исследования
духовная жизнь и общество кануна и в век реформации
F. Reichert
DER SINAI ALS PILGERziEL
Der Sinai (Abb. 1) ist eine Sand- und Steinwüste zwischen Afrika und Asien und stellt die einzige Landbrücke zwischen den beiden Kontinenten dar. Er schiebt sich wie ein Keil in den nördlichen Teil des Roten Meers und wird im Westen durch den Golf von Suez, im Osten durch den Golf von Akaba begrenzt. Von Norden nach Süden misst die Halbinsel ca. 400, von Osten nach Westen durchschnittlich 250 km. Daraus ergibt sich eine Fläche von ca. 61.000 km2. Sie ist allerdings nur dünn besiedelt und wird wegen der schlechten, steinigen Böden und des extrem trockenen Klimas kaum landwirtschaftlich genutzt. Die Bevölkerung von 1.3 Millionen Einwohnern konzentriert sich daher auf wenige größere Städte, die auch nur an den Küsten zu finden sind. Das raue und unwirtliche Hinterland dagegen wird nach wie vor von nomadisch lebenden Beduinen mit ihren Herden durchzogen. Zeitweilig galt der Sinai als Krisengebiet zwischen Israel und Ägypten und wurde von beiden Staaten beansprucht. Heute sind die territorialen Verhältnisse geklärt, aber am Schnittpunkt zweier Kontinente und im Zentrum des Nahostkonflikts wird der Sinai seine geopolitische Bedeutung behalten. Konflikte flackern immer wieder einmal auf. Mittlerweile haben die inneren Probleme Ägyptens auch den Sinai erreicht, fundamentalistische Gruppen haben sich dort eingenistet. Doch bis vor Kurzem war das Innere der Halbinsel nur mit geringer
Mühe erreichbar, durchaus auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dort,
© F. Reichert, 2017
inmitten des Gebirgsstocks, der dem Sinai seinen Namen gab, erheben sich die beiden höchsten Berge der Halbinsel, um die es im Folgenden geht: der Mosesberg (Djebel Musa), der sich 2285 m über den Meeresspiegel erhebt, aber vom Katharinenberg (Djebel Katrina) noch um einige hundert Meter überragt wird.
Beide Berge hatten erhebliche Bedeutung für die Geschichte des Christentums und wurden dadurch zu einem attraktiven Ziel für zahlreiche Pilger. Griechische, russische und lateinische Pilger waren gleichermaßen an den Gedenkstätten interessiert. Jedem Gläubigen stand vor Augen, was im Alten Testament, im 2. Buch Mose (Exodus), erzählt wird: die Flucht des Volkes Israel aus Ägypten, seine wunderbare Errettung beim Durchzug durch das Rote Meer, die vierzigjährige ziellose Wanderung durch die Wüste, die Ernährung der Israeliten durch Manna, das Gott vom Himmel geschickt hatte, ihre Erquickung durch Wasser von einer Quelle, die Moses aus einem Felsen schlug, ihre Errettung von der Schlangenplage durch den Anblick der ehernen Schlage, aber auch ihr Abfall von Gott, als sie sich mit dem Goldenen Kalb einen Götzen schufen und diesen verehrten. Dies alles trug sich in der Bergwüste des Sinai zu, und auf dem Mosesberg schließlich hatte Moses von Gott selbst die Tafeln mit den Zehn Geboten erhalten, unweit der Stelle, wo sich ihm einstmals der Herr in Gestalt eines brennenden Dornbuschs offenbart hatte. Der Sinai war nach dem Zeugnis des Alten Testaments die Stätte des Bundes Gottes mit dem Volk Israel, die Stätte der Theophanie, «wo die Herrlichkeit Gottes niedergestiegen ist» (Exodus 24,16)J.
Der Sinai hatte seinen festen Ort im Weltbild des Mittelalters, und da die großen Weltkarten des Mittelalters weniger geographische als theologisch-heilsgeschichtliche Interessen zu befriedigen hatten, wird er auf ihnen gebührend hervorgehoben und entsprechend seiner religiösen Bedeutung gezeichnet. Zum Beispiel die Hereford-Karte aus dem späten 13. Jahrhundert (Abb. 2) zeigt Moses, wie er die Gesetzestafeln (tabule testamenti) aus Gottes Hand erhält (wie üblich durch zwei Hörner gekennzeichnet, weil Hieronymus den Text der Bibel an dieser Stelle falsch verstanden und statt «leuchtendes» «gehörntes Gesicht» übersetzt hatte). Der Mosesberg (monsSinay) selbst ist durch einige Felsformationen präsent, und links davon ist die Anbetung des Goldenen Kalbs (mahun,
1 Vgl.: Kleinert, U., Kühn, R. Und sie zogen aus in ein wüstes Land. Auf den Spuren der Bibel durch den Sinai. Darmstadt, 2011.
womit angebliche Götzenbilder der Muslime bezeichnet werden konnten) durch vier Juden (Judex) zu sehen. Die leere Schriftrolle hätte wohl einen entsprechenden Gebetstext enthalten sollen2.
