Научная статья на тему 'Transliteration und Analyse zweier Textpassagen aus dem Chamail von Aleksander Aleksandrowicz: „Opisanie dni miesięcznych“ und „Jakiego dnia znajduje się dusza w człowieku“'

Transliteration und Analyse zweier Textpassagen aus dem Chamail von Aleksander Aleksandrowicz: „Opisanie dni miesięcznych“ und „Jakiego dnia znajduje się dusza w człowieku“ Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
POLSZCZYZNA PółNOCNOKRESOWA / ПОЛЬСКО-ЛИТОВСКИЕ ТАТАРЫ / БЕЛОРУССКИЕ ТАТАРЫ / РУКОПИСЬ XIX ВЕКА / ПОЛЬСКИЕ ТЕКСТЫ В АРАБСКОЙ ГРАФИКЕ / ВОСТОЧНОСЛАВЯНСКАЯ ИНТЕРФЕРЕНЦИЯ / ПОЛЬСКИЕ СЕВЕРНЫЕ ОКРАИННЫЕ ГОВОРЫ / POLISH-LITHUANIAN TATARS / BYELORUSSIAN TATARS / 19TH-CENTURY MANUSCRIPT / POLISH WRITTEN IN ARABIC SCRIPT / EAST SLAVIC INTERFERENCE

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Insa J. Klemme

В статье исследуется так называемый хамаил Александра Александрόвича, рукопись XIX века, возникшая в среде польско-литовских татар и хранящаяся ныне (без шифра) в библиотеке факультета арабистики и исламоведения Варшавского университета. Установлено, что рукопись написана арабицей на одном из польских диалектов и отражает восточнославянское языковое влияние, а также содержит некоторые архаизмы, в чём можно убедиться на основе публикации двух фрагментов рукописи, выполненной латиницей, и орфографического и фонематического анализа.

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This paper investigates the language of the so-called Aleksander Aleksandrowicz Chamail, a 19th-century manuscript by Polish-Lithuanian Tatars kept by the Departmental Library of Arabic and Islamic Studies at Warsaw University (without signatory). The manuscript’s main language has been identified as Polish written in Arabic script, although it contains traces of dialect, East Slavic interference and archaisms, as shown by the transliteration of two textual passages into Latin characters as well as by an accurate graphemic and phonemic analysis.

Текст научной работы на тему «Transliteration und Analyse zweier Textpassagen aus dem Chamail von Aleksander Aleksandrowicz: „Opisanie dni miesięcznych“ und „Jakiego dnia znajduje się dusza w człowieku“»

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Transliteration und Analyse zweier Textpassagen aus dem Chamail von Aleksander Aleksandrowicz: „Opisanie dni miesi^cznych" und „Jakiego dnia znajduje si^ dusza w czfowieku"

Транслитерация и анализ двух текстов из хамаила Александра Александровича: „Opisanie dni miesi^cznych" и „Jakiego dnia znajduje si^ dusza w czfowieku"

Insa J. Klemme

Slavisches Seminar Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau

Инза Дж. Клемме

Славянский семинар Фрайбургского университета им. Альберта и Людвига, Фрайбург-в-Брайсгау

Abstract

This paper investigates the language of the so-called Chamail of Aleksander Aleksandrowicz, a 19th-century manuscript by Polish-Lithuanian Tatars kept by the Departmental Library of Arabic and Islamic Studies at Warsaw University (without call number). The manuscript's main language has been identified as Polish written in Arabic script, although it contains traces of dialect, East Slavic interference and archaisms, as shown by the transliteration of two textual passages into Latin characters as well as by an detailed graphemic and phonemic analysis.

Schlüsselwörter

Polish-Lithuanian Tatars, Byelorussian Tatars, 19th-century manuscript, Polish written in Arabic script, East Slavic interference, polszczyzna polnocnokresowa

Ключевые слова:

польско-литовские татары, белорусские татары, рукопись XIX века, польские тексты в арабской графике, восточнославянская интерференция, польские северные окраинные говоры

1. EINLEITUNG

Seit dem Spätmittelalter siedeln die polnisch-litauischen Tataren, auch polnische, weißrussische, litauische oder Lipka-Tataren genannt, auf dem Gebiet des Großfürstentums Litauen, in das sie vor Unruhen fliehend oder als Kriegsgefangene infolge von Feldzügen gegen die Goldene Horde kamen. Schon bald begannen die Tataren sich sprachlich zu assimilieren, wozu das ihnen von Großfürst Witold verliehene Recht, einheimische christliche Frauen zu ehelichen, sicherlich - und eventuell auch das Heranziehen zum Militärdienst - beitrug. Ihre zu den Turksprachen gehörende Muttersprache legten die Tataren ab und nahmen statt ihrer die slavischen Varietäten an, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gesprochen wurden. Ihre Religion hingegen, den sunnitischen Islam, behielten sie bei und gaben sie von Generation zu Generation weiter. (Siehe zum historischen Hintergrund beispielsweise [Akiner 1978: 224-228; Borawski, Dubinski 1986: 27-41; Meredith-Owens, Nadson 1970: 141143; Tyszkiewicz 1989: 144-169]). In ebendiesen slavischen Varietäten verfassten die polnisch-litauischen Tataren ihre religiösen Schriften, und zwar in arabischer Schrift. Dies erklärt, warum dem Schrifttum der polnisch-litauischen Tataren von slavistischer Seite bis heute wenig Beachtung geschenkt worden ist: Die arabische Schrift stellte ein meist unüberwindliches oder doch nur mit Mühe und großem Zeitaufwand zu bewältigendes Hindernis dar. Es sind jedoch in den vergangenen Jahren vermehrt Untersuchungen und Editionen von Handschriften der polnisch-litauischen Tataren veröffentlicht worden, die Texte in transkribierter oder transliterierter Form enthalten,1 sodass dem interessierten Slavisten und der interessierten Slavistin vermehrt Material zur Verfügung steht.

Die dem vorliegenden Beitrag zugrunde liegende Handschrift, der Chamail2 von Aleksander Aleksandrowicz, wurde bisher nicht ediert. Sie befindet sich (ohne Signatur) im Besitz der Fachbereichsbibliothek für Arabistik und Islamwissenschaft am Orientalischen Seminar der Universität Warschau und wird auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert. Sie enthält arabische, turksprachige, polnische und in geringem Maße weißrussische Texte. Die in

1 Hier sind vor allem die Dissertationen von Halina Miskiniene [2001], Paul Suter [2004] und Shirin Akiner [2009] zu nennen sowie die Edition des Kitab Milkamanowicz durch Henryk Jankowski und Czeslaw Lapicz [2000].

2 Als Chamaile (ar. ^^ hamala 'tragen'; türk. hamail 'Amulett, Talisman z.B. winziger Koran in kleinem Behälter') werden Schriften von kleinem, handlichem Format bezeichnet, die von ihren Besitzern bei sich getragen wurden, um von ihnen jederzeit in praktischen Fragen des religiösen Alltags konsultiert werden zu können. Daneben unterscheidet man den vom Imam verwahrten großformatigen mollinski chamail (ar. maulan 'Herr, Schutzherr, Patron'; türk. molla 'Molla, Oberrichter, Gelehrter, Schreibkundiger') und den chamail faldzejski (ar. ^Vi fa'l 'gutes Vorzeichen, Omen'; türk.falci 'Wahrsager'), dessen Charakter voraussagender Art ist [Akiner 2009: 78; Drozd 2000b: 13-14].

diesem Artikel transferierten und untersuchten Texte der Handschrift (Text 1: Beschreibung der Monatstage, S. 6-14; Text 2: Wanderung der Seele im menschlichen Körper, S. 14-17) sind polnischsprachig. Beide Textstellen sind bereits unter inhaltlichen Gesichtspunkten von Arabisten bearbeitet worden: Text 1 wurde in Teilen von Mariusz Nowotczynski in einer unveröffentlichten Magisterarbeit über die geistige Vorstellungswelt der polnisch-litauischen Tataren behandelt [Nowotczynski 2004: 61-66] und Text 2 wurde von Marek M. Dziekan in einem die Handschrift vorstellenden Artikel beschrieben [Dziekan 1997: 31-32].

Inwiefern die Sprache des Chamail tatsächlich polnischsprachig ist und ob sich in ihr nicht auch Spuren anderer slavischer Varietäten, allen voran des Weißrussischen, finden lassen, soll die Transliteration der zwei ausgewählten Passagen in lateinische Buchstaben sowie eine sorgfältige graphematische und phonematische Analyse der Texte zeigen. Der hier abgedruckte Aufsatz besteht in weiten Teilen, wenn auch in überarbeiteter und leicht erweiterter Form, aus meiner im Sommersemester 2011 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eingereichten Magisterarbeit.3 Soweit nicht anders angegeben, wurden die Übersetzungen ins Deutsche von mir angefertigt.

2. BESCHREIBUNG DER HANDSCHRIFT

Der Chamail von Aleksander Aleksandrowicz (im Weiteren ChAl abgekürzt) wird auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert.4 Seine Maße betragen 17x10 cm, er umfasst 349, vermutlich erst nachträglich nummerierte, Seiten. Das verwendete Papier ist stark vergilbt und an einigen Stellen verfärbt; es stammt aus industrieller Produktion und trägt kein Wasserzeichen [Dziekan 1997: 28; Katalog 2000: 58]. Im Durchschnitt finden sich 17 Zeilen auf einer Seite, nur auf den Seiten 330-342 zählt man 21 Zeilen pro Seite. Die verschiedenen Kapitel sind jeweils durch eine zwei- oder mehrzeilige rote Linie voneinander getrennt, die Seiten 21-82, 110-111 sowie 142-143 sind rot gerahmt [Dziekan 1997: 28]. Für turk- und arabischsprachige Passagen wurde in der Regel

3 Die Magisterarbeit trägt den Titel „Der Chamail Aleksandrowicz. Die sprachwissenschaftliche Analyse einer Handschrift der polnisch-litauischen Tataren aus dem

19. Jahrhundert" und wurde von Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger (Slavisches Seminar, Freiburg) und Prof. Dr. Ulrich Rebstock (Orientalisches Seminar, Freiburg) betreut. Ihnen gebührt mein aufrichtiger Dank. Danken möchte ich auch Prof. Dr. Marek M. Dziekan (Orientalisches Seminar, Warschau), der mir eine Kopie des Chamail beschaffte und mich großzügig mit Literatur versorgte.

4 Leider war es mir nur möglich, einen flüchtigen Blick in die Handschrift zu werfen, nicht aber sie gründlich zu untersuchen. Angaben, die sich nur am Original, nicht aber an einer Schwarz-Weiß-Kopie feststellen lassen, beispielsweise die Papierqualität oder Farbgestaltung betreffend, entnehme ich den Beschreibungen von Dziekan und Drozd [Dziekan 1997: 28; Katalog 2000: 57-58].

schwarze Tinte benutzt und rote für polnischsprachige Kommentare und Erklärungen [ibidem].5 Als Verfasser wird Aleksander Aleksandrowicz6 aus Osmolowa/Asmolava7 in der Nähe von Nieswiez/Njasviz genannt: „Этотъ Хамаилъ писалъ Александръ Александр (sic)" (Original in Kyrillica8). Wie aus dem Kolophon einer anderen von Aleksander Aleksandrowicz verfassten Handschrift - des Kitab von Aleksander Aleksandrowicz von 18859 (im Weiteren KitAl 1885 abgekürzt) - hervorgeht, bekleidete er die Stelle eines Kollegiensekretärs und lebte auf einem Gutshof, den er sein Eigen nannte, im Gouvernement Minsk, das zu jener Zeit Teil des Russischen Reiches war:

тен свенти китаб власноренчне зеченти пйсац в 1883 а укончони в 1885 року децембра другего рабби-л-аввала шустего дна коллегй-йалним секретажем александрем йакуба синем александровйчем мешкайонцим ве власним фолварку осмолове мйнскей губернййи повату слуцкего клецкего стану. [Katalog 2005: 64]10

Dieses heilige Kitab wurde vom Kollegiensekretär Aleksandr Aleksand-rovic, Sohn von Jakub, wohnhaft auf seinem eigenen Gutshofe in Os-molova, Gouvernement Minsk, im Kreis Sluck, in der Gemeinde Kleck, 1883 eigenhändig zu schreiben begonnen und im Jahr 1885 am zweiten Dezember, am sechsten Tag des Rabbi-l-awwala,11 vollendet.

Allem Anschein nach ist Aleksander Aleksandrowicz ein wohlhabender und gebildeter Mann gewesen, der sich in seinen Mußestunden dem Verfassen

5 Drozd bezeichnet die Farbe der verwendeten Tinten als „br^zowy i czerwony", was darauf schließen lässt, dass die ursprünglich schwarze Tinte im Laufe der Zeit an einigen Stellen der Handschrift verblasst sein muss [Katalog 2000: 58].

6 Obwohl der Name in der Handschrift fast ausschließlich in arabischen Buchstaben und nur einmal in kyrillischen, aber keinmal in lateinischen Buchstaben geschrieben wird, wird hier in Anknüpfung an die Arbeiten von Szachno-Romanowicz [1997], Dziekan [1997, 2008], Drozd [Katalog 2000] und Nowotczynski [2004] an der polnischen Orthographie des Namens festgehalten.

7 Auch im heutigen Navahrudski Raen, Hrodzenskaja Voblasc', liegt ein Ort namens Asmolava. Hier aber ist Asmolava im Njasvizki Raen, Minskaja Voblasc', gemeint.

8 Außer dieser befinden sich weitere in Kyrillica geschriebene Anmerkungen am Ende der Handschrift (S. 347-349), einige in einer eigentümlichen Mischung aus lateinischen und kyrillischen Buchstaben.

9 Litauisches Nationalmuseum Vilnius, Signatur R-13.034; zuvor befand sich die Handschrift im Besitz des Muftiat Rzeczy Pospolitej (Signatur MRP-107) und gehörte danach zur Kollektion des Karaimischen Museums (Signatur KM-30). Die Handschrift wurde von Ekaterina Pokrovskaja im Katalog arabskoalfavitnych rukopisej litovskich tatar unter Eintrag Nr. 45 beschrieben [Katalog 2005: 64-70].

10 Das im Original in arabischer Schrift geschriebene Kolophon wurde von Pokrovskaja ins Kyrillische transliteriert [Katalog 2005: 64].

11 Wie ein Vergleich der beiden Daten, der 2. Dezember 1885 mit dem 6. Rabbi-l-awwala zeigt, bezieht sich das Datum christlicher Zeitrechnung auf den julianischen Kalender, vgl. http://www.oriold.uzh.ch/maliyya.html (17.07.2013).

oder Kopieren religiöser und folkloristischer Texte widmete. Das KitAl 1885 entstand vermutlich nach dem hier untersuchten Chamail, für dessen Beginn oder Fertigstellung in der Handschrift aufgrund des Fehlen eines Kolophons zwar kein Datum gegeben wird. In verschiedenen Notizen, die das familiäre Leben und das Leben auf dem Gutshof betreffen, sowie in Besitzeinträgen sind im ChAl aber Daten zu finden, die sich auf den Zeitraum von 1876 bis 1923 erstrecken. Die meisten Angaben beziehen sich dabei auf die Jahre von 1876 bis 1890, danach findet sich nur noch die Jahreszahl 1903 in einem Besitzvermerk auf dem Vorsatzblatt und auf Seite 348, in einem (kyrillischen) Vermerk über den Hausbau, die Jahreszahl 1923.

Eine weitere Handschrift, die Aleksander Aleksandrowicz zugerechnet wird, ist ein Chamail von 1865.12 Iwona Radziszewska schreibt über sie, sie sei in der sogenannten polszczyzna pölnocnokresowa, in der polnischen Varietät der nördlichen Randgebiete, geschrieben [Radziszewska 2009: 352]. Der Orientalist Stanislaw Szachno-Romanowicz, der den hier untersuchten Chamail im Jahr 1928 in Kleck13 von der Tochter Aleksander Aleksandrowiczs und Ehefrau des dortigen Imam, Jaköb Zdanowicz, erwarb, charakterisiert die Sprache der Handschrift folgendermaßen:

Czysto bialoruskich tekstöw nie ma, ale niektöry, zresztq bardzo nielicz-ne, sq pisane zargonem polsko-bialoruskim (...) J^zykiem zasadnicznym jest polski, w nim bowiem pisane sq wszystkie objasnienia i opisy.

[Szachno-Romanowicz, zitiert nach Dziekan 1997: 28]

Als Szachno-Romanowicz nach dem Zweiten Weltkrieg nach Großbritannien emigrierte, befand sich der Chamail von Aleksander Aleksandrowicz in seinem Gepäck. Nach seinem Tod und dem Tode seiner Frau schenkte ihre Tochter, Barbara Hirsz, die Handschrift dem Fachbereich für Arabistik und Islamwissenschaft am Orientalischen Seminar der Universität Warschau [Dziekan 1997: 27]. Seit 1997 befindet sie sich, ohne Signatur,14 in den Beständen des genannten Fachbereiches. Im Katalog von Drozd, Dziekan und Majda [Katalog 2000: 57-58] über tatarische Schriftdenkmäler wird der Chamail unter der Nummer 35 genannt und als typisches Beispiel für einen chamail faldzejski, eine Handschrift voraussagenden Charakters, angeführt. Eine Übersicht über den Inhalt der Handschrift gibt Dziekan [1997: 29-30]; sie sei im Folgenden abgedruckt. Für die orientalistische Leserschaft habe ich die Angaben dabei aus dem Polnischen ins Deutsche übertragen, für die slavistische Leserschaft hingegen habe ich Erläuterungen der aus dem Arabischen, dem

12 In Privatbesitz [Radziszewska 2008: 141, 2009: 347].

13 Kleck, Klecki Raen, Minskaja Voblasc'.

14 Inventarnummer 12460.

Persischen und dem Osmanisch-Türkischen stammenden Begriffe in Fußnoten angefügt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die historische Paginierung.

