A. S. Nikolaev
GEDANKEN ÜBER EIN NEUES BUCH*
Paul Widmer. Das Korn des weiten Feldes. Interne Derivation, Derivationskette und Flexionsklassenhierarchie: Aspekte der nominalen Wortbildung im Urindogermanischen. - Innsbruck: Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck, 2004. -239 S. - (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft, Bd. 111). Hardcover-Einband, ISBN 3-85124-693-4.
Wie dem Vorwort zu entnehmen ist, stellt das vorliegende Buch eine geringfügig überarbeitete Version einer an der Universität Bern eingereichten Doktorarbeit dar. Der Autor (derzeit wissenschaftlicher Assistent an der Universität Marburg) hat seinerzeit inter alia bei Jochem Schindler in Wien Unterricht genommen: durch die von Schindler und seinen Schülern entwickelte Methode und Theorien, die teilweise das Tageslicht in publizierter Form nie gesehen haben, ist das Buch, das m.E. eine höchst willkommene Erscheinung auf dem Gebiet der Indogermanistik ist und einen wesentlichen Fortschritt für die richtige Auffassung des urindogermanischen Nominalsystems bedeutet, entscheidend geprägt.
Das Buch ist eigentlich der Vorgeschichte zweier keltischer Wörter gewidmet, nämlich *itu- 'Getreide, Korn' (air. ith, altkymr. it, altkorn. yd, bret. ed) einerseits, und *eitu- 'Feld' (air. iath) andrerseits. Das Buch bietet jedoch viel mehr an; es werden manche (auch bislang in der Fachliteratur wenig behandelte) Facetten der grundsprachlichen Flexions- und Derivationsmorphologie mit grösstem denkbaren Scharfsinn und ebensolcher Gelehrsamkeit erörtert. Zu all diesen indogermanistischen Ausführungen gibt dem Autor folgendes Problem den Anlass: da beide keltischen Wörter offenbar zusammengehören, jedoch sowohl formal wie auch semantisch divergieren (vollstufiges 'Feld', schwundstufiges 'Korn'), muss anhand der ebenfalls evidenten Verwandtschaft mit dem fast in der gesamten Indogermania gut bezeugten u-Stamm aind.pitu- 'feste Speise', jav.pitu- 'feste Nahrung', lit.pietüs 'Mahlzeit, Mittagsmahl', arm. hiwt' 'Lic|id?, ßaOo?, uliq' ein einheitliches Modell vorgeschlagen werden, das die funktionale sowie die formale Seite berücksichtigen würde. Vom semantischen Standpunkt
* Herrn Univ.-Prof. Martin Peters (Wien) gebührt mein bester Dank für vielfache Anregung und Kritik; für die konstruktive Diskussion möchte ich auch Sergio Neri (Jena) herzlichst danken.
her gesehen ist die Ableitung 'Feld' > 'Korn' plausibel, wobei man das Derivat lokativisch erfassen müsste ('Korn' - 'was auf dem Feld gewonnen wird, was auf dem Feld ist, bzw. wächst'); wie W. zu Recht hervorhebt (S. 35), wird ein solches Verhältnis jedoch gewöhnlich mittels Suffigierung ausgedrückt. Der Zweck der Untersuchung besteht somit darin, die Derivationskette *pitu—> *peitu- irgendwie anders zu motivieren.
W. stellt sich (m.E. mit gutem Recht) gegen die Versuche, die genannten Wörter an eine eigene Wurzel *peit- 'nahren' uel sim. anzuknüpfen (so Benveniste), und argumentiert stattdessen dahingehend, dass die Verknüpfung mit der gut bekannten Wurzel *peihx-, die wegen der Kurzvokale im Indoiranischen sowie des Fehlens von Laryngal-reflexen im Baltischen angezweifelt werden könnte, durch die Annahme aufrecht erhalten werden kann, dass der Laryngal gemäss der WetterRegel in einem *pihx-tu- verloren gegangen ist1. Dies setzt übrigens voraus, dass in (einem) Paradigma dieses Wortes die „offene" Flexionsweise vorhanden war - und hier ist es gerade nicht unangebracht auf alternative Möglichkeiten hinzuweisen, die in dem zu besprechenden Buch nur kurz gestreift werden: sollte man geneigt sein, die voll- und schwundstufigen Formen in einem Paradigma zu vereinigen (wie früher von R. S. P. Beekes und Kim McCone gemacht), ergibt sich folgende Möglichkeit:
*pei(hx)-tu-s, *pi(hx)-teu-s 'Korn' (proterokinetisch) % *pei(hx)-tou-s, *pi(hx)-tu-es 'Getreide habend' (holokinetisch)
Auf letzteres könnte eventuell lit. pietüs mit lül zurückgehen (mit Ablautersatz eu /u >> ü/u). Derivationstyp wäre derjenige von *nek-u-,*nk-eu-s 'Tod' % *nek-ou-s, *nk-u-es 'Tod habend, Leiche'2. Man muss in diesem Fall (wie W. mit Recht betont, S. 24-25) mit einer komplizierten Bedeutungsentwicklung (lit. pietüs 'Mahlzeit' < 'Korn enthaltend', air. iath 'Feld' < 'Korn habend/gebend') rechnen; dass ursprünglich verschiedenen Wörtern zugehörige Paradigmen in den Einzelsprachen einander in ihrem Ablaut beinflussen können (so iath als
1 Der Autor ist sich natürlich der Tatsache bewusst, dass auch in proterokinetisch flektierten Paradigmen der Form des Instrumentalis Nullstufe im Suffix eigen war (aind. krtva < *kwrtueloh1, rasma RV 6, 67, 1 (< *rasmna) von rasman- 'Zugseil', dräghma von dräghman-, usw.; diese wichtige Erkenntnis stammt von Jochem Schindler), somit wäre die Ausbreitung einer konstant laryngallosen Wurzelform auch in einem proterokinetisch flektierten Paradigma von *pihx-tu-eh1 her möglich gewesen (aus semantischen Gründen ist dies jedoch nicht sehr wahrscheinlich: was soll 'mit Nährung' schon für eine besonders frequente Form gewesen sein?).
2 Ob diese Rekonstruktion zutrifft, ist nicht ganz sicher, siehe unten.
ob aus *peihx-tu-), ist uns z. B. aus der Lage im Altindischen gut bekannt, wo madhu-, madhvah häufig die adjektivische Bedeutung 'süss' aufweist (aus *mo/edhu- 'Süssigkeit' % *medhu-, *mdheu-s > madhu, madhoh 'süss'), siehe Nussbaum 1998a: 149, oder aus griechisch hu? vs. hea- ayaOa3. Eine interessante Parallele wäre übrigens im griechischen (ion.) neku? (u) 'Leiche' zu finden: der Bedeutung nach reiht sich das Wort mit av. nasäum und air. Nom. Pl. ecai zusammen, es hat sich jedoch der Klasse der griechischen -ou-Stämmen (TOTpw?, 8|iw?, usw.) gar nicht angeschlossen (s. Nussbaum 2001, wo auch ein sophistiziertes Szenario angeboten wird). Dass proterokinetisch flektierte Paradigmen teilweise schon in der Grundsprache Wurzelablaut aufgegeben haben, ist ja gut bekannt (W. gibt das selber zu, S. 27; zum Vergleich bieten sich viele u-stämmige Adjektive im Altindoiranischen und Griechischen, oder die Reflexe der *-ti-Stämme an), deswegen ist nicht verwunderlich, dass *pitu- 'Korn' keine vollstufigen Formen aufweist. Somit wäre es, wenn auch nicht ohne Zusatzannahmen, grundsätzlich möglich air. iath im üblichen Rahmen zu erklären.
Zugegebenermassen reisst auch dieser Lösungsversuch weger der grossen Menge der anzunehmenden analogischen Ablaut-veränderungen nicht vom Stuhle; deswegen ist W. bestrebt nachzuweisen, dass der Fall von air. ith vs. iath nur unter gewaltiger Modifikation des in der letzten Dekade geläufigen Modells der internen Derivation erklärbar ist. Aus diesem Grund folgt im Kap. III eine Beschreibung der idg. Paradigmenstruktur und aller bislang angesetzten Flexions- und Ablautklassen (eine ausführliche systematische Darstellung war bisher bei Schaffner 2001: 69-94 zu finden4) und auch eine knappe Darstellung des Wesens der internen Derivation, die seit langem ein Desideratum war.5 Andere Ansichten bleiben ebenfalls nicht unerwähnt: z. B. wird
3 Wenn diese von Nussbaum 1998a: 158, Anm. 201 angeführte auf Empedokles zurückgehende Hesychglosse (der überlieferte Akzent ist irrelevant) nicht einfach eine metrisch gedehnte Fortsetzung einer Adjektivform *h^-eu-h2 darstellt (worauf mich Martin Peters per litteras hinweist, 16.04.2003).
4 Wenn auch vom Standardmodell (Schindler, Eichner, Peters, Oettinger, nur teilweise Rix), das auch in den USA allein geläufig ist (Nussbaum, Jasanoff, Rau, Melchert, Vine), etwas divergierend: in Schaffners Buch wird eine Unterteilung von Flexions- und Ablautklassen unternommen, die sich stark an Gert Klingenschmitts etwas abweichenden Ansichten orientiert (wobei manche Klassen mit abgeleiteter Funktion eine vlt. schon grundsprachliche Verallgemeinerung der wurzelhaften Ablautstufe der Derivationsbasis darstellen, so sicher *kouei- 'Priester').
5 Schindlers Ansichten werden in knapper Form bei Griepentrog 1995: 109110, Anm. 51, sowie bei Widmer 1997: 124-125 referiert. Ganz prägnant wird in dem zuletzt genannten Aufsatz formuliert: "Die Ableitung eines Stammes A' aus einem Stamm A der Form W(E)-S(E) ohne Suffigierung unter Wechsel
Kritik an zwei in Rieken 19996 gemachten Mutmassungen geübt, nämlich, dass der Typ „akrostatisch II" (mit Wê) auf neutrale Nomina beschränkt sei (dagegen sprächen nach W. solche Beispiele wie gr. 8hpi? oder jav. basar ) und dass proterokinetisch flektierte Nomina o-Stufe im Suffix aufgewiesen haben (was schon aus Systemgründen allein bedenklich ist und wofür keine überzeugende Evidenz bekannt ist); dann setzt sich W. mit den Theorien von Xavier Tremblay, der heutzutage ganz intensiv an der Rekonstruktion der idg. nominalen Flexionsmorphologie arbeitet, kritisch auseinander: vom Belang für W.s eigene Forschung ist wohl der Aufsatz Tremblay 1998b, wo ein neuer Flexionstyp etabliert wird, und zwar WéS0D0 : W0S0Dé, wobei als Grundlage gerade idg. u-Stämme gedient haben. Nach W. ist Tremblays Ansatz insofern bedenklich, als in allen von ihm angeführten Beispielen die konstante Schwundstufe im Suffix sich dadurch erklären lässt, dass in den obliquen Formen von diesen Wörtern der Stamm des Instr. Sg. verallgemeinert wurde8.
der Ablautklasse konnte im Idg. deskriptiv unter anderem folgende Funktionen übernehmen:
1) Bildung neutraler Kollektiva: *uodr % *uedor 'Gewässer';
2) Bildung possessiver Adjektiva: *pihxur/en- % *pihxuon 'mit Fett versehen';
3) Bildung geschlechtiger Konkreta und Abstracta: *tepes- n. 'Hitze' (aind. tapas-) % *tepos- m. 'Wärme' (lat. tepor);
4) Bildung belebter geschlechtiger Singulativa zu Neutra: *seh1-mn n. (lat. seinen) % *seh1-mon- m. (lat. Semo), *kerh1os- n. 'Wachstum' (arm. ser) % *kerh1es- (lat. Ceres)".
