Резюме. В статье рассматривается любопытное явление в документах Ордена, содержащих прусские топонимы. В частности, топонимы Самбии, основная часть которых является обозначением земель. В документе [1331] года описано установление границ между землями Самбии, принадлежащими епископу и Ордену. В книге документов Самбии представлены два списка этого документа A и B, называемые также кодексами. В документе зафиксировано 32 топонима, характеризуемые латинским словом locus. Восстановление аутентичных форм топонимов и выяснение их происхождения в большинстве случаев позволяет уяснить и значение слова locus. Обозначенные словом locus топонимы могут называть деревню, напр., in loco Lasanas; луг, напр., in loco Wesgintz; гору, напр., in loco Lulegarbis и т. д.
Поскольку в задачи исследователей прусского словника входит установление принадлежности каждого топонима определённому объекту, необходимо изучить контекст, в котором записан топоним в документе, и установить, что в данном конкретном случае означает слово locus.
Ключевые слова: латынь, locus, географический объект, древнепрусский язык, документ, топоним, происхождение; the Latin language, locus, geographical object, Old Prusssian, document, toponym, origin.
Die Autorin des Beitrages ist vor allem Ortsnamenforscherin, mit Schwerpunkt altpreuBische (im Text - apr.) Eigennamen. Bekannt-lich sind die apr. Eigennamen in vielen Tausenden Urkunden des Mittelalters verzeichnet, in erster Linie in den Dokumenten des Deutschen Ordens. Diese wurden auf Latein, der Kanzleisprache des Ordens, im 13.-14. Jh. verfasst.
Nach 1306 verwendete der Orden in seiner Kanzlei auch die mitteldeutsche Schreibsprache, doch Latein dominierte noch fur langere Zeit. In einer wichtigen Quelle fur die apr. Eigennamenfor-schung, im Urkundenbuch der Bisthums Samland (weiter im Text SUB) sind 544 Urkunden von 1243 bis 1387 sehr zuverlassig vor-gestellt. Nur 17 davon sind auf Deutsch abgefasst (Blaziene 2010: 181). In einer Urkunde von [1331], wo die Feststellung der Grenzen zwischen den zum Bistum und den zum Ordensgebiet gehorenden Teilen von Samland angegeben wird, sind viele apr. Eigennamen mit genauer Lokalisierung und Beschreibung verzeichnet. Dazu bein-haltet sie zahlreiche Glossen. Die Urkunde besteht aus zwei Abschriften, A und B (auch als Codexe bezeichnet), die voneinander abweichen.
An dieser Stelle muss betont werden, dass das Urkundenbuch des Bisthums Samland im Jahre 1898 erschienen ist. Die Urkunde selbst ist schon seit 1851 im Umlauf. Codex _A wurde 1851 von Karl E. Ge-bauer veroffentlicht und mit einer Ubersetzung ins Deutsche ver-sehen (Gebauer 1851:). Im Jahre 1870 hat der Herausgeber des Thesaurus linguae Prussicae Georg H. F. Nesselmann die Urkunde in seinem Beitrag „Forschungen auf dem Gebiete der preussischen Sprache“ veroffentlicht (Nesselmann 1870: 289-309). Die Wieder-gabe der Urkunde ist laut Nesselmann „weder ganz vollstandig noch ganz correckt (ibd.: 292). Nesselmann hat als erster auch die „vollig zuverlassige Lesung der Urkunden“ hervorgehoben und die Sammlung der Namen „unmittelbar aus den Quellen, nicht aus schon vorhandenen Abdrucken der Urkunden“ unterstrichen (ibd.: 293). Das hat auch die Autorin des vorliegenden Beitrages mehrmals betont (Blaziene 2003: 268-269; 2010: 184).
In der Urkunde werden Objekte mit apr. Namen genauer definiert: Z.B. viam Barbalenx (SUB 183), ville Wycow (SUB 184), silvam Pelkis (SUB 185) usw.
Besonders interessant sind im zu untersuchenden Dokument Namen mit locus als genauere Beschreibung. Daher werden im Beitrag alle mit locus definierten Ortsnamen behandelt.
