Научная статья на тему 'Cognitivism, hermeneutics, poetics and their role in understanding Translation process'

Cognitivism, hermeneutics, poetics and their role in understanding Translation process Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Bălăcescu Ioana, Stefanink Bernd

Данная статья посвящена проблемам перевода с точки зрения когнитивного и герменевтического подходов. Объединение результатов указанных подходов позволяет детально объяснить процесс перевода и ввести новый оценочный критерий.

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After the relative failure of machine translation and the analytical approaches that served it, the state of the art in these three domains points to a higher evaluation of the hermeneutic approaches, which are closer to the reality of professional translating. We think that bringing together the results of hermeneutical research and cognitivistic research will lead to a better understanding of what goes on in the mind of the translator and provide a scientific basis for the new evaluative criterion of «interindividual plausibility» [Stefanink 1997], which has become a necessity after the loss of analytical objecti-vity as quality assessment.

Текст научной работы на тему «Cognitivism, hermeneutics, poetics and their role in understanding Translation process»

СООБЩЕНИЯ

Ioana BALACESCU (Universitaet Craiova/RO) Bernd STEFANINK (Universitaet Bielefeld/D)

KOGNITIVISMUS, HERMENEUTIK, POIETIK UND IHR BEITRAG ZUM VERSTAENDNIS DES UEBERSETZUNGSPROZESSES

Данная статья посвящена проблемам перевода с точки зрения когнитивного и герменевтического подходов. Объединение результатов указанных подходов позволяет детально объяснить процесс перевода и ввести новый оценочный критерий.

STAND DER FORSCHUNG Grundgedanke: Aus dem Stand der Forschung in diesen drei Domänen ergibt sich - nach dem relativen Scheitern der maschinellen Übersetzung und der analytischen Ansätze - die Aufwertung des realitätstreueren hermeneutischen Ansatzes und die unumgängliche Integration jüngster Ergebnisse der Kognitionsfor-schung in die übersetzungstheoretische Diskussion, als Erklärungsmuster und Legitimierung intuitiver, kreativer Problemlösungsverfahren, wie sie im hermeneutischen Ansatz (heuristisch) postuliert werden.

1. Stand der Forschung in der Übersetzungswissenschaft

Die ersten übersetzungstheoretischen Ansätze in den fünfziger Jahren hatten den Begriff Theorie im Sinn der von Karl Popper für die sogenannten «exakten» Wissenschaften entwickelten Begrifflichkeit aufgefasst und ein algorithmisches Regelwerk zu entwerfen versucht, mit dem Übersetzen automatisierbar gemacht werden sollte. So träumt z. B. Mounin (1963:95) von einer Analyse der ausgangssprachlichen Wörter in «unités de sens minima», um dann beim Übersetzen zielsprachliche Wörter zu finden, die sich aus denselben minimalen Bedeutungseinheiten zusammensetzen:

Si de telles 'particules de sens' [unités de sens minima] existaient, la traduction deviendrait quelque chose d'aussi simple que l'analyse et la synthèse en chimie [Mounin 1963: 97].

Übersetzungseinheit war das Wort und der zu übersetzende Sinn wurde durch die Semanalyse erarbeitet, welche auch die erstrebte Objektivität der Übersetzung gewährleisten sollte. So heißt es bei Nida: «What we do aim at is a faithful reproduction of the bundles of componential features» [1974: 50]1.

1 Elf Jahre später wird sich Nida von dieser wortzentrierten Auffassung von Übersetzen distanzieren: «We are no longer

Nachdem die Begrenztheit dieser Ansätze erkannt worden war, ist die Stylistique Comparée (mit Vinay /Darbelnet 1958, Malblanc 1964, in elaborierterer Form mit Bausch 1968, usw.) zum Satz als Übersetzungseinheit übergegangen und hat versucht die erforderlichen syntaktischen «Transpositionen» zwischen zwei zu übersetzenden Sprachen, als geschlossenes System, in ein festes Regelwerk zu fassen, auch hier wieder mit dem Hintergedanken der maschinellen Verarbeitbarkeit.

