HORIZON 5 (2) 2016 : I. Research : C. Spitzer : 175-199
ФЕНОМЕНОЛОГИЧЕСКИЕ ИССЛЕДОВАНИЯ • STUDIES IN PHENOMENOLOGY • STUDIEN ZUR PHÄNOMENOLOGIE • ÉTUDES PHÉNOMÉNOLOGIQUES
DOI : 10.18199/2226-5260-2016-5-2-175-199
am leben sein. daseinsanalytische zugänge zur kinder-und jugendlichenpsychotherapie
CHARLOTTE SPITZER
MA, Sociologist, Psychotherapist, Writer.
Secretary of the Austrian Institut of Psychotherapy, Psychosomatic Medicine and Basic Research (ÖDAI - Österreischisches Daseinsanalytisches Institut), Secretary of the Austrian Franz Kafka Society, 1090 Wien, Austria. E-mail: [email protected]
to be alive. a daseinsanalytical view on childhood and youth psychotherapy
"To be alive". A sixteen years old client of mine used this expression to describe her wish and within the possibility of what may come after the therapeutic process. It is a beautiful and pure and at the same time a universal uttering. The epochs of childhood and youth are very special periods in the life of all of us. Never again we experience such an immense kind of development in our existential possibilities. It's intensity, tempo and dimensions are tremendous. Therefore the risks are also very high. In this process we are highly sensitive, vulnerable and bare so that every difficulty, every disappointment, every - even short - loss of love can have a deep and devastating impact on our possibilities to be open to the world and be free in living out our own Dasein as well as living out from our own true ground. In this particular period of life, we are totally and utterly exposed and if we don't get what we need in order to develop and grow in our unique way, if we are unable to respond appropriately to what life brings for us, we develop psychological disorders. In my article I would like to illuminate the human existence, this very specific period of life, through daseinsanalytical, phenomenological view. This includes personality development, openness towards the unique individual possibilities to come to the world and getting and staying open to the world, being truly alive. The term "development" is discussed here in its phenomenological understanding, describing the phenomenon as becoming more and more open to the world due to the unique individual possibilities. Furthermore some Existentialia and how they reveal itself in their singular mode to the world are being outlined in different phases of childhood and youth. Finally the therapeutic uniqueness of daseinsanalytical relationship is described under the aspect of psychotherapy with youth.
Key words: Daseinsanalysis, phenomenology, child and youth psychotherapy, personality development, alifeness, being-in-the-world, openness, existentials, therapeutic relationship.
© CHARLOTTE SPITZER, 2016
быть живым. dasein-аналитические подходы к детской и юношеской психотерапии
ШАРЛОТТA ШПИТЦЕР
Магистр, социолог, психотерапевт, писатель.
Секретарь Австрийского Института психотерапии, психосоматической медицины и фундаментальных исследований (АДАИ - Австрийский Dasein-аналитический институт), секретарь Австрийского Общества Франца Кафки, 1090 Вена, Австрия. E-mail: [email protected]
"Быть живой". Моя шестнадцатилетняя клиентка использовала это выражение для того, чтобы описать ее желание и представление о возможности того, что произойдет после окончания терапевтического процесса. Это прекрасное, чистое и, вместе с тем, универсальное выражение. Детский возраст и юность - особые периоды в жизни всех нас. Мы никогда в жизни больше не испытываем такого развития наших экзистенциальных возможностей. Его интенсивность, темп и величина - невероятные. Поэтому риски также крайне велики. В этом процессе мы в высшей степени чувствительны, ранимы и так тяжело переносим любое разочарование. Каждая - даже короткая - потеря любви, может иметь глубокое и опустошительное воздействие на наши возможности быть открытыми миру и быть свободными в жизни нашего собственного Dasein, равно как и жить, исходя из нашей подлинной основы. В этот особый период жизни мы полностью и в высшей степени не защищены, и не можем найти того, что нам нужно, чтобы пройти наш собственный, уникальный путь, если мы не способны адекватно отвечать на то, что нам преподносит жизнь. Таким образом у нас появляются психологические расстройства. В моей статье я хотела бы осветить человеческую экзистенцию этого специфического периода жизни с Dasein-аналитической, феноменологической точки зрения. Это предполагает развитие личности, открытость уникальным индивидуальным возможностям бытия в мире, открытости миру, бытия по-настоящему живым. Здесь также обсуждается термин "развитие" в его феноменологическом понимании, он описывается как феномен становления все более и более открытым миру благодаря уникальным индивидуальным возможностям. Более того, здесь обозначены некоторые экзистенциалы и то, как они открываются навстречу миру в их неповторимом модусе в разные периоды детства и юности. Наконец, здесь описывается терапевтическая уникальность Dasein-аналитической установки с точки зрения юношеской психотерапии.
Ключевые слова: Dasein-анализ, феноменология, детская и юношеская психотерапия, личностное развитие, жизненность, бытие-в-мире, открытость, экзистенциалы, терапевтическое отношение.
Eigentlich hatte ich einen ganz anderen Anfang für meinen Vortrag geschrieben, dann aber kam mir ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung in die Hände, dessen Titel lautet: Vermessene Kindheit. Dort steht zu lesen, dass immer mehr Eltern Angst vor einer gestörten Entwicklung ihrer Kinder hätten. "Sollte das
Baby nicht schon größer, schneller, weiter sein?" (Hänssler, 2015) wird gefragt und der Nachwuchs geprüft und problematisiert.
Das Kind muss einer Norm entsprechen, einer Norm, die der Durchschnitt der Gleichaltrigen vorgibt. In neuen Apps werden die Babys in Echtzeit mit ihren bisherigen Ergebnissen und mit anderen verglichen. Die Daten werden von den Eltern eingegeben. "Manchmal verpasse ich es, wenn mein Baby lächelt, weil ich gerade Daten eingebe" sagt eine USJournalistin und spricht von einer Mechanisierung der Beziehung zum Kind. Die Betreiber der App "Baby Connect" geben an, schon 300 Millionen Daten gesammelt zu haben, von den Eltern jeweils eingespeichert. Ich frage mich, ob wir denn alle verrückt geworden sind, und ob wir wirklich so sehr den eigenen Boden und den Bezug zu unseren Kindern verloren haben, dass wir nur noch messend erfahren können, wie es ihnen geht? Ja, eigentlich nicht einmal, wie es ihnen geht, denn das scheint nicht das Motiv der Messung zu sein, sondern, ob sie einer Norm entsprechen. Es geht darum, Abweichungen möglichst schnell zu erkennen um eingreifen zu können. Nun, dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, nur dass diese Norm immer enger gesteckt wird und immer mehr Kinder dadurch pathologisiert und Eltern verunsichert werden. Ein ausgelassenes Herumtoben erweckt gleich den Verdacht auf ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/ Hyperaktivitätsstörung) scheues Verhalten erzeugt die Befürchtung einer sozialen Phobie. Meine Aufregung mag kulturpessimistisch klingen und ist definitiv von mir auch so gemeint. Was Martin Heidegger schon Mitte des letzten Jahrhunderts gesehen hat, die alles übernehmende Herrschaft des rechnenden Denkens (Heidegger, 2009) scheint sich immer mehr, in intensiverer Ausprägung und sich ungeheuer beschleunigend, sehr wirksam zu verbreiten.
Angesichts dieses Artikels wurde mir umso klarer, wie wichtig es ist, dass es die Daseinsanalyse gibt, denn wenn wir auch wenige sind, eine kleine Richtung, sie sich rein größenmäßig nicht als Gegenkraft zu diesen Entwicklungen erheben kann, in ihrer Qualität und Tiefendimension aber kann sie es, und im kleinen, im einzelnen jemeinigen, jedeinigen Fall kann sie helfen, das Ruder herumzureißen.
Wie nun überhaupt den Zugängen der Daseinsanalyse zum Thema Kinder und JugendlichenPsychotherapie auf die Spur kommen? Geht es doch hier um die Herausarbeitung der speziellen Weise wie die daseinsanalytischen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen sich von der Seinsweise des Kindes und des Jugendlichen ansprechen lassen, wie sie diesen speziellen Patienten und Patientinnen begegnen und entsprechen? Nun, diese Frage kann hinsichtlich eines Aspekts sofort ganz leicht beantwortet werden: Im konkreten therapeutischen
Umgang mit dem Patienten, in der therapeutischen Beziehung enthüllt sich die einzigartige Seinsweise, dieses einen ganz besonderen Menschen, jedes Lebensalters, unabhängig davon, welche Zuordnungen ich treffen könnte. Zuordnungen wie Alter oder Geschlecht, Nationalität, Religion, gesellschaftliche Schicht und und und... Diese spielen in der Welt des Patienten natürlich eine erhebliche Rolle, aber in der Psychotherapie nur in der Weise, wie sie sich im therapeutischen Miteinandersein dann tatsächlich zeigen, zum Vorschein kommen und Thema werden. Und das sollten sie eben nicht als vorher schon bestehende Zuordnungen, welche den Blick auf den mir gegenüberstehenden Menschen doch eher einengen würden. Das wäre wenig hilfreich, geht es mir doch darum, ihm oder ihr den Raum zu geben, sich zu zeigen - zu werden - wie er oder sie von sich selbst her ist.