Deinde directe ad quercum circumfossam, stantem in loco Lasanos (Lassanos, Lasanos) pruthenice dicto. (Abschrif A). In der Abschrift B steht Lasinus (SUB 184). (Dann direkt, bis zur um-grabenen Eiche, die in dem auf PreuBisch Lasinus genannten Ort steht). Die Herausgeber des SUB behaupten: „Beide Namen (Laysen und Lassanos) sind im heutigen Laserkeim, Kirchspiel Wargen“ (SUB 90) enthalten. Laysen ist 1296 als Wiese belegt (SUB 90), Lasanos als Ort, Ortschaft. Lasanos apr. *Las-an- konnte zu lit. laseti ‘tropfen, tropfeln, sickern’ oder lasas ‘Tropfen’ gestellt werden. Laserkeim ist ein Kompositum mit apr. caymis ‘Dorf’ im Grundwort (im Text Gw.) Das Bestimmungswort (im Text Bw.) ist moglicherweise phonetisch an *Las-an- angeglichen (Blaziene 2000: 78).
Et eadem quercus stat supra fossatum antiquum Rogarbe prutenice nominatum. (Und diese Eiche steht auf einem alten Graben, auf PreuBisch Rogarbe genannt). In der Abschrift B steht dagegen ...ibidem sunt antiqua fossata que eyn lantwer dicitur (!), et ille locus nominatur in pruthenico - Rogarbi. (...dort ist ein alter Graben, der eine Landwehr heiBt, und dieser Ort wird auf PreuBisch Rogarbi genannt.). In dieser Abschrift gibt es eine Glosse, die Rogarbi naher erklart. Die Herausgeber des SUB bezeichnen Rogarbe als Grabenhugel = umgrabener Hugel. Diese Bezeichnung konnte mit der Herkunft des Namens zusammenhangen (SUB 184). Apr. Rogarbe, Rogarbi konnte man als *Rog-garb- (?) rekon-struieren und als Kompositum betrachten mit apr. garbis im Gw.
Zum Bw. vgl. Apr. ON Rogayn, Rogow (Gerullis 1922: 143), lett. rudga ‘die vom Halm abgebrochene Ahre; leere, ausgedroschene Ahre’; rudgainis ‘Beiname des Roggens’ (s. Przybytek 1993: 241; Blaziene 2000: 133).
...stantem in loco, ubi olim fuit arbor pruthenice Ywegarge dicta. (...auf einem Platz steht, wo fruher ein Baum gewesen ist, auf PreuBisch Ywegarge genannt).
In der Abschrift B steht:... ad truncum cum palo circumfosso, qui locus dicitur Ywogarge), id est huwinboum. (...vom Stamm bis zum umgrabenen Pfahl, dessen Ort Ywogarge heiBt, das heiBt Eulenbaum...) (SUB 184). (Die Glosse huwinboum=huwin-boum, wo mhd. huwe „Nachteule, Uhu“ bedeutet (Lexer 1980: 97) und boum „Baum“ (ibd.: 25). Hier ist der Name des Baumes apr. *Iva-gafa bezeugt, mit apr. garian ‘Baum’ im Gw. Das Bw. ist auf apr. *ivas ‘Eule, Uhu’ zuruckzufuhren (Gerullis 1922: 50; Toporov 1980: 101-102; Blaziene 1993: 105; Maziulis 1993: 59-б0).
Weiter wird dreimal locus im Zusammenhang mit dem Namen Oubetobe verwendet:
...quercum circumfossam, stantum in loco Oubetobepruthenicae nominato... (...[Bis zu einer anderen] umgrabenen Eiche, die in dem auf PreuBisch Oubetobe genannten Ort steht...).
...per quercum stantem in loco Oubetobe (Oubetoube) dicto... (...durch eine Eiche, die in dem Oubetobe genannten Ort steht.).
Deinde a quercu..., stante in loco Oubetobe. (Dann.von der Eiche, im Orte Oubetobe stehend...).In der Abschrift B steht: Deinde ad aliam quercum, que dicitur Ubbacobe... (Weiter bis zu einer anderen Eiche, die Ubbacobe heiBt.) (SUB 184).
Also, wir haben dreimal in der Abschrift A locus Oubetobe, und in der Abschrift B wird schon eine Eiche als Ubbacobe gennant. Nach wie vor bleibt dieser Name unklar. Aufgrund der angegebenen Belege ist es vorlaufig kaum moglich, die Grundform festzulegen und den Namen zu deuten (s. Gerullis 1922: 111; Blaziene 1993: 112).
.ad aliam circumfossam, stante prope pascuam illorum de Drabenow in loco Barne (Warne) pruthenice dicto (...auf eine andere umgrabene Eiche, die nahe der Viehweide derer von Drabenow in dem auf PreuBisch Barne (Warne) genannten Ort steht.). .in loco Barne ... wird noch einmal in der Abschrift A erwahnt.
