd sich an. waz dv von got bist in Kapitel 142 zweimal vor.

Der wiederholte Satz Wis demütiges herzen vnd sich an waz du von got bis . vnd waz von dir selben aus der Mitte des Kapitels liegt gerade an einer Schnittstelle. Ausgeschnitten wurde eine längere Textpartie des ,Spiegels der Tugend', die zum größeren Teil von der

Demut abweichende Themen, vor allem dasjenige der geistlichen Liebe, behandelt (Pfeiffer 1845: 333,10-337,38). Auf diese Weise gerät der gennante Satz in die unmittelbare Nähe zu einer sehr ähnlichen Aussage, mit der er auch am Anfang des Kapitels in Verbindung gesetzt wurde: also lern von ihesu cristo demütiges herzen sin wan nie herze demütiger wart denne sin herze.

Versuchen wir nun den Salzburger Codex in die Überlieferungsverhältnisse des Kleinen Corpus Davids von Augsburg einzuordnen.

Hier folgen Beispiele für Verständnisfehler bzw. Textumdeutung bei Leonhard Zeilhofer, dem Schreiber von S:

(1) M: Als lern von ihesv crristo. der div warheit ist. diemvtiges

herzen sin. wan nie herze diem Niger wart. denne sin herze. (fol. 18r);

S: Also lern von ihesu christo der dy warhait ist diemütiges herczen cze sein wann mein herr diemütiger wart dann sein herr (fol. 176v).

(2) M: Wan zehant do sin menscheit geschaffen was. in der meide

libe. do was si och mit der gotheit vereinet. (fol. 18v); S: wann zehant do sein menschait in dem leib marie da was si

auch mit der gothait veraint (fol. 177r).

(3) M: vzzer diem vt an gwande. an gwonheit an geb#rden. an

worten. die mach etwenne sin an des herzen diem vt. als ein glihsen#r (fol. 13v-14r); S: wer diemütig ist an gewant. an gewonhait. an gepärd an worten dw mögst wänen dy also cze sein aber dy diemütikait an das hercz ist nur ein gleichsnerey (fol. 173r).

Vielleicht noch mehr wichtig sind Abweichungen in Kapitelüberschriften, aus denen folgt, dass Leonhard Zeilhofer seine Vorlage nicht gut verstehen konnte oder die Fehler der Vorlage ohne Nachdenken kopierte. Letzteres sieht allerdings weniger plausibel aus, da es mehr Stellen gibt, an denen die Änderungen von S nicht sinnstörend sind. Hierzu einige Beispiele für Textverderbnisse, die wegen der Unverständlichkeit von Schreibungen der Vorlage, durch unmotivierte Auslassungen als oder umgekehrt durch Versuche des

Schreibers, unklare Stellen zu verbessern bzw. vermeintliche Fehler

20

durch eigene Zusätze zu korrigieren, entstanden sind :

(1) M: (IV) Daz swer von dem heiligen geist getrostet wil werden

daz der vor allen dingen siner innern ler vnd manvnge volgen sol. vnd mit welher bescheidenheit man div gotlichen heimlichen niezzen sol. S: (IV) Das ist wer von dem heiligen geist getrost wil werden. das vor allen dingen seiner innern vnd manung volgen sol vnd mit peschaidenhait man dy götlichen gehaim.

(2) M: (XXVI) daz er s#lich ist. den man niht geziehen chan. wan

daz er ein glissn#r si S: (XXIX) Das er sälig sey den man nicht czu cziechen mag dann in wan das er ein geleichsner sey

(3) M: (XLII) fvnf dinch dar an wir svln. die minne ein ander

erbieten.