Das heißt, eine Daseinsanalytikerin wird einem Kind, einem und einer Jugendlichen genauso offen, zugewandt und interessiert, voller Respekt vor dem Eigenwesen des Gegenübers, wie es sich in dieser aktuellen Lebensphase zeigt, begegnen, unabhängig von Alter und Reife. Ich denke, dem Kind gegenüber müssen wir sogar besonders achtsam bleiben, was unsere Vorannahmen betrifft, weil wir wohl alle einmal in seiner Seinsweise existiert haben, aber uns das heute, als Erwachsenen, nicht mehr so zugänglich ist. Selbst wenn wir uns an unsere Kindheit erinnern, sogar sehr frühe Erinnerungen wieder anwesen lassen, tun wir das doch als Erwachsene, welche die kindliche Welt nicht mehr so bewohnen können, wie einst, denn es fehlt uns die besondere Sprache, der besonderer Blick, also die besondere Seinsweise des kindlichen Weltaufenthalts. Der bulgarische Autor Georgi Gospodinow1 sagt, dass er, wenn er Schreibkurse gebe, und es um Texte gehe, die aus der Sicht eines Kindes geschrieben werden sollen, die Teilnehmer immer auffordere, zuerst einmal von ihren Stühlen aufzustehen und in die Hocke zu gehen. Sie sollten sich so klar darüber werden, dass dies die Höhe ist, von der aus ein Kind die Welt sieht. Man könnte auch sagen, dies ist ein Versuch, sich in die kindliche Welt einzuräumen. Das mag als kleiner Hinweis dafür gelten, dass der Blick mit dem wir das Kind ansehen und uns dabei von ihm ansprechen lassen, besonders achtsam sein muss.
1 Georgij Gospodinow war 2016 einer der Autoren der poetica2, einem jährlichen Literaturfestival in Köln, das vom Internationalen Kolleg Morphomata und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung veranstaltet wird: http://www.poetica.unikoeln.de/poetica2/
Eine kleine - sehr berühmte - literarische Szene, die zwischen Reflektion des Erwachsenen und Vergegenwärtigung des kindlichen Erlebens oszilliert, möchte ich an dieser Stelle bringen, sie stammt aus Franz Kafkas "Brief an den Vater":
Direkt erinnere ich mich nur an einen Vorfall aus den ersten Jahren. Du erinnerst Dich vielleicht auch daran. Ich winselte einmal in der Nacht immerfort um Wasser, gewiß nicht aus Durst, sondern wahrscheinlich teils um zu ärgern, teils um mich zu unterhalten. Nachdem einige starke Drohungen nicht geholfen hatten, nahmst Du mich aus dem Bett, trugst mich auf die Pawlatsche und ließest mich dort allein vor der geschlossenen Tür ein Weilchen im Hemd stehn. Ich will nicht sagen, daß das unrichtig war, vielleicht war damals die Nachtruhe auf andere Weise wirklich nicht zu verschaffen, ich will aber damit Deine Erziehungsmittel und ihre Wirkung auf mich charakterisieren. Ich war damals nachher wohl schon folgsam, aber ich hatte einen inneren Schaden davon. Das für mich Selbstverständliche des sinnlosen Ums-WasserBittens und das außerordentlich Schreckliche des Hinausgetragenwerdens konnte ich meiner Natur nach niemals in die richtige Verbindung bringen. Noch nach Jahren litt ich unter der quälenden Vorstellung, daß der riesige Mann, mein Vater, die letzte Instanz, fast ohne Grund kommen und mich in der Nacht aus dem Bett auf die Pawlatsche tragen konnte und daß ich also ein solches Nichts für ihn war. (Ka fka, 1999, 9)
Wenn wir als Erwachsene uns dem Kinde nähern, gilt es besonders achtsam zu sein, d.h. hinter all den Schemata, die uns Halt geben und unsere Wahrnehmung ordnen, gilt es in erster Linie dem Wesen des Kindes zu entsprechen. Alle Persönlichkeits und Entwicklungstheorien, alle Therapiekonzepte der unzähligen Schulen, alle pädagogischen Richtlinien und psychologischen Tests sind aber von Erwachsenen erstellt.
Dem Jugendlichen gegenüber mag das schon ein wenig anders sein, denn seine Seinsweise ist uns Erwachsenen doch noch ein Stück näher und wohl auch vertrauter. Dennoch ist auch hier Vorsicht geboten. Anhand einer Entwicklungstypologie jemanden verstehen zu wollen, hat etwas vom "Dogma des ich verstehe dich" (Gadamer, 1990), das gar nicht erst richtig hinschaut.
In der Daseinsanalyse gehen wir nicht davon aus, dass ein Mensch sich in einen anderen hineinversetzen kann, denn wir sind ja alle miteinander schon draußen, in einer gemeinsamen Welt bei den Dingen. Es geht also nicht darum, sich in ein Kind oder einen Jugendlichen, eine Jugendliche hineinzuversetzen, sondern mit ihm gemeinsam nach und nach die Sache zu entdecken, welche die seine oder die ihre ist.
Die Daseinsanalyse ist ein öffnendes Verfahren, ein Sichtbarwerdenlassen, Ins-Erscheinenkommenlassen der Welt des Patienten, das heißt seines Wesens, welches nicht von seinem InderWeltsein als Erscheinungsstätte getrennt gesehen werden kann. In diesem Fall geht es um die Welt des Kindes oder des Jugendlichen und
eine Weitung dieser Welt sowie der sich in ihr und nach ihr ausrichtenden Bezüge und Beziehungen. Das bedeutet auch: in den eigenen Stand finden, eigenständig, d.h. reif werden.
Dreierlei habe ich nun vor, in den Blick zu nehmen. Zum einen, dem nachzugehen, was im daseinsanalytischem Verständnis das Wort Entwicklung bedeutet. Die Entwicklungspsychologie unterteilt die menschliche Lebenspanne in Phasen. Gerade in der Annäherung an Kinder und Jugendliche sind diese Entwicklungskonzepte, die immer mit einem bestimmten PersönlichkeitsKonzept, einem bestimmten Menschenbild verbunden sind, besonders einflussreich. Ich möchte darzustellen versuchen, wie die Daseinsanalyse das Phänomen, welches gemeinhin mit Entwicklung bezeichnet wird, versteht und wie eng dies mit unserem Verständnis von Welt zusammenhängt. Da menschliches Dasein als InderWeltsein, als ein OffenfürdieseWeltsein eksisiert, ist die wesentliche Frage nach der gesunden, glückenden Existenz wohl die Frage, wie frei, wie offen, wie eigenständig, will sagen, eigentlich dieser Bezug des Daseins zur Welt gelebt werden kann. In einem zweiten Schritt möchte ich dann einige Grundzüge des menschlichen Daseins, nach Heidegger auch Existenzialien (Heidegger, 1993) genannt, in Hinblick auf das kindliche und jugendliche Dasein beschreiben, nämlich die Räumlichkeit, die Befindlichkeit, die Leiblichkeit, die Geworfenheit, die Zeitlichkeit und das Mitsein.
Im letzten Teil meines Vortrags werde ich schließlich noch einige Gedanken zum psychotherapeutischen Gespräch und psychotherapeutischer Beziehung in Hinblick auf Kinder und Jugendliche ausführen.
"Am Leben sein', so das Therapieziel meiner jungen Klientin, das ich als Titel meines Vortrags gewählt habe. Ich finde, ein wirklich hellsichtiges Ziel. Mit einem Ziel, das wir vor uns erblicken sind wir ja auf bestimmte Weise schon verbunden, es gibt uns eine Richtung, es ist ein Bezugspunkt, vom Ziel her spricht uns aus der Zukunft auf uns zu kommend etwas an. Am Leben zu sein ist wohl das beste Ziel, das wir überhaupt anstreben können. Nun, man könnte einwendend sagen, wir sind doch alle am Leben! Das ist eine Banalität. Aber mit Peter Sloterdijk, der in seinen Frankfurter Vorlesungen (Sloterdijk, 1988) sagt, dass wir natürlich alle Geborene sind, aber nur wenige von uns wirklich zur Welt kommen, denke ich, wirklich zur Welt zu kommen, wirklich lebendig zu sein, kann nur gelingen, wenn wir unsere wesenhaften Seinsmöglichkeiten in unserer Welt, die immer auch Mitwelt ist, frei entfalten können.
1. ZUR WELT KOMMEN. ENTWICKLUNG AUS DER SICHT DER DASEINSANALYSE
Heute geht man in der akademischen Psychologie davon aus - und ich denke, diese umfassendere Sicht hat mit Erik Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung (Erikson, 1999) begonnen - dass ein Mensch sich das ganze Leben lang entwickelt. Entwicklung wird hier gedacht als Veränderung des Menschen, die nicht nur immer auf ein "höheres Niveau" führt, sondern, im Zuge des ÄlterWerdens z.B. auch Abbauprozesse umfasst.
