Научная статья на тему 'Reception of language features “oddness” of religious discourse in German bible idioms'

Reception of language features “oddness” of religious discourse in German bible idioms Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
PHRASEOLOGY / LANGUAGE OF RELIGION / GERMAN / DISCOURSE / DISCOURSE LINGUISTICS / BIBLE IDIOMS / ODDNESS / IDIOMATIK / SPRACHE DER RELIGION / DEUTSCH / DISKURS / DISKURSLINGUISTIK / BIBELIDIOME / MERKWüRDIGKEIT

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Manerova K.V.

The German Bible idioms, meaningful units, as empirical basis in the paper, take over and convey the linguistic features of religious discourse and its most important element, language, such as oddness. Consequently reception of the discourse characteristics takes place in the idioms of the mentioned theme what the interpretation of these semantics shows.

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Лггература

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REZEPTION DES SPRACHLICHEN MERKMALS „MERKWÜRDIGKEIT" DES RELIGIÖSEN DISKURSES IN DEUTSCHEN BIBELIDIOMEN

Manerova K. V.

Staatliche Universität Sankt Petersburg, Doz.

RECEPTION OF LANGUAGE FEATURES "ODDNESS" OF RELIGIOUS DISCOURSE IN GERMAN BIBLE IDIOMS

Manerova K. V.

University Saint Petersburg, Ass. Prof.

ABSTRACT

Die im Beitrag als empirische Basis genannten deutschen Bibelidiome als bedeutungstragende Einheiten übernehmen und vermitteln die sprachlichen Merkmale des religiösen Diskurses und dessen wichtigsten Elements, der Sprache, solche wie Merkwürdigkeit oder Wesenszüge des Paradoxons. Folglich vollzieht sich die Rezeption der diskursiven Charakteristiken des religiösen Diskurses in den ausgewählten Bibelidiomen, was die Deutung deren Semantik zeigen kann.

ABSTRACT

The German Bible idioms, meaningful units, as empirical basis in the paper, take over and convey the linguistic features of religious discourse and its most important element, language, such as oddness. Consequently reception of the discourse characteristics takes place in the idioms of the mentioned theme what the interpretation of these semantics shows.

Schlüsselwörter: Idiomatik, Sprache der Religion, Deutsch, Diskurs, Diskurslinguistik, Bibelidiome, Merkwürdigkeit

Keywords: phraseology, language of religion, German, discourse, discourse linguistics, bible idioms, odd-

ness

1. Problemstellung

Religiöse Texte der Bibel bilden einen besonderen Diskurs, der als eine reichhaltige Quelle für die Idiomatik in der deutschen Sprache eingestuft werden kann; z.B.: j-s eigen Fleisch und Blut sein - Verwandtschaftsbeziehung, j-m zu Füßen fallen - jn anflehen, Mücken seihen und Kamele verschlucken - Kleinigkeiten zu viel Aufmerksamkeit schenken.

Die grundlegende Abgrenzung des christlichen religiösen Diskurses von der profanen Kommunikation lässt die Besonderheiten der religiösen Sprache erklären und verleiht den Einheiten dieser Sprache, auch vielen Phrasemen und Idiomen, diskursive Charakteristiken. Das Ziel des Beitrags besteht in der diskurslinguistischen, diachronen Analyse der Rezeption des sprachlichen Merkmals Merkwürdigkeit in den deutschen Bibelidiomen. Als empirisches Material in dem Beitrag werden Bibelidiome aus dem Buch von B. Forslund-Broenden „Nicht auf Sand gebaut" [4] angeführt. Die schwedische Forscherin führt mit Recht herbei, dass „die Herausbildung und diachrone Entwicklung von Idiomen in deutschsprachigen Bibeln noch nicht Gegenstand einer größeren Untersuchung gewesen sind" [4, S. 11]. Der Beitrag soll Anregungen zur Erforschung der diskursiven Merkmale der deutschen Bibelidiome bei deren Herausbildung in der Diachronie liefern. Für den Beitrag sind Begriffe Diskurs, Akteure, Sprache, Idiomatik maßgebend.

