Научная статья на тему 'VOM BRIEF ZUR FREUNDSCHAFT DER BRIEFWECHSEL VON VIKTOR KARLOVm JERNSTEDT MIT KARL KRUMBACHER (1893—1902)'

VOM BRIEF ZUR FREUNDSCHAFT DER BRIEFWECHSEL VON VIKTOR KARLOVm JERNSTEDT MIT KARL KRUMBACHER (1893—1902) Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Текст научной работы на тему «VOM BRIEF ZUR FREUNDSCHAFT DER BRIEFWECHSEL VON VIKTOR KARLOVm JERNSTEDT MIT KARL KRUMBACHER (1893—1902)»

Peter SCHREINER

VOM BRIEF ZUR FREUNDSCHAFT DER BRIEFWECHSEL VON VIKTOR KARLOVIE JERNSTEDT MIT KARL KRUMBACHER (1893—1902)

Mit einem erstaunlichen Gleichklang setzte die moderne byzantinische Forschung im letzten Jahrzehnt des 19. Jhd. in Deutschland, Frankreich und Rußland ein und schuf in bahnbrechenden Werken die Grundlage für das Byzanzbild des 20. Jhd. Dabei ist gerade die Rolle der russischen Byzantinistik dank der Initiative von Igor Pavlovic Medvedev und die von ihm angeregten oder selbst durchgeführten Editionen aus dem Bestand des Archivs der russischen Akademie der Wissenschaften besonders deutlich gemacht worden.1 Neben veröffentlichtem und unveröffentlichtem wissenschaftlichen Material ist vielfach auch der Briefwechsel russischer Gelehrter mit ihren Kollegen in anderen Ländern Europas erhalten geblieben und zugänglich gemacht worden.

Am Ende der langen Studie von I. V. Kuklina über Viktor K. Jernstedt (14. Dezember 1854-21. August 1902) publiziert T. N. Tazenko erstmals 18 Briefe von Karl Krumbacher aus den letzten 9 Lebensjahren des Gelehrten.2 Sie enthalten in erster Linie Antworten auf Anfragen Jernstedts, die mit seinen Forschungen zu byzantinischen Sprichwörtern, sowie der Äsop-und Syntipas-Ausgabe in Verbindung stehen.3 Die Briefe zeigen, worauf die Biographin auch an anderer Stelle hinweist, den tadellosen Gebrauch der deutschen Sprache, während er seine zahlreichen philologischen Arbeiten in Russisch abfaßte. Trotz verschiedener Hinweise4 ist es immer noch nicht genügend bekannt, daß der Briefwechsel Karl Krumbachers mit 1255 Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Lebens in ganz Europa in alphabetischer Ordnung in der Autographensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird.5 Unter dem zahlreichen epistolographischen Material befinden sich auch 16 Briefe von Viktor Jernstedt. Sie gehen den von Tazenko veröffentlichten Briefen jeweils voraus, und bilden das nicht häufige Phänomen eines vollständig erhaltenen Gegenbriefwechsels, wie wir ihn uns für die byzantinische Epoche immer wünschen, aber nie mit dieser chronologischen Sicherheit besitzen. Im

396

© P. Schreiner, 2007

folgenden werden die 16 Briefe voll ediert, und, wo nötig mit kleineren Anmerkungen versehen.

1. Рукописное наследие русских византинистов в архивах Санкт-Петербурга, под редакцией члена корреспондента Российской Академии наук И. П. Медведева. Санкт-Петербург 1999; Архив русских византи-стов в Санкт-Петербурге. Sankt-Peterburg 1995.

2. I.V. Kuklina. B.K. Ерншедт, Обзор научного наследия, in: Рукописное наследие (wie Anm. 1), 68—130, die Briefe p. 122—130.

3. Die Thematik des wissenschaftlichen Werkes ist von Kuklina minutiös und detailliert behandelt worden, während sie auf die Briefe selbst kaum eingeht. So bleiben leider auch die biographischen Einzelheiten Jernstedts sehr knapp und erfahren durch die hier veröffentlichten neuen Quellen eine gewisse Belebung.

4. F. Tinnefeld, Die Sammlung «Krumbacheriana» in der Bayerischen Staatsbibliothek zu München, in: XXe Congrès International des Etudes Byzantines. Pré-actes 1. Séances plénières. Paris 2001, 383—398.

5. Bayerische Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung, Autographensammlung Krumbacheriana I. Ich danke an dieser Stelle der Leiterin der Autographensammlung, Frau Dr. von Moisy für ihr Entgegenkommen bei der Beschaffung des Materials.

1

St. Petersburg d. 27. März/ 8. April 1893 Hochgeehrter Herr Professor,

Der Unterzeichnete, obgleich Ihnen wohl so gut wie unbekannt, erlaubt sich im Vertrauen auf internationale Collegialität folgende Bitte an Sie zu richten. Würden Sie nicht irgend Jemand von Ihren Zuhörern, der eine griechische Handschrift entziffern kann, beauftragen können ein paar Seiten einer Münchener Handschrift zu copieren? Es versteht sich von selbst, daß ich zu jeder Vergütigung für den Zeitverlust bereit bin, resp. zu jeder entsprechenden Gegenleistung. Es handelt sich um den Münchener Codex D XXV nach dem Hardtschen Cataloge (tom. V p. 299 sqq.). Er beginnt mit einer Vita Aesopi, darauf folgt fol. 21 sqq. Eine Sammlung Aesopischer Fabeln, und am Schluße dieser, also wohl fol. 28; „sequitur titulus: Ашютсои коржш1 кюцю5!аг ката аёфар^тоу. 'Архл ä^Sta^. хатре фаёакре. Des. ю кафе 5ia т( ойк аёец2 юцоу, аёё' epüv. ю ец тсирето^ ка! та rcavrn катю.