Hier zunächst ein Beispiel, wie der Begriff Entwicklungspsychologie in einem aktuellen Skriptum des psychotherapeutischen Propädeutikums, also in der Grundausbildung der zukünftigen Psychotherapeuten in Österreich, definiert wird:
Entwicklungspsychologie ist eine Teildisziplin der Psychologie, deren Ziel die Beschreibung und Erklärung von Veränderungen von Wahrnehmungs, Kommunikations und Erkenntnisfähigkeit, Emotionen, [...] im menschlichen Lebensablauf ist. [...] sowie Gesetzmäßigkeiten aufzuzeigen, nach welchen sich diese psychischen Funktionen im Laufe des Lebens verändert. (Schaub, 1999, zitiert nach: Bangerl, 2015, 2).
Die Autorin dieses Skriptums zur "Entwicklungspsychologie", Waltraud Bangerl, führt weiter aus, dass wesentliche Faktoren für die Ingangsetzung von Entwicklungsprozessen aus der angeborenen Bereitschaft des Menschen folgen würden, die ihn über ein Neugierverhalten wachsen, reifen, lernen ließen. Das "Wachsen" sei hier physiologisch verstanden, das "Reifen" "neurobiologisch, als die nicht umkehrbare Abfolge einzelner Entwicklungsschritte" und das Lernen als "biochemische und volumsbezogene strukturelle Veränderungen im Gehirn durch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt" (Bangerl, 2015, 3).
Ich erwähne dies, weil ich denke, das ist heute "common sense" in der Psychologie und wohl auch weitgehend in der noch jungen PsychotherapieWissenschaft. Wir hören von Beschreiben und Erklären, von "Veränderung der Wahrnehmungs, Kommunikations und Erkenntnisfähigkeit" sowie der "Emotionen", wir hören von "Gesetzmäßigkeiten" und "psychischen Funktionen", die Adjektive "physiologisch", "neurobiologisch", "biochemisch" tauchen nicht von ungefähr auf. Nun, das ist alles sicher nicht falsch, es verdankt sich aber einem eingeengten Blick auf das Wesen der menschlichen Existenz, nämlich dem naturwissenschaftlich geprägten, und kann der menschlichen Seinsweise als Dasein, als InderWeltsein nicht gerecht werden. So sprechen wir auch nicht in dieser Weise
von Entwicklung, denn es ist ja in der Daseinsanalyse seit langem Thema, dieses verkürzte Menschenbild in Frage zu stellen. Aber halt! Ich sage: "dieses verkürzte Menschenbild". War denn überhaupt von einem Menschenbild die Rede? Explizit führen solche Definitionen, wie die der Entwicklungspsychologie ja gar kein solches mehr aus. Implizit ist es natürlich vorhanden und grundsätzlich prägend für den kognitiven Stil einer wissenschaftlichen Praxis, die sich dem empirischanalytischen Wissenschaftsparadigma verschreibt. Die Psychologie, so wie sie uns heute zumeist begegnet, möchte als Naturwissenschaft verstanden werden, weil sie sich selbst immer mehr als solche versteht.
Ich habe in diesem Vortrag nicht vor, den Zugang der Daseinsanalyse zum Bereich der Kinder und Jugendlichenpsychotherapie im einzelnen jeweils mit den Ansätzen der Entwicklungspsychologie und pathologie, der allgemeinen Psychologie, der Erziehungswissenschaft oder denen anderer psychotherapeutischer Schulen zu vergleichen. Ich denke zudem, dass dies - natürlich - nicht alles verworfen werden soll. Vertreter der Entwicklungspsychologie und Kinder bzw. JugendlichenPsychotherapie, wie Jean Piaget, Rene Spitz, John Bowlby, Anna Freud, Melanie Klein, Virginia Axline, Hans Zulliger und Donald Winnicott, um nur einige zu nennen, sind in langjährigen Beobachtungen und therapeutischem Tun zu ihren Erkenntnissen gelangt und geben uns zu denken. Das will ich keinesfalls minimieren. Was ich hier versuchen möchte ist, den Zugang der Daseinsanalyse auf der Basis des phänomenologischen Blickes, den uns Martin Heideggers Philosophie ermöglicht -und abverlangt - an manchen Stellen zu erhellen. Dies kann nur ein Sichtbarwerdenlassen von einigen, vielleicht sogar eher unscheinbaren Phänomenen sein, geht es doch im Wesentlichen nicht um eine Theorie, sondern um eine "Wende des Blickes"
hin zum Wesen des Menschen und zum Sein des Seienden. Wie zeigen sich das Kind und der/die Jugendliche von sich selbst her, ohne dass wir uns schon vorher einen Begriff von ihnen machen? Die Daseinsanalyse sieht den Menschen ja nicht
als "körperlichseelisch" funktionierenden Organismus, dessen Funktionen einem naturgesetzlichen Ablauf unterliegen sondern als Freiheitsbegabtes ekstatisch erstrecktes InderWeltsein, das sich geschichtlich entfaltet und aus seiner eigenen Zukunft her auf sich zukommt.
Beginnen kann man mit dieser Weise des Blickens an jeder beliebigen Stelle, denn angesprochen sind wir immer und damit auch aufgefordert zu entsprechen. Das Phänomen der Entwicklung des Daseins ist in Hinblick auf die Grundlegung einer Haltung des Psychotherapeuten zur Kinder und Jugendlichenpsychotherapie, denke ich, wesentlich. Die Daseinsanalyse orientiert sich nicht mit Hilfe
theoretischer Schemata, also wird sie sich im therapeutischen Tun mit Kindern und Jugendlichen bemühen, solche Vorannahmen - wie wohl sie den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung natürlich kennen muss - nicht in den Vordergrund zu stellen, sondern zu schauen, genau hinzuhören, dem Raum zu geben, was sich hier an Wesenhaftem zeigen will und zeigt. Alice Holzhey verweist darauf, dass wir uns nicht an einem - ja nicht einmal daseinsanalytischen! - Konzept orientieren, sondern, dass der daseinsanalytische Zugang in der phänomenologischen Haltung bestehe: "Dazu gehört es, das Kind nicht durch die Brille einer Entwicklungspsycho(patho)logie zu sehen und entsprechend zu behandeln, sondern möglichst vorurteilslos hinzuhören, hinzusehen und teilzunehmen, an dem, was das Kind bewegt" (Holzhey, 1997, 5).
Wie aber versteht die Daseinsanalyse die menschliche Entwicklung? Ich denke, Entwicklung ist als ein mehr und mehr ZurWelt-kommen zu verstehen. Was hieße das nun? Die Daseinsanalyse sieht den Menschen nicht als ein Subjekt, das einer Objektwelt gegenübersteht, sondern Dasein ist immer schon InderWeltsein. Rainer Thurnher beschreibt demnach das Phänomen der Entwicklung im Zusammenhang mit dem Weltphänomen:
Entwicklung heißt zur Welt kommen, heißt Weltoffenheit erlangen dadurch, daß man diese übernimmt und in sie hineinwächst, dann aber dabei nicht stehen bleiben, sondern in eigens ergriffener und ausgebildeter Bekümmerungsrichtung diese zu vertiefen und zu entfalten, heißt sich Weltoffenheit zu erstreiten im Gegenzug gegen die Tendenzen der Verstellung und Verbergung [...] von daher heißt Entwicklung nicht mehr Entfaltung einer keimhaft angelegten Essenz, sondern das Da des eigenen Seins zu entfalten: ins Offene, Freie und Weite der Lichtung von Welt zu kommen, dergestalt, daß es den im Horizont der Welt erscheinenden Phänomenen gegönnt ist, sich in möglichst ursprünglicher Weise zu zeigen und als solche zur Geltung zu kommen. (Thurnher, 2009, 106)
Bei Gion Condrau lesen wir, Entwicklung und Reifung seien nur als Wege zur faktischen Gestaltung des InderWeltseins verstehbar und sinnvoll (Condrau, zitiert nach: Gamper 1984, 172 ff.). Diese "faktische Gestaltung", die im besten Fall dem Vollzug der menschlichen Freiheit entspricht, vollzieht sich in jedem Lebensalter, je nach den gegebenen Existenzmöglichkeiten des jeweiligen Daseins zur jeweiligen Zeit. Valeria Gamper weißt darauf hin, dass in Hinblick auf diese Ganzheit des Menschen, es natürlich bereits auch dem Kind zukomme als Ganzes zu gelten, das bedeute eine Wertschätzung und Anerkennung der jeweils entwicklungsbedingten Vollzugsweise menschlichen Seins. Das psychologische Konstrukt der Entwicklung darf nicht losgelöst vom zu Entfaltenden gesehen werden, Entfaltung heißt aber Entfaltung der Weltoffenheit. Der Mensch ist Mensch zu jeder Zeit, in allen seinen sog. Phasen.