Spätestens seit dem niederschmetternden ALPAC-Bericht (1966) zur maschinellen Übersetzung, wurde dieser kontrastiv-bilaterale Ansatz als von den Prämissen her falsch erkannt. Man ging zum Text als Übersetzungseinheit über und versuchte durch eine übersetzungs- bzw. übersetzerrelevante Textanalyse den Textsinn übersetzungsgerecht zu erfassen (zu dieser Einschätzung der übersetzungswissenschaftlichen Diskussion s. Stefanink 2000, 2001, 2002).

Selbst dieser textlinguistische Ansatz, der durch die Einbeziehung der kulturellen Elemente eigentlich einer genuinen Erfassung des zu übersetzenden Textsinns näher zu kommen schien, rückte jedoch, in einem exzessiven Bestreben nach «Exhaustivität» (Gerzymisch-Arbogast / Mudersbach 1998) in eine immer größere Realitätsferne, die dem Alltag des Übersetzers nicht mehr gerecht werden konnte (s. die Kritik in Stefanink 1997, 1998). Die sezierende Skalpelmethode, mit der Gerzymisch-Arbogast und Muderer den Text für die Übersetzung aufbereiten wollen, entspricht in keiner Weise der Praxis eines professionellen Übersetzers.

limited to the idea that meaning is centered in words or even in grammatical distinctions. Everything in language, from sound symbolism to complex rhetorical structures, carries meaning» (Nida: 1985:119).

All diesen analytischen, von der Hoffnung auf eine maschinelle Übersetzung getragenen Ansätzen1, war naturgemäß der Ausschluss des Faktors Übersetzer / Mensch gemeinsam. So heißt es bei Gerzymisch-Arbogast/Mudersbach [1998: 16] :

Dies heißt natürlich nicht, dass übersetzerische Intuition und Kreativität generell negiert

werden. Vielmehr werden sie hier als jenseits einer systematischen Vorgehensweise liegende

Größen betrachtet und gehen daher nicht mit in die methodischen Überlegungen ein.

Dass gegenüber diesen analytischen Ansätzen der Faktor Mensch als Gegenstand der Forschung anzusetzen sei, war inzwischen in den bahnbrechenden Publikationen von Krings (1986) und, einige Jahre später, von Lörscher (1992) manifest geworden. Beide Publikationen kamen jedoch zu reduktiven Ergebnissen, weil sie weder von der Methode noch von den Informanten her die adäquaten Grundlagen mitbrachten (s. z. B. die Kritik in Stefanink 1986 und 1995a und b); Wilss 1992: 208 ff.,). Krings (1987) hat, ein Jahr nach Publikation seiner Promotionsarbeit, erklärt, dass seine Behauptungen bezüglich der Allgemeingültigkeit seiner Erkenntnisse durch seine Studie an einem Berufsübersetzer widerlegt wurden. Lörschers (im Laufe seiner Arbeit stetig wachsende) Unzufrie-denheit mit seinem methodologischen Ansatz geht aus seiner eingangs vorgeführten Argumentation hervor, in der er seine MonologProtokolle als «implizite Dialogprotokolle» verstanden sehen will: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Ausführungen nachträglicher Art sind, um ein methodologisches Vorgehen, an dem er im Laufe seiner (Habilitations-) Arbeit zu zweifeln begonnen hatte, umzuinterpretieren, um die Arbeit nicht zu gefährden.

Neben den analytischen Ansätzen fristete der intuitive Ansatz der Hermeneutiker ein Schatten-dasein2. Einerseits hatten diese «Neo-Hermeneuti-

1 Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass selbst der textlinguistische Ansatz von Gerzymisch-Arbogast/ Mudersbach, der laut Absichtserklärung der Autoren, didaktische Zwecke verfolgt und unter diesem Aspekt auch finanziell gefördert wurde, insgeheim noch von der Hoffnung auf eine Verwertung für die maschinelle Übersetzung getragen wird: Die verschiedenen bilateral kontrastiv angelegten synoptischen Darstellungen sprachlicher und kultureller Systeme ließen sich zumindest entsprechend verwerten.