Interesant ist die Aufzeichnung in der Abschrift B: Deinde ad quercum circumfossam prope villam Drabinow quasi in pascuis, qui locus dicitur Barne (Weiter bis zu einer umgrabenen Eiche neben dem Dorf Drabinow als ob auf der Viehweide, die Barne heiBt) (SUB 185-18б). Die Abschrift B lasst zu, dass Barne (Warne) eine Viehweide ist. Wir haben in diesem Fall zweifellos den apr. Flurnamen Warne. Fur apr. w findet sich b, „aber nur im Inlaut“
(Gerullis 1922: 220). Hier hat man den Wechsel b: w im Anlaut, deshalb kann man die Meinung des vom angeblichen Vorhandensein des ON Barne ausgehenden Vladimir N. Toporov (1975: 197), dass es einen apr. Ansatz *barn- gibt, kaum teilen. Apr. *Varw geht demnach auf das apr. Appellativum warne ‘Krahe’ zuruck. *Varn-ist in der apr. Toponymie mehrfach belegt, vgl. die apr. ON Warne, Warnye, Warniken, Warnikeim (Gerullis 1922: 197; Blaziene 200: 171-172; 2005: 218-219).
...ad aliam quercum circumfossam, stantem in loco Scherde (Sherde) pruthenice nominato (.zu einer anderen umgrabenen Eiche, die in dem auf PreuBisch Scherde (Sherde) genannten Ort steht.) (Abschrift A).
... cum quercu stante in loco Scherde.(mit der in dem Orte Scherde stehenden Eiche.) (Abschrift B) (SUB 18б).
Man konnte am ehesten von einen apr. Grundform *Skerdё (?) ausgehen, vgl. lit. skёrdёti ‘viel feine Risse bekommen, platzen’, skerdejas, skerdikas ‘wer schlachtet, Schlachter’ (LKZe). Oder
*Skardё (?), zu lit. skardis, skardys, skardzius ‘steiles Flussufer, der Rand, der Kamm eines Hanges, einer Boschung, Absturz, Boschung’ (LKZe). (s. Gerullis 1922: 1б4).
Ferner. in loco Wosebirgo (Wosibirgo) pruthenice dicto. (in dem auf PreuBisch Wosebirgo (Wosibirgo) genannten Ort). In der Abschrift B auch .in loco dicto Wosebirgo. (.in dem Orte genannt Wosebirge.) (SUB 18б). In diesem Fall haben wir apr. *(У)э^ё-Ы^ё, zu apr. wosee ‘Ziege’ und balt. *birg- ‘summen, brummen, schwirren’. Nach Vytautas Maziulis bedeutet *(У)эхё-Ы^ё ‘das Mekkern der Ziege’ (Maziulis 1988: 110-111). Anders Kazimieras Buga (1958: 435), Toporov (1975: 227-228), der Wosebirgo zusammen mit. apr. birgakarkis ‘Kelle - ein groBerer Schopf-loffel’ bespricht. (s. Gerullis 1922: 208; Blaziene 2005: 37).
Da es in der Urkunde wie in dem oben angefuhrten Beispielen um die umgrabenen Eichen geht, wird im weiteren auf den breiteren Kontext verzichtet, wenn er nicht zur naheren Definition des Begriffes locus beitragt.
...situm in loco Paymekopopruthenice dicto. (.stehend in dem auf PreuBisch Paymekopo genannten Ort.).
.in loco, qui vocatur Paymecopo (...in dem Orte, genannt Paymecopo.) (Abschrift B) (SUB 18б). Die Herausgeber des SUB betrachten Paymekopo als ‘Hirtenberg, Hirtendune’. Dabei stutzen sie sich am ehesten auf Wilhelm Pierson (1870: 599), der das Bw. mit lit. piemud ‘Hirtenjunge’ in Verbindung bringt. Apr. *Paim-kapa, zu einem PN, lit. Paim (Gerullis 1922: 112) und *kapa ‘Hugel’, vgl. lit. kapas, lett. kaps ‘Grabhugel’, die apr. ON Auctacops (SUB 18б), Kappegalin (Gerullis 1922: 5б; Blaziene 2005: 99). In diesem Fall versteht man unter locus einen Hugel.
Ferner wird .in loco Brandestat, Branstat.angegeben (...im dem Orte Brandestat, Branstat...) (SUB 188).