2. Der religiöse Diskurs als Untersuchungsfeld

Die Linguistik scheute lange davor zurück, die

Domäne der religiösen Texte und Einheiten zu untersuchen, da die Linguistik und die Theologie verschiedene Erkenntnisinteressen haben und verschiedene Ziele verfolgen, so A. Lasch [8, S. 537]. Es soll vermerkt werden, dass einige Textsorten im religiösen Bereich untersucht worden sind, wie, z. B. Kirchenlied, vgl. Paul [13], Predigt, vgl. Cornehl [2], Grönzinger [5], Lebensbeschreibungen der Heiligen als hagiographische Literatur, sowie das Ritual als religiöser Prozess wurden in der Linguistik und in der Soziologie untersucht, vgl. Rappoport [15].

Die pragmatische Wende in der Linguistik bildete den Hintergrund, in Rahmen dessen die religiösen Einheiten hinsichtlich des Sprachgebrauchs untersucht werden können: Produktion, Rezeption, Kommunikation, oder nach Dalphert, nach dem Modus der Rezeption, Responsion und Reaktion [3, S. 373]. Hier seien ausgewählte Schriften, in denen die Analyse der Handlungsmuster im religiösen Ritual oder Analyse der kommunikativen Muster am Beispiel von gottesdienstlichen Feierlichkeiten dargeboten wird, angeführt; z.B.: Paul [15], Dalferth [3]. Erwähnenswert sind die Etablierung der Theolinguistik als neuer Fachrichtung und die Gründung eines internationalen Arbeitskreises von Albrecht Greule (http://theolinguistik.de/). In den letzten Jahrzehnten erscheinen vereinzelte linguistische Arbeiten zur Sprache der Religion: Moser (1964) [11], Langen

(1968) [7], Oelmüller (1995) [12], Bayer (2004) [1]. Die Sprache der Religion ist somit ein besonderer Bereich, der durch bestimmte Charakteristiken oder Merkmale wie, z.B. Symbolik, Merkwürdigkeit gekennzeichnet ist. Die Rezeption des Merkmals „Merkwürdigkeit" in deutschen Bibelidiomen ist das Thema des vorliegenden Beitrags.

Die Sprache der Religion ist ein Objekt der Diskurslinguistik geworden. Die Diskurslinguistik hebt den religiösen Diskurs unter anderen Diskursarten als subjektiven und privaten, präskriptiv-inzitiven Diskurs hervor, vgl. Kuße [6]. Die Termini „präskriptiv" und „inzitiv" bedeuten, dass die Form des kommunikativen Handels im Ritual vorschreibend (präskriptiv) ist, das Ziel des Diskurses die appellative Intentionalität darstellt. Es geht in der Art Diskurs darum, dass die religiösen Vorschriften, v. a. die Nächstenliebe, verknüpft mit der Gottesliebe, von Gläubigen befolgt und bestehende Überzeugungen bestätigt werden (inzitiv).

Der Diskurs wird im Beitrag im Sinne von Auslegungen Ingo Warnkes verstanden:

„Der Diskurs ist eine Praxis der Aussage ebenso wie ein Arrangement von Aussagen, Diskurse erscheinen als sprachliches Handeln und als sprachliches Produkt. Diskurse sind dynamische Prozesse des Sagens, Schreibens und ein Korpus von Aussagen [...] Der Diskurs ist einerseits ein spezifischer Modus (auch) deklarativer Operationen, andererseits die Gesamtheit der intertextuell vernetzten, transtextuell miteinander in Bezug stehender Produkte (Aussagen, Texte) solcher Operationen" [16, S. 78]

Die Diskurse als Untersuchungsfelder in der Linguistik werden als Menge strukturiert verbundener Texte und deren Elemente verstanden. Die diskursiven Charakteristiken der deutschen Bibelidiome , z. B. ein Stein des Anstoßes - Grund für einen Streit, auf Sand bauen - keine sichere Basis haben, in Zungen reden -unverständlich reden, barmherziger Samariter -selbstloser Mensch sind als Charakteristiken oder Merkmale des religiösen Diskurses zu erklären, die durch dessen wichtigstes Element, die Sprache übermittelt worden sind.