Einen etwas anderen Akzent setzt der sog. Katalanische Weltatlas (Abb. 3), um 1375 von den Kartenmachern Cresques Abraham und Jafuda angefertigt und dann an den König von Frankreich verschenkt. Eine Inschrift in katalanischer Sprache nennt den «Berg Sinai, auf dem Gott dem Moses das Gesetz gab» (mont de Sinay en lo qual deu dona la ley a Moys-ses). Der Kirchenbau darüber aber wird als Ort bezeichnet, an dem «der Leichnam der Jungfrau Katharina» liege (hic est corpus Katarina virginis)3. Mosesberg und Katharinenberg werden zwar auch auf der katalanischen Karte nicht unterschieden, aber Mosestradition und Katharinentradition scheinen jetzt gleichberechtigt nebeneinander zu stehen. Andere Kartenmacher verzichteten sogar ganz auf eine Erwähnung des Propheten und nahmen nur die heilige Katharina ins Kartenbild auf. Vielleicht hat das damit zu tun, dass die Mosestradition als genuin jüdische Tradition galt und durch die Erinnerung an eine ausschließlich christliche Heilige ersetzt werden sollte.
In jedem Fall war die heilige Katharina von Alexandria eine sehr populäre Heiligengestalt. Sie erlitt das Martyrium in einer der frühen Christenverfolgungen — wir wissen nicht, in welcher. Am ehesten kommt die diokletianische zu Beginn des 4. Jahrhunderts in Frage, aber alle Versuche, das Geschehen historisch zu verorten, sind gescheitert. Zuerst hatte Katharina, ein junges Mädchen von achtzehn Jahren, über fünfzig heidnische Philosophen triumphiert. Dann hatte man versucht, sie mit Rad und scharfen Klingen zu quälen. Aber da auch das nichts bewirkte, wurde sie schließlich enthauptet. Rad und Schwert sollten die Zeichen ihrer Verehrung werden. Der Leichnam sei von einem Engel zum Sinai gebracht und dort auf dem Katharinenberg niedergelegt worden. Später wurde dort eine Kapelle errichtet,
2 Westrem, S. D. The Hereford Map. A Transcription and Translation of the Legends with Commentary (Terrarum orbis 1). Turnhout, 2001. S. 120-123. Nr. 266-270. Zur mittelalterlichen Kartographie vgl.: The History of Cartography / Ed. by J. B Harley, G. Woodward. Chicago, 1987. Vol. 1: Cartography in Prehistoric, Ancient and Medieval Europa and the Mediterranean.
3 Der Katalanische Weltatlas vom Jahre 1375, mit einer Einführung und Übersetzungen / Hrsg. von H.-Ch. Freiesleben. Stuttgart, 1977.
in der die Reliquien aufbewahrt wurden. Die Popularität ihrer Legende zeigt sich schon daran, dass sie in die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine (Jacopo da Varazze) aufgenommen wurde4. Katharina galt — neben Barbara und Margareta — als eine der drei virgines capitales, sie gehörte zu den sieben Nothelfern und war die Schutzpatronin der Philosophen, Advokaten, Studenten, Wagner und Scherenschleifer, der Waffenschmiede, Töpfer und Näherinnen, der Ehefrauen, Nonnen und heiratslustigen jungen Mädchen, schließlich auch der Universität in Paris. Nahezu jedem Mann und jeder Frau hatte sie etwas zu bieten. Selbst Moses hatte auf Dauer keine Chance gegen sie5.
Im 10. oder 11. Jahrhundert wurden die Reliquien der heiligen Katharina in das nahegelegene Kloster am Fuß des Mosesbergs gebracht und in einem marmornen, heute silbernen Sarkophag beigesetzt. Dessen Ursprünge reichen ins 6. Jahrhundert zurück, als Kaiser Justinian den auf dem Sinai lebenden Einsiedlern, «deren Leben eine Art sorgfältiger Vorbereitung auf den Tod ist», eine «mächtige Festung» erbaute (Prokop von Caesarea, De aedificiis). Die Aufgabe des Klosters war die Pflege des einstmals brennenden Dornbuschs, nach dem es auch benannt war. Erst nach der Translation der Katharinenreliquien nahm es den Namen der heiligen Jungfrau an. Im 7. Jahrhundert arrangierte es sich mit den muslimischen Herrschern und erhielt angeblich sogar einen eigenhändigen Schutzbrief des Propheten der Muslime, Mohammed. Hinter mächtigen Mauern überstand es die Stürme der Zeiten und bot bedeutenden Gelehrten wie Johannes Klimakos, der um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert in seinem Werk «Klimax» («Scala paradisi») für sich und seine Mitbrüder einen dreißigstufigen Weg zur Gottesgemeinschaft erdachte, Zuflucht und Schutz. Bis auf den heutigen Tag ist es eine Stätte der orthodoxen Liturgie und Kontemplation, geschmückt durch eine große Zahl bedeutender Ikonen und Handschriften. Die ältesten Überlieferungen der Bibel findet oder fand man hier6.
