Научная статья на тему 'Horror Zivilisationis, oder Horror der Subjektivität'

Horror Zivilisationis, oder Horror der Subjektivität Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
Horror Zivilisationis / Zivilisation / Kultur / Subjektivität / Fortschritt der Menschheit / Naturwissenschaften / Sozial- und Geisteswissenschaften / Noosphäre / technische Entwicklung / Rationalität / Horror Zivilisationis / civilisation / culture / subjectivity / human progress / history of natural sciences / history of social sciences / noosphere / technical development / rationality

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Oleg A. Donskikh

Im Artikel wird das Problem der Beziehung zwischen Kultur und Zivilisation untersucht. Dabei wird Zivilisation als äußerer Ausdruck der Kultur verstanden, während Kultur den Inhalt der Zivilisation darstellt. Die Beziehungen zwischen Kultur und Zivilisation sind immer angespannt. Außerdem versteht der Verfasser Zivilisation als den veritablen Totengräber von Kultur. Die Angst des Individuums, die Subjektivität wie der Autor es ausdrückt, rührt letztlich daher, weil die Menschheit ohne die seelenlose, weil nur rational bestimmte Zivilisation nicht mehr überleben kann. Es wird gezeigt, dass die modernen Zivilisationen unter der Diskrepanz zwischen der zunehmenden Geschwindigkeit der Bewegung der Gemeinschaften in Richtung einer einheitlichen globalisierten Menschheit leiden einer Bewegung, die teilweise mit Hilfe des technischen Fortschritts durchgeführt wird, der die Gesellschaft und den Menschen selbst in seine Umlaufbahn bringt und ihn in eine objektive, kontrollierbare Komponente umwandelt und dem Niveau des Verständnisses der Natur dieser Bewegung.

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Horror Zivilisationis, or the Horror of Subjectivity

In the paper, the problem of the relationship between culture and civilisation, is studied. Civilisation is understood as the external expression of culture, while culture represents the content of civilisation. The relationships between culture and civilisation are always tense. The author also considers civilisation as the death of culture. The fear of the individual, the subjectivity ultimately results from the fact that humanity can no longer survive being soulless, only in the form of rationally determined civilisation. It is shown that modern civilisations suffer from the discrepancy between the increasing speed of the movement of communities towards a unified globalised humanity – a movement that is partly carried out with the help of technical progress that puts society and people into one orbit and transforms a human being into an objective, a controllable component – and the level of understanding the nature of this movement.

Текст научной работы на тему «Horror Zivilisationis, oder Horror der Subjektivität»

Horror Zivilisationis, oder Horror der Subjektivität

Horror Zivilisationis, or the Horror of Subjectivity

Oleg A. Donskikh1

Oleg A. Donskikh,

Dr habil (Philosophy), PhD (Philosophy), Professor,

Head of Department of Philosophy and Humanities, Novosibirsk State University of Economics and Management, Russia

Олегъ Альбертовичъ Донскихъ,

докторъ философскихъ наукъ, PhD, профессоръ,

3aB^yrc^rn каеедрой философм и ^манитарныхъ Hay^, Новосибирска государственный yниверситетъ экономики и yпрaвленiя (Россiя)

Article No / Номеръ статьи: 020110205

1 Please send the correspondence to e-mail: olegdonskikh@yandex.ru.

020110205-1

For citation (Chicago style) / Для цитировашя (стиль «Чикаго»):

In German:

Donskikh, Oleg A. 2019. "Horror Zivilisationis, oder Horror der Subjektivität." The Beacon: Journal for Studying Ideologies and Mental Dimensions 2, 020110205.

In English:

Donskikh, Oleg A. 2019. "Horror Zivilisationis, or the Horror of subjectivity." The Beacon: Journal for Studying Ideologies and Mental Dimensions 2, 020110205.

Versions in different languages available online: German, Chinese (traditional).

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http://thebeacon.ru/pdf/Vol.%202.%20Issue%202.%20020110205%20GER.pdf

Received in the original form: 19 July 2019 Review cycles: 2

1st review cycle ready: 12 September 2019 Review outcome: 3 of 3 positive Decision: To publish with minor revisions 2nd review cycle ready: 26 September 2019 Accepted: 30 September 2019 Published online: 1 October 2019

HEADLINE. Ein originelles Verständnis des Subjektivitätskonzepts bei der Betrachtung von Kultur- und Zivilisationsbeziehungen.

[An original understanding of the concept of subjectivity on considering culture and civilisation relationship].

ABSTRACT

Oleg Albertovich Donskikh. Horror Zivilisationis, or the Horror of Subjectivity. In the paper, the problem of the relationship between culture and civilisation, is studied. Civilisation is understood as the external expression of culture, while culture represents the content of civilisation. The relationships between culture and civilisation are always tense. The author also considers civilisation as the death of culture. The fear of the individual, the subjectivity ultimately results from the fact that humanity can no longer survive being soulless, only in the form of rationally determined civilisation. It is shown that modern civilisations suffer from the discrepancy between the increasing speed of the movement of communities towards a unified globalised humanity - a movement that is partly carried out with the help of technical progress that puts society and people into one orbit and transforms a human being into an objective, a controllable component - and the level of understanding the nature of this movement.

Key words: Horror Zivilisationis, civilisation, culture, subjectivity, human progress, history of natural sciences, history of social sciences, noosphere, technical development, rationality

ZUSAMMENFASSUNG

Oleg A. Donskikh. Horror Zivilisationis, oder Horror der Subjektivität. Im Artikel wird das Problem der Beziehung zwischen Kultur und Zivilisation untersucht. Dabei wird Zivilisation als äußerer Ausdruck der Kultur verstanden, während Kultur den Inhalt der Zivilisation darstellt. Die Beziehungen zwischen Kultur und Zivilisation sind immer angespannt. Außerdem versteht der Verfasser Zivilisation als den veritablen Totengräber von Kultur. Die Angst des Individuums, die Subjektivität wie der Autor es ausdrückt, rührt letztlich daher, weil die Menschheit ohne die seelenlose, weil nur rational bestimmte Zivilisation nicht mehr überleben kann. Es wird gezeigt, dass die modernen Zivilisationen unter der Diskrepanz zwischen der zunehmenden Geschwindigkeit der Bewegung der Gemeinschaften in Richtung einer einheitlichen globalisierten Menschheit leiden - einer Bewegung, die teilweise mit Hilfe des technischen Fortschritts durchgeführt wird, der die Gesellschaft und den Menschen selbst in seine Umlaufbahn bringt und ihn in eine objektive, kontrollierbare Komponente umwandelt - und dem Niveau des Verständnisses der Natur dieser Bewegung.

Schlüsselwörter. Horror Zivilisationis, Zivilisation, Kultur, Subjektivität, Fortschritt der Menschheit, Naturwissenschaften, Sozial- und Geisteswissenschaften, Noosphäre, technische Entwicklung, Rationalität

РЕЗЮМЕ

Олегъ Альбертовичъ Донскпхъ. Horror Zivilisationis, или

ужас субъективности. Въ стать- изсл-Ьдуется проблема со-

отношеНя культуры и цивилизаци Цивилизащя понимается какъ внешнее B03AtncTBie культуры, а культура представля-етъ собой содержанiе цивилизаци Отношенiя между культурой и цивилизащей являются напряженными. Авторъ также разсматриваетъ цивилизацiю какъ гибель культуры, происходящую изъ психологическаго страха человечества передъ субъективностью. Показано, что современныя цивилизацiи выстроены на несоотвЪтствИ между возрастающей скоростью движеыя сообществъ къ единому глобализированному человечеству - движенiя, отчасти осуществляемаго въ помощью техническаго прогресса, который помЬщаетъ внутрь своей орбиты общество и самаго человЬка, трансформируя его въ объективную, контролируемую составляющую, и уровнемъ понимаНя характера этого движеНя.