Vorsatzblatt: Familiäre Notizen;

S. 1-2: Od roznych szatanskich, fierejskich15, dzinijskich16 chorob17 a takze od wielkiegu szalu...'Von verschiedenen teuflischen, bösen und dämonischen Krankheiten ebenso wie von großem Taumel...';

S. 2: Wirtschaftliche Notizen in polnischer Sprache aus dem Jahr 1881;

S. 3-5: Schutzgebete in verschiedenen Sprachen mit Erläuterungen auf Polnisch;

S. 6-14: Opisanie dni miesiqcznych 'Beschreibung der Monatstage';

S. 14-17: Chcqc znac i wiedziec jakiego dnia znajduje si§ dusza w czlowieku 'Kennen und wissen wollend an welchem Tag sich die Seele im Menschen befindet';

S. 17: Schutzgebet in arabischer Sprache mit einem Kommentar auf Polnisch;

S. 17: Talsim18 mit einem Kommentar in polnischer Sprache;

S. 17: Gebet in arabischer Sprache mit Anweisungen auf Polnisch gegen Zahnschmerzen;

S. 18-19: Prophezeiungen: Omen anhand des Verhaltens von Raben;

S. 19: Volksglaube: Geklingel im Ohr;

S. 19: Familiäre Notizen (Geburt der Enkelin);

S. 20: Mekka od Medyny tylko o dwie mile na stronicy Koranu 156 'Mekka ist von Medina nur zwei Meilen [das steht] auf Seite 156 des Koran' (erste Zeile von Seite 20);

15 Ar. isj^fariy Nomen verbi zu ^j^fara 'erlügen, lügnerisch ersinnen'. Das Nomen verbi tritt nach Wehr [1977: 635,1] nur in der Phrase ga'a sai'an fariyan 'etwas Unerhörtes tun' auf; Jankowski und Lapicz [2000: 135] führen die Bedeutung „dziwny, dziwniak, odmieniec" an. Dziekan [1999: 10] sieht poln.-tatar. fierej in der Rolle von arab. jji. gul und arab. 'ifrit, also in Opposition zu poln.-tatar dzinn: Während ersterer den bösen Geist repräsentiere, sei zweiter sein guter Gegenpart. Nicht abschließend geklärt ist, wie sich pers. pari 'Fee, Engel' und türk. peri 'Fee' dazu verhalten. [Vgl. auch Akiner 2009: 171; Katalog 2005: 114].

16 Ar. ginn 'Dschinn, Dämonen'.

17 Dziekan [1997: 29] liest an dieser Stelle versehentlich poln. ochrona 'Schutz' statt horob (ijj^) von poln. chorob 'Krankheit' Gen.Pl.fem., was weder inhaltlich noch syntaktisch gesehen Sinn macht.

18 Ar. ^..Ak tilasm, Pl. dazu talasim 'Talisman, mit geheimnisvollen Sprüchen oder Schriftzeichen beschriebenes Siegel o.ä.; Zauberspruch'.

S. 20: Gebet „gegen Geschwüre", verbunden mit Fragmenten aus dem Koran, Gebeten in arabischer Sprache, magischen Zusammenstellungen und Buchstabenkombinationen aus dem arabischen Alphabet;

S. 20: Weiteres auf einer ähnlichen Zusammenstellung von Koranversen beruhendes Gebet „gegen Geschwüre" mit einem Kommentar in polnischer Sprache;

Sieben leere Blätter ohne Nummerierung;

S. 21-24: Vorschriften zu Gebeten und der rituellen Reinheit (Jesli kto chce o co Pana Bogaprosic 'Wenn jemand um etwas beim Herrgott bitten will'), verbunden mit dem Gebet Ya rigal al-'a'ib;

S. 24-27: Chcqc byc bieglym w nauce tajemnq rzecz wiedziec i w otpiewaniu19 mocnym byc 'Willens, in der Kunst, die geheime Sache zu sehen, bewandert zu sein und stark in der Rezitation zu sein';

S. 27-29: Tojest sennik. Chcqc znac i wiedziec, jesli ktorego dniajaki sen snic tydziesz i co on oznacza 'Dies ist ein Traumbuch. Kennen und wissen wollend, was für einen Traum du an welchem Tag haben wirst und was er bedeutet';

S. 29-36: To jest liczba dwunastu miesiqcy. Jesli rok b^dzie stal na alifu20 to mucharram21 przypada w czwartek... 'Dies ist die Zahl der zwölf Monate. Wenn das Jahr auf alif steht, fällt der Mucharram auf einen Donnerstag';

S. 37-38: Die unglückbringenden Tage eines Jahres nach den Monaten;

S. 38-43: Jesli kto chce znac dziennq i nocnq godziny [nach dem Stand der Sterne] 'Wenn jemand die Tages- und die Nachtstunden kennen will';

S. 44-49: Chcqc znac i wiedziec godziny dnia w jakim mianowicie czasie wypadajq godziny niechsiowe22 'Die Tagesstunden kennen und wissen wollend, in welche Zeit nämlich die unglückbringenden Stunden fallen';

S. 49: To jest ta duaja23, ktorq nalezy piec nad kurbanem24 raznqwszy barana od zarazliwego powietrza 'Dies ist jenes Gebet, das, nachdem der Hammel ge-schächtet worden ist, gegen eine ansteckende Seuche über dem Opfer gesungen werden soll';

19 Möglicherweise von russ. otpevat' moleben 'die Totenmesse lesen' abgeleitet, hier vermutlich im Sinne von 'aus dem Koran rezitieren, rezitieren' verwendet. Nowotczynski [2004: 38, Fußnote 63] schreibt, otpiewanie bedeute „czytanie odpowiednich modlitw lub fragmentöw Koranu w celach leczniczych" also das Lesen entsprechender Gebete oder Stellen aus dem Koran zu heilenden Zwecken.

20 Ar. alif 'Name des Buchstaben I, erster Buchstabe des arabischen Alphabetes'.

21 Ar. muharram 'Name des ersten Monats des muslimischen Kalenders'.

22 Ar. nahs 'unglücklich, unglückbringend, unheilvoll, von schlimmer Vorbedeutung' [vgl. Dziekan 2008: 82].

23 Ar. Ati du'a' 'Anrufung Gottes, Gebet, Bitte, Segenswunsch'.

24 Ar. qurban 'Opfer, Opfergabe'.

S. 50: Gebet zu Opfern für Kranke (Anweisungen auf Polnisch, Gebet in arabischer und türkischer Sprache);

S. 50-55: Jesli chcesz znac i wiedziec o chorym, jak dlugo chorym b^dzie (heilerische und quacksalberische magische Handlungen, auf S. 51 ein muhir25) 'Wenn du über einen Kranken kennen und wissen willst, wie lange er krank sein wird';

S. 55-140: Talismane, Amulette, Schutzgebete und magische Formeln in arabischer und türkischer Sprache, mit Anweisungen auf Polnisch; einige der Texte enthalten auch geheime magische Aufzeichnungen in arabischer Schrift;

Neun unbeschriebene Blätter (auf S. 15 in russischer Sprache: étot chamail pisal Aleksandr Aleksandr26);

S. 141-163: Piszqc planetny dualar27 (Anweisungen in polnischer Sprache, Fragmente aus dem Koran, Gebete sowie magische Formeln auf Arabisch und Türkisch) 'Ein Planeten-Dualar schreibend';

S. 164-173: To jestpierwszy planetny dualar 'Dies ist der erste Planeten-Dualar';

S. 174-179: To jest drugi planetny dualar 'Dies ist der zweite Planeten-Dualar';

S. 180: Unbeschrieben;

S. 181-227: Fortsetzung der Planeten-Dualare;

S. 227-273: Rezitationen28 für verschiedene Anlässe, Texte in polnischer, arabischer und türkischer Sprache;

S. 274 und die nächsten drei unpaginierten Blätter: Unbeschrieben;

S. 275-282: Chcqc znac i wiedziec, jak osiqgnqc fal29 alkuranowy 'Kennen und wissen wollend, wie das koranische Vorzeichen zu verstehen ist';

S. 282-328: Fortsetzung der Planeten-Dualare;

Dreizehn unbeschriebene und unpaginierte Blätter + S. 329 - unbeschrieben;

S. 330-333: Latwy sposób rozmnozenia drzew ogrodowych 'Eine einfache Art Obstbäume zu vermehren';

25 Ar. muhr 'Siegel, Stempel'; türk. mühür 'Siegel, Stempel'. Drozd [2000b: 12] beschreibt einen muhir als „dewocyjno-magiczny plansz", der das Innere von Wohnhäusern oder Moscheen schmücke und an der Grenze zwischen Schrifttum, Malerei und Kunsthandwerk zu verorten sei.

26 Siehe weiter oben, Abschnitt 2: Beschreibung der Handschrift, für die Angabe in Kyrillica.

27 Ar. Ati du'a', türk. dualar, Plural zu türk. dua 'Gebet, Fürbitte, Ruf'.

28 Bei Dziekan: otpiewanie, vgl. hierzu Fußnote 19.

29 Ar. ^Vi fa'l 'gutes Vorzeichen, Omen'.

S. 334-335: Ogolna wiadomosc o drzewach owocowych [...] i ich szczepie-niu 'Allgemeines Wissen über Obstbäume [...] und ihre Veredelung';

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S. 336-342: Jak szczepic 'Wie pfropfen';

S. 342: Sposob prqdkiego bielenia plotnia 'Ein Mittel zum schnellen Bleichen von Leinen';

S. 343: Unbeschrieben;

S. 344: Familiäre Notizen;

S. 345: Fal alifowy siedmioplanetny 'Die Alif-Deutung der sieben Planeten';

S. 345: Abzedowy30 fal siedmioplanetny 'Alphabetische Deutung der sieben Planeten';

S. 345: Fal alifowy siedmioplanetny 'Die Alif-Deutung der sieben Planeten';

S. 346: Abzedowy fal dwunastoplanetny 'Alphabetische Deutung der zwölf Planeten';

S. 347-349: Persönliche Notizen.

3. DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN SCHRIFTLICHER UND LAUTLICHER EBENE 3.1 Das Vokalsystem

Was die Verwendung und Wiedergabe der Vokale betrifft, so wird diese in den verschiedenen Handschriften der polnisch-litauischen Tataren sehr unterschiedlich gehandhabt. Dies ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass die arabischen Vokalzeichen bereits in ihrer Anwendung auf das Persische und das Osmanisch-Türkische eine beträchtliche Erweiterung ihres ursprünglichen Phonemwertes erfuhren. Durch die unterschiedliche Handhabung der Vokale haben sich im Schriftgebrauch der polnisch-litauischen Tataren nebeneinander verschiedene Systeme zur Wiedergabe des slavischen Vokalbestandes etabliert. Diese sollen hier aber nicht in summa aufgeführt werden, vielmehr soll an dieser Stelle nur die Umsetzung der Vokale im Chamail von Aleksander Alek-sandrowicz diskutiert werden.

3.1.1 Die graphische Darstellung des Phonems /a/

Das Phonem /a/ wird im ChAl auf drei verschiedene Arten dargestellt. Tabelle 1a zeigt diese drei Arten samt ihren Stellungsvarianten und die von mir verwendete Umschrift.

30 Ar. abgad 'Alphabet'.

Tabelle 1a: Graphische Darstellung des Phonems /a/

Position Grapheme Bezeichnung Umschrift

Anlaut ' ...I alif + alif superscriptum a

Inlaut I alif + alif superscriptum a

Auslaut ' l... alif + alif superscriptum a

Anlaut - alif superscriptum —

Inlaut ' alif superscriptum a

Auslaut ' alif superscriptum a

Anlaut - doppeltes alif superscriptum —

Inlaut '' doppeltes alif superscriptum a

Auslaut '' doppeltes alif superscriptum a

Die arabische Grammatik sieht die Setzung von I alif als diakritisches Zeichen zur alternativen Darstellung von Langvokalen vor. Dieses alif diacri-ticum wird wie ein Vokalzeichen über einen Konsonanten gesetzt (alif superscriptum)31 und besitzt nach arabischer Tradition denselben phonetischen Wert wie ein gewöhnliches I alif. Die Setzung von alif diacriticum hat sehr archaische Züge; heutzutage findet sie sich praktisch nur noch in koranischen Texten und in einigen wenigen arabischen lexikalisierten Wortformen [Brockelmann 1979: 6-7; Fischer 2002: 8]. Im ChAl dagegen dient ' alif superscriptum, entweder alleinstehend, verdoppelt oder über I alif gesetzt als einzige Art der Wiedergabe von /a/. Die häufige Setzung von alif superscriptum ist im Schrifttum der polnisch-litauischen Tataren überdies ein charakteristisches Merkmal für polnischsprachige Texte des 18. Jahrhunderts, worauf Antonovic [1968: 319320] als Erster hinwies. Auch Meredith-Owens und Nad son [1970: 153] und Suter [2004: 145-147] erwähnen das Vorkommen von alif superscriptum in von ihnen untersuchten Handschriften. Gänzlich ungebräuchlich scheint dagegen die im ChAl vorkommende Variante des doppelten alif superscriptum

31 Neben alif superscriptum existiert auch alif subscriptum, welches in der Handschrift aber nicht verwendet wird.

zu sein, findet sie bei den genannten Autoren doch keine Erwähnung. In Beispiel (1) sind alle drei graphischen Darstellungsvarianten des Phonems /a/, kursiv hervorgehoben, zu finden.

Beispiel (1):

Tsecego dnya mesonca Pan Büg Ädama i Eva z rayü vipravil i lüd proroqa v vnivec32 obrücil ten dzen na vsistqo nedobri33 (ChAl: 6)

3.1.1.1 Die Häufigkeit der verschiedenen Grapheme für das Phonem /a/ in

den untersuchten Texten Die Gründe, aus denen im ChAl drei verschiedene Grapheme für ein und dasselbe Phonem verwendet werden, lassen sich am einfachsten nachvollziehen, wenn man die Häufigkeit des Auftretens der Grapheme betrachtet und Auffälligkeiten daran näher untersucht. Tabelle 1b zeigt die prozentuale Verteilung des Phonems /a/ auf die drei Grapheme alif superscriptum, doppeltes alif superscriptum und I alif + alif superscriptum.

Tabelle 1b: Prozentuale Verteilung des Phomens /a/ auf die im ChAl vertretenen Grapheme

gesamt das Graphem I das Graphem das Graphem

in Prozent 100 74,2 17,9 7,9

in absoluten Zahlen 956 709 171 76

Mit weitem Abstand tritt am häuftigsten das Graphem I alif + alif superscriptum auf, es scheint die Regel für die Darstellung des Phon e ms /a/ darzustellen. Weitaus weniger häufig treten die Grapheme doppeltes alif superscriptum und alif superscriptum auf; sie kommen aber doch immer noch häufig genug vor, um ein System hinter ihrem Auftreten vermuten zu lassen. Untersucht man die graphematische Umgebung des doppelten alif superscriptum, so fällt auf, dass es nur in unmittelbarer Nähe der Grapheme ^ dal, j ra', j ze und 3 waw auftritt, die ihm als Träger dienen. Gemeinsam ist den vier Graphemen, dass sie nur mit dem vorhergehenden, nicht aber mit dem nachfolgenden Buchstaben verbunden werden können. Die Setzung eines doppelten alif superscriptum wird also aus dem Grunde notwendig, weil die Setzung eines I alif oder eines I alif + alif superscriptum, die nicht mit den vorhergehenden

32 Nowotczynski [2004: 65] liest in modernisierter Fassung „w niwecz", originalgetreu müsste es in polnischer Orthographie w wniwecz heißen.

33 Die deutsche Übersetzung der Zitate wird, um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, nicht im Text selbst gegeben; sie kann bei Bedarf im Anhang nachgeschlagen werden.

2013 №1

Graphemen ^ dal, j ra', j ze und 3 wäw verbunden werden können, den Schreib- und Lesefluss hindern würde. Neben den vier genannten Graphemen kennt das arabische Alphabet drei weitere Buchstaben, die nicht nach links verbunden werden können: I alif, ' däl, und j zäy. Wenn die Annahme zutrifft, dass das doppelte alif superscriptum aus rein orthographischen Gründen anstelle von I alif + alif superscriptum gesetzt wird, dann dürften I alif, ' (däl, und j zäy ebenfalls nicht in Verbindung mit I alif + alif superscriptum auftreten. (Nach der orthographischen und grammatischen Tradition des Arabischen können zwei I alif nicht nebeneinanderstehen, weswegen I alif in der Untersuchung vernachlässigt werden darf.) Die Grapheme ' (däl und j zäy tauchen im untersuchten Text jeweils nur viermal auf, jedes Mal ohne mit de m Phonem /a/ in Verbindung zu stehen. Die Vermutung, dass das doppelte alif superscriptum allein aus orthographischen Gründen, nämlich anstelle eines I alif + alif superscriptum, verwendet wird, bestätigt sich sornit.

Betrachtet man nach gleicher Vorgehensweise alif superscriptum, so lässt sich feststellen, dass es nur zusammen mit den Grapheinen ^ sin, j ra', 3 wäw und ( yä' vorkommt. Die Häufigkeit jedoch, mit der alif superscriptum über diese vier Grapheme gesetzt wird, verteilt sich höchst ungleich. So tritt alif superscriptum nur ein einziges Mal in Verbindung mit dem Graphem ^ sin auf, fünfmal mit dem Graphem j ra', zwölfmal zusammen mit dem Graphem 3 wäw und 56-mal mit dem Graphem ( yä'. Tabelle 1c gibt dieses Verhältnis wieder.

Tabelle 1c: Prozentuale Verteilung des Auftretens von aiffsuperscrptumin Verbindung...

gesamt ...mit dem Graphem ^ ...mit dem Graphem j ...mit dem Graphem 3 ...mit dem Graphem (

in Prozent 100 1,3 6,8 16,2 75,7

in absoluten Zahlen 74 1 5 12 56

Die eindeutige Mehrheit der Verbindung von alif superscriptum mit ( yä' legt nahe, dass es sich bei dieser Verbindung um die Regel handelt. Um" dies zu überprüfen, müssen die Fälle untersucht werden, in denen alif superscriptum nicht mit dem Graphem ( yä' einhergeht. So tritt alif superscriptum in Verbindung mit dem Graphem"j rä' viermal auf, und zwar jedes Mal im gleichen Wort: poln. orac 'pflügen'. Beispiel (2) gibt ein Beispiel für das Vorkommen der Form oräc.

Beispiel (2):

Sesnasti dzen bardzo dobri qoni bidlü zboze 1 inne zeci qüpoväc pse-däväc qüpoväc orac sac bronoväc sadi zasadzec [...] (ChAl: 11)

Insgesamt taucht das Wort poln. orac aber nicht vier-, sondern sechsmal auf: viermal wird es mit alif superscriptum und zweimal mit doppeltem alif superscriptum geschrieben. Der Schreiber scheint sich in Bezug auf die Schreibweise selbst nicht sicher zu sein. Vergegenwärtigt man sich, dass das doppelte alif superscriptum nur in Verbindung mit Graphemen auftritt, die nicht mit den ihnen folgenden Graphemen verbunden werden können - unter anderem also mit dem Graphem j ra' - so scheint es denkbar, dass die Schreibung von poln. orac mit alif superscriptum eine fehlerhafte Abweichung von der Schreibung von poln. orac mit doppelten! alif superscriptum ist. Auf die gleiche Weise lässt sich das Vorkommen von alif superscriptum in Verbindung mit dem Graphem 3 waw erklären: In dieser Kombination treten die Schriftzeichen elfmal auf, und zwar dreimal in psedäväc 'verkaufen', zweimal in horoväc 'krank sein', zweimal in qüpoväc 'kaufen' und jeweils einmal in cvärtego 'vierter', bronoväc 'eggen' und odäväc 'abgeben'. Führt man wie im obigen Beispiel die( Gegenprobe durch und fragt, wie oft dieselben Wörter mit einem doppelten alif superscriptum geschrieben werden, erhält man ein eindeutiges Ergebnis: Alle der eben genannten Wörter, außer odäväc, werden häufiger mit einem doppelten alif superscriptum als mit einem einfachen alif superscriptum geschrieben. So tritt die Form horoväc viermal, die Form qüpoväc sechsmal, psedäväc dreimal, bronoväc viermal und die Form cvärti einmal auf. Auch hier scheint es sich also um eine Abweichung von der Norm zu handeln, nach der alle Wörter mit einem doppelten alif superscriptum geschrieben werden müssten.