4 Jacobus de Voragine. Legenda aurea — Goldene Legende / Einleit., Ed., Überset. und Komm. von B. W. Häuptli. Freiburg i. Br, 2014, S. 2262-2283.
5 Vgl.: Brandi, M. V. Caterina di Alessandria, in: Bibliotheca Sanctorum. Rom, 1963. Bd 3. Sp. 954-978.
6 Galey, J. Das Katharinenkloster auf dem Sinai. Stuttgart, 1979; Das Katharinen-Kloster auf der Sinai-Halbinsel. Sinai, 1985; Solzbacher, R. Mönche, Pilger und Sarazenen: Studi-
II. Reisen zum Sinai
Nicht nur auf dem Sinai, sondern auch auf Zypern wurde die heilige Katharina verehrt und von Pilgern besucht. Denn dort, in Famagusta, soll sie geboren worden sein und als Tochter des Königs Costus ihre Jugend verbracht haben7. Doch die wahren Katharinenverehrer fanden die Erfüllung ihrer Sehnsucht erst auf dem Sinai, wenn sie die Reliquien im Katharinenkloster sehen durften und sich ihre Leidensgeschichte auf dem Katharinenberg vergegenwärtigen konnten. Dass beide Orte durch griechische Mönche betreut und sogar jüdische Pilger den Mosesberg aufsuchten (denn immer war der Sinai auch das Ziel einer jüdischen Wallfahrt)8, mussten sie hinnehmen.
Für die christlichen Pilger war die Wallfahrt zum Sinai eine Ergänzung ihrer Wallfahrt nach Jerusalem. Man sprach von einer secunda peregrinatio und meinte eine Steigerung des geistlichen Erlebnisses, das die Erfahrungen des ersten Abschnitts, der Heiliglandreise, nicht nur vertiefte, sondern geradezu erhöhte. Da die Wallfahrt nach Jerusalem als Gruppenreise konzipiert war und als Pauschalreise durchgeführt wurde, also — von der organisatorischen Seite her — mit modernen Begriffen aus der Tourismusbranche beschrieben werden kann, darf man den Abstecher zum Sinai als «optional tour» verstehen9. Allerdings hat nicht jeder Jerusalemreisende, sondern vielleicht nur jeder zehnte, in jedem Fall nur ein relativ kleiner Anteil der Pilgerscharen diese zusätzliche Strapaze auf sich genommen. Unter denen, die die Mühe nicht scheuten, finden sich bekannte Namen aus der mittelalterlichen Wallfahrtsgeschichte: Rheinländer wie Arnold von Harff, Bernhard von Breydenbach aus dem Hessischen, dann Domdekan in Mainz, oder der Dominikaner Felix Fabri, der den umfangreichsten und lebendigsten Reisebericht des Mittelalters
en zum Frühchristentum auf der südlichen Sinaihalbinsel — Von den Anfängen bis zum Beginn islamischer Herrschaft. Altenberge, 1989; Approaching the Holy Mountain: Art and Liturgy at St Catherine's Monastery in the Sinai / Ed. by E. J. Gerstel, R. S. Nelson. Turnhout, 2010.
7 Vgl.: Reichert, F. Die Reise des Pfalzgrafen Ottheinrich zum Heiligen Land 1521. Regensburg, 2005. S. 206, Anm. 539.
8 Zur jüdischen Wallfahrt vgl.: Bedenbender, A. Der Gott der Welt tritt auf den Sinai: Entstehung, Entwicklung und Funktionsweise der frühjüdischen Apokalyptik. Berlin, 2000.
9 Hiestand, R. Der Sinai — Tor zu anderen Welten, in: Reisen in reale und mythische Ferne: Reiseliteratur in Mittelalter und Renaissance / Hrsg. von P. Wunderli. Düsseldorf, 1993. S. 76-102.
verfasste. Nicht wenige hinterließen ihre Spuren im Kloster. Graffiti im Refektorium oder sogar auf dem Portal der Klosterkirche bezeugen bis heute ihre Anwesenheit.
Jedem Heiligland- und angehenden Sinaipilger drängte sich der Vergleich der beiden Wallfahrten auf. Jeder von ihnen musste abwägen, was er bisher erlebt und erlitten hatte und was ihm möglicherweise noch bevorstand. Die Jerusalemwallfahrt war hervorragend organisiert und lag in den Händen erfahrener Reiseunternehmer, die für einen halbwegs reibungslosen Ablauf einstanden. Den Transport zum Heiligen Land und zurück besorgten venezianische Reeder, ab Jaffa und vor allem in Jerusalem wurden die Pilger durch die Franziskaner vom Berg Sion betreut, und für die Sicherheit auf den Straßen und Wegen außerhalb der Heiligen Stadt garantierten mamlukische Geleitsleute. Außerdem fuhren die Jerusalemreisenden lange durch christlich beherrschtes Gebiet, erst zum Ende hin, im östlichen Mittelmeer, wurde die Reise gefährlich10.