Ключевые слова: Horror Zivilisationis, цивилизация, культура, субъективность, прогресс человечества, естественные науки, социальные и гуманитарные науки, ноосфера, техническое развитие, рациональность

Dieser Artikel ist die erweiterte Version des Artikels, der in der russischen Zeitschrift Kultur und Zivilisation veröffentlicht wurde (Donskikh 2015). Horror Zivilisationis2 ist ein Ausdruck, der sich an das altgriechische Modell - ,Angst vor der Leere' (horror vacui) - anlehnt. Er hat wörtlich zwe i Bedeutungen, Erstens kommt er direkt aus der Antike, und dann wird er in New Age von Descartes und Pascal sinnvoll wiedergeboren und ist mit dem Prinzip der ,Angst der Natur vor der Leere' verbunden; und zweitens leitet er sich von der ersten ab - dem Bestreben des Künstlers, die ganzen Leerräume in einem Gemälde oder einer Gravur zu füllen. Jeder Leerraum wird mit Farben ausgefüllt. Nun, was könnte in Analogie zu diesem Begriff mit horror zivilisationis gemeint sein?

Die Zivilisation verdrängt die Nicht-Zivilisation, sie füllt fleißig die Leerräume aus und lässt dem Menschen keine Möglichkeit, sich der ,wilden Natur' zu stellen. Der Mensch erschließt dank der Arbeit die äußere Gegebenheit der Natur materiell, und gleichzeitig erschließt er die Welt spirituell, und diese Entfaltungsweisen dringen tief ineinander. Sprache hilft, das Bestehende zu verstehen und einzuordnen (und es ist kein Zufall, dass das Benennen in vielen Sprachen als Schöpfungsakt verstanden wird), Arbeit zielt auf Transformation. Sprache ist die Quintessenz der Kultur, Arbeit -der Zivilisation. Im Rahmen unserer gewohnten Weltanschauung unterscheiden wir zwischen ,objektiv gegebener Natur' und solchen Kultur-Institutionen, die angeblich auf der Basis von Übereinkunft3 wie Sprache oder Staat aufgebaut sind. Aber zur selben Zeit, im Prozess der Sozialisation, ist die Kultur nicht weniger objektiv für jedermann als die Natur. Wir sind gezwungen, die Werte, auf denen die Kultur steht, sowie auch die Gesetze, die die Existenz der Natur definieren, zu akzeptieren, darüber hinaus befinden sich sowoh die Werte als auch die Gesetze auf der

2 Dieser Begriff wurde ursprünglich von Dr-Ing Wolfgang Sassin in der Privatkorrespondenz eingeführt.

3 Die Übereinkunft setzt einen vernünftigen Gründungsakt voraus, der in Wirklichkeit nicht existieren könnte, und das ist natürlich ein Mythos. Man kann nur über die relative Konventionalität von Institutionen sprechen, die auf unterschiedlichen Werthaltungen basieren.

gleichen Projektion unseres Bewusstseins. Deshalb sind wir uns der tiefen Einheit von Kultur und Zivilisation bewusst. Der Unterschied in der Position besteht darin, dass wir von außen die in der materiellen Tätigkeit realisierten Werte entdecken, und von innen - den Inhalt dieser Tätigkeit. Es ist kein Zufall, dass wir den Ausdruck ,außerirdische Zivilisationen' statt ,außerirdische Kulturen' verwenden, denn wir können sie nur von außen sehen, ihr geistiger Inhalt ist für uns unzugänglich.

Diese Einheit der Kultur-Zivilisation wird im Gegensatz zum Fremden wahrgenommen. Das Fremde, oder das Andere agiert als das ,Nicht-Unsere', und wir nehmen uns vor ihm in Acht, haben Angst vor ihm. Daher die Vorstellung über die Barbarei: Fremde sind unbedingt Barbaren. Denn sie leben außerhalb unserer Welt, außerhalb unserer Kultur und Zivilisation. Aber sie existieren, und sie müssen in unsere Weltanschauung passen. Aristoteles ordnet sie als Sklaven ein. Pax Romana entsteht auf der Grundlage der gleichen horror zivilisationis wie später Pax Americana (Sassin 2015, 25). Die Zivilisation entwickelt sich bis an ihre möglichen Grenzen, und innerhalb dieser Grenzen fühlt sich der Mensch wohl. Im mythologischen Bewusstsein (aber auch im Bewusstsein der modernen Menschen, wenn auch vielleicht nicht so scharf), nimmt das Bild einer Grenze, die ,Unseres' von ,Nicht-Unserem' und dementsprechend ,unsere' von ,nicht unseren', Menschen von Barbaren, also von nicht ganz Menschen, trennt, einen sehr wichtigen Platz ein. Der Unterschied ist sehr einfach - ,Das Wilde' ist identisch mit dem Unkontrollierbaren'. Und wenn die Goten, die Vandalen oder die Hunnen in die Grenzen des Römischen Reiches einfielen, wurden sie als Wilde wahrgenommen, als natürliche Wesen, die die Zivilisation nicht kannten. Die Zivilisation ist also ein materiell erschlossener Raum, jenseits dessen der Mensch nicht existieren kann. Dementsprechend ist die erste Bedeutung des Ausdrucks horror zivilisationis - das Bestreben, die Natur zu beherrschen, das Barbarische zu zähmen, das Wilde zu verdrängen. Diese Bedeutung ist positiv, Ein zivilisierter Mensch ist stolz auf seine Stellung und überzeugt von seinem Recht, die Unzivilisierten zu lehren, d.h. die Leere des von der Zivilisation unberührten Raumes mit Gewalt auszufüllen.

Problematisch ist, dass die Vorstellung von Wildheit oder Barbarei lediglich eine Vorstellung ist, d.h. sie existiert innerhalb der Kultur, jedoch nicht außerhalb dieser. Das Bild der Grenze bedeutet auch die Vorstellung von dem, was sich auf der anderen Seite befindet. D.h. die Wildheit ist notwendigerweise ein Teü der Kultur, sie neigt dazu, sie abzuschatten, macht sie vernehmbarer.

Aber hier tritt ein merkwürdiger Effekt ein, Sobald die Zivilisation den Höhepunkt ihrer Blütezeit erreicht hat und, in Spenglers Sprache, die Kultur das Stadium der Zivilisation erreicht, befindet sie sich in Konflikt mit sich selbst. Ohne sie können wir nicht leben, und wir fürchten uns vor ihr. Wir haben Angst vor unserer Subjektivität, von der aus die Zivilisation versucht, uns in die Welt der objektiv jedem gegebenen Verhaltensnormen, Sprache, einer Reihe von umgebenden Dingen, Verständigungsweisen zu bringen. Die Kultur beginnt, sich vor ihrer Zivilisation zu fürchten. Unsere Zivilisation setzt den technologischen Fortschritt ununterbrochen um, die Kultur hinter sich lassend, und es entsteht das Gefühl, dass sich die Zivilisation aus eigenem Willen vorwärts bewegt - „Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten!" Und die Kultur ist entsetzt über diese Bewegung, die in der Lage ist, alle Traditionen und Normen mit Füßen zu treten.

