эпоха перемен: реформация и тридцатилетняя война
O. Keller
EINIGE EPISODEN AUS DER GESCHICHTE DER REFORMATION IN WÜRTTEMBERG UND AUF WEISSRUSSISCHEN TERRITORIEN DES GROSSFÜRSTENTUMS LITAUEN UND SPÄTER POLEN-LITAUEN (RZECZPOSPOLITA)
Dieser Artikel wird einige Episoden aus der Geschichte der Reformation in Württemberg und auf weißrussischen Territorien des Großfürstentums Litauen und später Polen-Litauen (Rzeczpospolita) präsentieren. War im 16. Jahrhundert eine Beziehung zwischen den obengenannten Regionen festzustellen? Wenn ja, worin bestand diese?
I. Ursprünge der europäischen Reformation
Ich möchte meinen Aufsatz vor allem mit der Erwähnung beginnen, dass es eine nicht unbekannte Tatsache ist, dass die Reformation eine breite gesellschaftliche Bewegung war, die die verschiedensten historischen Regionen Europas im Mittelalter umfasste und darauf abzielte, die Sitten der katholischen Kirche zu erneuern und zu verbessern. Die Ursprünge der Reformation in Europa waren schon im 14.-15. Jh. vorhanden1. Wie zeigte sich diese breite gesellschaftliche Bewegung? Sie manifestierte sich vor allem in der Lehre von der Überlegenheit des Kirchenkonzils über die alleinige Autorität des Papstes
1 Europa reformata. Reformationsstädte Europas und ihre Reformatoren / Hrsg. von M. Welker [und an.]. Leipzig, 2016. © O. Keller, 2018
(dem sogenannten Konziliarismus), und auch in der Verkündigung einer gewissen Unabhängigkeit der Staaten vom römischen Zentrum, insbesondere in der Wahl des Königs («Goldene Bulle» 1356 in Deutschland und «Pragmatische Sanktion» 1438 in Frankreich). Darüber hinaus war für die Entwicklung der Reformation die «hussitische Bewegung» wichtig, die die Interessen der Nationalkirche verteidigte. Ein wichtiger Beitrag zu dieser gesellschaftlichen Bewegung wurde dann von der italienischen Renaissance und dem Humanismus geleistet, die Interesse am Erbe der Antike weckten und den Menschen in seinem natürlichen sündigen Zustand der christlichen Askese und Heilslehre entgegenstellten. Zum Beispiel verursachte die berühmte Ausschweifung der Moral in der italienischen Gesellschaft die zornigen Anschuldigungen des Florentiner Mönchs Jerome Savonarola2. In seiner Person wurde die Reformbewegung eine Reaktion auf die modischen Neigungen damaliger Zeit.
Im 16. Jh. bekam die Europäische Reformation noch mehr radikale Züge. Es geht bereits um den Beginn der Revision vieler Bestimmungen des christlichen Dogmas. Im Jahre 1517 trat der katholische Augustinermönch und Theologieprofessor an der Universität Wittenberg Martin Luther gegen die Ablassbriefe an3. Interessant ist die Tatsache, dass 15231524 Martin Luthers Vorlesungen an der Universität Wittenberg von 20 Studenten-Aristokraten aus dem Großfürstentum Litauen gehört wurden4!
Danach verschob sich die Kontroverse von rein religiösen Themen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen. Die Bewegung erlangte einen spontanen Charakter. Thomas Münzer, ehemaliger Anhänger Martin Luthers, verkündete, dass ein bewaffneter Aufstand im Namen der Gerechtigkeit kein Verbrechen sei und die unterdrückten Bauern und Handwerker gegen ihre Herren handeln müssten. Dies führte zu einem brutal unterdrückten Bauernkrieg in Deutschland 1524/1525. Die deutschen Fürsten, die die lutherische Predigt annahmen, beteiligten sich jedoch entscheidend an der Niederwerfung des Aufstandes und zeigten ihrerseits, dass die Meinung der Mehrheit in Fragen des Glaubens
2 Хотеев, А. Концепция «золотого века» и Реформация в Беларуси, В кн.: Альманах Сектоведение/ Под ред. В. А. Мартиновича. Минск, 2011. Т. 1. C. 52.
3 Schwilk, H. Luther: Der Zorn Gottes. Biographie. München, 2017.
4 Лаврецкий, Н. Г. Каким быть протестантскому храму, В кн.: Актуальные проблемы архитектуры: C5. материалов Междунар. науч. конф. / Под ред. А. С. Срдарова. Минск, 2012. C. 26.
an Gott und die Rettung der Seele kein Gesetz ist. So war der Charakter der «Speyerer Protestation» von 1529, von welcher die Bezeichnung «Protestantismus» stammt.
Die katholischen und protestantischen Parteien gingen mehrmals von Verhandlungen zu bewaffneten Auseinandersetzungen über. Zuerst wurde Deutschland durch den Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) erschüttert, nach einiger Zeit wurde es durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) endgültig ruiniert, danach war Europa in zwei Lager geteilt: Schweden, Dänemark, Preußen, die Niederlande und England wurden protestantisch; Deutschland teilte sich konfessionell fast entzwei; in Frankreich erzielte die protestantische Minderheit die Anerkennung; Spanien, Italien und Portugal blieben katholisch.
Vor dem Hintergrund der obengenannten Ereignisse zerfiel das protestantische Lager in Luthertum, Calvinismus und Anglikanismus. Von den Hauptbewegungen sonderten sich die sogenannten «Sekten» der Anabaptisten, Mennoniten, Sozinianer und der anderen ab. Neue Bedingungen der konfessionellen Konfrontation zwangen die katholische Seite, eine Reihe von Reformen zur Stärkung des erschütterten Ansehens des Papstes durchzuführen. Hier endete die Reformbewegung mit dem Konzil von Trient (1545-1563), welches die katholische Lehre gegenüber protestantischen Angriffen stärkte, die Autorität des Papstes bestätigte und eine strenge kirchliche Disziplin etablierte.
Je nach den lokalen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen unterschieden sich die Protestanten, die selbst zu derselben Strömung gehörten, voneinander. So entwickelte zum Beispiel der Genfer Reformator Johannes Calvin die Lehre von der absoluten Prädestination einiger Menschen zur Erlösung und der anderen zum Verderben. Um seine Vorbestimmung zu erkennen, musste ein Mensch ehrlich arbeiten und irdisches Wohlergehen erreichen, dann würde sein Erfolg durch Gottes Entscheidung gezeigt. Wenn wir jedoch versuchen, den Calvinismus in Polen zu charakterisieren, so stellen wir fest, dass er kaum dem Calvinismus der niederländischen Kaufleute ähnelte oder dem der Genfer Patrizier. Noch im 17. Jh. wurde den polnischen Calvinisten vorgeworfen, dass diese die Bräuche der «Papisten» beibehielten, und zwar: sie läuten zu Gebeten, halten Fastenzeiten, schlagen sich an die Brust, bedecken den Kelch mit Decken, riegeln den Altar mit einer Balustrade
ab, benutzen in den Unterlagen die Daten nach den katholischen Feiertagen und bewahren den Kult der Muttergottes5.
Widersprüchlich erschien der Protestantismus in den Ländern des Großfürstentums Litauen und später Polen-Litauen (Rzeczpos-polita). Die Reformationsbewegung kam in die genannten Länder aus Ostpreußen und Polen, d.h. aus den Regionen, die in enger wirtschaftlicher und kultureller Beziehung zu Deutschland standen sowie aus Deutschland und Livland selbst, mit denen die Hauptstadt Wilna und die weißrussischen Städte (Polozk, Grodno) in Handelsbeziehungen waren. Es ist offensichtlich, dass in Riga bereits 1522 die Reformation existierte. Diese Lehre erschien gleichzeitig in Reval, Dorpat und anderen Städten Livlands. Die Menschen, die gegen den Katholizismus rebellierten, verbrannten die lateinischen Kirchen und verschonten auch die orthodoxen Kirchen nicht. Ostpreußen bekannte sich im Jahre 1525 zum Protestantismus. Gleichzeitig begann sich der Protestantismus in Aukschtaitien und Samogitien zu verbreiten, von wo aus er in die weißrussischen Länder des Großfürstentums Litauen übergriff.
1525 gab Albrecht, der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen und später der erste Herzog des Preußens, die Annahme der Predigt Martin Luthers und die Säkularisierung der Ordensordnung bekannt, deren Leiter er war. Die katholischen Kirchen wurden lutherisch, und die Priester, die mit der Reform unzufrieden waren, wurden ganz verbannt. Im gleichen Jahr 1525 gab es eine Aktion des zivilen und kirchlichen Ungehorsams in der polnischen Stadt Danzig. Prediger forderten die Abschaffung der Fastenzeiten und der Steuern zugunsten des Klerus, die Erlaubnis, die Bibel frei zu interpretieren, zu jagen, zu fischen und Bernstein zu fördern. Der polnische König kam mit der 8000 Mann starken Armee vor die Stadt. Die Stadt ergab sich. 400 Menschen wurden hingerichtet. Die ehemalige Verwaltung wurde wiederhergestellt. Mönche und Priester verließen ihre Klöster und Kirchen, und die Lutheraner wurden aufgefordert, die Stadt innerhalb von zwei Wochen zu verlassen. Der polnische König und der Großfürst von Litauen Sigismund der Alte erließ eine Reihe von Verboten über die Verbreitung lutherischer Bücher, Reisen junger Menschen an protestantische Universitäten zum Studium,
Aufnahme von Flüchtlingen-Anabaptisten aus Deutschland. Für die protestantische Predigt drohte die Todesstrafe, die Beschlagnahme des Eigentums sowie die Verantwortung vor dem geistlichen Gericht. Diese Maßnahmen verhinderten jedoch nicht die Verbreitung der neuen Lehre, sondern machten sie nur verborgen.
Die stärkste Position erlangte der Protestantismus während der Herrschaft des polnischen Königs und Großfürsten von Litauen Sigismund II. August6. In Wilna wurden zu dieser Zeit die protestantischen Ansichten von Franzisk Lismanini und Abraham Culva gepredigt. Ausgerechnet Abraham Culva wurde 1539 der erste lutherische Prediger in den weißrussischen Ländern des Großfürstentums Litauen7.
II. Die ersten Spuren der Reformation (Protestantismus) auf weißrussischen Territorien des Großfürstentums Litauen und PolenLitauen (Rzeczpospolita)
Laut Statistik zählte das Großfürstentum Litauen gegen Anfang des 16. Jh. 38 % Katholiken und 39 % orthodoxe Christen. Der Anteil der Protestanten betrug Anfang des 16. Jh. nur 1,5 %. Viel mehr als Lutheraner und Calvinisten gab es in Weißrussland Juden (10 %). Und etwa nach 50 Jahren wurde das Großfürstentum Litauen unter dem katholischen König und Großfürsten fast vollständig protestantisch; 1655, als das Großfürstentum die Union mit Schweden in Kedahnen (Kejdany) unterzeichnete, sah die Situation aber ganz anders aus.
