Научная статья на тему 'Functions of city like a picture in german sonnet'

Functions of city like a picture in german sonnet Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
НЕМЕЦКИЙ БАРОЧНЫЙ СОНЕТ / РОМАНТИЧЕСКИЙ ОБРАЗ ХУДОЖНИКА / СОНЕТ ОБ ИТАЛИИ / ЭКСПРЕССИОНИСТСКИЙ СОНЕТ В МЕГАПОЛИСЕ / ТОПОСЫ / САКСОНСКАЯ ШКОЛА / СОНЕТНЫЕ ЦЕНТРЫ / GERMAN BAROQUE SONNET / ROMANTIC ARTIST / SONNET ABOUT ITALY / EXPRESSIONISTIC SONNET IN MEGAPOLIS / TOPOI / POETIC SCHOOL OF SACHSEN / SONNETS CENTRES

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Андреюшкина Татьяна Николаевна

В статье речь идет о социально-политической, религиозно-объединяющей, художественной, метапоэтической, коммуникативной функциях образа города в немецкоязычном сонете.

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The article is devoted to analyse some functions of city like a picture in german sonnet: social-political, religiously united, artistic, metapoetical, communicative.

Текст научной работы на тему «Functions of city like a picture in german sonnet»

ФУНКЦИИ ОБРАЗА ГОРОДА В НЕМЕЦКОЯЗЫЧНОМ СОНЕТЕ Andreyushkina T.N.

FUNCTIONS OF CITY LIKE A PICTURE IN GERMAN SONNET

Ключевые слова: немецкий барочный сонет, романтический образ художника, сонет об Италии, экспрессионистский сонет в мегаполисе, топосы, саксонская школа, сонетные центры.

Key words: german baroque sonnet, romantic artist, sonnet about Italy, expressionistic sonnet in megapolis, topoi, poetic school of Sachsen, sonnet’s centres

Аннотация

В статье речь идет о социально-политической, религиозно-объединяющей, художественной, метапоэтической, коммуникативной функциях образа города в немецкоязычном сонете.

Abstract

The article is devoted to analyse some functions of city like a picture in german sonnet: social-political, religiously united, artistic, metapoetical, communicative.

Funktionen des Stadtbildes im deutschsprachigen Sonett

Stadt als Impuls und Objekt der Darstellung hat im Beschreibungssonett als einem lyrischen Subgenre immer eine sehr groBe Rolle gespielt, sei es ein barockes (G.R.Weckherlin,

P. Fleming, A. Gryphius u.a.m. ), romantisches (A.W. Schlegel, L. Tieck, C. Brentano), postromantisches (F. Ruckert, A. Platen, E. Morike), expressionistisches (G. Trakl, P. Boldt, A. Wolfenstein, F. Werfel, P. Zech, P. Leonhardt) oder postmodernistisches Sonett (G. Ruhm,

O. Pastior, F.J. Czernin). Historisch gesehen ist das Sonett ein Produkt der fruhstadtischen Kultur und hat seinen Aufschwung in der italienischen Renaissance erlebt (Petrarca, Dante, Michelangelo).

Im deutschen Barock galt Rom/StraBburg als „Gottesstadt“, es erscheinen auch zu dieser Zeit Sonette, in denen Venedig als Stadt der Kunst betrachtet wird und mit denen eine reiche Tradition der „italienischen“ Sonette in Deutschland beginnt, die in der Romantik ihre Blutezeit erlebt und bis heute im Sonett reflektiert wird. Andreas Gryphius war nicht nur von groBen Kunstlern Italiens begeistert, sondern auch von der groBen Geisteskultur des Weltkapitals Rom und Vatikans als religiosen Zentrums Europas. Solch ein Stadtbild sollte zur Vereinigung des deutschen Volkes im DreiBigjahrigen Kriege beitragen um sich geistige Schatze zuruckzugewinnen. Die sprachlichen Gesellschaften jener Zeit versuchten diese Funktion durch die sprachlichen Aktivitaten zu erzielen.