2 Obwohl die Hermeneutik seit der Antike als Theorie des Verstehens präsent und im 19. und 20 Jh. eine zentrale sprachphilosophische Richtung war, bleibt sie in der Linguistik an den Rand gedrängt. So sieht sich der Verfasser einer Studienbibliographie zur Sprachwissenschaft genötigt, eine Begründung dafür anzugeben, dass er auch «die vernachlässigte

ker», wie Kupsch-Losereit [1993: 207] sie nennt, gegen das der Hermeneutik geschichtsbedingt anhaftende Misstrauen anzukämpfen3. Andererseits haftete der Hermeneutik der Vorwurf des Mystizismus an. Das historisch bedingte Misstrauen ging so weit, dass sich z. B. Seleskovitch und Lederer, die zunächst mit der Begrifflichkeit der Hermeneutiker gearbeitet hatten, aus Angst vor Missverständnissen, sehr schnell und sehr explizit davon distanziert haben4.

Es kann auch nicht geleugnet werden, dass einer Definition des übersetzerischen Handelns als «autopoietischer partiell unbewusster intuitiver Formulierungsimpuls», wie sie Stolze (2003), als wohl bestens autorisierte Vertreterin dieser NeuHermeneutik, in ihrem letzten Werk formuliert, etwas Mystisches anhaftet, so sehr sie auch die Praxis angemessen beschreiben mag und dem Übersetzer literarischer Texte aus der Seele spricht. Nicht weniger mystisch muten auch ältere Beschreibungen einer hermeneutischen Konzeption des übersetzerischen Handelns an, wie wir sie z. B. in der etwas kannibalistisch wirkenden Vorstellung Georg Steiners (1975) finden.

Nicht ganz zu Unrecht! hat doch Gadamer selbst eingeräumt, dass seine Konzeption der «Horizontverschmelzung» «den Kontrollbereich wissenschaftlicher Methodik übersteigt» (1965: XXV) und sich auf das «hermeneutische Reparaturprinzip» gestützt.

Dennoch scheint die hermeneutische Vorstellung der beim übersetzerischen Handeln ablaufenden Prozesse der Praxis in ihrer Realität zu entsprechen. In ihrer letzten Darstellung einer hermeneutischen Konzeption übersetzerischen Handelns sieht Stolze (2003) die Grundlage übersetzerischen Textverstehens im Gadamerschen Prozess der «Horizontverschmelzung». Ahnliches finden wir in der Hermeneutik der rumänischen autopoietischen Schule im Begriff «contopire» (= Verschmelzen, als Sub-

hermeneutische Dimension ebenso wie andere verstehens-theoretische Ansätze mit einzubeziehen» gedenkt [Biere 1991: 35].

3 Vgl. Dazu Stolze 2003: 41ff.

4 Seleskovitch, die einer von ihr herausgegebenen Nummer der Zeitschrift Etudes de Linguistique Appliquée den Titel «Exégèse et traduction» gegeben hatte, hat sich jedoch später vehement von diesem Terminus distanziert, mit der Begründung unter Exegese verstünde man einen Kommentar (so auch Lederer in ihrem Schreiben vom 6. März 2003 an Stefanink. Sie blieb auch in ihrer Antwort auf diesbezügliche Kritik des Antragstellers bei dieser Auffassung, obwohl andere Anhänger der von Seleskovitch und Lederer begründeten «approche interprétative» die Sache anders sehen (zu der ausführlicheren Auseinan-derstzung zwischen Marianne Lederer und dem Antragsteller selbst s. Stefanink 2002). S. auch Seleskovitch/Lederer (1983) und das Kapitel mit dem Titel «La traductologie entre l'exégèse et la linguistique» S. 264-273.

stantif) wieder. Eine unserer Versuchspersonen, ein französischer professioneller Übersetzer, spricht, ohne sich auf Gadamer zu berufen, vom «dialogue avec le texte» [Thiers 2003: 365].

Eine derartig gemeinsame Assoziationen weckende Begrifflichkeit, bei der Vorstellungen aus drei verschiedenen Ansätzen theoretischer und praktischer Art zusammenlaufen, lässt auf etwas genuin Empfundenes schließen, so unpräzise diese metaphernartige Beschreibung auch bleiben mag.