Der Protestantismus gehört zu einer der traditionellen religiösen Glaubensrichtungen in Weißrussland. Daher kann er nicht außerhalb der Geschichte der weißrussischen Staatlichkeit und Kultur betrachtet werden. Die christlichen Protestanten leisteten einen großen Beitrag zur wirtschaftlichen, sozialen und moralischen Entwicklung ihrer Heimat. Zu unterstreichen wäre, dass in Russland und Weißrussland lange vor der Reformation religiöse Strömungen, deren Lehrbestimmungen denen ähnelten, die später die protestantische Lehre bildeten, entstanden. Der Protestantismus, der im ersten Viertel des 16. Jh. in Europa
6 Kempa, T. Die Reformation im Großherzogtum Litauen und die Beziehungen zur orthodoxen Kirche, in: Die Reformation in Mitteleuropa. Beiträge anlässlich des 500. Geburtstages von Primus Truber. Wien/Ljubljana, 2008. S. 232.
7 Кэмпа, Т. М1калай Крыштаф Радз1вш С1ротка (1549-1616) вшенсю ваявода: пер. з пол. / Навук. рэд. А. Г. Шаланда. Mip, 2016. C. 25.
entstand, wurde schnell zu einer der drei größten christlichen Bewegungen neben der Orthodoxie und dem Katholizismus. Bereits in der Mitte des 16. Jh. erschienen Protestanten im Großfürstentum Litauen (Territorium des modernen Weißrusslands).
Die ersten Vertreter dieser Richtung auf dem Territorium Weißrusslands waren ausländische Kaufleute mit einem ständigen Wohnsitz, ausländische Fachkräfte, wie auch Kriegsgefangene. Historisch gesehen war der Protestantismus in Weißrussland durch verschiedene Glaubensrichtungen vertreten. Ende des 16. Jh. tauchten, zusammen mit Calvinisten und Lutheranern, die ersten Reformatoren auf. Die protestantischen Gemeinden, die auf dem Territorium des modernen Weißrusslands neu gebildet wurden, erwarben allmählich ihre Kirchengebäude. Protestanten trugen zur Entwicklung der weißrussischen Wirtschaft und zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit des Landes bei. Sie beschäftigten sich nicht nur mit dem Handel, sondern bauten auch Fabriken und waren an der Modernisierung und Errichtung einer regulären, starken Armee beteiligt. Die Protestanten leisteten einen großen Beitrag zur Entwicklung von Bildung und Kultur.
II. 1. Hussiten (Jan Hus, Hieronymus von Prag)
Beginnen wir von Anfang an. Zum ersten Mal trat im Großfürstentum Litauen Hieronymus von Prag, ein Anhänger des tschechischen Reformators Jan Hus, mit Reformideen auf8. Mit der Erlaubnis des Großfürsten von Litauen und des Königs von Polen Vytautas des Großen predigte er 1413 in Wilna und Witebsk die Evangeliumsbotschaft des Heils durch den Glauben an Jesus Christus und die Notwendigkeit, nach dem Wort Gottes (der Bibel) zu leben. Wie kam Hieronymus von Prag nach Wilna und Witebsk? Ganz einfach. Ins Großfürstentum Litauen kam er auf Bitte von Vytautas des Großen, allen möglichen Beistand gegen die deutschen Fürsten zu leisten, welche versuchten, die «Ketzerei» der Hussiten zu vernichten. Hieronymus von Prag besuchte übrigens auch Polozk9.
8 BawuaHKa, A. n. Рэ^армацнa aK cnpoöa ствaрэннн Ha^iaHanhHaM u,apKBhi Ha Eenapyci, B kh.: CiMaoH noMa^i: Ceemaпoгмад, гpaмaдскa-пaмimмцнaa i MimapamypHaa d3eüHac^: MamspmaMm IIIMixHap. KaH$. (noMa^, 19-20Micmanada 2009 г.). nona^, 2009. C. 32.
9 Kosman, M. Reformacja i Kontrreformacja w Wielkim Ksi^stwie Litewskim w swiecie propagandy wyznaniowej. Wrodaw, 1973. S. 134.
Bereits nach einigen Jahrzehnten verbreitete sich die evangelische Lehre in den weißrussischen Gebieten des Großfürstentums Litauen so weit, dass 1436 die Inquisition eingeführt wurde, um die Hussiten zu bekämpfen. Sie hatte jedoch keinen großen Erfolg. Während des 15. Jh. finden wir Beweise über die Aktivitäten der Hussiten in weißrussischen Ländern des Großfürstentums Litauen.
II. 2. Francysk Skaryna
Die Ideen von Jan Hus hatten einen großen Einfluss auf den weißrussischen Erstdrucker Francysk Skaryna10. Der uniierte Archimandrit Antony Selyava, der im frühen 17. Jh. lebte und zugleich der Autor des im 1622 in Wilna erschienenen umstrittenen Buches «Anteleuchus...» war, bezeichnet Francysk Skaryna als «Hussitenketzer».
Francysk Skaryna gilt heute als «Erster Drucker Weißrusslands». Durch seine Bibelübersetzungen in diese regionale Variante des Slawischen leistete er einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des ostslawischen volkssprachlichen Schrifttums im Allgemeinen und der weißrussischen Sprache im Besonderen11.
Skarynas Publikation der weißrussischen Bibel 1517 förderte die rasche Verbreitung der Lehre des Evangeliums. Einige Forscher vertreten die Meinung, dass sich der bekannte Humanist und darüber hinaus ein Zeitgenosse von Martin Luther mit diesem in Wittenberg getroffen haben könnte12.
Es ist auch interessant, dass Francysk Skaryna 1530 dem Bischof Paul Speratus, dem Anhänger von Martin Luther, ein Exemplar des «Kleinen Reisebuches» übergab, höchstwahrscheinlich bei einem Besuch von Paul Speratus in Königsberg. Derzeit befindet sich dieses Buch mit dem Ex-Libris von Paul Speratus in der Sammlung der Nationalbibliothek der Vereinigten Staaten13.
Es wird immer wieder gestritten, zu welcher Glaubensrichtung Ska-ryna gehörte. Er selbst bekannte sich weder zum Katholizismus, noch zur Orthodoxie. Für wen veröffentlichte er dann seine Bibel? Offensichtlich
10 Шапавалау, М. Ф. Скарына, яго дш ды друк на Беларусь Да 400-лецьця друку на Беларусь Минск, 1925. C. 39-45.
11 Суша, A. Франциск Скорина — человек мира. Минск, 2016.
12 Падокшын, С. Фшасофская думка эпох1 Адраджэння у Беларусь Ад Францыска Скарыны да С1мяона Полацкага. Мшск, 1990. C. 35.
13 Вашчанка, А. П. Рэфармацыя як спроба стварэння нацыянальнай царквы на Беларусь C. 33.
für Christen, ohne ihre Konfessionszugehörigkeit. Eine solche Einstellung zum Wort Gottes deutet darauf hin, dass Skaryna wie ein richtiger Protestant dachte. Tatsächlich war er aber kein Protestant, denn dieser Begriff erschien erst im Jahre 1529. Er war auch nicht Anhänger des Protestantismus bzw. kein Lutheraner, weil er seine Bibel schon im Jahre 1517 veröffentlichte, Martin Luther aber übersetzte das Neue Testament etwas später ins Deutsche, im Jahre 1522. Und trotz der Tatsache, dass Martin Luther seine berühmten 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Wittenberger Kirche ebenfalls 1517 heftete, gehörte die Veröffentlichung der Bibel in der Landessprache zum Hauptereignis der Reformation. Bedeutet dies also, dass die weißrussische Reformation 5 Jahre früher als die Reformation in Deutschland begann?
Normalerweise betrachtet die Historiographie Francysk Skaryna als Kulturschaffenden, Übersetzer und Herausgeber. Aber die Veröffentlichung der Bibel in einer volksnahen Sprache ist ein Ereignis der Reformation, eine religiöse Angelegenheit. Anfang des 16. Jh. gab es nur zwei Übersetzungen der Bibel in moderne slawische Sprachen — die tschechische und die weißrussische! Beide Übersetzungen wurden in Tschechien veröffentlicht. Dies kann natürlich nicht als Zufall bezeichnet werden14.
Übrigens wurde 1991 ein Artikel von Y. I. Poretsky veröffentlicht, der die Übersetzungen der Bibel-Texte von Francysk Skaryna 1517-1519 und Martin Luther 1522-1532 gegenübergestellt hat15.
ii. 3. Abraham culva
1539 (nach einigen Quellen 1540) eröffnete Abraham Culva, Absolvent der Universität Wittenberg, eine Bibelschule in Wilna, in welcher die Kinder der Magnaten und der Adeligen studierten16. Er stammte aus Litauen, erhielt seine Ausbildung und einen Doktortitel in Theologie in Deutschland, wo er zum römisch-katholischen Priester geweiht wurde.
14 Падокшын, С., Мялешка, В. Асвета у Беларуси у XVI 1 першай палавше XVI стагоддзя, В кн.: Нарысы ггсторыг народнай асветы г педагаггчнай думкг у Беларусг. Мшск, 1968. С. 16.
15 Порецкий, Я. И. Скорина и Лютер: Сравнительный анализ переводов Библии, В кн.: Кнгжная культура Беларусг. Да 500-годдзя з дня нараджэння Ф. Скарыны: Зб. навук. прац. Мшск, 1991. С. 26-39.
16 Падокшын, С., Мялешка, В. Асвета у Беларуси у XVI 1 першай палавше XVI стагоддзя. С. 18.
Nach der Rückkehr nach Wilna begann er nicht die römische, sondern die lutherische Lehre zu verbreiten. In Wilna eröffnete er eine Schule und versammelte dort bis zu 60 Schüler, die er zum Luthertum bekehrte. Im Jahre 1542 erließ der König Sigismund II. August auf Bitte des Wil-naer Bischofs Pawel Goljschanskiy einen Brief, um Abraham Culva vor Gericht zu stellen. Als Abraham Culva davon erfuhr, verschwand er heimlich und kam nach Königsberg. Auf Geheiß des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens und später ersten preußischen Herzogs Albrecht (Albert I.), wurde er zum Professor der Theologie an der 1544 in Königsberg neu eröffneten Universität ernannt.
