Научная статья на тему 'Cultural Linguistics in the domain of plant names'

Cultural Linguistics in the domain of plant names Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
НАЗВАНИЯ РАСТЕНИЙ / ОСНОВАНИЯ ДЛЯ НОМИНАЦИИ / ИСПОЛЬЗОВАНИЕ РАСТЕНИЙ / КУЛЬТУРНАЯ ТРАДИЦИЯ / ЛИНГВОКУЛЬТУРОЛОГИЯ / PFLANZENNAMEN / MOTIVATION / VERWENDUNG / KULTURELLE TRADITION / CULTURAL LINGUISTICS / PLANT NAMES / USAGE / CULTURAL TRADITION

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Хуртова Алица

Статья подчёркивает связь между языком и культурой и роль культурных знаний в процессе номинации и при выборе определенной лексики. Работа рассматривает названия растений в связи с причинами и основаниями их наименования, которые часто связываются с культурными традициями и конкретным использованием растений. Статья представляет также классификацию культурно обусловленных названий растений и иллюстративные примеры в германских, славянских и других языках.

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Лексика растительного мира в аспекте лингвокультурологии

The submitted paper highlights the link between language and culture and the role of cultural knowledge in the lexicon. It deals with plant names regarding their motivation, which is frequently connected with cultural traditions and the use of plants, and introduces the classification of culturally conditioned plant names as well as illustrative examples in Germanic, Slavic and other languages.

Текст научной работы на тему «Cultural Linguistics in the domain of plant names»

Международный информационно-аналитический журнал «Crede Experto: транспорт, общество, образование, язык». № 2 (09). Июль 2016 (http://ce.if-mstuca.ru)

УДК 81-114.2 ББК 81.2-2 H93

Алица Хуртова Банска Быстрица, Словакия ЛЕКСИКА РАСТИТЕЛЬНОГО МИРА В АСПЕКТЕ ЛИНГВОКУЛЬТУРОЛОГИИ

Статья подчёркивает связь между языком и культурой и роль культурных знаний в процессе номинации и при выборе определенной лексики. Работа рассматривает названия растений в связи с причинами и основаниями их наименования, которые часто связываются с культурными традициями и конкретным использованием растений. Статья представляет также классификацию культурно обусловленных названий растений и иллюстративные примеры в германских, славянских и других языках.

Ключевые слова: названия растений, основания для номинации, использование растений, культурная традиция, лингвокультурология

Alica Hurtova Banska Bystrica, Slowakei CULTURAL LINGUISTICS AM BEISPIEL DER PFLANZENLEXIK Der Beitrag betont die Verbindung zwischen Sprache und Kultur und die Rolle des kulturellen Wissens im Lexikon. Er beschäftigt sich mit Pflanzennamen in Bezug auf ihre Motivation, die vielfach mit kulturellen Traditionen und der konkreten Verwendung von Pflanzen zusammenhängt, und stellt die Klassifikation von kulturell bedingten Pflanzennamen sowie illustrative Beispiele in germanischen, slawischen und anderen Sprachen vor.

© Хуртова А., 2016

Schluesselwörter: Pflanzennamen, Motivation, Verwendung, kulturelle Tradition, Cultural Linguistics

CULTURAL LINGUISTICS IN THE DOMAIN OF PLANT

NAMES

The submitted paper highlights the link between language and culture and the role of cultural knowledge in the lexicon. It deals with plant names regarding their motivation, which is frequently connected with cultural traditions and the use of plants, and introduces the classification of culturally conditioned plant names as well as illustrative examples in Germanic, Slavic and other languages.

