Научная статья на тему 'Adversative:implications for society (pragmatics)'

Adversative:implications for society (pragmatics) Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
АДВЕРСАТИВНЫЙ / УТВЕРЖДЕНИЕ И ОТРИЦАНИЕ / ЛОГИЧЕСКАЯ ФИГУРА / ФОРМА ВЫСКАЗЫВАНИЯ / БИНАРНОЕ МЫШЛЕНИЕ / СЕМАНТИКА И ПРАГМАТИКА / ADVERSATIVE / AFFIRMATIVE AND NEGATIVE / LOGICAL FIGURE / FORM OF PROPOSITION / BINARY THINKING / SEMANTICS AND PRAGMATICS

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Schweizer H.

The article addresses the notion adversative on the level of syntax, semantics, and pragmatics. In terms of pragmatics, it is understood as binary thinking and a distinct argumentation type. By analysing obvious examples, the author claims that a logical figure (a form of proposition) in the affirmative or in the negative on the pragmatics level may carry serious implications for society. The author comes to the conclusion that an alternative grammar developed by adopting the approach described in the article, can make a substantial linguo-analitycal contribution to the current state of public discourse. The article stresses the significance and potential of the computerbased methodology for text analysis and interpretation as a most useful tool of the trade.

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«АДВЕРСАТИВНОСТЬ» И ЕЕ ПОСЛЕДСТВИЯ ДЛЯ ОБЩЕСТВА (ПРАГМАТИКА)

Понятие «адверсативный» рассматривается в статье на синтаксическом, семантическом и прагматическом уровнях. С точки зрения прагматики «адверсативность» понимается как бинарное мышление и особый тип аргументации. Анализируя наглядные примеры, автор показывает, что логическая фигура (форма высказывания) утверждения или отрицания в рамках прагматики способна имплицировать важные последствия, влияющие на общество. Автор приходит к выводу, что разработанная с изложенных в статье позиций грамматика, которую он представляет как альтернативную традиционным грамматикам, может внести важный «лингвоаналитический» вклад в актуальный общественный дискурс. В статье подчеркиваются значение и возможности методики анализа и интерпретации текста с компьютерным обеспечением как наиболее эффективного рабочего инструмента.

Текст научной работы на тему «Adversative:implications for society (pragmatics)»

УДК 811.11 Х. Швайцер

профессор Института информатики им. Вильгельма Шиккарда университета г. Тюбинген, Германия; e-maiL: h.schweizer.moess@web.de

«АДВЕРСАТИВНОСТЬ» И ЕЕ ПОСЛЕДСТВИЯ ДЛЯ ОБЩЕСТВА (прагматика)

Понятие «адверсативный» рассматривается в статье на синтаксическом, семантическом и прагматическом уровнях. С точки зрения прагматики «адверсативность» понимается как бинарное мышление и особый тип аргументации. Анализируя наглядные примеры, автор показывает, что логическая фигура (форма высказывания) утверждения или отрицания в рамках прагматики способна имплицировать важные последствия, влияющие на общество. Автор приходит к выводу, что разработанная с изложенных в статье позиций грамматика, которую он представляет как альтернативную традиционным грамматикам, может внести важный «лингвоаналитический» вклад в актуальный общественный дискурс. В статье подчеркиваются значение и возможности методики анализа и интерпретации текста с компьютерным обеспечением как наиболее эффективного рабочего инструмента.

Ключевые слова: адверсативный; утверждение и отрицание; логическая фигура; форма высказывания; бинарное мышление; семантика и прагматика.

H. Schweizer

Professor, the Wilhelm Schickard Institute, University of Tübingen, Germany; e-mail: h.schweizer.moess@web.de

ADVERSATIVE: IMPLICATIONS FOR SOCIETY (Pragmatics)

The article addresses the notion adversative on the level of syntax, semantics, and pragmatics. In terms of pragmatics, it is understood as binary thinking and a distinct argumentation type. By analysing obvious examples, the author claims that a logical figure (a form of proposition) in the affirmative or in the negative on the pragmatics level may carry serious implications for society. The author comes to the conclusion that an aLternative grammar deveLoped by adopting the approach described in the article, can make a substantial linguo-analitycal contribution to the current state of public discourse. The article stresses the significance and potential of the computer-based methodoLogy for text anaLysis and interpretation as a most usefuL tooL of the trade.

Key words: adversative; affirmative and negative; logical figure; form of proposition; binary thinking; semantics and pragmatics.