II. 4. Nikolaus Radziwill, genannt der Schwarze, Kanzler des Großfürstentums Litauen
1553 bekannte sich Nikolaus Radziwill der Schwarze, Kanzler des Großfürstentums Litauen und einer der reichsten Magnaten in Weißrussland, offen zum Calvinismus und gründete in Brest, Wilna und Nes-wisch evangelische Kirchen. Innerhalb von wenigen Jahren wurden Wolowichis, Glebowichis, Sapegas, Wischnewetskys, Zenowichis, Ogins-kys und andere weißrussische Magnaten zu Anhängern der Reformation. Stadtbewohner nahmen die Evangeliumslehre nicht weniger aktiv an. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden etwa 300 evangelische Kirchen in Weißrussland gegründet.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts nahm die Reformation in Weißrussland solche Ausmaße an, dass man sagen kann, dass die Evangelische Kirche die Führungspositionen im spirituellen Leben der Gesellschaft übernahm. Der Großteil der politischen und intellektuellen Eliten von Weißrussland waren im 16. Jahrhundert entweder direkte Mitglieder der protestantischen Kirchen oder wurden stark von reformistischen Ideen beeinflusst. Es genügt insoweit Nikolaus Radziwill Rufus, Astafij Wolowich, Jan Kischka, Jan Glebowich, Nikolaus Dorogostaisky, Lew Sapega, Andrej Wolan, Wasilij Tyapinskij, Solomon Rysinskij, Andrej Rymscha, Galyasch Pelgrimskij, Cyprian Basilik u.a. zu erwähnen.
Der Erfolg der Reformation bewirkte positive Veränderungen im Leben des Landes. Das 16. Jahrhundert bezeichnet man als das «Goldene Zeitalter», die beste Zeit in der Geschichte Weißrusslands. Evangelische Christen saßen an der Quelle und waren Autoren von «Zweiten»
und «Dritten Statuten» des Großfürstentums Litauen. Die Ausbreitung der biblischen Heilslehre befreite die wirtschaftliche Initiative der Weißrussen. Dank der zu dieser Zeit durchgeführten Wirtschaftsreformen konnte das Volkseinkommen des Landes um das Vierfache erhöht werden.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts konnte aber die evangelische Kirche in Weißrussland der Gegenreformation nicht widerstehen und begann, ihre Positionen schnell zu verlieren. In dieser schwierigen Situation wurde die Region von Sluzk ein Asyl für die Evangelische Kirche.
Im Jahre 1617 wurde in Sluzk die calvinistische Schule gegründet, eine der ältesten Bildungseinrichtungen in Weißrussland17. Das Sluzker Gymnasium brachte seit 300 Jahren seines Bestehens eine ganze Reihe von Gelehrten und Kirchenleitern hervor. Unter ihnen waren der Erfinder der heutigen kyrillischen Schrift Ilya Kapiewich, der Philosoph und Dichter Jan Belbotsky, die Schriftsteller Algerd Obukhowich, Anton Petkewich, der slawische Gelehrte Zaryan Dalenga-Khodakovski, der Arzt Anton Krasowsky, der Astronom Witold Cesarsky, der Politiker und Mäzen Edward Woynilowich.
III. Protestantismus in Weißrussland in Form von unterschiedlichen Konfessionen (Luthertum, Calvinismus, Sozinianismus)
III. 1. Luthertum
Bis vor kurzem wurde angenommen, dass die früheste Erwähnung des Auftretens des Protestantismus auf dem Territorium von Weißrussland aus dem Jahr 1535 stammt, als Fürst Jurij Semjonowich Olelkowich ein Grundstück für den Bau einer lutherischen Kirche in der ihm gehörenden Stadt Sluzk auswählte. Im Jahr 2011 wurde diese Version vom Priester Alexej Khoteew widerlegt18. In seinem Artikel ««Das Goldene Zeitalter» und die Reformation in Weißrussland» erklärt der Priester Alexej Khoteew, dass die Täuschung durch Semjon Podokschin herbeigeführt wurde, der das entsprechende Dokument in der Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaften fand. Die Informationen darüber gelangten auch in ausländische Publikationen. Das von Podok-
schin in der Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaften entdeckte Dokument wurde zusammen mit dem Grundstück der lutherischen Gemeinde Sluzk jedoch nicht 1535, sondern viel später, als die Kirche in der Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, übergeben. Davor wurde das Grundstück vom orthodoxen Fürsten Jurij Olelkowich der orthodoxen Kirche und nicht der lutherischen Kirche zugeteilt19!
Daher kann über die Gründung der protestantischen Gemeinden und der calvinistischen Gebetshäuser («Sbors») auf den weißrussischen Territorien des Großfürstentums Litauen beginnend nicht seit 1535, sondern erst seit den 50er Jahren des 16. Jh. gesprochen werden. In den 1560er Jahren existierten protestantische Kirchen in Polozk, Witebsk, Glubokoe, Orscha, Lida, Smorgonj und anderen weißrussischen Städten des Großfürstentums Litauen20. Übrigens gab es im 16. Jahrhundert 5 bis 8 lutherische Kirchen. Dabei soll betont werden, dass die lutherische Glaubensrichtung hauptsächlich unter der deutschen Diaspora verbreitet war. Vor allem gab es im Großfürstentum Litauen mehrheitlich calvinistische Gebetshäuser. Solche Häuser wurden sowohl in den zahlreichen Ländereien der Radziwills, als auch in den unter ihrer Verwaltung stehenden Staatsgebieten errichtet. Die Gesamtzahl der «Sbors» betrug etwa 200 calvinistische Gebetshäuser. In sechs weißrussischen Woiwodschaften, zudem auch in einem Teil der Woiwodschaft Wilna, gab es etwa 75 «Sbors». Die Anzahl der sozinianisti-schen Gemeinden im Großfürstentum Litauen lag zu diesem Zeitpunkt zwischen 14 und 2221.
Der erste lutherische Prediger in Weißrussland, wie oben bereits erwähnt wurde, war 1539 Abraham Culva (nach anderen Quellen — Abraham Culvensis, Avraam Kulma). Nach Culvas Abreise wurde Jan Winkler (nach anderen Quellen — Jan Wickler) Prediger des Luthertums in Wilna. Zuerst war er ein römisch-katholischer Prediger in der Kirche St. Anna in Wilna. Aber als sich herausstellte, dass er in seinen Predigten die römisch-katholische Lehre kritisierte, verbot der Bischof ihm, zu predigen und zu dienen und später sogar die Kirche zu betreten. Jan Winkler fand einen wohlhabenden Schutzherrn, den Kaufmann Morschtin,
19 Хотеев, А. Концепция «золотого века» и Реформация в Беларуси. C. 57.
20 Вашчанка, А. П. Рэфармацыя як спроба стварэння нацыянальнай царквы на Беларусь С. 32.
21 Хотеев, А. Концепция «золотого века» и Реформация в Беларуси. C. 57.
und eröffnete in seinem Haus eine lutherische Gebetsstätte, in der er sich mutig gegen die Irrtümer der römisch-katholischen Kirche aussprach. Seine Zuhörer waren meist Deutsche, für die er auf Deutsch predigte, weil er diese Sprache gut beherrschte. Wegen Winklers harter Angriffe auf die römische Kirche zogen Wilnaer katholische Fanatiker gegen ihn zu Felde. Er hatte die lutherische Propaganda nicht vor dem Tod seines Schutzherrn beendet; erst danach verließ er Wilna. Die lutherische Gemeinde, die um 1560 in Wilna gegründet wurde, baute eine Kirche in der Deutschen Straße.
Es ist hervorzuheben, dass das Luthertum in Weißrussland nicht viele Anhänger hatte: es wurde fast ausschließlich von den Deutschen angenommen, und es gibt keinen Beweis dafür, dass es jemanden vom weißrussischen Adel anzog. Gleichwohl soll nicht unerwähnt bleiben, dass der erste Katechismus von Martin Luther im Großfürstentum Litauen im Jahre 1563 veröffentlicht wurde. Dennoch hatte der Calvinismus sowohl im Großfürstentum Litauen im Ganzen, als auch in den weißrussischen Ländern des Großfürstentums Litauen und später Litauen-Polen einen großen Erfolg.
III. 2. Calvinismus
1533 gründete der Pariser Theologe Johannes Calvin, der vor der Verfolgung wegen seiner Auftritte gegen den Katholizismus aus Paris floh, seine Gemeinden in Basel und Genf. Er predigte die protestantische Lehre, etwas anders als die Lutheraner. Seine Anhänger wurden als «Reformatoren» bezeichnet, in Frankreich wurden sie «Hugenotten» genannt. Calvins Erfolg in der Schweiz förderte frühere Aktivitäten des ehemaligen katholischen Priesters Ulrich Zwingli, der die ersten Samen der Reformation dort säte und im Jahre 1531 verstarb.
Der Großfürst von Litauen und König von Polen Sigismund II. August stand im Briefwechsel mit Johannes Calvin. Johannes Calvin und Martin Luther betrachteten Sigismund II. August als Schutzherrn und widmeten ihm seine Werke: Johannes Calvin die Interpretation der Botschaft des Apostels Paulus an die Juden, und Martin Luther seine Übersetzung der Bibel.
Allerdings war der Hauptverbreiter des Calvinismus in den weißrussischen Ländern des Großfürstentums Litauen nicht der Großfürst
von Litauen und König von Polen Sigismund II. August, sondern der Fürst Nikolaus Radziwill der Schwarze, Kanzler des Großfürstentums Litauen und Heerführer von Wilna, Cousin der polnischen Königin Bona, der Ehefrau von Sigismund II. August. Es soll erwähnt werden, dass die Radziwills unter den anderen Adligen des Großfürstentums Litauen brillierten. Die Radziwills waren mit den Wishnewezkijs, Ostrogzhskijs, Potozkijs, Sapegas, Fürsten von Sluzk, mit den Landesherren der preußischen, bayerischen Kurfürsten, mit den Herzögen von Kurland, mit den Fürsten von Masowien, Moldavien, ungarischen Magnaten und polnischen Königen verwandt. Deutsche Kaiser nannten sie ihre Brüder, tauften bei ihnen ihre Kinder, schlugen ihre Töchter für die Heirat vor.