Key words: plant names, motivation, usage, cultural tradition, cultural linguistics

1 Cultural Linguistics

Cultural Linguistics1 kann als eine Forschungstradition verstanden werden, die die Motivation sprachlicher Erscheinungen in Bezug auf kulturelle Faktoren derjenigen Gesellschaft untersucht, in der eine gegebene Sprache als Kommunikationssystem konventionalisiert ist. Unter ,kulturell' sei hier das Gesamt der symbolischen Bewertung von natürlichen Objekten, oder daraus künstlich hergestellten Artefakten, damit verbundenen Prozessen und (sozial kontrollierten) Handlungen in einem sozialen Verband verstanden (vgl. Schulze 2014: 29: „das über lange Zeiträume entwickelte Gesamt der für eine bestimmte Gruppe typischen Verfahren der Alltags- und Problembewältigung einschließlich gruppeninterner Strukturen und Artefakte"). Die Cultural Linguistics fragt also danach, wie die Konstruktion und der Gebrauch sprachlicher Zeichen durch in diesem Sinn verstandene ,kulturelle' Faktoren

1 In Ermangelung eines deutschen Parallelbegriffs wird der englische Terminus im Folgenden beibehalten. Es soll betont werden, dass in keinem Fall der Begriff Kulturlinguistik anzusetzen ist, was im Deutschen aufgrund der Semantik des Kultur-Begriffs in dieser Sprache zu problematischen Konnotationen führt.

motiviert ist bzw. wie aus den beobachtbaren Konstruktionsverfahren bzw. Beobachtungen zum Gebrauch auf solche Faktoren geschlossen werden kann.

Da Sprache Teil des sozialen Handelns von Menschen in einem sozialen Verband ist, kann Sprache selbst (auch weil sie letztendlich ein humanes Artefakt darstellt) ebenfalls als ,kulturell' bezeichnet werden. Der Zusammenklang von Sprache als auch über kulturelle Faktoren determiniertes Handlungswissen und dem in sprachlichen Zeichen eingegrabenen' (gebahnten) kulturellen Wissen einer Sprachgemeinschaft stellt einen zentralen Ausgangspunkt in der Perspektive einer Cultural Linguistics dar.

Sprache ist somit ein „fait culturel" (kulturelle Tatsache, Gegebenheit), der sich durch historische Tiefe, Stabilität, Bildung durch eine Gruppe sowie Rückwirkung auf diese auszeichnet (vgl. Schulze 2014). Dem letzten Merkmal entspricht der Zustand des Menschen, der nach Dolnik (2010) durch die sprachlich-kulturelle Welt „imprägniert" ist, und deshalb im gewissen Sinne manipulierbar ist (vgl. auch Sprache und Manipulation bei Barthes 1964).

Cultural Linguistics konzentriert sich vor allem auf in Sprache repräsentierte kognitive Modelle von der ,Welt', die wiederum Teil des konventionalisierten kulturellen Wissens eines sozialen Verbands sind. „Since perceptions are framed and filtered by imagery (mental images or autonomous events) that is culturally constructed, it follows, then, that virtually all imagery is structured by culture and personal history. Imagery is either socially constructed or embedded in social constructions", so Palmer (1996: 49). In der ethnologischen Tradition bedeutet ,Kultur' akkumuliertes Wissen einer bestimmten Gesellschaft, ihre kognitiven Modelle, Szenarien, Schemata usw., wobei jede Kultur diese auf ihre eigene Art und Weise profiliert.

Sie werden weiter in die linguistische Bedeutung hinein projektiert und beim Sprechen aktiviert. Einige Autoren wie Agar (1994) finden die Verbindung Sprache - Kultur dermaßen wichtig, dass sie sogar von einer „languaculture"

sprechen, also einer komplexen Entität, die sowohl Sprache als auch Kultur beinhaltet und deren Frames man erlernen sollte, um effektiv kommunizieren zu können.

Cultural Linguistics beschäftigt sich primär also damit, wie Mitglieder einer Gesellschaft von der Welt oder über die Welt sprechen, die sie sich vorstellen (vgl. Palmer 1996). Dabei kommt nicht alles zum Ausdruck, wie Boas (1966: 39) bemerkt: „... it will be recognized that in each language only a part of the complete concept that we have in mind is expressed, and that each language has a peculiar tendency to select this or that aspect of the mental image which is conveyed by the expression of the thought."