Brandestat ist ein deutscher Name und ist auf mhd. brant ‘Feuerbrand’ und stat ‘Ort, Stelle’ (Lexer 1980: 25, 208) zuruck-zufuhren.
.ad quercum circumfossam, stantem in loco Sauclauks, Sant-lauks, Sawtlaukis, Sawtlaukis pruthenice dicto. (.bis zu einer umgrabenen Eiche, die in dem Ort Sauclauks auf PreuBisch genannt steht.). In der Abschrift B lautet . qui locus dicitur Sontlaux. (.der Ort heiBt Sontlaux.) (SUB 188). Die Herausgeber des SUB geben irrtumlich an, dass der Ort das untergegangene Dorf Sand-lauken im Kirchspiel Medenau ist. Im Samland hat es Sandlauken im Kirchspiel Quednau gegeben (Blaziene 2005: 138) und Sundlaucken bei Thierenberg, untergegangen zu Anfang des 19. Jh. (Blaziene 2000 15б-157). Bei locus Sontlaux handelt es sich um das spatere Dorf Sundlaucken. Die Grundform ist am ehesten *Sant-lauk-, zu einem apr. PN *Sante, vgl. den apr. PN Santele (Gerullis 1922: 151) und zu apr. laucks ‘Acker’.
In der Abschrift B gibt es noch ein Beispiel fur locus: Deinde ad quercum circumfossam circa pratum Pomaude, qui locus dicitur Wesgintz. (Dann bis zu einer umgrabenen Eiche neben der Wiese von Pomaude, die Wesgintz heiBt.) (SUB 188). Die Grundform lautet *Visgint-, zu einem PN. Vgl. den zweistammigen lit. PN Visgintas (Vizgintas) (Zinkevicius 2008: 2б1), zu lit. visas, visdi ‘der ganze’, und ginti ‘verteidigen’ (Zinkevicius ibd.: 1бЗ, 94). Beide Stamme kommen auch in apr. PN vor (Trautmann 1925: 157, 139). Die Altpreussen konnten auch den PN *Wissegint tragen (S. Gerullis 1922: 200).
Ferner wird in der Abschrift A der Flurname .in monte Mantegarbs. (...auf dem Berge Mantegarbs .) erwahnt. In der Abschrift B steht ...in loco dicto Mantegarbs. (in dem Mantegarbs genannten Ort). Apr. Name des Berges * Manta-garbis, zu einem apr. PN Manto (Trautmann 1925: 55) und apr. *garbis ‘Berg’. Ob der Bergname mit dem Held des preuBischen Aufstandes Henricus Monte in Verbindung gebracht werden kann, ist schwer zu sagen (Gerullis 1922: 94; Maziulis 199б: 109-110). Maziulis (ibd.) behauptet, dass das Dorf Mangarben bei Norkitten nach dem Berg benannt war. Diese Annahme kann jedoch nicht stimmen, da die Orte weit von einander entfernt lagen (s. Blaziene 2005: 117).
Ebenso verhalt es sich bezuglich des Berges Lulegarbs. In der Abschrift A steht.stantem in monte Lulegarbs, Kalegarbs, Kile-garts, Lugegarbs pruthenice dicto. (.[die] steht auf dem Berge Lulegarbs, Kalegarbs, Kilegarts, Lugegarbs auf PreuBisch genannt). In der Abschrift B lesen wir: Deinde ad palum circumfossum in monte, qui locus dicitur Lulegarbis. (Dann bis zu einem umgrabenen Pfahl auf dem Berge, der Lulegarbis heiBt.) [dessen Ort
Lulegarbis heiBt] (SUB 188). Der Name des Berges apr. *Uul-garbis (?) hat im Gw. das apr. Appellativum *garbis ‘Berg’. Das Bw. ist auf lit. liulynas ‘quebbiger Wiesen- oder Moorgrund’, liuleti ‘sich wie Gallerte zitternd hin- und herbewegen, quabbeln’ zuruck-zufuhren, wenn man von der Lesart Lulegarbs ausgeht (s. Gerullis 1922: 92; Toporov 1990: 403; Blaziene 2005: З5-Зб).
Zweimal wird das Wort locus ohne Eigennamen in der Abschrift A verwendet
.ad locum.(...bis an die Stelle...) (SUB 189) und .in uno loco.(.auf einem Platz.) (SUB 190).