6 Die in diesem Buche am Anfang jeden Kapitels befindlichen Anmerkungen zu den idg. Grundlagen jeweiligen heth. Nominalklasse haben sich aber in jedem Fall als höchst nützlich und informativ erwiesen, da eine gründliche Darstellung vorher gefehlt hatte.
7 Wenn letzteres wirklich auf ehemalige Existenz eines *bher-tr- schliessen lässt, wie Michael Janda vorschlägt (in einer von Schindler 1994: 401 zitierten Diplomarbeit); zu berücksichtigen ist allerdings die Möglichkeit einer rein phonetischen Entwicklung, wofür neulich Michiel de Vaan plädiert («Short *a yields YAv. a after one of the labial consonants v, xv or b and in front of ß < *rt; this change only occurs in initial syllable», siehe de Vaan 2003: 54): gerade im Fall von idg. *bher- ist eine morphologische Lösung jedoch gar nicht unwahrscheinlich (vgl. toch. A Impf. parat < *bher-t(o), serb. breme, aind. bharman-< *bher-mn-, ahd. bara und auch air. birit aus *bher-nt-ih2). Zu beachten ist allerdings, dass de Vaan die Existenz von Narten-Wurzeln überhaupt leugnet, siehe de Vaan 2004.
8 Was übrigens auch die Semantik besagter Wörter nahelegt, vgl. für *pertu-/ *prt-eu-s 'Brücke' (mit bewahrtem archaischen Akzentwechsel in av. paftu-l paßu-) solche mit dem Instr. Sg. konstruierte idg. Redewendungen wie 'einen Weg gehen' (RV V, 64, 3 mitrasyayayam patha oder Plt. Curc. 35 nemo ire
Kapitel IV behandelt ausführlich den indogermanischen u-Stamm *polh1-u-. Mit grossem Fleiss sind alle relevanten Formen samt ihrer Semantik diskutiert; der Verfasser ist zu dem (zweifellos korrekten) Urteil gelangt, dass für das Indogermanische von zwei Stämmen auszugehen ist, einem akrostatisch flektierten Substantiv *po/elh1-u- 'Vielheit, Fülle' (indirekt in gr. poXu? zwar mit adjektivischer Bedeutung, wie schon von Nussbaum 1997 behauptet, sowie in germ. *falu-, dessen Existenz erst aufgrund der ostseefinnischen Nebenüberlieferung erschlossen werden kann: fi.paljo, wot.paljo 'viel, Menge')9 und einem proterokinetisch flektierten Adjektiv *pelh1-u-/ *pjh1-eu-s 'zahlreich, viel' (ved. puru-, av. pouru-). Aus formalen Gründen bleiben sowohl kelt. *elu- (air. il 'zahlreich'), wie auch germ. *filu- (goth. filu) ambig; die adjektivischen Bedeutungen legen wohl nahe, dass diese Formen auf einen adjektivischen Stamm zurückgehen. Insbesondere ist auf eine Erörterung von vermeintlichen Reflexen eines *pelu- im Griechischen hinzuweisen (sam. EN neXueaaio?; S. 85), eine vor kurzem von Martin Peters (Peters 1997 [2002]: 103-104) in allzu knapper Form vorgebrachte Erkenntnis, hinzuweisen. Somit scheint dieses idg. Wort eine endgültige Behandlung erfahren zu haben. Anhand dieses Worts wird S. 96-98 eine der Funktionen der internen Derivation besprochen, nämlich die Bildung von adjektivischen Stämmen (wohl possessiven Derivaten) aus substantivischen akrostatisch flektierten Stämmen.
Das Kapitel V ist am wichtigsten für W.s Gesamtkonzeption sowie m.E. am strittigsten im ganzen Buch.
Der Ausgangspunkt von W.s Überlegungen ist die Tatsache, dass oben nachgewiesenes *po/elh1-u- die Vollstufe I aufweist, während primäre Bildungen zu dieser Wurzel ausschliesslich mit der Vollstufe II *pleh1- gebildet seien10. Des weiteren listet er noch einige Fälle auf, wo
quemquam publica prohibet uia): dadurch erklärt sich vermeintlich archaisches *pröu- in Yidga pilf.
9 Einen Reflex von o-stufigem *polh1u- sieht W. auch im arm. yolov 'viel, in Menge', das er, einer auf Sophus Bugge zurückgehenden Idee freilich mit gewissen Modifikationen folgend aus einem adverbiellen Syntagma *y-olov < °*-olubhi herleitet und das nach ihm auf die Existenz eines *olr < *polu-r schliessen lässt.
10 Mögliche Gegenbeispiele wie ved. päriman- und pärinas- (av. xvaran5, das nach Lubotsky 1998 ebenfalls hierher gehören kann, wird nicht einmal erwähnt, ebenso fehlt poli?) sind S. 106-107 besprochen. Das von W. als Beweis für seine These, dass bei der Bildung von sekundären deadjektivischen s-Abstrakta neue Hochstufen erscheinen können, zitierte Paar *sghuno- 'stark' : altgr. aGevo? 'Stärke' kann auch einer anderen Erklärung unterliegen, und zwar kann aGevo? eine externe Ableitung (vermittels des Suffixes -s-) von einem *sghu-en-o- 'bei Stärke befindlich', das seinerseits von einem Lokativ *sghu-en 'bei
bei der Bildung von sekundären Stämmen neue Hochstufen an falscher Stelle eingeführt worden sind, z. B. notorisches *deiuo- von *diäu-, oder delokativische Hypostase: *h3nebh-on-, Lok. Sg. *h3nbh-en- 'Nabel' > *h3enbh-on- 'beim Nabel befindlich' (as. ambo 'Wanst'), *ghiiem, *ghim-es 'Winter' > *gheim-en- 'im Winter' (xei|iWv 'Winter')11. Aufgrund dieser Lage zieht W. den Schluss, dass die Stämme mit Schwebeablaut sekundär sind, und möchte diese neue Theorie auf indogermanische u-Stämme, die die Vollstufe an „falscher" Stelle aufweisen, anwenden,
Stärke', das zum akrostatischen Stamm *so/egh-u- 'Kraft' gehört haben mag, abgeleitet worden sei (zu einem solchen Lokativ vgl. *gnu-en, das man wegen urion. und urwestgriechisch gouvaT-/ govaT- ansetzen muss, s. Martin Peters apud Martinez Garcia 1997: 356, Anm 2; in [Николаев 2006: 56-57, Anm. 24] macht der Rez. den Versuch, einen Lokativ *bhrhiu-en 'beim Fliessen' von einem u-Stamm *bhorh1u- (fopu"- SaKTuko" О ката Tijv eSpav Hsch.) anzusetzen, der später als zu einem r/n-Stamm gehörig reinterpretiert worden sei, wodurch *bhro/eh1u-r/-n- 'Quelle' entstanden sei (altgr. fpeap, arm. abiwr, eventuell got. brunna); ibid. bemüht sich der Rez. zu zeigen, dass a'iev einen Lokativ *h2(e)iu-en von *h2o/eiu- darstellt, und nicht einen endungslosen Lokativ von einem n-Stamm. Letzten Endes ist es nicht unmöglich, dass es im Paradigma desjenigen akrostatischen u-Stammes *dhomu- 'thickness', dessen Existenz durch altgr. Gamu"* wahrscheinlich gemacht wird (*dhemu-, *dhmeu-s 'thick' $ *dhomu-), einen Lokativ *dhmuen 'what is in thickness' gegeben hat, zu dem wiederum infolge einer Reinterpretation wie oben skizziert ein *dhemur/-n- 'Hüfte' (seil. 'thick thing', vgl. die Benennung des Halses, altgr. auchv, äol. a^fhv, arm. Plur. tant. awjikc, das offenbar mit idg. *h2enghu- 'eng' zusammenhängt, oder aind. ürii- 'Schenkel' wenn in der Tat ein Zusammenhang mit um- 'breit' besteht) hinzugebildet wurde, woher lat. femur, feminis/femoris; man darf auch mutmassen, dass in besagtem Lok. *dhmuen 'in thickness' oder schon 'bei Hüfte' (worauf lat. femen Paul. Fest. 92 sehr gut zurückgehen kann, auf diese Form ist jedoch nicht der geringste Verlass), bzw. in dessen urindoiranischem Fortsetzer, eine Dissimilation zweier benachbarter Labiale stattgefunden hat, wodurch ein *dhnuen entstand; da der Bedeutungswandel 'etwas Dickes' > 'Hüfte' schon durchgeführt worden war, kam dem neuen aufgrund der Reinterpretation dieser Lokativform zustandegekommenen Paradigma eine Bedeutung 'Gebogenes' > 'Bogen' zu, daher urindoir. *dhanur,
*dhanuans (anders zu der Sippe Janda 1998). Zusammenfassend: die *-er/n Lokative waren in der Ursprache ein wichtiger Berührungspunkt zwischen u-Stämmen und r/n-Heteroklitika, und dadurch konnten jederzeit Vermischungen entstehen, zu welchen die apophonische Gestalt des Lokativs (mit dem nur dieser Form eigenen Schwebeablaut) beigetragen hat. 11 Unverständlich ist der Bindestrich nach aind. heman (bei W. heman-), der den Eindruck vermittelt, es handle sich um den n-Stamm heman- 'Eifer' (ganz seltener Fall einer Nachlässigkeit W.s). Warum dieser Fall unter Hypostasen genannt wird, ist nicht ganz klar: es geht eigentlich nur um Bildung des Lokativs.
nämlich, *po/elh1-u- 'Vielheit', *po/elth2-u- 'Fläche' und *ko/ert-u-'Härte', um so eventuell den Status des Hauptgegenstandes seines Buches, *peitu- 'Feld', klären zu können. Bevor er das machen dürfte, bedürfte er dennoch eines Beispiels von Schwebeablaut in einer durch interne Derivation zustande gekommenen Ableitung: ein solches findet er in dem idg. amphikinetischen Stamm *h2eus-ös, *h2us-s-es 'Morgenröte' (eine detaillierte und sehr nützliche Erörterung von dessen Formen wird vorangestellt). W. argumentiert dahingehend, dass dieses Wort sich von der zugrundeliegenden Wurzel *h2ues- 'hell werden' durch die Vollstufe I unterscheidet; das wäre nach W. dadurch zu erklären, dass amphikinetisches *h2eus-ös '(Göttin) der Morgenröte' von einer primären Bildung mit der Bedeutung 'Aufleuchten, Morgenröte' nach Muster von *seh1-mn n. (lat. semen) % *seh1-mön- (lat. Semo) intern deriviert worden ist. Diesen Stamm möchte W. als *h2ues-es- n. ansetzen (zum Typus von deverbalen -s-stämmigen Nomina actionis vgl. *dens-es-, *genh1-es-, *uenhx-es-, usw.); da so ein Stamm nirgends bezeugt zu sein scheint (!), stützt der Autor sich darauf, dass neben neutralen s-Stämmen öfters r/n-Stämme in gleicher Funktion auftauchen, und zieht solche Fälle wie *h2eug-o/es- 'Macht' (ved. öjas-) : *h2eug-r/n-, oder *ued-o/es- 'Wasser' (aind. utsa- 'Brunnen', vlt. altgr. u8ei12) : *uodr zum Vergleich heran13. Spuren eines vermeintlichen r/n-Stammes *h2ues-r/-n-, der auf soeben beschriebene Weise einem *h2ues-es- n. in der Grundsprache zur Seite stünde, sieht er in ved. Lokativ vasar(-hän-)
12 Diese Form kann bekanntlich entweder auf einen s-Stamm oder auch auf ein Wurzelnomen zurückgehen. Hier vermisst man einen Hinweis auf García-Ramón 1992: 192, Anm. 52.