Die Weiterfahrt zum Sinai dagegen war von vornherein viel aufwändiger, strapaziöser, riskanter. Die Pilger mussten sie selbst organisieren, mussten Esel besorgen, sich einer Karawane anschließen und überhaupt sich in einer fremdartigen, unbekannten und teilweise feindseligen Umwelt orientieren. Ihre Reise führte am Ende — in Kairo — an ein Zentrum muslimischer Herrschaft, und der Sklavenmarkt in Alexandria ließ jeden Pilger schaudern. Nur gut, dass man von dort endlich die Heimreise antreten konnte. Hilfe durfte man von niemandem erhoffen. Auch von den orientalischen Christen konnte man nicht viel erwarten. Auf dem Sinai hatte man ausschließlich mit Griechen zu tun, und da gab es auf beiden Seiten nur Abneigung.
Besondere Gefahren hielt die Negev-Wüste bereit. Gaza war immer ein schwieriger Ort, und vor den Beduinen musste man sich fürchten. Vollends die Steinwüsten des Sinai wurden von den Reisenden als Abgrund des Daseins und Höhepunkt ihrer Leiden empfunden. Orientierung gaben nur die Sterne am nächtlichen Himmel und die Knochenhaufen, die am Wegesrand lagen. Der Kölner Pilger Hans von der Gruben zitierte einen
10 Zur Jerusalemwallfahrt des Mittelalters vgl.: Ganz-Blättler, U. Andacht und Abenteuer: Berichte europäischer Jerusalem- und Santiagopilger (1320-1520). Tübingen, 1990; Reichert, F. 1) Erfahrung der Welt: Reisen und Kulturbegegnung im späten Mittelalter. Stuttgart, 2001. S. 137 ff.; 2) Die Reise des Pfalzgrafen Ottheinrich... S. 8 ff.; Chareyron, N. Pilgrims to Jerusalem in the Middle Ages. New York, 2005; Morris, C. The Sepulchre of Christ and the Medieval West: From the Beginning to 1600. Oxford, 2005; Penth, S. Die Reise nach Jerusalem: Pilgerfahrten ins Heilige Land. Darmstadt, 2010.
griechischen Mönch und sprach vom «Elend von Sinai», denn «auf diesem Gebirge wächst weder Laub noch Gras, und es hat eine Farbe wie ein verbrannter Berg»11. Leben am Limit: so oder ähnlich mag sich mancher Sinaipilger gefühlt haben. Gleichzeitig bestand darin der besondere Reiz der Reise. Sie war ein Abenteuer, das demjenigen, der es bestand, Ehre und Ehrungen eintrug. Vor allem die Adligen unter den Pilgern suchten geradezu die Gefahr, um auf diesem Wege ritterliches Prestige zu erwerben. Schon die Jerusalemwallfahrt galt deshalb als viel ehrenvoller als das Pilgern nach Rom oder Santiago. Denn sie war mit viel mehr Gefahren und Strapazen verbunden, Strapazen, die man als Bewährungsproben für einen jungen Ritter verstehen konnte. Erst recht die Wallfahrt zum Sinai wurde als Herausforderung und Probe adliger Leistungsfähigkeit und ritterlichen Mutes betrachtet. Wer sie bestand, konnte damit renommieren12.
Nicht einmal am Ziel hatte man Ruhe. Denn das Katharinenkloster wurde von Griechen besessen, und mit ihnen stand man — emotional wie kirchenrechtlich — auf Kriegsfuß. Seit 1054 befand man sich im Schisma, Ostkirche und Westkirche hatten sich gegenseitig verflucht, und die damals beanstandeten, vor allem liturgischen Unterschiede, wie etwa das filioque im Glaubensbekenntnis, wurden immer wieder diskutiert. Auch die Sinaipilger erhoben — im Stillen — den Vorwurf, dass sich die griechische Kirche der römischen nicht unterwerfe. Der Vorwurf des Ungehorsams lag ihnen auf den Lippen. Zähneknirschend mussten die Geistlichen unter ihnen es hinnehmen, dass sie keine Messe an den Altären des Katharinenklosters lesen durften. Und wenn es einmal geschah, dann musste der Ort des Geschehens hinterher aufwändig gereinigt und erneut konsekriert werden. Felix Fabri fasste seine Beobachtungen und Erlebnisse voller Widerwillen zusammen: Die Mönche im Katharinenkloster seien Häretiker und Schismatiker, und das komme daher, «weil sie Griechen sind und weil Griechenland kopflos ist», will sagen: weil sich Griechenland nicht dem Papst unterstellt hat. Wie immer nahm er auch hier kein Blatt vor den Mund13.
11 Hans von der Grubens Reise- und Pilgerbuch 1435-1467 / Hrsg. von M. von Dies-bach, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, 1896. Bd 14. S. 144.
12 Vgl.: Reichert, F. Ehre durch Demut: Wallfahrten des Adels im späten Mittelalter, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert / Hrsg. von C. Horst, L. Sönke Lorenz. Ostfildern, 2005. S. 165-183.