Wie kommt es, dass wir im Streben nach dem Fortschritt zum unendlichen zukünftigen Glück

dieses Glück nicht einmal so ungläubig, sondern einfach mit Argwohn behandeln und das schreckliche Ende der Menschheit mit viel mehr innerer Sicherheit voraussehen, als die Begegnung mit der Mumie des Glücks? Warum erscheint in der überwiegenden Mehrheit der amerikanischen Filme - Filme, die in einem Land der triumphierenden Demokratie und des Fortschritts produziert werden - die Zukunft als ein Albtraum, als ein Triumph der Terminatoren, als eine durch Atomangriff ausgebrannte Wüste, als eine Gesellschaft, die von vorfabrizierten Klonen, etc. bedient wird?

Die moderne Zivilisation ist auf der Grundlage der Wissenschaft aufgebaut mit der Überzeugung, dass der Mensch das intelligenteste Tier ist - der Homo sapiens sapiens. Und trotz der Tatsache, dass hier eine Reihe großer Denker (wie beispielsweise Pascal, Kierkegaard und Schopenhauer) vor der Verzückung durch die Vernunft gewarnt haben, leben wir mit dem Glauben, dass die Wissenschaft (als Symbot der Vernunft) alle Probleme zu lösen vermag und wir uns bis an die Grenzen des Universums entwickeln werden.

Im Laufe ihrer intellektuellen Geschichte hat die Menschheit die allgemeine Art und Weise, die Realität zu erklären, mehrmals geändert. Diese Idee wurde von Saint-Simon und Comte entwickelt, die das Dreistadiengesetz formulierten. Man kann über ihren Ansatz streiten, aber dass die Welt in verschiedenen Kulturen unterschiedlich verstanden wurde und wird, kann sicher als ein Axiom akzeptiert werden. Die dominierende Kultur drängt ihr Verständnis meist aggressiv auf und präsentiert es als universell. Aber es genügt ein kleines gedankliches Experiment durchzuführen, um sicherzustellen, dass dieser Ansatz falsch ist. Wenn man nur ,die Natur, die Welt, das Universum' sagt, dann sehen sie wie etwas Bedingungsloses aus. Insbesondere wenn man hinzufügt, dass sich der Mensch schon in den ältesten Zeiten gefragt hat, wo und wie alles um ihn herum passiert ist, und diese Umgebung als die Natur im Allgemeinen darstellt. Wenn man aber „die Natur im Verständnis der alten Griechen" sagt, dann spüren wir sofort den Verlust des Unbedingten, und dasselbe passiert, wenn man es in die gegenwärtige Ebene überträgt - „die Natur im Verständnis des Menschen zu Beginn des dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung". Von der Bedingtheit der Hervorhebung „unserer" Zeitrechnung ganz zu schweigen, gibt es die Bedingtheit eines bestimmten Verständnisses, das durch das Niveau und den Charakter der Entwicklung etc. festgelegt ist. Das Bild der „objektiv gegebenen Natur" wird vielfach durch die Subjektivität erschwert, d.h. durch jene Brille, durch die der Mensch die Umwelt und sich selbst wahrnimmt und versteht.

Diese Subjektivität ist die eigentliche Kultur, die Sprache, Werte und Normen, Mythen und Rituale beinhaltet. Die Spezifität der Kultur, beginnend mit der axialen Zeit (der Begriff von K. Jaspers, der den Zeitraum vom 8. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. bezeichnet), besteht darin, dass mit der Geburt des individuellen Bewusstseins innerhalb ihres Rahmens die Reflexion erscheint, d.h. die Welt wird in zwei Plänen realisiert - dem Plan der Wahrnehmung und dem Plan des Verstehens. Der intuitiv erfassbare Unterschied zwischen ihnen besteht in erster Linie darin, dass der erste Plan grundsätzlich keine Einordnung erfordert und ganz auf der Ebene der empirischen Existenz bleibt, während der zweite Plan die Einheit anstrebt. Das kommt auch daher, dass die Reflexion eine bewusste Übertragung des Inhalts auf eine einheitliche Koordinatenachse erfordert, die durch eine bestimmte Metapher festgelegt ist. (Es ist zu erwähnen, dass die Erkenntnis der Rolle der Metaphern in der intellektuellen Entwicklung der Menschheit die Bedeutung der Subjektivität sehr

stark hervorhebt).

So übersetzt die antike Philosophie ,die Natur', d.h. die entstehende Welt (intuitiv bewusst als dynamisch - geboren und konsequent gestaltet), in die Natur als Werk eines Handwerkers, eines Demiurgen. Gerade die Intuition der idealen Welt als Modell und Koordinaten für die sichtbare Welt (so wie das Idealbild einer Sache zum Modell für einen Handwerker wird) haben die Philosophie von Sokrates und Platon zu einem Schlüsselmoment in der intellektuellen Geschichte Europas gemacht.

Die experimentelle Wissenschaft kommt mit der Metapher der mechanischen Maschine. Die Welt ist eine Maschine, die sich mathematisch mit absoluter Präzision berechnen lässt. Von Galileo und Descartes bis hin zu Laplace und Darwin erfährt diese Idee eine so starke Wirkung, dass die Wissenschaft nicht lediglich eine Rivalin der Religion wird, sondern beginnt, diese einzuengen, indem sie den Gedanken der Möglichkeit ins Bewusstsein rückt, alles rationaL zu verstehen und zu erklären.

Später, bereits im zwanzigsten Jahrhundert, kam die Kybernetik mit ihren Ideen der Rückkopplung und Informationsübertragung. Hier beruht die Metapher des Autofahrers (was durch das Wort ,cybernetes' (Steuermann), das Norbert Wiener verwendet hat, als er darüber nachdachte, wie er die Wissenschaft der Prognose-Theorie und der automatischen Steuerung am besten benennen kann, recht gut ausgedrückt wird): Er erhält visuelle und auditive Informationen und auf deren Basis fährt er das Auto (Wiener 1956, 308). Hier erscheinen bereits Erklärungen, die auf der Wahrscheinlichkeit und nicht auf einer starren Verbindung basieren. Dennoch werden Naturvorgänge als rationales Verhalten erklärt, wenn beliebige Handlungen auf der Grundlage der Berechnung der erhaltenen Informationen und der entsprechend getroffenen Entscheidung ausgeführt werden.

Diese Metaphern schaffen eine Grundlage für die Projektion des erhaltenen Wissens auf eine Ebene und halten so zumindest teilweise die Einheit der sich ständig vervielfältigenden und voneinander entfernenden Wissenschaften aufrecht. Eine weitere Grundlage für die Synthese - das Verflechten von Ideen, Methoden und Forschungsgegenständen - ist die Erweiterung der Anzah der Wissenschaften durch ihre Schnittmenge. Eine der markantesten Möglichkeiten der Synthese bietet eine Metapher für die Naturumgebung des Menschen als eine Gesamtheit von interagierenden Sphären. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts kommen Edouard Le Roy, Teilhard de Chardin und Wladimir Wernadski auf das Konzept der Noosphäre, einer vom Menschen als spezifische biologische Spezies geschaffenen und der Biosphäre überlagerten Sphäre des Geistes.