In ora infima notatur: ёешеоОаг3 töv erco^evrnv oTOixetmv Tß ало то0 ^ т^ о." Weiter folgt, fol. 29, Syntipas u. A. Mir kommt es augenblicklich einzig und allein auf die kleine Sprichwörtersammlung an, welche sich an die Aesopischen Fabeln anschließt und über die ich eben ausgeschrieben habe, was im Hartdschen Cataloge steht. Von dieser Sprichwörtersammlung möchte ich sobald wie möglich eine buchstäblich genaue Abschrift besitzen. Den Copirenden würde ich auch um Aufschluß darüber ersuchen, ob sich das Fehlen der Buchstaben H-E aus dieser Handschrift erklaren läßt. Ich sage :

Anfang von Brief 1. Abdruck mit freundl. Genehmigung der Bayerischen Staatsbibliothek, München

aus dieser Handschrift, denn dieselbe Sammlung steht in einem Moskauer Codex, aus welchem sie, nach einer kläglichen Copie von Clofsius, im Rhein. Museum Bd. V (1837) publicirt ist.1 Ich habe mit der Moskauer Hds. aus anderen Gründen zu schaffen gehabt und beiläufig die Sprichwörter abgeschrieben, welche ich jetzt gerade für unser «Journal des Ministeriums für Volksaufklärung» behandle. Ein Theil meines Artikels ist schon gedruckt und deshalb habe ich mit meiner Copie eben Eile. Bekannte besitze ich in München nicht; es blieb mir also nichts übrig, als mich an denjenigen der Herrn Professoren zu wenden, welchem die Sache so zu sagen am nächsten liegt. Sollte meine Bitte auf diesem Wege nicht gut erfüllbar sein, nun, so will ich wenigstens das Meinige gethan haben.

Mit vorzüglicher Hochachtung

V. Jernstedt

Professor an der Universität St. Petersburg.

Meine Adresse lautet: St. Petersburg, Wassili Ostrow, 3 Linie, Haus 58, Qu. 11.

1) кооржа!? 2) айёец? 3) sic?

Kommentar: Krumbacher hat bereits am 14. April geantwortet (Brief 1, bei Kuklina, Приложение p. 123). 1 Auf den Seiten 331—332 ohne Autorenangabe.

St. Petersburg d. 5/17 April 1893

Herzlichen Dank,

verehrter Herr College, für Ihre große Freundlichkeit, die ich gebührend zu würdigen weiß. Eine so prompte und vollständige Erfüllung meiner Wünsche habe ich kaum zu wünschen, geschweige denn zu hoffen gewagt. Ihre «Sammlung byzantinischer Sprichwörter», in den Sitzungsber. Ihrer Akademie von 1887, ist mir natürlich wohl bekannt.1 Sobald das Maiheft 3. unseres Journals mit dem Schluß meiner (übrigens gar nicht großen) Arbeit erscheint und die Einzelabdrücke des Ganzen in meinen Händen sein werden, sollen Sie der Erste sein, an den ich ein Exemplar expedire. Im Aprilheft sind die ersten 10 Seiten schon erschienen, brechen aber mitten in einem Worte ab, wie das in der Abteilung für class. Philologie zuweilen geschieht, welche außerdem quartalweise einzeln ausgegeben wird (jedes Heft 8—10 Bogen stark).2 Mein Artikel ist diesmal doch etwas länger geworden, als die Größe der Sprichwörtersammlung zu erfordern scheint, weil ich mich aus äußeren Gründen (ich bin quasi-Redacteur der Abtheilung) schließlich mit der Abfassung etwas beeilen mußte; mit anderen Worten, ich hatte, wie Lessing einmal gesagt hat, nicht die Zeit kurz zu sein. — Ihre Auffassung von кёаоОец im 5. Spruche3 will ich, mit Ihrer gutigen Erlaubniß, mittheilen, obgleich ich allerdings im schon gedruckten eine andere Meinung vertrete.

Mit aufrichtiger Hochachtung

V. Jernstedt

Kommentar: Antwort und Dank auf Krumbachers ersten Brief, der bereits nach drei Tagen den Empfanger erreicht hatte.

1 K. Krumbacher, Mittelgriechische Sprichwörter. München 1893 (= Sitzungsberichte der philos.-philol. u. d. historischen Classe der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften, 1893, Bd. II, H.1).

2 Забытыя гречесюя пословицы, in: Журналъ Министерства Народного Просвъщешя 1893, Отдел. класс. филол. Апрель-Май. Wiederabgedruckt in Victoris Jernstedt opuscula — Сборникъ статей по классической филологш Виктора Карловича-Ерншедта (Petersburg 1907, 179—206). Im Institut für Byzantinistik der Universität München findet sich noch der originale Sonderdruck mit der Widmung: Herrn Prof. Dr. K. Krumbacher hochachtungsvoll vom dankbaren Vf. St. Petersburg d. 19/31. Mai 1893 V. Jernstedt.

3 Bezug unklar, da das 5. Sprichwort in Krumbachers Sammlung dazu nichts bringt.

3

Hochgeehrter Herr College,

Sie erwähnen p. 472 Ihrer Byzantinischen Literaturgeschichte eine «Strassburger Handschrift», in welcher die Moskau-Münchener Redaktion des griechischen Syntipas stehen soll.1 Ich bin gerade im Begriff das unedirte Moskauer Stück zu publiciren und erlaube mir daher die Frage, ob die

Strassburger Hds. noch existirt und ob, falls dies der Fall ist, ich nicht Jemand ins Gehege kommen würde, indem ich es versuche Ihrem Hinweis nachzugehen. Am liebsten würde ich natürlich, was ja auch am zweckmäßigsten wäre, alles, was von der Redaktion übrig ist, zugleich herausgeben. Mit ausgezeichneter Hochachtung

Ihr ergebenster V. Jernstedt

St.Petersburg

(Waß. Ostr., 3 Linie, H.68, Qu.11) 16/28 Jan. 95.