Nachdem das Auftreten von alif superscriptum mit den Graphemen j ra' und 3 waw als orthographische Fehler des Schreibers identifiziert worden ist, gilt es noch die Regel zu erklären, die besagt, dass alif superscriptum nur in Verbindung mit ( ya' auftritt. Dieser Regel kann man sich am besten durch einen Blick auf die noch verbleibende Ausnahme von der Regel annähern. So kommt die Verbindung von alif superscriptum mit dem Graphem ^ sin im Text nur ein einziges Mal vor, und zwar im Namen des Propheten Müsä (Beispiel (3)).

Beispiel (3):

Dvädzesti dzevonti dzen dobri Müsä proroq na Sinäy gürä tego dnya vstopil z rosqäzü Pänä Bogä 1 s Pänem Bogem rozmävyäl 1 cterdze-^ce dney bil nä nebe34 1 Pän Büg mü däl sventi zäqon dlyä izreälitov venc ten dzen nä vsistqo co dobri bez viyontqü (ChAl: 13)

34 Nowotczynski [2004: 65] liest in modernisierter Fassung „...i czterdziesci dni byl na niej..." - einen Flecken auf dem Papier mit einem diakritischen Punkt verwechselnd und das fatha im Auslaut übersehend - statt, wie es richtig heißen müsste, na niebie. Die Vorstellung, Moses sei im Himmel gewesen, bezieht sich auf Sure 7, 142: „Und wir verabredeten uns mit Mose (am Sinai) auf dreißig Tage und machten sie mit (weiteren) zehn voll. Damit betrug der Termin, auf den sein Herr sich (mit ihm) verabredet hatte, volle vierzig Tage" (Übersetzung Rudi Parets) [Paret 2007: 119].

Im selben Text wird der Name ein weiteres Mal aufgeführt, dieses Mal aber in der abweichenden Schreibweise Müsyä. Da der Name kein weiteres Mal vorkommt, lässt sich keine Tendenz zu einer der beiden Schreibweisen erkennen. Es lässt sich indes erkennen, dass die zweite Schreibung des Namens, Müsyä, derjenigen des Koran, Müsa, ähnlicher ist als die erste Schreibung, Müsä. Dies lässt zum einen darauf schließen, dass dem Schreiber zwar die koranische Schreibung des Namens bekannt war, nicht aber das im Auslaut des Wortes auftretende ^ alif maqsüra, das „gebrochene alif", das sich nur durch die Setzung von zwei diakritischen Punkten von ^ ya' unterscheidet. So hält sich der Schreiber anfangs an die vermeintlich koranische Schreibung Müsyä, um den Namen bei der zweiten Erwähnung phonetisch als Müsä wiederzugeben und damit zu hyperkorrigieren. Zum anderen kann dadurch geschlussfolgert werden, dass auch die Schreibung von alif superscriptum in Verbindung mit dem Graphem ^ sin eine die Regel bestätigende, nicht aber widerlegende Ausnahme ist.

3.1.2 Die graphische Darstellung des Phonems /e/

Das Phonem /e/ wird im ChAl durch das diakritische Zeichen'fatha ausgedrückt. In der Anfangsposition wird es von I alif getragen. Tabelle 2 zeigt die graphische Darstellung des Phonems /e/.

Tabelle 2: Graphische Darstellung des Phonems /e/

Position Graphem Bezeichnung Umschrift

Anlaut .J alif+fatha e

Inlaut fatha e

Auslaut fatha e

3.1.3 Die graphische Darstellung der Phoneme /i/ und /y/

Die Phoneme /i/ und /y/ werden differenziert und auf unterschiedliche Weise ausgedrückt. So wird das Phonem /i/ durch den Langvokal ^ ya' mit kasra dargestellt, während das Phonem /y/ allein durch kasra wiedergegeben wird. Tabelle 3 gibt einen Überblick über die graphische Darstellung der zwei Phoneme und ihre verschiedenen Varianten. Da das Phonem /y/ im Text nicht im Anlaut vorkommt, ist in der Tabelle nicht die Stellungsvariante aufgeführt, wie sie im Text zu finden ist, sondern vielmehr die Variante, wie sie gemäß der arabischen Grammatik zu erwarten wäre.

Tabelle 3: Graphische Darstellung der Phoneme /i/ und /y/

Position Graphem Bezeichnung Umschrift

Anlaut alif + ya' + kasra I

Inlaut ____x... ya' + kasra I

Auslaut ya' + kasra I

Anlaut alif + kasra —

Inlaut kasra i

Auslaut kasra i

Die präzise Differenzierung zwischen /i/ und /y/ kann anhand eines Auszuges aus dem ChAl nachvollzogen werden. Das erste Zitat stellt einen Transliteration aus dem Chamail dar, der zweite Abschnitt präsentiert ebendieses Zitat in moderner polnischer Orthographie. In Beispiel (4) sind diejenigen Wörter, die das Phonem /i/ (repräsentiert durch ^ ya' + kasra, transliteriert als i) beziehungsweise das Phonem /y/ (repräsentiert durch kasra, transliteriert als i) enthalten, durch Kursivsetzung in der Transliteration markiert, in der Fassung in modernisierter Orthographie sind sie unterstrichen. Beispiel (4):

Dvädzesti pervsi dzen bärdzo dobri prosbä cinic odzene qroic sic i obnävyäc täqoz v drogä yehäc qrev püscäc leqärstvo psimoväc tilqo nedobze vele nedoSeci müvic ä yesli dzecqo _se narodzi neverne müniä-fiqüm bendze i nehse stseze rüznih psigod ä yesli pomislna novina po-slisi to _se sprävdzi (ChAl: 12)

Dwudziesty pierwszy dzien bardzo dobry prosba czynic, odzienie kroic, szyc i obnawiac, takoz w droga jechac, krew puszczac, lekarstwo przej-mowac, tylko nie dobrze wiele niedorzeczy mowic. A jesli dziecko si§ narodzi niewierne muniafiqum b^dze i niech si§ strzeze roznych przy-god a jesli pomyslna nowina poslyszy, to si§ sprawdzi.

3.1.4 Die graphische Darstellung des Phonems /u/

Das Phonem /u/ kann auf drei unterschiedliche Arten dargestellt werden. Die erste Möglichkeit, /u/ darzustellen, liegt in der Verwendung des Graphems für den Langvokal 3 waw in Verbindung mit damma. Daneben existiert die Möglichkeit, /u/ allein durch das diakritische Zeichen ' damma auszudrücken.

Darüber hinaus kann 3 wäw ohne weitere Markierung als /u/ im Inlaut auftreten. Tabelle 4a führt die das Phonem /u/ repräsentierenden Grapheme in ihren Stellungsvarianten auf. Für die Form des Graphems ' damma gilt, dass sie, stünde sie im Anlaut, nach den grammatischen Regeln des Arabischen mit \ alif als Träger gebildet werden müsste.

Tabelle 4a: Graphische Darstellung des Phonems /u/

Position Grapheme Bezeichnung Umschrift

Anlaut alif + wäw + damma ü

Inlaut 9- ...j... wäw + damma ü

Auslaut 9■ wäw + damma ü

Anlaut (...\> alif + damma —

Inlaut ? damma u

Auslaut ? damma u

Anlaut — wäw —

Inlaut wäw ü

Auslaut — wäw —

3.1.4.1 Die Häufigkeit der verschiedenen Grapheme für das Phonem /u/

in den untersuchten Texten Um zu ermitteln, ob sich die phonetischen Werte der drei Grapheme ' damma, 3 wäw und 3 wäw + damma voneinander unterscheiden, müssen - wie bereits im Fall des Phonems /a/ geschehen - die Häufigkeit und die Umstände des Auftretens der Grapheme untersucht werden. Tabelle 4b zeigt die prozentuale Verteilung des Phonems /u/ auf die drei verschiedenen Grapheme.

Tabelle 4b: Prozentuale Verteilung des Phonems /u/ auf die im ChAl vertretenen Grapheme

gesamt das Graphem j ? das Graphem das Graphem 3

in Prozent 100 98,2 1,5 0,3

in absoluten Zahlen 329 323 5 1

Die Häufigkeit, mit der die Graphemverbindung 3 waw + damma (ü) auftritt, gibt Grund zur Annahme, dass es sich bei dieser Schreibweise um die reguläre Wiedergabe des Vokals /u/ handelt. Das Graphem ' damma (u) kommt dagegen insgesamt nur fünfmal vor, und zwar in den Wörtern do zdrovu 'Gesundheit'35, lub 'oder', studni 'Brunnen' Gen.Pl.fem. und vuysqä 'Armee, Militär' Gen.Sg.neutr. sowie in dem osmanisch-türkischen Lehnwort kuslü 'Mittag'. Von diesen fünf Wörtern treten zdrovu, vuysqä und kuslü einmalig auf. Die Wörter lub und studni werden öfter im Text erwähnt. So wird poln. lub ingesamt siebenmal erwähnt, von denen es einmal nur mit damma, aber sechsmal als lüb mit 3 waw + damma geschrieben wird. Das Wort poln. studnia tritt insgesamt viermal im Text auf, wobei es dreimal durch 3 waw + damma und nur einmal durch damma wiedergegeben wird. Das Vorkommen von damma zur Bezeichnung des Vokals /u/ scheint - außer im Falle von kuslü - willkürlich zu sein und von keinerlei phonetischer Differenz zu 3 waw + damma zu zeugen.

Ein einziges Wort nur, das das Graphem 3 waw (ü) zur Wiedergabe des Phonems /u/ enthält, ist im gesamten Text zu finden: Es ist das bereits genannte Lehnwort kuslü, das 3 waw im Auslaut enthält und dessen Schreibung aus dem Osmanisch-Türkischen übernommen wurde. Beispiel (5) - der vierte Tag aus der Beschreibung der Monatstage - zeigt die zwei verschiedenen /u/ repräsentierenden Grapheme 3 waw + damma (transliteriert als ü) und ' damma (transliteriert als u): Beispiel (5):

Cvärtego dnya mesoncä Häbilse närodzil ten dzen nä vsistqo co dobri prosba cinic listi prosbi do väznih osob pisäc posiläc slüb36 bräc vesele sprävoväc nove odzene qroic sic i obnävyäc dobze tilqo v drogä yehäc nevolno ä yesli tego dnyä zähorüye ä v dzesenc dni do zdrove nepsidze to dlügo horoväc pod strähem velkim bendze yed-näq do zdrovu37 psidze leqärstvo psimoväc dobze ä yesli dzecqo _se närodzi rozümne poyentne nävcone bogoboyne poslüsne i dlügovecne bendze (ChAl: 7)

35 Da die Präposition do den Genitiv verlangt, wäre hier die Form do zdrowia Gen.Sg.neutr. zu erwarten gewesen. Die stattdessen verwendete Form do zdrovu könnte sich durch einen Zusammenfall der Deklination der alten o- und der u-Stämme erklären. An anderer Stelle (siehe Beispiel (5)) findet sich auch die Form do zdrove.

36 Die konsequente Schreibung des Wortes poln. slub mit ^ sin statt mit ^ sin oder mit ta' im Anlaut erklärt sich durch die Zweifel, die es während der gesamten Epoche des Neupolnischen bezüglich der korrekten Aussprache der Konsonanten s, s, sz und z, z, z gegeben hat [Klemensiewicz 1974: 608; Stieber 1973: 112-113].

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37 Siehe Fußnote 35.

3.1.5 Die graphische Darstellung des Phonems /o/

Das Phonem /o/ wird im ChAl durch die Setzung des diakritischen Zeichens 3 fatha über waw dargestellt. Tabelle 5 zeigt die graphische Darstellung von /o/.

Tabelle 5: Graphische Darstellung des Phonems /o/

Position Grapheme Bezeichnung Umschrift

Anlaut alif + waw + fatha o

Inlaut waw + fatha o

Auslaut '3... waw + fatha o

Die Wiedergabe von /o/, das zuvor nicht von /u/ differenziert werden konnte, durch 3 waw + fatha stellt eine seit dem 17. Jahrhundert aufkommende und sich bis Ende des 18. Jahrhunderts durchsetzende Neuschöpfung der polnisch-litauischen Tataren dar [Antonovic 1968: 297-313; Suter 2004: 149].38

3.1.6 Die graphische Darstellung der Nasalvokale /e/ und /a/

Die zwei Nasallaute des Polnischen werden im In- und im Auslaut eines Wortes durch die Verbindung von ö fatha mit nün (en) für den vorderen Nasallaut und waw mit fatha und nün (on) für den hinteren Nasalvokal ausgedrückt. Tabelle 6a zeigt die Schreibung des vorderen Nasalvokals in arabischer Schrift, Tabelle 6b führt den hinteren Nasalvokal an.

Tabelle 6a: Graphische Darstellung des vorderen Nasalvokals /e/

Position Grapheme Bezeichnung Umschrift

Anlaut - fatha + nun -

Inlaut ..j.. fatha + nun en

Auslaut fatha + nun en

38 In einem arabisch-persisch-griechisch-serbischen Gesprächslehrbuch aus dem 15. Jahrhundert findet sich ebenfalls eine Differenzierung zwischen /u/, dargestellt als j waw mit damma, und /o/, dargestellt als waw mit damma gefolgt von alif [Lehfeldt 1989: 45-47]. In den Handschriften der bosnischen und der hercegovini-schen Muslime hingegen wird die Schreibung der Phoneme /u/ und /o/ grundsätzlich nicht unterschieden [Lehfeldt 1969: 93].

Tabelle 6b: Graphische Darstellung des hinteren Nasalvokals /a/

Position Grapheme Bezeichnung Umschrift

Anlaut - waw + fatha + nün -

Inlaut ...öi— waw + fatha + nün on

Auslaut waw + fatha + nün on

Ob die Graphemverbindungen 0 fatha + nün (en) und 03 waw + fatha + nün (on) als Nasalvokale /e/ und /ä/ gelesen werden oder aber lautlich als /en/ und /on/ interpretiert werden müssen, lässt sich am Schriftbild selbst nicht erkennen. Im Wortinneren werden beide Vokale geschrieben. Im Auslaut scheint jedoch nur der hintere Nasalvokal mehr oder weniger konsequent wiedergegeben zu werden, so zum Beispiel im Instr.Sg.fem. z zonon 'mit der Ehefrau' oder im Präsens.3Pers.Pl. povrücon 'sie kehren zurück'. Es findet sich aber auch die entnasalisierte Form Instr.Sg.fem. ceplo vodo 'mit warmem Wasser'.

Der vordere Nasalvokal /e/ wird im Auslaut dagegen nur in der zweimal vorkommenden Konstruktion cälen mesonc 'den ganzen Monat' und vereinzelt im Reflexivpronomen si§ durch 0 fatha + nün wiedergegeben. Weitaus häufiger als nasalisiert tritt si§ aber in entnasalisierter Form auftritt, wie Tabelle 7 zeigt.

Tabelle 7: Entnasalisierung des Reflexivpronomen si§

gesamt nasalisiert entnasalisiert

in Prozent 100 6,1 93,9

in absoluten Zahlen 98 6 92

In über 90% der Fälle ist si§ entnasalisiert. Nasalisiert tritt es an nur sechs Stellen auf, von denen einige den gleichen Wortlaut enthalten. Zweimal kommt die Verbindung dzecqo sen närodzi 'ein Kind wird geboren', dreimal to sen znäydze 'das findet sich wieder' und einmal obyävisen '[es] erfüllt sich' vor. Ob der Anlaut des auf das Reflexivpronomen folgenden Wortes dabei von einem Konsonanten oder einem Vokal gebildet wird, spielt für die Nasalisie-rung keine Rolle. Bemerkenswert ist, dass die nasalisierte Form von si§ nur in Text 1 vorkommt und auch hier nur in der ersten Hälfte des Textes.

Die unterschiedlich häufige Wiedergabe der Nasalvokale erklärt sich zum einen dadurch, dass § im 17. Jahrhundert dazu tendierte, außer in einigen kleinen Gebieten in ganz Polen denasalisiert zu werden [Stieber 1973: 97], und zum anderen durch die „Optionalität" von im Auslaut, die Stieber als Merkmal für die polnische Sprache des 18. und des 19. Jahrhunderts charak-

terisiert: „The optional character of § consists in the fact that in standard speech it appears word-finally entirely optionally (randomly) in some forms but not in others" [Stieber 1973: 104].

3.2 Das Konsonantensystem

Das dem ChAl zugrundegelegte System zur Bezeichnung von Konsonanten besteht aus 33 Graphemen, von denen einige nur in aus dem Arabischen, dem Persischen oder dem Osmanisch-Türkischen entlehnten Wörtern vorkommen. Tabelle 8 stellt alle Konsonantengrapheme unabhängig von der Häufigkeit ihrer Verwendung zusammen.

Tabelle 8: Das Konsonantensystem des Chamail von Aleksander Aleksandrowicz

Grapheme hier verwendete Transliteration Grapheme hier verwendete Transliteration

\ ' s

O b s

O n p z

O t c

O s t

g k z

c t '

C h t g

t h q

d A k

z S l

J z t m

j dz 0 n

r & h

ö z v

z y

s

3.2.1 Spezifische Grapheme der polnisch-litauischen Tataren

Ebenso wie das arabische Alphabet für die kongruente Wiedergabe persischer und osmanisch-türkischer Laute modifiziert werden musste, so waren auch die polnisch-litauischen Tataren gezwungen, das arabische Alphabet den Besonderheiten des Slavischen anzupassen. Die von ihnen vorgenommenen Neuerungen im Bereich des Konsonantismus bestehen vor allem in der Schöpfung neuer Schriftzeichen. Drei Grapheme wurden dem arabischen Alphabet hinzugefügt: ^ ce, 9 dze und 3 ze39 (Tabelle 9). Während die Buchstaben ^ ce und 9 dze weite Verbreitung im Schrifttum der polnisch-litauischen Tataren gefunden haben, trifft dies nicht auf das Graphem 3 ze zu. So wird 3 ze zwar von Meredith-Owens und Nadson [1970: 152] angeführt, verwunderlicherweise aber nicht von Akiner [2009], Antonovic [1968], Lapicz [1986] und Suter [2004], die, rechnet man die Zahl der von ihnen untersuchten Handschriften zusammen, gemeinsam über dreißig Manuskripte untersucht haben. Die Gründe dafür könnten in der ähnlichen graphischen Gestalt und im ähnlichen Lautwert der Buchstaben 3 ze und ^ liegen, die eine präzise Differenzierung für den Schreiber wie auch für den Leser schwierig macht. Tabelle 9 zeigt die drei von den polnisch-litauischen Tataren eingeführten konsonantischen Schriftzeichen und ihre von mir in der Transliteration verwendete Umschrift.