13 Auf derselben Liste steht das Paar *(h1)ieh2-o/es- (air. Nom./Akk. á 'Wagen', vlt. av.yah- 'Bittgang', metrisch /yaah/) : *(h1)iehxr/n- 'Jahr'; derweil ersteres den geläufigen Typ eines von einer Verbalwurzel abgeleiteten s-Stammes mit konkretisierter Bedeutung darstellen darf (die Wurzel *(h1)ieh2 in aind. yati, so z.B. Heiner Eichner apud Weiss 1993: 125, Anm. 7), ist jedoch die Rekonstruktion von letzterem nicht ohne Zweifel (obzwar sie nach Schindler 1982: 194 ziemlich fest in der Fachliteratur gebucht ist (Weiss 1993: 125ff., Anm. 7, 8; Hoffmann-Forssman 1996: 153; Tremblay 1998a: 321; zuletzt tritt diese Rekonstruktion bei Peters 2002: 364 und Tremblay 2004 auf): der Rez. hat versucht, eine alternative Erklärung aufzustellen, um die Annahme einer komplexen Wurzelapophonie (-o-/ -e- / -e-) zu vermeiden (s. Николаев 2003): es wäre wohl möglich von einem *hxoi-r sowie davon derivierten internen Kollektivableitungen *hxier- (gath. yare) und *hxeior- auszugehen, von denen externe Sekundärableitungen (*hxier-o- und *hxior-o-) jeweils im Germanischen (*jera-) und Griechischen (Wpa) zu finden wären. Die Beweisführung von W. wird davon jedoch nicht betroffen.
und in der Vrddhiableitung vasar-a- einerseits14, sowie im Stamm *h2ues-en- 'in der Frühe', den er aus toch. A wse, B ysiye 'Nacht' gewinnt, andererseits15. Sein Urteil lautet (S. 122-123): "Es ist [...] möglich, dass in interner Derivation, die ohne Suffigierung auskommt, wie auch bei externer Derivation von der Derivationsbasis unabhängige neue Vollstufen eingeführt werden (mit oder ohne Schwebeablaut)".
Diese Beweisführung, zwar scharfsinnig, scheint mir unnötig kompliziert zu sein; ich bin der Meinung, dass die Argumentation W.s nicht ausreicht, um ein (direkt gar nicht belegtes) *h2ues-es- n. oder auch *h2ues-r/-n- rekonstruieren zu dürfen (und mithin wird, wenn ich Recht habe, sein Hauptbeispiel für Schwebeablaut in interner Derivation entfallen). Wie dem Text zu entnehmen ist, handelt es sich bei allen Beispiele W.s eigentlich nur um Lokative, bzw. delokativische Hypostasen (*h3enbh-en-, *gheim-en-, *h2ues-er-, *h2ues-en-), oder andererseits um Zugehörigkeitsableitungen (*deiuo-). Jetzt drängt sich die Frage auf, ob man den nur in diesen Kategorien beobachtbaren Schwebeablaut auch für zugrundeliegende Nomina rekonstruieren darf. Dass dem Lokativ innerhalb der indogermanischen Paradigmen ablautmässig eine Sonderstellung zukommt, ist gut bekannt (s. Schindler 1994); dass Lokative im Indogermanischen mit verschiedenen Suffixen gebildet werden können, erhellt z.B. aus den Verhältnissen beim idg. Wort für 'Erde':
14 Das idg. Wort für 'Frühling' wird ebenfalls (zwar zögernd) S. 117 zum Vergleich herangezogen: aind. vasant-a- (Segmentierung von W., ohne jede Erläuterung - heisst das dass der Autor von einer Struktur, wie sie z.B. in altgr. youvaTo", SoupaTO", ovaro" zu finden ist, ausgeht?), altkorn. guaintoin, aksl. B6CNA, arm. garown, lat. uer, lith. väsara 'Sommer' gehen nach W. alle auf ein und denselben Stamm *h2ues-r/-n- 'Hellwerden' zurück. Es gibt jedoch m.W. nicht den geringsten Beweis dafür, dass das idg. Wort für Frühling jemals mit Laryngal angelautet hat: vor vasanta- sind vedisch keine Dehnungen zu finden, und die altgriechischen Formen lassen keinen Laryngal zu (eap, Alk. hp); trotz dem scharfsinnigen Versuch von Peters, die Wirkung seiner (ohne Zweifel zutreffenden) Regel *HxCR- > urgr. *CR- auch auf Kontexte wie *HxCVCR-auszudehnen (Peters 1980: 61, Anm. 30; zustimmend Janda 2000: 250, Stüber 2002: 104, jedoch ohne zusätzliche Argumente), fehlen es überzeugende Zeugnisse dafür.
15 W. plädiert für diese aus Jorundur Hilmarssons Feder stammende Etymologie, für die er auch manch ein zusätzliches Argument findet (z. B. macht er auf rgvedische Parallelen zu 'glänzende Nacht' sowie auf eine avestische Unterteilung der Nacht in vier Teile, wobei mit usah- gerade der Teil von Mitternacht bis zum Schwinden der Sterne bezeichnet wird, aufmerksam), indem er auch die Analysen von Pinault, Ringe und Klingenschmitt, die das Wort aus idg. *h2ues- 'existieren' herleiten, berücksichtigt und zu widerlegen bemüht ist.
*dhegh-öm, Gen.Sg. *dhgh-m-es: *dhgh-em-i > aind. ksämi16; *dhg -em-en > *dhgh-em-on- > arch. lat. hemo 'Mensch, Irdischer'; *dhgh-em-el > neuphryg. Ze|ieXw? 'id.', altgr. xOamalo?17; *dhgh-m-en (> aind. jmän) > *dhgh-m-Ö(n) > alit. zmuo 'id.'18; *dhgh-(e)m-er > av. zamar(güz-).
Aus dieser breiten Palette erhellt übrigens, dass die Koexistenz von Lokativen auf *-er und auf *-en keinen Anlass dafür gibt, eine heteroklitische Stammalternation für den Rest des Paradigmas des betreffenden Wortes zu rekonstruieren.
Jetzt wenden wir uns dem Problem des Schwebeablauts zu: die Kategorie, wo dieses Phänomen am deutlichsten zu sehen ist, sind gerade die Lokative, v.a. von Wurzelnomina (synchronisch gesehen, ist Schwebeablaut eine Eigenschaft des mit den Suffixen *-er/*-en/*-el gebildeten idg. Lokativs). Die Bildungsregeln für idg. Lokativ sind noch nicht befriedigend geklärt, v.a. weil gute Beispiele so rar sind, deswegen ist jede diesbezügliche Theorie schwierig zu stützen. Ein paar (recht gewagte) Vermutungen wären jedoch nicht unangebracht1 . Wir sind sicher, dass in diesem Bereich die Regel von Johannes Schmidt gegolten hat, nach der „veränderliche stämme im suffixlosen locativ die letzte silbe um je eine stufe stärker haben als in den «schwächsten» casus" (Schmidt 1885: 308). Folgende Beispiele sollten dies veranschaulichen: *pod-/ *ped-s 'Fuss', Loc.Sg. ped in air. is 'unten', alb. -posh (in perposh 'unter') < *ped-su/i; *dom-/ *dem-s 'Haus', Loc.Sg *dem > gav.
16 Dieser Lokativ liegt wahrscheinlich auch air. duine < *dhgh-om-iio- zugrunde; dass (zumindest einige) idg. -iio- Ableitungen delokativisch sind, macht Balles 1997 wahrscheinlich.
17 Mit Vokalassimilation? Siehe Peters 1997[2002]: 108.
18 Der "Schwundablaut" hier ist nicht ganz klar: nach dem, was wir über die Stellung des Lokativs in amphikinetischen Paradigmen wissen, ist gerade S(e) zu erwarten, vgl. *gh(e)ser(i) von *ghesor, *ghesres 'Hand': nach Schindler 1967: 249 setzt toch. A tsar den starken Stamm *ghesor- > *säs»r, während toch. B sar mit palatalisiertem Anlaut nur auf *gheser- > urtoch. *säsär- > B *ssar zurückgehen kann (im heth. ki-is-sa-ri ist -sa-r- wohl als [sr] zu deuten). Die baltischen Reflexe von idg. *h2ek-mo(n), Gen. *h2k-mn-es (altgr. ak^wv, aind. äsmä, Gen. Sg. äsnah) weisen S(e) auf: der lit. Nom. Sg. akmuo 'Stein' geht zwar erwartungsgemäss auf *h2ek-mÖ zurück, aber die sonstigen Formen (Acc. Sg. äkmeni, Gen.Sg. akmens) reflektieren *h2ek-men- (s. Schaffner 2001: 90-91). Die altgermanischen Sprachen (ausser den skandinavischen) haben S(e) auch in Gen. und Dat. von -n-Stämmen, vgl. got. gumins, gumin 'Mensch', ahd. gomen, gomen 'id.'
Die Ausführungen unten bauen vor allem auf der Arbeit von Alan Nussbaum auf (alles Wesentliche in Nussbaum 1986).
dam20. Bemerkenswert und keineswegs zufällig ist die Tatsache, dass die Lokative von denjenigen Wurzelnomina, deren Wurzelstruktur Samprasarana-Ablaut zulässt, dagegen keine Dehnstufe, sondern Schwebeablaut aufweisen: *h1oud-, *h1ud-es 'Erde' (altgr. ouSa?, ouSei) > *h1ued-en > arm. getin 'Erdboden', s. Peters 1997 [2002]: 109, Anm. 2321; *diäu-s, *diu-es 'Himmel' > *deiuel > altgr. euSeielo? (Peters, loc.cit. )n.
Jetzt zu den Beispielen von W.:
20 Die Länge ist in dieser monosyllabischen Form natürlich nicht durch Brugmanns Regel zu erklären; es drängt sich jedoch die Frage auf, ob es nicht um die (m.W. weder befriedigend rekonstruierte nocht aus guten Gründen abgelehnte) Dehnung in Monosyllaba geht (i.S.v. Beekes 1990). Letzten Endes kommt auch die Wirkung von "Extended Szemerenyi's Law", bzw. von Nussbaums Regel in einer endungslosen Form *demh2 in Frage.