Kommentar:

1 Krumbacher bezeichnet in der 1. Auflage die Handschrift nicht näher, und nennt in der 2. Auflage expizit die griech. Hs. Nr. 5. Dort (vgl. C. Welz, Katalog der Kaiserlichen Universitäts-und Landesbibliothek in Straßburg. 5. Descriptio codicum graecorum.Straßburg 1913) ist kein solcher Text genannt, und Krumbacher ist wohl einem Irrtum erlegen. Jernstedt geht in der Ausgabe selbst (s. u. zu Brief 9, Anm.2) nicht mehr darauf ein.

4

Hochverehrter Herr Kollege,

Soeben erhalte ich Ihren Brief vom 2. Febr. und beeile mich Ihnen für Ihre freundlichen Mittheilungen meinen besten Dank auszusprechen. Ich werde mich allerdings bemühen die Strassburger Hds. hierhergeschickt zu bekommen. Ihre Notiz über cod. Marc. 605 werde ich mit Ihrer gütigen Erlaubnis mittheilen; sie sonst zu verwerthen wird mir wohl nicht beschieden sein.1

Zu Ihrer so wohlverdienten Ernennung zum Correspondenten unserer Academie gratulire ich herzlich.2 Die Wahl war, wie es sich von selbst versteht, eine einstimmige. Daß Sie die Nachricht bis jetzt nur durch die Zeitungen erfahren haben, nimmt mich Wunder: unser непременный секретарь Dubrowin ist sonst accurat.3 Am 1/13 Februar ist wieder Sitzung und da will ich fragen, wie die Sache zusammenhängt. Der alte Destunis,4 mit dem Sie ja auch in brieflichem Verkehr gestanden haben und der auch eben Correspondent der Academie geworden ist, liegt leider im Sterben. Er ist zwar schon fast 77 Jahre alt, aber bei seiner ausnehmend vorsichtigen Lebensweise hätte er ganz gut noch einige Jahre leben können, trotzdem er von jeher kränklich und schwächlich war. Uebrigens ist er noch nicht todt und kommt am Ende doch noch wieder auf, obgleich ihm damit wohl schwerlich gedient wäre. Zum Arbeiten würde er nicht mehr die Kraft haben. Nochmals herzlichen Dank, verehrtester Herr College.

Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster

V. Jernstedt.

St. Petersburg d. 25 Januar/6 Febr. 95.

Kommentar: Der Brief Krumbachers vom 2. Februar (Antwort auf Brief 3 Jernstedts) ist offensichtlich nicht erhalten.

1 Es geht wohl um das im Marc. Gr. 605 enthaltene Syntipas-Fragment, das Jernstedt auch in der Ausgabe (siehe dazu Brief 9, Anm. 2) vermerkt.

2 Krumbacher war am 3. Dezember 1894 zum Korr. Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften gewählt worden. Eine offizielle Mitteilung der Akademie ist im Briefwechsel Karl Krumbachers nicht vorhanden.

3 Nikolaj Fedoroviè D. war «beständiger Sekretär» (sécrétaire perpétuel nach dem Vorbild der Französischen Akademie).

4Zu Gavriil Spiridonoviè Destunis (1818—1895), den Byzantinisten v. a. durch die Erstausgabe des Amurisliedes (Petersburg 1877) bekannt, s. Рукописное наследие (wie Anm.1) 568—569.

Im Münchner Nachlaß sind drei Briefe Krumbachers an ihn erhalten. Krumbacher erwähnt ihn auch im Vorwort zur ersten Ausgabe der Geschichte der byzantinischen Litteratur, München 1891, als einen jener Gelehrten, die ihm wichtige bibliographische Informationen zukommen ließen, doch finden sich im Münchner Institut nur fünf Sonderdrucke von Destunis.

5

Hochverehrter Herr Kollege,

I ch will mit Vergnügen in diesem und ähnlichen Fällen machen, was sich machen läßt. Unsere Osterfeiertage sind zu Ende. Morgen haben wir aber Sonntag und erst Montag läßt sich etwas machen. Ein Hinderniß für das Photographiren könnte sein (wird aber hoffentlich nicht sein), daß der Director der Bibliothek krank ist oder wenigstens noch vor kurzem war. Der alte G. Destunis ist, wie Sie vielleicht noch nicht wißen, am 19/31 März gestorben. Einen Nekrolog finden Sie in dem Aprilheft des Журналъ Министерства Народного Просвъщешя. Ein anderer Nekrolog, mit vollständigem Verzeichniß seiner Schriften, wird, denk" ich, im Виз. Временникъ erscheinen.1

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ganz ergebener V. Jernstedt

St.Petersburg d. 8/20 April 1895

Kommentar: Antwort auf Brief 3 Krumbachers, in welchem er einen Petersburger Text für den damals noch wenig bekannten Ludwig Traube aus der Petersburger Sammlung erbittet. Einzelheiten nennt Krumbacher in diesem Brief nicht, da er das uns unbekannte und wohl nicht erhaltene Schreiben Ludwig Traubes beilegt. Ludwig Traube (1861—1907) war der Begründer der lateinischen Philologie des Mittelalters und erhielt 1902 den ersten Lehrstuhl 5 seines Faches an der Universität München. Traube hat zu dieser Zeit an den Poetae aevi Carolini gearbeitet, deren 3. Band 1896 erschien. Dort sind allerdings, soweit ich sehe, keine Handschriften aus Petersburg herangezogen. Auch weitere Recherchen in Repertorien haben keine Resultate zur Identifizierung der Handschriften erbracht.

1 Der Nachruf (anonym) erschien in VV 2 (1895) 316—326.

6

Verehrter Herr College, Besten Dank für den «Michael Glykas». Beiliegen die 2ten Exemplare der Photographien für Dr. Traube. Hochachtungsvoll

Ihr ergebenster V. Jernstedt.

St. Pbg. d. 30 April/12 Mai 95.

Kommentar: Aus den Briefen Krumbachers geht über eine Zusendung des «Michael Glykas» nichts hervor: K. Krumbacher, Michael Glykas. Eine Skizze seiner Biographie und seiner literarischen Tätigkeit nebst einem unedierten Gedichte und Briefe desselben. München 1894 (= Sitzungsberichte der philos.-philol. und der histor. Classe der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften, 1894, H.3.)