Die Phase, blickt man auf den altgriechischen Ursprung des Wortes Phasis, leitet sich astronomisch aus der Erscheinung, dem Aufgang eines Gestirns her. In jeder Entwicklungsphase zeigt sich, erscheint das Kind auf eine besondere Weise. Wenn wir diese Phänomene zu uns sprechen lassen, dann gibt es keine Einschnitte, keine Stufen oder Stadien, sondern wir erkennen, dem Menschen, dem Kind, dem oder der Jugendlichen zeigt sich Begegnendes immer schon, und er (bzw. sie) verhält sich dazu. Ich folge hier nochmals Valeria Gamper:
Genauso wie der Erwachsene oder der Kranke manchmal nur für bestimmte Bedeutungsgehalte offen ist, so antwortet auch das Kind nur auf das, wofür es gerade offen ist. Dies nur auf biologische Unreife zurückführen zu wollen, hiesse das Kind nicht als volles Dasein zu sehen, sondern nur als eine Art Vorform desselben zu betrachten". Das kindliche InderWeltSein ist... zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung eine in sich abgeschlossene Weise des Existierens, in der das Kind sich gerade jetzt so zeigt. Dem Kind als menschlichem Wesen eignen immer schon alle Grundzüge des Daseins, wenn es anfänglich auch nicht alle Vollzugsmöglichkeiten wahrnehmen kann. (Gamper, 1984, 172 ff.)
Die Eigenart des Kindes ist aus seinem Weltentwurf zu verstehen. Das Kind ist weltbildend. Entwicklung, verstanden als ein mehr und mehr ZurderWeltkommen, in der man von jeher schon existierend ist, heißt Weitung des Welthorizontes immer eines bestimmen Daseins. Welt bedeutet zum einen den umfassenden Horizont zum anderen das Nichts, als Unbestimmbares und Unbestimmtes. Welt als Horizont eröffnet dem Dasein eine Weite, einen Spielraum, denn das Dasein ist weltoffen. Welt meint hier zum einen ein Bedeutungsganzes, das uns von unserer Lebenspraxis her zugänglich und vertraut ist, wo wir "in sind", worauf wir uns verstehen. Dieses In-sein bedeutet Nähe und Behaustheit. Die Welt gibt den Horizont ab, innerhalb dessen die einzelnen Begebenheiten ihre Bedeutung als dieses oder jenes haben. Diese alsStruktur der Welt, welche die Bedeutungen - oft auch unthematisch -mitschwingen lässt, hat also viel mit Deutung zu tun. Zum anderen, wenn wir, wie Rilke in der ersten Duineser Elegie, davon sprechen, dass wir nicht mehr verlässlich zu Hause sind in der gedeuteten Welt (Rilke, 2006, 698) dann bricht der Abgrund auf, die Welt wird zum "Unzuhause". So ist der Mensch immer herausgesetzt ins offen Unbestimmte und gleichermaßen eingebunden, geborgen in einer bestimmten Welt, einer Bedeutungsganzheit die auch immer soziale, also Mitwelt mit anderen ist (Heidegger, 1993, 189). Die beiden Aspekte von Welt, das Eröffnende und das Unbestimmte, greift auch Peter Sloterdijk auf. Er sagt, die Geburt sei ein Blitz, der die Eigenschaft habe "nach seinem Aufflammen nicht mehr zu erlöschen". Ich folge ihm weiter im Wortlaut: "...aber im Grunde ist es nur hell, weil der Geburtsblitz nicht
aufgehört hat zu leuchten und weil er, obwohl selbst unsichtbar und unmerklich geworden, allem übrigen Sichtbaren zur Sichtbarkeit verhilft. Der Geburtsblitz ist die Lichtung in der alle Zurweltgekommenen sich bewegen" (Sloterdijk, 1988, 64) und an anderer Stelle im selben Text schreibt er, die These über das beginnende Weltverhältnis des Kindes müsse richtig lauten "...es kommt zur Anheftung des Kindes ans Offene, ans Unabsehbare, ans Ungewisse. Im Erleiden der Entbindung fällt das zur Welt gebrachte Kind für sich nirgendwo anders hin als in die Schwere der Freiheit und in die Arme einer Gegenschwerkraft, die umgangssprachlich Liebe heißt" (Sloterdijk, 1988, 6).
Ist das Kind entbunden, findet es sich in einer neuen Welt vor, einer Welt die sich von seiner intrauterinen stark unterscheidet, obwohl es bereits Vertrautes gibt, wie zum Beispiel die Stimme der Mutter. Das Gehör des Neugeborenen ist bereits bestens entwickelt. Die volle Seeschärfe erlangt es erst nach 56 Monaten. In der Geborgenheit der mütterlichen Umarmung, der Präsenz ihrer Stimme und ihrer Brust, ereignet sich dieses erste Vertrautwerden mit der Welt. Der Zug ins Offene und andererseits die Halt und Sicherheit spendende Fürsorge, der primären Bezugspersonen, ermöglichen das immer mehr Herausbilden, die Weitung eines Ortes, der das Da des Seins genannt werden kann und der sich als eine Stätte verstattet auf dem jeeigenen tragenden Grund innerhalb der Lichtung des Daseins. Heidegger schreibt am Beginn des "Briefes über den Humanismus", dass sich einer Sache in ihrem Wesen anzunehmen, sie lieben, sie mögen hieße und dieses Mögen, ursprünglicher gedacht, das Wesen schenken bedeuten würde (Heidegger, 1966, 316). So ist auch die elterliche Fürsorge zu verstehen, als eine dem Kind Raum gebende und doch es auch bergende Mitseinsweise, die Weltoffenheit und Halt gleichermaßen ermöglicht, denn der Mensch kann sich nur als Geliebtes zu seinem vollen Wesen entfalten. An dieser Stelle sei auch bemerkt, dass dies nicht nur für die elterliche Liebe, sondern auch für die Liebe in der psychotherapeutischen Beziehung gilt, die den Raum und den Halt gibt, dass das Kind, der/die Jugendliche und der erwachsene Mensch sich seinem eigentlichen Wesen entsprechend entwickeln, wie wir sagen nachreifen kann und sich von Grund auf erholen.
2. DIE SEINS WEISE DES KINDES UND DES JUGENDLICHEN
Das Dasein als InderWeltsein weist Grundzüge, sogenannte Weltbezüge auf, derer einige ich nun in Hinblick auf die kindliche Seinsweise kurz darstellen möchte. Diese sogenannten Existenzialien wie Räumlichkeit, Befindlichkeit (auch
Gestimmtheit genannt), Geworfenheit, Zeitlichkeit, Leiblichkeit und das Mitsein sind dem Dasein wesensmäßig zugehörig (Heidegger, 1993).
Bevor ich aber dazu komme, möchte ich mich noch einmal der phänomenologischen Haltung dem Kind und dem/der Jugendlichen gegenüber zuwenden und halte mich dabei im Wesentlichen an einige Aufsätze unseres wichtigsten und erfahrensten daseinsanalytischen Kinder und JugendlichenPsychotherapeuten und Pädiaters Hansjörg Reck. Aus seinen vielen Publikationen zum Thema möchte ich zunächst vor allem den Aufsatz "Zur Phänomenologie des Kindes. Ein literarischer Beitrag" (Reck, 1990, 233254) herausgreifen, weil durch diesen Text besonders klar ins Erscheinen kommt, wie der phänomenologische Blick, dem Sein des Kindes, wie es sich von sich selbst her zeigt, Raum gibt - und weit über das, was Beobachtung und Erforschung von Erleben und Verhalten des Kindes erhellen könnten, nämlich über das Mess und Operationalisierbare hinaus führt. Versuchen wir also der Seinsweise des Kindes auf die Spur zu kommen, und uns selbst, von dieser Spur angesprochen und ihr entsprechend, in ein dem, was sich zeigen will, angemesseneres Schauen zu finden. Die Möglichkeit des Therapeuten zu einem solchen, dem Kind gemäßen "Schauen", ist die Grundbedingung für jede psychotherapeutische Behandlung.
"Wo zeigt sich das Kind?" fragt Reck am Anfang seiner Ausführungen und nicht "Was ist das Kind?" (Reck, 1990, 233). Er möchte sich dem Kind nicht wie einem "Objekt" zuwenden, sondern möchte sich dem Kindsein nähern. Drei Umstände nennt er, die diesem Versuch hinderlich wären: erstens, wenn das Kind als Forschungsgegenstand gesehen, zweitens, wenn es romantisch verklärt würde und drittens, wenn die ErkenntnisMotive in der Möglichkeit einer Vermarktung der erkannten kindlichen Bedürfnisse lägen.
Reck beginnt mit einer Stelle aus Friedrich Hölderlins Hyperion:
Ja, ein göttlich Wesen ist das Kind, solange es nicht in die Chamäleonsfarbe der
Menschen getaucht ist. Es ist ganz was es ist und darum ist es so schön.
...und noch einmal:
Ja, ein göttlich Wesen ist das Kind, solange es nicht in die Chamäleonsfarbe der
Menschen getaucht ist. Es ist ganz was es ist und darum ist es so schön. (Hölderlin,
1956, 427)
Das ist ein erster Hinweis auf eine vielleicht ursprünglichere Seinsweise, die dem Kinde noch möglich ist, während der Erwachsene, gut sozialisiert, angepasst
und eigentlich längst sich selbst verloren, "benommen' von der Welt, (Heidegger, zitiert nach Thurnher, 2009, 111) zumeist unreflektiert, ohne es zu merken, in der Seinsweise des Man existiert. Wir Erwachsenen waren alle einmal Kinder, "...doch wo ist unser Kindsein geblieben?", fragt Reck wiederum. "Wo kommt dieses aus sich selbst, also am reinsten zum Vorschein?" (Reck, 1990, 235).