Georg Rudolf Weckherlin vergleicht die Geliebte mit der schonen Stadt Venedig und zieht ihr die Schonheit seiner Geliebten vor, weil sie komplimentar durch die Tugend gepragt und hoher geschatzt wird als der materielle Schatz der Stadt und der ganze Reichtum des Fursten. Weckherlin greift Petrarcas Vorstellung von der Frau als einer Burg auf, die zu erobern ist. Das sieht man an dem kriegerischen Wortschatz, das gebraucht wird (Zeughaus, Arsenal, todten). Das Motiv wird verschiedenartig von den weiteren Sonettisten entwickelt. Z.B. im Sonett „An sein Vaterland, als er sich bei Candien befand“ von J.G. Schoch begegnen wir der manieristischen Deutung des Motivs, als der lyrische Held wegen seiner Geliebten bereit ist vom Schlachtfeld zu fliehen und die Heimatstadt MeiBen mit all ihren Gutern zu verlassen, um eine andere Festung zu bekriegen, seine schone Candia.

Romantiker und Postromantiker pflegen die Tradition, italienische Stadte, unter ihnen vor allem Venedig, als Stadte der Kunste zu betrachten. Es stimmt mit ihrer Vorstellung von der Kunst als einer idealen Welt und dem Pendant der Wirklichkeit. GroBe Kunstler und ihre Werke werden zum Inbegriff der Stadt. A.W. Schlegel hat „Neun geistige Gemalde“ in der Sonettform geschrieben, wo er uber Kleopatra von Guido Reni, Leda von Michelangelo; Io von Corregio u.a. reflektiert. In den Spuren von

A.W. Schlegel schwarmt auch August von Platen in seinen venezianischen Sonetten fur Tizian, Giorgione, Veronese, Bellini u.a. Er wendet sich auch denselben Gestalten und Sujets wie Schlegel zu: Johannes dem Taufer in der Wuste, der heiligen Familie, Isaak und seiner Opferbringung, der Gottesmutter und ihrer Himmelsfahrt, St. Sebastian und seinen Leiden. Der letzte galt fur die Romantiker als Inkarnation des leidenden Kunstlers. Im Vergleich zu Schlegels Sonetten ist Platens Italien mit Schleier von Melancholie und Trauer uberzogen, im Vergleich zu Schlegel sind seine Sonette eher musikalisch als malerisch. Platens Sonett gibt den Barcarolla-Rhythmus wider und greift die Barockmetaphern auf: Land, Meer und Boot. Aber im Unterschied zum Barockemblem mit den genannten Topoi, das oft bei Gryphius vorkommen und Einsamkeit und Hilflosigkeit des Menschen verkorpern, spielen sie in Platens Sonett eine andere Rolle. Das lyrische Ich wird nicht inmitten des Lebensmeers, sondern abseits plaziert. Die Perspektive andert sich und das lyrische Ich betrachtet das Meer als AuBenseiter, von der Brucke aus.

Aus den realistischen Stadtbildern Ende des 19. Jahrhunderts. seien 2 Sonette als Vorbilder zu erwahnen, eines von Gottfried Keller heiBt „In der Stadt“ und zeigt das Treffen dreier Zuge: des Brautzugs, des Leichenzugs und einer Wachtparade. Es wird ein groteskes Bild eines stadtischen Lebensstroms dargestellt. Ein anderes Sonett stammt aus den italienischen Sonetten von Paul Heyse und heiBt „Auf Capri“. Aus dem Dialog des lyrischen Ich erfahren wir eine tragische Lebensgeschichte eines italienischen Madchens, das einen englischen Lord heiratet und in der Fremde (vor Frost uns Heimweh) stirbt. Ein novellistisches Sujet stellt romantische Antinomien von Norden und Suden, England und Italien gegenuber und sieht darin zusetzlich auch soziale Pole von Reichtum und Armut, menschlicher Kalte in der Ferne und Warme in der Heimat und antizipiert damit die Problematik der weiteren Phase. Solcherweise ahneln sich die Stadt-Sonette des poetischen Realismus nach der Struktur einer Novelle, dem Lieblingsgenre dieser Zeit, so dass die Sonettzyklen die Erscheinung des Romans vorbereiten.

Als Epigraph zum stadtischen Sonett der Expressionisten konnte das Bild von Ludwig Meidner „Die Stadt und ich“ (aus dem Jahre 1913) dienen, wo ein kleiner Mann und die Stadt als industrieller Moloch in Ihrer Anonymitat und Antinomitat einander gegenubergestellt werden. Expressionisten schildern die Stadt entweder als Megapolis, wo sich ein einzelner Mensch an Vereinsamung und Entfremdung leidet oder als Ort, der sich fur die Bildung der Arbeitergruppen und fur die Durchfuhrung ihrer revolutionaren Aktivitaten eignet. Als Beispiel der letzten konnen die Sonette von R. Leonhardt, P. Zech, J. Winkler gelten.