Die jüngsten Ergebnisse der Kognitionsfor-schung bestätigen die Angemessenheit und den Realitätsanspruch des hermeneutischen Ansatzes, indem sie die Grenzen des vermeintlich Mystischen Schritt für Schritt zurückdrängen und diesen Ansatz legitimieren. Ein einfaches, leicht nachvollziehbares Beispiel für die Art, wie der Kognitivismus Erklärungsmuster für die als heuristisch aufzufassenden Behauptungen der Hermeneutik liefert, finden wir in den «Top down-» und «bottom up-» Prozessen, deren Zusammenwirken den so zentralen Begriff der hermeneutischen «Horizontverschmelzung» [vgl. z. B.: Hörmann 1981: 124] entmystifiziert..

2. Stand der Kognitionsforschung unter übersetzungswissenschaftlich relevanten Aspekten (Gedächtnisforschung, Kognitionslinguistik, Kreativitätsforschung)

Leitgedanke: Die Forschungsfaden in diesen drei Gebieten ergänzen sich und liefern Beschreibungsund Erklärungsmodelle für kreatives Verhalten. 2.1 Beschreibungsmodelle für Kreativität Obwohl jedes dieser Beschreibungsmodelle auch schon einen erklärenden Charakter hat, kann man Modelle unterscheiden, die eher beschreibend sind von solche die außerdem Erklärungen liefern.

2.1.1 Die assoziativen Verkettungen («chai-ning») des Kognitionslinguisten Lakoff

Um den Kreativitätsgrad eine Individuums zu messen, hatte Mednick (1962) den «Remote Associates Test» (RAT) entwickelt, der darin besteht, gemeinsame Assoziationen zu Wörtern zu finden, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben und semantisch weit voneinander entfernt sind. So wecken z. B. «out», «dog», «cat» die gemeinsame Assoziation «house»; «rat», «blue», «cottage» werden mit «cheese» assoziiert. Mit seinen Erkenntnissen über die Art wie unser Gedächtnis unsere Erfahrungen speichert liefert uns Schank (1982) die Erklärung für das Zustandekommen dieser «remote associations» (s. w. u.).

Wie diese Assoziationen zustande kommen beschreibt uns Lakoff anhand der assoziativen Verkettungen («chaining») von Metaphern, die er im

Volksmund findet [«folk theory», «Folk models of categorization» Lakoff 1987: 121]. Dieses Metaphernnetz (und nicht das Semgitter der Struk-turalisten) bildet die Grundlage, für die Katego-risierungen, die jeden Verstehensprozess bedingen: «[...] metaphors that structure the ordinary conceptual system of our culture, which is reflected in our everyday language» [Lakoff/Johnson 1980: 139].

Die unter dem Gesichtspunkt der Kreativität interessante Beobachtung Lakoffs ist, dass wir Kategorien durch Verkettungen verknüpfen [Lakoff 1987: 95]. In Lakoffs «anger», «lust», «rape»-Studie geschieht die Verkettung über zentrale Elemente des Sezenarios, und zwar über metaphorische und metonymische prototypische Vorstellungen. Ein prototypisches Element des Szenarios von anger ist die Vorstellung anger is fire [z. B. Those are inflammatory remarks. She was doing a slow burn. He was breathing fire. Your insincere apology just added fuel to the fire. After the argument, Dave was smoldering for days, usw. Lakoff 1987: 388]. Genau dieses Element finden wir aber auch im Szenario von lust wieder: Lust is heat [z. B. I've got the hots for her. She is an old flame. Hey, baby light my fire. She's hot stuff. He was consumed by desire, usw. Lakoff 1987: 410]. Lakoffs Schlussfolgerung lautet: durch die metaphorischen Vorstellungen werden die beiden Kategorien anger und lust im menschlichen Denken verknüpft.