Erhebliche Unterschiede sieht man besonders dann, wenn zwischen den verglichenen Kulturen ganz andere Ausgangsbedingungen herrschen. Interessante Ergebnisse in Bezug auf Pflanzennamen werden beispielsweise im Vergleich europäische Sprachen versus Hanunoo-Sprache auf den Philippinen' angeführt, die 90 unterschiedliche Benennungen für Reis kennt (Wierzbicka 1997). Außerdem umfasst sie mehr als 1800 Pflanzentermini und mehr als 150 Bezeichnungen dienen ihren Sprechern nur zur Beschreibung von Grundteilen und Eigenschaften der Pflanzen. Die Sprecher können nicht nur eine große Anzahl von Pflanzen und Tieren unterscheiden, sondern sie kennen auch die Lebensweise und Gewohnheiten jeder einzelnen Art (vgl. Lévi-Strauss 1996).

Hinzuweisen ist aber auch in Bezug auf das hier genannte Hanunoo, dass die meisten dieser Termini dem Fachwortschatz einiger Hanunoo-Sprecher zuzuordnen sind und sicherlich in der Sprachgemeinschaft nicht vollständig konventionalisiert und daher auch unbekannt sind. Zwar behält damit die Vielfalt sprachlicher Zeichen für e.g. botanische Gegebenheiten ihren kulturellen Stellenwert, sie kann aber nicht von der gesamten Sprachgemeinschaft mit diesem in Einklang gebracht werden. Gleiches gilt sicherlich auch für die Vielfalt e.g. von Pflanzennamen im Deutschen oder

Slowakischen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sprachliche Zeichen vor allem für diejenigen einen kulturellen Stellenwert haben, die sie gebrauchen oder zumindest passiv kennen. Die kulturelle Wertigkeit eines sprachlichen Zeichens ist also kein Faktum an sich, sondern immer nur in Beziehung zu entsprechenden Gebrauchstraditionen zu sehen.

2 Pflanzennamen

Botanische Bezeichnungen sind oft motiviert durch äußerliche Merkmale (Farbe, Form der Pflanze, ihrer Blüten, Blüte- und Wachstumszeit) und durch ein gesellschaftliches Wissen um (u.a.) Eigenschaften, Verwendungsweisen und Ort des Vorkommens.

Motivation setzt ein bestimmtes Niveau der Kenntnisse über das Bezeichnete voraus (ausführlicher dazu Furdik 1977). Damit ist zugleich gesagt, dass die Art der sprachlichen Zeichen, die zur Benennung von Pflanzen konventionalisiert sind, in hohem Maße von entsprechenden gesellschaftlichen Erfahrungsbereichen abhängig ist, da diese jeweils bestimmte Eigenschaften, Qualitäten und Funktionen von Pflanzen spezifisch profilieren: Während in einer Sprache z.B. die Blütezeit im Vordergrund steht, kann ihre Benennung in einer anderen Sprache z.B. durch ihre Heileigenschaften motiviert sein.

Unter diesen Merkmalen gibt es keine vorhersagbare Hierarchie, d.h. je nach gesellschaftlichem Wissen tritt ein bestimmtes Merkmal in den Vordergrund. Ist ein Merkmal allerdings besonders auffällig, weisen viele Sprachen Benennungen für eine konkrete Pflanze auf, die gleich oder ähnlich motiviert sind. Zugrunde liegen können hier „conceptual metaphors" (Lakoff 1987), d.h. ein relativ einheitliches konzeptuelles System wird als Quelldomäne für die Ausprägung von Pflanzenbenennungen (Zieldomäne) verwendet (e.g. Farbe, Gebrauch usw.).

Pflanzennamen sind laut Cizmarova (2008: 125) „am häufigsten motiviert durch Ähnlichkeit mit Realien, Ort des Vorkommens, Einfärbung der Pflanzen und deren Teile, Geschmackseigenschaften, Gefühle beim Antasten, Zeitraum des intensiven Wachsens oder Blühens, Heilwirkungen, Art und Weise des Wachsens und Aroma der Pflanzen". Eine wichtige Rolle bei ihrer Bildung spielt die Nomination (ausführlicher dazu Olostiak 2011, Sokolova 2002). Neue semantisch motivierte Benennungen beruhen auf der indirekten Nomination, die eng mit der semantischen Motivation verbunden ist. Sie nutzen die schon vorhandenen Sprachformen zum Bezeichnen einer neuen Tatsache, so dass ein Konzeptbereich, der für eine Pflanze fixiert wird, über ein ,anderes' sprachliches Zeichen repräsentiert wird, wobei zwischen den beiden Konzeptbereichen eine metaphorische, metonyme , gestaltbezogene, erfahrungsbasierte oder praxeologische Parallele gegeben ist.