Tabelle 9: Konsonantische Grapheme der polnisch-litauischen Tataren

Grapheme Bezeichnung Umschrift

3 ze z

9 dze dz

ce c

3.2.2 Die graphische Darstellung der Phoneme /s/ und /s/

Auch das slavische Phonem /s/ kann durch verschiedene arabische Grapheme wiedergegeben werden: durch ^ sad, & ta' und ^ sin. Ein Blick auf Tabelle 11 zeigt, wie häufig /s/ in welcher graphischen Gestalt realisiert wird.

39 Die Bezeichnungen ce und dze wurden von mir bei Suter entnommen [Suter 2004: 140], die Bezeichnung ze ersann ich in Ermangelung existierender Bezeichnungen selbst.

Tabelle 10: Prozentuale Verteilung des Phomens /s/ auf die im ChAl vertretenen Grapheme

gesamt das Graphem das Graphem & das Graphem

in Prozent 100 44,0 33,0 23,0

in absoluten Zahlen 546 240 180 126

Die prozentuale Verteilung von /s/ auf die drei Grapheme ist wenig aufschlussreich. Während anhand einiger Beispiele leicht erkannt werden kann, dass ^ säd (s) ein hartes /s/ repräsentiert, wie in vsistqo 'alles', sloväm 'Wort' Instr.Sg.neutr., studni 'Brunnen' Nom.Pl.fem., scheinen sowohl & tä' (s) als auch ^ sin (s) ein palatales /s/ darzustellen. Erst ein genauerer Blick auf die 126 Wörter, die mit Hilfe des Graphems ^ sin wiedergegeben werden, offenbart, dass sich das Graphem auf einige wenige Wörter beschränkt. So tritt ^ sin allein 99-mal in Gestalt des Wortes yesli 'wenn' auf, zehnmal in Form von mesonc beziehungsweise mesoncä 'Monat' Nom.Sg.mask./Gen.Sg. mask., fünfmal in dem Zahlwort sedmü 'sieben' Gen.Sg., dreimal in zesnis 'träumen' Praes.2Pers.Sg., zweimal in düsä 'Seele' Nom.Sg.fem. und jeweils einmal in mesencnih 'monatlich' Gen.Pl., sventi 'heilig', südmi 'siebter', dzesonti 'zehnter', Müsyä, Müsä, Yüsüf. Von diesen Formen tritt düsä aber sehr viel häufiger in der Schreibung mit ^ sin auf, nämlich dreißigmal, und kann somit durch den Wegfall der diakritischen Punkte als orthographischer Fehler abgetan wer-den;40 zesnis kommt elfmal in der mit & tä' geschriebenen Variante vor und südmi wird an anderer Stelle mit ^ säd wiedergegeben. Ebenso wird dzesonti an anderer Stelle mit ^ säd, dzesont, geschrieben. Es kann also festgehalten werden, dass allein yesli, mesoncä, mesonc, mesencnih, sventi und sedmü - sowie die Eigennamen Müsyä, Müsä, Yüsüf, die hier außer acht gelassen werden dürfen - mit Hilfe des Graphems ^ sin dargestellt werden. Alle anderen Wörter werden sehr viel häufiger oder ebenso häufig mit ^ säd, & tä' oder ^ sin realisiert. Ein phonetischer Unterschied zwischen ^ sin und & tä' lässt sich nicht erkennen: Das Graphem ^ sin muss, nach der Art und Weise wie es im ChAl verwendet wird und in Bezug auf das slavische System, als Allograph von & tä' betrachtet werden. Auch Meredith-Owens und Nadson [1970: 154-155] sind der Meinung, dass in den von ihnen untersuchten Handschriften eines der beiden Grapheme, ^ sin oder & tä' ('s' und 'f in ihrer Umschrift), „überflüssig" sei.

40 Eine andere denkbare Erklärung wäre mazurzenie, das 'Masurieren', hier also die Aussprache von /s/ als /s/, das auch dem Weißrussischen nicht fremd ist [Rott-Zebrowski 1992: 76].

3.2.3 Die graphische Darstellung der Phoneme /z/ und /z/

Für die Wiedergabe des Phonems /z/ werden im ChAl die vier Grapheme k za', j zay, ± dal und ^ däd verwendet. Tabelle 10 zeigt das Vorkommen dieser vier Grapheme.

Tabelle 11: Prozentuale Verteilung des Phomens /z/ auf die im ChAl vertretenen Grapheme

gesamt das Graphem das Graphem das Graphem das Graphem

in Prozent 100 96,4 1,8 1,8 0,0

in absoluten Zahlen 225 217 4 4 0

In über 95% der Fälle wird /z/ durch das Graphem k za' (z) ausgedrückt, in jeweils nur 1,8% der Fälle wird /z/ durch j zay (z) und ^ dal (z) wiedergegeben. Das Graphem ^ dad (z) kommt in den untersuchten polnischsprachigen Texten nicht vor, da es aber einen Bestandteil des arabischen Alphabetes bildet, kann davon ausgegangen werden, dass es in arabischsprachigen Passagen der Handschrift und in arabischen Lehnwörtern verwendet wird. Die Wörter, in denen ^ dal verwendet wird, sind zle 'schlecht', vzento 'genommen' Part.Praet. und läzni 'Badehaus' Gen.Sg.fem., das zweimal im Text vorkommt. Bedenkt man die polnische Schreibweise der Wörter sowie deren (heutige) Aussprache, stellt man fest, dass es sich bei der Verwendung von ^ dal nicht um orthographische Willkür des Schreibers handelt, sondern dass ^ dal ein palatales /z/ darstellen muss.

Das Graphem j zay tritt an vier Stellen auf, von denen eine venzenya 'Gefängnis' Gen.Sg.neutr. ist. Das Wort venzenya enthält ebenfalls das Phonem /z/, sodass es mit ^ dal geschrieben werden sollte und es sich hierbei wohl um einen Fehler orthographischer Natur handelt. Ein weiterer orthographischer Fehler findet sich in der Schreibung des Wortes dobzi, das zweifellos dobzi 'gut' hätte heißen sollen und bei dem der Schreiber schlicht vergessen hat, den zweiten und den dritten diakritischen Punkt des Graphems ^ ze zu setzen. Zwei weitere Male wird j zay in dem persischen Lehnwort nämäz 'Gebet' verwendet. Von den genannten Graphemen wird j zay also nur für die Wiedergabe von Lehnwörtern verwendet, k za' realisiert das Phonem /z/ und ^ dal repräsentiert das Phonem /z/. In Beispiel (6) - der Beschreibung des zehnten Tages eines Monats - finden sich die Grapheme k za' (transliteriert als z), ^ dal (transliteriert als z) und j zay (transliteriert als z). Die Wörter, in denen sie vorkommen, sind kursiv hervorgehoben.

Beispiel (6):

Dzesonti dzen dobri Nüh proroq närodzilse v sväti posiläc slüb bräc vesele sprävoväc odzene qroic sic obnävyäc oräc bronoväc syäc i täq däley ä yesli zähorüye do osimnästü dni zdrüv bendze ä yesli dzecqo ^e närodzi scenslive bogoboyne i obicäyne bendze ä yesli sen zesnis v dvüdzestü dnyäh obyävise i mä bic pomislni ä yesli co poslisis novinä pomislnä ä yesli tego dnyä vzento do venzenya rihlo bendze ä üvolnonim tego dnyä glovä mic dobze ä yesli celädniq ücece to po-vrüci älbo co zginalo to_sen znäydze (ChAl: 9)

3.2.4 Die graphische Darstellung des Phonems /22/

Für die graphische Wiedergabe des Phonems /z/ bietet das Alphabet der polnisch-litauischen Tataren zwei Möglichkeiten. So kann /z/ entweder durch das persische Graphem j ze umgesetzt werden oder aber durch die Verwendung des Graphems 3 ze, das eine von den polnisch-litauischen Tataren eingeführte Neuerung darstellt. In Tabelle 12 wird die Häufigkeit der beiden Grapheme aufgeführt.

Tabelle 12: Häufigkeit der beiden das Phonem /2 / repräsentierenden Grapheme

gesamt das Graphem Ü das Graphem

in Prozent 100 45,0 55,0

in absoluten Zahlen 89 40 49

Wie die Tabelle zeigt, werden beide /z/ repräsentierenden Grapheme in ungefähr gleicher Häufigkeit verwendet. Dabei lässt sich kein Kriterium entdecken, weder orthographischer noch phonetischer Natur, aus dem sich eine Regel ableiten ließe, in welchem Fall /z/ durch j ze (z) realisiert wird und in welchem durch $ze (z). Zu den Wörtern, die konsequent mit j ze geschrieben werden, gehören beispielsweise dobze 'gut' (neunzehnmal), nälezi 'gehören' Praes.3Pers.Sg. (achtmal) und bzühü 'Bauch' Lok.Sg. (einmal); ausschließlich mit 3ze werden zum Beispiel zeci 'Sache' Nom.Pl.fem. (zehnmal), zboze 'Getreide' (dreimal) und ostrüznosci 'Vorsicht' Gen.Sg.fem. (zweimal) geschrieben. Von vierunddreißig Wörtern werden nur zonä 'Ehefrau' (dreimal) beziehungsweise zonon 'Ehefrau' Instr.Sg.fem. (einmal) und cen zqo 'schwer' Adv. (einmal) respektive cenzqä Adj.Nom.Sg.fem. (dreimal) sowohl als auch mit j ze und $ze geschrieben. Wenn auch keine Regel für die Verwendung der Grapheme j ze und $ze erkennbar ist, lässt sich also festhalten, dass sie nicht

willkürlich gesetzt werden und nicht miteinander austauschbar scheinen. Es lässt sich anhand der untersuchten Beispiele aber nicht erkennen, ob es sich bei j ze und 3 ze um Allographe handelt.41

Ferner ist bemerkenswert, dass sowohl j ze als auch 3ze nicht nur zur Wiedergabe des Phonems /z/, sondern in einigen Fällen auch zur Wiedergabe des stimmlosen postalveolaren Frikativs /s/ dienen. So werden tez und cenzqä (beide jeweils dreimal) mit Hilfe des Graphems j ze wiedergegeben, während taqoz (neunmal) und tegoz (einmal) sowie cenzqo (einmal) durch das Graphem 3 ze wiedergegeben werden. Andere Wörter, die das Phonem /s/ enthalten, werden dagegen ausnahmslos mit dem Graphem ^ sin geschrieben (siehe auch Abschnitt 3.2.5), was darauf hindeuten könnte, dass bei Schreibung der Wörter tez, takoz, tegoz und ciqzko beziehungsweise ciqzka orthographische Interferenz vorliegen könnte. In Beispiel (7) sind verschiedene, die Grapheme j ze (transliteriert als z) und 3 ze (transliteriert als z) enthaltende Wörter zu finden; es handelt sich bei dem Beispiel um die Beschreibung des zweiten Monatstages.

Beispiel (7):

Drügego dnyä mesoncä Pän Büg Eva zona dlyä Adämä stvozil ten dzen tez dobri v drogä yehäc qüpic psedäc nova odzene qroic sie i obnävyäc slüb bräc vesele sprävoväc dobze tilqo yesli qto v ten dzen zähorüye ä zä cteri dni nevizdroveye to pod «mertelnim strähem bendze ä yesli teye noc sen zesnis roqüye nä dobro ä yesli dzecqo_se närodzi üpärte qrnonbrne i rodzicem psecivne ineposlüsne bendze ä yesli co zgine lüb qto co üqrädne to_se znäydze (ChAl: 6)

3.2.5 Die graphische Darstellung des Phonems /f/

Der polnische Digraph rz, der ursprünglich das Phonem /?/ bezeichnete, wird abhängig von seiner Lautumgebung entweder stimmlos mit Hilfe des Graphems ^ sin realisiert oder stimmhaft durch die Grapheme j ze und 3 ze wiedergegeben, wobei sich keine Präferenz für eines der beiden Grapheme erkennen lässt. Die Umsetzung von /?/ als /s/ oder /z/ beweist, dass die Handschrift zu einem Zeitpunkt entstanden sein muss, zu dem das Phonem /?/ in der polnischen Sprache bereits zugunsten von /s/ und /z/ aufgegeben worden war, was im Verlaufe des 18. Jahrhunderts geschah, wenn auch nicht überall zur gleichen Zeit [Stieber 1973: 109-110].

41 Wie bereits weiter oben erwähnt, wird das Graphem -ze in den Studien von Akiner [2009], Antonovic [1968], Lapicz [1986] und Suter [2004] nicht berücksichtigt. Bei Meredith-Owens und Nadson wird das Graphem zwar aufgeführt, sein Lautwert wird aber als identisch mit dem des Graphems j ze bewertet und deswegen wie dieses als ze wiedergegeben [Meredith-Owens, Nadson 1970: 152].

3.2.6 Die graphische Darstellung von Palatalitat

Eines der charakteristischen Merkmale der slavischen Sprachen ist die Palata-litätskorrelation - ein Charakteristikum, das die arabische Sprache nicht teilt. Um also die Palatalität eines Konsonanten in arabischer Schrift auszudrücken, bedarf es einigen Einfallsreichtums. Die gleiche Notwendigkeit, Palatalität auszudrücken, bestand auch bei der Wiedergabe des Osmanisch-Türkischen in arabischer Schrift, wobei sich die Türken der Art von Opposition bedienten, die die arabische Sprache kennt: derjenigen der emphatischen gegenüber den nicht-emphatischen Konsonanten. Ebendieser Methode für die Kennzeichnung von Palatalität bedienten sich auch die polnisch-litauischen Tataren. Das Graphem für einen emphatischen Konsonanten repräsentiert ein hartes Phonem, das Graphem für einen nicht-emphatischen Konsonanten ein weiches Phonem. Die emphatischen Konsonanten des Arabischen sind ^ sad, ^ dad, ^ ta', k za' und £ qaf [Brockelmann 1979: 18ff.; Fischer 2002: 18-19]. Diese können in Opposition zu ihren nicht-emphatischen Entsprechungen gesetzt werden, wie folgende Gegenüberstellung für den Konsonantismus im ChAl zeigt:

Tabelle 13: Gegenüberstellung der emphatischen und nicht-emphatischen Konsonantengrapheme zur Wiedergabe der Palatalitatskorrelation im ChAl

Emphatischer Konsonant (nicht-palatal) Transliteration Lautwert Nichtemphatischer Konsonant (palatal) Transliteration Lautwert

^ sad s /s/ & ta' s /s/

^ sin s /s/

k za' z /z/ ^ dal z /z/

£ qaf q /k/ & kaf k /k'/

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Suter [2004: 143] führt außerdem die Opposition von ^ dad (emphatisch) und j zay (nicht-emphatisch) für die Wiedergabe von /z/ und /z/ an. Da in den untersuchten Texten des ChAl ^ dad kein einziges Mal vorkommt und j zay nur in dem arabisch-persischen Lehnwort nämäz auftritt - beide Grapheme im ChAl also nicht für die Wiedergabe des Slavischen verwendet werden - , spielen sie hier für die Darstellung von Palatalität keine Rolle.

Die Nutzung der Opposition emphatischer und nicht-emphatischer Konsonantengrapheme im arabischen Alphabet erlaubt es, die Palatalität der Phoneme /k'/, /s/ und /z/ schriftlich auszudrücken. Die Palatalität der Bilabiale /b'/, /p'/ und /m'/ und der Labiodentale /f'/ und /v'/ sowie die Palatalität

von /c/, /dz/, /g'/, /l'/ und /n'/ wird nicht im Schriftbild festgehalten. Anhand der Beschreibung des ersten Monatstages aus dem ChAl kann die Umsetzung von Palatalität in arabischer Schrift nachvollzogen werden. Im Folgenden (Beispiel (8)) ist der Originaltext einer Fassung in moderner polnischer Orthographie gegenübergestellt; im modernisierten polnischen Text sind ausschließlich die palatalen Konsonantengrapheme unterstrichen, die die arabische Schrift im Originaltext nicht auszudrücken vermag. Beispiel (8):

Pervsego dnya mesonca Pän Büg stvozil pervsego cloveqa Adämä ten dzen bärdzo dobri prosbä zanosic slüb bräc vesele sprävoväc v drogä yehac qüpic psedäc nove odzene qroic sic i obnavyac yednim slovem nä vsistqo dobze tilqo yesli qto zähorüye ve dvä dni zdrüv nebendze to cäli mesonc horoväc potim vizdroveye täqoz yesli tego dnya dzecqo _sen närodzi nävcone dobrih obicäyov dlügovecne i bogäte bendze ä yesli tey noci sen zesnis roqüye nä dobro ä yesli co zgine to ^en znaydze ' ' ' ' ' (ChAl: 6)

Pierwszego dnia miesiqca Pan Bog stworzyl pierwszego czlowieka Adama. Ten dzien bardzo dobry prosba zanosic, slub brac, wesele sprawowac, w droga jechac, kupic, sprzedac, nowe odzienie kroic, szyc42 i obnawiac. Jednym slowem na wszystko dobrze, tylko jesli kto zachoruje w dwa dni, zdrow nie bqdzie to caly miesiqc chorowac potym wyzdrowieje. Takoz jesli tego dnia dziecko si§ narodzi nauczone, dobrych obyczajow, dlugo-wiecznie i bogate bqdzie. A jesli tej nocy sen zesnisz, rokuje na dobro a jesli co zginie to si§ znajdzie.

4. WORTSCHATZ, MORPHOLOGIE UND SYNTAX 4.1 Wortschatz

Im Wortschatz des ChAl fallen einige Wörter auf, die entweder aus der polsz-czyzna polnocnokresowa, dem polnischen Dialekt der nördlichen Randgebiete, oder aber aus dem Weißrussischen stammen. Eine genaue Differenzierung wird dabei durch das meist nur einmalige Auftreten der Wörter erschwert.