7

(Postkarte)

Verehrter Herr College, Herzlichen Dank für die Mittheilung. Vom Syntipas im Cod. Vaticanus wußte ich nichts. Herrn Tschiedel kenne ich leider nicht. Ich habe mich an Dr. Hülsen gewandt,1 den ich von früher kenne und der mir vielleicht Jemand verschafft, welcher den codex einsehen könnte. Nochmals besten Dank.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Ihr ergebener V. Jernstedt

P.S. Vergessen Sie bitte nicht das nächste Mal wieder Ihre neue Adresse beizufügen, welche ich verlegt habe.2

Kommentar: Das auf Postkarte übermittelte Schreiben ist undatiert, doch läßt sich die Abfassung durch die gut lesbaren Poststempel leicht ermitteln. Der Petersburger Stempel datiert vom 5. Sept. 95 (alten Stils, = 17. Sept. neuen Stils), der Münchner vom 20. September. Trotzdem ergibt sich ein kleines Problem. Krumbachers Mitteilung über den Vatikanischen Syntipas-Kodex (Vat. Gr. 335) findet sich in Brief Nr. 2 des Archivs der Petersburger Akademie und trägt das Datum des 27. II. 95. Krumbacher erfuhr aus dem 3. Brief Jernstedts (oben S. 393) vom 28. Januar (1895), daß dieser sich mit Syntipas beschäftigt, so daß einer Antwort am 27. Februar nichts entgegensteht. Die vorliegende Postkarte Jernstedts klingt aber nach einer spontanen Mitteilung - ein halbes Jahr später?

1 Christian Hülsen (1858—1935) war von 1887—1909 zweiter Sekretär des deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Jernstedt wurde 1891 korrespondierendes Mitglied des deutschen Archäologischen Instituts und erhielt für das Jahr 1892 ein Italienstipendium. (Kuklina, wie Anm. 2, S. 69). Damals hatte er wohl Hülsen kennengelernt, der seit 1881 als Stipendiat in Rom weilte.

2 Die vorliegende Postkarte ist daher an die Münchner Universitätsadresse Krumbachers gesandt. Zu den Adressen Krumbachers siehe Tinnefeld (wie Anm. 4) 398.

8

Aßern bei Riga, Haus Besbardis. d. 31 Juli/12 Aug. 1896.

Hochgeehrter Herr College,

Aus Ihren beiden Postkarten1 (welche erst gestern an mich gelangt sind, da die einlaufenden Briefe mir nicht regelmäßig nachgeschickt werden) ersehe ich, daß ein Mißverständniß stattgefunden hat, wo ich am wenigsten eines erwartet habe. Ich verließ Petersburg am 21ten April (alten Stils), um nach Odeßa zu reisen, wohin ich als Präses der diesjährigen historischphilologischen Prüfungscommißion an der «neurussischen» Universität «abcom-mandiert» war. Damals sollte der KeKaup.evo^ erscheinen, war aber noch nicht erschienen. Wahrend meines 2tägigen Aufenthaltes in Petersburg am

3—5 Juni habe ich Wassiliewsky nicht gesehen. So ist es gekommen, daß keiner von uns beiden wußte, an welche Gelehrte der andere Exemplare des Buches schicken werde. Da nun W. viel früher als ich in der Lage war Exemplare zu versenden, so nahm ich an, daß Sie längst das Buch empfangen hatten, bevor ich an das Versenden schreiten konnte, und mochte nicht Ihnen nachträglich mit einem 2ten Exemplare lästig fallen, da Sie ja so zu sagen (ich gebrauche einen Lieblingsausdruck des verewigten Nauck)2 in Druckpapier ersticken müßten. Um spasshafte Mißverständniße zu vermeiden, schickte ich das Buch zunächst nur an solche Gelehrte, von denen ich mit ziemlicher Sicherheit annehmen durfte, daß W. sie nicht bedacht haben würde. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß W. seinerseits zunächst dieselbe Rücksicht beobachtet hat, schließlich aber Ihnen doch ein Recensionsexemplar zugehen ließ. So haben Sie denn, verehrter Herr College, das Buch nicht sogleich bekommen, weil jeder der beiden Herausgeber vorraussetzen durfte, daß der andere sogleich an Sie denken werde. Was meinen Syntipas betrifft, so hat der Druck, kaum begonnen, durch meine Abreise nach Odeßa und sodann in die Sommerfrische an den Rigaer Strand, unterbrochen werden müßen. Ich hoffe noch in diesem Jahre damit fertig zu werden. Den Vaticanus 335, welcher die München-Moskauer Redaction vollständig enthält, hat mir im vorigen Winter Dr.Graeven verglichen, resp. abgeschrieben.3 Schließlich noch eine Bitte oder Frage, hochgeehrter Herr College. Ich habe vor einigen Jahren 2 Viten Constantins (des Kaisers) aus Italien mitgebracht.4 Nach dem Coxeschen Catalog zu urtheilen, steht die eine davon auch in Hdss. der Bodleiana.5 Kennen Sie nicht zufällig Jemand in Oxford, der mir die englischen Codices vergleichen könnte? Ich habe mich schon an Freund Neubauer6 gewandt, aber er kennt im Augenblick Niemand und bittet jedenfalls bis zum 20 October (Schluß der Ferien) zu warten. Nun könnte ja ein jüngerer Gelehrter von Ihren gewiß zahlreichen Bekannten dasein oder hingehen und nicht abgeneigt sein die Sache für das übliche Honorar zu besorgen.7 Ist das der Fall, so würden Sie mir einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie die Vermittlerrolle übernehmen wollten. Sie wissen,daß ich zu Gegendiensten, so weit es von mir abhängt, stets bereit bin. In ergebenster Hochachtung Ihr V. Jernstedt

In Aßern bleibe ich bis Ende August alten Stils.