2.1.2 Das «laterale.»» / «divergente.»» Denken: de Bono/Guilford

Die Kreativitätsforscher, die sich Guilfords Konzeption von Kreativität als «problem solving activity» zu eigen gemacht haben, instrumentalisieren dieses Assoziationspotential menschlichen Denkens und stellen es in den Dienst einer bewussten Erziehung zur Kreativität. So wird die angeborene Fähigkeit des «divergenten» Denkens, wie es bei Guilford heißt (De Bono zieht den Terminus «laterales» Denken vor), zu einem übersetzungsstrategisch einsetzbaren Problemlösungsverfahren, das da zur Anwendung kommt, wo das «konvergente», bzw. «vertikale» denken versagt. Wie wir an unserem Beispiel w. u. feststellen können, handelt es sich um eine grundlegende kreative Strategie, die zur Lösungsfindung führt, idem der Betrachter den Fokus seiner Aufmerksamkeit verlagert. Auf das Übersetzen übertragen heißt das, dass ein Übersetzungsproblem gelöst werden kann, indem die Aufmerksamkeit von szenischen Elementen (im Sinne Fillmores), die in der ausgangssprachlichen Kultur prototypisch sind und (im Sinne Lakoffs) somit Kernelemente der Szene

darstellen, auf Randelemente dieser Szene verlagert werden, die in der Zielkultur jedoch prototypischen Charakter haben (ein Problemlösungsverfahren, das durch die zusammenlaufenden Forschungsergebnisse von Kognitionsforschern wie Fillmore, Langacker, Lakoff und die Prototypensemantik wissenschaftlich untermauert wird).

2.1.3 Eleanor Rosch und die Prototypensemantik

Die Forschungsansätze der Psychologin Eleanor Rosch bringen uns dazu eine Verbindung zwischen Kreativitätsforschung und Kognitionsforschung herzustellen. Rosch (1993) zeigt uns, dass die strukturalistische Sicht von klar umrissenen semantischen Kategorien, deren Elemente sich durch klar definierte pertinente Merkmale unterscheiden eine Projektion der Wissenschaftler ist. Unser Verstehensprozess und die damit zusammenhängenden Kategorisierungen hängen nämlich von dem von uns Gelebtem und Erfahrenem ab. Während für einen Europäer der Spatz sicher ein privilegierter prototypischer Repräsentant der Kategorie ,Vogel' ist, könnte es für einen Afrikaner der Vogel Strauß sein, während der Pinguin für beide ein Randelement der Kategorie ,Vogel' wäre, das mit einigen seiner Merkmale bereits in die Kategorie ,Wassertier' gehört.

Der Übersetzer des , Vater Unser', der «täglich Brot» mit «Schale Reis» wiedergegeben hat, hat somit lediglich ein Element, das in der ausgangssprachlichen Kultur für die Kategorie prototypisch ist, durch ein Element ersetzt, das in der zielsprachlichen Kultur prototypisch ist.

3.1.3. Das «figu re/grou n d alignment» von Langacker

Als bilinguales und bi-kulturelles Individuum hat der Übersetzer erkannt, dass er die Fokussierung ändern muss, wenn der die kommunikative Wirkungsgleichheit aufrecht erhalten will: Er hat die Aufmerksamkeit auf ein anders Element der Szene Alltagsnahrung gelenkt, welches in der Ausgangskultur ein Randelement ist, in der Zielkultur jedoch ein prototypisches Kernelement. Die Kognitionslinguistik eines Langacker (1987) zeigt uns nämlich, dass unsere Wahrnehmung stets einem «figure/ground alignment» gemäß verläuft1, d. h. wir nehmen in einer scene stets ein Element bevorzugt wahr, das sich von einem Hintergrund dieser scene abhebt. Folgt man Langacker, so ist diese Beziehung nicht ein für allemal festgelegt, diese figure/ground organisation is not in general automatically deter-

1 S. dazu auch Rickheit/Strohner 1993: 33 und die dort vorgeschlagen Dreiteilung des kommunikativen Wissens in Thema, Fokus und Hintergrund.

mined for a given scene; it is normally possible to structure the scene with alternate choices of figure. However various factors contribute to the naturalness and likelihood of a particular choice [Langacker 1987: 120].

