Научная статья на тему 'Stylistic-semantic potential of identifying and characterizing referentnames in fiction texts'

Stylistic-semantic potential of identifying and characterizing referentnames in fiction texts Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
РЕФЕРЕНТНЫЙ КОМПЛЕКС / ИДЕНТИФИКАЦИЯ / КОИДЕНТИФИКАЦИЯ / РЕФЕРЕНТНЫЕ ИМЕНА / КОРЕФЕРЕНТНЫЕ ИМЕНА / ВЗАИМОДЕЙСТВИЕ / EFERENTIAL COMPLEX / IDENTIFICATION / COIDENTIFICATION / REFERENT NAMES / COREFERENT NAMES / INTERACTION

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Макарченко Е. А.

В статье особое внимание уделяется свойствам референтного комплекса, которые обеспечивают взаимодействие идентификации и коиндентификации референта в литературном произведении. Референтный комплекс включает в себя кореферентные и референтные имена. Референтное имя идентифицирует объект описания, а кореферентные имена его характеризуют.

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СЕМАНТИКО-СТИЛИСТИЧЕСКИЙ ПОТЕНЦИАЛ ИДЕНТИФИЦИРУЮЩИХ И ХАРАКТЕРИЗУЮЩИХ ОБОЗНАЧЕНИЙ РЕФЕРЕНТА В ТЕКСТАХ ХУДОЖЕСТВЕННОЙ ЛИТЕРАТУРЫ

The articLe focuses on the properties of referentiaL compLex which enabLe interaction between identification and coidentification of the referent in a fiction text. The referentiaL compLex consists of coreferent and referent names. The referent name identifies the object and coreferent names define it.

Текст научной работы на тему «Stylistic-semantic potential of identifying and characterizing referentnames in fiction texts»

УДК 81.22

Е. А. Макарченко

кандидат филологических наук, доцент кафедры лексикологии немецкого языка Минского государственного лингвистического университета, Республика Беларусь; e-maiL: [email protected]

СЕМАНТИКО-СТИЛИСТИЧЕСКИЙ ПОТЕНЦИАЛ ИДЕНТИФИЦИРУЮЩИХ И ХАРАКТЕРИЗУЮЩИХ ОБОЗНАЧЕНИЙ РЕФЕРЕНТА В ТЕКСТАХ ХУДОЖЕСТВЕННОЙ ЛИТЕРАТУРЫ

В статье особое внимание уделяется свойствам референтного комплекса, которые обеспечивают взаимодействие идентификации и коиндентификации референта в литературном произведении. Референтный комплекс включает в себя кореферентные и референтные имена. Референтное имя идентифицирует объект описания, а кореферентные имена его характеризуют.

Ключевые слова: референтный комплекс; идентификация; коидентификация; референтные имена; кореферентные имена; взаимодействие.

Makarchenko K. A.

PhD (Philology), Assistant Professor, Department of German Lexicology, Minsk State Linguistic University, Belarus; e-mail: [email protected]

STYLISTIC-SEMANTIC POTENTIAL OF IDENTIFYING AND CHARACTERIZING REFERENTNAMES IN FICTION TEXTS

The articLe focuses on the properties of referentiaL compLex which enabLe interaction between identification and coidentification of the referent in a fiction text. The referential complex consists of coreferent and referent names. The referent name identifies the object and coreferent names define it.

Key words: referential complex; identification; coidentification; referent names; coreferent names; interaction.

DAS SEMANTISCH-STILISTISCHE POTENZIAL VON IDENTIFIZIERENDEN UND CHARAKTERISIERENDEN REFERENTENBEZEICHNUNGEN IN DEN TEXTEN DER SCHÖNGEISTIGEN LITERATUR

Die Texte der schöngeistigen Literatur unterscheiden sich beträchtlich von den Texten anderer Kommunikationsbereichen. Der wichtigste Unterschied besteht unserer Meinung nach darin, dass die schöngeistigen Texte eine besondere, vom Verfasser erfundene Welt darstellen, die mit der Realität zwar korreliert, mit ihr aber nicht identisch ist. Schon darum ist die Art und Weise, wie diese erdachte Realität dargestellt wird, für uns vom Interesse.