S: (XLIII) Fünff ding sindt dar an wir sullen dy lieb an ein ander erpieten

(4) M: (XLIII) daz wir mit flizze bewarn svln. daz wir im (?) geben

chein vrsache des valles da halt wir vns niht vbels verw#nen

S: (XLIV) Das wir mit fleizz bewaren schüllen das wir iemant geben chain mishelung des ualsch des helff vns got

Dass Leonhard Zeilhofer nicht immer aufmerksam war, kann man an der graphischen Gestaltung zweier Überschriften merken: (XXIV) Das got nicht hochuart mag gehaben und (XXXVIII) wie nucz sei dem geistlichen menschen sein selbs erchantnüzz. Sie sind nicht wie die anderen vom Text als Rubriken abgehoben, sondern bleiben ohne Rubrizierung und sonstige Hervorhebungsmittel mitten im Text und sind visuell kaum herauszulösen. Es ist klar, dass diese zwei Überschriften in den älteren Überlieferungsstufen anders aussahen. Hier sehe ich einen indirekten Beweis dafür, dass der Schreiber selbst an der Textgliederung des , Spiegels der Tugend' nicht mitgewirkt haben sollte. Auch die in M fehlenden Überschriften Nr. 17, 18, 25 und 41 lagen in der Vorstufe von S vor.

20 Davon sind natürlich Lesarten zu unterscheiden, die sprachgeschichtlich bedingt sind: z. B. steht in S immer liebe für minne in M.

Schwieriger ist über die in S fehlenden Überschriften M XXXI, XXXII, XXXVII zu urteilen (siehe Anhang). Ob alle Eigentümlichkeiten der Textgliederung für den Achetypus von S konstituierend waren, ist angesichts der Überlieferungslage nicht zu entscheiden.

Es ist definitiv festzustellen, dass die zahlreichen individuellen Lesarten des S-Textes seine direkte Abhängigkeit von M ausschließt; andererseits steht S in vielen Hinsichten näher zu M als jede andere Handschrift bis auf N. Grundsätzlich sind hier zwei Varianten der Verwandschaftsverhältnisse denkbar:

1. S geht auf die Vorlage von M, in der die Textgliederung durch Glossierung bereits vorhanden war.

2. S geht über mehrere Zwischenstufen auf M.

Falls die erstere Hypothese zutrifft, so dürfte man das Vorhandensein einer vollständigeren Textgliederung im Archetypus von M annehmen, die nicht nur für den ,Spiegel der Tugend', sondern auch für andere Texte des kleinen Corpus Davids von Augsburg ausgearbeitet worden sein könnte. Dürfte man mit dieser Annahme die Tatsache in Verbindung bringen, dass die durch Randglossierungen hervorgehobenen Nahtstellen im Aufbau des Traktats der Position der meisten Initialen in der älteren Handschrift B (die stemmatisch ziemlich weit von M steht) entsprechen?

Es lässt sich also festhalten, dass die Handschrift M mit ihrer Textgliederung an Blatträndern nicht mehr isoliert zu betrachten ist. Somit muss man M als den ältesten Überlieferungszeugen der Subredaktion *A1 des kleinen Corpus Davids von Augsburg anerkennen, die bis in die Mitte des 15. Jh. im oderdeutschen Raum verbreitet war.

Die spätmittelalterlichen Schreiber und Redaktoren hatten es bei der Textstrukturierung nicht wesentlich leichter als moderne Editoren dieser Texte, da sie sich in einer ständigen Auseinandersetzung mit ihren Vorlagen befinden mussten. Dadurch gewinnen die von ihnen neu gestalteten Texte einen neuen historischen Wert, weshalb auch eine neue Edition des ,Spiegels der Tugend' der Subredaktion *A1 sinnvoll sein könnte. Man kann Freimut Löser nur zustimmen, wenn er sagt: „Das Verhältnis zwischen heutigem Leser (Interpret) und Text wird auf entscheidende Weise erweitert, wenn die verschiedenen früheren Lektüremöglichkeiten mit einbezogen werden. Es ist nicht mehr ein bipolares Verhältnis: hier Text - dort Leser (eine Entgegensetzung gewissermaßen), sondern es schließt die Auseinandersetzung anderer Leser mit dem Text ein" (Löser 2004: 235).

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ANHANG: DIE ÜBERSCHRIFTEN IN DER SUBREDAKTION *A1 DES ,SPIEGELS DER TUGEND'

Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 183 (M), fol. 1r-35r Salzburg, Cod. Nonnberg 23 B 7 (S), fol. 165v-189r Stadtbibliothek Nürnberg, Cod. Cent. VII 73 (N), fol. 71r-90v

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(I) war vmb vnser herre wolt mensch werden. vnd sihtichlichen mit den menschen wonen (I) Warumb vnser herr wolt mensch werden vnd sichtikleich mit den menschen wonen hye auf erd. (I) War vmb vnnszer lieber herre wolt mensch werden vnd sichtiglichen mit den menschen wonen

(II) welich tvgent vnser herre besvnderlichen gelert haben . (II) Welich tugent vnser herr pesunderlichen gelert hab. (II) Welich tugent vnszer herre besunderlich gelert hat

(III) welhen frvm daz herze enphaht von der ler der worte (III) Welichen frum das hercz enpfach von der lere der wort.