3Das Merkmal der Sprache des religiösen Diskurses „Merkwürdigkeit" (am Beispiel von deutschen Bibelidiomen)

Die Merkmale der Sprache der Religion werden von vielen Autoren genannt, eine Zusammenfassung findet sich in der Schrift von Ingwer Paul [14]. Hier sei nur ein wichtiges Merkmal, das relationsmäßig in den Bibelidiomen und in den Phrasemen mit einem religiösen Schlüsselwort eine Entsprechung findet, angeführt:

1. Die Merkwürdigkeit (Oddness) oder die Wesenszüge eines Paradoxons in Modus, Wortwahl, Grammatik und Syntax, Satzrhythmus der Sprache der Religion werden von K. Bayer [1] und H. Kuße [6] genannt.

Das angeführte Merkmal bedarf einer Erklärung, die hier, in Anlehnung an Kußes Ausführungen, angebracht werden soll. Der schon oben erwähnte präskrip-tiv-inzitive Zeichengebrauch im religiösen Diskurs dient, nach Kuße, dazu, den Menschen in seinen Überzeugungen zu stärken. Die Religion (oder auch Religionen) enthält bestimmte, im Laufe von einigen Tausend Jahren geformte Vorstellungen vom Menschen, vom Kosmos, von Anfang und von Ende der Welt, Leben, Sünde und Erlösung, d.h., von allem, was eine anthropozentrische Natur hat und dadurch unmittelbar den Menschen angeht. Kuße führt auch zwei weitere Sub-Diskurse in der morrisschen Terminologie herbei, um die Wesenszüge seines Gegenstandes zu erläutern: den appreziativ-informativen mythischen Diskurstyp und den designativ-systemischen kosmologischen Diskurstyp. Der erste, appreziativ-informative (oder, mit anderen Worten, wertend-informative) Sub-Diskurs sieht voraus, dass die Akteure im Diskurs durch das Mittel der Erzählung über die gebilligten oder abgelehnten Handlungsmodi, auch mythologisch konzipiert, informiert werden. Der de-signativ-systemische Typ benennt die Wahrheiten und ordnet sie systemisch, bietet somit eine „Organisation der Feststellungen, die sie für wahr halten" für die Akteure, so Morris [10, S. 229], Kuße [6, S. 152]. Zum mythischen Sub-Diskurs gehören viele Bibelmythen und die hagiographische Literatur (idealisierte Lebensbeschreibungen der Heiligen), kosmologisch und designativ ist die ganze Geschichte des Erlösers und der Welterschaffung, z. B.: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott (Johannes, Prolog).

Kuße führt resümierend drei Diskurstype zusammen: „präskriptiv-inzitive Diskurshandlungen finden ihre Begründung im kosmologischen Diskurs, und ihre Illustration, auch Beweis, im mythischen" [ebd.]. So, wird die Nächstenliebe in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Verknüpfung mit der Gottesliebe gebracht, also in die christliche Kosmologie eingeordnet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst." (Lukas, 10, 27). Durch die Verbindung von drei Sub-Diskursen wird dem Gläubigen das Wissen über den Sinn der Welt und über seine Rolle in der Welt vermittelt.