"ADVERSATIV" MIT MONSTRÖSEN FOLGEN (Pragmatik)

1. Einleitung

Der Einladung, an der MSLU einen grammatiktheoretischen Beitrag zu veröffentlichen, komme ich gern und dankbar nach - damit frühere Verbindungen - in Tübingen und Moskau grundgelegt - reaktivierend. Gewählt habe ich als Thema den Begriff „adversativ" - obwohl ich weiß, dass „adversativ" als Untersuchungsgegenstand eher dröge wirkt. Aber die Leserinnen des Beitrags bitte ich zu prüfen, ob sie vergleichbare Erfahrungen mit dem Begriff gemacht haben wie ich: „adversativ" -auf der Ebene der Verbindung von Nomina: „Kohlehydrate, aber keine Vitamine" - schließt eine „Negation" ein. Also stellt sich - über die bloße Vergabe eines Grammatiketiketts hinaus - zugleich die Frage, wie man als Grammatiker mit einer „Negation" umgeht. Meine Erfahrung war lange: Die Analyse von solcher Verkettung von Nomina muss natürlich vollzogen werden - die Fragestellung kann sich eine Stufe höher, auf dem Weg zum Gesamttext, im Zueinander von Sätzen wiederholen - es gibt auf pragmatischer Ebene noch weitere Formen, in denen „adversativ" realisiert werden kann. Sobald das Etikett „adversativ" vergeben war, schien in der Standardverwendung von Grammatik das Wichtigste geleistet zu sein. Da vom zweiten Nomen die „Nicht-Existenz" ausgesagt wurde, verlor jenes an Interesse: Positiv weiterarbeiten konnte man fortan nur mit dem ersten Nomen - dem zweiten kam ja keine „Existenz" zu, es konnte sozusagen „abgelegt" werden. Seine Erwähnung war beachtet, dann aber die Aufmerksamkeit ihm entzogen worden.

Es zeichnet sich damit für die Grammatikreflexion der weitere Aspekt ab: auch die Frage der „Existenz" muss behandelt werden. Weder „Negation" noch „Existenz" dürfen letztlich übergangen werden. Solche Implikationen sichtbar zu machen, wird Aufgabe der PRAGMATIK sein.

Bei - in meinem Kontext - Grammatiken im westeuropäischen Rahmen - aufSchul- oder Wissenschaftsebene - aber auch bei Grammatiken für verschiedene semitische Sprachen ist mir nicht erinnerlich, dass explizit mit dem Terminus „adversativ" und weiterführend mit den Aspekten von „Negation" und „Existenz" operiert worden wäre. - Dieses Defizit wurde mir erst spät bewusst. Rückblickend kann man sagen: In aller Regel wurde ein „adversativ"-Befund - ob mit diesem Terminus oder einer äquivalenten Umschreibung - erkannt und registriert. Weitere sich

aus dem Befund ergebende Reflexionen blieben aber aus - obwohl die anklingenden Abstrakta „Negation" und „Existenz" gewichtige Weichen in jeder Kommunikation repräsentieren.

Das erwähnte Defizit würde ich mit meinem aktuellen Beitrag gern ausfüllen. Von welchem grammatischen Denkrahmen her ich operiere, kann man im folgenden web-link http://www.alternativ-grammatik.de nachverfolgen. Diese für die Schulebene ausgelegte Adresse wendet an, was bei mir auf wissenschaftlicher im Buch „Metaphorische Grammatik" grundgelegt und inzwischen auf breiter Front, z.B. am Text der alttestamentlichen Josefsgeschichte, erprobt und als fruchtbar nachgewiesen ist (vgl. Literaturhinweis am Schluss).

Zunächst sind die 3 Hauptbegriffe = Methodenebenen wichtig:

1. SYNTAX - hier ist die größte Vorsicht anzuraten: Darunter wird -bedeutungsfrei! - nichts als die Analyse der Ausdrucksseite verstanden. Dieses „Syntax"-Verständnis darf auf keinen Fall mit der alten „Satzlehre" verquickt werden! Für die vollkommen homogene Analyse des Textes auf Ausdrucksseite - kein Bedeutungswissen fünkt dazwischen - ist der Computer das hervorragende Arbeitsinstrument - sowohl für eine differenzierte textinterne Wortstatistik, wie auch bezüglich des Verhältnisses zum umgebenden Textkorpus (Formeln, Anspielungen usw.).