Ferner (SUB 191) sind 4 Eigennamen in der Abschrift B mit dem Beiwort locus versehen, zwei in der Abschrift A.
.stantum iuxta paludem Druppis, Druspis. (...neben dem Sumpfe steht, [der auf PreuBisch Druppis, Druspis genannt wird.] (Abschrift A).
Deinde ad palum circumfossum in loco, qui Druppis dicitur. (Dann bis zum umgrabenen Pfahl in einem Ort Druppis genannt). (Abschrift B).
Also apr. *Drupїs, am ehesten zu einem PN, vgl. den lit. PN Drupis (Gerullis 1922: 31). (s. Toporov 1975: 380; Biolik 1993: 48; Blaziene 200б: 74).
.in monte Lappegarbe, Leppengarbe (...auf dem Berg Lappe-garbe, Leppengarbe...) (Abschrift A) und ..in loco, qui dicitur Lap-pogarwe. (...in einem Ort, der Lapporgarwe heiBt.) (Abschrift B) Der Herausgeber des SUB geben in der FuBnote 40 an, dass der Name des Berges auf Deutsch Fuchsberg lautet. Apr. *Lap-garb-, Kompositum, mit apr. *garbis ‘Berg’ im Gw. und apr. lape ‘Fuchs’ im Bw. (Gerullis 1922: 83; Toporov 1990: 89; Blaziene 2005: 35).
...stanten in loco Yrcekapinis, Yrczekappinis, Yrczekapinis dicto pruthenice. ( .[der] in einem auf PreuBisch Yrcekapinis, Yrczekappinis, Yrczekapinis genannten Ort steht.) (Abschrift A).
.in loco, qui dicitur Ireicapinis (...in einem Ort, der Ireicapinis heiBt.) (Abschrift B). Die Herausgeber geben als Erklarung fur diesen Namen Schiffergrab, Rudergrab an. Apr. *Irt-kapims (?), zu apr. *irt- (ob man das apr. Lexem zu lit. irtinis ‘der Schifferei geho-rend’ stellen kann, ist fraglich) und zu apr. *kap-m^s. Vgl. lit. kapas, lett. kaps ‘Grabhugel’, erweitert mit dem Suff. *-Їп-, oder zu apr.
*kapm- (Pierson 1870: б00; Gerullis 1922: 50; Toporov 1980: 70).
....stantem in loco Wosegowiskapynis, Wosogowiskepynis, Wosogowiskopynis, Wosegowiskapnis pruthenice dicte. (.[der] in einem Ort Wosegowiskapynis, Wosogowiskepynis, Wosogowisko-pynis Wosegowiskapnis auf PreuBisch genannt steht.) (Abschrift A).
Deinde ad palum circumfossum in monticulo, qui locus dicitur Wosgowscappis. (Dann bis zum umgrabenen Pfahl auf dem Hugel, der Wosgowscappis heiBt.) (Abschrift B).
In diesem Fall geht es um einen Hugel, der bei dem Dorfe Wosgow (spater Wosegau) liegt. Der Name des Dorfes konnte eine hybride Bildung aus apr. wosee ‘Ziege’ und dt. Gau ‘Gegend, Gebiet, Region, Aue, Land am Wasser’ sein (so Wolfgang P. Schmid bei Blaziene 2000: 181). Wie auch immer es sich mit der ersten Komponente des Kompositums verhalt, die zweite beinhaltet apr. *kapmis. S. oben.
...in loco Dome pruthenice dicto (.in dem auf PreuBisch Dome genannten Ort...) (SUb 192).
Apr. *Domё, zu einem apr. PN Dome (Trautmann 1925: 2б). (s. Gerullis 1922: 29; Toporov 1975: 3б0-3б1).
Auf derselben Seite gibt es noch ...in loco, quo rivulus Aucopte pruthenice dictus.(...in dem Ort, wo der auf PreuBisch Aucopte genannte Bach...). Auch in diesem Fall ist locus mit keinem Eigennamen verbunden.
...in loco Ardmana, Ardmanna pruthenice dicto. (...in dem auf PreuBisch Ardmana, Ardmanna genannten Ort.) (Abschrift A).
...in loco, qui dicitur Ardnipa (...in dem Ort, der Ardnipa heiBt.) (Abschrift B) (SUB 193).
Den Namen Ardmana, Ardnipa ist anhand dieser Belege vorlaufig nicht zu deuten. Eine Feststellung der Grundform ist nicht moglich. (S. Gerullis 1922: 10).