Dieses Konzept verbindet zwe, Hauptideen - die Idee der Synthese der Wissenschaften und die Idee der menschlichen Einheit. Wernadski schreibt,

Die Wissenschaften von der Biosphäre und ihren Objekten, d.h. ausnahmslos alle Humanwissenschaften, sind Naturwissenschaften in ihrem eigenen Sinne des Wortes (Botanik, Zoologie, Geologie, Mineralogie und dergleichen), alle technischen Wissenschaften -angewandte Wissenschaften im weitesten Sinne - sind Wissensfelder, die dem wissenschaftlichen Denken des Menschen maximal zugänglich sind... die Wissenschaften von der .geistigen' Kreativität der menschlichen Persönlichkeit in ihrem sozialen Umfeld, die

Wissenschaften vom Gehirn und den Sinnesorganen, von Problemen der Psychologie oder der Logik. Sie bedingen die Suche nach den fundamentalen Gesetzen der menschlichen wissenschaftlichen Erkenntnis, der Kraft, die in unserer geologischen Epoche die vom Menschen erfasste Biosphäre in einen natürlichen Körper verwandelt hat, neu in seinen geologischen und biologischen Prozessen - in seinen neuen Zustand, in die Noosphäre... (Vernadsky 1988, 130).

Mit anderen Worten, die Einheit der Wissenschaften wird durch die Einheit der Gesetze der menschlichen Erkenntnis bedingt. Aus der Sicht von Wernadsk j ist die Basis der Einheit die Logik, die an der Spitze des Systems der Wissenschaften erscheint. Namentlich definiert die wissenschaftliche Erkenntnis die Aktivität des Menschen, wird in seine Praxis einbezogen, die die Gesetze der Entwicklung der Biosphäre verändert. Und noch ein Zitat:

Der historische Prozess verändert sich vor unseren Augen auf dramatische Weise. Zum ersten MaL in der Geschichte der Menschheit bestimmen die Interessen der Volksmassen - aller und eines jeden - und das freie Denken eines Individuums das Leben der Menschheit, sind ein Maßstab für ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit. Die Menschheit, als Ganzes betrachtet, wird zu einer mächtigen geologischen Kraft. Und vor ihr, vor ihrem Denken und Wirken, stellt sich die Frage der Umstrukturierung der Biosphäre im Interesse der frei denkenden Menschheit als einheitliches Ganzes (Vernadsky 1944, no. 10).

Der einen Menschheit, die beginnt, den Kosmos wissenschaftlich aufzubauen.

Dieses grandiose Bild hat die bisherige wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit weitgehend vorweggenommen. Insbesondere die Idee der Wissenschaft von der Erde, die die Erforschung von Naturphänomenen, wie dem Klimawandel, mit denen, die durch die gesellschaftliche Entwicklung bestimmt werden, d.h. unter Berücksichtigung der Rolle der vom Menschen geschaffenen Energiesystemen und dergleichen, verbinden würde. Hier stehen die politischen Lösungen auf Augenhöhe mit den Naturphänomenen. Wernadsk, stützt seinen Ansatz auf den Begriff der Energie. Die auf der Erde ablaufenden Prozesse werden zunächst durch die geochemische Energie und die Energie der Sonne bestimmt. Mit der Entstehung des Lebens und der Bildung der Biosphäre werden die geochemischen Prozesse durch Prozesse des Energieaustausches ergänzt, der von Flora und Fauna bestimmt wird. Mit dem Aufkommen des Menschen werden die biogeochemischen Prozesse zunächst ergänzt und beginnen dann mehr und mehr von der menschlichen Aktivität abzuhängen. Es bildet sich die Noosphäre heraus, die die Energieströme auf eine neue Art und Weise umverteilt und es ist bereits notwendig, Energieprozesse als noo-, bio- und geochemische Prozesse zu beschreiben. Genau hier entsteht die Idee der synthetischen Erdwissenschaft, mehr noch, der Wissenschaft vom Kosmos und der Erde als dessen Bestandteil.

Das Fach der Naturwissenschaften überschneidet sich somit mit dem traditionellen Fach der Sozialwissenschaften, insbesondere der Soziologie und den Wirtschaftswissenschaften. Dies hat zur Folge, dass die Wissenschaft, deren IdeaL die Objektivität und experimentelle Überprüfbarkeit ist („Ich stelle keine Hypothesen auf!" Newton (1999, 411)4), von dem subjektiven Ursprung und den

4 Im "General Scholium".

Werten durchdrungen wird, die die Kultur charakterisieren. Chronologisch gesehen geschieht dies zumindest in vier Phasen:

1. durch Wirtschaft und Soziologie mit deren unausweichlich reflektiver Komponente in der zweiten Hälfte des 18. - ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts;

2. durch die Idee einer prinzipiellen Trennung der Naturwissenschaften von den Kulturwissenschaften (nomothetischen und ideographischen) wird die Erklärung dem Verständnis gegenübergestellt;

3. durch die Idee der Noosphäre zu Beginn des 20. Jahrhunderts;

4. im Rahmen der Wissenschaftsforschung und der post-nicht-klassischen Wissenschaft mit deren Ideen von Paradigma, Forschungsprogramm und ähnlichem am Ende des 20. Jahrhunderts.

Es ist das Bewusstsein dieser Subjektivität die das erzeugt, was man als „Horror Zivilisationis" bezeichnen kann. Diese Subjektivität fungiert hier als Analogon für das Unbewusste eines Individuums. Es formt Bilder und drückt sich in Symbolen aus.

Wenn die Naturwissenschaften dem Weg des Fortschritts folgen - wir lernen immer mehr über die Natur und verbessern folglich die Technologie, indem wir die künstliche Lebensumwelt für uns selbst verbessern - ist es viel schwieriger eindeutig von einem Fortschritt in den Sozial- und Humanwissenschaften zu sprechen, trotz ihrer raschen Diversifizierung. Des Weiteren erscheint die Notwendigkeit, die Begriffe der Rationalität zu überdenken. Es ist nämlich so, dass sich der zum Vorbild genommene empirisch-mathematische Ansatz, der in den Natur- und Technikwissenschaften hervorragende Ergebnisse lieferte, sich ansonsten in den gesellschafts- und menschenbezogenen Wissenschaften bewährt hat.

So kam es, dass die größten Ideen, die die Entwicklung auf dem sozial-humanitärem Gebiet weitgehend bestimmt haben, im Bereich der Philosophie blieben, ohne dass ein Paradigmenniveau der Wissenschaft festgelegt wurde. Dies gilt insbesondere für die Ideen des Naturzustandes und der Gewaltenteilung, die vom christlichen Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklung her das europäische Bewusstsein weggeführt haben. So glaubten die Physiokraten, dass das Befolgen der Naturgesetze die Gesellschaft zu Gleichheit und Gerechtigkeit führen würde. Physiokraten und Adam Smith erschaffen die Ökonomie. (Es ist bemerkenswert, dass die ersten praktischen Schritte der neuen Wissenschaft jammervoll waren - die Politik, die auf den Ideen der Physiokraten beruhte, führte zu zwei Hungerwellen und einer Wirtschaftskrise unmittelbar vor der Französischen Revolution). Paul-Henr i Thiry d'Holbach argumentiert im ,System der Natur' (1770), dass das Leben der Gesellschaft materialistisch begründet ist und dass „die Gesamtheit der Wahrheiten im Kodex der Natur ... steht über den übernatürlichen Dogmen der Religion, die dem Menschengeschlecht immer nur Böses brachte" (D'Holbach 1963, vol. 1, 681). Der Verstand wird die religiös-mystischen Schichtungen, d.h. den Schrecken der Vergangenheit besiegen: „... nur das Studium der Natur mit Hilfe der Erfahrung kann ihr diesen Faden und die Mitte, zum Kampf gegen die Minotauren geben