Erst der Rechner hat ans Licht gebracht, dass die originale Josefsgeschichte wie die berühmte Moseberafang (Ex 3) beginnt, diese im Grund persifliert, dreist „Mose" durch „Josef" ersetzt. Alle Fachleute waren bis dato blind für diesen link gewesen - der Grund: sich einen Arbeitsschritt lang nur auf die Ausdrucksseite zu konzentrieren, war man nicht gewohnt, weil man immer gleich, also vorschnell, nach den Bedeutungen gierte. Aber bei jeder Textwahrnehmung nimmt niemand Bedeutungen wahr, sondern zunächst Schriftzeichen oder Töne. Das galt es ernstzunehmen. Die sich dabei bildenden „Ketten" sprechen auch bereits, aber ihre eigene Sprache.

2. SEMANTIK - setzt vollkommen neu auf der Bedeutungsseite ein, öffnet die Analyse der Inhalte und interpretiert sie und ihr Zueinander in der unmittelbaren Wortbedeutung, worauf also ein Satz - ich spreche lieber von Äußerungseinheit (denn es gibt schließlich auch nicht-satzhafte Äußerungen) - direkt und gut fassbar inhaltlich verweist.

Benötigt wird für diese Analyseaufgabe natürlich ein alternativer Ansatz - gemessen an der voraufgegangenen SYNTAX, mit entsprechendem Terminologieinventar. Dafür lieferte die Linguistik der letzten

Jahrzehnte reichlich Impulse - nur wenige Stichwörter seien genannt: Prädikation, Aktanten, Sprechakte, Modalitäten, Adjunktionen, Ort/ZeitBestimmung.

3. PRAGMATIK - Bedeutungsseite II - öffnet den Blick - a) - für den literarischen Kontext (= gesamter Einzeltext). Der lässt sich - noch in der Wortbedeutung - mit den nun schon bekannten semantischen Kategorien ebenfalls beschreiben. Und - b) - wird die zweite = übertragene Bedeutungsebene analysiert: gut ist es zwar, die alten griechischen Begriffe zu kennen - Synekdoche, Metonymie, Metafer u.ä. -, aber sie wirken fremd und aufgepfropft. Sie lassen sichj edoch in die in der SEMANTIK eingeführte und nun erneut zur Anwendung kommende Basisterminologie überführen. Auch interessiert - c) - der Blick über den Text hinaus, sein Verhältnis zur Kommunikationssituation: Wer wollte bei wem aus welchem Anliegen heraus mit welchen rhetorischen Mitteln welche Effekte erzielen?

Grammatik, die nun auch die Ebene „Text" erfasst?! Die Ebene des Gesamttextes sollte quasi grammatisch erarbeitet werden, mit Begriffen, Denkweisen, die schon in der (Satz-)Semantik eingeführt worden waren. Weitere eigenständige Fragestellungen kamen hinzu, z.B. Dialoganalyse, Metafernbeschreibung, Thema-Rhema, Isotopien, Implikationen, Präsuppositionen usw. - Das war ein Gegenkonzept zur gängigen Literaturanalyse, wie sie an Universitäten gelehrt wurde und die eher weitgreifend historisch, geistesgeschichtlich, aber zu wenig unmittelbar textanalytisch orientiert gewesen war.

Das alles sei wenigstens angerissen. Im erwähnten web-link können die methodischen Stufen anschaulich nachverfolgt werden - in den wissenschaftlichen Publikationen ohnehin (die biblische Josefsgeschichte haben wir ausführlichst im genannten Methoden-Dreischritt analysiert).

Die „Alternativ-Grammatik" möchte praxisnah auch die These vermitteln, dass zumindest im Inhaltsbereich - also SEMANTIK / PRAGMATIK - eine Basisterminologie zur Verfügung gestellt werden soll und kann, mit der sich jedwede Sprache beschreiben lässt. Ein Beispiel soll hier ja das Thema sein: „adversativ" als Terminus gibt es schon seit langer Zeit und ist so verstehbar, dass er in jeder Einzelsprache zur Anwendung kommen kann. Weder das Russische noch das Deutsche noch sonst eine Einzelsprache kann oder braucht den Terminus exklusiv für sich okkupieren - es bewährt sich dabei das Latein als übergeordnete und überzeitliche Methodensprache. Eine solche Methodensprache über

allen Einzelsprachen ist wichtig (und seit der Antike in der Entwicklung, Verfeinerung) - nur so lässt sich das Bedeutungsverstehen für die eine Sprache in der anderen plausibel machen, verstehbar vermitteln.