Als Beispiel der ersten dienen mehrere Sonette von Expressionisten, die die Stadt als eine Fabrik darstellen wie bei Paul Zech oder als Monstre und Morderin bei G. Kaltnecker, als Hure bei Paul Boldt, als Gefangnis bei Georg Heim. Das sind die beeindruckendsten Attributte und Allegorien der Stadt. Oft werden Metonymien, z.B. pars pro toto gebraucht. Ein Hochhaus, eine industrielle Landschaft, eine Brucke oder sogar eine Abenddammerung und die untergehende Sonne als Zeichen der kommenden Katastrophe stehen fur die Stadt im Ganzen.

Die Stadt und ihre Bestandteile werden personifiziert, der Mensch aber verdinglicht, wie im Sonett von A. Wolfenstein „Stadter“ (1914). Einsamkeit ist das Leitthema des Sonetts, das mit Dichte und Gedrangtheit in der GroBstadt kontrastiert. Menschliche Eigenschaften werden auf die Gegenstande ubertragen: Drangendfassen Hauser sich dicht an, Strafien sehn wie Gewurgte, Wande sind so dunn wie Haut, die Menschen im Gegenteil gleichen den gleichgultigen Gegenstanden (die 2 Fassaden Leute). Das unsehbare und unhorbare Ich wird in seiner abgeschlossenen Hohle isoliert und vergegenstandlicht, verliert den Kontakt zu den Menschen und buBt soziale Funktionen ein, sein menschliches Wesen und seine Mitleidsgabe. Und das Ausfallen aus der entfremdeten Wirklichkeit pragt nicht den Einzelnen, sondern Jeden: Und wie stumm in abgeschlofiner Hohle / Unberuhrt und ungeschaut / Steht doch jeder fern und fuhlt: alleine1.

Als klassisches Vorbild des expressionistischen Sonetts kann das Sonett von Georg Heim „Die Stadt“ dienen, wo die Stadt als Abgrund dargestellt wird. Sie wird in der Nacht geschildert. Lautliches Bild entsteht aus den Tonen der unruhigen aber eintonigen Bewegungen von Menschen und Maschinen, die sogar nachts nicht zur Ruhe kommen. Das Stadtbild ist dunkel und stumm,

1Menschheitsdammerung. Ein Dokument des Expressionismus / Neu hrsg. von K. Pinthus. - Berlin, 1995. - S. 45-46.

wenn man die dominierenden Tone und Farben nennt, was durch die bleichen tautologischen Reime verstarkt wird: abba caac ddd eee. Monotone Reimkreisung, ihre Statik hebt die Weltrutine und die versteinerte Zeit hervor, die durch syntaktische und lexische Wiederholungen zum Ausdruck kommen. Die Personifizierungen poetisieren die Welt nicht, im Gegenteil, sie drucken die Bedrohung der menschlichen Existenz aus. Alliterationen und assonante Wiederholungen von O (tot, droht) suggerieren die Drohung. Das seltene Rot wirkt ambig und weist gleichzeitig auf das Leben und den Tod hin. Die Stadt erscheint hier als ein antropomorphes Wesen, das das Korperliche besitzt, die Menschen im Gegenteil sind nichts wert und eignen sich nur dazu, sein Ernahrungsmittel zu sein. Das monotone Leben scheint ein endloser Prozess der Verdauung dieses Monstres zu sein: „unzйhligMenschen schwemmen aus und ein“. Das Rote, dem Fegefeuer gleich, kommt aus seinem Inneren. Des Mondes Untergang symbolisiert den nahen Untergang der Stadt und der Welt: „sehr weit ist diese Nacht“. Auf solche Weise erscheint das Stadtbild im expressionistischen Sonett einerseits als Abbild des antimenschlichen Staates und seiner Gewalt, die jedes Individuum unterdruckt, andererseits als Botschaft uber eine kommende Weltkatastrophe.