Die erfahrungsbasierte Parallele kann man an einem Beispiel aus der Sondersprache Minderico (Portugal) illustrieren: die Kodierung des Kopfsalates (portugiesisch alface) ist aus der alltäglichen Erfahrung innerhalb des Frames ,Gemüsegarten' abgeleitet, beruht auf Assoziationen und erfolgt über ein zwischen den Salatblättern oder im Salatbeet häufig gefundenes Tier: a do grilo „die von der Grille" für Kopfsalat (ausführlicher dazu Schulze 2014).

Die praxeologische Parallele hängt mit der These von Schulze (2014: 289) zusammen, dass sich „zumindest lexikalische Einheiten - was ihren Bezug zur Signifie-Ebene betrifft - in einer systematischen Beziehung zum gesellschaftlichen Handeln der jeweiligen Sprecher einer Sprache ausprägen, wobei letzteres wiederum als Teil der Kultur der betreffenden Gesellschaft zu verstehen ist (...) Diese systematische Beziehung wird vornehmlich durch die in

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Vgl. dazu Palmer (1996: 294): „Since language is so pervaded with evidence of metaphorical and metonymical thinking, figurative language should be considered in almost any study of language at any level."

einer Gesellschaft konventionalisierten Frames gesteuert. Dabei beinhalten diese Frames zugleich ein Wissen um die sozial regulierte, also habitualisierte Praxis, die mit den Objekten verbunden sind, welche innerhalb der Frames konzeptualisiert werden. Lebensweltliche Änderungen in den konzeptuell und praxeologisch organisierten Frames führen notwendigerweise zu Änderungen auch auf der Signifie-Seite sprachlicher Zeichen" (vgl. auch Grüne 2012, der von einer praxeologischen Semantik spricht).

3 Kulturell bedingte Pflanzenbezeichnungen

Wie oben angedeutet, sind Sprache und Kultur auch im Bereich der Pflanzennamen nicht voneinander zu trennen. Es gibt allerdings bestimmte Untergruppen von Pflanzenbezeichnungen, bei deren Motivation kulturelle Faktoren besonders in den Vordergrund treten und die im Folgenden als mögliche Ansatzpunkte für weitere Forschungen beschrieben werden.

3.1 Pflanzenbezeichnungen anhand von Tierkomponenten

Ein Tier oder sein Körperteil wird meistens aufgrund einer äußerlichen Ähnlichkeit zum Ausgangspunkt für eine Pflanzenbezeichnung. Dies ist aber nur eine Möglichkeit, wie Pflanzennamen an den Konzeptbereich ,Tiere' angebunden werden. Die Tierkomponenten hängen auch mit dem Ort (vgl. topologisches Benennungsprinzip bei Herbermann 2004) und der Zeit des Pflanzenvorkommens zusammen. Sie sind bisweilen auch mit einer Wertung verbunden. Nach Hauenschild (1996: 1) spielt das Tier in der Pflanzenlexik vieler Völker „eine wichtige Rolle, die in einem engen Zusammenhang mit dem ambivalenten Verhältnis des Menschen zum Tier gesehen werden muss. Diese

Ähnliches gilt auch für kohyponymische Übertragungen, die mit dem Wechsel der Lebenswelt und einem darauffolgenden Framewechsel verbunden sind: die spanischen Conquistadoren in Südamerika bezeichneten z.B. mit dem spanischen Wort mora „Brombeere" ähnliche, aber nicht direkt verwandte Früchte (ausführlicher dazu Blank 1997).