Wo sich die Einzelsprachen dagegen unterscheiden - allgemeine verschiedene kulturelle und geschichtliche Rahmenbedingungen hier noch ausgeklammert -, das spielt sich in unserem Grammatikkonzept exklusiv im Rahmen der neudefinierten SYNTAX ab. Von ihr zum bisher üblichen Syntaxverständnis gibt es keine Brücke!

Für das Erlernen weder des Russischen noch des Deutschen muss man wissen, was ein Hamza ist. Dieser Fachterminus hat mit SEMANTIK / PRAGMATIK nichts zu tun, sondern gehört für das Arabische auf die Ebene der (Ausdrucks-)SYNTAX (gutturaler Verschlusslaut). - Aber genaugenommen muss man nicht erst nach Beispielen für die scharfe und klare gedankliche und methodische Trennung von Ausdrucks- und Bedeutungsseite suchen. Nichts ist offenkundiger als diese. Allein die standardisierte Vorprägung durch die bisherige Grammatik (die immer schon die Bedeutungen einbezieht -,weil Bedeutungsübermittlung doch der eigentliche Zweck von Sprache sei') sorgt bei vielen noch für die fortdauernde Verblendung, das Geringachten des ,Übermittlungskanals'. Steigerung der Verblendung: Das irrige Deklarieren der Wortbedeutung als ,Ausdrucksseite'(!) - eine solche ererbte Einstellung blockiert jede vernünftige Weiterarbeit. Die reale Ausdrucksseite bleibt damit missachtet.

Die für SEMANTIK / PRAGMATIK notwendige Basisterminologie -wir haben dazu einen Vorschlag gemacht - vgl. „Metaphorische Grammatik" - und ihn auch schon ausführlich erprobt - muss beanspruchen, für den Bereich der natürlichen Sprachen ähnlich grundlegend zu sein wie im Bereich LOGIK/MATHEMATIK die dort gültigen Definitionen/ Axiome/Regeln. Der Anspruch ist nicht neu - immer schon, gleichgültig bei welcher Sprache - hat man bei Sätzen nach dem Prädikat gesucht, nach Subjekt, nach Indizien für Modalitäten, Orts- und Zeithinweise usw. Das alles sind ja schon , übereinzelsprachliche' Kategorien.

Durch Verfolg der linguistischen Diskussion der letzten Jahrzehnte (in sich nicht einheitlich) galt es lediglich, ein schlüssiges und revidiertes Gesamtkonzept zu entwickeln, mit dem sich Texte von der Ebene der Wortketten bis hinauf zur PRAGMATIK schlüssig beschreiben ließen. -Aber wenden wir uns vor dem angedeuteten gedanklichen Rahmen nun dem konkreten Einzelthema zu:

2. „Adversativ" semantisch - dann pragmatisch

Für sich genommen, und eben noch in der SEMANTIK, also im unmittelbaren und logischen Wortsinn, ist „adversativ" schnell und übersichtlich definiert:

die Größe A: ja, - die Größe B jedoch: nein

Im Deutschen: „A, aber nicht B"; „Regen, aber kein Hagel"; „Glückwunsch, jedoch ohne Blumen".

Genau die selbe schlichte „ja | nein"-Denkfigur im Rahmen der PRAGMATIK kann dann aufwühlende, die Gesellschaft verändernde Folgen implizieren. Einige Hinweise zunächst zur SEMANTIK:

Von den beiden Figuren „A" und „B" wird gesprochen - dem Anschein nach: gleichberechtigt. Dass „B" negiert ist - nun ja, das wird noch nebenbei notiert. Es dominiert aber die Praxis: man kann von „B" genauso sprechen wie von „A" - das Negationszeichen wird zwar erkannt, jedoch nicht weiter behandelt, ausgewertet.

Aber es muss nach diesem ,,semantischen'' Einstieg, also der Beschäftigung mit der unmittelbaren Wortbedeutung, grammatisch irgendwann der Punkt kommen, wo die zunächst noch gewollte und akzeptierte Naivität beendet, somit klargestellt wird: Die Existenz von „A" wird in meinem Sprechen vorausgesetzt = präsupponiert, nicht jedoch die von „B". Lediglich die Erwähnung und Beachtung eines Negationszeichens wird diesem Aspekt noch nicht gerecht. Zwischen „A" und „B" gilt es, einen fundamentalen Unterschied in die Analyse einzubringen.

Solch kritisches Aufgreifen der SEMANTIK ist - in meinem Verständnis - Aufgabe und Zuständigkeit der PRAGMATIK.