- all diese Geister und Monster, die so viele Jahrhunderte lang einen blutigen Tribut von den verängstigten Sterblichen gesammelt haben" (Ibid, 672). Aber trotz dieser Haltung überwand d'Holbach in keiner Weise die Dualität von Geist und Materie und, über die Gesellschaft philosophierend, baut er die utilitaristische MoraL des Atheisten offensichtlich nicht auf irgendeiner Naturwissenschaft auf. Alles wird in Abhängigkeit vom Willen des Volkes gesetzt. Er kann dem Verstand und der darauf aufbauenden MoraL folgen oder aber auch nicht. „Völker, die an einer so weisen MoraL festhalten wollen, werden anfangen, sie den Menschen von Kindheit an zu vermitteln und sie ständig mit ihren Gesetzen bestätigen, werden keinen Aberglauben und keine Illusionen brauchen, die Völker aber, die darauf beharren werden, ihre wichtigsten Interessen dem Glauben an Geister vorzuziehen, werden die richtigen Schritte in den Untergang machen" (Ibid, 681). Mit anderen Worten, er argumentiert im Kernpunkt des folgenden Widerspruchs, Es gibt eine Moral, die auf Naturgesetzen beruht, aber sie manifestiert sich in der Gesellschaft in Abhängigkeit von einem rein subjektiven Faktor.

Einen tieferen und vieL wissenschaftlicheren Ansatz entwickelt Adam Smith, der in seiner Arbeit über den Reichtum der Nationen die berühmte These über die .unsichtbare Hand des Marktes' (1776) formuliert,

Indem er lieber die eigene als die ausländische Produktion unterstützt, sucht er nur seine eigene Sicherheit und richtet die Produktion so aus, dass sie maximalen Wert hat, er ist nur mit seinem eigenen Nutzen beschäftigt, wobe, die unsichtbare Hand ihn, wie in vielen anderen Fällen, auf ein Zie, lenkt, das überhaupt nicht TeU seiner Bestrebungen war" (Smith 1776, book IV, chap. II, par. 9).

,Unsichtbar', das heißt, unkontrollierbar und grundsätzlich nicht regulierbar. Sie stellt einen objektiven Ausgangspunkt dar. Und auf seiner Basis entsteht ein gesellschaftlich nützlicher Mechanismus. (Gleichzeitig ist es erwähnenswert, dass Smiths Zeitgenosse GabrieL Bonnot de Mably argumentierte, dass Fortschritt in der Gesellschaft nicht auf der Basis der Vernunft, sondern nur auf der Basis der MoraL möglich ist, d.h. er befürwortet das Primat des Willens.)

Es gibt noch ein anderes, außerordentlich wichtiges Argument, das, da es nicht TeH des wissenschaftlichen Bewusstseins, sondern eher eine allgemeine Meinung ist, die Bedeutung der Vernunft ständig etwas untergrub, die Existenz des Bösen. Gefordert war eine Naturheilkunde -wenn die Natur so perfekt ist, dann lässt der Geist, der sie erfasst, den Menschen tugendhaft handeln. Und das Böse muss mit dem Fortschritt der Wissenschaft ständig kleiner werden. Dieser Gedanke zehrte an der Bedeutung der Idee der vollkommenen Natur.

Anschließend baute die Französische Revolution, indem sie die Vormachtstellung der Vernunft verkündete, die Gesellschaft nicht durch die Wissenschaft, sondern mithilfe der Guillotine wieder um. Zum ersten MaL in der Geschichte war es die erste praktische Antwort des subjektiven Willens auf die theoretische Vernunft, die den Versuch unternahm, die Gesellschaft zu verstehen und sie auf einer rationalen Basis neu aufzubauen. Und diese Antwort kam in dem Albtraum des Terrors zum Ausdruck.

Dennoch bekräftigt Condorcet, der diesem Terror zum Opfer gefallen ist, die Wohltätigkeit des auf der Vernunft, d.h. der Wissenschaft, gestützten Fortschritts,

Das einzige Fundament des Glaubens an die Naturwissenschaften liegt in der Idee, dass die allgemeinen Gesetze, ob bekannt oder unbekannt, die die Phänomene des Universums regeln, notwendig und konstant sind, und aus welchem Grund würde dieses Prinzip weniger für die Entwicklung der intellektuellen und moralischen Fähigkeiten des Menschen gelten als für andere Operationen der Natur?.. Der Fortschritt der Wissenschaft sichert den Fortschritt der Industrie, der dann seinerseits die wissenschaftlichen Fortschritte beschleunigt, und diese gegenseitige Beeinflussung, deren Wirkung unaufhörlich erneuert wird, sollte zu den aktivsten, mächtigsten Gründen für die Vervollkommnung des Menschengeschlechts gezählt werden (Condorcet 1822, 407, 466).

Mit dem Reflektieren über die Ergebnisse der Revolution kam Saint-Simon zu der Idee einer Wissenschaft über die Gesellschaft, die es ermöglichen würde, sich von Utopien zu entfernen und rationeü. gerechte soziale Beziehungen aufzubauen. Unter seinem Einfluss verfasste Auguste Comte, nach dem Vorbild der Physik, seinen ersten Aufsatz über Sozialphysik - die Soziologie. (Fast gleichzeitig mit ihm nannte Adolphe Quetelet, einer der Begründer der wissenschaftlichen Statistik, seinen Aufsatz über die Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten auch ,Sozialphysik'.) Aber Comte selbst kehrt später von der Wissenschaftlichkeit ab und baut eine altruistische Morat als Ausdruck einer positiven Religion auf, die sich auf die Idee der Realität der Menschheit (Le Grand-Etre) als höchstes Wesen in Bezug auf die Abstraktion des Individuums stützt. Dabe, behauptet er, dass in der Gesellschaft letztendlich die Meinungen die Hauptrolle spielen, so dass die Physik und damit auch die positive Wissenschaft im Allgemeinen hier nichts mehr zu suchen hat.

KaK Marx baut seine Lehre nach dem Vorbild der Naturwissenschaften auf. Es ist kein Zufall, dass er die Konzeption der Formationen aus der Geologie (aus den Werken von Sir Charles Lyell) entlehnt und die Entwicklung der Menschheit als einen naturhistorischen Prozess betrachtet. Die Naturgesetze verwirklichen sich in der Tätigkeit der Menschen unabhängig von ihrem Willen. Doch dann zeigte sich der Fallstrick der Subjektivität, Sobald wissenschaftlich bewiesen war, dass der Kapitalismus natürlich in den Kommunismus hineinwächst, und dass es im Sozialismus keine Ungerechtigkeit geben würde, die typisch für den Kapitalismus ist, erschienen Revolutionäre, die beschlossen, den natürlichen Prozess zu forcieren. Und es wäre eine sehr starke Übertreibung, über den wissenschaftlichen Hintergrund weiterer sozialer Bewegungen und insbesondere der Oktoberrevolution zu sprechen.

„Die Illusion des wissenschaftlichen Sozialismus', mit der Marx und Engels sich und ihre leichtgläubigen Anhänger verblendeten, liegt genau darin, als könne die Wissenschaft nicht nur als Stütze für die sozialistische Politik dienen, indem sie den sozialistischen Hoffnungen eine gewisse Unterstützung gibt, sondern auch als Grundlage für den eigentlichen Willen zum Sozialismus (Bulgakov 2009, 307-308). Und noch früher erschreckt der Sozialismus Leontjew mit seiner Gleichartigkeit, die die Individualität, d.h. das Leben, niederschießt. Und Dostojewski, der glaubt, dass jede sozialistische Utopie von innen heraus durch den Wunsch nach individuellem Selbstausdruck zerstört wird, kämpft gegen eben diesen Sozialismus. Darin liegt die Bedeutung seiner ,Notizen aus dem Untergrund'.