Die nun folgende Antwort wird einen Daseinsanalytiker, eine Daseins-analytikerin nicht überraschen: "Im Spiel des Kindes und im Werk des Künstlers". Letzteres ähnle dem kindlichen Spiel, weil es zweckfrei Dinge nur um ihrer selbst Willen anwesen, also sein ließe: "Der Künstler bringt im Werk das Sein selbst, das sich oft im Seienden, also auch im kindlich Seienden, d.h. im Kinde verbirgt, hervor, sein Werk kann es entbergen" (Herrmann, 1985, 30). Hölderlin stehe als Dichter der Natur des Kindes nahe und erhebe sich nicht zu einem Wissen von der kindlichen Seele, sondern er horche auf sie und könne so etwas von dem "Wesen und der Seinsverfassung des Kindes sichtbar werden lassen, wie es das Kind selbst nicht sagen kann und wie es sich dem Erwachsenen häufig wieder verschlossen hat" (Reck, 1990, 236).
Ich möchte im Folgenden auf einige dieser hier von Reck herausgearbeiteten Grundzüge des kindlichen und jugendlichen Daseins eingehen und die Betrachtungen mit weiteren Quellen und Gedanken ergänzen.
2.1 DIE RÄUMLICHKEIT DES KINDLICHEN UND JUGENDLICHEN DASEINS
Das Dasein hat sich einräumenden Charakter. InderWeltsein heißt stets auch, sich einräumen. Dafür ist konstitutiv das Begegnenlassen von innerweltlich Seiendem, also diesem Raum zu geben. Die Räumlichkeit des Daseins eröffnet einen Raum. Die wesensmäßige Offenheit des Daseins ist eine entfernende und eine ausrichtende. Entfernen wird hier als ein Verschwindenmachen der Ferne verstanden, also als Näherung. In dieser Entfernung hat das Dasein also immer schon eine bestimmte Richtung in einer Gegend eingeschlagen, ist ausgerichtet. Das Dasein ist somit wesensmäßig orientiert (Helting, 1999, 82 ff.). Dabei spielt es keine Rolle, wie weit der Horizont der jeweiligen Welt sich schon herausgebildet hat. Das Kleinstkind, welches anfangs fast nur auf seine Mutter hin orientiert ist, man könnte sogar sagen, am Beginn ist die Mutter - oder die primäre Bezugsperson - die Welt, weitet sich mit jedem Atemzug, eröffnet die Gelichtetheit seines Anwesens und kann sich in einer allmählich immer größer werdenden Welt zunächst nur hingegeben
blickend, dann sich auch in sie mehr und mehr hineinbewegend, orientieren. Es hört auf das Neue, lässt sich vielfältig ansprechen, ist trotz seiner vor allem anfangs großen Angewiesenheit bereit, sich auf das Neue einzulassen. Das Kind berührt auch, was um es herum erscheint. Ich zitiere Reck: "In der Berührung mit der Natur, mit einem es schützenden Menschen, mit Tieren, Pflanzen, Steinen, und was wir Spielzeug nennen, eröffnen sich dem Kinde erst seine Möglichkeiten, macht es Erfahrungen von Freundschaft, Gefahr und Feindschaft. Umgekehrt wird Natur in dieser Berührung erst offenbar" (Reck, 1990, 239). Die Kinder und Jugendlichen erforschen die Welt, indem sie sich von Begegnendem ansprechen lassen und ihm entsprechen. Sie verstehen sich so auf die Welt, sind in, werden immer vertrauter mit ihr. Das Kind ist wohl vor allem spielend in der Welt. Das Spiel ist eine Seinsweise, die sich selbst genügt, zweckfrei, die jedoch meist nach Regeln sich vollzieht. Da sind Nachahmungsspiele und Wettspiele, stille und sehr laute. Im Spiel ist das Kind ganz bei seiner Sache, ganz hingegeben, spielend geht es sein eigenes Verhältnis zu den Spielsachen ein. Spielen setzt Freiheit voraus, aber im Spiel liegt auch die Möglichkeit sich frei zu spielen. Dies ist die kindliche Weise der Verarbeitung von Belastendem und Fraglichem. Im Spiel bildet sich die kindliche Welt ab und im spielerischen Vollzug seines Seins, kann sich das Kind entlasten, Boden gewinnen, Bewährtes und Vertrautes wiederkehren lassen und das Zugehen auf Neues wagen. Spielen heißt sich einzuräumen und dem Geschehen anzuvertrauen, sich brauchen zu lassen, von dem, was sich geschicklich zuspricht, ohne Sporen und ohne Zügel, auf der Spitze der eigenen Möglichkeiten selbstvergessen (aber nicht s e i n s v e r g e s s e n!) und doch ganz da zu sein, denn der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt (Schiller, 2000, 66), wie das berühmte Zitat Friedrich Schillers uns eindrucksvoll sagt. Somit ist klar, dass das spielerische Sein nicht nur dem Kinde zukommt. Vielleicht aber vermag es das Kind noch in einer ursprünglicheren Weise zu vollziehen, als der rationale und vermeintlich vernünftige Erwachsene. Beim Spiel des Lebens, steht dieses selbst auf dem Spiel, es geht also ums Ganze. Das Kind weiß darum, so kommt es zum Wort vom "heiligen Ernst des kindlichen Spiels". Natürlich wird nicht nur der Weltbezug der Räumlichkeit im Spiel des Kindes vollzogen, sondern alle Wesenszüge des Daseins klingen im Spiel mit an.
Orientierung ist im Jugendlichsein eine ungeheuer wichtige Sache. Der und die Jugendliche räumen sich in dieser Reifungsperiode in der Welt ein, indem sie sich eher von den Eltern und Lehrern abwenden und sich Gleichaltrige und medial vorgeschlagene Typen von Lebensweisen zum Vorbild nehmen. Oft sind auch Ideale
wichtiger Halt und handlungsleitendes Motiv. Können sie nicht erreicht werden, kann es zu Enttäuschung und vorübergehender Abkehr vom sozialen Umfeld oder zu Selbstbezichtigungen kommen. Junge Menschen stehen der Welt, die bisher ihr Zuhause war, oft agonal gegenüber, wollen die alte Ordnung umwerfen, rebellieren, schreien nach neuen Werten. Hinter dem äußerlich lauten und präpotenten Verhalten verbirgt sich allzu oft Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Not, bis hin zur Verzweiflung.
2.2 DIE BEFINDLICHKEIT DES KINDLICHEN UND JUGENDLICHEN DASEINS
Der Mensch ist immer ge und durchstimmt von Welt. Er ist stimmungsmäßig schon je her in eine Welt geworfen, d.h. er produziert seine Stimmungen nicht aus sich selbst, sondern diese Stimmungen kommen auf, ergreifen ihn. Stimmungen sind keine individuellen Phänomene, sondern erschließen in ihrem atmosphärischen Charakter auch die Mitseinsmäßige Offenheit, d.h. wie wir draußen in der Welt bei den Menschen, eben ermöglicht durch unsere Stimmung, offen sein können für Begegnende und Begegnendes. Stimmungen enthüllen das Wesen des Menschen als ein in eine gemeinsame Welt geworfenes. Das ist der erste Grundzug der Befindlichkeit. Die Offenheit für das Ganze ist der zweite Grundzug, die Stimmung eröffnet diese Offenheit. "Der Mensch ist wesensmäßig gestimmtoffen für das Angegangenwerden von Innerweltlichem" (Helting, 1999, 61). Die Angewiesenheit auf Welt ist schließlich der dritte Grundzug der Befindlichkeit. Das Dasein ist angewiesen darauf, dass sich etwas zeigt. In Heideggers Sein und Zeit befindet sich der aufschlussreiche Satz: "Dem Menschen ist als befindliches Wesen das Ganze stimmungshaft so eröffnet, daß er sich in dieses als weltoffenes Wesen hinein erstreckt erfährt" (Heidegger, zitiert nach Helting, 199, 62). Dieses Ganze als Solches eröffnet sich dem Menschen in den Grundstimmungen, wie etwa Angst, tiefer Langeweile und dem Erstaunen.