Kommentar.

1 Bezieht sich auf die Postkarten Nr. 5 (vom 6. Juli), auf welcher Krumbacher auch die im Brief 7 erbetene neue Adresse (Ottostr. 5/III) wiederum mitteilte und Nr. 6 (undatiert, aber sicher nicht «[?] VI 1896» wie Kuklina (Anm. 2) S. 125 Anm. 3 vermutet, sondern ebenfalls im Juli, da in diesen Monat schon die erste Postkarte datiert ist.

2 August Nauck, klassischer Philologe (1822—1892) war seit 1859 an der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg tätig und wurde 1861 ordentliches Mitglied.

3 Hans Graeven (1866—1909), seit 1903 Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Trier, arbeitete nach 1891 am deutschen Archäologischen Institut in Rom. Er stand mit Krumbacher in brieflicher Verbindung (18 Briefe).

4 Unter den zahlreichen Handschriften der Vita Constantini läßt sich mit diesen allgemeinen Angaben die Provenienz nicht ermitteln (vgl. F. Halkin, Bibliotheca Hagiographica Graeca. Bd. 1. Brüssel 1957, 121—125). Jernstedt scheint an der Thematik nicht weiter gearbeitet zu haben.

5 Cod. Oxon. Bodl. Canonicus 19 (vgl. Halkin, Bibliotheca, wie vorausg. Anm., Nr. 366g).

6 Nicht zu ermitteln; dem Kontext nach ein Petersburger Freund oder Kollege Jernstedts.

7 Krumbacher teilt in Brief 8 mit, daß er niemand in England kenne, der diese Aufgabe durchführen könne.

9

Besten Dank, hochgeehrter Herr College, für das schöne Weihnachtsgeschenk,1 — denn wir haben ja gerade Weihnachten. Ich muß leider berichten, daß ich seit Juni Monat gekränkelt habe, weßhalb auch der Syntipas stecken geblieben ist. Hoffentlich kommt er aber doch bald zum Abschluß.2 Nochmals herzlichen Dank und die besten Wünsche zum neuen Jahr von Ihrem treu ergebenen

V. Jernstedt

St. Petersburg

d. 24 Dec. 1898/5 Jan. 1899

Kommentar:

1 Es gibt offensichtlich keinen Begleitbrief Krumbachers, wie die Korrespondenz überhaupt in den Jahren 1897 und 1898 unterbrochen war.

2 Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Die Syntipas-Ausgabe erschien mit Unterstützung Nikitins (s. Brief 11, Kommentar) erst postum 1912: Mich. Andreopuli Liber syntipae, ed. Victor Jernstedt. St. Petersburg 1912 = Записки Инст. Наук истор.-филол. отд. XI, 1.

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St. Petersburg

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d. 30 Nov./12 Dec. 1900.

Verehrter Herr College, Herzlichen Dank für die zwei Geschenke1, welche ich in diesen Tagen von Ihnen erhalten habe. Ich habe Regel2 versprochen, die neuere Schrift über die Moskauer Sammlung in dem Византшскш Временникъ anzuzeigen und werde das um so lieber thun, als ich unerwarteterweise in die Lage gekommen bin eine kleine Ergänzung zu der Moskauer Sammlung publiziren zu können. Das nächste Heft des Вре-менникъ erscheint sehr bald, es ist schon fast abgeschlossen, so daß meine Besprechung Ihrer Schrift erst im übernächsten Heft erscheinen kann, welches, wie Regel meint, im Februar des kommenden Jahres ausgegeben wird.3 Sie wißen gewiß schon, daß es Regel in der Academie leider schlecht ergangen ist. In der Claße war er fast einstimmig durchgegangen, im Plenum dagegen fiel er durch. Man meint, daß Kondakoff4 gegen ihn agitirt hat; unwahrscheinlich ist mir das nicht, aber behaupten möchte ich das ebensowenig. Vielleicht läßt sich das Unrecht mit der Zeit reparieren, aber zunächst ist nichts dabei zu thun. Ihr Bayerland hat mir in diesem Sommer die abhanden gekommene Gesundheit5 wiedergebracht, was ich ihm nicht vergeßen werde, sowenig wie den freundlichen Empfang in München6. Den Rückweg haben wir über Prag, Dresden und Leipzig genommen. Leider haben wir hier in diesem Semester ganz besonders wenig Sonne gehabt, und jetzt graßirt hier die Influenza in wahrhaft grauenerregender Weise. Von meiner Familie liegt augenblicklich mein kleiner Stammhalter7 darnieder,

aber es geht ihm doch schon beßer. Ich empfinde es als eine arge Unterlaßungssünde, daß ich bei meinem Aufenthalte in München nicht Prof. Christ8 habe einen Besuch machen können, aber wir mußten eben eilen, aus der großen Stadt wegzukommen, da meine Gesundheit noch zuviel zu wünschen übrig ließ. Meine Frau hat sich in den lieben alten Herrn ganz verliebt, bei ihr hat er einen ganz besonderen Stein im Brett. Wollen Sie so freundlich sein, lieber Herr College, Herrn Prof. Christ von meiner Frau und mir einen recht herzlichen Gruß zu bestellen?

Вамъ, разумеется, первой и последнш поклонъ и отъ жены моей, и отъ душевно преданного Вамъ В. Ернштедта.

Kommentar.

1 Eines der beiden Geschenke war die in Brief 13 erwähnte Moskauer Sprichwörtersammlung (K. Krumbacher, Die Moskauer Sammlung Mittelgriechischer Sprichwörter. München 1900 (= Sitzungsberichte der philos.-philol. und historischen Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Heft III).

2 Zu Vasil E. Regel (1857—1932) siehe I. P. Medvedev, Регель как основатель и редактор «Византийского Временника», in. Архивы (wie Anm. 1), 157—180; im Nachlaß Krumbacher sind 16 Briefe Regels erhalten.