Beide Stufen der Bedeutungsbeschreibung bleiben in Kraft und können nicht auf eine reduziert werden, weil nämlich wir uns ebenfalls und ständig in zweifacher Form mit dem Wahrnehmen / Entziffern von sprachlichen Äußerungen auseinandersetzen müssen: Zunächst nimmt man die Wortbedeutung wahr - möge sie hochpoetisch sein oder im ersten Zugang nach Unsinn klingen. In einem zweiten Zugriff versucht unser Geist - sofern er Anlässe sieht, sich mit dem semantischen Verständnis nicht zufriedengeben zu können - sich einen Reim auf das Wahrgenommene zu machen und analysierend-spontan zu erkennen, was das Gegenüber eigentlich hatte sagen wollen, aber eben explizit nicht artikuliert hatte. Der Sprecher / Schreiber wird für den ,Umweg', die Indirektheit seiner Äußerung Gründe gehabt haben; sie können vom Selbstschutz über

didaktische Motivation bis zum Humor reichen - mit vielen weiteren möglichen Motiven dazwischen.

Vgl. in http://www.alternativ-grammatik.de die Ziff. 4.41 und darin den Punkt 5): Negation zeigt sich im realen Leben durch Zerstörung, Tötung oder durch sonstige Formen des Ignorierens; das ist im Titel unseres Beitrags mit „monströsen Folgen" gemeint. Das französische adversaire kam in den Sinn - schon sind wir beim „Gegner, Feind".

Neben der bloßen Etikettvergabe - „adversativ" - werden zugleich die dabei implizierten Stichwörter „Negation" und „Existenz" aktiviert. Das richtige handling des Grammatiketiketts garantiert noch keineswegs das angemessene Verstehen - zumal mit „Negation" und „Existenz" bereits zwei gewichtige Aspekte ins Spiel gekommen sind. - Aber das lässt sich noch besser verdeutlichen.

3. Binäres Denken - Übergang zur PRAGMATIK

„Adversativ" wird in der PRAGMATIK als ,'binäres Denken'' behandelt, als eigener Argumentationstyp, der mit scharfer gedanklicher Entgegensetzung operiert. Damit scheinen Mathematik oder Logik ins Spiel zu kommen. Aber der Horizont ist weiter als diese beiden Disziplinen: Auch in natürlicher Sprache wird oft mit sich ausschließenden Gegensätzen argumentiert - Mathematik und Logik haben keinen exklusiven oder privilegierten Zugriff auf diese Denkfigur.

Vgl. http://www.alternativ-grammatik.de, darin die Ziff. 4.383: Was als „Geistige Heimat, Ideologie, Verein oder Partei usw." verstanden sein will, muss sich gegenüber Konkurrenten, Mitbewerbern abgrenzen, die „Anderen" auf Distanz halten, ja - wenn nötig - bekämpfen. Aber das gilt schon für jeden Einzelmenschen: Jede/r versucht, ein eigenes Selbstbewusstsein und damit einen eigenen Stand, ein eigenes Profil in der umgebenden Gesellschaft auszubilden - in Abhebung von und Auseinandersetzung mit den Zeitgenossen.

Damit ist die Frage der ,'Existenz(-Berechtigung)'' verknüpft - wo es als Antwortmöglichkeit auch nur ,'ja | nein'' gibt. Was negiert werden muss, hat natürlich keine Existenz(-berechtigung) - dies zunächst als Skizzierung einer verbreiteten Denkfigur.

4. Frage der ,Existenz'

Schon in der Antike entstand vor diesem Hintergrund eine eigene Literaturgattung: ,'Apokalyptik'', vgl. www.alternativ-grammatik.de Ziff.

4.0612, darin Punkt 8, bzw. jedes Lexikon. Auch wenn es als Ausdruck einer Banalität erscheinen mag: Literarisch haben die Menschen darin ihre tiefsitzende Angst vor dem großen „Ja | Nein" zur Sprache gebracht. Diese inhaltliche Thematik ist unhintergehbar. In der Regel wurde das Gefühl großer Bedrohung auf gefährliche Reiche / Mächte projiziert, die es folglich zu besiegen galt, - was nur mit göttlichem Beistand - „dem großen Tag des Zornes am Ende der Zeiten" - Aussicht auf Erfolg zu haben schien.

In dieser Denkform wird der ultimative Eingriff zwar von Gott erwartet. Aber bisweilen wird geglaubt, den Weltherrscher durch eigene, vorauseilende, vorgreifende Attentate - möglichst ebenfalls in apokalyptischen Maßen - animieren und damit zumindest verkünden zu können, was letztlich ansteht.