4.1.1 obnawiaC

An vielen Stellen und stets in Verbindung mit der Phrase odzene qroic sic tritt das polnische Verb obnawiac im ChAl auf. Bereits um die Wende des 19. Jahr-

42 Nowotczynski [2004: 61] liest „...nowe odzienie kroic, siac i obnawiac...", was 'neue Kleidung nähen, liegenlassen und ausbessern' bedeuten würde. Dieser Fehler scheint der Flüchtigkeit geschuldet zu sein, da das Wort siac an anderen Stellen durchaus vorkommt. Dort aber trägt es die Bedeutung 'säen'.

hunderts war obnawiac, dessen perfektive Form obnowic lautet, wenig gebräuchlich [SJP III: 490-491, 629-631]. Es bedeutet: „1. |43 odnowic, od-swiezyc, odrestaurowac (...); 2. rzecz nowa uzyc po raz pierwszy (...)" [ibidem]. Heutzutage scheint es vollkommen außer Gebrauch gekommen zu sein. No-wotczynski [2004: 61] vermutet hinter obnävyäc die Form poln. odnawiac, die unter anderem auch zrobic nowym, przywrocic do nowosci, odswiezyc, odrestaurowac, wyporzqdzic 'neu machen, Neuheit wiederherstellen, auffrischen, restaurieren, herrichten' bedeuten kann und sich ebenso wie obnawiac durch od + nowic herleiten lässt. Das Siownik staropolski [SSP V: 359,1] erläutert obnawiac dagegen wie folgt: „na nowo cos robic, powtarzac, iterare, repetere" 'aufs Neue etwas tun, wiederholen, von Neuem vornehmen'. Bei Linde sind unter dem Lemma obnowic außerdem die Formen poln. obnowiciel und obno-wicielka 'der Erneuerer, die Erneuerin' aufgeführt [SLinde III: 402,2]. Des Weiteren wird dort auf russ. obnovit' und obnovljat' beziehungsweise obnovitel' in derselben Bedeutung hingewiesen [ibidem]. Auch das Weißrussische verfügt über eine poln. obnawiac entsprechende Form, nämlich wruss. abnavic' [SBR 1962: 33,1]. Während poln. obnawiac im Gesamtpolnischen gegen Ende des 19. Jahrhunderts kaum mehr verwendet und verstanden worden ist, scheint es unter Wirkung des Russischen und/oder des Weißrussischen in den kresy, den ehemals zu Polen gehörenden Ostgebieten, länger in Gebrauch gewesen zu sein.

4.1.2 geba

Verwundern mag den modernen Leser oder die moderne Leserin das in der Beschreibung der Seelenwanderung vorkommende Wort gqba, das heutzutage nur noch im pejorativen Sinne von 'Maul' verwendet wird. Das seit dem 15. Jahrhundert im Polnischen nachgewiesene Wort bezeichnete ursprünglich neben dem 'Maul' auch das 'Gesicht' oder den 'Mund' [Borys 2005: 158,2]. Besonders weite Verbreitung fand das Wort gqba im 16. Jahrhundert [Ban-kowski 2000: 419,2], bis heute ist es in zahlreichen Dialekten vorhanden [vgl. SGP II: 67,1-68,1]. Bei Linde werden für gqba die Bedeutungen 'Maul' und 'Mund' angegeben [SLinde II 35,1-36,2] und im Weiteren wird darauf hingewiesen, dass: „dieses Wort [in den Redensarten] bald in der Bedeutung eines Theils des Gesichts, bald mit Rücksicht auf den Mund, als Werkzeug des Essens, bald mit Hinsicht auf ihn als Werkzeug des Sprechens gebraucht" wird (ibidem). Über die Verwendung des Wortes im Chamail lässt sich festhalten, dass es als 'Mund' verstanden werden muss, wie die Textstelle v genbe mendzi zenbomä44 'im Mund zwischen den Zähnen' zeigt und dass es wenig Aufschluss über den Entstehungsort oder die Entstehungszeit der Handschrift gibt.

43 Das Zeichen f steht hier für staropolski 'Altpolnisch'.

44 Zur Form zenbomä siehe weiter unten, Abschnitt 4.2.2.

4.1.3 lob, leb

Bei der Betrachtung des Textes zur Seelenwanderung fällt in der Schilderung des zwölften Tages die Verwendung der Form ve Ibe ins Auge. Da das Wort im Lok.Sg. steht, kann anhand der im Text verwendeten Form allein nicht erkannt werden, ob es sich um ostsl. lob oder um poln. leb handelt - sowohl lob als auch leb verlieren im Lok.Sg. ihren „flüchtigen" Vokal. Das Wort leb ist seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Gesamtpolnischen nachgewiesen, wo es die Bedeutung 'Tierschädel' trägt oder in herabsetzender Weise auch für 'menschlicher Schädel' verwendet wird [Bankowski 2000: 97,2; Borys 2005: 298,2]. Da der vorliegende Textausschnitt aber die Seelenwanderung im menschlichen Körper behandelt, kann ausgeschlossen werden, dass die verwendete Form einen Tierschädel bezeichnet. Sie könnte indes sowohl ostsl. lob 'Stirn' als auch poln. leb 'Schädel' darstellen. Gegen die zweite Variante spricht, dass an anderen Stellen des Chamails ausschließlich poln. glowa für die Bezeichnung des Kopfes benutzt wird. So befinde sich die Seele am elften und am sechzehnten Tag eines Monats v glove 'im Kopf' (Text 2), und am zehnten Tag und am zwölften Tag sei es gut, sich den Kopf zu waschen, glovä mic (Text 1). Besonders augenfällig ist, dass ve lbe im Text unmittelbar auf v glove folgt, als handelte es sich hier um eine Präzisierung: zuerst befindet sich die Seele im Kopf und dann, am nächsten Tag, in der Stirn. Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt in der Verwendung von ve lbe 'in der Stirn' also ein Ostslavismus oder Regionalismus vor, der anstelle von poln. czolo benutzt wurde. Diese Vermutung wird auch durch die Erklärung des Podrqcznik czystej polszczyzny dla Litwinow i Petersburszczan gestützt, dass, wenn über die menschliche Stirn gesprochen wird, leb nur in verächtlicher oder scherzhafter Weise zu verwenden sei „leb po polsku mowi si§ o czole ludzkiem tylko po-gardliwie lub zartobliwie" [Karlowicz 1984: 49]. Die Form ve lbe sollte hier also mit 'in der Stirn' übersetzt werden.

4.1.4 Sciegno, scjahno

In der Beschreibung des siebten und des neunundzwanzigsten Tages über die Wanderung der Seele im Körper finden sich die Formen Lok.Sg.neutr. scehne und Instr.Pl.neutr. scohnami. In Bezug auf den menschlichen Körper könnte sich der des Polnischen Mächtige an poln. sciqgno erinnert fühlen, dessen heutige Bedeutung 'Sehne' allerdings nicht in den Kontext passen will. Unter dem Eintrag sciegno indes informiert das Slownik etymologicznyjqzyka polskiego, dass sciegno wahrscheinlich dem Wort sciegno nachempfunden wurde und dass dieses wiederum „früher, seit dem 17. Jahrhundert" verwendet wurde, um den „fleischigen Teil der Hüfte" zu bezeichnen [Borys 2005: 613,2]. Im Wörterbuch von Linde [SLinde V: 230,2] wird für sciegno beziehungsweise sciegno außerdem die Bedeutung 'Schenkel' angegeben: „Sciegno est ud, der

Schenkel, aliis kirsc, das Hüftbein" [kursiv im Original]. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts sei dieses Wort bereits vollkommen ungebräuchlich gewesen [ibidem]. Ebendiese Bedeutung 'Hüfte, Schenkel' trägt im Weißrussischen das Wort scjahno, Pl. scehny [SBR 1962: 907,1], was die im ChAl verwendete Pluralform scohnäml erklärt, nicht aber die Singularform scehne: Während die Form Instr.Pl.neutr. scohnäml eindeutig von wruss. scehny herzuleiten ist, scheint es sich bei der Form Lok.Sg.neutr. scehne entweder um eine dialektale Form von wruss. scjahno zu handeln oder - unter angenommer ostslavischer Wiedergabe von /g/ als /h/ - um poln. sciegno. Es scheint fast, als habe der Schreiber die sich in ihrer Lautgestalt ähnlichen und inhaltlich deckungsgleichen Wörter nicht mehr scharf unterscheiden können.

4.1.5 nävcone (nävuq, nävucone)

Ein weiteres Wort, das nicht nur als ostslavisch, sondern eindeutig als weißrussisch identifiziert werden kann, ist nävcone 'gebildet, gelehrt'. Das Schriftbild des Wortes könnte zwar auch näücone transliteriert werden, diese Transliteration widerspräche aber der Beobachtung, dass die Kombination von 3 waw + damma zur Wiedergabe von /u/ im ChAl die Regel darstellt und 3 waw nur in dem Lehnwort kuslü als /u/ auftritt (siehe Abschnitt 3.1.4.1). Interessanterweise finden sich demgegenüber aber auch die Schreibweise näücone und die Form näüq 'Lehre, Wissenschaft, Studium' Gen.Pl.fem., die beide ein ' damma über 3 waw tragen, sodass 3 waw als Langvokal gelesen werden muss. Eine andere mögliche Lesart der beiden Formen könnte allerdings, unter Auflösung der Verbindung von 3 waw + damma, nävuq respektive nävucone lauten. (Wie weiter oben gezeigt, lässt sich zwischen den Graphemen 3 waw + damma und ' damma kein phonetischer Unterschied feststellen, siehe Abschnitt 3.1.4.1.) Diese Lesart würde auf einen weißrussischen Einfluss deuten, ist doch der Einschub eines prothetischen Lautes vor hinteren Vokalen typisch für das Weißrussische [Wexler 1977: 159-160].

4.1.6 kanävä

In der Beschreibung des elften und des sechzehnten Monatstages findet sich die Phrase stüdnl yämi qonävi qopäc 'Brunnen, Löcher und Gräben graben' beziehungsweise doli yami qonävi l studnl qopäc 'Gruben, Löcher, Gräben und Brunnen graben'. Hinter dem Wort qonävi verbirgt sich dabei russ./wruss. kandva 'Kanal, Graben', das von Kurzowa [1993: 367] in Form von kanawa zu den Regionalismen der polszczyzna pölnocnokresowa gerechnet wird. Bemerkenswert an qonävi ist die Schreibung von /o/ statt /a/ in der unbetonten Position, in der diese Phoneme eigentlich nicht unterschieden werden. In der irrtümlichen Annahme, das unbetonte /a/ sei bereits ein Resultat von vollzogenem Akan'e, verwandelt der Schreiber /a/ in /o/ und hyperkorrigiert das

Wort dadurch - diese Art der „Hyperkorrektheit" ist für die polszczyzna pöl-nocnokresowa, in einigen Fällen seit dem 17. Jahrhundert, hinreichend belegt [Kurzowa 1993: 86-87, 229-230; Nitsch 2006: 32-33; Turska 1983: 17].

4.1.7. zagabac

Das Verb zagabac findet sich im Wörtebuch von Linde unter dem Lemma zagabnqc, dessen perfektiven (!) Aspektpartner es darstellt [SLinde VI: 750,1] und die Bedeutungen poln. zaczepic, zachwycic, zarwac beziehungsweise „anpacken, anzapfen, angreifen, ergreifen, erwischen" trägt (ibidem). Kurzowa [1993: 452] führt außerdem die Bedeutung poln. napastowac 'bedrängen, belästigen' für zagabac an, in der es offensichtlich auch im ChAl verwendet wird, beispielsweise in der Beschreibung des zehnten Tages der Seelenwanderung. Oftmals wird das Verb dem Altpolnischen zugerechnet (ibidem), wo es allerdings „pozwac do sqdu, in ius vocare" 'vorladen, verklagen' bedeutete [SSP XI: 69,2]. Kurzowa klassifiziert zagabac denn auch nicht als Altpolnisch, sondern als einen lexikalischen Archaismus, der sich in der Sprache der polszczyzna pölnocnokresowa erhielt [Kurzowa 1993: 452]. Dass es sich bei zagabac um einen archaischen Regionalismus handeln muss, bestätigen auch die Angaben von Karlowicz, der zagabac im Dialekt von Augustow und im Dialekt der litauischen Polen ausmacht [SGP VI: 276,2].

4.2 Morphologie

Was die Morphologie des Substantives betrifft, so werden im Folgenden die Bildung des Akkusativ Singular femininum, die Dualendungen des Lokativ Singular femininum und des Instrumental Plural maskulinum sowie die Verwendung der Ordinalzahlen 12, 20 und 21 im ChAl untersucht. In Bezug auf die Morphologie der Verben wird die Futurbildung dargestellt. Ausgewählt wurden diese Themen, um einen möglichst breiten Einblick in die Morphologie des Textes zu bieten. Zweifelsohne wird das Auge eines geübten Dialekto-logen oder einer geübten Dialektologin weitere beschreibenswerte Gebilde im Text entdecken.

4.2.1 Akkusativ Singular femininum

Die Endung des Akk.Sg.fem. wird, anders als zu erwarten gewesen wäre, nicht durch die Endung ö fatha mit nün (en) für den Nasalvokal % (oder entnasali-siert -e) markiert, sondern mithilfe der Grapheme \ alif + alif superscriptum und doppeltes alif superscriptum als ä respektive a wiedergegeben; die Unterscheidung zwischen den beiden Graphemen wird dabei allein von orthographischen Faktoren bestimmt. Beispiele für die Verwendung des Akk.Sg.fem. im ChAl sind glova mic 'den Kopf waschen', bendze myäl ohotä 'er/sie/es wird

Lust haben', prosba zanosic 'eine Bitte überbringen', v droga yehac 'auf eine Reise gehen' und Pan Büg Eva zona dlyä adama stvozil 'der Herrgott erschuf Eva, eine Ehefrau für Adam'. Dieser Zusammenfall von Nominativ und Akkusativ im Sg.fem. ist kennzeichnend für das in Litauen und Weißrussland gesprochene Polnisch [Turska 1983: 17; Urbanczyk 1962: 45] und lässt sich nach Meinung von Nitsch [2006: 33] auf den Einfluss weißrussischer und möglicherweise auch litauischer Varietäten zurückführen: So kann die Endung des Akk.Sg.fem. -a durch weißrussisches Akan'e, durch das ein denasalisiertes zu -a wird, plausibel erklärt werden. Im Litauischen dagegen liegt im Nom.Sg.fem. und im Akk.Sg.fem. eine Homonymie der Formen vor, beide enden auf -a (ibidem), sodass zumindest die Möglichkeit litauischen Einflusses nicht ausgeschlossen werden kann. Die Endung des Akk.Sg.fem. -a statt kommt in einigen Quellen zur polszczyzna pölnocnokresowa wie den Akty iz-davaemye Vilenskoju Archeograficeskoju Komissieju seit Beginn des 17. Jahrhunderts vor, in anderen ist sie erst seit dem 18. Jahrhundert zu finden [Kur-zowa 1993: 264-265].

4.2.2 Dualendungen: Lokativ Singular fem. -uund Instrumental Plural mask. -oma In der Beschreibung der Seelenwanderung finden sich insgesamt zwei Wörter, deren Endungen ursprünglich dem Dual eigen waren; eines davon ist poln. rqka 'Hand'. Es kommt insgesamt fünfmal im Text vor, zweimal davon im Lok.Sg. oder Lok.Dual (v renqü) und zweimal im Lok.Pl (v renqah). Allein die Verwendung des Plurals v renqah in Opposition zu v renqü weist darauf hin, dass das Wissen um die Bedeutung der Dualkategorie bereits verloren gegangen sein muss. Dies wird vollends durch die Konstruktion ü pravim renqü bestätigt, die als 'an der rechten Hand' und nicht etwa 'an den zwei rechten Händen' übersetzt werden muss. Ebenso muss v renqü im Singular mit 'in der Hand' und nicht 'in den Händen' wiedergegeben werden. Dennoch liegt in der Form ein Dual vor, der offensichtlich nicht mehr als solcher verstanden worden ist, der aber dennoch gegenüber Lok.Sg.fem. w r$ce bevorzugt worden ist. Es wäre denkbar, und genau darauf deutet üpravim renqü hin, dass r$ka einen Genuswandel erfahren hat. Um die althergebrachte und unverständlich gewordene Dualform begreifbar zu machen, wurde das Wort nicht länger den Feminina zugerechnet, sondern wurde der Deklination der Maskulina zugeordnet -wie es übrigens auch im heutigen Sprachgebrauch immer wieder geschieht.

Das andere Wort, das in einer Dualform erscheint, ist poln. zqb 'Zahn'. Am dreizehnten Tag des Monats befinde sich die Seele, so heißt es in der Beschreibung der Seelenwanderung, im Mund mendzi zenbomä 'zwischen zwei Zähnen'. Wie soeben anhand des Genuswechsels von poln. r$ka gezeigt worden ist, wurde die Dualform nicht mehr als solche erkannt, weswegen vermutlich auch die Form zenboma als Plural 'zwischen den Zähnen' verstanden

werden muss. Verwunderlich ist hingegen, dass ausgerechnet der Zahn im Dual erscheint, während andere paarige Körperteile wie poln. kolano 'Knie' und poln. oko 'Auge' im Plural stehen (v qolänäh, v ocäh45). Die Instr.Pl.-Endung -oma, die vom Dual „durchdrungen" ist, ist in Texten des 16. Jahrhunderts nur noch selten anzutreffen [Klemensiewicz, Lehr-Splawinski und Urbanczyk 1955: 283]. In dialektalen Quellen aus Masowien sind Formen wie ocoma, zqboma und rqkoma aber durchaus noch im 18. Jahrhundert belegt [Erzepki 1895: 465] und auch in einem von Suter untersuchten Tefsirtext der polnisch-litauischen Tataren aus dem 18. Jahrhundert tritt die Form zqboma auf [Suter 2004: 266].

4.2.3 Ordinalzahlen

Zur Beschreibung der einzelnen Monatstage werden im ChAl Ordinalzahlen verwendet. Dabei fallen die Zahlen 12, 20 und 21 ins Auge. Tabelle 14 stellt die Ordinalzahlen 12, 20 und 21 in ihrer polnischen, weißrussischen und russischen Entsprechung sowie der im ChAl verwendeten Form einander gegenüber, um zu sehen, ob die Formen im ChAl vom Ostslavischen beeinflußt worden sein könnten.

Tabelle 14: Gegenüberstellung polnischer, russischer und weißrussischer Ordinalzahlen

Ordnungszahl ChAl Polnisch Weißrussisch Russisch

12 dvänäs.ti dwunasty dvanaccaty dvenadcatyj

20 dvadzes.ti dwudziesty dvaccaty dvadcatyj

21 dvädzes.ti pervsi dwudziesty pierwszy dvaccac' persy dvadcat' pervyj

Die Bildung und Beugung zweigliedriger Ordinalzahlen unterscheidet sich in den drei Sprachen dadurch, dass im Polnischen sowohl das erste als auch das zweite Glied der Zahl von einer Ordinalzahl gebildet und beide Glieder dekliniert werden, während im Russischen und im Weißrussischen das erste Glied einer Ordinalzahl von einer Kardinalzahl gebildet und nicht flektiert wird. Da die im ChAl auftretenden flektierten Ordinalzahlen ausschließlich eingliedrig sind, kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob beide Glieder des Zahlwortes Ordinalzahlen darstellen oder nicht. Der Unterschied zwischen den Formen des ChAl und den polnischen Formen im ersten Glied des Zahlwortes, also dva- statt poln. dwu-, deutet aber auf ostslavischen Einfluß hin.