Der religiöse Diskurs und seine Sprache im allgemeinen Sinne äußern sich in bestimmten kommunikativen Handlungen und Kommunikationsformen mit einer starken gemeinschaftsbildenden Kraft und mit den Akteuren bekannten Formeln und religiösen Praktiken (vgl. Liturgien). Im festgelegten Ritual werden keine neuen Informationen unter handelnden Subjekten vermittelt, sondern die handelnden Subjekte kommunizieren, um bestimmte Grundüberzeugungen zu wiederholen. Aus diesem Grund ist der Wortschatz der Sprache der Religion ziemlich stabil, archaisch und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, was auch die Verbreitung bestimmten Aussagen aus dem religiösen Diskurs (aus der Bibel bzw. den Apostelgeschichten) als Bibelidiome erklären lässt, denn die Idiomatik entsteht übelicherweise aus einem jahr-

hunderterlangen Bestand der Sprache. Die diskursiv bedingte Archaik des Wortschatzes der religiösen Sprache lässt sich als Erklärung für seine Merkwürdigkeit einstufen.

Das Merkmal der Sprache im religiösen Diskurs Merkwürdigkeit lässt sich durch die funktionale Unverständlichkeit der religiösen Sprache erklären, die mit petrifizierten oder, in anderen Termini, mit fossilen und altertümlichen Bauelementen oder Sachverhalten operiert, vgl. den Textausschnitt aus dem Choral des Evangelischen Gesangbuches mit veralteten grammatischen verbalen Formen und archaischem Wortschatz:

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begeheren. Kommet zuhauf! Psalter und Harfe, wacht auf! Lasset den Lobgesang hören! (Quelle: Choral EKG 317, 1680, erste Strophe).

Altertümlich und gehoben wirken in der 1. Strophe morphologische Pluralformen des Imperativs (kommet, lasset), die Form des Partizips 2 (geliebete), archaisch die Wortschatzeinheiten Begehren, Psalter und Harfe, zuhauf, Lobgesang, ungewöhnlich die Wortverbindung König der Ehren. (vgl: Allein die Ausdrücke, der Gott der Ehren, der König der Ehren, d. i. der Gott, der König, dem unendliche Ehre gebühret, sind außer der biblischen Schreibart ungewöhnlich, Adelung ,Bd.1,Sp.1650).

Der religiöse Diskurs ist eine besondere, individuelle und zugleich kollektive Form des Wissens. Ku-ße definiert den religiösen Diskurs als „einen Diskurs an der Grenze des Sagbaren", „einen Diskurs mit epis-temischem Vorbehalt", der sich im Allgemeinen dem menschlichen Verstehen entzieht [6, S. 157] und dadurch merkwürdig wirkt. Gott in den Theologielehren ist bekanntlich höher als jede Vernunft, und für die Gläubigen hat das Gotteswort eine absolute Überzeugungskraft. Die Präsenz des Gottes im Leben der Gläubigen (Erleuchteten), die Liebe Gottes sind offensichtlich, die assertiven Äußerungen in Gottesanreden sind eine positive Bestätigung dafür: Wir loben Dich, wir preisen Dich. Für die anderen kann das hohe Alter des christlichen religiösen Diskurses den Vorbehalt der Unsagbarkeit reduzieren, der Diskurs selbst jedoch unverständlich oder entlegen bleiben.

Das Merkmal Merkwürdigkeit / Wesenszüge eines Paradoxons wird auch in der Sprache, und zwar in Bibelidiomen rezipiert und mitkommuniziert. Als Beispiel sei die sprichwörtliche Redewendung über die Umkehrung der Verhältnisse an dem Jüngsten Tag aus dem Evangelium von Matthäus angeführt: „Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf den Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels [...] Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzen, und die Letzen werden die Ersten sein" (Matthäus 19, 30).

Die Sentenz ist zum Bibelidiom „Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein" mit der Bedeutung „Hoffnung auf die soziale Revanche, auf den sozialen Erfolg als möglicher Ausgleich der sozialen Ungerechtigkeit" umge-

deutet worden. Das semantische Prinzip des Bibelidioms ist der maximale Kontrast, wie bei einer Antithese. Kuße findet in diesen Sentenz die Wesenszüge eines Paradoxons, eines Alogismus.