(IV) Daz swer von dem heiligen geist getrostet wil werden daz der vor allen dingen siner innern ler vnd manvnge volgen sol. vnd mit welher bescheidenheit man div gotlichen heimlichen niezzen sol . (IV) Das ist wer von dem heiligen geist getrost wil werden. das vor allen dingen seiner innern vnd manung volgen sol vnd mit peschaidenhait man dy götlichen gehaim. (III) Wer von dem heyligen geyst getrostet will werden das der vor allen dingen seiner innern ler vnd manung volgen sol etc.

(V) wie grozzen schaden der enphahe der geistlichen trost vnbescheidenlichen nivzzet. (V) Wie grossen schaden er enpfacht der geistlichen trost vnbeschaidenlichen neusset. (IV) Wie groszen schaden der enpfahet der geystlichen trost vnbescheidenlich nüczt

(VI) wie man des herzen rvwe vnd senfte behalten mvge[n] . (VI) Wie man des herczen rew vnd senftikait gern pehalten müg (V) Wie man des herczen riv behalten müg

(VII) daz wir nieman vrteilen. (VII) Das wir niemant vervrtailen. (VI) Dz wir nit sullen vrteiln

(VIII) wenne vnd wie man zv einem dinge reden sol. (VIII) Wann vnd wie man czw einem dingen reden sol (VII) Wenn[e] vnd wie man zu eim ding reden sol

(IX) wi man sich ze der besten sigvnge erbieteren svl (IX) Wy man sich czu der straffung erpieten schüll.

(X) wi man gedvldich svl sin in dem siehtvm (X) Wie man gedultig schüll sein in siechtumb. (VIII) Wie man gedultig sol sein in krankh[eit]

(XI) vier leie chvmber di vnser herre leit dvrch vns. (XI) Vier lay chumber hat vnsz herr erliten durich vnsin willen (IX) Uyererley kumer die vnszer herre leyd d[u]rch vns

(XII) wi man chomen mvge ze ganzer rvwe des herzen. (XII) Wie man chömen müg czu ganczer rew des herczen. (X) Wie man kumen müg zu ganzer rue des herczen

(XIII) wi man mit wisheit ze dvlt chom. (XIII) Wie man mit weishait czu gedult chöm (XI) Wie man mit weyscheit czu gedult kumpt

(XIV) wi man senft svl sin den andern (XIV) Wye man senft schüll sein gegen den andern (XII) Wie man senft sol sein dem nehsten

(XV) wi nvze vns si daz m[an] vns vnser dinch ve[r]cheret (XV) Wye nucz vns sey das man vns vnser ding verchert czu czwain dingen ist vns nutz der vns vnser ding verchert an andern nucz des lons uil anders der sünden (XIII) Wie nucz vns sey dz man vns vnszer werck verker

(XVI) wi grozze svzzicheit der heilig geist bringe. ze dem herzen daz in st#ter rvwe des frides ist. (XVI) Wie grosse süssikait der heiligeist pringt czu dem herczen das in stäter ruer des frid ist. (XIV) Wie grosze suszigkeit der heylig geist bringt zu dem herzen dz in steter ru des frids ist

(XVII) Ein vil nucze lere czu der diemütikait

(XVIII) Dy czaichen der waren diemütikait

(XVII) von welhen sachen der diemvtig sich vor aller creatvre versm#helt (XIX) von welichen sachen der diemütig sich vor aller creatur versmächt (XV) Von welichen sachen sich der demutig vor aller creatur verschmaht

(XVIII) von wiv der dimvtige niman vrteilt. (XX) Von wew dy diemütikait niemant urtailt (XVI) Wie der demutig nymant vrteilt