.in loco Strodowegis, Stredewegis dicto (...im Strodowegis, Stredewegis genannten Ort.) (Abschrift A).
.in loco dicto Scrodowisge (...im Srodowisge genannten Ort.) (Abschrift B) (SUB 193).
Gerullis (1922: 1бЗ) fuhrt noch Scrodowegis an. Vielleicht apr. Skruda-vaj--(?), zu lit. skrude Ameise’ und apr. wayos ‘Wiesen’ ? Unklar, da die Belege variieren.
.in loco Muntileytisdumpnis, Montileytisdumpnis pruthenice dicto (...im auf PreuBisch Muntileytisdumpnis, Montileytisdump-nis genannten Ort.) (Abschrift A).
.in loco dicto Muntileitis dummis (...in dem Ort, der Munti-leitis dummis heiBt.) (Abschrift B) (SUB 193). Apr. * Muntileitis *dumpnis. *Dumpn- wird zu lett. dubens ‘Boden, Grand, Tiefe’
(LVV I 509), lit. dйgnas ‘Boden, Tiefe’ (LKZe), *dubn- mi t-bn- > -mn- gestellt. Buga (1959: 20б) betont, dass das litauische Wort dйgnas dem AltpreuBischen und Jatwingischen dumna-IIdumpna entspricht. *Muntileitis ist aus dem apr. PN Muntil mit dem Suff. *eit- abgeleitet (s. Gerullis 1922: 103; Toporov 1975: 390-391). Wojciech Smoczynski (2000: 22) erkennt in *dumpn- Namen vor-sichtig poln. Dqbno.
.in loco Gildestabs pruthenice dicto (...in dem auf PreuBisch Gildestabs genannten Ort.) (Abschrift A).
Deinde ad quercum circumfossam, qui locus dicitur Gildistabe. (Weiter bis zu einer umgraben Eiche, der Ort heiBt Gildistabe.)
(Abschrift B) (SUB 193). Apr. *Gild-stab-, Kompositum, mit. Apr. stabis im Gw. Das Bw. geht wahrscheinlich auf einen PN zuruck Vgl. den lit. PN Gilda (Buga 1958: 422; Gerullis 1922: 41; Toporov 1979: 234-235).
.in loco Auctowangos pruthenice dicto. (....in dem auf PreuBisch Auctowangos genannten Ort.) (Abschrift A).
...in loco dicto Auctowangin. (...in dem Auctowangin genannten Ort.) (Abschrift B) (SUB 193). Die Herausgeber erklaren den ON als hohe Wange, Hochacker. Apr. *Aukta-vang-, zu apr. *aukta- ‘hoch’ und wangus ‘dameraw’, ‘eine mit jungen Eichen bestandene halb ausgerodete Waldflache’.
...stantem in loco Smaydigarbs, Smaydegarbis pruthenice dicto. (.[der] steht in einem auf PreuBisch genannten Ort Smaydigarbs, Smaydegarbis.) (Abschrift A).
Deinde ad quercum circumfossam in monte Smaidegarbs dicto. (Dann bis zu einer umgrabenen Eiche auf dem Berg Smaidegarbs genannt.) (Abschrift B) (SUB 193).
Wie aus der Abschrift B ersichtlich wird, geht es um einen Berg apr. *Smaid-garbis, zu einem apr. PN Jonicke und Clawcko Smoyde (Trautmann 1925: 9б), Jakub Smaido (Nepokupnyj 197б: 117) und apr. *garbis ‘Berg’ (Gerullis 1922: 1бб; Blaziene 1993: 11б).
...iuxta viam in loco Scovbi pruthenice dicto (.neben dem Weg in dem auf PreuBisch genannten Orte Scovbi.) (Abschrift A) (SUB 194).
...in loco dicto Schoubi prope viam (.im Schowbi genannten Ort neben dem Weg.) (Abschrift B) (SUB 193). Der Name wird zu lit. siube ‘Fink’ gestellt (Pierson 1870: б01). (s. Gerullis 1922: 1бЗ). Fur mich bleibt der Name unklar.
. in loco Treonkayminweisgis, Trecukayminwesgis, Treon-kayminweysigis prutenice dicto (...im Treonkayminweisgis, Tre-cukayminwesgis, Treonkayminweysigis auf PreuBisch genannten Ort.) (Abschrift A).
.in loco dicto Criunkayme, id est trium villarum pratum (.im Criunkayme genannten Ort, das ist eine Wiese bei drei Dorfern.) (Abschrift B) (SUB 194).