Mitte des 20. Jahrhunderts entstehen in der Exildichtung mehrere Sonette und Sonettzyklen, die verschiedene Heimat- oder Exilorte darstellen (P. Celan, R. Auslander, J. Toor, I. Bachmann). Was es ja nicht alles gibt. H.-J. Schlutter nennt eine Serie von Sonettzyklen mit allermoglichen Titeln. In den Sonetten verkorpert sich die Sehnsucht nach der Heimat, der Wunsch heimzukehren und ein friedliches Leben zu fuhren. Aber manche Stadte sind zerstort und fur die Ruckkehrenden leer, weil die Eltern und Verwandte schon tot sind - im Exil gestorben oder in den KZs umgekommen.

Diesen Fall stellt Hilde Domin in ihrem Sonett „Koln“ dar. Es fallt gleich die Form des Sonetts auf. Es zeigt Verluste schon an seinem Umfang, am Fehlen des Reims, an der umrahmenden Ordnung der Strophen: 4334. Der Titel und die erste Zeile widersprechen einander, aber schworen andere Assoziationen herauf: legendare Stadte, die unter dem Wasser liegen, Koln gilt hier als ein verklartes Bild der Kindheit, wo die Autorin in den Kinderjahren gelebt hatte. Diesen Gedanken konkretisiert sie in der Anfangsstrophe. Weiter stellt sie sich und andere, heutige Einwohner der Stadt gegenuber - sie gehen, weil sie in der realen Nachkriegsstadt wohnen, sie aber schwimmt - in der Traumstadt ihrer Kindheit. Das Motiv der Turen, dass mit der Ruckkehr verbunden wird, z.B. bei W. Borchert als „drauBen vor dem Tor“ formuliert, wird hier aufgegriffen. Das Ich tritt nicht ein, weil es von niemandem empfangen wird, sondern schwimmt durch sie, wie durch die Lucken eines versunkenen Schiffes, eines Wracks. Das Ich identifiziert sich mit den Toten, darum gilt hier das Turglas als Markierung einer Grenze, ein Zeichen von jenseits. Das Ich taucht in das Meer von Erinnerungen. Das Taucher- und Toten-Motiv wirkt balladesk, aber diese Ballade ist von neuer Art, weil nichts erzahlt wird. Als eigentliche Geschichte gilt hier der Krieg, der im Hintergrund schimmert. Im Sonett wird das Problem der Identitat thematisiert. „Koln ist die Stadt meiner Kindheit, schrieb Hilde Domin in einem ihrer Essays, und in Koln kann ich noch heute meine Eltern treffen, in Koln spricht man kolsch. Koln ist nicht ganz real und verliert nie einen Traumcharakter“. Vielleicht darum lieB sich die Dichterin nach dem Krieg nicht in Koln, sondern in Heidelberg nieder.

Traumatische Bilder als Folge der Ereignisse, die mit dem Krieg verbunden sind, stellen in ihren Stadt-Sonetten Ernst Jandl, Gunther Kunert u. a. dar. Jandl dokumentiert in „Wien: Heldenplatz“ den Anschluss von Osterreich an Deutschland 1938. „Schatten“ von Gunther Kunert mahnt an die Atombombardierung von Hiroschima. Auf solche Weise erfullt das Stadtsonett in der Nachkriegslyrik einerseits eine therapeutische Funktion, andererseits zeigt es durch die Mannigfaltigkeit der Stadtbilder die Erweiterung des geographischen und sozial-politischen Horizonts der Exilerfahrung.

Politisch-wirtschaftliche Probleme im Paradigma der stadtischen Sonette werden zum Gegenstand der Behandlung im Zyklus aus funf Sonetten von Klaus Stiller „Sonette uber die Mietsprobleme“ (1972), einer Art von Dokumentarsonetten, als Gattung seit Gerhard Ruhm bekannt. Nur auf den ersten Blick scheint das Sonett allen Forderungen des Sonetts zu entsprechen.

Ein tieferer Blick entlarvt den Scheincharakter des Sonetts. Es ist ungereimt, umgangs- und kanzleisprachlich gefarbt. Metrische Eintonigkeit, syntaktische und lexikalische Wiederholungen, die einen Quasidialog widergeben, parodieren das Sonett als Genre. Das Sonett pragt ein typisch ablehnendes Verhalten zur Gattung in der BRD und Osterreich in den 60-70er Jahren, die als uberholt und nicht mehr aktuell galt. In den 80er Jahren, als das Sonett in der BRD wieder reanimiert wird, wird es als Spiel- und experimentales Mittel gebraucht.