Fürst Nikolaus Radziwill der Schwarze interessierte sich während seines Studiums im Ausland für den Calvinismus. In seiner Heimat wurde er eifriger Verbreiter und Beschützer des Calvinismus. Nach seinem Vorbild und unter seinem Einfluss bekehrten sich sowohl die orthodoxen Familien von Chodkewichs, Sapegas, Gorskijs, die Fürsten von Wis-hnewezkiy und andere, als auch der kleine Adel zum Calvinismus. Einige taten dies aus familiären oder freundschaftlichen Beziehungen zu den Radziwills, andere aus dem Wunsch, dem Fürsten Nikolaus Radziwill dem Schwarzen zu gefallen und seine Gunst zu haben. Alle diese Herren führten den Calvinismus in ihren Besitzen ein, errichteten «Sbors» oder wandelten die lateinischen Kirchen in calvinistische um. In der Mitte des 16. Jahrhunderts war der Calvinismus unter den Adeligen des Großfürstentums Litauen so modisch, dass selbst der Kiewer römisch-katholische Bischof Nikolaus Paz diese Lehre akzeptierte, sich entledigte, heiratete und zum Kaschtelan von Brest und Mstislawlj wurde. In der Nowogrudoker Woiwodschaft im Westen von Weißrussland lebten mehr als 600 Adelige, römisch-katholische und orthodoxe, von denen nur 16 im orthodoxen Glauben blieben, der Rest bekannte sich zum Calvinismus. Der calvinistische Pfarrer Simon Budny, unterstützt vom einheimischen, den Calvinismus angenommenen Adel, plünderte 650 orthodoxe Kirchen in der Nowogrudskaja Mitropolitendiözese. Der Autor des Buches «Antikrise», geschrieben entgegen dem Werk «Apokrise» von Christophor Philaleth, zeugte davon, dass man im Nowogrudoker Povet, erstens, kaum das hundertste Haus der Adeligen finden konnte, welches der Ketzerei fremd blieb, und zweitens, dass die Calvinisten, von der orthodoxen Kirche
abgewichen, die Kirchen zu Scheunen und Ställen machten. Von den 700 römisch-katholischen Pfarreien in Samogitien und auf weißrussischen Territorien des Großfürstentums Litauen, nach Aussagen des Jesuiten Zichowija, überlebte im Katholizismus bis 1566 nur ein Tausendstel der Katholiken. In der Samogitiener Diözese gab es nur noch sechs römisch-katholische Priester22. Ausländische Reisende trafen 1555 in Samo-gitien und auf weißrussischen Gebieten des Großfürstentums Litauen auf viele reformierte calvinistische Kirchen.
Nachdem er zusammen mit seiner Familie den Calvinismus angenommen hatte, verwendete Nikolaus Radziwill der Schwarze 1553 enorme materielle Ressourcen und den Einfluss zur Ausbreitung des Calvinismus in seinen zahlreichen Landgütern in ganz Weißrussland und dem Großfürstentum Litauen. Einen großen Einfluss auf die Annahme der Reformation von Nikolaus Radziwill übte der polnische Prediger Jan Lassky aus. 1553 wurde die reformierte calvinistische Gemeinde in Brest gegründet. Darüber hinaus eröffnete Nikolaus Radziwill der Schwarze ein Gebetshaus für die Calvinisten, oder den sogenannten «Sbor», in seinem Landhaus am Stadtrand von Wilna in Lukischki und erbat die Erlaubnis des Königs in Wilna auf dem Platz in der Nähe des Marktes ein ausgedehntes Zelt einzurichten, in dem sich die Calvinisten zum Gebet versammeln und Predigten hören konnten.
1557 fand die erste konstituierende Synode litauischer Protestanten in Wilna unter dem Vorsitz von Nikolaus Radziwill dem Schwarzen statt. Die Synode wählte die leitenden Gremien der protestantischen Kirche des Fürstentums Wilna. Leiter aller Aktivitäten der calvinistischen Gemeinden war der Superintendent. Er berief Synoden ein und war für die laufenden Angelegenheiten zuständig. Prediger führten direkte Arbeiten unter Mitgliedern der Gemeinden aus. Aus der weltlichen Elite der Gesellschaft wurden wesentliche Personen («Senioren») gewählt, deren Aufgabe es war, das Leben der Kirchengemeinden zu kontrollieren. 1561 wurde vom Fürsten Nikolaus Radziwill dem Schwarzen ein großer Steintempel auf dem Bernhardinerplatz in Wilna erbaut.
22 Митрополит Макарий (Булгаков). История Русской церкви в 12 томах. СПб., 1883. Переиздание 1994-1996 гг. Т. 9: Патриаршество Московское и всея великой России и западнорусская митрополия (1589-1654). С. 321-322. Пр. 331.
Zur gleichen Zeit eröffnete Fürst Nikolaus Radziwill der Schwarze in seinen zahlreichen Besitzungen reformierte Gebetshäuser: in Nes-wizh, Klezk, Dewjaltow, Orscha, Iwje, Schiljany, Kedahnen (Kejdany), Brest, Birzhany und anderen Städten und Ortschaften, die in seinem Privatbesitz waren. Er berief und ernannte Pastoren oder Prediger in den von ihm errichteten calvinistischen Gebetshäusern, unterhielt sie auf eigene Kosten und nahm sie unter Schutz. Er ernannte die für ihre Gelehrsamkeit bekannten reformierten Pfarrer Martin Chekhow-ich und Wendrichowskiy nach Wilna, Falkonij und Simon Budny nach Klezk, Lawrentij Kryzhkowskij (Krishkowskij) nach Neswisch, Simon Sazius nach Brest etc. Pastoren kamen auch selbst in großen Mengen in das Großfürstentum Litauen und hofften auf die Gnade des allmächtigen Würdenträgers Nikolaus Radziwill des Schwarzen.
Noch vor dem Tag, an dem der litauische Aufklärer Iwan Fjodorow (Jan Fedorowich aus Baranowichi) im Jahre 1565 in Moskau sein erstes gedrucktes Buch «Der Apostel» veröffentlichte, wurden im Großfürstentum Litauen neben orthodoxen Büchern auf Russisch und katholischen Büchern auf Lateinisch auch die ersten protestantischen Bücher dank Nikolaus Radziwill dem Schwarzen gedruckt. Für die Verbreitung des Calvinismus gründete Fürst Nikolaus Radziwill der Schwarze in Neswisch und Brest Druckereien, ohne an Geld für die Veröffentlichung calvinistischer Bücher zu sparen. 1563 wurde die calvinistische Bibel auf Polnisch, gewidmet dem König Sigismund II. August, auf seine Mittel gedruckt. In der Druckerei von Neswisch veröffentlichte Simon Budny 1562 einen calvinistischen Katechismus und ein calvinistisches Buch «Über die Rechtfertigung des Sünders vor Gott» auf Weißrussisch. Besonders legendär unter den Protestanten des Großfürstentums Litauen war das Buch des Pastors aus Wilna, Samuel Dambrowskij unter dem Titel «Postylla». Darüber gab es Legenden, es wurde gesagt, dass das Buch «Postylla» nicht brennen konnte, als es von katholischen Priestern in den Ofen geworfen wurde. Der Name des Pastors Dambrowskij (dessen Vater Peter Hussit war und der vor der Verfolgung aus Tschechien nach Preußen floh) war bis zu seinem Tod im Jahre 1625 nicht nur in Wilna legendär. Sein Buch «Postylla» wurde auf Kosten des Orschaer Ältesten Peter Nongard in der Stadt Torun veröffentlicht.
Für die Ausbildung der Jugend im calvinistischen Glauben wurden calvinistische Schulen in Wilna, Nowogrudok, Neswisch, Sluzk, Klezk, Saslawlj, Morech, Witebsk, Orscha, Kowno, Iwje, Kedahnen (Kejdany),
Deweltod, Schiljany und Birzhany eröffnet. In diesen Schulen wurden Kinder der örtlichen weißrussischen Adeligen ausgebildet. Der Calvinismus in weißrussischen Ortschaften des Großfürstentums Litauen war durch seine Schulen stark.
Die Propaganda des Calvinismus behinderte die Entwicklung des römischen Katholizismus in Weißrussland stark und zerstörte ihn fast; sie verursachte auch in der orthodoxen Kirche einen großen Schaden. Laut Kartaschew erklärt sich diese Neigung der orthodoxen Familien zum Calvinismus durch den Instinkt des Widerstandes gegen den Katholizismus als Instrument der Polonisierung und Latinisierung. «Protestantisch werden, um sich nicht polnisch und lateinisch machen zu lassen», — sagt er23.
III. 3. Sozinianismus (Arianismus, Antitrinitarismus, Unitarismus)
Zusammen mit dem Calvinismus erschien in Polen und im Großfürstentum Litauen noch eine neue Lehre, die hier mehrere Namen erhielt: Sozinianismus, neuer Arianismus, Antitrinitarismus und Unitarismus. Diese Lehre lehnte die Heilige Dreifaltigkeit ab, erkannte die göttliche Natur Jesu Christi, das Sakrament der Inkarnation und alle anderen christlichen Sakramente nicht an, sie akzeptierte nur den einheitlichen Gott. Diese Lehre predigte zu Beginn des 4. Jahrhunderts Arius, verurteilt vom Ersten Ökumenischen Konzil 325. Im Mittelalter wurde diese Lehre von den italienischen Verwandten Fausto und Lelio Socini (Sozini, Sozzini), Neffe und Onkel, erneuert. Nach ihrem Namen wurde sie «Sozinianismus» genannt. Die Verwandten Socini predigten ihre Häresie in Polen, wo sie 1551 ankamen; ihre Lehre wurde hier «Unitarismus» oder «Antitrinitarismus» genannt.
Nach Weißrussland brachten diese Lehre der Italiener Jurij Blandrat, der Italiener oder Ungar Francysk Stankar und Peter von Gonendz, gebürtig aus Podlasie. In den weißrussischen Ländern traf diese Lehre auf starken Widerstand der Calvinisten und ihres Patrons Fürst Nikolaus Radziwill des Schwarzen. Im Dezember 1558 fand in Wilna das calvinistische Konzil statt, wo Peter von Gonendz Rechenschaft über seine Lehre gab. Die Heilige Dreifaltigkeit ablehnend, erkannte er auch die Kindertaufe nicht an. Um die Anhänger des Calvinismus vor dem Antitrinitarismus
zu beschützen, veröffentlichte 1559 der Brester Pastor Simon Sazius aus Proschowiz das «Glaubensbekenntnis vom Wilnaer Sbor», in dem er, die Lehre des Calvinismus darstellend, vor der Verblendung durch Antitrinitarismus warnte. Aber einige reformierte Pfarrer wie die Wil-naer Pfarrer Chekhowich und Wendrychowskij sowie der Klezker Pastor Simon Budny ließen sich bald durch die neue Lehre begeistern und begannen, unter seinen Gemeindemitgliedern zu predigen.