3 Die Anzeige (nicht Besprechung) erschien in VV 8 (1901) 244. Die angekündigte «Ergänzung» bezieht sich auf das Dresdner Fragment, s. u. Brief 13, Anm. 4.

4 Zu Nikodim P. Kondakov (1844—1925) siehe I. V. Tunkuna, И.П. Кондаков, обзор личного фонда, in: Архив (wie Anm. 1), 93—119. Im Brief 14 von Regel an Krumbacher (s. o. Anm. 2) teilt Regel selbst Krumbacher mit, daß er in der Akademie gescheitert ist und vermutet dahinter ein Komplott von Uspenskij und Kondakov, die sich der Redaktion der Vizantijskij Vremennik bemächtigen wollten.

5 Aus Brief 13 ist zu folgern, daß sich Jernstedt in Berchtesgaden (an der österr. Grenze unweit Salzburg) aufgehalten hat.

6 Darauf könnte sich die im Archiv der Petersburger Akademie unter Nr. 18 aufbewahrte Visitenkarte Krumbachers beziehen, mit der er die Familie Jernstedt ins Restaurant des Künstlerhauses einlädt.

7 Pjotr Viktorovie, geb. 1890, später wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Russischen Akademie der Wissenschaften für Vergleichende Sprachwissenschaft (Kuklina, wie Anm. 2, S. 122).

8 Wilhelm von Christ (1831—1906) war seit 1863 Professor für klass. Philologie in München und hat Krumbacher auf seinem Weg zur Byzantinistik entscheidend unterstützt.

11

St. Petersburg d. 4/17 Febr. 1901 Lieber und hochgeehrter Herr College,

Es freut mich sehr, daß Sie bereit sind sich an der Festschrift zu Ehren Nikitins zu beteiligen.1

Was die Sprache betrifft, so liegt die Sache so: wenn die Festschrift nicht zuerst im Журналъ erschiene, so hätte es gar keine Schwierigkeit deutsche Beiträge aufzunehmen; im Journal dagegen ist es bisher nicht Usus gewesen in anderer Sprache als russisch zu drucken, abgesehen natürlich vom Griechischen und Lateinischen. Und ich glaube nicht, daß es mir gelingen würde den Usus zu brechen. Nun würde es ja für Sie gewiß keine Hexerei sein die Arbeit griechisch, lateinisch oder rußisch abzufaßen; da es aber immerhin denkbar ist, daß, falls Sie sich für das Russische entscheiden, die Abfaßung

derselben mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als Sie dem widmen können, so schlage ich folgenden Ausweg vor: Sie schicken die Arbeit deutsch geschrieben her, ich übersetze sie und schicke Ihnen dann die Uebersetzung in Fahnensatz für etwaige Aenderungen. Was den '/2. Bogen betrifft, so war das cum grano salis zu verstehen. Machen Sie Ihren Artikel so lang oder so kurz, als es Ihnen beliebt; Sie sind natürlich in keiner Weise gebunden. Separatabdrücke stehen in beliebiger Anzahl zur Verfügung, da Sie auf das Honorar verzichten.

Mit herzlichen Grüßen, auch von meiner Frau.

Ihr treu ergebener V. Jernstedt.

Kommentar:

1 Zusage Krumbachers in dessen Brief 8. Die dort erwähnte «freundliche Einladung zur Beteiligung an der Festschrift» ist in Krumbachers Briefwechsel nicht erhalten. Krumbacher teilt in diesem Brief mit, daß er einen «dialogischen Threnos auf den Fall Konstantinopels zum ersten Male publizieren möchte». Wie aus Krumbachers Brief 11 vom 1.05. 1901 hervorgeht, hat er diesen Text dann doch unter dem Titel «Ein dialogischer Threnos auf den Fall von Konstantinopel» in den Sitzungsberichten der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften, philos.-philol. und hist. Cl. München 1901, 329—362 veröffentlicht. Zu Pjotr V. Nikitin (1849—1916), der mit 4 Briefen in der Korrespondenz Krumbachers vertreten 9 ist, siehe O. V. Jodko, П.В. Никитин и его вклад в визан-тинистику, in: Наследие (wie Anm. 1), 131—171.

12

St. Petersburg d. 22 März/4 April 1901.

Hochgeehrter Herr College,

Ich habe Ihnen nicht sogleich geantwortet,1 weil ich bei Empfang Ihrer letzten Karte wieder einmal zur Veränderung [sic] bettlägerig war. Das bin ich zwar auch jetzt noch, ich glaube aber die Antwort nicht mehr verschieben zu sollen. Die Uebersetzung Ihres Aufsatzes würde ich nicht gern jemand anders übertragen; ob ich aber selbst jetzt in der Lage sein werde die Arbeit zu besorgen, ist doch etwas zweifelhaft. Ende April a. St. [alten Sils] gehe ich wohl wieder nach Karlsbad. Was die Facsimiles betrifft, so sagen Sie nichts davon, wie hoch die Kosten sich stellen würden. Das wäre natürlich nicht unwichtig. Daß die Balaschoffsche Typographie2 «auf Lichtdruck gut eingeschult» ist, möchte ich auch bezweifeln. Kurz, Sie werden, alles in allem genommen, gut thun, uns statt des in Aussicht gestellten größern Aufsatzes einen kleinern zu schicken. Die Hauptsache ist ja, daß Sie überhaupt dabei sind.

Am selben Tage, wo Sie mir die Karte schickten, fertigte ich die letzte Correctur eines Aufsatzes, welcher dieser Tage im Виз. Врем. erscheint, an Sie ab. Anfangs sollte es eine Besprechung Ihrer Moskauer Sprichwörter werden, aber ich liebe so wenig Rezensionen zu schreiben, daß daraus wohl

auch diesmal nichts geworden wäre. Daher sattelte ich schließlich um und machte aus der Besprechung einen selbstständigen Artikel. Ehe ich die 2te Hälfte ummachen [sic] konnte, wurde ich krank. Daher steht am Schluße das «OKOHHame CëeayeTb». Ich habe mich beeilt Ihnen die Correctur zu schicken, weil Sie der im Uebrigen anspruchslosen Arbeit gewiß mehr Intereße entgegenbringen, als irgend ein anderer.