Heutzutage gewinnt das Sonett mehr an Interesse. Beispielhaft fur den Ausdruck des Kommunikationsverlustes in der heutigen globalisierten Gesellschaft und Kultur sind die Sonette von H. Krieger aus dem Buch „Frei wie Zaune. Eine Saison in Virginia. Gedichte“ (2005), in denen D-englisch als babylonische Sprache vorkommt.

Wahrend R. Gernhardt Paris als Zentrum des internationalen Tourismus zeigt, mit Interjektionen sein Sonett manieristisch ziert und die Ausrufe aus jedem fremden Mund transkribiert und mit dem Sonett und dem Leser immer wieder spielt, registriert Uwe Kolbe eine neue Tendenz, die die neue Pop-Literatur in mehrfachen Variationen nachvollzieht (wie Ch. Kracht u.a.m.) - ein „Stadtesammeln“, das die Literaturhelden vornehmen, durch die StraBen der Weltstadte bummelnd und als Nichtstuer und neue Nomade durch die Welt ziehend.

In der DDR war das Sonett nie in Frage gestellt. Im Gegenteil, eben in den 60er Jahren erlebt das Sonett im Werk der Autoren der so genannten sachsischen Schule einen neuen Aufschwung. Das war die Generation, die zwischen 1933 und 1940 geboren wurde. Anthologien und literarische Auseinandersetzungen machten neue Autoren bekannt. Sie verstanden sich als eine Gruppe, wovon verschiedene Namen zeugen: der Titel „sachsische Schule von Dichtern“ und „Plejade“ stammt von A. Endler, „unsere Truppe“ - von Sarah Kirsch; die „Generation von Volker Braun“ - von H. Hartung. Gemeinsame Traditionen und Freundschaften, poetische Korrespondenz und lebhafte Kommunikation waren fur folgende sachsische Dichter pragend: K. Mickel, V. Braun, H. Czechowski, B.K. Tragelen, P. Leising, R. Kirsch, R. Kunze. B. Jentzsch, B. Kirsten. Dieser Gruppe schlossen sich auch W. Biermann und K. Bartsch an. Fur Mitglieder dieses neuen „Gottinger Hains“ hielten sich auch S. Kirsch und A. Endler. Nie fruher hat man so viel einander zitiert, portratiert, an einander geschrieben und miteinander disputiert, schreibt A. Bohn2. Und man hat viele Sonette geschrieben, man kann sogar behaupten, dass das Sonett die pragendste Gattung der Schule war. Das zeugt von der kommunikativen Funktion des Sonetts.

Wegweisend fur das heutige Gedicht ist das Sonett „Hinter Illmenau“ von Sascha Anderson kurz vor der Wende geschrieben, das mehrere akute Probleme thematisiert. Ein hermetisches 11-zeiliges Gedicht in den Spuren des aufklarerischen Dichters Baggesen geschrieben, der seinerzeit das romantische und goethe'sche Sonettmodell parodiert hat, erweist sich Andersons Werk als ein shakespearesches Sonett, das politische als auch poetologische Probleme der Krisenzeit in der damaligen DDR registriert.

In diesem Zusammenhang kann man uber die Sonettzentren der Gegenwart sprechen. Einerseits ist es Leipzig als Stadt des Literarischen Instituts, wo mehrere Sonettisten der damaligen DDR ausgebildet worden waren (sowie K. Mickel, V. Braun, R. Kirsch u.a., als auch die Vertreter der jungeren Generation: Thomas Rosenlocher, Barbara Kohler, Kerstin Hensel, fur die das Sonett unter den anderen Genres am wichtigsten ist). Andererseits gilt es Hamburg als Sonettzentrum um Meiendorfer Druck mit Robert Wohlleben als Verleger und Klaus M. Rarisch als Sonettmeister, um die sich andere Sonettisten aus Berlin, Koln und anderen deutschen Stadten gruppieren: Ernst-Jurgen Dreyer, HELL3, Birgit Lange4, Mattias Koppel u.a. Sonette und Sonettzyklen dieses Sonettistenkreises zeichnen sich durch den kritischen sozial-politischen Charakter aus. Als Beispiel kann man italienische Sonette von Koppel und Rarisch nennen, die traditionswidrig nicht das Kunstleben in Italien verherrlichen, sondern das politische drin ablehnen.