Relation wird zum einen durch materielle Interessen bestimmt, da sowohl Viehhaltung wie Jagd den Lebensunterhalt des Menschen garantieren. Sie hängt zum andern ganz entscheidend von der Mentalität, der Weltanschauung und den kulturellen Bedingungen eines Volkes ab."

Durch die Tierkomponente ,Hund' kann beispielsweise zum Ausdruck gebracht werden, dass die Pflanzen wild, minderwertig und nutzlos oder sogar giftig sind. Interessant ist jedoch, dass die erwähnte Komponente nicht nur z.B. in (hauptsächlich südlichen) Turksprachen auf eine negative Wertung verweist (hier vermutlich in Kongruenz mit den religiösen Vorschriften des Islam), sondern auch in solchen Sprachen, bei deren Völkern der Hund einen eher guten Ruf genießt, wie etwa im Deutschen (Hundskamille, Anthemis) oder Slowakischen (psica, Nardus).

3.2 Pflanzenbezeichnungen anhand von Farben

Farben sind die optisch auffälligsten äußeren Merkmale der Pflanzen und figurieren ebenfalls in Pflanzenbezeichnungen, wobei in ihnen vor allem die Farbe der Blüten oder Früchte dominiert. Pflanzennamen sind auch dann durch Farben motiviert, wenn man sie der Bezeichnung indirekt entnimmt, weil sie metaphorisch beschrieben wurden. Als Beispiel kann orangerote Brennende Liebe (Lychnis chalcedonica) angeführt werden, im Slowakischen volkstümlich horuca laska „heiße Liebe". Man muss allerdings bedenken, dass verschiedene Farbenbezeichnungen kulturspezifisch bedingt sein könnten, was dann natürlich mit Pflanzenbenennungen zusammenhängt.

In verschiedenen Sprachgemeinschaften gibt es z.B. unterschiedliche Trauerfarben. So bezieht sich die deutsche Bezeichnung Acker-Witwenblume oder Witwenkraut (Knautia arvensis) wohl ursprünglich auf die oft schwarzpurpurn blühende nahverwandte Scabiosa atropurpurea (im Englischen mournful widow) gerade wegen ihrer Trauerfarbe (vgl. Sauerhoff 2004). Im

Chinesischen passt diese durch die Farbe motivierte Benennung nicht, da in China Weiß als Trauerfarbe gilt.

Die Verbindung Farbe - Pflanze sieht man andererseits auch an den von der Flora abhängigen Farbenbezeichnungen, die aber internationalisiert werden können. Sie gehen auf verschiedene Pflanzen zurück, wie etwa rosa, orange, lavendel, Oliven- und Pfirsichfarbe.

3.3 Pflanzenbezeichnungen mit Menschen

Die Menschen selbst gaben den Pflanzen Bezeichnungen, die hauptsächlich mit Verwandtschaft, sozialen Rollen und Bewertungen von Menschen sowie Anthroponymen zusammenhängen. Neben Ähnlichkeiten mit dem Äußeren der Menschen können auch ihre Tätigkeiten zum Benennungsgrund für Pflanzennamen werden sowie mythologische und religiöse Gestalten, wobei der Stand des Menschen oder Wesens in der religiösen Hierarchie meistens auf die Qualität der Pflanze schließen lässt (vgl. Maria und Teufel im Christentum).

Auf das Äußere beziehen sich beispielsweise die Bezeichnungen für Jungfer im Grünen (Nigella damascena, cernuska damascenska), zu deren weiteren Namen Gretel/Gretchen in der Heck/im Busch/in der Staude(n), Braut in (den) Haaren/im Haar gehören. Den Ausgangspunkt für diese Benennungen bilden die auffälligen weißen, rosa oder blauen Blüten. Die hübsche, von zerzausten Hochblättern umgebene Blüte wird mit einem Mädchen (allgemein Jungfer, Braut oder mit dem konkreten Frauennamen Gretl/Gretchen) verglichen, das im Busch sitzt. Im slowakischen volkstümlichen Namen strapaty Jano „zerzauster Hans" wird dagegen eher der Aspekt ,zerzaust' betont und mit einem Mann verglichen. In beiden Fällen geht es um in der Sprachgemeinschaft allgemein bekannte (Vor-)Namen, die als Anthroponyme in Pflanzenbezeichnungen vorkommen. In einer bestimmten Sprache können sie

oft auch mit einer konkreten Wertung, mit typischen Eigenschaften oder Stereotypen verbunden werden. Kulturspezifisch sind ebenfalls an konkrete historische oder mythologische Gestalten gebundene Phytonyme, so etwa Lipa kral'a Mateja, Yggdrasil usw.