Die imaginative Allmachtsfantasie entsteht natürlich aus einer Unterlegenheitserfahrung heraus: noch ist die umgebende Lebenswelt anders orientiert, richtet sich nicht an der eigenen Weltsicht und religiösen Überzeugung aus. Diese Omnipotenzvorstellung und zugleich Frustration befeuert die destruktive Fantasie gegen „die Anderen = Feinde".

Geschrieben wird der gegenwärtige Beitrag kurz, nachdem in Barcelona ein IS-Attentat gerade durchgezogen worden war - es scheinen aber noch schlimmere Schäden gerade noch verhindert worden zu sein. Als willkürlich gewähltes Beispiel: das adversativ, „aber nicht", wird bei Attentaten als „Nicht-Existenz" interpretiert: im aktuellen Fall heißt das: 14 Tote, viele Verletzte. Was bei uns als Fragestellung abgehoben und fast nebensächlich erscheint, gewinnt dann, wenn man von der Sprachebene kurz ins reale Leben blickt, u.U. schnell große Brisanz.

5. Grundlage jeder Ideologie

Jede Ideologie - wie angedeutet - operiert mit der gleichen schlichten Zweiteilung:

A = „wir": ja; daraus folgt logisch und zwingend: B = „die Anderen": nein.

Vgl. www.alternativ-grammatik.de Ziff. 4.54; Punkt 3.5: Islamistischer_Terror

Die logische Figur der Entgegensetzung ist gedanklich äußerst anspruchslos - mit unterschiedlichen Effekten im Gefolge:

• Damit ist Gewalt nicht nur - scheinbar - gerechtfertigt, sondern schlichte Gemüter sehen sich geradezu angestachelt, aufgefordert

dazu, vgl. www.alternativ-grammatik.de Ziff. 4.083 (Modal-)Register INITIATIVE. (Grammatiker sollten also in ihr Arbeitsfeld einbeziehen, dass ,'Handlungsanstachelung'' nicht nur über einige, - 'dünne'' -Konjugationsformen (z.B. ,Imperativ') und Modalwörter / Interjektionen geschehen kann, sondern auch - pragmatisch - über den gedanklichideologischen Rahmen, in den sich jemand gestellt sieht.)

• Impliziert ist durch die logische Figur die geistige Selbstaufgabe der Akteure, anders gesagt: ihre autoritäre Einstellung = Fremdsteuerung kommt voll zum Zug: widerspruchslos und mit großem Engagement (= Fanatismus), bis hin zur Selbstaufgabe, folgen sie dem, was andere für richtig befunden und diktiert haben.

• Es ist keine Frage, dass dieses Grundmuster gesteigert und zugespitzt werden kann durch mitgebrachte biografische seelische Vorschädigungen des Täters.

• Die geistige Schlichtheit der Figur der Entgegensetzung macht sie bestens geeignet für die Rekrutierung von Mitgliedern, zumal die binäre Wertung damit zusammenhängt:

„wir" = „gut, auf der richtigen Seite, von Gott erwählt usw."; „die Anderen

= schlecht, des Teufels, des Todes würdig".

• Die binäre Struktur befreit von jedem u.U. mühsamen differenzierenden Wahrnehmen und Verarbeiten einer gegebenen Lebenssituation, was Lernaufgabe in jeder Biografíe ist, ein Leben lang. An die Stelle jeglichen kommunikativen Prozesses tritt die Abschottung, die Illusion, mit dem ultimativen „Schlag" komme alles ins Lot. Diese gedankliche Schlichtheit ist natürlich attraktiv für Fanatiker.

6. Überhöhung - z.B. religiöse

Ebenfalls gesteigert wird der implizite Aufruf zur terroristischen Gewalt, zur Negation und Existenzauslöschung, wenn der gedankliche Rahmen mit einer „religiösen'' Zweitwelt - nicht allein beim Thema „Apokalyptik" (vgl. Ziff.5) - aufgeladen wird, diese aber in ihrer „übertragenen Bedeutung" nicht erkannt, sondern -

• weiter im Wortsinn (= SEMANTIK) genommen

• und nicht als ,'Sprechweise'' erkannt, sondern mit der ,Realität' gleichgesetzt, also verdinglicht wird

• das allerdings sind weitverbreitete Fehler. Zur Volksbildung sollte ein Sprachbewusstsein gehören, das nicht nur punktuell bei Humor oder

anderen besonders bemerkenswerten Sprachschöpfungen ,anspringt', im übrigen sich aber mit der Gleichung: Sprache = Realität begnügt. Vielmehr sollte ein solches Sprachbewusstsein ständig empfangs- und reaktionsbereit sein. Solche - im übertragenen Sinn - , Hellhörigkeit' nimmt auch mehr Zusatzbedeutungen und Nuancen wahr. Der Sprachgebrauch wird farbiger, sensibler.