Gehen wir davon aus, dass diese «verschiedenen Faktoren», die «eine gewisse Auswahl» kulturelle Faktoren sein können, so erfasst man sofort das Erklärungspotential dieser Theorie in Zusammenhang mit dem was in 3.1.3. über kulturell gekennzeichnete Prototypen ausgesagt wird. Im Rahmen der Skopstheorie ist diese Beobachtung, wie wir sehen werden, von kapitaler Bedeutung.

Der von Langacker benutzte Begriff der «scene» zwingt uns die «figure/ground alignment»-Theorie in dem breiter angelegten Rahmen der «scenes-and-fames»-Theorie von Charles Fillmore zu situieren.

2.1.4 Die «Scenes-and-frames»-Semantik von Charles Fillmore

Von der Feststellung ausgehend, das man stets in Bezug auf bereits Bekanntes (das erworbene world knowledge) versteht, stellt Fillmore den bei der Lektüre eines Textes ablaufenden Verstehensprozess als ein Zusammenspiel dar, einerseits der Wörter des Textes und des sie verbindenden grammatischen Regelwerks - die linguistic frames - andererseits des vom Textrezipienten Gelebtem, d. h. der verschiedenen von ihm in seinem Langzeitgedächtnis gespeicherten Erfahrungen, die er in sein Arbeitsgedächtnis abruft, was zur Entwicklung von cognitive scenes führt.

Eine solche scene besteht aus szenischen Elementen, die zentraler (Kernelemente) oder marginaler (Randelemente) Art sein können (hier werden wir an die prototypischen Elemente von Eleanor Rosch erinnert). Die Elemente ein und derselben scene sind durch ihre Zugehörigkeit zu dieser scene assoziativ verbunden. Wird der Übersetzer mit einer lexikalischen Leerstelle in der Zielsprache konfrontiert wird er zur Kreativität gezwungen. Wenn er also das englische «potty chair» im Deutschen mit «Windelwechseln», «Fläschen geben» oder «Kind» wiedergibt, so hat er nicht «Verrat» am Ausgangstext begangen, sondern lediglich ein lexikalisches Element der Ausgangssprache, dessen prototypischer Charakter durch die entsprechende Lexikalisierung unterstrichen wird, durch ein Element ersetzt, das in der Zielsprache in der Szene «Kinderpflege» der Zielkultur prototypisch und somit auch lexikalisiert ist. Dies geschieht intuitiv im Rahmen des vom bikulturellen Übersetzer gespeicherten Assoziationsnetzes (womit die hermeneutische Beschreibung des kreativen

Übersetzungsprozesses als «autopoietischen Formulierungsimpulses» entmystifiziert wird)1.

2.2 Ein Erklärungsmuster: Das «dynamische Gedächtnis» von Roger Schank -«Memory Organisation Packets» (MOPs) und «Thematic Organisation Points» (TOPs)

Schanks Gedächtnisforschung gestattet uns ein Erklärungsmuster für die oben dargestellten Beschreibungsmodelle zu finden.

Schank unersucht die Art und Weise, wie unser Gedächtnis Informationen speichert. Er beschreibt uns eine Szene in der er ein Patient beim Arzt im Wartezimmer sitzt und sieht wie ein anderer Patient ungerechter Weise vor ihm in das Behandlungszimmer gelassen wird. Spontan schießt ihm der Gedanke durch den Kopf, dass die Arztrechnung wieder einmal zu hoch sein wird. Schank erklärt diese Assoziation mit der Tatsache, dass unser Gehirn unsere Erlebnisse nicht als globale Szenen speichert, sondern, das die einzelnen szenischen Elemente szenen-unabhängig in Form von «Memory Organisation Packets» (MOPs) gespeichert werden, und in anderen Szenen mit denen sie gemeinsame Elemente aufweisen wieder abgerufen werden können [Schank 1982: 85]. Das gemeinsame Element wäre in diesem Fall das Erlebnis der Ungerechtigkeit.