21 Hierher nach Peters auch heth. ut-ne-e, ut-ni-i-as. Norbert Oettinger deutet das Wort etymologisch (nicht aber morphologisch) anders: nach ihm geht utne auf *ud(e)nei zurück, das ein i-stämmiges Kollektivum von *ued-en-o-darstellte (letzteres wird von ihm von *uodr, *uedn- abgeleitet), s. Oettinger 2000.
22 Sollte dies zutreffen, ergibt sich übrigens eine Möglichkeit ein bekanntes Problem im Italischen zu lösen: die Bezeichnung vom 'Vögel' enthält im Lateinischen und Umbrischen ein prothetisches Vokal in der Stellung vor lul, was für diese Sprachen eine keineswegs geläufige Erscheinung ist, vgl. lat. auis, umbr. Akk.Pl. avif, avef, auif, aueif. Da alle Beispiele fürs Auftreten eines prothetischen Vokals im Lateinischen auf Kontext #_TC hinweisen (äiö < *hig-ie/o-, äctus < *h2g-to-, vlt. alat. apiö, apiscor < *h1p-ie/o-, siehe Meiser 1998: 105-106; Gegenbeispiel für *h2u- > *au- ist wohl uentus aus *h2ueh1--t-o-), muss man nach einer anderen Lösung suchen. Da man mit Schindler ein Wurzelnomen *h2uoi-s, Gen.Sg. *h2uei-s ansetzt (Schindler 1969), ist nach dem oben gesagten ein Rekonstrukt *h2eui 'beim Vögel' (d.h. *h2-e-ui mit vrddhi-bedingter Vokaleinfügung an falscher Stelle) für Lok.Sg. berechtigt (so eine Form wäre gar nicht systemfremd, da sie sich als Lok. passgerecht in ein Paradigma eines nichtexistenten Wurzelnomens *h2eu- sich einfügen liesse). Sollte so ein *h2eui in der Tat existiert haben, könnte im Uritalischen der Stamm von Lokativ verallgemeinert worden sein (was allerdings im Bereich von -n und -men Stämmen stattgefunden hat). Letzten Endes darf man dahingehend spekulieren, dass ein altes Lokativ des Wortes für 'Herz' (*ker (< *kerd), Gen.Sg. *krd-es) in erstarrtem Komposit *kred-dheh1- 'ins Herz legen' bewahrt wurde (siehe Tremblay 2004: 581-585, der das Wort jedoch als d-stammiges Akrokinetikum bestimmt; die Möglichkeit *kred als Lokativ eines Wurzelnomens zu erfassen hat der Rez. auch seinerzeit überlegt, ist jedoch grosse Vorsicht geboten, da es auch andere nicht weniger überzeugende Lösungen gibt).
Im Falle von *h3enbh-en 'beim Nabel' hat der Autor selber die Existenz eines Wurzelnomens *h3nebh- anerkannt (nach Ritter 1983)23. Nach oben Gesagtem ist als ursprünglicher Lokativ von solch einem Wurzelnomen eben *h3enbh- zu postulieren. Nun ist auch evident, dass die endungslosen Lokative mit suffigierten koexistieren können (vgl. *dem und *dmh2er, das nach einer Analyse von Alan Nussbaum altgriechischSa^apT- 'Gattin', myk. da-ma, da-ma-te < *dmh2r-t- und vedisch därä- zugrundeliegt24); dazu kommt auch der Umstand, dass beide Typen im Spätindogermanischen sicherlich mit einander vermischt wurden, auf diese Weise entstehen Lokative, die im Suffix wie auch in
25
der Wurzel jeweils vollstufig sind . Deswegen ist es möglich, lat. umbo 'Schildbuckel' so zu deuten, dass in diesem Fall ein sekundär einem Lokativ *h3nbh-en hinzugebildeter n-Stamm vorliegt; as. ambo ist eine auf einem Lokativ *h3(e)nbh-en aufbauende Hypostase (i.S.v. Nussbaum 1986: 190-191).
Was *gheimen anbelangt, ist eine analoge Analyse möglich: die Bezeichnung für 'Winter' lässt sich aufgrund von heth. gemi, lat. hiems, jav. ziia, zim-als *gh(i)iem, *ghim-es rekonstruieren. Jay Friedman hat in einem von W. leider (wohl aus chronologischen Gründen) nicht rezipierten Aufsatz überzeugend gezeigt, dass dieses Wort kein hysterokinetischer m-Stamm ist, sondern ein Wurzelnomen, das vermittels interner Derivation von *gh(i)iÖm, *gh(i)iem-s 'Schnee' (altgr. XLwv, arm. jiwn, aisl. gö-0) abgeleitet worden ist (Friedman 2003). Das heisst, dass die „ursprüngliche" Form des Lokativs als *gheim (möglicherweise mit Dehnung in Monosyllaba des weiteren zu *gheim entwickelt) oder als *g him -en/-er/-el angesetzt werden kann; durch eine Vermischung oder einfache Durchführung von R(e) hat *gheimen das Licht der Welt erblickt. Beide altgr. 'Winter'-Wörter xei|ia und xeL|iwv sind als sekundäre Bildungen zu betrachten.
Zusammenfassend darf gesagt werden, dass W.s Argumente für ein generelles Auftreten vom Schwebeablaut in interner Derivation nicht ausreichen; von Formen mit lokativischer Semantik auf *-er, *-en, *-el und deren Ableitungen lässt sich keine verallgemeinernde Aussage für den Gesamtkomplex der internen Derivation ableiten26.
23 S. 110, Anm. 154; dies anhand einer sehr plausiblen Analyse von ae. umbor 'Kind' als hypostasiertem Lokativ *h3nbh-er 'beim Nabel'.
24 In einem Referat, siehe Nussbaum 1998b.
25 Das ist natürlich ganz grob ausgedruckt; eine detailliertere Diskussion geht über das Rahmen dieser Besprechung hinaus, man vergleiche die Überlegungen Nussbaums und Schindlers zu dieser Frage, s. Nussbaum 1986: 289-292.
26 Welchen Ursprung der Schwebeablaut als gemeinsame Eigenschaft von solchen Lokativen und thematischen (sowie anderen) extern derivierten
Die Frage von Schwebeablaut und dessen Funktion bedarf noch zusätzlicher Untersuchung. Zum Beispiel ist W. in die gesamte Problematik von Schwebeablaut im Komparativ in seinem Buch gar nicht näher eingegangen: es ist ja allgemein anerkannt, dass got. iusiza 'besser' auf *eusis- zurückgeht, der Autor schreibt idg. *h1uesu- jedoch dort, wo er die komplexe Apophonie dieses Wortes (air.fiu 'wert', kymr. gwiw < urkelt. *uihu- < *h1uesu- vs. air.fo 'wert', pal. wasü 'die Güte' < *h1uosu-) diskutiert (S. 188-193), keinerlei Sekundärstatus zu27. Diese
Zugehörigkeitsbildungen gehabt hat, ist schwer zu bestimmen. Ganz gewagt ist folgende Beobachtung: vom Standpunkt der Semantik her wäre wohl eine Suche nach gemeinsamen Wurzeln der auffälligen Stammbildung von Lokativ und Zugehörigkeitsableitungen berechtigt; sollte ein Zusammenhang in der Tat bestehen, wäre eine Bedeutungsentwicklung 'bei X seiend' > 'zu X gehörig' denkbar. Auf deutsch gesagt, heisst das, dass das indogermanische vrddhi (i.e. das Ableitungsmodell, in welchem ein Nomen mit der Grundbedeutung 'zu X gehörig' unter Einführung eines lel, das dem Grundwort X selbst fehlte, gebildet wird) auf Lokative mit zusätzlichem bzw. abweichend positioniertem lel zurückzuführen wäre (die Idee basiert eigentlich auf TischvorlagenlNotizen Schindlers, mit denen sich der Rez. während eines Aufenthalts in Wien dank der Liebenswürdigkeit von Herrn Univ.-Prof. Martin Peters vertraut machen konnte). Somit gelangt man zu einer Hypothese, die eher im glottogonischen Bereich liegt, wodurch deren Stützung unheimlich erschwert wird. Ein Fall sollte trotzdem die Idee veranschaulichen: altgr. 0|p, lith. zveris, aksl. 3ßhßb lassen auf Existenz eines idg. Wurzelnomens *ghuer, *ghuer-os 'wildes Tier' schliessen (Schindler 1972: 37). Akrostatische Flexion *ghuer, *ghuer-s wird von Jenny Larsson vermutet (s. Larsson 2001: 56-57), jedoch ohne zwingende Gründe; aus Systemgründen setzt man vielmehr ein Paradigma *ghuer, *g®uer-s oder *ghuör, *ghuer-s 'Wildheit' als den Anfangspunkt der Ableitungskette
*ghuer- 'Wildheit' [+Koll.; [akro]statisches Paradigma] % *ghue/0r- 'ein wilder Tier' [+ Individ.; mobiles Paradigma] an; nach dem oben Gesagten darf man auf die Existenz einer uralten Lokativform *gheur 'bei Wildheit' schliessen, die sich durch die Dehnung in Monosyllaba zu *gheur entwickeln musste (eine Resyllabifizierung zu *gheur wurde wohl vermieden, da die Form sich sonst einem Nom.Sg. eines rln-Stammes angeglichen hätte). Wenn Steven Young zu Recht lith. ziaurus 'grausam' auf *g eur- zurückgeführt hat (vgl. lat. ferus: feröx; s. Young 2002), sieht man die Verwendung des Allomorphs *g eur > *gheur 'bei Wildheit' in einer Zugehörigkeitableitung 'der bei Wildheit befindliche' > 'der mit Wildheit versehene' > 'wild, grausam' (oder aber direkt *ghe-e-ur-u- 'mit Wildheit versehen' mit "possessivischem" *-u1- (worüber siehe unten im Text), jedoch mit grossem Vorbehalt, da im Baltischen adjektivische u-Stämme produktiv sind).
27 Im Rahmen von W.s Theorie sollte man wahrscheinlich damit rechnen, dass das zum akrostatischen Substantiv *h1uosu- gehörige Adjektiv (oder auch umgekehrt) zunächst vielmehr ein *h1eusu- gewesen war und dieses sich erst
Besprechung ist kein richtiger Ort für etwaige neue Erwägungen, der Rez. möchte aber darauf hinweisen, dass gerade auf dem von W. untersuchten Gebiet der adjektivischen u-Stämme das Heranziehen der Stammbildung des Komparativs gar nicht unangebracht wäre: wenn man davon ausgehen darf, dass (synchronisch gesehen) bei der indogermanischen Komparativbildung neue Hochstufen an „falscher" Stelle eingeführt werden konnten, wäre durch die Annahme einer analogischen Angleichung an einige (vermutlich frequent gebrauchte) Komparativformen manches zu erklären28.