45 Auch die Form poln. w oczach 'in den Augen' lässt sich auf einen Dual zurückführen, ist hier aber durch die Endung des Lok.Pl.neutr. eindeutig als Plural identifizierbar.

Diese Vermutung wird von Kurzowa bestätigt, die die Verwendung von a anstelle von u in „wyrazach rodzimych", wie dwadziestu und dwanastu, als Eigenart der polszczyzna pölnocnokresowa betrachtet [Kurzowa 1993: 232]. Die Zahlwörter dwadziestu, dwanastu und dwanasty werden auch von Karlowicz [1984: 39] in Podr^cznik czystejpolszczyzny dla Litwinow i Petersburszczan angeführt und in korrektes Polnisch, dwudziestu, dwunastu und dwunasty, gebracht.

4.2.4 Futur

Im ChAl sind drei verschiedene Möglichkeiten vertreten, zukünftige Handlungen auszudrücken. Die erste Möglichkeit - futurum primum - besteht darin, ein perfektives Verb im Präsens zu verwenden. Die zweite Möglichkeit der Futurbildung besteht in der Verwendung der Periphrase bd + Infinitiv eines imperfektiven Verbs, und die dritte im ChAl auftretende Möglichkeit, Zukünftiges auszudrücken, ist die auf das futurum exactum zurückgehende Konstruktion bqdq + l-Partizip. Während die erste Möglichkeit im ChAl sehr häufig angewandt wird und von der zweiten weniger Gebrauch gemacht wird, findet sich die Futurumschreibung durch bd + l-Partizip nur an wenigen Stellen, zum Beispiel in der Beschreibung des sechsten Monatstages. Sowohl die Bildung des Futurs durch ein perfektives Verb im Präsens als auch diejenige durch b§d§ + l-Partizip und bd + Infinitiv eines imperfektiven Verbes sind seit frühesten Zeiten im Polnischen nachgewiesen [Klemensiewicz, Lehr-Splawinski, Urbanczyk 1955: 374]. Aber erst seit Beginn der neupolnischen Epoche, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, begann die Konstruktion bd + l-Partizip gegenüber der Periphrase bd + Infinitiv an Bedeutung zu gewinnen, um sich im 19. Jahrhundert zu verstärken [Klemensiewicz 1974: 620]. Außer durch diese innerpolnische Entwicklung, die eher für eine frühere als für eine spätere Entstehung des Textes spräche, lässt sich das häufigere Auftreten von b§d§ + Infinitiv gegenüber bd + l-Partizip durch ostslavischen Einfluß erklären: Bis auf wenige Ausnahmen, wie in Sprichwörtern, begann die Konstruktion budu + l-Partizip im 16. Jahrhundert aus dem Weißrussischen zu verschwinden, um durch budu + Infinitiv ersetzt zu werden [Rott-Zebrowski 1992: 152]. Die überwiegende Verwendung von bqdq + Infinitiv im ChAl zeugt also mit hoher Wahrscheinlichkeit von weißrussischem Einfluss.

4.3 Syntax

Betrachtungen syntaktischer Art können an den ausgewählten Texten des ChAl aufgrund häufiger Wiederholungen und eines durch zahlreiche Aufzählungen geprägten starren Satzbaumusters nur in eingeschränktem Maße vorgenommen werden. Das Vorkommen des Verbums byc als Kopula ist aus diesem Grunde das einzige hier erörterte, die Syntax betreffende Phänomen.

4.3.1 Die Kopula byc

Eine weitere Besonderheit im Text des ChAl stellt die Verwendung des polnischen Verbums byc 'sein' dar, das insgesamt nur dreimal vorkommt. Zweimal tritt byc im Infinitiv auf und ein weiteres Mal in der 3.Pers.Sg. Präteritum. In der Beschreibung des achten Monatstages heißt es: [...] ä yesli sen zesnis to bärdzo dobri mä bic [...] (ChAl: 8), 'und wenn du einen Traum hast, muss das sehr gut sein'. Dieselbe Konstruktion von miec als Modalverb in der 3.Pers.Sg. Präsens mit byc im Infinitiv wird in der Beschreibung des zehnten Monatstages verwendet. In der 3.Pers.Sg. Präteritum findet sich das Verb byc in der Schilderung des neunundzwanzigsten Tages, als Mose den Berg Sinai bestieg (siehe auch Beispiel 3). Bemerkenswert ist, dass das Verbum byc im Präsens in der Funktion einer Kopula kein einziges Mal vorkommt. Zu erwarten wäre dies an vielen Stellen im Text, beispielsweise in der Beschreibung des neunten Monatstages: dzevonti dzen nä vsistqo dobri oder in der Beschreibung des zehnten Monatstages: dzesonti dzen dobri. Während die Kopula byc im Text kein einziges Mal auftaucht, ist sie aber - wie der von Dziekan erstellten Inhaltsübersicht zu entnehmen ist - in Überschriften durchaus anzutreffen, zum Beispiel in Tojestsennik (S. 27) oder Tojestpierwszyplanetny dualar (S. 164).

5. SCHLUSSBEMERKUNGEN

Im Chamail von Aleksander Aleksandrowicz lassen sich zahlreiche Spuren ostslavischen und dialektalen Einflusses finden. Im Bereich der Lexik ist die Verwendung der Wörter lob/leb, scjahno/sciegno, scehny, nävcone, nävuq, nä-vucone, kanava und zagabac zu nennen, aus dem Bereich der Morphologie lassen sich die Bildung des Akkusativ Singular femininum und die Bildung des Futurs aufzählen und aus dem Bereich der Syntax ist der Ausfall der Kopula byc im Präsens anzuführen. Besonders die Tatsache, dass Stirn und Hüfte, also Körperteile, ostslavisch (oder dialektal) bezeichnet werden, kann bei der Frage nach der Intensität des Kontaktes mit dem Ostslavischen (oder beziehungsweise in Form der polszczyzna pölnocnokresowa) nicht unterschätzt werden. Auf intensiven Kontakt mit dem Weißrussischen oder mit der polszczyzna pölnocnokresowa, die viele Merkmale des Weißrussischen teilt, weist außerdem die Verwendung der Wörter nävcone, nävuq und nävucone hin. Auch die Bildung des Akkusativ Singular femininum auf -a statt auf die charakteristisch für die polszczyzna pölnocnokresowa ist, weist deutlich auf einen intensiven Kontakt hin. Des Weiteren kann die überwiegende Bildung des Futurs durch die Periphrase bd + Infinitiv anstelle der sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Polnischen durchsetzenden Konstruktion bqdq + l-Parti-zip als Ergebnis des Kontaktes mit dem Ostslavischen betrachtet werden. Ein

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weiteres starkes Argument für ostslavischen Einfluss ist der Ausfall von byc als Kopula, der einem Eingriff in die syntaktische Struktur des Polnischen gleichkommt.

Aufgrund seiner Materialbeschaffenheit und der in der Handschrift genannten Jahreszahlen ist der Chamail von Aleksander Aleksandrowicz auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert worden. Viele der hier untersuchten Besonderheiten des Textes stützen diese Datierung, wie zum Beispiel die Aufgabe des Phonems /?/, die im 18. Jahrhundert abgeschlossen war, oder die Optionalität des vorderen Nasalvokals im Auslaut, die als typisch für das 18. und das 19. Jahrhundert bezeichnet werden kann. Die konsequente Schreibung von poln. Hub als Mb, also eine Verwechselung der Konsonanten s, s und sz, ist kennzeichnend für die gesamte Epoche des Neupolnischen. Auch die Differenzierung der Phoneme /o/ und /u/ kann als sicheres Zeichen dafür gedeutet werden, dass die Handschrift im 18. oder im 19. Jahrhundert entstanden sein muss, sind zuvor doch beide Phoneme graphematisch identisch gewesen.

Einzig die Verwendung des Wortes obnawiac könnte als Indiz für ein höheres Alter des Textes gedeutet werden. So kann das Vorkommen von alt-poln. obnawiac zwar durch die bis heute gebrauchten Formen russ. obnovit' und wruss. abnavic' erklärt werden, die dem Erhalt des Wortes durch ihre lautliche und semantische Ähnlichkeit in den östlichen Randgebieten des polnischen Sprachraumes sicherlich zuträglich waren, auffällig ist jedoch, dass obnawiac in keiner einschlägigen Quelle zur polszczyzna pölnocnokresowa aufgeführt wird. Falls durch weitere Untersuchungen ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei obnawiac um einen Regionalismus handelt, stellt sich die berechtigte Frage, ob es sich nicht um einen Archaismus handeln könnte. Als wenig stichhaltig für die Annahme eines höheren Textalters ist hingegen die Verwendung der Dualformen z^boma und r$ku zu bewerten: Diese ist nur dahingehend aussagekräftig, als dass sie beweist, dass die Dualform entweder zum Zeitpunkt der Entstehung des Textes oder zum Zeitpunkt seiner Kopie nicht mehr als solche verstanden worden ist.

Abschließend kann festgehalten werden, (i) dass der Verfasser oder Kopist des Chamail von Aleksander Aleksandrowicz vermutlich Weißrussisch, einen weißrussischen Dialekt oder die polszczyzna pölnocnokresowa zur Muttersprache hatte; (ii) dass die Texte des Chamail von Aleksander Aleksandrowicz möglicherweise eine Übersetzung aus dem Weißrussischen oder der polszczyz-na pölnocnokresowa ins Polnische darstellen; und (iii) dass es sich mutmaßlich um eine im 19. Jahrhundert angefertigte Kopie eines (geringfügig) älteren Textes oder mehrerer (geringfügig) älterer Texte handelt. Hochinteressant wäre es daher, einen direkten Vergleich zwischen den Texten des Chamail und ihren Vorlagen anzustellen - wenn diese denn erhalten und aufspürbar sind -,

um somit nicht nur sprachhistorische Quellen die polszczyzna pölnocnokresowa und das Weißrussische betreffend zu erschließen, sondern auch um einen Einblick in die bisher wenig erforschte Text- und Buchproduktion der polnisch-litauischen Tataren zu erhalten.*

Anhang 1: Transliteration | = Zeilenumbruch || = Seitenumbruch

[] = Korrektur orthographischer Fehler entstanden durch das Auslassen oder die

falsche Setzung diakritischer Zeichen {} = Tilgung eines doppelten Wortes <> = Ergänzung eines ausgelassenen Wortes kursiv = Wörter orientalischen Ursprungs

Text 1

||6|| Opisâne dm mesencnih

1. pervsego dnya mesoncâ Pân Büg stvozil perv|sego cloveqâ Adàmâ ten dzen bârdzo dobri prosbâ| zânosic slüb bràc vesele spràvovàc v d|rogâ yehâc qüpic psedàc nove odzene qroic| sic i obnâvyac yednim slovem nâ vsistqo| dobze tilqo yesli qto zâhorûye ve dvà dni zd|rüv nebendze to cäli mesonc horovàc potim| vizdroveye tâqoz yesli tego dnya dzecqo_sen| nârodzi nâvcone dobrih obicâyov dlügovecne| i bogâte bendze â yesli tey noci sen zesnis roqüye| nâ dobro â yesli co zgine to sen znâydze

Übersetzung Text 1 Beschreibung der Monatstage

1. Am ersten Tag des Monats schuf der Herrgott den ersten Menschen, Adam. Dieser Tag ist sehr gut geeignet, um eine Bitte zu überbringen, um zu heiraten, um eine Hochzeit auszurichten, um sich auf eine Reise zu begeben, um zu kaufen und zu verkaufen, um neue Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern; mit einem Wort dieser Tag ist für alles gut. Nur wenn jemand an zwei Tagen erkrankt, wird er nicht gesund werden und den ganzen Monat lang krank sein und dann genesen. Ebenso wird, wenn an diesem Tag ein Kind geboren wird, es gebildet, von guten Manieren, langlebig und wohlhabend werden. Und wenn du in dieser Nacht einen Traum hast, so verheißt dies Gutes und wenn etwas verloren geht, so wird es sich wiederfinden.

* Ich danke den beiden anonymen Gutachtern, die mir viele kritische und wertvolle (i. e. wertvolle, weil kritische) Anmerkungen und Anregungen gaben und somit in nicht unbeträchtlicher Weise zum vorliegenden Text beitrugen. Für die überaus gründliche Lektüre des Manuskripts danke ich auch Herrn Prof. Dr. Roland Marti (Saarbrücken). Für alle im Text verbliebenen Fehler inhaltlicher und orthographischer Natur bin allein ich verantwortlich.

2013 №1

2. drügego dnyá mesoncá Pan Büg Eva zona dlyá Adáma| stvozil ten dzen tez dobri v droga yehac qüpic| psedác nove odzene qroic sic i obnavyác| slüb brác vesele správovác dobze tilqo yesli | qto v ten dzen zahorüye a za cteri dni ne-vizdrove|ye to pod_smertelnim stráhem bendze a yesli teye noc| sen zesnis roqüye na dobro a yesli dzecqo ^e naro|dzi üparte qrnonbrne i rodzicem psecivne ine|poslüsne bendze a yesli co zgine lüb qto co üqrádne to _se znaydze

3. tsecego dnyá mesonca Pan Büg Adáma i Evá z ráyü| viprávil i lüd proroqa v vnivec obrücil ten| dzen na vsistqo nedobri

||7|| 4. cvártego dnya mesonca Habilse narodzil ten dzen na v|sistqo co dobri prosba cinic listi prosbi do váznih| osob pisac posilac slüb brác vesele správo|vác nove odzene qroic sic i obnavyác dobze tilqo| v droga yehac nevolno a yesli tego dnya zahorüye a v dze|senc dni do zdrove nepsidze to dlügo horovác pod| stráhem velkim bendze yednaq do zdrovu psidze leqarstvo| psimovac dobze a yesli dzecqo .se narodzi rozüm-ne poyentne| navcone bogoboyne po-slüsne i dlügovecne bendze

2. Am zweiten Tag des Monats schuf der Herrgott Eva, eine Frau für Adam. Dieser Tag ist auch gut geeignet, um sich auf eine Reise zu begeben, um zu kaufen und zu verkaufen, um neue Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, um zu heiraten und eine Hochzeit richtig auszurichten. Nur wenn jemand an diesem Tag erkrankt und innerhalb von vier Tagen nicht genest, dann wird er unter Todesangst leiden. Und wenn du in dieser Nacht einen Traum hast, verheißt dies Gutes. Und wenn ein Kind geboren wird, so wird es starrsinnig, trotzig, gegen die Eltern und ungehorsam sein. Und wenn etwas abhanden kommt oder gestohlen wird, findet es sich wieder.

3. Am dritten Tag des Monats vertrieb der Herrgott Adam und Eva aus dem Paradies und vernichtete das Volk des Propheten. Dieser Tag ist für alles schlecht.

4. Am vierten Tag des Monats wurde Abel geboren. Dieser Tag ist für alles, was gut ist, geeignet. Es ist gut, eine Bitte vorzubringen, Bittbriefe an wichtige Personen zu schreiben und schicken, zu heiraten und eine Hochzeit auszurichten, neue Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern. Nur auf eine Reise zu gehen ist nicht erlaubt, und wenn an diesem Tag jemand erkrankt und innerhalb von zehn Tage nicht genest, dann wird er lange krank sein und unter großer Angst leiden, aber er wird gesund werden und Medikamente gut vertragen. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es vernünftig, gescheit, gebildet, gottes-fürchtig, gehorsam und langlebig sein.

Slovène 2013 №l

5. pontego dnyâ mesoncâ Qâbïlse nâ-rodzïl ï tego dnyâ sve|go bràtâ Hâbïlyâ zâbïl ï v ten dzen nâ yego Pânâ Bogâ pseq|lenstvo zeslâno ten dzen nâ vselke dzelâ nedobri vistsegâ|cse nâlezi â yeslï v ten dzen qto zâhorûye ä v pencû dnyâh| nevizdroveye to pod smertel-nim stràhem bendze â yeslï dzecqo| se nârodzï glûpe ï qrûtkego veqû ï vselkïh necnot| bendze tâqoz tâyemne zeci obyâvonse â yeslï co zgïne lûb| qto co ûqràdne nesûqây neznâydzes

6. sûstego dnyâ mesoncâ nâ vsistqo co ten dzen dobri| orâc pronovàc [brono-vàc] zbozesyâc sâdi sâdzïc stûdnï do | li yâmi qopâc v drogâ do vuysqâ yehâc nove odzene qroïc| sic ï obnâvyâc v svàti posilâc zâ recni robïc| slûb bràc vesele spràvovàc dobze ä yeslï dzecqo se nâro|dzï obicâyne psiqlâdne scenslï-ve nâucone bogoboyne| ï rodzïcom po-slûsne bendze ï vsistqo nâ co bi ne-spûyzàl| robïc bendze yednim slovàm do vsistkego bendze myâl ohotâ| zdol-nosc ï poyence â yeslï qto v ten dzen zâhorûye ||8|| â nebendze zdrûv pervsego âlbo sûstego dnyâ to câlen meso|nc horovâc bendze â potim zdrûv bendze â yeslï sen zesnis| ve dvà dnï obyâvise â yeslï co zgïne lûb qto co ûqràdne| to se znâydze

5. Am fünften Tag des Monats wurde Kain geboren und an diesem Tag erschlug er seinen Bruder Abel und an diesem Tag sendete der Herrgott einen Fluch über ihn. Dieser Tag ist für jedes Werk schlecht, es gehört sich in acht genommen. Und wenn an diesem Tag jemand erkrankt und innerhalb von fünf Tagen nicht genest, dann wird er unter Todesangst leiden. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es blöd, von kurzer Lebenszeit und ohne Vorzüge sein. Ebenso offenbaren sich geheime Sachen und wenn etwas abhanden kommt oder jemand etwas stiehlt, so suche es nicht, du wirst es nicht finden.

6. Der sechste Tag des Monats ist für alles, was an diesem Tag gut ist, geeignet wie pflügen, eggen, Getreide säen, Gärten bepflanzen, Brunnen, Löcher und Gruben graben, auf eine Reise oder zur Armee gehen, neue Kleidung zuschneiden, nähen und ausbessern, nach einem Heiratsvermittler schicken, sich verloben, heiraten und eine Hochzeit richtig ausrichten. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es musterhaft sittsam, glücklich, gebildet, gottesfürchtig und wahrhaft gehorsam sein und es wird alles, worauf es auch schaut, machen, mit einem Wort: Es wird zu allem Lust und Begabung und von allem Ahnung haben werden. Und wenn jemand an diesem Tag erkrankt und nicht am ersten oder am sechsten Tag gesund wird, dann wird er einen ganzen Monat lang krank sein. Und wenn du einen Traum hast, erfüllt er sich in zwei Tagen. Und wenn etwas verloren geht oder jemand etwas stiehlt, wird es sich wiederfinden.