Es gibt jedoch Assoziationen, die nicht auf die Präsenz gemeinsamer Szenenelemente zurückzuführen sind. Schank erklärt sie durch abstraktere Gedächtnisstrukturen - die «Thematic Organisation Points» (TOPs) - durch die Ereignisse und Erlebnisse verknüpft werden, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen stammen, aber von der Gestalt her Parallelen aufweisen und somit assoziativ verknüpft werden können. So z. B. haben wir es z. B. bei Romeo und Julia mit der gleichen Struktur wie in der West Side Story zu tun: In beiden Fällen ist das Ziel («goal») die Vereinigung der Liebenden, der sich in beiden Fällen ein Widerstand der Umwelt entgegensetzt, in einem Fall sind es die Eltern, im anderen die Gang [Schank 1982: 113]. Diese Strukturähnlichkeit führt z. B. zur Übersetzung von Sprichwörtern durch andere Sprichwörter, die in der Zielkultur prototypischen Charakter haben. So kann z. B. das Französische porter de l'eau à la rivière, durch das deutsche Eulen nach Athen tragen, bzw. das Englische to carry coal to Newcastle übersetzt werden. Das Ziel ist das gleiche: Auf den sinnlosen Charakter einer Handlung aufmerksam zu machen. Die materielle Basis der metaphorischen Wendung ist, auf Grund der kulturellen Verschiedenartigkeit, eine jeweils andere.

1 Ausführlicher dazu w.u.

Im folgenden Beispiel, in dem die Studierenden einen Text über die gesundheitsfördernde Wirkung des Weins zu übersetzen hatten, kommt ein Keats-Zitat über den Wein vor: «Oh, for a beaker of the warm South, / Full of the true, the blushful Hippocrene, / With beaded bubbles winking at the brim' sighed Keats». Der Übersetzungsauftrag lautete wie folgt: «Übersetzen Sie den Test für eine deutsche Zeitschrift und bewahren Sie den journalistischen Stil. Betten sie den Text in die deutsche Kultur ein». In der Diskussion mit den Studierenden wurde schnell klar, dass man das Keats-Zitat, selbst aus einer eventuell vorliegenden Keats-Übersetzung, nicht übernehmen kann, weil Keats dem deutschen Leser wohl nicht sehr bekannt ist und der Reiz des Zitats unter anderem ja darin besteht, über den Erkennungseffekt eine Gemeinsamkeit bezüglich der Bildung und damit auch des sozialen Status zwischen dem Textverfasser und dem Leser zu suggerieren. Dieselbe Funktion - dasselbe «Ziel», im Sinne von Schanks Terminus technicus «goal», als TOP verstanden - hätte in der deutschen Kultur das Bibelwort aus Psalm 104, 15, uns so kann man diese Textstelle kreativ wie folgt übersetzen: «'Der Wein erfreut des Menschen Herz' so heißt es schon in der Bibel». Das eine Szene Keats-Zitat löste die Erinnerung an eine Bibelstelle aus, die zu einer Volksweisheit geworden ist. Dies entspricht den von Schank angegebenen Fähigkeiten unseres Gehirns. Der vergleichbare TOP ist das vergleichbare Ziel der Ausgangstextstelle und ihrer Übersetzung, das darin besteht den Wein als freudenspendendes Getränk darzustellen.

So stellen Schanks Darstellungen Suchwege zur Verfügung, auf denen sich Skopostheoretiker und Funktionalisten, wie Katharina Reiß und Hans Vermeer (1984) bewegen können. Außerdem stellen diese TOPs Hilfsmittel für die Evaluation im Sinne der von Stefanink (1997) aufgestellten Forderung nach interindividueller Nachvollziehbarkeit. Wenn sich erkennen lässt, dass die Übersetzung durch ein TOP mit dem Ausgangstext verknüpft ist, besteht auch ein (mehr oder weniger enger) semantischer Zusammenhang. Es besteht dann, wie es Reiß/ Vermeer [1984: 114 f.] im Rahmen der Sko-postheorie formulieren, Fidelität im Sinne einer Kohärenz zwischen dem Ausgangs- und dem Zieltext.