Die Rolle zweier Autoren fur mich und meine Auseinandersetzung mit dem

2Bohn A. Das zeitgenossische deutschsprachige Sonett: Vielfalt und Aktualitat einer literarischen Form. - Stuttgart, 1999. - S. 56.

3Laschet Toussant H. Sonettenlage zum Knarz der Nation. Sonettenkranz II file:IIA:\fulga.files\knarz.htm

4Lange B. Weinmond. Sonettenring file:IIA:\fulga.files\weinmond.htm

deutschsprachigen Sonett mochte ich besonders unterstreichen: die des Sonettisten, Ubersetzers, Schriftstellers und Musikforschers Ernst-Jurgen Dreyer, mit dem wir 2 Zyklen der russischen Sonette zum Druck vorbereitet haben, und die von Klaus M. Rarisch, dem bedeutendsten Sonettisten des Kreises. Er hat zwei Bucher von Sonetten5 und zwei Bucher von Tenzonen6 in Sonettform herausgegeben. Tenzone ist eine alte italienische Form des Dialogs, die dieser Meister zum Leben hervorruft. Sein Freund Koppel und er haben noch ein Tenzonenbuch „Der Muezzin frohlockt“ geschrieben, aber wegen der scharfen politischen Kritik kann es nicht publiziert werden. Beide Kunstler pragen das rege kulturelle Leben Berlins7.

Als Forschungszentrum des europaischen Sonetts kann auch der Lehrstuhl fur Komparatistik unter Leitung von Fr. Prof. Erika Greber bezeichnet werden, wo regelmaBig Seminare in der Theorie und Praktik des modernen Sonetts abgehalten werden und im November 2009 ein Sonettsymposium „Sonett- Kunste: Mediale Transformationen eines klassischen Genres“ stattgefunden hat. 2011 wird ein Sammelband mit den Materialien des Symposiums herausgegeben, an dem die Sonettforscher aus Deutschland, Osterreich, Slowenien. Argentinien, Russland und den USA teilgenommen haben. So mochte ich die Funktion der Sonettzentren als Aufbewahrungsorte der Sonetttraditionen hervorheben.

Schlussfolgernd kann man feststellen, dass am Beispiel des deutschsprachigen Sonetts verschiedene Funktionen des Stadtbildes in der mehr als 450-jahrigen Geschichte dieses lyrischen Genres nachzuvollziehen sind. Von der Gottes- und Kunststadt im Barock und in der Romantik durch die Stadt als Megapolis im Expressionismus und den Heimat- oder Exilort in der Nachkriegslyrik bis zur Stadt als Sonettzentrum in Leipzig und Hamburg - das ist ein bemerkenswerter Entwicklungsweg des deutschsprachigen Sonetts in seiner langfristigen Gattungsgeschichte.

Библиографический список

1. Bohn A. Das zeitgenossische deutschsprachige Sonett: Vielfalt und Aktualitat einer literarischen Form. - Stuttgart, 1999.

2.Klunner L.; Rarisch K.M. Hieb- und stichfest. Streitsonette. - Hamburg, 1996.

3.Koppel M., Rarisch K.M. Um die Wurst. Sonette zur Lage. - Hamburg, 2006.

4. Lange B. Weinmond. Sonettenring file:IIA:\fulga.files\weinmond.htm

5.Laschet Toussant H. Sonettenlage zum Knarz der Nation. Sonettenkranz II file:IIA:\fulga.files\knarz.htm

6.Menschheitsdammerung. Ein Dokument des Expressionismus I Neu hrsg. von K. Pinthus. -Berlin, 1995.

7.Rarisch K.M. Die Geigerzahler horen auf zu ticken. Neunundneunzig Sonette mit einem Selbstkommentar. - Hamburg, 1990.

S.Rarisch K.M. Memento mori. 99 Sonette zwischen Tod und Leben. - Hamburg, 2008.

5Rarisch K.M. Die Geigerzahler horen auf zu ticken. Neunundneunzig Sonette mit einem Selbstkommentar. - Hamburg, 1990; Memento mori. 99 Sonette zwischen Tod und Leben. - Hamburg, 200S.

6 Klunner L.; Rarisch K.M. Hieb- und stichfest. Streitsonette. - Hamburg, 1996; Koppel M., Rarisch K.M. Um die Wurst. Sonette zur Lage. - Hamburg, 2006.

7www.fulgura.de.

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