Das Bibelidiom ,Mücken seihen und Kamele verschlucken" mit der Bedeutung „Kleinigkeiten zu viel Aufmerksamkeit schenken, das Wichtige außer Acht lassen" geht auf das Evangelium von Matthäus in der Lutherbibel zurück. Jesus ruft über die Pharisäer aus: "Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!" (Matthäus 23,24). Im evangelischen Text enthalten die Weherufe Jesu gegen Schriftgelehrte konkrete, historisch bedingte Beispiele wie das Gold und der Tempel, der das Gold heiligt (über die Notwendigkeit der Goldgaben); die Minze, den Dill und den Kümmel verzehnten (über Abgabe des Zehnts von der Kräuterzucht), und zugleich eine stark ausgeprägte Metaphorik und Allegorien, wie Mücken seihen und Kamele verschlucken mit der Bedeutung „kleine Fehler bemerken, größere Verbrechen außer Acht lassen". Das semantische Prinzip in dem Bibelidiom „Mücken seihen und Kamele verschlucken" ist der maximale Kontrast durch Schilderung unwahrscheinlicher Handlungen: Mücken seihen, Kamelen verschlucken. Das Bibelidiom rezipiert das Merkmal Wesenszüge eines Paradoxons.

Ein Beispiel für die diskursive Charakteristik, aus der sich das analysierte Merkmal Merkwürdigkeit ableiten lässt, wäre das deutsche Bibelidiom „Perlen vor die Säue werfen". Das Phrasem geht auf das Neue Testament zurück: „ Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf dass sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen [...] (Matthäus 7, 6). Die Schwierigkeit der Übertragung der sakralen Aussage mit der hyperbolischen Bedeutung in die „normale" Sprache läge an der Bedeutung der Komponente „Perle" in der Kollokation „Perlen werfen". Zu der Tradition der alten byzantinischen Kirche gehörte das eingeweihte Brot, das in kleine Krümel, auf Griechisch ^apyapixe^, zermahlen und so bei der Eucharistie eingenommen wurde. Bis in die moderne Zeit heißen sowohl die Brotkrümel, als auch Perlen auf Neugriechisch ^apyapixe^. Der Sinn der Sentenz bei der Übertragung in die profane Sprache wäre also: Gebt den Schweinen, unreinen Tieren, kein eingeweihtes Brot. Die semantische Derivation des Ausdrucks als Entwicklung vom konkreten historisch und sozial bedingten Sachverhalt lässt die evalutionierte Bedeutung des Bibelidioms „Etwas Wertvolles mit den Unwürdigen teilen, etwas Kostbares den Falschen offenbaren" erklären.

4. Zusammenfassung

Die diskursiven Charakteristiken mancher deutscher Bibelidiome sind aus dem Merkmal der religiösen Sprache Merkwürdigkeit abzuleiten, wobei solche Charakteristiken wie symbolischer Charakter der Bibelidiome, ihre Merkwürdigkeit, Wesenszüge eines Paradoxons zu vermerken sind. Die Einheiten aus dem religiösen Diskurs werden im profanen Diskurs angewendet, aber schon ohne Bezug auf Sakrales. Das zeugt von der diskursiven Säkularisierung der Phra-seme der religiösen Thematik und der Bibelidiome,

von der Löschung der religösen Kulturkodes in diesen Einheiten, vgl. Manerova [9, S. 114], im Allgemeinen aber vom Schwund des religiösen Diskurses.

Anmerkung: der Beitrag ist im Rahmen des durch das gemeinsame Programm von DAAD und SPbU „Dmitrij Mendeleev" geförderten Forschungsaufenthaltes an der FSU Jena (Deutschland) zur Publikation verfasst worden.