Verschiedene Bewertungen betreffen auch Menschengruppen wie Ethnien, Nationen, Religionsangehörige u.Ä. in Pflanzennamen. In vielen europäischen Ländern mit christlicher Tradition werden z.B. Pflanzenbezeichnungen, die mit Maria und Jesus zusammenhängen, positiv wahrgenommen; die sich auf Juden oder Roma beziehenden Komponenten deuten hingegen meistens auf minderwertige, giftige respektive wildwachsende Pflanzen bzw. Früchte hin, etwa Gewöhnliche Judenkirsche (Physalis alkekengi) im Deutschen und Stechapfel (Datura stramonium, durman obycajny) im Slowakischen, volkstümlich genannt ciganske jablko „Zigeunerapfel". Pflanzenbezeichnungen vertreten bestimmte Menschengruppen manchmal auch als Symbole, so etwa steht der Safran für Buddhisten oder die Indigopflanze für Tuareg (ausführlicher dazu De Carvalho 2011).

3.4 Praxeologisch ausgerichtete Pflanzenbezeichnungen

Wie bereits erwähnt, muss man Pflanzennamen in einer engen Beziehung zur Praxis der jeweiligen Sprecher einer Sprache mit Pflanzen sehen. Deutsche Namen wie Lauskraut und Flohkraut zeigen z.B. an, dass man den KeulenBärlapp (Lycopodium clavatum) in Form eines Absuds gegen Ungeziefer gebrauchte. Die Bezeichnungen Ofenwisch und Bäckengras weisen darauf hin, dass er zum Auskehren der Backöfen benutzt wurde. In der Frühzeit der Fotografie wurden seine Sporen angezündet, um ein helles Blitzlicht zu erzeugen. Die angezündeten Sporen dienten auch zur Herstellung von Theaterblitzen, weshalb das Kraut den Namen Blitzkraut erhielt. Weil die Pflanze früher zum Klären des trüben Weines verwendet wurde, entstand die

Benennung Weinkraut. Ihre Verwendung gegen Harnbeschwerden und Krämpfe reflektieren die Benennungen Seichkräutl, Gramkraut und Krampfchrut. Die Pflanze trug man auch als Gürtel um den Leib als Abwehrmittel gegen Ermüdung. Deshalb bekam sie die Bezeichnungen Waldgürtel, Gürtelkraut, St. Johannesgürtel oder Johannesgürtel. Ihr russischer Name plaun (der ebenso in anderen slawischen Sprachen vorkommt) verweist darauf, dass die Sporen des Bärlapps auf Wasser schwimmen und trotzdem nicht nass werden. Aus diesem Grund wurden sie als Streupulver gegen das Wundsein der Kinder verwendet (vgl. Machek 1954, Marhold/Hindak 1998, Marzell 2002, Söhns 2012).

3.5 Tabubezeichnungen

In verschiedenen Sprachgemeinschaften werden verschiedene Sachen tabuisiert - auch Pflanzen. Tabus im Bereich der Pflanzennamen werden beispielsweise durch pronominale Komponenten in manchen Zauber- und Heilpflanzenbenennungen gekennzeichnet. Sie vertreten den wirklichen Pflanzennamen, so dass diese Pflanzen ihre magische Wirkung nicht verlieren, und bilden damit Tabubezeichnungen. Dem Aberglauben nach darf man nämlich die echten Namen nicht laut aussprechen, da sonst ihre Zauber- und Heilkraft verloren geht.