Wir müssen aber zu W.s Buch zurückkehren; der Rez. möchte an das von W. vorgeschlagene „Inversions"-Modell (nach dem interne Derivate prinzipiell neue, von dem Ablaut der Derivationsbasis unabhängige Ablaute und Ablautstellen aufweisen können) nicht gerne glauben (wahrscheinlich wird aber diese Skepsis nicht von allen Fachleuten geteilt werden). Dieses Modell wendet W. im Kap. V des weiteren auf ein germ. *fel£>u- < idg. *pelth2-u- (ae. feld, Gen. Sg. felda) an (S. 124128): in diesem Fall sieht der Autor eine Substantivierung *pjth2-u- / *pjth2-eu- 'eben, flach' % *pelth2-u- 'Fläche, Ebenheit'. Es muss jedoch daran erinnert werden, dass es eigentlich wenig Grund gibt, die Reflexe im Germanischen als Spuren von einem u-Stamm anzusehen (was W. S. 124 auch anerkennt); die meisten Wörter aus dem Vergleichsmaterial gehen auf *pelth2-o- > ahd. feld oder *pjth2eh2 > aisl. fold zurück (so z. B. Schaffner 2003: 215): in ersterem Thematikum ist der Hochstufenvokal erwartungsgemäss29 an falscher Stelle und in letzterem findet sich eine ebenfalls zu erwartende Schwundstufe30. Ein denkbares Szenario wäre, dass das Germanische zwei Stämme ererbt hatte: sowohl ein
später analogisch ans (öfter verwendete?) als sein Derivationsprodukt zu betrachtende *h1uosu- angeglichen hat; die letztgenannte Entwicklung hätte der Komparativ dann bloss gar nicht mitgemacht. Ob eine solche Annahme glaubhaft ist, sei dahingestellt.
8 So z.B., ergibt sich wenn man aufgrund von heth. dalukila-, altruss. äO^HHÄ und gr. 8okxo" auf die Existenz eines akrostatischen u/i-Stammes schliessen darf (die Wörter werden in einem anderem Zusammenhang von W. S. 83 erwähnt), die Möglichkeit, den alten Komparativstamm als *dleh1-ios-anzusetzen, und analogische Verbreitung der Wurzelform *dleh1- z.B. in av. drajah- anzunehmen (gegenseitige Berührung zwischen Komparations-stämmen und s-Stämmen ist gar nicht ausgeschlossen, diese Möglichkeit erörtert W. selber S. 140-141). Diese „Komparativ-Lösung" halte ich auch im Fall von
*kertu- 'stark' ($ *ko/ertu- 'Stärke') >> *kretu- unter Einfluss von *kret-ios-für einzig plausibel; kann man wirklich umhin? Die derivationelle Vorgeschichte des Komparativs bleibt für zukünftige Forschung zu klären.
29 Da auch ein vrddhi vorliegen darf.
30 Nach dem von Heiner Eichner aufgestellten Muster *(hx)urdheh2 > got. waurda : *(hx)uerdho-m > lat. uerbum (Eichner 1985: 141, Anm. 46).
u-stämmiges Adjektivum 'flach' wie auch ein Thematikum 'Feld' samt Kollektivum; da die germanischen u-Stämme eine eindeutig aussterbende Klasse darstellen, kann sich der seltene Adjektivstamm im Laufe der Sprachentwicklung den Ablaut vom frequenten *fel^a- angeeignet haben.
Überraschend innovativ erscheint das VI. Kapitel, wo ganz glänzend dargestellt wird, dass das neutrale Adjektiv sich ablautmässig nicht wie das geschlechtige Adjektiv verhält, sonder einem „höheren" Paradigma gehört. Schon alleine aus theoretischen Gründen leuchtet das ein, da alle bisherigen Theorien von Akzent-Ablautparadigmen die Frage des Genus so gut wie unerwähnt liessen. Als Beispiele dafür dienen:
1) die *-nt- Partizipia, bei deren Erörterung W. mit Recht amphikinetische Flexionsweise annimmt31) und auf die Diskrepanz belebt Nom. Akk. Sg. *h1s-ont- : unbelebt Nom. Akk. Sg. *h1s-nt hinweist (zwar erwähnt aber leider nicht ausführlich behandelt wird die Andeutung von Johannes Schmitt, gemäss der die altgr. Flexion -|ma, -paTo? auf ein entsprechendes Muster bei den neutralen, übrigens auch thematischen, Partizipien (etwa ein *fepa, *fepaTo?), zurückgeht).
2) adjektivischer *-h2-Stamm mit der Bedeutung 'gross': *meg-oh2-, m. (amphikinetisch dekliniert: aind. Akk. maham, Gen. mahas) : *meg-h2-, n. (altgr. peya, heth. mek, vlt. arm. mec).
3) Komparativuffix *-ios- ~ -is-: in einem höchst interessanten Abschnitt wird für das Komparativsuffix amphikinetische Flexionsweise nachgewiesen, wobei belebte Formen im Nom. Sg. den Ausgang *-iös aufweisen (air. -(i)u, vgl. siniu 'älter' < *sen-iös), die neutrischen aber auf *-ios hinweisen (lat. -ius < *-ios, vlt. aksl. -(j)e; S. 141-143 wird für air. -a Herkunft aus *-ios wahrscheinlich gemacht). Was die Sachlage im Griechischen betrifft, ist es wohl nicht ganz korrekt zu sagen, dass *-ion (< *-ison) „als Ersatz für *-ios gedeutet [wurde]" (S. 143): da im Bereich der adjektivischen *-on-Stämme des Griechischen die Länge im Nominativ sehr gut als grammatisches Merkmal von geschlechtigen Formen dient, muss das Eintreten eines *-ihon in neutrischen Formen
31 Vernünftig sind W.s Worte über Dehnstufen der Wurzel in manchen nt-Partizipien (S. 137, Anm. 211): „Ob die nt-Partizipien zu akrostatischen Verben ansonsten einen unabhängigen Ablaut aufwiesen, bleibt unklar". Man muss gestehen, dass solche Fälle wie aind. dasat, sasat oder sädöd\yoni\- in den Rahmen einer heutzutage weitverbreiteten Theorie von den nt-Partizipia und deren Flexionsweise (*h1s-ont- / *h1s-nt-; von Narten-Stämmen *gerh2-ont- /
*g(e)rh2-nt-) trotz ihres altertümlichen Eindrucks gar nicht passen, also wohl als einzelsprachliche Neuerungen betrachtet werden müssen (-at wohl in Anlehnung an 3 Pl. von Narten-Praesentia, so Martin Peters [Unterricht] und W. selbst).
nichts für die ursprüngliche Apophonie besagen32. Weiters behandelt W. noch einen anderen Ausgang von neutralen Nom./Akk. Sg.- Formen, nämlich *-is, der meistens da, wo er bewahrt wird, auf adverbiellen Gebrauch festgelegt ist (was von vornherein dieser Endung ein hohes Alter zuschreiben lässt): es geht um solche Fälle wie lat. magis < *megis, plûs < *ploh^s, osk. mais, got. mais < *meh2is, apr. tälis (vlt. air. sia 'länger' und lia 'mehr', wenn aus *sehris und *pleh1is, was nach W. nicht sicher ist).
4) der Ablaut des *n-(oder *h1/3en-?)-stammigen Adjektivs, das in altgr. Nom.-Akk. n. imeXan aufzuspüren ist: nach Peters 1980: 164 stellt die Form ein *mel-n mit aus obliquen Kasusformen bezogenem -n dar. W. hebt mit gutem Recht die Tatsache hervor, dass eine Ableitung von einem thematischen Stamm (aind. màla-, lit. mêlas) keine Form auf C-n zeigen sollte, argumentiert aber dahingehend, dass es im Griechischen „eine morphologische Regel gegeben haben [muss], die es erlaubt hat, von einem sekundären geschlechtigen Stamm (hier der Form R-S(ö)) einen neutralen Stamm der Form R-S(0) neu hinzuzubilden".33
Einen weiteren Beweis dafür, dass in neutrischen Formen der Ablaut nicht mit dem Ablaut des geschlechtigen Stammes übereinstimmte, liefert der Akzent: W. macht auf den bekannten Fall gav. vahiiô 'besser', n. : gav. vaxiia, m. wieder aufmerksam (letzteres geht nach W. auf uahiah zurück; die Betonung sei durch die *kwetuores-Regel zustande gekommen). Aus dem Altindischen wird das Paar vrsni-, n. 'mannhaft' : vrsni-, m. 'widderartig' genannt. Während ersterer Beispiel wohl überzeugt, kommen in bezug auf das letztere Bedenken. W. schreibt
32 Nicht erwähnt wird die (recht gewagte, aber verlockende) Deutungsalternative, dass *-ison (m.-f./n.) im Urgriechischen eben die von W. angesetzte neutrische Form *-is alleine ersetzt hat, indem die Form durch Anfügen jenes individualisierenden *-on zustande gekommen ist (keine Spur von *-ioson!).
33 Liegt dem gr. Wort ein (kollektivisches?) *meleh2 zugrunde? Nach der von Gert Klingenschmitt unterstellten Regel tritt ein abstufendes Element an einen akrostatisch flektierten Stamm in nullstufiger Gestalt an (von Klingenschmitt wird eigentlich „ein nicht dem quantitativen Ablaut unterworfener, durch Antritt des Suffixes *-es- in nullstufiger Gestalt an thematische Stämme gebildeter Typ auf *-e/o-s-„ erörtert, siehe Klingenschmitt 2000: S. 193, Anm. 7; dieser Vorschlag Klingenschmitts wird versuchsweise in Nikolaev 2003 in Bezug auf andere Stammklassen diskutiert). Da *-eh2 Stämme, die zumindest in späturindogermanischer Zeit als Feminina zu thematischen Stämmen auf -o-fungiert haben (von prototypischen *eh2-Stämmen wie *gwenh2, *gwneh2-s ist hier nicht die Rede), akrotonisch flektiert haben (d.h. barytoniert waren), ist es denkbar, dass im Rahmen eines solchen derivationellen Prozesses ein Paradigma *melh2-on, *melh2-n-es entsteht: auf diese Weise gelangt man zu einem urgriech. *melan- im obliquen Stamm.
nämlich S. 154, dass „die derivationelle Vorgeschichte von vrsni- nicht mit Bestimmtheit eruiert werden kann"; dem ist wohl nicht beizupflichten: die nächstliegende Annahme ist gewiss die, dass eine Verwandtschaft mit idg. *h2urs-en- 'Männchen', aind. vrsan-, lat. uerrês < *ursê+s, lit. versis, Toch. A kayurs, B kauurse < *gwou-(h2)urse(n) und mit der Wurzel *h2uers- 'besprengen' (aind. varsati, heth. warsiyezzi, altgr. oupew; zwar mit einem anderen Suffix gebildet, gehören offenbar doch zur selben Wurzel heth. hurnêzzi und altgr. painu) vorliegt (so Oettinger 2005). Es wäre wohl von einem *h2urs-n-o- auszugehen , von dem ein Abstraktum *h2urs-n-i- abgeleitet wird . Die Koexistenz von einem hysterokinetischen agentiven n-Stamm und einem i-stämmigen Abstraktum findet in *pes-én- 'Rammler' uel sim. (heth. Nom. Pl. pisenes, Gen. Sg. pisnâs 'Mensch') :: *pes-ni- 'Männlichkeit' > lat. pênis36 eine gute Parallele37. Die Bildung *h2urs-ni- 'Männlichkeit' ist dann in aind. vrsni- fortgesetzt38; von diesem *h2urs-ni- wird ein internes Derivat gebildet, nämlich ein Nomen agentis *h2urs-ni- 'mit Männlich-
34 Oder *h2uors-n-o- > altgr. oupanO" i.S.v. Peters 1994? (Eine alternative Lösung für oupanO", die kein Nomen Agentis *h2uors-n-o- 'besprengend' uel sim. voraussetzt, geht auf Wilhelm Schulze zurück und wurde in der letzten Zeit von Michael Janda wieder aufgenommen, siehe Janda 2004: zu aind. vctrsman-/ varsmän-).