Bald spaltete sich diese Sekte in viele kleine Richtungen und Parteien auf, die einander widersprachen und ständige Auseinandersetzungen führten. Aber das Wichtigste für die Antitrinitarier war, dass sie in Weißrussland einen starken Patron erhielten — Jan Kischka, den Ältesten von Samogitien, ein Nachkomme einer alten weißrussischen Adelsfamilie, der im Ausland ausgebildet wurde. Nach dem Tod seines Vaters Stefan Kischka (gestorben 1552) erhielt Jan Kischka ein großes Erbe, welches aus mehr als 70 Ortschaften und 400 Dörfern bestand. Er sparte keine Mittel, um diese Ketzerei in Weißrussland zu unterstützen, sammelte Lehrer bei sich, gründete Gemeinden, richtete Druckereien für die Veröffentlichung von sozinianistischen Büchern ein: in Loski (Bezirk Oschmjany), in Ljubcha bei Nowogrudok, in Saslawlj bei Minsk. Nach vergeblichen Versuchen, sich mit den Kalvinisten zu einigen, wofür mehrmals Konzile einberufen wurden, traten die Antitrinitaristen in einen offenen Kampf mit ihnen, zogen viele von ihnen zu sich in ihre Sekte und entzogen ihnen die Kirchen in Brest, Bjala, Losk und Mordach. Sie verführten auch die Katholiken und die Orthodoxen. Vor allem waren die Antitrinitarier in den Woiwodschaften Nowogrudok und Brest erfolgreich. Um den Predigern des Antitrinitarismus zu helfen, kamen neue Ketzer aus Moskau, die sogenannten Judaisierer: Theodosius der Schieläugige und der Pope Thomas, die für die Verbreitung ihrer Ketzerei in Russland ins Ferapontow-Kloster verbannt wurden, aber von dort flohen. In Weißrussland angekommen, hielten Theodosius und ein gewisser Wassian mit anderen Gleichgesinnten zuerst in einem «Uso-Chjort» und predigten, verführten viele Orthodoxen und zogen dann nach Witebsk. Aber die orthodoxen Witebsker vertrieben sie wegen einer unerhörten ketzerischen antichristlichen Lehre und so gingen sie «in die Tiefen Litauens». Thomas wurde Pfarrer in Polozk. Als Iwan der Schreckliche 1563 Polozk besetzte, wurde Thomas ausfindig gemacht und im Fluss Polota ertränkt. Theodosius der Schieläugige
und seine Kameraden konnten noch nach Wolhynien fliehen und dort ihre Ketzerei predigen. Nach dem Zeugnis des Fürsten Kurbskij, der auch ein Flüchtling aus Moskau war und in Wolhynien lebte, infizierten sie mit ihrem ketzerischen Geschwür «fastganz Wolhynien». Darum äußerte sich der Mönch Zinowij so: «der Osten wurde vom Teufel durch Bachmet verdorben, der Westen durch Martin den Deutschen (Luther) und Litauen durch den Schieläugigen»'2'4. In Weißrussland haben sie viele Menschen zur Ketzerei verführt. Ihre Gemeinden existierten sowohl in Polozk, als auch in Witebsk. Nach Weißrussland kam ein weiterer Flüchtling aus Moskau, als Freidenker, mit dem Namen Artemij. Nachdem er einige Zeit in Witebsk verbracht hatte, wo Theodosius der Schieläugige bereits mit seinen Kameraden war, wollte er ihre Denk-und Handelsart nicht teilen und ging nach Sluzk zum Fürsten Jurij. Während er dort seinen Wohnsitz hatte, hatte er die Möglichkeit, verschiedene wichtige Leute kennenzulernen, orthodoxe und der Ketzerei ausgewichene, sogar Simon Budny, er führte Korrespondenz mit diesen Personen, einige entlarvte er, andere belehrte er, die dritten unterstützte er und erreichte viel mit seiner Belesenheit, seinen Schriften, mündlichen Gesprächen für das Wohl der Orthodoxie. Sacharij Kopystenskij beschrieb Artemij als «hochwürdigen Mönch, vom Herrn beistehend, welcher viele in Litauen von der arianischen Häresie (sog. Antitrinitarier) und der lutherischen abwandte,..»25.
Die im Jahre 1569 nach Wilna gekommenen Jesuiten, die sich in ganz Weißrussland niederließen, führten einen entscheidenden Kampf gegen die Lutheraner, Calvinisten und Antitrinitaristen. Sie schafften es, viele Menschen, die von den alten Lehren abgewichen waren, zurückzuerobern.
IV. Zusammenhang mit Württemberg
Die Ereignisse, welche anschließend erläutert werden, sind mit der Mitte des 16. Jahrhunderts verbunden, als in der Zeit von 1559 bis 1565 der slowenische Reformator Primus Truber in der Uracher Druckerei des Barons Hans von Ungnad in Württemberg protestantische Literatur druckte. Man könnte sich fragen, wie dies mit den obigen
24 Митрополит Макарий (Булгаков). История Русской церкви в 12 томах. Т. 9.
С. 327.
Aussagen, welche die Reformation in den weißrussischen Ländern des Großfürstentums Litauen beleuchtet, verknüpft ist. Es besteht eine direkte Verbindung.
Zum einen wurden als Muster für Truberische Bücher Schriften sowohl der venezianischen kyrillischen Druckereien, als auch die der Prager Druckerei von Francysk Skaryna verwendet. Zum anderen half kein anderer als der bereits bekannte Nikolaus Radziwill der Schwarze, den Buchdruck der slawischen Literatur in der Uracher Druckerei zu finanzieren. Vielleicht könnte es als eine dritte erstaunliche Tatsache angesehen werden, wie das Schicksal der weißrussischen (litauischen) und württembergischen historischen Persönlichkeiten der Reformationszeit verflochten sind. Von 1563 bis 1566 studierte der Sohn von Nikolaus Radziwill dem Schwarzen in Tübingen — Nikolaus Radziwill das Waisenkindchen, welcher, obwohl er später vom Protestantismus zum Katholizismus zurückkehrte, damals noch ein Vertreter des Lagers der «Protestanten» war.
Im Folgenden wird ein Zusammenhang aller dieser Fakten erschlossen.
IV. 1. Die slawische Druckerei von Baron Hans von ungnad
1560 organisierte Baron Hans von Ungnad in der württembergischen Stadt Urach ein Übersetzungsgeschäft und eine Druckerei zur Veröffentlichung protestantischer Literatur in den slawischen Sprachen. Die Heilige Schrift, Katechismen sowie Predigtsammlungen wurden übersetzt. Baron Hans von Ungnad wusste, dass Bibelübersetzungen in die slawische Sprache bereits existierten, aber er nannte die Übersetzungen seines Verlages «einzigartig», denn sie seien «sauber und unbeschädigt».
Unter den Mitarbeitern des Barons von Ungnad waren Deutsche, Kroaten, Bosnier und Serben. Einer der berühmtesten Angestellten von Ungnad, der slowenische Protestant Primus Truber, gilt als Schöpfer der slowenischen Literatursprache26.
Unter den Vermittlern der von Deutschland ausgehenden Reformation unter Menschen slawischer Sprache nimmt der Slowene Primus Truber eine unverwechselbare Stellung ein. Primus Truber (1507?-1587) ist heute eine nationale Symbolfigur der Republik Slowenien in Erinnerung
an die Schöpfung der slowenischen Schriftsprache durch seine Übersetzungen und Drucke biblischer und reformatorischer Schriften. Er war katholischer Priester und Domherr in seiner Diözese Ljubljana/Laibach, wandte sich Ende der 1540er Jahre jedoch der Reformation zu und wurde lutherischer Prediger in süddeutschen freien Reichsstädten und in Württemberg. In Württemberg erarbeitete er, unterstützt von Herzog Cristoph, seine Übersetzungen ins Slowenische und besorgte die Drucke in der «Uracher Bibelanstalt» des adeligen Glaubensemigranten Hans Ungnad, der gleichfalls aus Innerösterreich kam27.
Das Geschäft von Ungnad und Truber war ursprünglich als Verlagshaus für slowenische und kroatische Protestanten gedacht, die auf dem Land der Habsburger lebten. In die katholischen Gebiete wurde die Literatur heimlich in Weinfässern geschmuggelt. Aber bereits 1561 erschien die Idee, kyrillisch-protestantische Publikationen in den orthodoxen Regionen Europas zu verbreiten: in Serbien, Bulgarien, Walachei, Litauen und sogar in Russland. Um die Auflagen der Druckerei von Urach nach Moskau zu befördern, wurden drei Liefervarianten erprobt: über Litauen, die Ukraine und über Königsberg. Die Pläne von Primus Truber und Baron von Ungnad umfassten außerdem die Verbreitung kyrillisch-protestantischer Publikationen unter der türkisch-muslimischen Bevölkerung in Konstantinopel und auf dem Balkan. Die protestantische Mission unter den Türken sollte in den Sprachen der Südslawen geführt werden. Die Briefe der Führer
27 Ein Leben zwischen Laibach und Tübingen. Primus Truber und seine Zeit. Intentionen, Verlauf und Folgen der Reformation in Württemberg und Innerösterreich / Hrsg. R.-D. Kluge. München, 1995; Vera in hotenja: studije o Primozu Trubarju in njego-vem casu / Hrsg. S. Jerse. Ljubljana, 2009; Kluge, R.-D. Primus Truber: Leben, Werk und Wirkung. Ein Überblick, in: Primus Truber 1508-1586[und an.]: Der slowenische Reformator und Württemberg. S. 69-77; Schindling, A. Primus Truber (1507/1509-1586), in: Das Reformatorenlexikon / Hrsg. von I. Dingel [und an.]. Darmstadt, 2014. S. 247-252; Ahacic, K. Neue Entdeckungen und Erkenntnisse zum slowenischen Protestantismus, in: Zeitschrift für Slawistik. 2014. No 59 (3). S. 385-398; Raecke, J. Primus Truber als Autor und Übersetzer. Betrachtungen zum Thema literarische Originalität, in: Primus Truber 1508-1586: Der slowenische Reformator und Württemberg. S. 119-144; Golec, L. Z. Die slowenische Kirchenordnung von 1564 zwischen Wunsch und Wirklichkeit, in: Primus Truber 1508-1586: Der slowenische Reformator und Württemberg. S. 103-115; Sal-vadori, S. Pietro Paolo Vergerio der Jüngere (1498-1565), in: Das Reformatorenlexikon. S. 263-267; Brendle, F., Riethe, P. Die Leichenpredigt Jakob Andreaes für Primus Truber, in: Primus Truber 1508-1586: Der slowenische Reformator und Württemberg. S. 23-66.
der Übersetzung enthalten regelmäßig Informationen über die Verbreitung der slawischen Sprache in der Türkei bis nach Konstantinopel.