7. südmi dzen na vsistqo nedobri ä yesli dzecqo ^e näro|dzi bogäte lec qrütkego veqü bendze ä yesli qto v ten| dzen zähorüye dlügo horoväc i pod smertelnim strä|hem bendze yesli tego dnyä psislo güsel46 bräc to nälezi| ceplo vodo ä yesli sen zesnis ve dvä dni obyävisen| ä yesli co zgine lüb qto co üqrädne nesüqäy neznäydzes

8. üsmi dzen nä vsistqo dobri v ten dzen proroq Sälih| rodzilse v drogä yehäc prosbä cinic v sväti posilä|c slüb bräc vesele sprävoväc odzene qroic sic | obnävyäc qüpoväc psedäväc oräc bronoväc syäc| sädi zäsädzec yednim slovem nä vsistqo dobze ä yesli | tego dnyä zähorüye to dzesenc dni horoväc bendze| ä po dzesencü dnyäh zdrüv bendze ä yesli dzecqo _se närodzi | dob-rih obicäyov i do velkih dostoyenstv düydze| ä yesli sen zesnis to bärdzo dobri mä bic ä yesli | celyädniq üceql to povrüci ä co zgine älbo üqräd | no to se znäydze

9. dzevonti dzen nä vsistqo dobri zboze lüb co innego| ^yäc sädi zäsädzec do pänov isc v drogä yehäc| do voyenni slüzbi isc psedäväc qüpoväc v svä|ti

7. Der siebte Tag ist für alles schlecht. Wenn ein Kind geboren wird, wird es reich aber von kurzer Lebenszeit sein. Und wenn jemand an diesem Tag erkrankt, wird er lange krank sein und unter Todesangst leiden. Wenn an diesem Tag die Waschung vollzogen wird, soll man dies mit warmen Wasser tun. Und wenn du einen Traum hast, erfüllt er sich in zwei Tagen. Und wenn etwas verloren geht oder jemand etwas stiehlt, dann suche es nicht, du wirst es nicht finden.

8. Der achte Tag ist für alles gut geeignet - an diesem Tag wurde der Prophet Saleh geboren - wie sich auf eine Reise zu begeben, eine Bitte vorzubringen, nach einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten, eine Hochzeit auszurichten, Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, zu kaufen und zu verkaufen, zu pflügen, zu eggen, zu säen, Gärten zu bepflanzen, mit einem Wort: Er ist für alles gut geeignet. Und wenn jemand an diesem Tag erkrankt, dann wird er zehn Tage lang krank sein, aber nach zehn Tagen wird er genesen. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es von guten Manieren sein und zu großen Würden kommen. Und wenn du einen Traum hast, muss das sehr gut sein. Und wenn ein Bursche davonläuft, wird er zurückkehren und wenn etwas verloren geht oder gestohlen wird, findet es sich wieder.

9. Der neunte Tag ist für alles gut geeignet, um Getreide oder etwas anderes zu säen, Gärten zu bepflanzen, zu den Herren zu gehen, sich auf eine Reise zu begeben, in den militärischen Dienst zu treten, zu verkaufen und kaufen, nach

46 Ar. gusl 'Waschung, große rituelle Waschung' [Wehr 1977: 603; vgl. Akiner 2009: 281; Jankowski, LäPICZ 2000: 72; Steuerwald 1972: 344f.].

posilâc slûb bràc vesele spràvovàc odzene| qroïc sic v poselstvo posilâc zesnis â yeslï co ||9|| zesnis rihlo obyâvïse â yeslï co zgïne to _se znâydze

10. dzesonti dzen dobri Nûh proroq nârodzïlse v svàti| posilâc slûb bràc vesele spràvovàc odzene qro|ïc sic ob-nâvyâc orâc bronovâc syâc ï tâq| dàley â yeslï zâhorûye do osimnâstù dnï zdrûv bendze | â yeslï dzecqo se nâro-dzï scenslïve bogoboyne ï obicâ|yne bendze â yeslï sen zesnis v dvûdzestû dnyâh obyâvïse| ï mâ bic pomislni â yeslï co poslisis novïnâ pomislnâ| â yeslï tego dnyâ vzento do venzenyâ rihlo bendze â ûvolnonim| tego dnyâ glovà mic dobze â yeslï celâdnïq ûcece to pov|rûcï âlbo co zgïnelo to sen znâydze

11. yedinâsti dzen dobri tego dnyâ Sit proroqse nâro|dzïl yednim slovem po-vedzec nâ vsistqo co dobri dzen| pismâ posilâc prosbi zânosïc do Pânâ Bogâ ûzend|niqov ï cesâzov v drogâ yehâc psedàvâc qûpovà|c slûg nâymovàc odzene qroïc sic ï obnâv|yâc oràc bronovâc syâc sâd sâdzïc stûdnï| yâmi qonâvi qopâc v svàti bosilâc [posilâc]| zârencni slûb| vesele spràvovàc dobze â yeslï dzecqo se nârodzï to| ûtone â

einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten, eine Hochzeit auszurichten, Kleidung zuzuschneiden und zu nähen, eine Botschaft zu senden. Und wenn du etwas träumst, wird es sich bald erfüllen. Und wenn etwas abhanden kommt, so wird es sich wiederfinden.

10. Der zehnte Tag ist gut - der Prophet Noah wurde geboren - um nach einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten, eine Hochzeit auszurichten, Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, zu pflügen, eggen, säen und so weiter. Und wenn jemand erkrankt, wird er bis zum achtzehnten Tag gesund werden. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es glücklich, gottesfürchtig und sittsam sein. Und wenn du einen Traum hast, wird er sich in zwanzig Tagen erfüllen und soll günstig sein. Und wenn du etwas hörst, sind es günstige Neuigkeiten. Und wenn an diesem Tag jemand ins Gefängnis gebracht wird, wird er bald wieder entlassen werden. An diesem Tag ist es gut den Kopf zu waschen. Und wenn ein Bursche davonläuft, wird er zurückkehren oder wenn etwas abhanden kommt, findet es sich wieder.

11. Der elfte Tag ist gut. An diesem Tag wurde der Prophet Seth geboren. Um es mit einem Wort zu sagen: Dieser Tag ist für alles gut geeignet, um Briefe zu schicken, Bitten an den Herrgott, an Beamte und Kaiser zu überbringen, sich auf eine Reise zu begeben, zu verkaufen und kaufen, Diener einzustellen, Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, zu pflügen, zu eggen und zu säen, den Garten zu bepflanzen, Brunnen, Löcher und Gräben zu graben, nach einem Heiratsvermittler zu schicken und eine Verlobung und eine Hochzeit richtig zu begehen. Aber wenn ein Kind ge-

yesli qto tego dnya zähorüye prendqov zd|roveye ä yesli sen zesnis bendze nezli äni dobri i v dzesencü| dnyah obyävise ä co psepädne lüb üqrädno to se znäydze

12. dvänästi dzen tez dobri baitü al-müqädhi47 zäcenti tego| dnya büdoväc nä vsistqo co dobzi dzen qüpoväc| pse-dävac odzne [odzene] qroic sic obnä-vyac v sväti| posiläc slüb bräc vesele sprävoväc bärdzo dobze ||10|| ä yesli qto v ten dzen zähorüye cenzqo horo-väc| bendze lec vizdroveye ä yesli sen zesnis dobri bendze ä yesli | slügä ücece to povrüci ä co zgine lub üqrädno to | _se znäydze tego dnya nälezi v äkindei4S nä porä cteri raka'ati49| nämäz50 modlicse ü qonci vsi täqovi sesc poqlo | nov sagda51 ücin i cego tilqo bendze _se ü Pänä Bogä pro|sil to Pän Büg prosbä vislühä i üsqütecni ä yesli | dzecqo ^e

boren wird, so wird es ertrinken. Und wenn an diesem Tag jemand erkrankt, wird er schnell genesen. Und wenn du einen Traum hast, wird es weder schlecht noch gut sein und in zehn Tagen wird er sich erfüllen und wenn etwas abhanden kommt oder gestohlen wird, findet es sich wieder.

12. Der zwölfte Tag ist auch gut - Jerusalem wurde an diesem Tag zu bauen begonnen - , er ist für alles gut geeignet, um zu kaufen und zu verkaufen, Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, nach einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten und eine Hochzeit auszurichten ist sehr gut und wenn an diesem Tag jemand erkrankt, wird er schwer krank sein, aber er wird genesen. Und wenn du einen Traum hast, wird es gut sein. Und wenn ein Diener davonläuft, so kehrt er zurück und wenn etwas abhanden kommt oder gestohlen wird, so findet es sich wieder. An diesem Tag sollen zur Zeit des nachmittäglichen Gebets vier raka'at gebetet werden und am Ende darüberhinaus sechs Niederwerfungen vollzogen werden. Und nur das, um was beim Herrgott gebeten werden wird, diese Bitte erhört der Herrgott und erfüllt sie. Und wenn ein Kind geboren

47 Ar. al-bait al-muqaddas 'Jerusalem', wortwörtlich 'das heilige Haus' [Wehr 1977: 667; vgl. Akiner 2009: 328].

48 Türk. ikindi 'Nachmittag, das Nachmittagsgebet' [Steuerwald 1972: 422]; 'das Zweite' [Akiner 2009: 277; Jankowski, Lapicz 2000: 85].

49 Ar. ■äj^j rak'a Pl. raka'at 'Rumpfbeugung mit dem voraufgehenden Aufrechtstehen und den zwei folgenden Niederwerfungen (beim muslim. Gebet)' [Wehr 1977: 324f.].

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50 Pers. namaz 'Gebet' [Junker, Alavi 1966: 814; vgl. Akiner 2009: 264; Jankowski, Lapicz 2000: 63; Steuerwald 1972: 685].

51 Ar. sagda Pl. sagadat 'Prosternation beim Gebet' [Wehr 1977: 361; vgl. Akiner 2009: 272].

närodzi bogoboyne i obicäyne bendze v ten dzen dobze güsel52 bräc i glovä mic

13. tsinästi dzen nä vsistqo co nedobri tego dnyä färä|on pseqlenti rodzilse to yesli tego dnyä dzecqo s.en| närodzi velkih necnot i qrütkego veqü bendze ä yesli | zic bendze to münydfiq53 pseciv-niq i neverniq boski| ä yezeli v ten dzen qto zähorüye to pod strähem smer|telnim bendze yednäq vizdroveye ä yesli sen zesni to zlo| i dobre zeci üslisi ä yesli co zgine ä pilne bendze süqäl| to znäydze

14. cternästi dzen nä vsistqo dobri qüpoväc psedävä|c odzene qroic sic obnäväc [obnävyäc] v sväti posiläc| slüb yräc [bräc] vesele sprävoväc v drogä yehäc oräc| bronoväc syäc säd sädzic stüdni yämi doli qopäc | i bärdzo vele innih robot robic tilqo nedobze qrev pü|scäc leqärstvo psemoväc ä yesli dzecqo se närodzi| bogoboyne dlügovecne i dobrih obicäyov bendze ä yesli | tego dnyä zähorüye i rihelo ne-vizdroveye to zä dvädzesce| i sesc dni zdrüv bendze ä yesli sen zesnis täqoz ve zvädzesce [dvädzesce] | sesc dni

wird, wird es gottesfürchtig und sittsam sein. Dieser Tag ist gut geeignet, um die Waschung zu vollziehen und den Kopf zu waschen.

13. Der dreizehnte Tag ist für alles, was schlecht ist. An diesem Tag wurde der verdammte Pharao geboren, sodass wenn an diesem Tag ein Kind geboren wird, es von großer Nichtsnutzigkeit und von kurzer Lebenszeit sein wird. Und wenn es leben wird, so ist es ein Heuchler, ein Gegner und ein Ungläubiger gegenüber Gott. Und wenn an diesem Tag jemand erkrankt, so wird er unter Todesangst leiden, aber er wird genesen und wenn man einen Traum hat, hört man schlechte und gute Dinge. Und wenn etwas abhanden kommt und sorgfältig danach gesucht werden wird, so wird es sich wiederfinden.

14. Der vierzehnte Tag ist für alles gut geeignet, um zu kaufen und verkaufen, Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, nach einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten, eine Hochzeit auszurichten, auf eine Reise zu gehen, zu pflügen, eggen und säen, den Garten zu bepflanzen, Brunnen, Löcher und Gruben zu graben und um viele andere Arbeiten zu tätigen. Nur ist es nicht gut, Blut abzulassen und Medizin einzunehmen. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es gottesfürchtig, langlebig, und von guten Manieren sein. Und wenn an diesem Tag jemand erkrankt und nicht schnell genest, dann wird er innerhalb von sechsundzwanzig Tagen gesund sein. Und wenn du einen Traum hast, erfüllt er sich ebenfalls in sechsund-

52 Siehe Fußnote 46.

53 Ar. munafiq 'Heuchler' [Wehr 1977: 878; vgl. Akiner 2009: 228].

obyävise a co poslisis to qlämstvo ||11|| zgine to _sen znäydze

15. pentnästego dnyä pseqlenti Nem-rüd Ibrähimä proroqä v| ogon zücäl tego dnyä sedim dzesont i dvä yenziki zesläne | nä zle i nä dobre zeci venc ten dzen nä dobre zeci dobze ä nä| zle zle yäqo to domi meceti büdoväc v drogä yehäc| qrev püscäc leqärstvo psimoväc dzeci do näüq odä|väc qüpic psedäc nä to dobze ä yesli dzecqo ^e närodzi| scenslive lec dobre i vimovi mec ne-bendze ä yesli zähorüye| dlügo horo-väc bendze ä yesli sen zesnis nedobri äni zli | to ü kuslu54 godzini dvä raka'ati namaz pomodlse Pän Büg pro|sbä psime ä yesli co poslisis to qlämstvo ä yesli co | zgine to _se neznäydze {se}

16. sesnästi dzen bärdzo dobri qoni bidlü zboze i inne zeci | qüpoväc psedä-väc {qüpoväc} oräc^äc bronoväc| sädi zäsädzec doli yämi qonävi i studni qopäc do läzni| isc qrev püscäc leqärstvo psimoväc v sväti po|siläc slüb bräc vesele sprävoväc poznogci rznonc| vlosi stsic golic v drogä viezdgäc nä vsistqo| co dobze ä yesli dzecqo^e nä-rodzi dobrih obicäyov bendze| ä yesli qto zähorüye ä v pencü dnyäh zdrüv

zwanzig Tagen. Und wenn du etwas hörst, ist es eine Lüge und wenn etwas abhanden kommt, wird es sich wiederfinden.

15. Am fünfzehnten Tag schleuderte der verdammte Nimrod den Propheten Abraham ins Feuer. An diesem Tag wurden die zweiundsiebzig Sprachen gesandt für gute und für schlechte Sachen, deshalb ist dieser Tag für gute Sachen gut und für schlechte Sachen schlecht, wie Häuser und Moscheen bauen, sich auf eine Reise begeben, Blut ablassen, Medikamente einnehmen, Kinder zum Studium weggeben, kaufen und verkaufen; für das ist er gut. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es glücklich und wird doch gut sein und keine Ausreden haben. Und wenn jemand erkrankt, wird er lange krank sein. Und wenn du einen Traum hast, ist es weder gut noch schlecht und betest du um die Mittagsstunden zwei raka'at, so nimmt sich der Herrgott einer Bitte an. Und wenn du etwas hörst, ist es eine Lüge und wenn etwas abhanden kommt, findet es sich nicht wieder.

16. Der sechzehnte Tag ist sehr gut geeignet, um Pferde, Vieh, Getreide und andere Dinge zu kaufen und zu verkaufen, um zu pflügen, zu säen und zu eggen, einen Garten zu bepflanzen, um Löcher, Gruben, Gräben und Brunnen zu graben, um ins Badehaus zu gehen, Blut abzulassen, Medikamente einzunehmen, nach einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten, eine Hochzeit auszurichten, die Nägel zu schneiden, die Haare zu schneiden, sich zu rasieren, auf eine Reise zu gehen, er ist für alles gut. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es von guten Manieren sein. Und wenn jemand

54 Türk. ku^luk 'der späte Vormittag' [Steuerwald 1972: 570]; 'Mittag' [Akiner 2009: 277].

nebendze to pod| stràhem velkim bendze

17. sedimnâsti dzen nâ vsistqo co dobri tilqo v svàti po|silâc slüb bràc ï vesele spràvovàc nedobze

18. osimnâsti dzen tez bârdzo dobri nâ vsistqo co v ten| dzen Îsa'aq proroqse nârodzïl yednem slovem nâ vsistqo| co dobri nâvet yeslï v ten dzen qto zâho-rovàl to prend|qovi zdroveye â yeslï sen zesnis v pencü dnâh [dnyâh] ob-pâvïse [obyâvïse]

||12|| 19. dzeventnâsti dzen dobri tego dnyâ Yâqûb proroq nâ|rodzïlse nâ vsistqo co dobri tilqo bûdovàc ï odze|ne qroïc sic ï obnâvyâc nedobze

20. dvàdzesti dzen dobri v ten dzen Äyyüb proroq rodzïlse| ï v ten dzen Ibràhïm proroq Nemrûdà pseqlentego vnivec| obrûcïl tego dnyâ prosbâ cinïc do Pânâ Bogâ ï velkih| pânov psiyento nâyùsqùteCnonon bendze yednem slovem| nâ vsistqo dobri tilqo nedobze leqârstvo psïmovàc| ï qrev pûscâc â yeslï dzecqo _se nârodzï glühe bendze | â yeslï tego dnyâ zâhorûye velkey menkï zâdïe lec vizd|roveye â yeslï sen zesnï rihlo se obyâvï â yeslï pârobâq| lüb yâqâ ïnnâ slûgâ ücece to nepovrücon â yeslï co po|slisi tose spràvdzï

erkrankt und innerhalb von fünf Tagen nicht gesund wird, dann wird er unter großer Angst leiden.

17. Der siebzehnte Tag ist für alles gut geeignet, nur nach einem Heiratsvermittler zu schicken, zu heiraten und eine Hochzeit auszurichten ist nicht gut.

18. Der achtzehnte Tag ist auch für alles sehr gut geeignet - an diesem Tag wurde der Prophet Isaak geboren -, mit einem Wort: Er ist für alles gut, selbst wenn jemand erkrankt, so wird er schnell genesen und wenn du einen Traum hast, wird er sich in fünf Tagen erfüllen.

19. Der neunzehnte Tag ist gut, an diesem Tag wurde der Prophet Jakob geboren. Er ist für alles, was gut ist, geeignet, nur zu bauen und Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern ist nicht gut.

20. Der zwanzigste Tag ist gut. An diesem Tag wurde der Prophet Hiob geboren und an diesem Tag vernichtete der Prophet Abraham den verdammten Nim-rod. An diesem Tag wird es am wirksamsten sein, eine Bitte an den Herrgott und an große Herren zu richten. Mit einem Wort, er ist für alles gut, nur ist es nicht gut, Medikamente einzunehmen und Blut abzulassen. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es taub sein und wenn an diesem Tag jemand erkrankt, sind ihm große Qualen auferlegt, aber er wird genesen. Und wenn man einen Traum hat, wird er sich bald erfüllen. Und wenn ein Knecht oder ein anderer Diener davonläuft, kehren sie nicht zurück und wenn man etwas hört, wird es sich bewahrheiten.