Das Übersehen der sprachlichen Vermittlungsebene dagegen, das vermeintliche Leben in der puren , objektiven' Welt, das anscheinend fraglose Verquicken der göttlichen Welt mit unserer real erfahrbaren, das Nicht-Erkennen, dass religiöse Sprachbilder mythisch, bisweilen auch poetisch Einstellungen, Gefühle im Einzelmenschen ausdrücken, - solche Blindheit bringt einen dumpfen Radikalismus hervor, der meint, mit Macht und Gewalt die äußere Welt verändern zu müssen. Stattdessen müssten zunächst innere, auch kommunikative Prozesse - von frühester Kindheit bis zur Gegenwart - thematisiert und aufgearbeitet werden.

Ein Minimum an Sprachbewusstsein enthielte die Chance für verantwortungsvolleres Handeln. Noch fern vom Gedanken der Spezialisierung: in Schule und Universität sollte die Vermittlung von ausreichendem Grundwissen in Sachen, Sprache / Kommunikation' eine Grundlagendisziplin sein. Das ist in Ergänzung z.B. zum Fremdsprachenunterricht gemeint, nicht als Konkurrenz. Aber „Sprache" ist so fundamental wichtig und thematisch eigenständig, dass man ihr Wirken nicht nur selbst beherrschen - dafür stehen die einzelnen Sprachfächer an Schulen -, sondern auch strukturiert bedenken können sollte. Das sind gut unterscheidbare Aspekte. Das stand jedenfalls als Motivation hinter der „Alternativ-Grammatik" - dort ist es Standard, dass der jeweilige Analysebegriff aus Semantik oder Pragmatik anschließend an Beispielen aus unterschiedlichsten Sprachen illustriert wird.

vgl. http://www.alternativ-grammatik.de Ziff. 4.1134_Gott,_Götter,_ religiöse_Sprache diese, 'Projektionsebene", vgl. Ziff. 4.1135_Personifikation, _Projektion,

Der scheinbar trivial-harmlose Grammatikterminus „adversativ" entpuppt sich bei näherer Betrachtung, v.a. im Kontext der PRAGMATIK, somit als brisant. Ein ähnliches Ausziehen der Linien könnte bei vielen weiteren Grammatiktermini ebenfalls zur Erkenntnis gesellschaftlicher Relevanz, oft auch Brisanz, führen - „adversativ" spielt dabei keine Sonderrolle. Darauf - altersangepasst - in der Sprachausbildung schon ab der Schule hinzuweisen, würde Sprachverstehen und

Gesellschaftsmechanismen koppeln. Die Verführbarkeit durch Imame -welcher Couleur auch immer - würde reduziert, das demokratische Bewusstsein gestärkt, gleichzeitig die sprachlich-geistige Selbstständigkeit.

Wo solch ein Hintergrund fehlt, wo jemand den verschiedenen Anstachelungsfaktoren, z.B. Projektion, dumpf erliegt, wird brutales Vorgehen heutzutage etwa durch hinausgebrülltes ,' allahu akbar'' (,Allah ist groß') unterstrichen und gerechtfertigt; vor Jahrhunderten, im christlichen Kontext, handelten die Kreuzfahrer nicht anders - nur dass ihr Ruf war ,'deus vult'' (,Gott will (es)').

7. Ausblick auf das Grammatikverständnis

Die Andeutungen am Beispiel von adversativ zeigen - so denke ich -wie - gemessen am Zuschnitt von Standardgrammatiken - Module der „Alternativ-Grammatik" ineinander greifen und ein gesellschaftliches Problem verstehbarer machen können. Da es sich um eine Fragestellung der Bedeutungsseite handelt, hat sich das Zueinander der Ebenen SEMANTIK / PRAGMATIK bewährt. Schon methodisch ist damit gesichert, dass es nicht - im Singular - die Bedeutung einer Äußerung gibt, sondern in aller Regel die Entfaltung mehrerer zusammenhängender Aspekte. Vor allem wurde nicht lediglich ein einzelsprachliches Wort analysiert, sondern Implikationen, breit in den Sprachgebrauch hinein, wurden sichtbar.