Außer den Protestanten nahmen orthodoxe Christen an der Arbeit des Verlags teil, eine Tatsache, die zu dieser Zeit einzigartig war! Bei der Übersetzung halfen zwei Mönchpriester aus Bosnien, die ihrem Besitzer viele Sorgen bereiteten. Wie alle Mitarbeiter von Baron Hans von Ungnad wohnten sie in seinem Haus in Urach und schockierten die hiesigen Bürger mit ihren Kleidern der orthodoxen Mönche, mit langen Haaren und Bärten, sie weigerten sich, Fleisch zu essen und verlangten Fisch. Darüber hinaus entpuppte sich einer von ihnen — der Serbe Matwej Popowich — als Trunkenbold, was zu ständigen Konflikten im Haus führte. Infolgedessen wurde die Übersetzungsarbeit dieser Mönche für unbefriedigend gehalten und im Februar 1562 wurden sie in die Stadt Laibach (Ljubljana) zurückgeschickt. Das Geschäft von Ungnad wurde aufgrund des Mangels an sachkundigen Mitarbeitern ständig abgebremst. Die Arbeit erforderte Kenntnisse der Theologie, der deutschen Sprache, Latein, eines der slawischen Dialekte und die Beherrschung des kyrillischen und glagolitischen Alphabets.
Der Wiener Agent des Barons von Ungnad und Vertreter am Hof des Kaisers Maximilian, Ambros Fröhlich, musste Fachleute finden und rekrutieren sowie den Verkauf von gedruckten Exemplaren übernehmen. In diesem Zusammenhang hatte Ambros Fröhlich Verbindungen in Ungarn, der Slowakei und in Siebenbürgen.
IV. 2. Finanzierung der Druckerei des Barons von ungnad von verschiedenen fürsten, darunter auch litauischen bzw. weißrussischen
Der Wiener Agent von Baron Hans von Ungnad und Vertreter am Hof, Ambros Fröhlich, sammelte neben der Suche und Rekrutierung von Fachleuten sowie dem Verkauf von gedruckten Exemplaren energisch Spenden für die Druckerei.
So schrieb Ambros Fröhlich am 23. September 1561 folgendes aus Wien an Baron Hans von Ungnad:
Die Landschaft von Steyer hat 100 fl. gespendet und einige litauische Edelleute sind auch geneigt, das Werk zu unterstützen, so z. B. Graf von Myr, Fürst von Radziwill. Er besuchte sie und sie versprachen ihm Unterstützung.
Bis heute ist das Original dieses Briefes erhalten geblieben28. Die Mitteilung des Wiener Buchhändlers Ambros Fröhlich an Baron Hans von Ungnad, die einige Monate davor geschrieben wurde, nämlich am 24. Juni 1561, ist unzweifelhaft von Interesse:
Ich vernimb von etlichen Pollacken, wie herr kardinal fürst in der Littaw auch die bibl vnd andere buecher in der cirulica hab trucknen lassen. Des mag sich e.g. bey dem herrn Vergerio erinndern, dan sich disses grossen werckhs oben bey euch zu tollmetschen vnd truckhen zu vndtersteen...29
Ich hörte von einigen Polen, dass der Kardinal-Fürst in Litauen den Druck der Bibel und anderer Bücher auf Kyrillisch angeordnet hatte. Sie können Herrn Vergerio daran erinnern, dass diese großen Bücher bei Ihnen übersetzt und gedruckt werden können...
Scheinbar geht es um die Veröffentlichungen von Francysk Ska-ryna30. Nicht ganz üblich ist der Hinweis auf die Tatsache, dass Skary-nas Druckerei im Auftrag eines gewissen «Kardinal-Fürsten» arbeitete. Wenn wir jedoch versuchen, diese Person zu identifizieren, können wir im «Kardinal-Fürsten» den unehelichen Sohn des polnischen Königs Sigismund I. — Bischof Jan aus den Fürsten Litauens erkennen. Er war derjenige, der Francysk Skaryna unter Schutz nahm und gerade bei ihm war der weißrussische Aufklärer als persönlicher Arzt und Sekretär tätig.
Ambros Fröhlich versuchte, die Publikationen von Francysk Skaryna zu erhalten. In einem Brief vom 1. August 1562 schrieb er an Baron Hans von Ungnad aus Wien, dass er eine kyrillische Bibel aus Litauen erwarte, die jedoch noch nicht eingegangen sei und kündigte ferner an, dass beschlossen worden sei, das ungebundene Windische Neue Testament für 1 Florin und das gebundene für 1 Taler zu verkaufen:
Er habe eine cyrillische Bibel aus Litthau erwartet, aber noch nicht erhalten. Man habe beschlossen das windische neue Testament ungebunden zu 1 fl. und gebunden zu 1 Thaler zu verkaufen.
28 Kostrencic, I. Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven in den Jahren 1559-1565. Wien, 1874. S. 53-54.
29 Kostrencic, I. Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven in den Jahren 1559-1565. S. 45.
30 Немировский, Е. Славянские издания кирилловского (церковнославянского) шрифта, 1421-2000: В 2 т. М., 2009. Т. 1: 1491-1550. C. 15.
Das Original dieser Schrift ist erhalten geblieben31.
Zu dieser Zeit wurden die ersten Truberischen Bücher der kyrillischen Schrift, die in Tübingen gefertigt worden waren, veröffentlicht. Zeichnungen für die kyrillische Schrift wurden vom Künstler Jakob Salb aus Reutlingen vorbereitet. Als Beispiel wurden die Schriften der venezianischen kyrillischen Druckereien und der Prager Druckerei von Fran-cysk Skaryna genommen. In dem Brief von Primus Truber an Baron Hans von Ungnad vom 4. November 1561 ging es um venezianische («venetische») und russische («ruthenische») Schriften, «wonach Meister Hans genau die Schrift graviert hatte». Die Stempel für Primus Truber wurden nach Zeichnungen von Jakob Salb vom Nürnberger Meister Hans Gartwich (oder Gartwach) eingraviert, und die Schrift war von Simon Auer abgegossen. Die Arbeit an der Schrift wurde Anfang Juni 1561 begonnen; Mitte September war die Schrift bereits fertig. Zur gleichen Zeit wurde ein Testblatt mit einer Auflage von 300 Exemplaren in Urach gedruckt (nach dem Vorbild eines zuvor veröffentlichten glagolitischen). Es enthielt das kyrillische Alphabet in verschiedenen Schriftkegeln, das Gebet «Vaterunser», das erste Kapitel des Paulusbriefes an die Römer und den Text von Psalm 117. Dieses Blatt, — der Erstling des Truberi-schen kyrillischen Drucks, — wurde einem Probeblatt der glagolitischen Schrift der für Baron Hans von Ungnad zusammengestellten «Beschreibung der slowenischen, kroatischen, kyrillischen und ausländischen Bücher, die innerhalb von drei Jahren — 1561, 1562 und 1563 — gedruckt, verschickt, verkauft und gespendet wurden», beigefügt.
Am 22. Oktober 1561 schrieb Baron Hans von Ungnad an Kaiser Maximilian nach Wien, dass er die ersten kyrillischen und glagolitischen Ausgaben, darunter auch Probestücke, an den Wiener Buchhändler Ambros Fröhlich geschickt habe. Probedrucke der kyrillischen Schrift sind die größte Rarität. Das erste konkrete Exemplar wurde 1796 vom klassischen Slawisten Josef Dobrowskij (1753-1829) beschrieben, der in seinen Reiseberichten erklärte, er habe ein Testblatt der kyrillischen Schrift in der Sammlung von Sparenfeld in Uppsala (Schweden) gesehen32. Gegenwärtig kann man mit Sicherheit nur etwa über zwei Kopien
31 Kostrencic, I. Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven in den Jahren 1559-1565. S. 98-99.
32 Dobrowsky, J. Lit(t)erarische Nachrichten von einer auf Veranlassung der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften im Jahre 1792 unternommenen Reise nach Schweden
des kyrillischen Testblattes sprechen, die in Basel und in Marburg sind. Der Text eines Probeblattes enthält die Kapital- und kyrillischen Alphabete, die numerischen Bezeichnungen der kyrillischen Buchstaben und das Gebet «Vaterunser», welches unter der Überschrift «Lob für Gott selbst» steht. Im unteren Teil des Blattes ist der Druckort — Tübingen — lateinisch und die Druckzeit — 1561 — kyrillisch angegeben.
Primus Truber verwendete sein eigenes System der kyrillischen Nummern, anders als in allen slawischen Ländern. Als Muster wurde ein glagolitisches System mit einer Folge von Buchstaben des Alphabets genommen. Daher rührt der Unterschied zwischen dem Truberischen System und dem der slawischen Länder. Das Truberische Zahlensystem führte oft zu einer falschen Datierung seiner Publikationen.
1561
Im Jahre 1561, welches sehr fruchtbar für Primus Truber war, wurden mindestens sechs Publikationen veröffentlicht — zwei kyrillische, zwei glagolitische und zwei mit lateinischen Buchstaben gedruckt — eine auf Slowenisch und die andere auf Deutsch. Das genaue Datum der Veröffentlichung dieser Ausgaben ist nicht angegeben. Forscher haben unterschiedliche Meinungen. Daher ist es schwierig, ihre Reihenfolge zu bestimmen.