13 Felix Fabri. Evagatorium in Terrae Sanctae, Arabiae et Egypti peregrinationem /
Als Fabri Jahre später mit der Bitte eines alten griechischen Mönchs um eine Spende für das Katharinenkloster konfrontiert wurde, ließ er sich die Gelegenheit nicht nehmen, in Form einer Predigt gegen die Ostkirche im Allgemeinen und gegen die Sinaimönche im Besonderen zu wettern. Der Tenor seiner Predigt lautete: «Gebt dem Mann nichts!» Denn erstens ist er ein Schismatiker, Häretiker und Ungläubiger. Zweitens dürften die katholischen Geistlichen dort, im Katharinenkloster, keine Messe lesen, weil sie als exkommuniziert gelten. Drittens finde man als Lateiner dort keinerlei Hilfe und Unterstützung, nichts werde als Almosen gewährt, für alles müsse man bezahlen, sogar den Stock, den man in den Bergen benötige, müsse man kaufen oder mieten. Es ist ein heiliger und würdiger Ort, aber die Bewohner taugen nichts. «Gebt dem Mann nichts!»14.
Immerhin ermöglichten die griechischen ,Taugenichtse' nicht nur Felix Fabri, sondern auch anderen ungezählten Sinaipilgern den Aufstieg zum Moses- und dann zum Katharinenberg und damit eine der tiefsten und erhebendsten Erfahrungen, die man als christlicher Pilger überhaupt machen konnte. Der Aufstieg war mühsam. Manch einer verzagte und musste umkehren. Er führte über 3.700 granitene Stufen auf den Gipfel des Mosesbergs, dann über einen lang gezogenen Anstieg zur Katharinenkapelle auf dem Djebel Katrina. Wiederum ist es Felix Fabri, der die Empfindungen der Pilger handgreiflich macht, indem er seinem Bericht eine eigenhändige, aber nachträglich angefertigte Skizze der beiden Berge beigibt (Abb. 4). So steil sind sie nicht, aber ihre ,gefühlte' Steilheit ist mit Händen zu greifen. Paul Walther aus Güglingen, mit Felix Fabri auf den beiden Gipfeln, fand den Katharinenberg doppelt so hoch wie den Mosesberg15. Auch das trifft nicht zu, bringt aber ähnlich eindrucksvoll die Mühsal und Leiden zum Ausdruck, die die frommen Bergsteiger empfanden.
Andere Bilder machen jedoch deutlich, dass die Mühe belohnt wurde. Eine Illustration im berühmten «Livre des merveilles» der Pariser
Ed. Cunradus Dietericus Hassler. Stuttgardiae, 1843. T. 2. P. 504: «... quia Graeci sunt et Graecia est acephala».
14 Felix Fabri. Evagatorium in Terrae Sanctae... P. 506 f.: «... Est enim locus sanctus et Christianis pretiosus et hoc pensant et non interrogant de qualitate locum inhabitantium, qui nihil valent».
15 Fratris Pauli Waltheri Guglingensis Itinerarium in Terram Sanctam et ad Sanctam Catharinam / Ed. M. Sollweck. Tübingen, 1892. P. 207.
Nationalbibliothek (Ms. Français 2810; um 1400) zeigt, wie nahe sich die Pilger der heiligen Katharina fühlen durften (Abb. 5). Der Sarkophag befand sich zwar mittlerweile im Kloster, aber eine Vertiefung auf dem Gipfel des Katharinenbergs zeigte an, wo der Leichnam der heiligen Jungfrau von den Engeln abgelegt worden war. Bernhard von Breyden-bach beschrieb die freudige Erregung, die ihn angesichts der Vertiefung, der einstigen Grabstätte der Heiligen überfiel: Wir fielen «freudig und andächtig auf die Knie, küssten das Grab, ja, wir legten uns ganz hinein und streckten uns freudig darin aus»16. Es war keine religiöse Hysterie, sondern eine Form frommer imitatio, die er und auch andere Pilger an einer geweihten Stätte praktizierten.
In der Tat bot die Reise zum Sinai eine ganze Folge von teils religiösen, teils weltlichen Erlebnissen, die die Pilger für die erlittenen Qualen und Bedrängnisse entschädigten.
Schon die Anreise von Jerusalem aus wie auch die Abreise über Ägypten waren voll von heiligen Stätten, an denen die biblischen Geschichten gespielt hatten: In Hebron konnte man das Grab des Stammvaters Abraham besuchen, auf dem nahen ager Damascenus der Schöpfungsgeschichte gedenken. In Gaza hatte Samson seine Kraftakte vollbracht, und im Balsamgarten bei Kairo hatte die heilige Familie Ruhe und Erquickung gefunden. In Alexandria hatte nicht nur Katharina gelebt, sondern auch Petrus gewirkt. Auf dem Mosesberg schließlich, dem mons Dei, wusste man sich am Ort der Offenbarung und damit Gott ganz nahe. In Jerusalem konnte man den «Nabel», die Mitte der Erde, sehen; auf dem Sinai dagegen befand man sich an deren unwirklichem Rand17. Nicht Jesus, der Gottessohn, sondern Gottvater selbst hatte hier gewirkt und seine Spuren hinterlassen. Die Pilger betraten die Kapelle des brennenden Dornbuschs wie Moses mit bloßen Füßen (vgl. Exodus 3,5: «Moses, zieh deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden»), empfingen vollständigen Ablass von Strafe und Schuld und glaubten, dass an einem so heiligen Ort die Luft völlig rein sei, so dass Mücken, Flöhe oder anderes Ungeziefer hier nicht leben könnten18.