Eine Übersicht über Ansätze zur Konstruktion der Soziologie auf der Basis der Naturwissenschaften gibt Talcott Parsons in seiner ,Struktur des sozialen Handelns',

Es entstanden Schulen, mechanistische (die der Auffassung war, dass die Gesellschaft auf der Grundlage der Gesetze der Mechanik beruht - H. Carey, G. Scott), geographische (die der Auffassung war, dass alles in der Gesellschaft durch das geographische Umfeld ihrer Existenz bestimmt wird - H. Buckle), organismische (die die Gesellschaft in Bezug auf Anatomie und Physiologie beschrieb - P. Lilienfeld, A. Schäffle, R. Worms), schließlich wurde diese Reihe am Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Sozialdarwinismus .bereichert' (der Kampf um die Existenz und die natürliche Selektion als die Hauptgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung - H. Spencer, W. Sumner, A. Small, L. Gumplowicz). Natürlich konnte die junge Wissenschaft sich mit nichts so sehr bloßstellen als mit Theorien solcher Art. (Parsons 1967, vol. 1, 17).

Talcott Parsons schreibt dies 1937, und die Schlussfolgerung über die Bloßstellung ist sehr aufschlussreich. Zu diesem Zeitpunkt ist es ganz offensichtlich, dass es unmöglich ist, menschliche Handlungen zu erklären, indem man sie auf eine einzige Projektion reduziert, se , es die Mechanik, die Geographie oder die Physiologie.

Mit der Entwicklung der Sozial- und Geisteswissenschaften im letzten Vierte, des 19. Jahrhunderts wird deutlich, dass sie nicht auf Modellen aufgebaut werden können, die den Naturwissenschaften entlehnt sind (Kuhn 1996, 30). Wilhelm Dilthey formuliert eine These über den grundlegenden Unterschied zwischen den Wissenschaften von der Natur und den Wissenschaften vom Geist. Er geht davon aus, dass sich die Wissenschaften vom Geist mit dem Leben beschäftigen, dessen wesentliche Eigenschaften die Irrationalität und die Teleologie sind. Dementsprechend spielt das Unterbewusste im Leben des Individuums zumindest eine nicht weniger wichtige Rolle als das Bewusste, das Rationale. Wilhelm Windelband gibt für die Unterscheidung zwischen den Wissenschaften eine tiefere Begründung vor, Vom Fach geht er zur Methode über, und die Wissenschaften, die sich mit der Suche nach Gesetzen beschäftigen (nomothetische), unterscheidet er von denen, die sich mit der Beschreibung einzelner Ereignisse beschäftigen (ideographische).

In Anlehnung an ihre Ideen argumentiert Max Weber, dass es notwendig sei, das Bewusstsein und die Subjektivität im menschlichen Handeln zu berücksichtigen. So entsteht eine verstehende Soziologie.

Zur gleichen Zeit entwickelt sich die Psychoanalyse, die darauf abzielt, die Strukturen des Unbewussten (Adler, Freud und Jung) zu finden, d.h. jener verborgenen Motivationen, die das menschliche Verhalten bestimmen. Es schien, dass die intimsten Manifestationen der menschlichen Psyche endlich rationaL erklärt werden könnten. Die Schöpfer der Psychoanalyse gingen jedoch bald in ihrem Verständnis der Hauptkategorien auseinander, Adler betrachtete das Streben nach Macht als entscheidend, während Freud die Sexualität als ausschlaggebend betrachtete, aber das Verständnis der entscheidenden Bedeutung des Unbewussten als kollektives, führte Jung in eine andere Richtung. Aber mehr noch, viele bedeutende Wissenschaftler weigerten sich, die Psychoanalyse als Wissenschaft zu betrachten. Es war kein

Zufall, dass Peter Brian Medawar den Freudianismus als intellektuellen Betrug bezeichnete. Das Unbewusste hat den Forschern einen Konterschlag erteilt. Der dionysische Ansatz war hier deutlich stärker als der apollinische.

Die Entwicklung der Naturwissenschaften in der Lehre von der Noosphäre wiederum erkennt, wie bereits erwähnt, die grundlegende Notwendigkeit an, die menschliche Tätigkeit be, der Analyse der natürlichen Prozesse zu berücksichtigen. Die Noosphäre, nach der Meinung von Wernadski, hat sich im Laufe von 5-7 Tausend Jahren kontinuierlich mit zunehmender Geschwindigkeit gebildet. Er ist der Ansicht, dass es im Rahmen der Noosphäre eine Interaktion zweier Arten von natürlichen Körpern stattfindet, die nicht aufeinander reduzierbar sind - lebende und nicht lebende - und eine ständige Zunahme der Rolle des Faktors, den er als ,die Energie der menschlichen Kultur' bezeichnet. Um sie zu erforschen, bedarf es einer Allianz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. „...die Biogeochemie wird nicht nur mit dem Gebiet der Biowissenschaften, sondern auch mit dem Gebiet der Geisteswissenschaften verknüpft" (Vernadsky 1988, 127). Wernadskis Logik ist verständlich - ohne Analyse der menschlichen Tätigkeit ist es unmöglich, die in der Biosphäre ablaufenden Prozesse zu untersuchen. Und die Geisteswissenschaften sollten die Grundlagen erklären, die das Handeln des Menschen als vernünftiges Wesen bestimmen.

Doch was wir jetzt in der Tätigkeit der Menschheit beobachten, bestätigt nicht die Ansichten des großen Wissenschaftlers, Nur ein sehr großer Optimist kann jetzt sagen, dass wenn wir den Einfluss des Menschen auf natürliche Prozesse mit der Noosphäre identifizieren, sie ihren Namen verdient - die Sphäre des Geistes.

Dies liegt daran, dass erstens nicht klar ist, wie mit der unentrinnbar menschlichen Irrationalität umgegangen werden soll, und zweitens, wie mit der Selbstreflexion der Ergebnisse der sozial-humanitären Forschungen umgegangen werden soll. Mit anderen Worten, wie man diese Besonderheit des mit dem Menschen verbundenen Wissens überwinden kann, dass jedes objektive Ergebnis der Forschung der Gesellschaft und des Menschen sofort den Gegenstand der Analyse und dementsprechend die Objektivität des vorherigen Ergebnisses verändert. Mit anderen Worten, das Wissen eines Physikers über ein Elektron ändert nicht das Verhalten eines Elektrons, aber das Wissen eines Soziologen über die Gesellschaft wird zu einem Faktor, der diese Gesellschaft verändert, genauso wie das Wissen eines Psychologen über eine konkrete Person, das dieser Person bekannt wurde, ihr Verhalten verändert. Damit unterscheiden sich sowoh die Vernünftigkeit als auch die Objektivität in den Sozial- und Geisteswissenschaften von solchen in den Naturwissenschaften. Man kann sich an die Manipulationen der öffentlichen Meinung erinnern, die für die Soziologie kennzeichnend sind. Oder nehmen wir zum Beispie, gar die einflussreiche Theorie des dynamischen Wachstumsmodells von Roy Harrod und Evsey Domar. Sie baut auf der Prämisse auf, dass Ersparnisse und Investitionen gleichwertig sind. Dabe, hängen die Investitionen von der Konjunktur, dem Zinsniveau, der Höhe der Besteuerung und der erwarteten Kapitalrendite ab. Aber aU diese Faktoren sind nur für einen bestimmten Moment gegeben und hängen grundlegend von der Subjektivität der Entscheidungen und Erwartungen ab. In jedem FaU ist der Liberalismus eine Lehre von Werten, und nicht von der Vernunft, aber genau sie bildet das Herzstück einer Reihe wichtiger wirtschaftlicher Konzepte.