Der slowenische Gelehrte Mirko Rupel gab dem Katechismus mit der Bezeichnung «Ein Malachna-Buch» «den Titel der ersten glagolitischen Ausgabe». Zwar machte der slowenische Gelehrte einen Vorbehalt, dass «gleichzeitig mit dem Katechismus eine kleine «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)» veröffentlicht wurde, die in glagolitischer Schrift gedruckt war». Anscheinend war diese Ausgabe die erste. Dafür spricht zumindest die geringe Größe des Buches — darin sind es lediglich 12 Blatt. Das Buch war zweifellos ein Musterstück, obwohl es in einer großen Auflage von 2000 Exemplaren gedruckt wurde. Als Grundlage des Textes «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)» diente die slowenische Ausgabe der Fibel und des kleinen Katechismus. «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)» wurde in zwei Versionen veröffentlicht — glagolitisch und kyrillisch. Sowohl die glagolitische, als auch die kyrillische Ausgabe wurden in der modernen Sprache im Taschenformat gedruckt — einem
Achtel des Blattes. Der Buchblock besteht aus zwei Heften — 8-Blatt und 4-Blatt. Das Gesamtvolumen jeder Ausgabe beträgt 12 Blatt, in der kyrillischen Fassung bleibt das letzte Blatt leer. Es gibt in diesen Publikationen keine Nummerierung. Die Signatur ist mit lateinischen Buchstaben und römischen Ziffern auf dem zweiten bis fünften Blatt des ersten Heftes und auf den ersten drei Blättern des zweiten angegeben. Auf dem Titel und den Blättern 6, 7 und 8 gibt es keine Signatur. Die Zusammensetzung der kyrillischen Ausgabe ist wie folgt. Auf der Rückseite der Titelseite befindet sich eine Einführung, in welcher es vor allem um die Veröffentlichungspläne von Truber geht: um die bevorstehende Veröffentlichung des ersten Teils des Neuen Testaments und des Katechismus. Auf Blatt 2 ist das kyrillische ABC in drei Schriftkegeln platziert: in Kapital- und Kleinbuchstaben. Hier werden auch numerische Bezeichnungen für Zeichen angeführt — mit hochgestellten Tilden. Auf der Rückseite des zweiten Blattes befinden sich die sogenannten doppelt geschriebenen Silben — Kombinationen von Konsonanten mit verschiedenen Vokalen nach der Art: EA, EE, EM, EO, Ey usw. Der Text auf der Vorder- und Rückseite des Blattes 3 ist betitelt mit «Wie die Wörter ausgesprochen werden». Das sind Leseübungen mit in alphabetischer Reihenfolge untergebrachten Großbuchstaben und kurzen Sätzen, mit diesen Buchstaben beginnend. Darauf folgen Texte, die es Primus Truber im deutschen Buchtitel erlaubten, das Buch als «Katechismus ohne Kommentar» zu bezeichnen33. Auf Blatt 4-5 befinden sich die 10 Gebote von Moses. Auf 5 und 6 Texte mit dem Symbol des Glaubens. Ferner folgen Texte, die die einzelnen dogmatischen Motive der Konfession erklären, was also den Hauptinhalt des Katechismus beschreibt. Die künstlerische Dekoration der kyrillischen Version von «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)» wird mit 7 quadratischen Initialen dargestellt, die mit 7 xylogra-phischen Formen gedruckt wurden und 4 Textzeilen in der Höhe haben. Es gibt keine Illustrationen oder Kopfleisten im Buch. Derzeit gibt es 6 Kopien der kyrillischen «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)»; ihr Standort ist bekannt und sie alle sind für Forschungen zugängig.
Am 5. Mai 1561 dankte Kaiser Maximilian Baron Hans von Ungnad für die ihm zugesandte «Kopie der ersten kroatischen Ausgabe»
und drückte seine Zustimmung zur Absicht von Primus Truber aus, «das Neue Testament auch in kroatischen und dann in kyrillischen Buchstaben zu drucken»:
Maximilian von gottes genaden khünig zue behaim, ertzhertzog zue Oesterreich etc. Herr lieber getreuer. Wir haben dein schreiben vnd daneben ain exemplar des ersten crabatischen druckhs empfanngen vnnd innhalts mit gnaden vernomen. Vnnd dieweil wir daraus, auch aus der ersamen vnnsers lieben, andechtigen Primusen Truber selbst schreiben, so er an vnns gethan, vermercken, das du dich für dein person in solchem löblichen christlichen werckh ganntz hillflich, rättlich vnnd fürdersam erzaigen vnnd beweisen thuest, so nemen wir solches von dir zue gnedigem wolgefalen an, ganntz gnedigelich begerndt, du wölltest dir dasselbig hinfürtter gleicherweise getreulich beuolchen vnndange-legen sein lassen, damit es vollendts zue guetem, nützlichen beschluss vnnd endtschafft geraichen vnnd dadurch die ehre aller hochsten (zw zeitlicher vnnd ewiger wolfardt der armen vmwissenden) befürdert vnnd aussgebreit werden mügen... Vnnd nachdem wir auss solchem deinem vnd des Trubers schreiben vermercken, das man vorhabens seie, das new testament uch in das crabatisch vnnd alsdann mit cirulischen buechstaben zudruckhen, daa wir dann gnedigelich woll achten khün-den, das es grosse mie, arbaitt vnd cossten haben muesse, so sein wir des gnedigen erpiettens, wann wir in demselben neuen werckh von dir oder jemandts annderm angemandt vnd erinnert werden, vns nch mehr anzugreiffen vnnd vnnser hilff dartzue schiessen34.
Ein mehr oder weniger vollständiger Katechismus wurde von Primus Truber auf der Grundlage der Texte von Martin Luther und dessen Anhängern zusammengestellt. Im Jahre 1561 wurde der Katechismus, wie die «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)», in zwei Versionen veröffentlicht — glagolitisch und kyrillisch. Im Vergleich zu slowenischen Ausgaben wurden diese Varianten reduziert; darin fehlten zum Beispiel Kirchenlieder. Der Text wurde von Stephan Konsul ins Serbisch-Kroatische übersetzt. Gedruckt wurde der kyrillische Katechismus im Achtel des Blattes. Der Buchblock besteht aus sieben 8-Blatt- und einem 4-Blatt-Heft. Das Gesamtvolumen der Publikation beträgt 60 Blatt und das letzte Blatt ist leer. Es gibt keine Nummerierung im Buch. Die Signatur, wie in der «Tabelle für Kinder (Tabla sa dizu)», ist in den ersten fünf Blättern jedes Heftes mit lateinischen Buchstaben von «A» bis «H» angegeben.
Auf der Rückseite des Titelblattes des Katechismus ist eine Widmung für den Kaiser Maximilian in lateinischer Sprache angebracht. Danach folgt ein kroatisches Vorwort in kyrillischer Schrift. Der Haupttext beginnt auf dem Blatt 5. Er wird mit den 10 Geboten eröffnet, die Gott Moses auf dem Berg Sinai gegeben hat. «Das Wort des Glaubens», geschrieben von Primus Truber, schließt den Katechismus ab. Die glagolitische Version des Katechismus, in demselben Jahr 1561 gedruckt, ist textgemäß mit der kyrillischen Ausgabe identisch. Es gibt jedoch keine Widmung für Kaiser Maximilian und die Rückseite des Titelblattes ist leer. Der Text des kroatischen Vorwortes ist deutlich gekürzt. Gegenwärtig kann über 29 Exemplare des in der Literatur beschriebenen kyrillischen Katechismus gesprochen werden, der von Primus Truber veröffentlicht wurde. Der Standort von 27 ist bekannt.
1562
1562 veröffentlichte Truber neun Ausgaben — vier glagolitische, zwei kyrillische und drei lateinische (davon zwei in italienischer Sprache und eine in slowenischer Sprache). Die zweite kyrillische Ausgabe von Primus Truber, herausgegeben im Jahre 1562, war ein Buch mit dem Titel: «Einige kurze vernünftige notwendige Wissenschaften und prudnie Artikel, oder für den alten richtigen christlichen Glauben...». Das ist die Übersetzung des Buches der berühmten Persönlichkeit der deutschen Reformation Philip Melanchthon (1497-1560) «Loci Communes rerum theologicarum». «Einige kurze vernünftige notwendige Wissenschaften» wurden im Viertel des Blattes gedruckt. Die Maße des unbeschnittenen Exemplars des Buches betragen etwa 200 x 150 mm (vom Exemplar 6396 der Russischen Staatsbibliothek). Der Buchblock besteht aus 42 Heften. Die überwiegende Mehrheit ist 4-blättrig. Nur ein Heft — das fünfte in einer Reihe — hat lediglich zwei Blätter. Die Hefte sind in dem unteren Feld mit einer Signatur versehen, die normalerweise auf der Vorderseite der ersten drei Blätter jedes Heftes mit gotischen oder lateinischen Großbuchstaben und römischen Ziffern gekennzeichnet ist. Es gibt auch eine Nummerierung, die ersten 18 Blatt sind allerdings nicht nummeriert. Im oberen rechten Teil des Blattes ist die jeweilige Nummer angegeben — von 1 bis 147. Das letzte Blatt 148 ist leer. Die künstlerische
Ausstattung des Buches ist äußerst bescheiden: sie beschränkt sich nur auf Initialen, die mittels Holzgravurformen gedruckt wurden35.
1563
1563 veröffentlichte Primus Truber sieben Bücher. Zwei wurden glagolitisch, drei kyrillisch und die restlichen zwei lateinisch in slowenischer und italienischer Sprache gedruckt. Die erste kyrillische Ausgabe war ein Buch mit dem Titel «Postylla ist eine kurze Deutung aller Sonntagsevangelien und Hauptfeiertage über das ganze Jahr». In «Postylla» sind sämtliche Predigten, die in der Kirche direkt nach der Lesung der einzelnen Abschnitte des Evangeliums und des Apostels ausgesprochen werden, zusammengestellt. Die Predigten enthalten die Interpretation einzelner Verse, Sätze und Wörter. In der orthodoxen liturgischen Praxis wird in diesem Fall das Wort «Konversation» verwendet. Der Buchblock besteht hauptsächlich aus 4-Blatt-Heften. Nur drei Hefte haben jeweils 2 Blatt. Neben der mit lateinischen Buchstaben und römischen Ziffern bezeichneten Signatur enthält das Buch auch eine Nummerierung, die mit der kyrillischen Zahlschrift (Zifir') versehen ist. Es gibt Fehler in der Paginierung.
Der Buchblock des ersten Teils des kyrillischen Neuen Testaments von 1563 besteht aus 60 Heften. Jedes einzelne umfasst 4 Blatt, bis auf das fünfte, welches nur 2 Blatt zählt. Die ersten 18 Seiten haben keine Nummerierung. Die mit der kyrillischen Zahlschrift (Zifir') gekennzeichnete Nummerierung beginnt ab dem 19. Blatt. Das letzte Blatt des Buches, das in vielen Exemplaren erhalten geblieben ist, ist leer. Die Gesamtzahl der Blätter beträgt 238. Es gibt Fehler in der Nummerie-rung. Außer der Nummerierung gibt es auch Signaturen auf den ersten drei Blättern jedes Heftes im unteren Feld. Die reguläre Signatur beginnt ab dem 6. Heft. In den Heften 6-28 wird sie mit einer Folge von lateinischen Großbuchstaben — von A bis Z — in Kombination mit römischen Ziffern, in den Heften 29-51 — mit einer Folge von lateinischen Kleinbuchstaben, in den Heften 52-60 mit einer Reihe von Kombinationen aus Groß- und Kleinbuchstaben — von Aa bis Ii — dargestellt. Die künstlerische Dekoration des ersten Teils des Neuen Testaments wird nur durch Initialen, die in Holz eingraviert sind, gekennzeichnet;
es sind insgesamt 9, und sie sind von 8 Formen gedruckt. Kyrillische Zeichen des Alphabets sind in quadratische Rahmen eingeschrieben, deren Größe etwa 22 x 22 mm beträgt. Neben Buchstaben sind im Rahmen auch einige Bilder vorhanden — die Figur des Christus in ganzer Größe, Babys, Pflanzenmotive.