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СТИХОТВОРЕНИЕ ЛЕРМОНТОВА «ЛИСТОК» И ЕГО ПЕРЕВОДЫ НА АРМЯНСКИЙ ЯЗЫК

Татевосян Р.В.

Армянский государственный педагогический университет им. Х.Абовяна, доктор филологических

наук, профессор, заведующая кафедрой зарубежной литературы

Ереван

M. LERMONTOV' S POEM « A LEAF » IN ARMENIAN

TRANSLATIONS

Tadevosyan R. V.

Armenian State Pedagogical University after Kh.Abovyan, Doctor of Philology, Professor, Head of the Department of Foreign Literature Yerevan

АННОТАЦИЯ

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В статье рассматриваются четыре перевода стихотворения Лермонтова «Листок» - Ал.Цатуряна, Норенца, Г.Атомяна и В.Геворкяна. В переводе Ал.Цатуряна ясно просматривается армянская акцентировка: листок рос не в отчизне суровой, а в холодной и жестокой чужой стране.

Несмотря на отдельные интересные переводческие решения, в переводах не переданы песенная интонация оригинала, повторы и т.д.

ABSTRACT

The article deals with four translations of M. Lermontov's poem «A Leaf» (Al. Tsaturyan, Norents, G.Atomyan and V.Gevorgyan). The Armenian accentuation is clearly revealed in Tsaturyan's translation where the leaf grew up not "in the severe motherland" but in the cold and cruel "foreign land". Notwithstanding some interesting realties, the melody of the intonation, repetitions disappear in in the translations and the Time is perverted, etc.

Ключевые слова: перевод, эпитеты, армянская акцентировка, напевность интонации, повторы, нарушение времени.

Keywords: interpretation, epithets, Armenian accentuation, the melody of the intonation, repetitions, the breach of the time.

Стихотворения из Лермонтова на армянском языке впервые были опубликованы в сборнике переводов Ов.Амазаспяна в 1843 году [1, с. 87, 89].

Уже к концу 19-ого века связи армянской литературы с творчеством Лермонтова имели историю шести десятилетий. Как крупные произведения писателя («Демон», «Мцыри», «Беглец», «Хаджи-Абрек», «Песня про купца Калашникова», значительная часть «Героя нашего времени»), так и многочисленные его стихотворения были переведены на армянский язык (иногда неоднократно).

Связи Лермонтова с армянской литературой, и в частности переводы, привлекали внимание многих исследователей и в общих очерках истории армяно-русских литературных связей, и в монографиях, посвященных армянским писателям, и в отдельных статьях. Книга С.Даниеляна «Лермонтов и армянская культура» была первым опытом обобщения материала [2]. В книге «Лермонтов и армянская классическая поэзия» [3] мы выделили и рассмотрели этапы освоения лермонтовских традиций в классической армянской литературе.

История армянского Лермонтова, начавшаяся в 40-е годы 19 века и продолжающаяся в наши дни создаваемыми уже в 21 веке переводами, очень богата и недостаточно исследована. Изучение множественности переводческих интерпретаций стихотворений Лермонтова исключительно интересно с точки зрения истории и теории перевода. Рассмотрение переводов уточняет и расширяет представления не только об армянском историко-литературном процессе, но и о своеобразии самого оригинала.

В статье рассматриваются четыре перевода «Листка» Лермонтова. Переводы Атомяна [4, с. 374] и Цатуряна появились в армянской периодике в конце 19-ого века. Впоследствии Ал.Цатурян включил свой перевод в сборник «Русские поэты» [5]. Уже в советское время этот перевод выбрали составители и двухтомного собрания сочинений Лермонтова [6, с. 58-59], и трехтомника [7, с. 287288]. И это также является своеобразной оценкой. Переводы Норенца [8, с. 68-69] и В.Геворкяна [9, с. 102-103] были осуществлены в советский период.

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