In einem schöngeistigen Text gibt es einerseits lexikalische Einheiten, die zur Bezeichnung oder Identifikation von Objekten der Realität dienen (diese realen zu bezeichnenden Objekte betrachten wir als Denotate, ihre „Stellvertreter" in der erdachten Textrealität sind Referenten). Andererseits entdecken wir in einem schöngeistigen Text zahlreiche Namen, die nicht mehr der Bezeichnung oder Identifikation, sondern eher der Charakterisierung vom Referenten dienen. Diese zwei Arten von Namen werden wir ferner, auf die Theorie der Referenz stützend [Арутюнова 1982; Серль 1982], identifizierende und charakterisierende Bezeichnungen des Referenten nennen.

Das Gesagte sollte folgender Auszug veranschaulichen:

Ich rannte. Ich rannte um mein Leben. Eine Alte, die eben aus der Post Bornholmer Straße gekommen war, drohte mit ihrem Krückstock meinen Verfolgern. Die Jagd, die Hatz am Nachmittag war meine einzige Möglichkeit, mit den Nachbarjungen in Kontakt zu sein. ... Bald sah ich die Verfolger nicht mehr. Die Jäger waren abgehängt [Kolbe 1990, S. 43-44].

Das Denotat - die realen Jungen aus der Nachbarschaft - vertritt im Text der Referent, den das Kompositum Nachbarjungen benennt und identifiziert, dieses Substantiv ist also der Name des Referenten. Die weiteren Bezeichnungen Verfolger und Jäger beziehen sich auf den Referenten ohne ihn zu identifizieren, sie stehen eher im Dienste der Charakterisierung, indem sie ein negatives Bild der handelnden Personen schaffen.

Der Gebrauch sprachlicher Mittel in einem schöngeistigen Text ist durch Wunsch, Konzeption und Einfall des Autors motiviert und davon abhängig. Seiner Idee entsprechend schafft der Verfasser eine eigene Realität, eine eigene Welt, schildert Geschehnisse und beschreibt handelnde Personen. Der Schriftsteller entscheidet eigenständig, an welcher Etappe des Erzählens und auf welche Weise er seine Helden darstellt. Dementsprechend erscheinen im Text verschiedene das Objekt des Erzählens ein- oder allseitig - je nach Ermessen des Autors - charakterisierende Bezeichnungen [Наер 1985; Почепцов 1984].

Der Gebrauch von referentenbezogenen Namen lenkt den Ablauf des Erzählens und spiegelt die Entwicklung von Geschehnissen und Beziehungen der handelnden Personen wider, die Handlung selbst folgt diesen Bezeichnungen [Уфимцева 2002, с. 140]. Der Kontext enthält dabei bestimmte Anzeichen, die das Erscheinen entsprechender Namen

des Referenten ankündigen oder erläutern. Meistens entdecken wir solche „vorbereitende" Information noch bevor eine charakterisierende Referentenbezeichnung eigentlich erscheint. Manchmal sorgt der nachfolgende Kontext für die Klarheit und hilft die notwendigen Wechselbeziehungen herstellen [nagyneBa 1973]. Die Aufgabe, nicht nur die Ketten von über das ganze Erzählen verstreuten referentenbezogenen Namen zu verfolgen, sondern auch den Referenten und seine Bezeichnungen einander gleichzusetzen, verlangt vom Leser eine große Konzentration und oft auch eine gewisse geistige Anstrengung.