Der zweite Teil des kyrillischen Neuen Testaments war gewöhnlich zusammen mit dem ersten gebunden. Das Buch hat jedoch eine eigene Titelseite und eine eigene Nummerierung, weshalb es als eigenständige Ausgabe gilt. Der Buchblock besteht aus 60 4-Blatt-Heften. Insgesamt umfasst das Buch 240 Blatt. Die letzten Blätter des vierten und des letzten 60. Heftes sind jeweils leer. Regelmäßige Nummerierung und Signatur beginnen ab dem 5. Heft; ihr Charakter ist derselbe wie im ersten Teil des Neuen Testaments. Und auch hier gibt es Abweichungen in Nummerierung und Signatur.
Der zweite Teil des Neuen Testaments ist die erste illustrierte kyrillische Ausgabe von Primus Truber36. Alle 27 Abbildungen im Buch gehören zur Apokalypse und sind am Ende der Ausgabe gesammelt — auf nummerier-ten Blättern 174-205. Die Technik der Illustration ist kantiger Xylograph. Dies sind vertikal gestreckte Rechtecke mit einer Größe von ca. 104 x 74 mm. 26 Abbildungen wurden früher im glagolitischen Neuen Testament verwendet, das im selben Jahr 1563 erschien. Eine Gravüre war auf Blatt 187 r. - speziell für die kyrillische Ausgabe ausgeführt. Die Illustrationen — «Die vier Apokalyptischen Reiter», «Die Hure Babylon» und andere — sind traditionell für die deutsche Ikonographie der Apokalypse, die auf den berühmten Zyklus von Albrecht Dürer (1471-1528) zurückgeht, was aber früher in den illustrierten Bibeln nicht vorkam.
Das Neue Testament von 1563 ist keine seltene Ausgabe. Es gibt 18 Kopien des ersten Teils und 19 von dem zweiten, zwei davon in Russland — in Moskau und St. Petersburg.
1564
Die letzte Erfahrung mit der Verwendung der kyrillischen Schriftart war eine 4-seitige Flugschrift, die 1564 von Primus Truber mit Beispielen kyrillischer, glagolitischer und lateinischer Schriften veröffentlicht
wurde. Sie ist erhalten geblieben, weil sie in voluminösere Ausgaben der Uracher Druckerei eingeheftet wurde. Zum ersten Mal wurde über diese Flugschrift im 5. Band der «Erfahrung der russischen Bibliographie» von W. S. Sopikow, die nach dem Tod des Autors veröffentlicht wurde, berichtet. Sopikow nennt diese Ausgabe «Das Gebet des Herrn Vaterunser in glagolitischen, kyrillischen und lateinischen Buchstaben» und datiert sie mit 1561. Es gibt 2 Exemplare dieser Ausgabe, die in Dresden und Laibach (Ljubljana) waren. Das Dresdner Exemplar wurde im Jahre 1564 in den «Kirchlichen Ordinalez» eingeheftet und das von Laibach (Ljubljana) wurde in das Konvolut aufgenommen, welches aus den italienischen (1565) und den glagolitischen (1563) Ausgaben des «Benedicium Christi» und des kyrillischen Katechismus (1561) bestand. Das Dresdner Exemplar ist seit 1964 in Moskau in der Russischen Staatsbibliothek zu finden. Auf der ersten Seite der obengenannten Publikation sind die glagolitischen und kyrillischen Alphabete mit großen Titelschriften gedruckt, auf der zweiten Seite — das glagolitische Alphabet mit der lateinischen Transkription einzelner Buchstaben. Auf der dritten Seite ist unter der Überschrift «Oratio Dominica» das Gebet «Vaterunser» zuerst auf Kroatisch in der glagolitischen und dann in der lateinischen Transkription untergebracht.
Im Jahre 1564 veröffentlichte Primus Truber elf Bücher — vier glagolitische und sieben lateinische — fünf in lateinischer Sprache und zwei in der italienischen. In der glagolitischen Schrift wurden: 1) eine Übersetzung der Augsburger Konfession von Philipp Melanchthon aus dem Lateinischen, 2) «Zrikvene ordinalis» — württembergische kirchliche Festlegungen und 3) die serbisch-kroatische Übersetzung des «Buches der Propheten» gedruckt. All diese Ausgaben sind sehr selten.
1565
Das letzte Arbeitsjahr der Druckerei in Urach war 1565. In diesem Jahr erschienen nur zwei Bücher, eines auf Lateinisch, das andere auf Italienisch.
1565 starb Baron Hans von Ungnad. Die Tätigkeit der «Uracher Bibelanstalt» wurde eingestellt. Trotzdem veröffentlichte Primus Truber weiterhin Bücher, wenn auch nicht mit der gleichen Intensität wie 1561-1565. Bücher, gedruckt mit kyrillischen und glagolitischen
Schriften, wurden nicht mehr veröffentlicht. Von nun an wurden seine Werke — in slowenischer und italienischer Sprache — nur in lateinischer Schrift gedruckt.
Die Gesamtausgabe des Verlags «Uracher Bibelanstalt» umfasst 37 Ausgaben, davon 13 glagolitisch in der serbisch-kroatischen Sprache, sieben kyrillisch in der serbisch-kroatischen Sprache und sechs lateinisch in der serbisch-kroatischen Sprache, sechs in der italienischen und eine in der deutschen Sprache. Die Gesamtauflage dieser Publikationen betrug etwa 31.000 Exemplare37. Abschließend sei darauf hinzuweisen, dass in den Veröffentlichungen von Primus Truber zum ersten Mal im kyrillischen Buch die Buchbindung angewandt wurde. Eine sehr charakteristische und bemerkenswerte Tatsache ist, dass in der Technik der Goldprägung Porträts sowohl von Primus Truber, als auch von seinen Mitarbeitern — Stephan Konsul und Anton Dalmata — dargestellt wurden38.
Information on the article
Keller, O. B. Einige Episoden aus der Geschichte der Reformation in Württemberg und auf weißrussischen Territorien des Großfürstentums Litauen und später Polen-Litauen (Rzeczpospolita), in: Proslogion: Studies in Medieval and Early Modern Social History and Culture, 2018. Vol. 4 (2). P. 85-122.
Olga Borisovna Keller, doctor of History, associate professor at the Department of Medieval History, Faculty of Philosophy, Eberhard Karls University of Tübingen; associate professor at the Department of Modern and Contemporary Times, Faculty of History, Belarusian State University (72074, Deutschland, Tübingen, Geschwister-Scholl-Platz)
[email protected] [email protected]
The Reformation was reflected in both the German Württemberg and the Belarusian lands of the Grand Duchy of Lithuania and later Poland-Lithuania (Rzeczpospolita). Here the flourishing of this wide social movement falls on the 16th century. First of all, the author of this article made an attempt to illuminate the Reformation and its origins on the Belarusian lands on, as well as to establish a possible relationship between the European figures of the Reformation of Württemberg and such located to the East of the region, as the Grand Duchy
37 Немировский, Е. Славянские издания кирилловского (церковнославянского) шрифта, 1421-2000. C. 18.
38 Немировский, Е. Славянские издания кирилловского (церковнославянского) шрифта, 1421-2000. C. 18.
of Lithuania and later later Poland-Lithuania (Rzeczpospolita). Besides, one should also mention the fact that the 16th century had played an important role in the Reformation as well as in developing book printing. The representatives of both Eastern and Central Europe were actively involved in the process. The very first book printer among the Eastern Slavs was Francis Skarina of Polotsk who published his first book 500 years ago in Prague. A few decades later, Primus Truber, a famous Slovenian Reformation activist, used Skarina's fonts from the Prague printing house. A great number of Protestant editions was printed in the Slavic printing house in Bad Urakh, where Primus Truber was printing his books under the aegis of Baron Hans von Ungnad from 1559 to 1565. It should be noted that Nikolay the Black Radziwill, who was the Chancellor of the Grand Duchy of Lithuania, lords of the castle of Mir Il'inici and other Lithuanian nobles patronized the activities of that printing house among with German and Polish princes.
Key words: European Reformation, the origins of the Reformation, Hussites, Hieronymus of Prague, Francis Skarina, Abraham Kulva, Nikolay the Black Radziwill, Nikolay the Orphan Radziwill, Primus Truber, Baron Hans von Ungnad's Slavic printing house.
Информация о статье
Keller, O. B. Einige Episoden aus der Geschichte der Reformation in Württemberg und auf weißrussischen Territorien des Großfürstentums Litauen und später Polen-Litauen (Rzeczpospolita), В кн.: Proslogion: Проблемы социальной истории и культуры Средних веков и раннего Нового времени. 2018. Вып. 4 (2). С. 85-122.
Ольга Борисовна Келлер, доктор исторических наук, доцент кафедры истории Средних веков философского факультета Тюбингенского университета имени Эберхарда Карла; доцент кафедры истории Нового и Новейшего времени исторического факультета Белорусского государственного университета (72074, Deutschland, Tübingen, Geschwister-Scholl-Platz)
olga.keller@mail. ru
УДК 284.1
Как в немецком Вюртемберге, так и на белорусских землях Великого Княжества Литовского, а позднее Польши-Литвы (Речи Посполитой) нашла отражение Реформация. Здесь расцвет этого широкого общественного движения приходится на XVI век. В первую очередь, автором данной статьи сделана попытка осветить Реформацию и его истоки на белорусских землях Великого Княжества Литовского, а также установить возможную взаимосвязь между европейскими деятелями Реформации Вюртемберга и такого рас-
положенного к востоку от нее региона, как Великое Княжество Литовское, а позднее Польша-Литва (Речь Посполитая). Кроме того, нельзя не отметить и тот факт, что XVI век сыграл значимую роль как в деле Реформации, так и в сфере книгопечатания. В стороне не остались ни представители Восточной Европы, ни деятели Центральной Европы. Самым первым книгопечатником среди восточных славян был Франциск Скарина из Полоцка. Именно он напечатал 500 лет назад в Праге свою первую книгу. Через несколько десятилетий его шрифтами пражской типографии Франциска Скарины воспользовался и словенский реформатор Примус Трубер. В славянской типографии в Бад-Урахе, где по указанию и под эгидой барона Ганса фон Унгнада в период с 1559 по 1565 г. печатал свои книги Примус Трубер, в общей сложности было издано огромное число протестантской литературы, а в качестве меценатов типографии наряду с немецкими и польскими князьями выступили канцлер Великого Княжества Литовского Николай Раздивилл Черный и владельцы Мирского замка Ильиничи.
Ключевые слова: Европейская Реформация, истоки Реформации, гуситы, Иероним Пражский, белорусский книгопечатник Франциск Скарина, Авраам Кульва, канцлер ВКЛ Николай Радзивилл Черный, Николай Радзивилл Сиротка, словенский реформатор Примус Трубер, славянская типография барона Ганса фон Унгнада
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