16 Bernhard von Breydenbach. Peregrinatio in terram sanctam: Eine Pilgerreise ins Heilige Land / Frühneuhochdeutscher Text und Überset., hrgs. von I. Mozer. Berlin, 2010. S. 561.
17 Vgl. dazu: Hiestand, R. Der Sinai... S. 90.
18 Hiestand, R. Der Sinai. S. 92.
Die Wallfahrt auf den Sinai war eine Wallfahrt zu Gott. Darin lagen ihr besonderer Reiz, ihre Bedeutung und ihr Kern.
Der mittelalterliche Pilger wollte Reliquien sehen, berühren und an deren Heil Anteil haben. Was von Katharina noch übrig war (Haupt und Hände), wurde bestaunt, verehrt und «mit großer Andacht und mit Innigkeit» mit den chlenodia (Ringen, Kreuzen etc.) berührt19, die man zu diesem Zweck von weither mitgebracht hatte. Diese wurden dadurch zu Kontaktreliquien, denen genauso so viel Heilskraft zugeschrieben wurde wie den wirklichen Reliquien der Heiligen20. Auch der brennende Dornbusch wurde als Reliquie, als Gottesreliquie, behandelt und anfangs stückweise an die Pilger verteilt21. Später ging er ein und wurde dann durch einen Ableger ersetzt, der seither ungehindert an der Außenwand der Kapelle weiterwuchert22. Seiner Verehrung tat das keinen Abbruch.
Wer auf dem Mosesberg steht, weiß sich Gott nahe und nimmt die Welt in den Blick. Die Erfahrung der Mitte (Jerusalem) und die des Randes (Sinai) gehen ineinander über. Bernhard von Breydenbach hatte einen Maler, Erhard Reuwich, mitgenommen und ließ ihn ein Panorama zeichnen, aus dem der Sinai mit dem Katharinenkloster markant hervorragt (Abb. 6). Von dort aus sieht man Kairo (Babylonia Egypti) und den Palast des Sultans (palacium Soldani), den Nil, die Pyramiden und die Länder des sagenhaften Priesters Johannes, die man angeblich nach dreimonatiger Wüstenreise erreichen könne (via, qua pergitur in terraspresbyteri Johannis, spa-cium trium mensium per loca arenosa). Hinter dem Durchgang durch das Rote Meer (via, per quamfilii Israel sicco pede transierunt mare rubrum) erkennt man den Karawanenweg nach Mekka (indeper istam viam longam et arenosam xxxviii dierum spacio pervenitur in Mecham ad suum pseudoprophetam) und an dessen Ende die den Muslimen heilige Stadt Mekka mit dem angeblichen Grab des «Pseudopropheten» Mohammed (Mecha civitas, ubi sepultus est Machomet), in der Schwebe gehalten durch Magneten (so erzählte man
19 Hans von der Grubens Reise- und Pilgerbuch. S. 140.
20 Vgl.: Reichert, F. Ein cleins ringlein, an allen heilgen stetten angerürt: Zur materiellen Überlieferung der Heiliglandfahrten im 15. Jahrhundert, in: Deutsches Archiv für die Erforschung des Mittelalters, 2011. Bd 67. S. 609-623.
21 Galey, J. Das Katharinenkloster. S. 63.
22 Külzer, A. Peregrinatio graeca in Terram Sanctam. Studien zu Pilgerführern und Reisebschreibungen über Syrien, Palästina und den Sinai aus byzantinischer und metabyzantinischer Zeit. Frankfurt a. M., 1994. S. 263.
sich im christlichen Europa)23. Und noch weiter reichte der Blick, wenn man auf Thor (al-Tur) schaute, den Hafen des Sinai, zu dem sogar Schiffe aus Indien kamen (portus Thor, ubi applicant naves ex India).
Andere ließen die Gedanken noch weiter in die Ferne schweifen und das Panorama zum Weltbild werden. Arnold von Harff schaltete an dieser Stelle einen Exkurs ein, der einen riesigen Abstecher nach Afrika und Asien zum Gegenstand hat24. Angeblich sei er vom Sinai aus mit einer Karawane nach Mekka gereist und habe dort das Grab des Propheten über der Erde (boeuen der erden) gesehen. Im Indischen Ozean habe er eine Insel mit Amazonen gefunden und Seeungeheuer, die miteinander kämpften. Schließlich sei er bis zum Grab des heiligen Thomas in Indien (in Mailapur bei Madras) vorgedrungen und habe das eine oder andere von den sprichwörtlichen Wundern Indiens gesehen, um schließlich über Ceylon, Madagaskar, Ostafrika und die Nilquellen nach Ägypten zurückzukehren. Wir wissen, dass dies alles so nicht stattgefunden haben kann, und wir wissen auch, von welchen anderen Autoren Arnold abgeschrieben hat. Reisende lügen, und Arnold von Harff ist ein schönes, nachgerade klassisches Beispiel dafür25. Aber dass er gerade vom Sinai aus seine fingierte Reise angetreten haben will, zeigt, auf welche Gedanken man kommen konnte, wenn man vom «Gottesberg» aus die Welt unter sich sah.