In diesem Sinne könnte folgender Auszug vom Interesse sein:

Kurze Zeit später durfte ich den Nachlass einer anderen Tante auflösen, die gestorben war. ...Dann entdeckte ich das Atoll, das Schlafzimmer, vollgestopft mit alten Plumeaus, Kissen in verzweifelten Formen, einer Sammlung von Matratzen und endlich, auf dem Nachttisch, der Kommandobrücke des fremden Schiffes, das ich erobert hatte, ein Wasserglas, in dem eine perlweiße, liebenswürdig lächelnde Prothese schwamm. Das Wasser goss ich unter die Matratze, sagte mir, der tote Kapitän benötige das Gebiss wohl nicht mehr, und wickelte es in ein Taschentuch, das in der rechten Hosentasche verschwand. .Mit feiner Sütterlin-Schrift stand das Vermächtnis der Toten unter der Fraktur-Druckschrift: Ja, warum wohl! - mit einem feurigen Ausrufezeichen [Kieseritzky 2000, S. 91-99].

Der identifizierende Name des Referenten in diesem Auszug ist die Tante: dieses Substantiv bezeichnet für den Leser die Beziehung, welche zwischen dem Autor und der handelnden Person besteht. Die nächste Bezeichnung - der konkretisierende Name Kapitän - erscheint erst nach der Information darüber, dass die Tante gestorben war, und nach dem Vergleich des Schlafzimmers der Verstorbenen mit der Kommandobrücke des fremden Schiffes. Nur unter Einbeziehung der erwähnten Informationen kann der Leser den toten Kapitän als verstorbene Tante identifizieren. Das Erscheinen der weiteren Bezeichnung - die Tote - verlangt schon keine besondere Erläuterung und wird durch den vorhergehenden Kontext motiviert.

Bei der Analyse von zahlreichen Texten der schöngeistigen Literatur (60 Kurzgeschichten und 4 Romane, etwa 5000 Seiten, insgesamt 750 analysierte Auszüge) haben wir festgestellt, dass der Kontext immer mehr oder weniger explizite Hinweise auf die referentenbezogenen Namen enthält. Sonst wären die Wahrnehmung und die Deutung des Textes

durch den Leser erschwert. Wir unterscheiden dabei unter impliziter und expliziter Motivation der Referentenbezeichnungen.

Als explizite Motivation betrachten wir die Fälle, in denen der charakterisierende Name des Referenten durch Transposition (meist Substantivierung von Bezeichnungen seiner Handlungen, Eigenschaften usw.) entsteht. Dabei ist die Beziehung zwischen dem identifizierenden und den charakterisierenden Namen des Referenten ganz deutlich und liegt an der Oberfläche, z. B.:

Immer, wenn Gerhard, aus irgendeinem unerfindlichen Grunde betrübt, die Küche verließ, summte Marianne ihr helles böses Lied. ... Nach zehn Jahren bezog Gerhard den Raum im Keller, nahm einige Tage das ununterbrochene böse Summen seiner Frau in Kauf, die abendlichen Auseinandersetzungen, welche leise verliefen [Harms 2002, S. 258-259].

Die Art und Weise, wie der Referent - das Lied - von der handelnden Person präsentiert wird - summte - gibt den Grund, dieses Lied später mit dem charakterisierenden Referentennamen Summen, der durch Substantivierung des Infinitivs entstanden ist, zu bezeichnen. Die Gemeinsamkeit der beiden Namen wird auch durch gleiche Attribute betont: böses Lied und böses Summen. Ähnlich auch hier:

Auf diesem Komposthaufen, der sich an den Plankenzaun lehnte und mit wildem Flieder überwuchert war, stand das Lager des missgestalteten und blödsinnigen Mädchens Tluja. Die halbnackte und schwarze Blöde steht langsam auf und bleibt gleich einem heidnischen Götzen auf kurzen, kindlichen Beinchen stehen [Schulz 1996, S. 199-200].

Die dargestellte Person - das Mädchen Tluja - wird aufgrund ihrer Eigenschaft - blödsinnig - im Folgenden als die Blöde bezeichnet. Auch in diesem Auszug haben wir mit der Transposition zu tun, diesmal wird aber ein Adjektiv substantiviert.