Der Säugling bereits teilt seine Gestimmtheit unvermittelt mit. Deutlich gibt er seine Stimmungen zu verstehen, und wenn die primäre Bezugsperson, meist die Mutter, offen ist für ihn und seine Bedürfnisse, lernt sie schnell zu unterscheiden, was die verschiedenen Äußerungen des Kindes bedeuten. Das Spektrum der Stimmungen und ihre Ausdrucksmöglichkeiten weiten sich im Laufe der Entwicklung, also der Entfaltung in der Welt. Schnell verstimmt ist das Baby in einem gewissen Alter, wenn es einen Fremden sieht. Doch es kann auch ausgelassen lachen oder vor sich
hin plaudern. Da das Kind stimmungsmäßig so offen und ansprechbar ist, auch so angewiesen auf die Nähe der Bezugspersonen, sind Verstimmungen in diesem anfänglichen Lebensalter meist auf die Atmosphäre, die die Welt von Mutter und Kind bzw. die Familie durchwaltet, zurückzuführen. Wenn die Mutter oder die primäre Bezugsperson die Bedürfnisse des Kindes nicht erkennt oder nicht erfüllt, wenn das Kind schon früh die Erfahrung machen muss, dass es sich auf seine nächsten Menschen, die doch sein ganzer Halt sind, nicht verlassen kann, kann das schwerwiegende und dauerhafte Folgen für die Stimmung haben und somit für die Möglichkeit der Offenheit dieses Kindes für die Welt. Ein Urvertrauen, bzw. ursprüngliches Vertrauen - ich denke, das ist auch ein Existenzial! -, kann sich in solchem Fall nicht erhalten oder nur schwer bzw. defizitär, eingeengt weiterentfalten und durchtragen. Der freie Vollzug der Weltbezüge engt sich ein. Das wird beim kleinen Kind zuerst leiblich ausgetragen, ist aber doch mit einer Verstimmung der kindlichen Existenz einhergehend. Die Stimmungen des Kindes, meint demzufolge auch Reck, hätten viel mit seiner Sicherheit, bzw. Unsicherheit zu tun, aber es seien vielerlei Einengungen, welche die Kinder und Jugendlichen in schwerste Verstimmungen verschlagen würden: "Sich mitreissen zu lassen, ergriffen zu sein, zu träumen, sich zu verlieben, zu wagen, zu verlieren und sich wieder zu finden ist dem Kind und Jugendlichen vertraut und ein Bedürfnis. Sie erfahren, dass die Stimmungen mit ihren Beziehungen wechseln" (Reck, 1990, 242). Versucht das Dasein die Angst vor dem Ungewissen durch Kontrolle oder Anpassung zu bannen, engt es sich dabei ebenfalls ein. Die Tür zum Leben wird so ängstlich zugehalten und der Kontakt zum eigenen Wesensgrund verödet. Langeweile, Leere können hier auftreten oder eine Depression, ebenso Zwangsstörungen. Der jugendliche Mensch ist von seinen wechselnden Stimmungen besonders in Anspruch genommen. Er steht im Anspruch eines Übergangs, der bewältigt sein will, weil er ihn sich existenziell schuldet. Dieser Übergang ist ein wichtiger Schritt, Scheu und ein Noch-im-Kindlichen-verweilen-Wollen können im Wege stehen (Reck, 1993, 163). Es lockt allerdings auch das Erwachsensein, in das er vorläuft, was auch bedeutet, dieser Lebensprozess ist nicht aufhaltbar. Er kann jedoch verzögert oder eingeengt vollzogen werden. Es ist die Zeit neuer Erfahrungen mit dem eigenen Leib. Im Zusammensein mit Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts entdecken Jugendliche die Welt neu, geben ihre eigene und eigenständige Antwort darauf aus neuer Perspektive. Die Ablösung von den Eltern, die Berufs oder Studienwahl und die geschlechtliche Reife fallen in diesen Lebensabschnitt und wollen auf je eigene Weise, den eigenen Möglichkeiten entsprechend vollzogen werden. Der Schritt zu mehr Eigenständigkeit und Reife fällt
leichter, wenn die Kindheit geglückt ist. Sonst kann es in der Pubertät und Jugendzeit zu schweren Krisen kommen.
2.3 DIE LEIBLICHKEIT DES KINDLICHEN UND JUGENDLICHEN DASEINS
Das Existieren des Menschen ist immer leiblich. Das Leiben ist also Existenzvollzug des Menschen und ist in gewisser Weise orientiert, was bedeutet, dass es mit der Räumlichkeit des Daseins in Verbindung steht. Das Leiben kann als ein SichGebärden gesehen werden und soll nicht einfach nur als ein Ausdruck von etwas Innerem verstanden werden, sondern ist bereits Antwort auf etwas aus dem offenen Grund der Welt Begegnendes, es ist das Entsprechen auf einen Anspruch (Helting, 1999, 84). Wir verhalten uns aus dem Sein zum Sein und dieses Verhalten leiben wir. Holger Helting schreibt: "Das Leiben des Menschen ist niemals mit den Grenzen des Körpers einfach identisch, das Leiben vollzieht sich vielmehr als InderWeltsein, d.h. immer schon als eine Weise, die daseinsmäßig eröffnete Gegend offen zu halten, damit ist auch schon ein wesentlicher Hinweis auf die Grenze des Leibes gegeben, die sich eben nicht aus der vorhandenen Körpergrenze, sondern aus der Existenz bestimmt" (Helting, 1999, 85). Medard Boss meint, das Leibsein sei das Leiben der Verhaltensweisen, die unsere Existenz gerade vollzieht und als die wir im gegebenen Augenblick gerade existieren.
Die Leiblichkeit des Säuglings entspricht also seiner Existenz, der Weise, wie sein Welthorizont sich entfaltet. Je größer seine Welt wird, je mehr er in seine Welt hineinfindet, desto mehr erstecken sich auch die Möglichkeiten seines Leibens. Im ersten Lebensjahr macht das Kind eine ungeheure Entwicklung durch. Störungen seiner freien Existenzvollzüge zeigen sich in der Zeit der früheren Kindheit vor allem leiblich.
Das kleine Kind drückt sich aus und entspricht Begegnendem vor allem in Gebärden und mit Lauten, bis hin zum Schreien. Der Säugling leibt sein Weltverhältnis anders als ein größeres Kind oder ein Erwachsener. Er antwortet sozusagen mit dem ganzen Körper, während er später andere Verhaltens also LeibensMöglichkeiten ausdifferenziert und dieses ganzheitliche Antworten zwar nicht verschwindet, aber doch stark an Ausdruckskraft abnimmt. Das Kind erobert die Welt mit all seinen Sinnen, nur aus der Ferne etwas anschauen oder Hören genügt nicht, gleich will es der Sache auf den Grund gehen. Es möchte die Dinge berühren, ertasten, riechen und vor allem in der ersten Lebenszeit auch mit
dem Mund ergründen. Sobald es zu sprechen beginnt, benennt es, nach und nach alles, was anfangs noch oft mit einer zeigenden Geste einhergeht.
Der scheue Jugendliche erlebt, wie sein Körper sich verändert, vielleicht in die Höhe schießt oder wie im Gesicht die Pickel sprießen, er weiß nicht wohin mit seinen Gliedern und überhaupt mit sich selbst. Die ganze Balance seiner Existenz zwischen Offenständigkeit und Halt im Eigenen scheint in dieser Übergangszeit vom Kindsein zum Erwachsenenalter zu wanken, das gilt es auszuhalten und zu bewältigen. Das Leiben und Leben der sexuellen Möglichkeiten des Daseins, welche sich in diesem Alter deutlich entfalten, ist eine weitere Herausforderung, der es zu begegnen und zu entsprechen gilt. Dies, allerdings, kann in der Sicht der Daseinsanalyse nur als ein Modus der Leiblichkeit des Menschen betrachtet werden und nicht, vergegenständlichend, als Sexualität an sich.
Das Kind und der oder die Jugendliche machen zudem in ihrer Entwicklung mehrfach einen Gestaltwandel durch. Den jugendlichen Menschen kann das sehr verunsichern oder kränken.
Es ist phänomenologisch nur möglich das Leiben eines konkreten Kindes oder Jugendlichen zu einem konkreten Zeitpunkt in den Blick zu nehmen und zu verstehen, nicht das einer ganzen Altersgruppe, auch wenn wir natürlich Gemeinsamkeiten, die sich aus den Erfordernissen und Umständen einer gemeinsamen sozialen Welt und einer physisch sich ereignenden Körperlichkeit ergeben, ebenso als solche anerkennen müssen, weil es Phänomene sind, die einen Aspekt der existenzialen Geworfenheit des Menschen bilden (Helting, 1999, 183).
2.4 DIE GEWORFENHEIT DES KINDLICHEN UND JUGENDLICHEN DASEINS
Wir sagen geboren Werden, zur Welt Kommen, das hat mit Geworfenheit zu tun. Wir können nicht frei wählen in welche Epoche, in welches Land und die dort lebende Sprachgemeinschaft, in welches politische System, in welches religiöse Umfeld, in welche ökonomische Situation wir hineingeboren werden. Wir können nicht wählen, an welcher Stelle der Ahnenreihe wir auftreten und wer uns voran ging und unserer Herkunftsfamilie damit vielleicht ein gewisses Vermächtnis eingetragen hat, denken wir nur an die Kinder und Kindeskinder der KZÜberlebenden oder an jene der Täter.