In dieser Abschrift erklart eine Glosse locus. Hier ist unter locus eine Wiese zu verstehen. Apr. *Trijunkaimanveisijls, treon = *trijun ‘drei’, *kaiman ‘Dorfer’ Gen. Pl. und weysigis ‘Weise’ (Maziulis 1997: 198-199). (s. Gerullis 1922: 185; Buga 1959: бб0).
Sehr interessant ist der folgende Name: Deinde directe ad quercum circumfossam, stantem in loco Wobsdis pruthenice dicto (Dann direkt zu einer umgrabenen Eiche, die in dem Wobsdis auf PreuBisch genannten Ort steht.) (Abschrift A).
Deinde ad quercum circumfossam in loco dicto Wobsdis, quod dicitur eyn luchs (Dann zu einer umgrabenen Eiche, die in dem Wobsdis genannten Ort steht, der Luchs heiBt.) (Abschrift B) (SUB
194). In der zweiten Abschrift liegt eine falsche Glosse, weil Wobsdis nur mit apr. wobsdus ‘Dachs’ in Zusammenhang gebracht werden kann. Der Luchs bedeutet auf PreuBisch luysio. Die Glosse sollte ‘eyn dachs’ heiBen. Also apr. *(V)orbzd-, zu apr. wobsdus ‘Dachs’ (Gerullis 1922: 205; Maziulis 1997: 2б1).
...in loco Lekegarge pruthenice dicto (...in dem auf PreuBisch genannten Ort Lekegarge.) (Abschrift A).
..in loco dicto Letogarbe (.in dem Ort Letogarbe genannt.) (Abschrift B) (SUB 194). Es ist klar, dass es sich um ein Kompositum handelt, am ehesten mit apr.
*garbis ‘Berg’ im Gw. Das Bw. bleibt unklar, auch nach den ausfuhrlichen Uberlegungen von Toporov (1990: 29б-29б). (s. Gerullis 1922: 84).
In beiden Abschriften wird 5 Mal Waykaraykis angefuhrt.
.in loco Waykaraykis, Waykareikis, Woikarik. (Abschrift B) (...im Ort Waykaraykis, Waykareikis .) (SUB 194-195). Hier liegt der apr. Flurname *Vaik-araikis, zu apr. waix ‘Knecht’, vgl. noch einen apr. PN Wayke, und lit. araikis ‘Grenze’ (Gerullis 1922: 192). Toporov (1975: 1б0-1б1) erschlieBt aus diesem Namen apr. *araikys. Es ist durchaus moglich, dass es nicht um einen Ort geht, sondern um mehrere, die eine Grenze bezeichnen.
....iuxta pontem lapideum Stabynotilte, Stabinotilte pruthenice dictum. (.neben der steinernen auf PreuBisch Stabynotilte, Stabinotilte genannten Brucke) (Abschrift A).
Deinde ad quercum circumfossam in loco dicto Stabinotilte, id est lapideus pons. (Dann bis zu einer umgrabenen Eiche, in dem genannten Ort Stabinotilte, die eine steinerne Brucke ist). (Auf der Brucke ist eine Eiche schwer vorstellbar!). Es geht um eine Brucke apr. *Stabina-tilt-, zu apr. *stabina ‘steinern’, vgl. apr. stabis ‘Stein’ und apr. *tiltan ‘Brucke’ (Gerullis 1922: 172; Maziulis 1997: 14б-147, 273).
Deinde directe ad quercum circumfossam, stantem circa duos magnos lapines in loco Peytostabs, Poytostabs, Peycostabs pruthenice dicto (Dann direkt zu einer umgrabenen Eiche, die bei zwei groBen Steinen in dem auf PreuBisch genannten Ort Peytostabs steht.) (Abschrift A).
Deinde ad quercum circumfossam, circo quam iacent duo magni lapides, qui locus dicitur Paicistabs (Dann zu einer umgrabenen Eiche, bei der zwei groBe Steine liegen, dieser Ort heiBt Paicistabs.) (Abschrift B) (SUB 195). Also apr. *Paita-stabis (?), zu einem apr. PN Payte (Trautmann 1925: 73) und apr. stabis ‘Stein’. Oder apr.
*Paika-stabis (?), zu einem PN, vgl. lit. PN Paikys, Paikmas, zu lit. paikas ‘nicht klug’ (Zinkevicius 2008: 58б) und apr. stabis ‘Stein’.