Was implizit motivierte Referentenbezeichnungen anbetrifft, so lässt der Kontext auch hier die Zusammenhänge verfolgen; die Wechselbeziehungen zwischen den identifizierenden und charakterisierenden Namen des Referenten sind aber nicht immer so offensichtlich und nachvollziehbar, wie es beim ersten Motivationstyp der Fall war [MaKapneHKo 2011].

Ein Beispiel für die implizit motivierten Referentenbezeichnungen liefert folgender Auszug:

An meinem Tisch saß ein Beleuchtungstechniker des Stadttheaters, der Arien im Stil Helge Rosvaenges schmetterte. ... Der Rosvaenge-Epigone bat Anita von der Theke an unseren Tisch. Hektisch drängte Anita zum Aufbruch, Helge Rosvaenge und ich sollten mitkommen. ... Sie lenkte ihr Auto auf einen bewaldeten Hügel nahe der Stadtmitte, um den Opernsänger, dessen Arien mittlerweile schon quälend, weil grölend anzuhören waren, zu Hause abzuliefern. Helge Rosvaenge torkelte aus dem Wagen, dann gelang meiner, in ihrer Hektik sehr zielstrebig wirkenden Chauffeuse, den Tenor zu umschiffen und die schmale Straße auf der anderen Seite des Hügels hinabzufahren [Nieman 2002, S. 34-40].

Den Haupthelden in dem vorliegenden Auszug verkörpert der Referent mit der identifizierenden Bezeichnung - ein Beleuchtungstechniker des Stadttheaters. Die weiter auftretenden Bezeichnungen vom Referenten Rosvaenge - Opernsänger - Tenor können einen unaufmerksamen Leser irreführen: Wenn man die Information darüber, dass der (Beleuchtungstechniker) Arien im Stil Helge Rosvaenges schmetterte und dessen Epigone (Nachahmer) war, übersieht, sind einem die Zusammenhänge nicht mehr so klar. In diesem Fall verliert man leicht den Faden und versteht man gar nicht, wieso anstelle des Beleuchtungstechnikers ein Opernsänger erscheint.

Der Autor ist also bemüht, dem Leser einen Leitfaden zum Verstehen seines Einfalls zu sichern. Das erfolgt aber, wie gesagt, auf verschiedene Weise - mehr oder weniger explizit. In den meisten Fällen entdecken wir die das Auftreten von referentenbezogenen Namen motivierende Information im Vorfeld, was die Deutung beträchtlich erleichtert. Manche Verfasser, die ihre Leser zum tieferen Nachdenken und zur gründlicheren Analyse des Inhalts anregen möchten, greifen zur Gegenmaßnahme: Sie platzieren die Schlüsselwörter im Nachfeld.

Was die Korrelation von den in den Texten auftretenden implizit und explizit motivierten Referentenbezeichnungen anbetrifft, sieht es so aus, dass die implizit motivierten überwiegen - etwa zwei Drittel aller in den der Analyse unterzogenen Texten der schöngeistigen Literatur registrierten Referentennamen. Das lässt sich mit den spezifischen Eigenschaften der schöngeistigen Texte verbinden, unter denen vor allem die Neigung zur multidimensionalen und komplexen Darstellung der Ereignisse und Figuren ihre entscheidende Rolle spielt [MaKapneHKo 2011].

Unter diesem Blickwinkel sind die explizit motivierten Referentennamen von den Verfassern wahrscheinlich deshalb nicht so sehr beliebt, weil sie die Zusammenhänge zu direkt darstellen. Die ganze Verwandlungskette

liegt dann an der Oberfläche: das Lied wurde gesummt, so wird es zum Summen; einer verfolgt jemanden, so bezeichnet man ihn nachher als Verfolger. Das macht den Text und dessen Inhalt zwar transparent, erspart aber dem Leser jegliches Nachdenken. Das Werk verliert dadurch an Tiefe und Komplexität, was die Verfasser meistens vermeiden möchten.