(XIX) von wiv der heiligen dimvt whs mit den tvgenden (XXI) Von weu der heiligen diemütikait wuechs mit den tugenten (XVII) Wie der heyligen demut wuchs

(XX) von wiv vnser herre diemvtiger was. denne ie dehein mensch wrde (XXII) von weu vnsz herr diemütiger was dann ye chain mensch was (XVIII) Wie vnszer herre demutiger was denne ye kein mensch

(XXI) daz div hohvart gotes diebinne si. (XXIII) Das dy hoch-uart gottes deuppin ist (XIX) Das die hoffart gotes dyebin sey

(XXII) daz got niht hohvart mach gehaben (XXIV) Das got nicht hochuart mag gehaben (XX) Dz got nit hofart mag leyden

(XXV) Das dy engel diemütig sind.

(XXIII) wi wir diemvtich svln sin (XXVI) Wye wir diemütig schüllen sein et cet[e]ra pi[a]b[ili]a (?)

(XXIV) daz got verhenget daz man vns die gvt#t verchert. (XXVII) Das got verhengt das man vns dy guttät verchert (XXI) Das got verhengt dz man vns die guttet verkert

(XXV) daz man verchert di andaht . (XXVIII) Das man verchert dy andacht (XXI) Das man die andacht vnd tugent verkert

(XXVI) daz er s#lich ist. den man niht geziehen chan. wan daz er ein glissn#r si (XXIX) Das er sälig sey den man nicht czu cziechen mag dann in wan das er ein geleichsner sey

(XXVII) wi man bechenne den getriwen beresf#r. (XXX) Wye man den treuen berefser schüll erchennen

(XXVIII) von der gotes minne wie man si haben svl. (XXXI) Von der lieb gottes wie man die haben schüll

(XXIX) daz der lip niht vngeltet mach lazzen. di frode. di daz herze enphahet von geistliche[m] trost (XXXII) Das der leib nicht vngemelt mag lassen dy freid dy das hercz von geistlichem trost hat

(XXX) daz der warhaft niht engelten sol des betrogenen. (XXXIII) das der warhaft nicht entgelt dew petrognen .

(XXXI) daz geistlich frode och den gegeben wirt. di nih[t] volchomen sint. an den tvgenden

(XXXII) daz geistlich trost gegeben wirt. verdienter vnd vnverdienter.

(XXXIII) wi ser div fleischlich liebe. der geistlichen wider si. (XXXIV) Wie sere dy fleischlich lieb der gestlichen (sic!) wider sey .

(XXXIV) war vmb vnser herre geistlichen trost git den die mit fleischlicher liebe beheftet sint. (XXXV) War vmb vnsz herr geistlichen tröstet die dy mit fleischlicher lieb peheft sind

(XXXV) daz man geistlich liebe hvten sol (XXXVI) Das man geistlicher lieb huetten schol mit vleizz

(XXXVI) waz geistlich lieb minnen svl an dem menschen. (XXXVII) Was geistliche lieb. liebhaben schol an den menschen

(XXXVII) Merche waz geistliech liebe schvhet.

(XXXVIII) wi nvtz si dem geistlichen menschen. sin selbez erchantnvsse (XXXVIII) wie nucz sei dem geistlichen menschen sein selbs erchantnüzz

(XXXIX) daz rehtiv diemvt si vor allen gnaden (XXXIX) Das rechte diemütikait sey vor allen genaden

(XL) wes wir den meistern svln vndert#nich sin. (XL) Wye wir vnsz maister vnd maistrin schullen haben.

(XLI) Wye wir vnsin ebenchristen lieb schüllen haben

(XLI) wi billich wir die gvten menschen minnen. (XLII) Wie pillich wir dy gottes menschen liben sullen

(XLII) fvnf dinch dar an wir svln. die minne ein ander erbieten. (XLIII) Fünff ding sindt dar an wir sullen dy lieb an ein ander erpieten

(XLIII) daz wir mit flizze bewarn svln. daz wir im (?) geben chein vrsache des valles da halt wir vns niht vbels verw#nen (XLIV) Das wir mit fleizz bewaren schüllen das wir iemant geben chain mishelung des ualsch des helff vns got

(XLIV) von der barmherze (XLV) Von der parmherczikait

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