.in loco, qui dicitur Garbow.(..im dem Ort, der Garbow heiBt.) (Abschrift B) (SUB 195). Apr. *Garb-dv-, zu apr. *garbis ‘Berg’ mit dem Suff. *-dv- abgeleitet.
...deinde ad palum in loco, qui dicitur Arganeyko (..dann zu einem Pfahl in dem Ort, der Arganeyko heiBt.) (Abschrift B) (SUB
195). Apr. *Arganeika (?) zu einem zweistammigen PN, apr. *ar-, wie in den PN Arbute, Ardange (Trautmann 1925: 131). Zu
*Ganeika, vgl. die apr. PN Ganathe, Ganette, Ganicke (Trautmann ibd.: 28), die lit. PN Au-ganas, Dau-ganas, Вй-ganas (Zinkevicius 2008: 88).
Im SUB kommt das Wort locus in der Bedeutung ‘Ort, Stelle’, vor, aber nur in einigen Urkunden. Bei der Festlegung der Bedeutung von locus vor apr. ON spielt die Etymologie, die Deutung des Namens die entscheidende Rolle. Locus kann man aus der ange-fuhrten Urkunde als Berg, Wiese usw. verstehen. Diese Bedeutungen von locus findet man in den Worterbuchern nicht.
In Oxford Latin Dictionary steht locus 1. place (regarded as having extent), locality, neighbourhood, etc, c. (applied vaguelly to in inhabited place, town, village, or sim. 20. The place (of a person or thing) as held by a substitute or successor, lieu, staed (1968 10391040). Im Latinsko-russkij slovaf wird locus wie folgt erklart: 1. место; 4. земельный участок, имение, поместье; 5. местность, область или почва; 6. жилище, жилье (Dvoreckij 1976: 586).
Worterbucher helfen in unserem Fall also kaum weiter. Jeder Ortsname, in den meisten Fallen handelt es sich in der untersuchten Urkunde um Flurnamen, mit locus versehene ist grundlich zu erfor-schen, um feststellen zu konnen, was der vor ihm stehende Begriff locus bedeutet. Im Beitrag wurden 32 mit locus definierte ON besprochen. Locus konnte aus der Deutung des ON als Dorf (bei Lasanos; Sontlaux), Graben (bei Rogarbe), Baum (bei Ywegarge und vielleicht Ubbacobe), Viehweide (bei Barne (Warne)), Hugel (bei Paymekopo und Wosegowiskapynis), Wiese (bei Wesgintz, Treonkayminweisgis und Scrodowisge), Berg (bei Mantegarbs, Lulegarbs, Lappegarbe, Smaydigarbis und Lekegarge, Leto-garbe), Sumpf (bei Druppis), Grab (bei Ircekapinis), Abgrund (bei Muntileitis dumpnis), Hochacker (bei Auctowangos), Stein (?) (bei Gildistabs und Peytostabs), Grenze (bei Waykaraykis), Brucke (bei Stabynotilte), hugeliger Ort (bei Garbow) interpretiert werden.
In Fallen von Scherde, Dome, Ardmana, Scoubi, Wobsdis und Arganeyko konnte der mit locus versehene Ort nicht genau beschrie-ben werden. Die genaue Analyse anderer Urkunden konnte zur Klarung des Begriffes locus in den Ordensdokumenten beitragen, weil die Aufgabe der apr. Ortsnamenforschung auch in der genauen Beschreibung jedes Objektes liegt.
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Summary
G. Blaziene. The concept «locus» in the Order documents
The present article examines an interesting phenomenon observed in the Order documents where Prussian toponyms, in this case - toponyms of Semba mostly, microtoponyms, are recorded. In the document dating back to the year 1331, the establishment of the borders in the lands of Semba between those owned by the bishop and by the Order is described. Two copies of the document, A and B, also called codices, are contained in the document book of Semba. The document includes 32 toponyms described by the Latin word locus. In most cases the reconstruction of the authentic forms of these toponyms as well as explanation of their origin help to reveal the meaning of the word locus. The toponyms characterised as locus may mean a village (e.g. in loco Lasanas), a meadow (e.g. in loco Wesgintz), a hill (e.g. in loco Lulegarbis), etc.
As one the main aims of research in Prussian onomastics is a precise definition of interdependence between each toponym and its exact object, it is necessary to examine the context of toponym having been recorded and to determine what locus could mean in each case.