iii. Der Sinai in Erinnerung und Gedächtnispflege
Es war nicht nur geistlich erhebend, sondern auch weltlich ehrenvoll, den Sinai zu besuchen. Doch um Ehre sichtbar zu machen, muss sie — möglichst dauerhaft — dokumentiert werden. Wird sie nicht wahrgenommen, ist sie keine Ehre mehr. Es gab mehrere Wege, einer Pilgerreise auf den Sinai ein ehrendes Gedenken zu sichern.
23 Vgl. Reichert, F. 1) Mohammed in Mekka: Doppelte Grenzen im Islambild des lateinischen Mittelalters, in: Saeculum, 2005. S. 17-31; 2) Der eiserne Sarg des Propheten, in: Grenze und Grenzüberschreitung im Mittelalter / Hrsg. von U. Knefelkamp, K. Bosselmann-Cyran. Berlin, 2007. S. 453-469.
24 Die Pilgerfahrt des Ritters Arnold von Harff von Cöln durch Italien, Syrien, Aegypten, Arabien, Aethiopien, Nubien, Palästina, die Türkei, Frankreich und Spanien. / Hrsg. von E. von Groote. Cöln 1860. S. 128 ff; Rom — Jerusalem — Santiago. Das Pilgertagebuch des Ritters Arnold von Harff (1496-1498) / Hrsg. von H. Brall-Tuchel, F. Reichert; Nach dem Text der Ausgabe von Eberhard von Groote. Köln, 2007. S. 151 ff.
25 Reichert, F. Die Welt des Arnold von Harff, in: Reichert, F. Asien und Europa im Mittelalter. Studien zur Geschichte des Reisens. Göttingen, 2014. S. 343-360.
Der Reisende konnte seine Erlebnisse in eine schriftliche Form bringen, also einen Reisebericht verfassen26. Damit informierte er künftige Nachfolger über die Reise und setzte sich selbst ein Denkmal in Buchform. Arnold von Harff schrieb einen solchen, wenigstens in der Familie und unter Standesgenossen gelesenen Text und sorgte offenbar auch selbst für Illustrationen, die seine Aussagen noch unterstrichen. Eine von ihnen zeigt den Autor als Pilger zu Füßen der heiligen Katharina mit ihren Zeichen Rad und Schwert, die er als Katharinenritter nun selbst in Anspruch nehmen durfte (Abb. 7).
Der Reisende konnte seine Anwesenheit vor Ort dokumentieren, indem er seinen Namen und/oder sein Wappen in Tische, Bänke, Türen, Wände einritzte und es späteren Betrachtern nahelegte, über sein verdienstvolles Hiersein zu reflektieren. Solche Graffitti sind in Jerusalem, auf dem Sinai und an anderen Orten in großer Zahl erhalten geblieben. Manche lassen sich datieren und identifizieren, andere bleiben ein Rätsel. Ritterliche Pilger haben sich gerne mit ihrem Wappen, ihrem Namen und dem Datum ihrer Anwesenheit verewigt27. Ritzzeichen, zumal an heiligen Stätten, waren zwar auch damals eine Form der Barbarei, aber sie haben Anspruch, in der Logik des adligen Memorialwesens verstanden zu werden.
Seit dem 16. Jahrhundert legten Reisende Wert darauf, ein schriftliches Zeugnis für ihren Aufenthalt auf dem Sinai, also eine Art Pilgerattest, zu erhalten. Einmal heißt es sogar, das sei so üblich gewesen. Nur ganz wenige Originale sind erhalten geblieben. Vielleicht lassen sich bei intensiver Suche noch weitere finden. Die beiden einzigen bislang bekannt gewordenen Stücke (eines in Nürnberg, ein zweites in Ulm) sowie einige Abschriften zeigen jedenfalls, dass die Besucher des Sinai kalligraphische Ausfertigungen erhielten, die wenigstens im Familienkreis die Erinnerung an die verdienstliche Reise zum Gottesberg aufrecht erhielten28.
Noch weiter reichte die Erinnerung, wenn sie durch ein ritterliches Zeichen, hier durch Rad und Schwert der heiligen Katharina, zum Ausdruck gebracht wurde. Arnold von Harff erhielt ein Grabmal mit allen
26 Vgl. dazu: Reichert, F. Erfahrung der Welt. S. 16 ff.
27 Kraack, D. Monumentale Zeugnisse der spätmittelalterlichen Adelsreise: Inschriften und Graffiti des 14.-16. Jahrhunderts (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Phil.-hist. Kl. III 224). Göttingen, 1997. S. 178 f., 182 f.