Schließlich zeigt sich die Subjektivität in den Naturwissenschaften, In der zweiten Hälfte des 20.

Jahrhunderts tauchen im Rahmen der Wissenschaftsforschung Konzepte auf, die die Entwicklung der Naturwissenschaften keineswegs als ein Prozess, der auf einer einzigen Logik und einer einzigen Rationalität beruht, beschreiben. Als BeispieL kann der Begriff des Paradigmas herangezogen werden, von dem einige Elemente nicht auf einer vernünftigen Basis angenommen werden. „Ein Paradigma ist das, was die Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinschaft verbindet, und, umgekehrt, besteht die wissenschaftliche Gemeinschaft aus Menschen, die ein Paradigma anerkennen" (Condorcet 1822, 266). Das Wissen um objektive Gesetzmäßigkeiten, das nach absoluten logischen Prinzipien wächst, erweist sich als abhängig von der Gemeinschaft der Wissenschaftler mit ihrer Subjektivität. Der Begriff des Paradigmas hat signifikante Modifikationen erfahren, doch die allgemeine Idee der unvermeidlichen Abhängigkeit zwischen Wissen und der Gemeinschaft seiner Schöpfer bleibt bestehen. Und diese Verallgemeinerung ist auf der Analyse der Physik und der Astronomie, und nicht auf der Wirtschaft und der Soziologie begründet. Mit anderen Worten, die Wissenschaft, die den Kern der Entwicklung der modernen Zivilisation bildet, entwickelt sich nicht nur durch das Begreifen der Logik des Objekts, sondern auch durch ihre eigene Subjektivität, die grundsätzlich nicht vollständig erkannt und überwunden werden kann.

Aber selbstverständlich hat die Wissenschaft eine besondere Bedeutung für das Monster der modernen Zivilisation erlangt, als sie mit der Technik zusammengeschmolzen ist. Dies geschah in der Zeit des New Age aufgrund der wachsenden Bedeutung induktiv-experimenteller Methoden und der Entstehung einer neuen Ideologie, die Francis Bacon mit seinem „Wissen ist Macht" zum Ausdruck brachte und die sich in den Satzungen der im 17. Jahrhundert geborenen Akademien der Wissenschaften manifestierte. Maschinenarbeit verdreht die Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Als Wernadsk , den Beginn der Noosphäre zur Entstehung der Landwirtschaft erhebt, löscht er diese Unterscheidung aus. Sie besteht darin, dass wenn vor der industriellen Revolution der Mensch auf die Natur angewandt wurde, dann wird mit dem Aufkommen von Maschinen und der Erschließung der Elektrizität schon die Natur auf den Menschen angewandt. Heidegger schreibt zu Recht

Das Wasserkraftwerk ist in den Rheinstrom gestellt. Es stellt ihn auf seinen Wasserdruck, der die Turbinen daraufhin stellt, sich zu drehen, welche Drehung diejenige Maschine umtreibt, deren Getriebe den elektrischen Strom herstellt, für den die Uberlandzentrale und ihr Stromnetz zur Strombeförderung bestellt sind. Im Bereich dieser ineinandergreifenden Folgen der Bestellung elektrischer Energie erscheint auch der Rheinstrom als etwas Bestelltes. Das Wasserkraftwerk ist nicht in den Rheinstrom gebaut wie die alte Holzbrücke, die seit Jahrhunderten Ufer mit Ufer verbindet. Vielmehr ist der Strom in das Kraftwerk verbaut. Er ist, was er jetzt als Strom ist, nämlich Wasserdrucklieferant, aus dem Wesen des Kraftwerks. Achten wir doch, um das Ungeheuere, das hier waltet, auch nur entfernt zu ermessen, für einen Augenblick auf den Gegensatz, der sich in den beiden Titeln ausspricht, »Der Rhein«, verbaut in das Kraftweih, und »Der Rhein«, gesagt aus dem Kunstwerk der gleichnamigen Hymne Hölderlins. Aber der Rhein bleibt doch, wird man entgegnen, Strom der Landschaft. Mag sein, aber wie? Nicht anders denn als bestellbares Objekt der Besichtigung durch eine 20 Reisegesellschaft, die eine Urlaubsindustrie dorthin bestellt hat (Heidegger 1953, 16-17).

Die Technik erfasst den Menschen zunehmend und zwingt ihn, sich selbst zu dienen. Und die

Formen dieses Dienstes entwickeln sich ständig weiter, von der primitiven Fließbandproduktion bis hin zu Dispatcherdiensten und Warteschlangen für ein neues "iPad".

Darüber hinaus unterschätzte Wernadsk , in seinem bemerkenswerten Bild einen weiteren grundlegenden Faktor - die Aggressivität des Verstandes, der die Wissenschaft mit der Entwicklung der Technologie im Industriezeitalter verband. Die Ausrichtung auf Transformation und Unterwerfung aU dessen, was dem Menschen begegnet und was mit ihm selbst kollidiert, wurzelt in dem, was Heidegger das Geschöpf der Technik nennt,

Die neuzeitliche physikalische Theorie der Natur ist die Wegbereiterin nicht erst der Technik, sondern des Wesens der modernen Technik. Denn das herausfordernde Versammeln in das bestellende Entbergen waltet bereits in der Physik. Aber es kommt in ihr noch nicht eigens zum Vorschein. Die neuzeitliche Physik ist der in seiner Herkunft noch unbekannte Vorbote des Gestells. Das Wesen der modernen Technik verbirgt sich auf lange Zeit auch dort noch, wo bereits Kraftmaschinen erfunden, die Elektrotechnik auf die Bahn und die Atomtechnik in Gang gesetzt sind (Ibid, 23).

Gerade dieses Wesen der modernen Technik kommt im anthroposophischen Bereich voU zum Tragen.

Die Menschheit beeinflusst beginnend mit der Neolithischen Revolution nicht nur die Natur aggressiv, indem sie die Erdoberfläche durch Technologie umwandelt, sondern auch nicht weniger aggressiv transformiert sie sich selbst, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Be, diesem Ansatz wird implizit das Axiom der Existenz einer einheitlichen Rationalität akzeptiert, auf deren Gru ndlage alle existierenden Wissenschaften vereinigt werden, und der Möglichkeit, die Handlungsweise nicht rationa, beschreibbarer Phänomene auf NuU zu bringen. Sobald die Utopien in Form des Marxismus Unterstützung erhalten hatten, realisierte sich die Arbeiterbewegung in sozialistischen Revolutionen, deren führende Persönlichkeiten davon überzeugt waren, dass sie in Übereinstimmung mit der wissenschaftlichen Theorie handelten. Mit der gewaltigen Entwicklung der Genetik geht das Entstehen der Gentechnologie einher, die die menschliche Natur verbessern soll. Und nachdem der Durchbruch in der Biologie verwirklicht worden ist, ist der Mensch bereit, sich aktiv zu transformieren, auch wenn er anfangs nicht versuchen wiü. zu verstehen, wofür bedeutsame Bereiche des Genoms stehen. Dazu gehören auch die Ideen der Architekten, die vorschlagen, die traditionellen alten Gebäude abzureißen, um auf ihrer Basis moderne ,Kästen' zu bauen. Le Corbusier nannte das Haus ,eine Maschine zum Wohnen' (d.h. schon in der Idee schloss er Gemütlichkeit und Subjektivität aus dem Haus aus), und ebenfalls schlug er den Plan Voisin vor, nach dem fast das gesamte alte Zentrum von Paris abgerissen und 18 gleiche Wolkenkratzer auf diesem Gebiet errichtet werden sollten5.