35 Typ *h2ekro- 'scharf' (gr. akpo" 'spitz', lat. äcer, altir. er, alit. asrus, aksl. ostrh) > *h2o/ekri- (altgr. Okpi" 'Spitze' und lat. ocris 'mons confragosus'), s. zuletzt Nussbaum 1999: 399.
36 So z. B. Pinault 1980: 32, offenbar nach Schindlerscher Lehre.
37 Die von Georges-Jean Pinault unlängst vorgeschlagene Deutung, laut der die hethitische Bezeichnung des Menschen auf eine mit Hoffmanns Suffix gebildete Ableitung eines *pes- 'membrum virile' zurückgeht, ist m.E. bedenklich, insbesondere wenn man besagtes Hoffmann-Suffix als *-h3en- und nicht als *-h1en- bzw. als decasuative (in diesem Fall von Instrumentalis) Ableitung *-h1-en- mit Nussbaum ansetzt (darüber in Rez [2004: 180, Anm. 15]).
38 Wobei das Genus zeigt, dass ein ursprüngliches Abstraktum vorliegt, und barytonischer Akzent erwartungsgemäss zugunsten eines akrostatischen i-stämmigen Nomens spricht, da nach Nussbaum der Wurzelablaut im resultierenden i-Stamm von demjenigen des zugrundeliegenden thematischen Stammes unabhängig war, vgl. lat. rübrica < *h1ro/eudhri-h3kw-o- 'red-looking': der vollstufige i-Stamm wird in dem Fall von nullstufigem *h1rudhro- deriviert (vgl. lat. ruber, altgr. epuGpO"). Dass wir keinem *varsni- < *h2uo/ers-ni-begegnen, sollte nicht überraschen: denkbar, ja sogar erwartet wäre eine Durchführung von wurzelhafter Schwundstufe in Anlehnung an *h2urs-en-, vrsan-.
keit versehen', das im aind. vrsni-, m. 'Widder' weiterlebt39. Dies bleibt zwar unbeweisbar, bietet aber eine Alternative zur Lösung W.s.
Nach der Feststellung einer Divergenz zwischen neutralem und geschlechtigem Stamm eines Adjektivs beim Suffixablaut und Akzent in Kap. VI argumentiert W. des weiteren in Kap. VII dahingehend, dass die zwei Stämme auch in bezug auf den Wurzelablaut nicht gleich gewesen sind. S. 155-164 werden toch. B mäka', A mäk 'viel' überzeugend auf ein *mogh2- (über ein *m^kä-) zurückgeführt, das einen Nom.-Akk. Sg. n. in einem akrostatisch flektierten Paradigma von diesem Adjektivstamm darstelle. Nicht in einer einzigen Sprache, sondern in mehreren idg. Sprachen vorhandene Überreste eines ähnlich o-stufigen (und somit zu einem akrostatischen Paradigma gehörigen) neutralen Adjektivstammes findet W. auch für die Wurzel *pleh1-40: dies wären lat. plus < *plois (PLOVS CIL2 581 stellt nach W. eine inverse Schreibung dar), germ. *flaiz- (an. fleire 'mehr'), wenn nicht von *maiz-an- 'grösser' beeinflusst, und ark. ÜAOS 'mehr', das, wie W. mit Recht betont, als ein Archaismus gelten muss: letzteres könnte entweder ein analogisch nach neutralen Komparativformen auf -o? umgestaltetes *plois darstellen oder aber durch Kontraktion aus *pleos < *pleh1ios hervorgegangen sein41. Was altgr. (Adv.) plein 'mehr' betrifft, hält W. die Herleitung aus *pleh1is für fraglich, da genausogut eine Verkürzung aus *pleion-vorliegen kann42. S. 167-168 wird anhand germ. *flaiz- (< *plois-) auch germ. *maiz-an- 'grösser' (goth. maiza, ae. mära) besprochen, das samt seinen Verwandten (kymr. moe, altpr. muisieson und osk. mais) von W.
39 Geht lat. penis auf *pes-ní- 'Rammler, Reiber' $ pó/és-ni- 'Rammelung' zurück?
40 Unerwähnt bleibt Klingenschmitt 1982: 259, wo ein Rekonstrukt *plohris-offenkundig zum ersten Mal in Betracht ^gezogen wurde.
41 Bzw. durch irregulären Lautwandel *-eo- > -iö- i.S.v. Méndez Dosuna 1993.
42 Aus dem Griechischen bleibt noch ein mögliches Indiz für ein *pleh1-is-unerwähnt (die folgende Andeutung stammt von Martin Peters, Unterricht): sollten die (wohl der uräolischen Dialekteinheit entstammenden) homerischen Formen pXée?, pléag (denen sich lesb. plea, pXéa? und kret. pke", pka, pXia(v)? wohl anschliessen) ihre Existenz der Reinterpretation einer neutrischen Form *pleis als geschlechtige Form mit nominativischem -s verdanken (wodurch ein neuer Stamm *plei- entstehen konnte, zu dessen „Nom.Sg." *pleis die Formen *plei-a, -es, usw. hinzugebildetet sein konnten), so wird ein Stück an Evidenz für ein *plehiis gewonnen, das den schwachen Stamm des akrostatisch flektierten Nomens darstellen darf. Wie Peters jedoch trefflich moniert, ist die ungezwungene Lösung die, dass schon im Uräolischen (nach einem frühen Schwund von intervokalischen *-i- und *-h-) als Reflex von *pleiohes ein *pleoes existiert haben und eventuell zu einem plees vereinfacht worden sein könnte.
treffend auf *meh2-is- zurückgeführt wird (wegen des Kymrischen, das ein *moh1-is- ausschliesst, bleibt dies die einzige Möglichkeit43).
Aus diesen Gründen ist W. zu dem Schluss gelangt, dass einem neutralen o/e-akrostatischen Stamm ein geschlechtiger amphi-kinetischer Stamm gegenüberstand (S. 170): *plo/eh1-is- n. ~ *pleh1-ios-, m. *mo/egh2- n. ~ *meg-oh2-, m.
Übertragen wird dieses Ergebnis auch auf die früher erwähnten Fälle (*-nt-, *-n- Stämme), für welche Indizien einer Divergenz zwischen belebter und unbelebter Form beim Wurzelablaut zwar gefehlt haben, für die aber trotzdem Unterschiede beim Suffixablaut und Akzent nachgewiesen worden waren. Dies ist zwar überraschend, trotzdem sehr überzeugend.
Welche Folgerungen für die am Anfang gestellte Frage zieht W. nun am Schluss seines Werkes, nachdem so viele Einzelheiten der Aufbau des idg. Nominalsystems und nominaler Derivation erörtert wurden? In letzten Kapiteln argumentiert W. dahingehend, dass das neutrale Adjektiv und das neutrale Abstraktum formal beide o/e akrostatisch waren (nebst protero- oder amphikinetischem geschlechtigen Adjektiv), und dies die Relation geschlechtiges Konkretum : neutrales akrostatisch flektierte Adjektiv abgelöst hat; dadurch wird die Derivation *pitu-'Korn' % *peitu- 'Korn habend' ermöglicht. Über diese mutige Lösung kann man natürlich verschiedener Meinung sein: indem man die Beurteilung dieser strittigen Frage und W.s glänzender aber nicht unwiderlegbarer Strategie auch späteren Rezensenten überlassen kann (da es sich in obigem Text hoffentlich zeigen lass, dass die Basis für W.s sophistiziertes Szenario, nach dem einige akrostatische u-Stämme entgegen der üblichen Derivationsrichtung von proterokinetischen Adjektiven abgeleitet worden sind, wobei Schwebeablaut sie als Neubildungen erkennen lässt, eigentlich sehr schmal ist), sollte in Folgendem auch noch eine Möglichkeit hingewiesen werden.
Eine sehr interessante, aber von W. wohl verfrüht verworfene Idee (S. 35, Anm. 30) ist die, dass man mit zwei unterschiedlichen u-Suffixen operieren kann (parallel zu dem von Schindler aufgestellten Paar *-o1-und *-o2-, Schindler 1984): somit dürfte man wohl *-u1-, possessivisch und vrddhierend, und -u2-, nicht-possessivisch und ohne vrddhi der Wurzelsilbe des derivationellen Basis ansetzen. Der Rez. glaubt wohl, dass die von W. im Kap. IX diskutierten Beispiele in diesen Rahmen gut passen, etwa *ueidhu- 'Wild, unkultiviertes Land; wild' (air. fiad, m.,
43 Dies ist auch semantisch vernünftig, weil für germ. *maiz-an-, kymr. moe, altpr. muisieson und osk. mais die Wurzel *meh2- 'reif werden, gross werden' (lat. mäturus, altgr. maKPo? < *meh2-k-ro- nach der Wetter-Regel) der Bedeutung nach besser passt als *mehr 'messen'.
mittelkymr. gwyd) als 'Bäume habend, mit Bäumen versehen' von *uidhu- 'Baum' (air. fid, kymr. gwydd). Es trifft zwar vollkommen zu, dass uns Vergleichsmaterial für eine so riskante Rekonstruktion fehlt; es wäre jedoch auf einige interessante Fälle hinzuweisen (s. Rez. 2005c):
- für die Grundsprache ist das Paar *genh2u- 'Kinnlade' (akrostatisch; vgl. toch. A Nom. Du. fem. sanwem, indoiranisches *j(h)anH-u- sowie die Form von germ. *kinnu- < *kenu-) % *genh2u-, *gnh2eus 'zur Kinnlade gehörig, Kinn, Wange, Mund u.s.w.' (arm. cnawt, altgr. yeneion, air. gin, die Bedeutung von germ. *kinnu-) anzusetzen. Wir dürfen jedoch vermuten, dass es im Indogermanischen auch ein Wurzelnomen ähnlicher Bedeutung gegeben hat: aufgrund von lit. zandas 'Wange, Kinnlade', lett. zuods 'Kinn' sowie altgr. ynaOo? und ynaOimo?44 gelangt man zu einer Rekonstruktion *gonh2(dh)-/ *gnh2(dh)-/ * gneh2(dh)-5 (Typ *kuÖ(n) l *kunes 'Hund', *dhuÖ(r) l *dhures 'Tür'; vlt. impliziert die wegen des Akzents von ynaOo? anzusetzende betonte Schwundstufe in *gnh2(dh)- älteren Ablaut *gonh2(dh)-/ *genh2(dh)-). Sieht man von der Dental-Erweiterung momentan ab, darf man zum Vergleich auch das idg. Wort für 'Zahn' heranziehen, das im der Indogermania dem alten Wort *h1d-ont- 'Beisser' zur Seite gestanden ist: aksl. lett. zuobs, toch. A kam, B. keme, aind. jambha-, sowie (semantisch weiter entfernt) altgr. yomfo?, an. kambr, lit. zambas. Diesem *gom-bho- 'Zahn' liegt, einer kühnen Vermutung von Rez. entsprechend, dasselbe *gonh2- (mit grundsprachlicher Laryngaltilgung gemäss dem de Saussure-Hirtschen Gesetz, und anschliessender Assimilation *-nbh- > *-mbh-) zugrunde46. Somit ergibt sich als grundsprachliche Derivationskette: *gonh2-, *genh2- (>> *gnh2-) 'Zahn' > *genh2-ui- 'Gezähn habend' > 'Kinnlade' (als Derivationsbasis wird schwacher Stamm *genh2-verwendet)47.