Als Beispiele in der slowakischen Sprache können toito „das und das" für Mannstreu (Eryngium, kotuc), netoja/netoja (im Polnischen tojesc) für Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria, luskâc lekârsky) und toten (gleichfalls in der tschechischen Sprache) für Wiesenknopf (Sanguisorba, krvavec) angeführt werden (ausführlicher zu diesen Namen siehe Machek 1954).

Dasselbe gilt für stark giftige Pflanzen. Aus Angst vor ihrer magischen Kraft ersetzt man das Tabuwort durch ein anderes, wie z.B. tota im Tschechischen statt des Fingerhutes (Digitalis, nâprstnik).

Literatur

1. Agar, Michael 1994: Language Shock. Understanding the Culture of Conversation. New York: William Morrow and Company.

2. Barthes, Roland 1964: Mythen des Alltags. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

3. Blank, Andreas 1997: Prinzipien des lexikalischen Bedeutungswandels am Beispiel der romanischen Sprachen. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.

4. Boas, Franz 1966: Introduction to Handbook of American Indian Languages. Lincoln: University of Nebraska Press.

5. Cizmârovâ, Mâria 2008: Nominacné modely v botanickom nâzvoslovi. Presov: Filozofickâ fakulta Presovskej univerzity.

6. De Carvalho, Luis Manuel Mendonça 2011: „The Symbolic Uses of Plants". In: Anderson, Eugene Newton et al. (eds.): Ethnobiology. Hoboken, New Jersey: Wiley-Blackwell, 351-369.

7. Dolnik, Juraj 2010: Jazyk- clovek- kultüra. Bratislava: Kalligram.

8. Furdik, Juraj 1977: „Metodologia, slovotvornâ motivâcia a teoria poznania". Jazykovedny casopis 28, 3-9.

9. Grüne, Niels 2012: „Vom »Taglöhner« zum »Landwirth«. Semantische Karrieren im sozialen Wandel südwestdeutscher Dorfgesellschaften des 18. und 19. Jahrhunderts". In: Münkel, Daniela/Uekötter, Frank (Hg.): Das Bild des Bauern. Selbst- und Fremdwahrnehmungen vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 85-107.

10. Hauenschild, Ingeborg 1996: Tiermetaphorik in türksprachigen Pflanzennamen. Wiesbaden: Harrasowitz Verlag.

11. Herbermann, Clemens-Peter 2004: „Geleitwort aus linguistischer Sicht". In: Sauerhoff, Friedhelm: Etymologisches Wörterbuch der Pflanzennamen. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, XIII-XVI.

12. Lakoff, George 1987: Women, Fire and Dangerous Things. Chicago, London: The University of Chicago Press.

13. Lévi-Strauss, Claude 1996: Myslenipfirodnich nârodu. Praha: Dauphin.

14. Machek, Vâclav 1954: Ceskâ a slovenskâ jména rostlin. Praha: CSAV.

15. Marhold, Karol/Hindâk, Frantisek 1998: Zoznam nizsich a vyssich rastlin Slovenska. Online unter: http://ibot.sav.sk/checklist/, gesehen am 10.09.2015.

16. Marzell, Heinrich 2002: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen. St. Goar: Reichl Verlag.

17. Olostiak, Martin 2011: Aspekty teörie lexikälnej motiväcie. Presov: Filozoficka fakulta Presovskej univerzity v Presove.

18. Palmer, Gary B. 1996: Toward a Theory of Cultural Linguistics. Austin: University of Texas Press.

19. Sauerhoff, Friedhelm 2004: Etymologisches Wörterbuch der Pflanzennamen. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

20. Schulze, Ilona 2014: Sprache als Fait culturel. PhD Dissertation. München: Universität München.

21. Söhns, Franz 2012: Unsere Pflanzen. Ihre Namenserklärung und ihre Stellung in der Mythologie und im Volksaberglauben. Paderborn: Salzwasser Verlag.

22. Sokolova, Jana 2002: Tri aspekty jazykovej nominäcie. Nitra: Univerzita Konstantina Filozofa.

23. Wierzbicka, Anna 1997: Understanding Cultures Through Their Key Words. English, Russian, Polish, German, and Japanese. New York: Oxford University Press.

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