Jeder Autor ist im Gegenteil bestrebt, die Leser zu fesseln, in Bahn zu halten, sie zum Nachgrübeln anzuregen. Diese Aufgaben werden erfolgreich durch die Aufnahme in den Text von implizit motivierten Referentennamen gelöst. Während der Leser sich mit dem Text auseinandersetzt, um verborgene Zusammenhänge nachvollziehen zu können, indem er zu verstehen versucht, wieso ein Beleuchtungstechniker plötzlich zu einem Opernsänger geworden ist oder was ein Kapitän im Schlafzimmer der verstorbenen Tante zu suchen hat, bekommt er eine Chance, das Werk und dessen Sinne nach Gebühr zu beurteilen und zu schätzen. In dieser Hinsicht wäre ein weiterer Auszug von Interesse:

Zwei Fremde zeigen Katinka, die in ihren Armen liegt. ... Da stehen sie, ungemein fremd: Katinka, gefunden im Wald, geteert und gefedert. Die Retter sind froh, das Rechte getan zu haben. ..Bleiben Sie doch zum Frikassee! -macht er den Gästen ein Angebot: Bleiben! Bis zum Abend oder bis zum Einbruch der Nacht! [Harms 2002, S. 260-265].

Dieses kleinere Textfragment veranschaulicht die implizite Motiviertheit von Referentennamen: Zwei Fremde, die ein Kind - Katinka - im Wald gefunden und es nach Hause gebracht haben, werden dementsprechend zuerst als Retter bezeichnet, und, nachdem sie vom glücklichen Vater auch zum Abendbrot eingeladen worden sind - Bleiben Sie doch zum Frikassee!, werden diese zwei Fremde, schon gar nicht so fremd wie vorher, zu den Gästen des Hauses. Die Reihe Fremde - Retter - Gäste spiegelt also wider, wie sich die Beziehungen zwischen den handelnden Personen entwickeln, und bildet den inhaltlichen Kettenfaden des ganzen Erzählens.

Dieser Auszug ist auch in dem Sinne interessant, dass er nicht nur architektonische Potenzen von Referentenbezeichnungen offenbart, sondern auch manche semantische Besonderheiten dieser Einheiten, und zwar ihre Fähigkeit eigene Bedeutung sowohl zu verengen als auch zu erweitern [Арнольд 1973, с. 29]. In dem obigen Textfragment haben wir mit der Erweiterung der Semantik zu tun: jede weitere Bezeichnung des Referenten nimmt in sich alle vorherigen auf. Die Retter sind zwei

Fremde, die ein Kind im Wald gefunden haben. Und die Gäste entpuppen sich als zwei Fremde, die von dem Vater des von ihnen geretteten Kindes eingeladen werden.

Noch ein Beispiel für die semantische Erweiterung von Referentenbezeichnungen:

Überall an den Fenstern saßen Leute bei vermutlich teurem Kaffee und Kuchen. .Wir rührten uns nicht, für einen Augenblick der Unentschlossenheit, in voller Beleuchtung vor den Augen der Gäste. .Die Männer, die schüttelten wir leicht ab, aber nicht die Allwissenheit der Zuschauer. [Härtling 1996, S. 39-42].

Auch in diesem Fragment bereichert jedes weitere Glied in der Kette von Referentennamen seine eigene Semantik durch die Semantik vorheriger Namen: Gäste waren Leute, die an den Fenstern bei vermutlich teurem Kaffee und Kuchen saßen, und manches durch diese Fenster beobachteten. Deswegen wurden diese Beobachter ferner als Zuschauer bezeichnet.

Was die entgegengesetzte Tendenz angeht, so könnte folgender Textauszug als Beispiel für die Bedeutungsverengung dienen:

Nichts hat die Trennung zwischen Ost und West und den beiden Deutschländern so symbolisiert wie die Grenzanlagen, die vom 13. August 1961 an von der DDR errichtet und vereinfacht «Die Mauer» genannt wurden. .Hohe Subventionen flossen in das «Schaufenster des Westens», das sich möglichst bunt und reich gegen den grauen Mauerstaat abheben sollte. .Hinter der Mauer fing eine andere Welt an, mit der man sich, da sie diktatorisch und unsympathisch war, nicht näher befassen musste [Delius 1997, S. 29-31].