- wenn RV ap. ley. pädü- X, 27, 24 mit Oldenberg als 'Schuh' zu verstehen ist (was auch mittelindische Evidenz nahelegt, vgl. pä. pädukä-'Schuh'), gewinnt das Ableitungsmodell *po/ed- 'Fuss' > *pöd-u1-
44 yvaGo" setzt ein *gnh2-dho- fort, wohl über ein *ganatho- mit „Reverse-Lindeman"; ynaGpo" geht (woferne nicht an ersteres angeglichen) auf ein *gneh2-dhmo- mit Wetter-Regel zurück.
4 Schwebeablautendes *gneh2(dh)- ist wohl im Lokativ zuhause.
46 Erst nach der Abfassung dieser Zeile hat sich der Rez. mit den Ausführungen in ganz wichtigem Buch Neri 2003 vertraut machen können, wo inter alia eine ähnliche, zwar in Details etwas abweichende Lösung für *gom-bho-vorgeschlagen worden ist, siehe Neri 2003: 240 (dies mit überzeugenden Parallelen für eine Erweiterung *-bh ; ob vielmehr ein altes Kompositum mit *bheh2- als Hinterglied vorliegt sei dahingestellt).
47 Über dieses "genuine problem" ausführlich an einer anderen Stelle.
'Fuss in sich habend' > 'Schuh' an Plausibilität (got. fotus ist wohl nicht direkt gleichsetzbar).
- sollte Alan Nussbaum Recht haben, indem er die Existenz eines *nek-u-, *nk-eu-s 'Tod' (das manchmal wegen air. ec samt Verwandten angesetzt wird) überhaupt leugnet, und kymr. Nom. Pl. angheu, air. Nom. Pl. ecai, Dat. Pl. ecaib 'Tod' direkt mit av. nasäum 'Leiche' gleichsetzt (Nussbaum 2001)48, wird uns ein weiterer Beleg für possessivisches *-Ui- vergönnt: *nek- 'Tod' (lat. nex, altgr. vece?" vecpoi Hsch.) > *nek-u1- 'Tod habend' (altgr. vecu? (u)) % *nek-ou-s, *nk-u-es 'Tod habend' (av. nasäum, air. Nom. Pl. ecai)49.
- sollte altgr. gpau?, hom. yphö? 'altes Weib' mit Martin Peters auf ein *greh2-iu-s, Gen.Sg. *greh2-iu-os zurückgeführt werden (Peters 1980: 252, Anm. 2 1 050; anders Nussbaum 2001: *grh2-s-ou-), ist es durchaus in Erwägung zu ziehen, dass ein Stamm *gerh2-i- '[hohes] Alter' zugrunde liegt (ein Versuch, mögliche Reflexe eines solchen Stammes im Griechischen nachzuweisen, zwar aufgrund ausschliesslich onomastischer Evidenz, wurde in Nikolaev 2003 unternommen51), dadurch gelangt man zu einer Auffassung von *greh2-i-u- 'mit hohem Alter versehen' als einer Sekundärableitung von besagtem i-Stamm vermittels des eben thematisierten Suffixes -u1-: da die Anfügung dieses Suffixes mit Vrddhierung gekoppelt zu werden scheint, wird auch das Auftreten des Wurzelvokals an falscher Stelle verständlich (anzunehmen ist dabei, dass als Derivationsbasis nullstufiges *grh2-i- gedient hat), vgl. *dieu-s > d-e-iu-o-, d. h. so wird auch das von Nussbaum angesprochene Problem der Petersschen Lösung, nämlich unerwarteter Schwebeablaut, erledigt52.
48 Da dieser wichtige Vortrag unveröffentlicht blieb, ist ein Zitat aus der Tischvorlage nicht unangebracht:
„1. ancestor of OIr. teit do ecaib 'dies' meant 'goes to the dead (ones)'; 2. 'dead ones' (*ankoues : Av. nasäuuo) reinterpreted as 'death'; 3. Pre-OIr. alone partly rationalized by back-forming Sg. *enku- (> ec 'death') to Pl. *enkoues".
49 Unklar bleibt jedoch, was für eine Funktion der Derivationskette *nek-u—> *nek-ou- in diesem Fall zuzuschreiben ist. Hier sind wir mit einem ganz schwierigen Problem konfrontiert, nämlich, wie viel an grammatischer Semantik wir einem Suffix und wie viel einem Deklinationstyp zuschreiben wollen?
50 Wo bemerkt, dass Dr. Peters selbst derzeit geneigt ist die Lösung von Nussbaum anzunehmen.
51 Die in dieser Arbeit vertretene Erklärung des Schwebeablauts ist somit zu revidieren.
52 Als Beispiele für *-u2- dürfen folgende Fälle dienen: *dom-/dem-s 'Haus' ~ *dom-u- (lat. domus; daher intern *dm-ou- > 'Sklave' < *'zum Haus gehörig' abgeleitet); liegt dasselbe Suffix in demjenigen -u- vor, vermittels dessen von Verbalwurzeln Substantive abgeleitet werden (ved. jasu- < jas-,
Das Buch zeichnet sich auch durch die Menge der vorgebrachten Einzelanalysen, sowohl philologischen wie auch rein etymologischen, aus: Ich erwähne gerne die Diskussion von jav. karsö.räzqm- Y 62, 5 (S. 67, Anm. 84) einerseits oder die überzeugende etymologische Deutung von toch A. ewär 'wild' < *h2aloiu-ro- (S. 74) und inhaltsreiche Erörterung der Frage nach der Vokalisierung der Laryngale (S. 82) andrerseits. Vorzüglich sind Abschnitte über Finessen der diachronischen Phonologie des Keltischen (z. B. S. 189-190).
Jetzt, nachdem die Schwerpunkte von W.s Theorie besprochen wurden, möchte ich einige Einzelbemerkungen zum Text darbieten (die Stellungnahmen sind teils als ergänzend konzipiert, teils drücken sie meine eigene Meinung zu den jeweiligen Problemen aus).
W.s Deutung des bekanntlich schwierigen 'Schlange'-Wortes (S. 63) ist zwar höchst scharfsinnig, für den Rez. jedoch nicht ganz überzeugend: nach dieser (schon auf W.s Magisterarbeit zurückgehenden) Fassung wird das Wort mit anlautendem *h3 angesetzt, wobei arm. iz 'Viper' als ein Fortsetzer von einer dehnstufigen Wurzelform und altgr. ofi" mithin als schwundstufig in der Wurzel zu verstehen sei. Somit entfällt leider jede Möglichkeit, altgr. exL? zum Vergleich heranzuziehen, was angesichts derselben Bedeutung einerseits und des Vorhandenseins einer phonetisch wie morphologisch plausiblen Lösung andererseits nicht zu empfehlen wäre. Denkbar wäre dagegen ein paradigm-split in einem ursprünglichen Paradigma *h1ogwhi-, *h1egwhi-s, nachdem im Gen.Sg. *h1egw i-s zuerst die Endung verdeutlicht (*h1egwhi-s >> *h1egwhi-os) und dann nach geläufigen Gesetzen der historischen Phonologie des Altgriechischen das lgwhl vor lil entlabialisiert worden ist (Rix 1992: 86); schliesslich wäre in dem in einem @e<j<j0" zu resultierenden *h1eghi-os noch die Suffixgestalt verdeutlicht worden: *ekhi-os > *ekhi-os (dahingehend argumentieren Jasanoff und Nussbaum 1996: 198, von W. natürlich erwähnt). Arm. iz, sicher dehnstufig, muss jedoch nicht in dasselbe Paradigma mit einer diesfalls überaus komplexen Abstufung gehören: da das armenische Wort eine bestimmte Art Schlange bezeichnet, kann in diesem Fall ein Vrddhi-Derivat vorliegen, "-i- being another manifestation of the usual vrddhi vowel -o-" (Olsen 1999: 828, Anm. 21). Palatales *lghl in der Bezeichnung des Igels - wohl eines „Schlangenfressers" - (lith. ezys, aksl. < *h1eghio-,
air. riuth 'Rennen' < reth-, altgr. Tepu" < Te'ipw, siehe Rau 1998: 156)? Man darf auch, nach Analogie zu -Oi/2-, vermuten dass dem -u2- die Bedeutung von Zugehörigkeit eigen gewesen ist; spekulieren dürfte man des weiteren dahingehend, dass in denominalem Gebrauch dieses Suffix amphikinetisch flektierte: dadurch erklären sich Fälle wie *ph2-ter- 'Vater' > *ph2-tr-ou- 'zum Vater gehörig > Onkel'.
altgr. exino? < *hieghi-h3n-o- / *hiegh-ihi -no- mit Hoffmann-Suffix, arm. ozni < *h1ogh-e/in-io-, ahd. igil < *h1eghilo-) dürfte als analogisch zu *gher (lat. er, eris, altgr. xhP' ex"ino?) entstanden interpretiert werden.
S. 79 und noch deutlicher S. 99 schreibt W., dass „...die adjektivischen u-Stämme den Ablaut der Wurzel grundsprachlich schon aufgegeben hatten". Das Urteil ist wohl allzu generalisierend geraten: Reste von hochstufigen adjektivischen u-Stämmen sind fast in jeder Einzelsprache vorhanden (vgl. got. qairrus, heth. tepu-, s. Neumann 2000: 246, Anm. 8; aus dem Griechischem wäre wohl hSu?, eupu?, euOu?, ppau?, amßXu?, *alsxu?, O^Xu?, alpu? zu nennen: zwar sind dies durchwegs schwierige Fälle, die manchmal ganz knifflige Probleme bieten, trotzdem legen sie nahe, dass besagtes Aufgeben des Wurzelablauts keine Regel gewesen ist).
S. 88 wird behauptet, dass „für das Indogermanische die Existenz von i-Adjektiva nicht nachzuweisen ist" (wohl eine des öfteren in der Fachliteratur wiederholte Ansicht). Grundsätzlich stimmt das, doch muss dies nicht so interpretiert werden, dass im Gegensatz zu den u-Stämmen von den akrostatischen i-stämmigen Substantiven vermittels der internen Derivation keine proterokinetisch flektierten Adjektiva abgeleitet werden konnten. Als Beispiel dafür kann die altindische Benennung des Feuergottes, Agni-, dienen: das Wort setzt offenbar *h1egw-ni-, *h1gw-nei-s 'zum Feuer gehörig', eine Ableitung von akrostatischem *h1o/egw-ni- 'Feuer' (aksl. огнь) fort53. Der Rez. selber ist bemüht gewesen, solch eine Gleichung aufzustellen: im Falle vom gr. asi? 'Schlamm' legt das in intervokalischer Stellung erhaltene -s- den Gedanken nahe, dass das Wort auf ein ablautendes Paradigma zurückgeführt werden muss, und zwar am ehesten *h2emsi-, Gen.Sg. *h2msei-s 'schwarz > dreckig'54: das /s/ im Reflex jenes *h2ms-i- wird nach *h2ems-i- analogisch bewahrt (vgl. Opasu? < *dhersu-, *dhrseu- oder Sasu? < *densu-, *dnseu-55), und aind. asita- 'schwarz' setzt eine erweiterte Form des i-stämmigen Adjektivs fort.