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Als Ergebnis stellt sich heraus, dass das Gebäude der modernen Zivilisation auf einer eklatanten Diskrepanz zwischen der zunehmenden Geschwindigkeit der Bewegung hin zu einer einheitlichen globalisierten Menschheit (auf dem Weg des technologischen Fortschritts, der in seine

5 Es ist kein Zufall, dass J. Brodsky im Gedicht Rotterdamer Tagebuch Le Corbusier mit der Luftwaffe verglich.

Umlaufbahn Gesellschaft und den Menschen selbst einschraubt), und dem Niveau des Verständnisses der Natur dieser Bewegung steht. Konrad Lorenz glaubte zu Recht, dass der Mensch nicht dazu gereift war, die Kräfte, die er erweckt hatte, zu lenken.

Auf diese Weise überflutet die Subjektivität unser Leben einschließlich der Wissenschaft, und der Prozess der Globalisierung, so natürlich, logisch und objektiv in Bezug auf die Idee des Fortschritts, und folglich eines einheitlichen Plans für die Entwicklung der Menschheit, geht in eine leuchtende Ungewissheit. Und somit ist die vom Menschen gebildete technische Zivilisation grundsätzlich nicht zu verstehen, und folglich sind wir nicht in der Lage, die Art ihrer Entwicklung vorauszusehen. Wenn Condorcet an der unendlich siegreichen Bewegung des Fortschritts überzeugt war, scheint dieser Glaube jetzt gar nicht mehr so offensichtlich zu sein. Es gibt mindestens ebenso viele Gründe zu glauben, dass der Mensch solche Kräfte in den Energieaustausch involviert, die ihn selbst von der Handfläche der Erde fegen werden. So nebenbe , gesagt, ist es kein Zufall, dass fast alle Filme über die Zukunft, die in einem Land gedreht werden, das sich als Führer des Fortschritts und der Demokratie versteht, Tod und Zerstörung zeigen. Darin manifestiert sich das kollektive Unbewusste, für das die Idee des Fortschritts und der Albtraum der Zukunft eng miteinander verbunden sind.

Die gegenwärtige Situation der Menschheit lässt sich mit den Konsequenzen vergleichen die einer Familie erst bewusst werden nachdem sie aus einem heimeligen Haus und dessen dörflicher Umgebung in einen Wolkenkratzer im Zentrum einer Millionenstadt übersiedelt ist, einer Megacity die „niemals schläft". Das vielstöckige Gebäude wurde ausgelegt, um möglichst viele Familien aufzunehmen.

Es glänzt architektonisch und ist statisch höchst effizient ausgelegt. Aber für jene die darin wohnen sollen hat es Dimensionen, die für alle die darin leben müssen so gut wie alle gewohnten Beziehungen auflösen, Beziehungen die ein einzelner Mensch mit seinen Nachbarn und mit der ihn umgebenden Natur im Dorf noch beschaulich pflegen konnte. In seinem Innersten fühlt sich der moderne Mensch in den Dimensionen fremd, die er für sich als Milliardenphänomen geschaffen hat.

Die moderne Zivilisation zeigt sich uns deshalb als eine unergründlich subjektive Unabwendbarkeit, und wenn wir uns ihr Treiben genauer ansehen, so erleben wir vor ihr den gleichen Horror, den Pascal erlebt hat, im Bewusstsein seiner Verlorenheit im Raum an der Kreuzung der drei Unendlichkeiten.

Funding. This work did not receive any specific financing from any governmental, public, commercial, non-profit, community-based organisations or any other source.

Conflicts of interest. None declared.

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EXTENDED SUMMARY

Donskikh, Oleg A. Horror Zivilisationis, or The Horror of Subjectivity. "Horror zivilisationis" is an expression, which is based on the ancient Greek phrase "fear of emptiness" (horror vacui). Literally it has two meanings. Firstly, it is directly stemming from Antiquity, and then substantially renewed in the New European Time by Descartes and Pascal, and associated with the well known principle "nature is afraid of emptiness." Secondly, it is derived from the primary desire of the artist to fill all voids in the painting or engraving.

In the paper, the author proves his thesis that the edifice of modern civilisation is standing on the blatant inconsistency between the growing speed of movement to a single globalised humankind (on the path of technological progress, which is grasping society and man himself into its orbit), and the decreasing level of the understanding of the nature of this movement. Konrad Lorenz correctly considered that people are not ready to manage the forces which they have woken.

Humankind, starting with the Neolithic revolution, is not only aggressively affecting nature, and transforming the surface of the Earth through technology, but is no less aggressively converting itself, often not becoming aware of it. With this approach the axiom is implicitly accepted about the existence of a single rationality. On the basis of this rationality all existing sciences are united, and it is possible to reduce to zero the actions of the phenomena which are beyond rational description. As soon as utopia received support from Marxism, the labour movement implemented itself in socialist revolutions, the leaders of which were convinced that they were acting in accordance with the scientific theory. With the fast development of genetics, genetic engineering instantly emerged, aimed at the improvement of human nature. Also with a breakthrough in biology, man is ready to actively convert himself, not even trying to understand firstly what for the significant parts of the genome exist. Similarly, the concepts of the architects are arising who offer to demolish the traditional old parts of the cities in order to build modern boxes.

Subjectivity overwhelms our life, including science, and the process of globalisation which seems to be natural, logical and objective (from the point of view of the concept of progress, and, respectively, of the single plan of development of the mankind) goes into the shining uncertainty. Thus, the technical civilisation formed by man simply cannot be understood in its completeness, and, therefore, we are not able to foresee the direction of its development. If Condorcet was convinced in the infinite victorious progress, now this belief appears to be not so obvious. There is a good reason to believe that the man is involved in the energy metabolism of such mighty forces that could sweep him from the palm of the Earth. Different sci-fi fiction movies demonstrate the collective unconscious, for which the idea of progress and a dreadful future intrinsically linked to each other.

Modern civilisation stands in front of us in its incomprehensible subjective inevitability, and peering at its pace we are experiencing the same horror, which Pascal experienced, being aware of his abandonment in space on the crossroads of the three infinities.

Author / ABTopt

Dr habil Oleg Donskikh is the author of thirteen books, including Evolutionary Environments. Homo Sapiens - an Endangered Species? (Innsbruck, 2018; in co-authorship), A Will to Dignity (2nd ed.: Moscow, 2018), Degro(a)dation (Moscow, 2013), and more than 200 scientific, popular and reporter articles in periodicals. His chief research interests are history of philosophy, the problem of the origin of philosophy, the origin of language, general theory of language, metaphysics of poetry, philosophy and literature, philosophy of humanitarian education.

Oleg A. Donskikh,

Dr habil (Philosophy), PhD (Philosophy), Professor,

Head of Department of Philosophy and Humanities, Novosibirsk State University of Economics and Management, Kamenskaya st 56, Novosibirsk 630099, Russia

© Oleg Donskikh

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