Wir können uns auch nicht aussuchen mit welcher Haarfarbe oder mit der Anlage zu welchem Körperbau wir geboren werden, auch wenn einige Menschen
zeitlebens mit allen Mitteln gegen dieses Vermächtnis vorzugehen versuchen. Unser Erbmaterial ist uns mitgegeben, aber das ist natürlich keine phänomenologische Aussage. Jedoch stellen wir mehr oder weniger alle an uns fest, dass wir die ein oder andere Ähnlichkeit mit einem unserer Ahnen aufweisen oder uns von den selben Interessensgebieten wie mancher Vorfahr angezogen fühlen. Wir können uns nicht aussuchen, in welche Familie wir geboren werden. Ob wir eine seelisch gesunde Mutter und überhaupt einen in der Familie anwesenden Vater haben werden. Wir sind ein geworfener Entwurf, und in dieser Darreichungsform aufgefordert, diesen Entwurf mit all seinen Vorgaben, aber auch all seinen ureigenen freien Existenzmöglichkeiten eigens zu übernehmen, das heißt so frei als möglich zu leben. Das Umfeld in das wir hineingeboren werden, spielt dabei eine entscheidende Rolle, entscheidend nicht etwa, weil es kausal für unser Schicksal verantwortlich wäre, wohl aber weil es uns prägt, präformiert, abrichtet - wie Wittgenstein sagt (Wittgenstein, zitiert nach: Thurnher, 2009, 109) - und das, ehe wir zu einer eigentlichen Selbsterfahrung und zu einem bewussten Vollzug unserer Freiheit gelangen -Diese frühen Prägungen die wir innerhalb einer Lebenswelt erfahren, die auch Fixierungen werden können, beziehen sich auf Lebensformen, Handlungsmuster, Perspektiven, Bedeutsamkeitsstrukturen und Sprachgewohnheiten. Wir wachsen in eine gedeutete Welt hinein. Hierzu noch einmal Rainer Thurnher: Was am Anfang unserer Entwicklung steht, ist dieses allmähliche ZurWeltkommen, ist dieses Hineingeratensein und Hineinwachsen, diese Präformation durch all die genannten Facetten der Geworfenheit und die ihnen zugeordneten Welten, das heißt Ordungsschemata, Perspektiven und Bedeutungsfestlegungen. Anfang heißt griechisch Arche. Wir halten uns an dieses griechische Wort, weil es nicht nur den Initialzustand bezeichnet, sondern auch Herrschaft und Grund bedeutet. In diesem Sinne ist die Geworfenheit, d.h. das ZusichKommen und SichEntdecken des Individuums als bereits ausgeprägtes in der Welt sein, die Arche, das heißt der Ausgangspunkt und der alles durchherrschende Grund seiner Entwicklung.
Wir sprechen in der Daseinsanalyse nicht von einer kausalen Äthiologie der seelischen Erkrankungen (Seele verstanden als Lebendigkeit des Menschen, nicht als etwas innerpsychisch Vorhandenes), sondern von einer motivischen Genese der Einengung der freien Vollzugsmöglichkeiten des Daseins (Helting, 1999, 87). Motivisch heißt, der Mensch verhält sich als das Wesen, dem die Freiheit eignet und dem sein freies Existieren aufgegeben ist, so, dass er sich Bestimmtes schuldig bleibt, vielleicht ausweicht, sich anpasst, sich nicht entscheidet und so fort. Der Mensch ist von vielerlei Beweggründen angegangen. Ein verunsichertes Kind wird viele
Anpassungsleistungen erbringen, um die Liebe der Eltern, die für es tatsächlich und nicht nur metaphorisch überlebenswichtig ist, zu erhalten. Damit bleibt es sich möglicherweise sein Eigenes schuldig, vollzieht seine ureigenen Wesensmöglichkeiten nicht frei, kann sie nicht einmal zureichend entwickeln und kann somit die jedem Dasein eignenden Weltbezüge nur eingeschränkt vollziehen, ja ist solchermaßen vielleicht noch gar nicht zu der Welt gekommen, die eigentlich die ihm gemäße wäre. Auf den Ruf seines Gewissens, das es, ebenso wie den Erwachsenen, unaufhörlich ins Eigene ruft, wird es vielleicht gar nicht aufmerksam, beachtet ihn nicht oder überhört ihn. In der Therapie, auch mit Kindern und Jugendlichen, geht es somit auch darum, diesen ureigenen Ruf des Gewissens wieder vernehmbar werden zu lassen.
2.5 DIE ZEITLICHKEIT DES KINDLICHEN UND JUGENDLICHEN DASEINS
Anders als von der chronologischen Zeit als einer Abfolge von Jetztpunkten, die messbar ist, sprechen wir in der Daseinsanalyse von der Zeitlichkeit des Daseins, das Dasein eksistiert ausgespannt in die drei gleichursprünglichen zeitlichen Ekstasen von Gewesenheit, Zukunft und Gegenwart. Zeit wird verstanden als die Zeit, die mir gegeben ist, bis das Dasein mit dem Tod, in den es vorläuft, endet. Gewesen sein, Gegenwärtig sein und Erstreckti ndieZukunfts ein sind Wesensdimensionen des Daseins. Das Gewesensein waltet als ein Immerschon-gewesensein, immer schon sich befinden, das Gegenwärtig sein als SeinbeidenDingen und die Zukunft eröffnet den Raum, in den und aus dem her das Dasein seine gegenwärtigen Möglichkeiten entwerfen kann.
Das Kind lebt stark im Augenblick, im Jetzt. Die Zukunft liegt dennoch - wenn auch unthematisch anwesend - es riesenhaft ansprechend vor ihm. Das Gewesene ist in Form der Geschichtlichkeit präsent, in sie fließen auch die bisher schon gemachten Erfahrungen ein. Vor vielen Jahren hat mich die Schilderung eines KinderTraumes durch Medard Boss sehr bewegt, und ich habe die Stelle nun wieder gefunden, sie lautet:
Selbst wenn der Säugling aber noch so wohlbehütet war, wird das Menschenkind, bald in stärkerem, bald in geringerem Maße, Angst erfahren haben. Schon ein Kind von drei, vier Jahren kann Nacht für Nacht in panischer Angst aufschrecken, weil es in seinen Träumen immer wieder sie selbe riesengroße dunkle Kugel auf sich zurollen sieht. Dieses Traumereignis entspricht dem Heranbrausen seiner ganzen menschlichen Zukunft, diese jedoch zu übernehmen und zu tragen fühlt es sich in seiner kindlichen Schwäche noch keineswegs gewachsen. Darum fürchtet es deren Last träumend als ein zermalmendes Unding. (Boss, 1962, 29)
Nach diesem Beispiel mag die Zukunft auf dem Kind lasten, aber es ist doch auch vorwärtsstrebend, will Neues lernen und sein natürlicher Erkenntnisdrang, seine Ausdauer im Einüben neuer Fertigkeiten sind beeindruckend. Lässig kann es aber auch etwas eben noch intensiv Beachtetes fallen lassen, um sich Neuem zuzuwenden. Das Kind hat einen anderen Zeitbezug als der Erwachsene. Jeder Tag ist neu und voller Überraschungen. Der Säugling lebt ganz im Jetzt, in der Gegenwart, und mit jedem Tag, den er lebt, macht er Erfahrungen, die ihm helfen, die Gegenwart zu bewältigen. Das heranwachsende Kind muss sich in der Gegenwart orientieren und reagiert daher so empfindlich auf Änderungen des Gewohnten (Gamper, 1984, 180). Es tanzt auf dem Augenblick und spielt sich frei, so dass es die Zeit dabei vergisst. Im freien, gelassenen, auch ausgelassenen, Spiel ist es auf dem Gipfel seiner gegenwärtigen Möglichkeiten, also ganz da. Das Kind hält sich so lange mit einem Spiel auf, bis sein wacher Blick in die Zukunft geht. Das Angesprochensein von Neuem, das Hinschauen und es ergründen Wollen, der staunende Bezug zur Welt, zu dem, was draußen lockt, kann auch eine Abwendung vom Bisherigen bedeuten und einen Verzicht. Wichtig ist, dass diesem Zug ins Offene der Halt und Schutz, die Möglichkeit der Rückkehr ins eigene Zuhause ausgleichend gegenübersteht. Jugendliche entfernen sich noch weiter von zu Hause, allerdings kann das auch eine Belastung sein, weil es doch gilt, die bisherige Abhängigkeit zu überwinden und allmählich auf die eigenen Beine zu kommen. Für den Jugendlichen, die Jugendliche ist es oft gar nicht leicht, die Kindheit hinter sich zu lassen (Reck, 1990, 246).
Die Zeit der Kindheit ist eine menschliche Lebensperiode von besonderer Offenheit, ursprünglicher Zugewandtheit, Interesse, Staunen und Unschuld (letzteres meine ich nicht romantisch, sondern im Sinne von unverfälscht). In seinem Aufbruch in die Welt ist das Kind ausgesetzt und angewiesen, besonders verletzlich, zart und einschreibbar wie eine weiche Wachstafel. Auch die jugendlichen Menschen sind, wenn auch schon ihre Welt dem Erwachsensein näher liegt, noch immer biegsam und riskiert.