S. 98 wird anhand der Diskussion der externen Derivate mit der Struktur R(e)-u-o- (die von substantivischen Stämmen abgeleitet werden und somit die Existenz eines schwachen Stammes R(e)-u- wahrscheinlich
53 Auf dieses Beispiel hat den Rez. Jay Jasanoff aufmerksam gemacht (Frühjahr 2002).
54 Der Zusammenhang von aai", aind. asita-, heth. hanzana- und ahd. ams(a)la-ermöglicht die lautliche Rekonstruktion *h2ems-/ *h2ms- 'schwarz' (das Wort ist somit eins von Beispielen gegen die Wirkung von Rixs Gesetz bei Nasalen; darüber ausführlich Rez. 2005a). Ein Substantiv der Bedeutung 'Schwärze' ist m.E. viel weniger wahrscheinlich, zwar gar nicht ausgeschlossen.
55 Gegen W. (S. 186) erweist lat. densus keinerlei idg. vollstufiges *denso-.
machen, Typ *soru-, heth. säru 'booty' : *ser-u-o-, kymr. herw 'raid') ein Beispiel aus einer Mitschrift Nussbaums zitiert, nämlich, yXuicti-'süss' : yluKKo?" yXuicu? Hsch. Die relevanten Probleme der altgriechischen Lautlehre werden gar nicht angesprochen: es ist ja bislang noch nicht befriedigend geklärt worden, was für ein Ergebnis eine urgriechische Sequenz *-ku- überhaupt gehabt hat; ich verweise auf einen rezenten Aufsatz von Irene Balles (Balles 2002), wo sie für die lautgesetzliche Lautentwicklung zu -(p)p- plädiert (implizit argumentiert dahingehend auch Rix 2003: 371-372; diesen Hinweis verdanke ich Sergio Neri) 56.
Die Fachliteratur is ungefähr bis 2002 rezipiert. Leider nicht mehr herangezogen werden konnte der wichtige Beitrag George-Jean Pinaults (Pinault 2003), der dem Autor offenkundig nicht rechtzeitig zugänglich geworden ist; Pinault hat sich übrigens streng gegen eine rezente Deutung von Martin Peters geäussert: nach letzterem stellt toch. B mot ein wichtiges Indiz eines akrostatischen Stammes *modhu- dar (zu dieser Idee ist W. unabhängig gelangt, S. 101). Es ist zwar klar, dass in Widmers Arbeit keinerlei Vollständigkeit in der Beschreibung möglicher Fälle der internen Derivation angestrebt wurde, dennoch ist nicht ganz klar, warum Rau 1998[2001], eine wichtige case study eines interessanten Beispiels interner Derivation bei u-Stämmen, nicht rezipiert wurde57. Es ist weiters bedauerlich, dass die Doktorarbeit von Xavier Tremblay (Tremblay 1998a), wo die gesamten avestischen u-Stämme Gegenstand einer gründlichen Untersuchung sind, sowie die Magisterarbeit von Sergio Neri (Neri 2003), wo sämtliche u-Stämme des Gotischen behandelt werden, für den Autor augenscheinlich unzugänglich geblieben sind; der Aufsatz Tremblays über interne Derivation (im selben Band wie derjenige von Pinault) ist W. ebenso nicht rechtzeitig zugänglich geworden. Dasselbe betrifft den ungemein wichtigen Aufsatz Friedman 2003.
56 Der Rez. selber ist der Meinung, dass solche Beispiele wie isoliertes Xqkko", das offenbar als eine derartige Ableitung von akrostatischem *loku- (air. loch) aufgefasst werden muss (wohl *lekuos mit einem Schwa secundum), die Entwicklung zu -kk- höchst wahrscheinlich machen; die Ableitung könnte sich jedoch jederzeit der Form nach ans Grundwort angeglichen haben, deswegen ist auch der Fall von peXeKKon Il. 13. 612, peXeKK^se Od. 5. 244 gegenüber peXeKU" 'Axt' nicht ganz überzeugend (das Wort ist zwar ein vorderasiatisches Lehnwort, aber sicherlich indogermanischen Alters, vgl. aind. parasü-).
57 W. begrenzt seine Untersuchung auf adjektivische u-Stämme; die Stämme, die zwar durch interne Derivation zustande gekommen sind, sich jedoch ausschliesslich substantive Bedeutung angeeignet haben, bleiben ausser Betracht.
Es erübrigt sich zu sagen, dass alle relevante Aufsätze von Jochem Schindler und Alan Nussbaum, den für die Entwicklung der Theorie von der internen Derivation wichtigsten Forschern, gebührende Erwähnung finden58; auf das Verhältnis dieses Buches zum Werk von Alan Nussbaum ist besonders im Vorwort hingewiesen: Der Autor hebt hervor, dass ihm eine Mitschrift Nussbaumscher Vorlesungen erst im Frühjahr 2003 bekannt geworden ist (auf diese Mitschrift ist im Text mehrmals verwiesen). Nussbaum hat auch per litteras dem Autor manche Anregung gegeben (am deutlichsten erhellt dies aus dem Abschnitt über *h1e/osu-). Dadurch hat die Arbeit natürlich nur an Qualität gewinnen können.
Der Satz ist sehr sauber; ich vermag nur folgende Ungeschicklichkeit anzumerken: S. 65 wird peos- für peo? oder pee- geschrieben59. Was die Schreibung der griechischen Wörter sonst anbelangt, fand ich die Verwendung von oberem Strich statt Bindestrich unglücklich. S. 65 wird für aind. (rdhäd)rayas, das W. als Nom. Pl. gelten lässt, eine Vorform *-rh1-ei-ns mit der Endung von Akk. Pl. rekonstruiert (eine Erläuterung wäre wohl auf jeden Fall wünschenswert gewesen, da Grassmann die Form vielmehr als Gen. bestimmt60). Manches ist in den Literaturverweisen schief geraten: S. 158, Anm. 241 wird auf „van Windkens" verwiesen (statt van Windekens), S. 164 auf „Meiser 1989" (statt Meiser 1998) und S. 186 auf „Darms 1987" (statt Darms 1978); Hintze 1994
58 Bei der Diskussion von altgr. polu" vermisst man jedoch den Hinweis auf Nussbaum 1997.
59 Die Rekonstruktion *h2pesos- wird ohne jeglichen Verweis aufs Problem des anlautenden Laryngals gegeben: im Lichte sowohl der hethitischen (OS: Nom. Pl. pi-se-ni-es, KUB XLIII 30, Rs. III, 11; KBo XVII 1 + KBo XXV 3, Rs. IV, 6 haben p]i-is-na-a-as) wie auch der griechischen Evidenz liegt die Annahme eines anlautenden Laryngals keineswegs nahe; Pinault 2004: 454 rekonstruiert zwar ein Wurzelnomen *pes- 'Reiben', dem man eine o/e-Wurzelapophonie zuschreiben und für das man daher auf einen frühen Laryngalschwund nach dem de Saussureschen Gesetz und folgende Durchführung eines laryngallosen Stammes schliessen darf (ein ähnlicher Fall liegt wohl nach opinio communis in der voreinzelsprachlich nach *dom(h2)- 'Gebäude' „anitisierten" Wurzel *dem-'bauen' vor, siehe jedoch Rez. 2005b), doch ist all dies noch kein Grund, um eine Änderung an der Rekonstruktion dieser Wurzel, die auch keinen Gewinn zu bringen scheint, vorzunehmen. Da W. selber andrerorts (apud Rieken 2004: 292) mit *pesos- operiert, muss *h2pesos- ein Versehen sein.
60 Vlt. mit gutem Recht, da es an der genannten Stelle (VIII, 46, 23ab dasa syäva rdhadrayo vitaväräsa äsavah) es sowohl um „zehn schnelle geraden Schweif habende Rosse eines Reichtum mehrenden" wie auch um „zehn schnelle geraden Schweif habende Reichtum mehrende Rosse" (i. S. v. Ludwig) gehen kann. Geldner knüpft das Hinterglied an die Wurzel n- / ray- an, indem er nominativisch übersetzt „den Lauf gewinnende Renner".
erscheint überhaupt nicht in der Bibliographie; S. 214 steht in dem Literaturverzeichnis „The Phonlogical Development..." und S. 229 sowohl „Die primärem" wie auch „Rekonstruktionder"; bei Lubotsky 1981 fehlen die Seitenangaben (133-138).
Zusammenfassend darf folgendes gesagt werden: es liegt uns eine ungemein wichtige Studie vor, in der (manchmal zum ersten Mal) die aktuellsten Probleme der modernen Indogermanistik erörtert werden. Praktisch wird eine dringend notwendige Einführung in die Theorie der internen Derivation dargeboten; es werden wichtige Fragen gestellt, und es werden sehr interessante Antworten gegeben, wenn auch manches für die zukünftige Forschung zu erledigen bleibt. Am Anfang der Besprechung ist schon die Tatsache zur Sprache gekommen, dass das Buch eigentlich nur zwei Wörtern gewidmet ist: In dieser Hinsicht ist ein Vergleich mit Alan Nussbaums „Head and Horn" alles andere als unwürdig. Das Buch ist sehr luzid und klar geschrieben; alle Behauptungen folgen ganz logisch aus einander. Selbst wenn man dem Autor in einigen Punkten seiner Ausführungen nicht immer gerne zustimmen will, oder auch wenn einem in bezug auf W.s Hauptidee noch manches Bedenken kommt, steht es ausser Zweifel, dass ab nun jeder mit der Nominalmorphologie des Urindogermanischen Beschäftigte dieses Buch auf seinem Tisch nicht weg lassen darf.
Abgekürzt zitierte Arbeiten:
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Николаев 2005a - Николаев А. С. К действию закона Рикса в древнегреческом языке // Hrda manasä: Сборник статей к 70-летию проф. Леонарда Георгиевича Герценберга / Ред. Н. Н. Казанский, Е. Р. Крючкова, А. С. Николаев, А. В. Шацков. СПб.: Наука, 2005. С. 38-72. Николаев 2005b - Николаев А. С. Тох. А samantär и индоевропейский претерит с продленной ступенью аблаута в корне // Вопросы языкознания. 2005. Т. 5. С. 68-83. Николаев 2005с - Николаев А. С. Соотношение грамматической и лексической семантики в индоевропейском праязыке: вопросы внутренней деривации // Индоевропейское языкознание и классическая филология - IX. Материалы чтений, посвященных памяти профессора И. М. Тронского. 20-22 июня 2005 г./ Отв. ред. Н. Н. Казанский. СПб.: Наука, 2005. С. 158-169.
Николаев 2006 - Николаев А. С. О суффиксе индоевропейских и тохарских причастий (к проблеме звукового развития и.-е. *ё > пратох.
*'ж) // Acta Lingüistica Petropolitana. Т. 2. Ч. 1. СПб.: Наука, 2006. C. 46-78.
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