Während die DDR und der graue Mauerstaat dank der Information über die Grenzanlagen, die vom 13. August 1961 an von der DDR errichtet und vereinfacht «Die Mauer» genannt wurden, einander vollständig gleichgesetzt werden können, bedürfen die Bezeichnungen Ost und eine andere Welt einer gewissen semantischen Verengung, weil nicht der ganze Osten und gar nicht die ganze Welt gemeint werden, sondern eins der beiden Deutschländer. Zu dieser semantischen Verengung sowie der semantischen Erweiterung in den vorher erwähnten Auszügen verhilft der Kontext, d. h. die entsprechende im Text vorhandene Information.

Die obigen der Analyse unterzogenen Textauszüge veranschaulichen nicht nur architektonische Potenzen und semantische Besonderheiten von referentenbezogenen Namen, sondern auch deren reiches stilistisches

E. A. MaKapueHKO

Potenzial. So haben wir im letzteren Fragment neben den Metaphern für die DDR - eine andere Welt und der graue Mauerstaat, auch eine für Westberlin - Schaufenster des Westens sowie eine Reihe von Antithesen beobachten können Ost ^ West, der graue Mauerstaat ^ Schaufenster des Westens, verstärkt durch eine weitere Gegenüberstellung von Epitheta diktatorisch und unsympathisch ^bunt und reich.

Der häufige Gebrauch von Stilmitteln ist eigentlich eine der wichtigsten unter den Eigenschaften, die die schöngeistigen Texte kennzeichnen. Diese Texte unterscheiden sich von den anderen vor allem durch einen hohen Grad an Expressivität, der in großem Maße durch Tropen - Instrumente der Stilistik -gesichert wird. Und da auch die referentenbezogenen Namen als emotional charakterisierende Bezeichnungen der allgemeinen Textexpressivität im Dienste stehen, sind unter ihnen Metaphern aller Art, Antithesen, Symbole und andere Stillmittel keine Seltenheit, was auch die oben angeführten Auszüge veranschaulicht haben [MaKapneHKo 2012, c. 55-56].

Auch das nächste Fragment liefert ein Beispiel für das Gesagte:

Er glaubte keineswegs, dass sich in diesem Turm aus Fleisch ein kleines, dünnes und nach Schönheit lechzendes Mädchen verbarg, wie er es einmal gelesen hatte. Für ihn, dem die Askese für eine menschliche Tugend, ja Pflicht galt, barg solch ein Körper eine anarchische Gewalt, eine archaische und tierhafte Gefahr [Vesper 1990, S. 119-120].

In diesem kurzen Auszug erscheint der neutrale identifizierende Name solch ein Körper neben der charakterisierenden Bezeichnung des Referenten Turm aus Fleisch, die durch eine Abart der Metapher - die Hyperbel - vertreten ist. Die Expressivität dieses Fragments steigert auch ein weiterer Tropus - die Antithese, in der der Ausdruck ein kleines, dünnes und nach Schönheit lechzendes Mädchen einen Kontrast zur Charakteristik Turm aus Fleisch schafft.

Zum stilistischen Potenzial der Referentennamen gehört nicht nur ihre Fähigkeit, die Expressivität im Allgemeinen zu steigern, sondern auch das Vermögen, die Erzählperspektive zu wechseln [MaKapneHKo 2012, c. 6667], was wir auch im eben analysierten Auszug gut verfolgen konnten: Die neutrale identifizierende Bezeichnung, in diesem Fall solch ein Körper, kennzeichnet die Sicht des Verfassers, während die expressiv markierte Wortgruppe Turm aus Fleisch die Einstellung einer der handelnden Personen widerspiegelt. Dieses Fragment lässt eine für den literarischen

Text typische Konstellation erkennen: Normalerweise verbirgt sich der Autor hinter einer neutralen Bezeichnung und lässt die handelnden Personen ein Urteil abgeben.