Ihr herzlich ergebener

V. Jernstedt

Kommentar.

1 Schreiben Krumbachers Nr. 9 vom 27. 3. 1901. Jernstedt hat die Karte wohl am 30. oder 31. März erhalten und «erst» am 4. April geantwortet.

2 Die Balaschoffsche Typographie hat das ®ypHaëb verlegt.

13

Sestrorezk bei Petersburg d.

25 April/8 Mai 1901.

Hochgeehrter Herr College,

Auf Ihren vorletzten Brief1 habe ich nicht sogleich geantwortet 1) weil Sie ja damals im Begriff waren nach Paris zu gehen, und 2) weil es bei mir damals mit dem Briefschreiben überhaupt precär stand. Jetzt habe ich hier in unserem jüngsten Luft- und Waßerkurort 1/2. Wochen zugebracht, wohin man mir Ihren letzten Brief geschickt hat2, und kann versuchen Ihnen Rede und Antwort zu stehen. Für die Photographie des Moskauer Blattes bitte ich meinen besten Dank entgegenzunehmen. Habe ich sie zurückzuschicken oder darf ich sie zunächst behalten?3 Leider kann ich Ihren Wunsch in Bezug auf die Vorderseite des Dresdener Blattes nicht erfüllen. Ich habe nur die Rückseite photographieren laßen, da dies für meinen Zweck ja vollkommen ausreichte. Gesehen und copirt habe ich den in Dresden befindlichen Theil der Ашютсои ёоуог am 18/31 August vorigen Jahres, auf der Rückreise von Berchtesgaden. Schon damals stieg in mir der Gedanke auf, ob das nicht am Ende der Anfang Ihrer Sammlung sei, von der Sie in München gesprochen hatten; aber der Gedanke hatte damals nicht viel für sich. Erst als ich Ihre Publication erhielt, lehrten mich Ihre Facsimiles, daß hier wirklich ein Curiosum vorgefallen war: Sie hatten das Hauptstück in Rußland gefunden, und mir war es vorbehalten geblieben den fehlenden Anfang in Deutschland zu finden.4 Um die 10 Sache auch für Andere evident zu machen, wandte ich mich nach Dresden mit der Bitte um eine Photographie, aber das Ganze photographieren zu laßen hatte ich keine Veranlaßung, da ich nicht an Seminarübungen dachte.

Das betreffende Heft des Виз. Врем. sollte im Februar erscheinen, dann hieß es: zu Ostern, aber auch zu Ostern ist es nicht erschienen. Son-der-Abdrücke sollten für mich früher fertig gestellt werden, aber auch das ist nicht geschehen. Ich habe Regel am 14/27 März zuletzt gesehen und auf 2

Postkarten keine Antwort erhalten. Was geschehen ist, weiß ich nicht. In der nächsten Woche bin ich wieder in Petersburg, und da wird sich Alles - zwar nicht in Wohlgefallen auflösen, aber wenigstens aufklären.5 Auf den versprochenen Beitrag zum Сборникъ въ честь П.В. Никитина rechne ich sehr. Mag er auch klein sein, aber Ihren Namen möchten wir nicht missen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr ergebenster V. Jernstedt

Kommentar:

1 Brief Nr. 9 vom 27. 3. 1901. Die Reise Krumbachers nach Paris ist allerdings erst in Brief 10 erwähnt.

2BriefNr. 10vom4. April 1901. Wohl auch Antwort auf Krumbachers Brief 11 vom 1. 5.1901.

3 Erst in Brief 12 vom 22. Mai gibt Krumbacher die Antwort.

4 K. Krumbacher, Die Moskauer Sammlung Mittelgriechischer Sprichwörter. München 1900,= Sitzungsberichte der philos.-philol. und historischen Classe der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften, 1900, Heft III.

5 Der Beitrag Речешя Эзопа въ МосивЪ? и въ ОресденЪ erschien im VV 8(1901)115—130. Die angekündigte Fortsetzung erschien erst postum 1916 (vgl. Kuklina S. 70, Anm. 7. Das originale Widmungsexemplar ist im Münchner Institut noch erhalten.

14

St. Petersburg d. 16/29 Mai 1901.

Hochgeehrter Herr College,

Schönen Dank für den Beitrag zur Sammelschrift zu Ehren Nikitins.1 Ich habe ihn schon z. Th. «russificirt». Daß Sie eine Correctur bekommen (es braucht doch nicht Fahnensatz zu sein?), dafür wird Freund Жебелевъ2 sorgen, der in meiner Abwesenheit hier das besorgen wird, was sich nicht gut aus der Ferne thun läßt. Aus der Ferne, - denn übermorgen reise ich, diesmal nach dem Schwarzwalde, wenigstens für den Anfang. Ich will diesmal über Heidelberg gehen, wo ich noch nicht gewesen bin. Nach München komme ich diesmal wohl nicht: wiederum reise ich «mit dem ganzen Nest»3, was ja wunderschön ist, aber die freie Bewegung bedeutend hemmt. Haben Sie nach wie vor die Absicht auf das Honorar (zu dem in unserem «Circular» angegebenen Zwecke) zu verzichten, so bitte ich das beiliegende Schriftstück zu unterschreiben. Der in der 6ten Zeile freigelaßene Raum wird von Жебе-левъ ausgefullt werden, sobald feststeht, in welchen Monat (d. h. Juli od. August) Ihr Artikel kommt. Жебелевъ^ Adresse ist: С.Петербург, Ямская улица д. 21, Кв. 8. Sobald ich in Deutschland mich irgendwo auf eine Zeitlang niedergelaßen haben werde, werde ich mir erlauben wieder mit Ihnen in Verbindung zu treten.

Mit den besten Grüßen Ihr ergebenster V. Jernstedt Wieviel Sonder-Abdrücke?4

Kommentar.