21. dvàdzesti pervsi dzen bârdzo dobri prosbâ cinïc odzene| qroïc sic ï obnâ-vyâc tâqoz v drogâ yehâc| qrev pûscâc leqârstvo psïmovàc tilqo nedobze vele| nedozeci mûvïc â yeslï dzecqo ^e nârodzï neverne müniä\fiqüm bendze ï nehse stseze rûznih psigod â yeslï | pomislnâ novïnâ poslisi to.se spràvdzï

22. dvàdzesti drûgï dzen bârdzo dobri v ten dzen Yûsûf| proroq nârodzïlse nâ vselke zeci dobze tilqo yeslï | dzecqo .se nârodzï to z dzecisih lyât svoïh velkeb [velkey] trûd|noscï zâziye â potim do velkey slâvi dûydze â yeslï | sen zesnï to prendqo _se obyâvï

23. dvàdzesti tsecï dzen nâ zle zeci nedobri tego dnyâ Nûh| proroq ^e nârodzïl ï tego dnyâ lûdom psislo yego zgïnene ||13y {psislo} Pân Bûg roz-qâzâl âbi v ten dzen stseglise| od zlih zeci ï fâlsive bi nepsisgâlï â yeslï v ten dzen| qto zâhorûye prendqovi zdro-veye â yeslï dzecqo ^e | nârodzï to lotr ï zlodzey bendze â yeslï dobrà novïnâ| poslisi to_se spràvdzï

24. dvàdzesti cvàrti dzen nä vsistqo co nedobri tego| dnâ [dnyâ] vistsegâçse nâlezi

25. dvàdzesti ponti dzen tâqoz nâ vsistqo co nedobri| nâ pocontâq vistse-gâcse nâlezi

21. Der einundzwanzigste Tag ist sehr gut geeignet, um eine Bitte zu tätigen, um Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, ebenfalls um auf eine Reise zu gehen, Blut abzulassen, Medikamente einzunehmen, nur ist es nicht gut viel Unsinn zu erzählen. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es ein ungläubiger Heuchler sein und es hüte sich vor verschiedenen Abenteuern. Und wenn man günstige Neuigkeiten hört, so bewahrheiten sie sich.

22. Der zweiundzwanzigste Tag ist sehr gut. An diesem Tag wurde der Prophet Joseph geboren. Er ist für alle Dinge gut geeignet, nur wenn ein Kind geboren wird, wird es mit seinen zehn Jahren große Schwierigkeiten erleben und dann großen Ruhm erlangen. Und wenn man einen Traum hat, wird er sich bald erfüllen.

23. Der dreiundzwanzigste Tag ist für schlechte Dinge schlecht. An diesem Tag wurde der Prophet Noah geboren und an diesem Tag hörten die Menschen von seinem Verschwinden. Der Herrgott befahl ihnen, dass sie sich vor schlechten Dingen hüten und keinen falschen Eid ablegen sollen. Und wenn an diesem Tag jemand erkrankt, wird er schnell genesen und wenn ein Kind geboren wird, wird es ein Schurke und Dieb sein. Und wenn man gute Neuigkeiten hört, so werden sie sich bewahrheiten.

24. Der vierundzwanzigste Tag ist für alles, was schlecht ist. An diesem Tag muss man sich in Acht nehmen.

25. Der fünfundzwanzigste Tag ist ebenso für alles, was schlecht ist. Am Anfang muss man sich in Acht nehmen.

26. dvàdzesti süsti dzen nâdzvicây dobri nâ vsistqo| co v ten dzen Müsya proroq rodzïls [rodzïlse] v ten dzen Pân Büg| egibetskego qrülya fâràonâ pseqlentego ï lüd yego v|nïvec obrücil yednim slovem nâ vsistqo co dobri

27. dvàdzesti südmi <dzen> nâdzvicây dobri nâ vsistqo| co celâdz nâymovàc bidlo ï ïnne zeci qûpovàc leqâr|stvo psïmovàc odzene qroïc sic ï obnâvyâc| vlosi stsic golïc do lâznï ïsc qrev pûscâ|c v svàti posilâc slüb bràc yeslï sen zesnis| bendze dobri tâqoz co poslisis tegoz dnyâ obyâvïse| â yeslï dzecqo se nârodzï dobrih obicâyov bogobo|yne psiqlâdne scenslïve ï nâ-ücone bendze

28. dvàdzesti üsmi dzen tâqoz nâ vsistqo nedobri

29. dvàdzesti dzevonti dzen dobri Mûsâ proroq nâ sinây| gûrà tego dnyâ vstopïl z rosqâzû Pânâ Bogâ| ï s Pânem Bogem rozmâvyâl ï cterdzesce dney ||14|| bil nâ nebe ï Pân Büg mü dàl sventi zâqon dlyâ ïzre|âlïtov venc ten dzen nâ vsistqo co dobri bez| viyontqü

30. tsidzesti dzen nâdzvicây dobri nâ vsistqo co| Yâqübâ bo v ten dzen pro-roqâ sinse nârodzïl Seme'ün

26. Der sechsundzwanzigste Tag ist ganz besonders gut für alles geeignet. An diesem Tag wurde der Prophet Moses geboren und an diesem Tag vernichtete der Herrgott den ägyptischen König, den verdammten Pharao, und sein Volk, mit einem Wort: Er ist für alles, was gut ist, geeignet.

27. Der siebenundzwanzigste Tag ist für alles ganz besonders gut geeignet, wie Gesinde einzustellen, Vieh und andere Dinge zu kaufen, Medikamente einzunehmen, Kleidung zuzuschneiden, zu nähen und auszubessern, die Haare zu schneiden, sich zu rasieren, ins Badehaus zu gehen, Blut abzulassen, nach einem Heiratsvermittler zu schicken und zu heiraten. Wenn du einen Traum hast, wird es ebenfalls gut sein. Ebenso wenn du etwas hörst, wird es sich an diesem Tag erfüllen. Und wenn ein Kind geboren wird, wird es von guten Manieren, gottesfürchtig, vorbildhaft, glücklich und gebildet sein.

Der achtundzwanzigste Tag ist ebenfalls für alles schlecht.

29. Der neunundzwanzigste Tag ist gut. An diesem Tag bestieg der Prophet Moses auf Befehl des Herrgotts den Berg Sinai und sprach mit dem Herrgott. Vierzig Tage lang war er im Himmel und der Herrgott gab ihm das heilige Gesetz für die Israeliten, deshalb ist dieser Tag ohne Ausnahme für alles, was gut ist, geeignet.

30. Der dreißigste Tag ist ganz besonders gut für alles geeignet, weil an diesem Tag der Sohn des Propheten Jakob, Simeon, geboren wurde.

Text 2

hcons znâc ï vedzec yâkego dnyâ| znâydûyese dûyesâ v cloveqû qâzdego dnyâ| {dnyâ} mesoncâ yâq mlodziyïq cilï nûv nâstâye| dûsâ v cloveqû co ràz v ïnnm [ïnnim] | meyscû znâydûyes [znâydûyese]

1. dnyâ dûsâ znâydûyese û velkïh noz-nih pâ|lcâh pod podesvo to tego dnyâ nâlezi stsec| te meysco gdibi yego cim nezâdràsnonc lûb ûde|zic â yeslï tego dnyâ zâhorûye â v tsi dnï| zdrûv ne-bendze to câlen mesonc horovàc bende [bendze]

2. ...dnyâ dûsâ [dûsâ] znâydûyese v noznih ïqràh v sâ|mih menkïsâh to yezelï v ten dzen zâhorûye to| zâ cteri dnï zdrûv bendze

3. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v sïyi â yeslï tego | dnâ [dnyâ] zâhorûye nâ qâter ï 10 dnï horovàc bendze

4. ...dnâ [dnyâ] dûsâ [dûsâ] znâydûyese v hribce tego dnyâ| zonâ zâgâbâc nevolno â yeslï tego dnyâ zâho|rûye to cenzqâ ràdà

||15y 5. ...dnyâ dûsâ znâidûyese v renqâh yeslï tego| dnyâ zâhorûy [zâhorûye] tâqoz cenzqâ ràdà nâ dvoye vrû|dzic potsebâ

Übersetzung Text 2

Kennen und wissen wollend, an welchem Tag sich die Seele im Menschen befindet An jedem Tag eines Monats, der wie ein Neugeborenes oder der Neumond eintritt, befindet sich die Seele jedes Mal an einem anderen Ort im Menschen.

Am ersten Tag befindet sich die Seele an den Zehen unter der Fußsohle, sodass man an diesem Tag diese Stelle hüten sollte, um sich nicht durch etwas zu verletzen oder zu stoßen. Und wenn man an diesem Tag erkrankt und in drei Tagen nicht gesund wird, so wird man den ganzen Monat lang krank sein.

Am zweiten Tag befindet sich die Seele an der allerweichesten Stelle in den Waden, sodass wenn man an diesem Tag erkrankt, man in vier Tagen gesund sein wird.

Am dritten Tag befindet sich die Seele im Hals und wenn man an diesem Tag an einem Katarrh erkrankt, wird man zehn Tage lang krank sein.

Am vierten Tag befindet sich die Seele im Rücken. An diesem Tag ist es nicht gestattet, die Ehefrau zu belästigen und wenn man an diesem Tag erkrankt, so ist guter Rat teuer.

Am fünften Tag befindet sich die Seele in den Händen. Wenn man an diesem Tag erkrankt, ist guter Rat ebenfalls teuer und es ist notwendig, auf zweierlei Weise zu prophezeien.

6. ...dnyâ dûsâ znâydûyese û pràvim renqü mendzi | pâlsâmï [pâlcâmï] v ten dzen velkey ostrûznqscï| potsebâ gdibi v ten dzen nezâdrâsnonc pâlcov

7. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v pràvim boqû v ^cehne| yeslï tego dnyâ zâho-rûye prendqovi zdroveye

8. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v litqâh yeslï tego dnâ [dnyâ] | zâhorûye to do sedmû dnï zdrûv bendze

9. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v sïyi yeslï tego dnyâ| zâhorûye to se psedlûzi lec vizdroveye

10. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v stidlïvim clonqû| tego dâ [dnyâ] zonâ zâgâbâc nevolno

11. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v glove yeslï tego dnyâ| zâhorûye to qâter trûdnâ ràdà pseconngnese

12. ...dnyâ dûsâ znâydûyese ve lbe yeslï tego dnyâ| zâhorûye to do sescû dnï zdrûv bendze

13. ...dnyâ dûsâ v genbe mendzi zenbomâ znâydûyese yeslï | tego dnyâ zâhorûye to neprendqovi zdroveye

14. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v renqû yeslï tego dnyâ| zâhorûye tâqoz neprendqovi zdroveye

Am sechsten Tag befindet sich die Seele an der rechten Hand zwischen den Fingern. An diesem Tag ist große Vorsicht geboten, um sich an diesem Tag nicht die Finger zu stoßen.

Am siebten Tag befindet sich die Seele in der rechten Seite in der Hüfte. Wenn man an diesem Tag erkrankt, genest man schnell.

Am achten Tag befindet sich die Seele in den Waden. Wenn man an diesem Tag erkrankt, wird man in sieben Tagen gesund sein.

Am neunten Tag befindet sich die Seele im Hals. Wenn man an diesem Tag erkrankt, so dauert es länger, aber man genest.

Am zehnten Tag befindet sich die Seele im schamhaften Glied. An diesem Tag ist es nicht erlaubt, die Ehefrau zu belästigen.

Am elften Tag befindet sich die Seele im Kopf. Wenn man an diesem Tag erkrankt, dann an Katarrh, und guter Rat ist teuer und es zieht sich hin.

Am zwölften Tag befindet sich die Seele in der Stirn. Wenn man an diesem Tag erkrankt, so wird man in sechs Tagen gesund sein.

Am dreizehnten Tag befindet sich die Seele im Mund zwischen den Zähnen. Wenn man an diesem Tag erkrankt, so genest man nicht schnell.

Am vierzehnten Tag befindet sich die Seele in der Hand. Wenn man an diesem Tag erkrankt, genest man ebenfalls nicht schnell.

15. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v zolond-qû â yeslï tego| dnyâ zâhorûye to nâ qâter kisqovi

||16|| 16. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v glove yeslï tego dnyâ| zâhorûye to oce-rovàni to neh bez plânetnih dû'â\lârov nehodzï

17. ...dnâ [dnyâ] dûsâ znâydûyese v bersyah [persyah] yeslï zâhorûye| to nâ bârdzo _sïlni goroncqovi qâter

18. ...dnâ [dnyâ] dûsâ znâydûyese v ocâh yeslï tego dnâ [dnyâ] | zâhorûye to do sedmû dnï vizdroveye

19. ...dniâ dûsâ znâydûyese v sïyi yeslï tego dnyâ| zâhorûye ve dvà dnï zdrûv bendze â yeslï ve dvà dnï nevi|zdro-veye to zâ 13. dnï zdrûv bendze

20. ...dnâ [dnyâ] dûsâ znâydûyese v pânï stârey yeslï tego| dnyâ zâhorûye do sedmû dnï zdrûv bendze

21. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v qolânâh yeslï tego dnyâ| zâhorûye to velqâ ï cenzqâ horobâ

22. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v persyah yeslï tego dnyâ| zâhorûye to dlûgo horovac bendze

Am fünfzehnten Tag befindet sich die Seele im Magen und wenn man an diesem Tag erkrankt, dann an Dammkatarrh.

Am sechzehnten Tag befindet sich die Seele im Kopf. Wenn man an diesem Tag erkrankt, dann ist es verhext und soll nicht ohne Planeten-Dualare gehen.

Am siebzehnten Tag befindet sich die Seele in der Brust. Wenn man erkrankt, dann an einem sehr schweren fiebrigen Katarrh.

Am achtzehnten Tag befindet sich die Seele in den Augen. Wenn man an diesem Tag erkrankt, genest man in sieben Tagen.

Am neunzehnten Tag befindet sich die Seele im Hals. Wenn man an diesem Tag erkrankt, wird man in zwei Tagen gesund sein und wenn man in zwei Tagen nicht genest, dann wird man nach dreizehn Tagen gesund sein.

Am zwanzigsten Tag befindet sich die Seele (...v päni stärey55). Wenn man an diesem Tag erkrankt, wird man in sieben Tagen gesund sein.

Am einundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele in den Knien. Wenn man an diesem Tag erkrankt, dann ist es eine große und schwere Krankheit.

Am zweiundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele in der Brust. Wenn man an diesem Tag erkrankt, wird man lange krank sein.

55 Wortwörtlich bedeutet vpäni stärey 'in der alten Jungfer', was an dieser Stelle nicht zu passen scheint. Dziekan vermutet dahinter poln. odbytnica 'Mastdarm' [Dziekan 1997: 9].

23. ...dnyâ dûsâ {dûsâ} znâydûyese v gârdle yeslï tego dnâ [dnyâ] | zâhorûye do sedmû dnï zdrûv bendze

24. ...dnâ [dnyâ] dûsâ znâydûyese v sercû yeslï tego dnâ [dnyâ] zâho|rûye to velkey ostrûznqscï potsebâ pod s_mertelnim| stràhem bendze

25. ...dnâ [dnyâ] dûsâ znâydûyese v loqcyah yeslï tego dâ [dnyâ] | zâhorûye to do 10 dnï zdrûv bendze

26. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v rencnih pâlcâh tego dnyâ| pâznogcï rznonc nevolno gdibi nezârznonc| â yeslï tego dnyâ zâhorûye to do 7 dnï vizdroveye

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||17|| 27. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v sïyi yeslï tego dnyâ| zâhorûye â ve dvà dnï nevizdroveye to horobâ psecongne

28. ...dnâ [dnyâ] dûsâ v renqâh yeslï tego dnyâ zâhorûye| to do sedmû dnï vizdroveye

29. ...dnyâ dûsâ v bzûhû mendz ^coh-nâmï znâydûyese| yeslï v ten dzen zâhorûye trûdnâ ràdà zàden doqtor| ne-pomoze nâlezi ozàcse nâyvizsey opâts-noscï

30. ...dnyâ dûsâ znâydûyese v stidlïvim clonqû ï v| qlûbe nâlezi vistsegâcse ï

Am dreiundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele in der Kehle. Wenn man an diesem Tag erkrankt, wird man in sieben Tagen gesund sein.

Am vierundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele im Herzen. Wenn man an diesem Tag erkrankt, ist große Vorsicht geboten und man wird unter Todesangst leiden.

Am fünfundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele in den Ellenbogen. Wenn man an diesem Tag erkrankt, dann wird man in zehn Tagen gesund sein.

Am sechsundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele in den Fingern. An diesem Tag darf man die Nägel nicht schneiden, um sich nicht zu schneiden. Und wenn man an diesem Tag erkrankt, genest man in sieben Tagen.

Am siebenundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele im Hals. Wenn man an diesem Tag erkrankt und nicht innerhalb von zwei Tagen genest, zieht sich die Krankheit hin.

Am achtundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele in den Händen. Wenn man an diesem Tag erkrankt, so genest man in sieben Tagen.

Am neunundzwanzigsten Tag befindet sich die Seele im Bauch zwischen den Hüften. Wenn man an diesem Tag erkrankt, ist guter Rat teuer. Kein Doktor wird helfen und man soll sich der allerhöchsten Vorsehung ergeben.

Am dreißigsten Tag befindet sich die Seele im schamhaften Glied und im (....v qlü-be56). Man soll sich in acht nehmen und

56 Dziekan vermutet für v qlübe poln. ptpek 'Nabel' [Dziekan 1997: 10].

nemec spolecnoscï | z zonon â yeslï tego dnyâ zâhorûye to pod_smer|telnim strà-hem bendze spûscïcse nâ volya Âllahâ yedinego

keine Gemeinschaft mit der Ehefrau haben. Und wenn man an diesem Tag erkrankt, wird man sich unter Sterbensangst leidend dem Willen des einzigen Gottes beugen.

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Резюме

В статье исследуется так называемый хамаил Александра Александровича, рукопись XIX века, возникшая в среде польско-литовских татар и хранящаяся ныне (без шифра) в библиотеке факультета арабистики и исламоведения Варшавского университета. Установлено, что рукопись написана арабицей на одном из польских диалектов и отражает восточнославянское языковое влияние, а также содержит некоторые архаизмы, в чём можно убедиться на основе публикации двух фрагментов рукописи, выполненной латиницей, и орфографического и фонематического анализа.

Insa Klemme (M. A.)

Slavisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Werthmannstr. 14, D-79085 Freiburg im Breisgau Germany / Deutschland [email protected]

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