Auch im folgenden größeren Textfragment kann man das sehen:

Der junge Mann sah sie an, und sie glaubte schon, er werde sich losmachen, aber er senkte den Kopf und betrachtete seine Füße. «Nennen Sie mich Nick», sagte ihr Begleiter und stolperte über die Steine, die aus dem Weg ragten. .Die Espressomaschine hatte Nick gefunden und auch den Kaffee. .So trat sie (Frau Larsky) ans Fenster und rief hinunter, ob er, ihr Gast, sich nicht die Tiefkühltruhe ansehen könne, die habe ihr Schwierigkeiten gemacht in letzter Zeit, Wasser liefe aus, ärgerlich. .Nachmittags in ihrem Bett dachte Frau Larsky mit einer gewissen Rührung an den jungen Mann. ...Ihr Bettgefährte war eingeschlafen, und Frau Larsky fragte sich, warum sie sich solche Mühe machte mit diesem störrischen jungen Elch. .Frau Larsky war nicht wohl, wenn man auf die alten Zeiten anspielte und sie vor dem Jungen als den einen Teil eines Paares behandelte. .Als Nick am nächsten Abend nicht nach Hause kam, saßen Tito und Frau Larsky auf der Terasse und machten sich Sorgen wie ein altes Elternpaar. «Der Kleine ist in Ordnung», sagte er (Tito) [Waberer 1995, S. 39-58].

Die über den ganzen Text verstreuten Bezeichnungen des Referenten bilden eine Kette: der junge Mann - ihr Begleiter - Nick - ihr Gast -ihr Bettgefährte - dieser störrische junge Elch - der Junge - der Kleine und erfüllen im Text einige Funktionen. Einerseits zeigen sie an, wie sich die Beziehungen zwischen den handelnden Personen entwickeln: Der am Anfang kaum bekannte junge Mann wird zuerst zum Begleiter und Gast, später zum Bettgefährten. Diese Bezeichnungen halten den Text zusammen, heften ihn, fassen das Geschehene zusammen, indem sie jede Entwicklungsetappe der Handlung mit einem neuen Namen des Helden markieren. Auf solche Weise wird die textbildende, anders gesagt, architektonische (auch konstruktive) Funktion der Referentennamen realisiert [floMamHeB 1983, c. 35]. Andererseits markieren diese Bezeichnungen auch den Wechsel der Erzählperspektive: Während die neutralen Namen die Sicht des Autors vertreten, lassen die charakterisierenden dieser störrische junge Elch - der Junge - der Kleine die Einstellung einer der handelnden Personen erkennen. Hier kommt auch der expressive Aspekt zur Geltung: Der Wechsel von den neutralen Referentenbezeichnungen zu der expressiveren - dieser störrische junge Elch - zeigt eine gewisse Gereiztheit bzw. Bewunderung der Heldin ihrem jungen Geliebten gegenüber, die zum Schluss durch

Besorgtheit und Zärtlichkeit abgelöst werden, die in Bezeichnungen der Junge und der Kleine ihren Ausdruck finden.

Also auch in diesem Auszug haben wir beobachtet, wie effektiv die Referentennamen dem Verfasser helfen, ein multidimensionales Bild des Geschehens zu schaffen. Im Rahmen dieses Aufsatzes haben wir versucht, ein höchst komplexes, vielseitiges und dadurch noch interessanteres Objekt wie die schöngeistige Literatur unter die Lupe zu nehmen, um einen Einblick in die Aufbaumechanismen eines literarischen Textes zu bekommen und den Beitrag von Referentenbezeichnungen zur Textarchitektonik einzuschätzen.

СПИСОК ЛИТЕРАТУРЫ

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