28 Vgl. dazu demnächst: Kolditz, S., Reichert, F. Ein Pilgerattest vom Sinai (in Vorbereitung).
Zeichen, die er — tatsächlich oder angeblich — an verschiedenen Pilgerstätten erworben hatte. Darunter befindet sich auch jenes, das er durch seinen Aufenthalt auf dem Sinai beanspruchen durfte29. Graf Albrecht von Löwenstein war 1561/62 im Nahen Osten unterwegs. Sein Grab zeigt die Gestalt des Verstorbenen und darüber sein Wappen, ergänzt durch die auf der Pilgerreise erworbenen Zeichen: das Jerusalemkreuz oben, Rad und Schwert vom Sinai unten. Reste des Grabmals befinden sich heute in der Nähe von Heilbronn, sind aber stark verwittert. Da aber Albrecht das Original seines Reiseberichts mit einem Einband ausstatten ließ, der dasselbe Wappen mitsamt den Ergänzungen zeigt, können wir uns gut vorstellen, wie das Ganze ausgesehen haben muss30. Ein Reisegefährte Felix Fabris, Maximin («Smasmann») von Rappoltstein aus einem bedeutenden elsässischen Geschlecht, stiftete ein Glasfenster für das Freiburger Münster. Es zeigt rund um das Familienwappen fünf zusätzliche Zeichen: (heraldisch) rechts oben das Jerusalemkreuz, darunter Pilgerstab und Muschel des Jakobuspilgers, dann das Georgskreuz und den Drachen, beides erinnernd an diverse Gedenkstätten im Heiligen Land, (heraldisch) links unten das Schwert des zyprischen Schwertordens, darüber schließlich in prächtigen Farben das ganze Rad der heiligen Katharina (Abb. 8)31. Weitere Beispiele ließen sich mühelos anführen. Sie alle zeigen, wie wichtig die Pilgerfahrt zum Sinai für den ritterlichen Adel im spätmittelalterlichen Europa war.
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Reichert, F. Der Sinai als Pilgerziel, in: Proslogion: Studies in Medieval and Early Modern SocialHistory and Culture. 2017. Vol. 3(2). P. 7-25.
Folker Reichert, PhD, Professor Emeritus of Stuttgart University (70174, Germany, Stuttgart, Keplerstraße, 7)
29 Die Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und Geilenkirchen / Hrsg. von E. Renard. Düsseldorf, 1904. S. 329 f. (85 f.); Ewald, W. Rheinische Heraldik (Jahrbuch des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz 27,1). Düsseldorf, 1934. S. 175 f.; Rom — Jerusalem — Santiago. S. 14.
30 Reichert, F. Albrecht von Löwenstein, miles sancti sepulchri, in: ZWLG, 2016. Bd 75. S. 97-112.
31 Becksmann, R. Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau. Berlin, 2010. S. 430-432.
This article deals with the Christian Pilgrimage to Mount Sinai and its significance in the Later Middle Ages. It is shown that the journey was extremely difficult and even dangerous for Western (i. e. catholic) pilgrims. But finally they were rewarded with a series of spiritual experiences at one of the most important places for Christian faith. They were allowed to see the place where Godfather, hidden into a burning bush, appeared to the prophet Moses and the place where Moses delivered the laws of God to his people, in Saint Catherine's Monastery they could touch the Holy relics of that highly venerated saint, and on top of Mount Sinai they could imagine the rest of the world and God's omnipotence in it. After coming home, the pilgrims reported on their adventures and the noble ones added a special sign, St. Catherine's wheel, to their arms. In many ways they made it visible how important the pilgrimage to Mount Sinai was for the medieval Christian world-view.
Key words: Mount Sinai, pilgrimage, St Catherine's Monastery, Saint Catherine's wheel, Greek Monks, medieval world-view, medieval world map
Информация о статье
Reichert, F. Der Sinai als Pilgerziel, В кн.: Proslogion: Проблемы социальной истории и культуры Средних веков и раннего Нового времени. 2017. Вып. 3(2). С. 7-25.
Фолькер Райхерт, д. и. н., почетный профессор Штутгартского университета (70174, Germany, Stuttgart, Keplerstrafie, 7) [email protected] УДК 248.153
В статье рассматривается христианское паломничество на гору Синай и его значение в позднем средневековье. Показано, что путешествие было чрезвычайно сложно и даже опасно для западных (в смысле, католических) паломников. Но они были вознаграждены серией духовных переживаний в одном из самых важнейших мест христианской веры. Их возили туда, где Отец в виде горящего куста явился Моисею и туда, где Моисей получил заповеди от Бога для избранного народа, в монастыре св. Екатерины они могли прикоснуться к святым мощам этого высокопоставленного святого, а на вершине горы Синай они могли представить себе остальную часть мира и всемогущество Бога. Вернувшись домой, паломники рассказывали о своих приключениях, а знатные люди добавляли в свой геральдический знак колесо св. Екатерины. Различными способами они подчеркивали, насколько значимым было паломничество туда для средневекового мировоззрения. они Ключевые слова: гора Синай, паломничество, монастырь cв. Екатерины, колесо св. Екатерины, греческие монахи, западные паломники, память и честь, средневековые карты, мировоззрение
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