2.6 DAS MITSEIN DES KINDLICHEN UND JUGENDLICHEN DASEINS
Der Mensch ist seinem Wesen nach immer schon auf seine Mitmenschen bezogen, das ist nicht als Bewusstseinsphänomen zu verstehen, sondern als Seinsweise. Wir werden von einem Mitmenschen, unserer Mutter geboren, in deren Leib wir neun Monate, bis zur Geburtsreife herangewachsen sind. Nach der Geburt sind wir schon immer miteinander in einer gemeinsamen Welt bei den
Dingen. Unsere Herkunft ist mitmenschlich geprägt, wir wachsen von Anfang an in Beziehungen auf. Innerhalb des Mitseins eröffnet sich der Möglichkeitsraum eigentlicher oder uneigentlicher Erfahrungen mit den Mitmenschen. Das Kind ist zunächst in der Nähe der Mutter oder der primären Bezugspersonen. Nach und nach, einhergehend mit der Weitung seiner Welt, begegnet es auch anderen Menschen, Verwandten, Freunden der Eltern, Passanten und schließlich Spielkameraden, Kindergärtnerinnen, Lehrern und Mitschülern. Im Jugendalter sind sie gleichaltrigen Mitmenschen der peergroup entscheidender Halt und Orientierungshilfe bei der allmählichen Ablösung vom Elternhaus.
Die primären Bindungen und Beziehungen sind entscheidend für die Entwicklung und Reifung des Kindes. Braucht es bei seinem Weg in die Welt doch viel Rückhalt, Zuverlässigkeit, Liebe, Gewährenlassen der Eltern und zugleich Schutz im rechten Moment. Die dem Kinde von den nahen Menschen am Beginn seines Daseins auf der Welt gewährte Fürsorge muss auch Komponenten des Einspringens aufweisen, aber selbst hier, soll die Entfaltung eines eigenständigen Wesens gelingen, wird die vorausspringende Fürsorge, die im mitmenschlichen Bezug eingestimmt ist auf die Bedürfnisse, aber auch die Möglichkeiten des Kindes, die es schon eigens entdecken und ergreifen kann, die bessere Wahl sein. In der vorausspringenden Fürsorge wird sowohl Raum gegeben, als auch Zuwendung und Halt, wo es gebraucht wird.
3. (PSYCHO-)THERAPEUTISCHES MITSEIN IN DER DASEINSANALYTISCHEN BEHANDLUNG VON KINDERN UND JUGENDLICHEN.
Wir werden in Beziehungen krank und wir gesunden in Beziehung. Der Mensch ist wesensmäßig auf das Sein mit anderen ausgerichtet, auf Beziehung angewiesen. Dies besonders stark und überlebenswichtig am Beginn seines Lebens, als Säugling und Kleinkind. Im therapeutischen Mitsein mit Kindern und Jugendlichen, wird die daseinsanalytischphänomenologische Haltung, die dem Eigenwesen des Patienten Raum und Gehör schenkt, besonders fruchtbringend. Im spielenden, malenden oder erzählenden Sein des Kindes, kann seine Welt frei zum Vorschein kommen, Belastendes kindgemäß ausgedrückt und vom Therapeuten oder der Therapeutin angenommen und behutsam (meist nicht explizit) ausgelegt werden. In der Kinder und JugendlichenPsychotherapie ist immer auch ein erzieherisches, also pädagogisches Moment enthalten. Es wird hin und wieder auch einspringende
Fürsorge brauchen, dennoch bleibt die Grundhaltung im therapeutischen Handeln die Raum gebende und Welteröffnende, auf das Eigenwesen des Patienten vertrauende vorausspringende Haltung.
Das therapeutische Gespräch ist viel mehr als ein Informationsaustausch, eine Kommunikation zwischen Sender und Empfänger. Das Gespräch als Versammlung dessen, was sich zuspricht und innerhalb dessen die davon Angesprochenen entsprechen - was auch schweigend geschehen kann - ruft seine Teilnehmer ins Gemeinsame zusammen. Das Gespräch spricht, so wie die Sprache spricht und wir, die wir diesen Anspruch vernehmen, entsprechen, indem wir sprechen (Heidegger, 1985, 30).
Auch das Spiel ist somit ein Gespräch, als ein Gemeinsamsein in der Versammlung auf das hin, was sich zeigen will, was sich dem Kind, (manchmal auch noch dem Jugendlichen) und dem Therapeuten, in der gemeinsamen Welt des Spielzimmers zuspricht. Das Kind spielt sich sozusagen frei, denn das Spiel ist der kindlichen Seinsweise entsprechend, in ihm findet es sich zurecht und lernt allmählich, dass es hier alles sagen und entdecken, alles im Spiele zum Vorschein bringen darf, was sich ihm im Augenblick zeigt. Das therapeutische Gespräch versteht sich in der Daseinsanalyse als ein füreinander offen sein und gemeinsam sich von der Sache des Klienten ansprechen lassen. Es heißt für beide, Therapeutin und Klienten ein größtmögliches SichÖffnen und Sich Treffen in dieser nun gemeinsamen Welt (Reck, 2016, 46). Im Spiel eröffnet sich eine eigene Wirklichkeit, nämlich die der Möglichkeiten.
Oder sei es, dass der Jugendliche sich aussprechen kann, Selbst Geschriebenes, Gefilmtes, Gemaltes oder Komponiertes in die Stunde mitbringt, sich nach einiger Zeit überwindet im geschützten Raum der therapeutischen Beziehung traumatische, tief verletzende Erlebnisse mit den Mitschülern zu erzählen, die er bisher niemandem anvertrauen konnte, weil er sich als wertloses Opfer fühlt - "Du bist ein Opfer" ist gerade ein beliebtes Schimpfwort auf den Schulhöfen. In seiner Umgebung wundert man sich, warum er sich weigert in die Schule zu gehen und denkt, na, er ist eben in einer Pubertätskrise. Dieses Aussprechen dessen, was unausprechlich schien, wirkt heilsam, nicht nur wegen der Öffnung, die das bewirkt allein, sondern weil er es mit einem Menschen teilt, der versteht, den Schmerz und die Scham mit ihm aushält und nicht weicht. Schließlich kann der junge Mann dies alles auch seinen Eltern erzählen.
Erholung von einer psychischen Erkrankung ist Verlebendigung. Die ein und ausholende Bewegung des Daseins, die Atembewegung des Lebens, kann wieder frei oder zumindest freier vollzogen werden. In der Behandlung von Kindern ist
zudem das Umfeld, das ihr Leben beeinflusst, von dem sie noch abhängen, von hoher Wichtigkeit und kann daher nicht ausgeklammert werden. Es kann nötig werden, zusätzlich zu den Einzelbehandlungen, eine Familientherapie zu empfehlen oder Gespräche mit den Eltern zu führen. Wichtig ist dabei, möglichst wenig von dem, was im Vertrauensraum des Therapiezimmers sich gezeigt hat, ausdrücklich preiszugeben, sondern nur so viel des sichtbar Gewordenen den jeweiligen Gesprächspartnern auszulegen, dass es dem Kinde im Verhältnis zu den Eltern und zu seiner sozialen Umgebung helfen kann. Das ist eine heikle Sache und wird bei Jugendlichen noch heikler. Hier ziehe ich es, bei älteren Jugendlichen, vor außer es wird vom Klienten ausdrücklich gewünscht - die Eltern nicht zu einem Gespräch dazu zu holen. Ich denke die phänomenologische Methode der Daseinsanalyse ist besonders kindgerecht, denn sie gibt dem Sichtbarwerden der Sache selbst Raum und entspricht dem "noch unvoreingenommenen fragenden Entdecken des Kindes". Sie vertraut darauf, dass es ein Grundzug jedes Daseins ist, dass es sich auf sich selbst versteht, und es nur den Raum, die verstehende Liebe des Therapeuten braucht, um diese Möglichkeit endlich selbst zu vollziehen, also ganz zu der Welt zu kommen, die die eigene ist und somit dem eigenen Wesen entspricht. In der liebenden Haltung des Therapeuten, ersteht ereignishaft gespendet der Raum, wo sich dem Patienten sein Wesen wiederschenken kann.
Nun am Ende meiner Ausführungen greife ich den Titel meines Vortrags: "Am Leben sein" wieder auf. Am Leben sein, bedeutet umgangssprachlich Dasein und auch Dabeisein, im Sinne von "ich bin gerade am Essen". Meine jugendliche Klientin formulierte dieses Therapieziel, weil sie sich in unseren ersten Gesprächen alles andere als am Leben fühlte und auf Verzweiflung, Einsamkeit gestimmt war, nichts als Leere empfand und öfter - auch konkret - über Selbstmord nachdachte. Ich verstand ihren Wunsch auch als Wunsch nach Verlebendigung, nach Wahrhaftigkeit, und nach Freiheit, was den freien Vollzug der eigenen Möglichkeiten meint. Aber mir war auch klar, dass sie endlich bei einem Menschen ankommen wollte, wo sie sich zeigen, gesehen, verstanden werden könnte, um aus dem Einsamkeitskerker langsam hinauszufinden. Als ich ihr damals sagte, ihr stehe eine Welt offen, die sie noch entdecken und für sich erobern könne, meinte sie, das verstehe sie nicht, aber es klänge nach Hoffnung.
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