1 Antwort auf Brief 12 Krumbachers vom 22. Mai 1901, der nun auch den (neuen) Festschriftbeitrag enthielt. K. Krumbacher, nncbMO Bt cTHxaxt et aKpocTHxoMt, in. Com-mentationes Nikitianae. CöopHHKt CTaren no K^accH^ecKOH ^Hnonorin Bt ^ecTb neTpa BacH^beBH-^a HHKHTHHa no noBoäy TpHuaTH^kTHa c^y^erna ero pyccKoMy npocBi^emro, 1871—1901. St. Petersburg 1901, 212—217.

2 S. A. Zebelev, der 1907 auch die gesammelten Schriften Jernstedts herausgab (vgl. oben Brief 2, Anm. 2).

3 Nach den Forschungen von Kuklina, p.122, waren es 1901 drei Kinder (Pjotr, Vera, Anna) im Alter von 11,10 und 8 Jahren.

4 Im Brief 8 hatte Krumbacher um 100 Sonderdrucke gebeten. Die Zahl wird in Brief 13 wiederholt.

15

Ruhstein bei Freudenstadt, Württemberg.

16 Juni 1901

Verehrter Herr College,

Erst jetzt komme ich dazu über folgende 2 Punkte Ihres Beitrages zu unserer Sammelschrift bei Ihnen anzufragen:1 Im Texte des Briefes steht v. 4: "A^ ek OeoToi eiA^öa^. Das wird ein lapsus calami sein fur ek OeoTo, nicht wahr? V. 15 haben Sie geschrieben: npo^ xo 8i8doKeiv oweo-uv Kai yvöoiv Kai naiSelav. Muß es nicht heißen aweoiv? Cf vv. 7 u. 8.

Ich glaube nicht, daß ich lange hierbleiben werde: es ist mir hier, bei dem inzwischen eingetretenen schlechten Wetter, zu kühl, aber ob ich nach Freudenstadt gehe oder nach Herrenalb, weiß ich noch nicht. Am Ende komme ich gar wieder nach Bayern2, das mir eigentlich doch beßer gefällt, als die Schwarzwaldländer, so weit ich sie kenne. Mit herzlichem Gruße

Ihr ergebenster V. Jernstedt

Kommentar.

1 Die Antwort, welche die Vermutung Jernstedts bestätigt, gibt Krumbacher in Brief 13.

2 Freudenstadt und Herrenalb sind bis heute bekannte Luftkurorte im Schwarzwald. Wie aus Brief 16 hervorgeht, ist er zuletzt doch wieder nach Berchtesgaden gefahren.

16

St. Petersburg d. 9/22 Jan. 1902.

W. O., Nicolaiquai 1

Verehrter Herr College,

Die Redaction des ^ypHa^b MHHHcrepciBa HapoäHoro npocB-b^ema hat mich beauftragt Ihnen einen Tausch der «Byzantinischen Zeitschrift» gegen das «Journal» vorzuschlagen.1 Wenn Ihnen also die Sache convenirt

Äom n. B. EpHrnTe^Ta Ha BacanteBCKOM ocTpoße b CaHKT-neTepöypre

und auch sonst ausführbar ist, so benachrichtigen Sie mich, bitte, davon umgehend.

Wie geht es Ihnen und wie sind Sie mit der Karlsbader Kur zufrieden? Ich meinerseits habe in diesem Sommer bei Ihnen draußen nicht so günstige Resultate erzielt, wie im vorigen Jahre. Der Aufenthalt speciell im Schwarzwalde hat mir wenig Nutzen gebracht und in meinem lieben Berchtesgaden habe ich nicht lange genug bleiben können. Trotzdem fühle ich mich jetzt passabel, da, wie es scheint, mein Arzt endlich auf den richtigen Weg gerathen ist. Auch ist es nicht ohne Nutzen gewesen, daß ich Prof. Erb in Heidelberg consultirt habe.2 Mit den besten Grüßen, auch an Geheimrath v. Christ,

Ihr ergebenster V. Jernstedt.

Kommentar:

1 Letzter erhaltener Brief Jernstedts, der am 21. August 1902 starb. Brief 17 Krumbachers vom 26. März erwähnt noch ein weiteres Schreiben Jernstedts über eine größere Büchersendung für das Münchner Seminar und die damit verbundenen bürokratischen Schwierigkeiten, doch ist dieses im Nachlaß nicht erhalten. In Brief 14 vom 28. Januar 1902 antwortet Krumbacher positiv auf die Anfrage, und bittet das ^ypH&rb an seine Adresse schicken zu lassen. In Brief 15 vom 9. März 1902 bestätigt er den Empfang von 3 Jahrgängen des ^ypH&rb. In Brief 16 vom 21. Marz bedankt sich Krumbacher für die Übernahme der Speditionskosten. Das Münchner Institut besitzt das ^ypH&rb vollstandig zwischen 1891 bis zum Tod Krumbachers 1909. Jernstedt hat Krumbacher also wohl alle 1901 noch erreichbaren Bände der Zeitschrift zukommen lassen. In der Korrespondenz des Teubnerverlages mit Krumbacher, die ebenfalls in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird, findet sich keine Dokumentaion über den Austausch.

2 Wilhelm Heinrich Erb (1840—1921), seit 1883 bis zur Emeritierung 1907 Professor in Heidelberg und einer der bedeutendsten Neurologen, dessen Forschungen (besonders auf dem Gebiete neuromuskulärer Erkrankungen) bis heute Gültigkeit haben (vgl. W. U. Eckart-Chr. Gradmann, Ärztlexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. München 1999, 123, auf das mich freundlicherweise Herr Kollege Bergdolt, Köln, aufmerksam machte). Es ist m. W. nicht bekannt, an welcher Erkrankung Jernstedt starb. Die in seinen Briefen erwähnten Kurorte lassen auf ein Lungen-oder Bronchialleiden schließen, so daß die Konsultation eines Neurologen überrascht.

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