Das Stichwort „Grammatik" kann sich so vom Image der Verstaubung und relativen Belanglosig-keit, der lästigen Trockenübung, befreien und stattdessen im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs einen eigenständigen = ,'sprachanalytischen'' Beitrag leisten. So gesehen wäre Grammatik im Konzert der übrigen einschlägigen Fächer - Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft u.ä. - präsent, würde im eigenen Arbeitsfeld -,sprachliche Äußerung' - ihre spezifische Kompetenz entfalten und einbringen.

Bislang entstand bei uns der Eindruck nicht, dass die Lebensnotwendigkeit von Sprach- / Kommunikationsbewusstsein im Didaktik- und Grammatikbereich ausreichend erkannt und umgesetzt würde.

Man kann und muss sich fragen, ob dieses Defizit - auch - Opfer der üblichen Fächergliederung ist: ein Sprachfach ist üblicherweise auf eine Einzelsprache bezogen. Hier ist aktuell aber das Thema nicht, eine

Einzelsprache zu erlernen, sondern Sprache / Kommunikation selbst zum Thema zu machen, gleichgültig welche Einzelsprache gerade benutzt wird.

Man nehme als Exempel für viele , Schul-, Standardgrammatiken' im Rahmen des Deutschen: den „Duden" - auch online erreichbar, vgl. http://www.duden.de/service. Es ist zu wünschen, dass Sprach-Analyse -im Verbund mit den genannten sozial orientierten Fächern - bei der Bewältigung drängender gesellschaftlicher Probleme hilft. Im „Duden" jedoch lernt man - außer der Nennung inhaltlicher Äquivalente - das korrekte Trennen des Wortes /adversativ/. Das ist nicht unnütz - zugleich aber um Lichtjahre von den bei uns hier angedeuteten Gedanken entfernt.

Der Verzicht auf Reflexionen, die die Linien bis in die PRAGMATIK ausziehen, wirkt wie eine Denkblockade, als Ausdruck von Hilf- und Ratlosigkeit, wirkt wie Interesselosigkeit. „Grammatik" ließe sich wahrlich als relevanter für das reale Leben präsentieren!

LITERATUR

Schweizer H. Metaphorische Grammatik. Wege zur Integration von Grammatik und Textinterpretation in der Exegese. Arbeiten zu Text und Sprache 15. St. Ottilien 1981.

Schweizer H. (ed.) Computerunterstützte Textinterpretation. Die Josefsgeschichte beschrieben und interpretiert im Dreischritt: Syntax-Semantik-Pragmatik. THLI 7/i-iii. Tübingen 1995. Schweizer H. Krach oder Grammatik? Streitschrift für einen revidierten Sprachunterricht. Kritik und Vorschläge. Erziehungskonzeptionen und Praxis 70. Frankfurt/M 2008.

WEBLINKS

Unser Grammatikkonzept aufbereitet für die Schulebene, mit inzwischen sehr vielen praxisnahen Erläuterungen. Derzeit (Herbst 2017) ca. 8 Mio. Abrufe. Nicht erfüllt hat sich bislang die Hoffnung, Sprachinteressierte/-kompetente von außen würden selbstständig eigene Beiträge zum jeweiligen GrammatikPunkt für die von ihnen frei gewählte „Einzelsprache" einfügen, v.a. bei der didaktischen Umsetzung (Ziff. 5). Das Verständnis als „Mitmachportal" blieb insofern - bislang - ein frommer Wunsch'. Im Theorieteil - Ziff. 4 - gibt es aber schon Materialien und Beiträge von verschiedenen Interessenten. www. alternativ-grammatik.de Auf der Homepage „Textwissenschaft" sind via Dateien viele Illustrationen zu unserem Arbeitskonzept zugänglich. Auf der Einstiegsseite zudem

unterschiedliche Angebote zum Forschungsprojekt „Josefsgeschichte", darunter viele Übersetzungen in verschiedene Sprachen. www-ct.informatik. uni-tuebingen.de

Wer interessiert ist, die - noch fehlende - Übersetzung der originalen Josefsgeschichte ins Russische anzufertigen, ist herzlich eingeladen dazu und setze sich mit H.S. zur weiteren Abstimmung und Unterstützung (z.B. Bereitstellung des strukturierten Übersetzungstextes) in Verbindung: harald. schweizer@uni-tuebingen.de

Mit Namensnennung würde die Russisch-Version sowohl ins große Manuskript als auch in die Reihe der Kurzversionen aufgenommen und auf der zuvor genannten Webseite veröffentlicht.

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