3. Stand der Kreativitätsforschung unter übersetzungswissenschaftlich relevanten Aspekten

3.0 Unklare Definitionslage

Ganz allgemein muss man feststellen, dass es in der Kreativitätsforschung nicht so eindeutige

Fortschritte, wie in den beiden oben behandelten Gebieten gibt1. Bezeichnend dafür ist die Bemerkung von Claridge [1989: 29]:

I have often felt that as an explanatory concept in psychology, 'creativity' has often the qualities of a difficult but persuasive lover, whom reason tells one to abandon yet who continues to satisfy an inescapable need, die Brown [1989: 13] zur unbefriedigenden Schlussfolgerung zwingt: «We cannot define a creative product, but we know it when we see it». Diese Hilflosigkeit spiegelt sich bis in die Definitionen neuester Fachwörterbücher, in denen Kreativität z. B. als ein Begriff beschrieben wird, mit dem eine Reihe von Fähigkeiten bezeichnet werden, die kreativen Prozessen zugrunde liegen [Häcker/Stapf 1998: 147]. So hüten sich die Kreativitätsforscher auch davor eine Definition von Kreativität zu geben, sondern begnügen sich damit, «Aspekte» von Kreativität, wie «Neuigkeit» und «Akzeptanz» hervorzuheben [z. B. Brodbeck 1999: 18]. Wir ziehen es vor, in diesen Fällen von «Kriterien» zu sprechen und den Terminus «Aspekt» für die Kreativität charakterisierende Begleiterscheinungen, wie «Visualisierung», Flüssigkeit des Denkens» [«fluency of thinking» Guilford 1975: 40] -wobei wir übrigens eher von «Flüssigkeit der Assoziationen» sprechen würden - Fokussie-rungswechsel, usw., Aspekte, die wir auf Schritt und Tritt in unseren empirischen Datenkorpus wiederfinden.

Je nach dem Aspekt der betont wird, kann man mindestens drei verschiedene große Ansätze in der Kreativitätsforschung unterscheiden.

3.1 Kreativität als Ergebnis von Zufall

Ein erster Ansatz schreibt Kreativität dem Zufall zu und ihren unbewussten und unvorhersehbaren Charakter betont, z. B. Mavrodins «Mäna care scrie» (1994) (=Die Hand, die schreibt) trägt den Untertitel «Spre o poieticä a hazardului» (=Für eine Poietik des Zufalls), wobei der Zufall auf eine ungewollte Gedächtnisleistung zurückzuführen ist: «La créativité est une épiphanie, suscitée par la mémoire involontaire» [Mavrodin 1994: 26] Brown [1989: 24-

1 Es sei denn man rechnet Bereiche der Kogni-tionsforschung zur Kreativitätsforschung; und selbst da präfiguriert Spearmans Darstellung der Speicherung von Erlebnissen als einem dynamischen Prozess, bei dem einzelne Szenenelemente losgelöst von der ursprüngliche Erfahrung zu kreativen Assoziationen und neuen Szenen führen können: «The final act must be assigned to the third neogenetic process; that of displacing a relation from the ideas which were its original fundaments to another idea, and hereby generating the further idea which is correlative to the past named, and which may be entirely novel» . [Spearman 1931: 83].

25] führt eine Reihe von Autoren an, die diesen Standpunkt vertreten:

«With reference to originality ... there is an active turn, a profuseness of energy, put forth in trials of all kinds on the chance of making lucky hits» (Alexander Bain); «le principe de l'invention est le hasard» (Souriaux); the title of a major address by Ernst Mach, «On the Part Played by Accident in Invention and Discovery».

Brown [1989: 5] zitiert auch Henri Poincaré, der erklärt wie er, zur kreativen Illumination gelangt ist, auf den ersten Blick ein Zufall, bei genauerem Hinsehen jedoch, auch das Ergebnis einer langen Vorbereitungsphase, in der bewusst, mit logischem Denken, nach Lösungen gesucht wurde. Ähnlich sieht es Louis Pasteur, wenn er sagt: «Le hasard favorise seulement l'esprit préparé»2.

Austin (1978) fasst die verschiedenen Auffassungen von auf Zufall zurückzuführende Kreativität zusammen, indem er vier Sorten von zufallsbedingter Kreativität unterscheidet: 1) unter «chance I» versteht er den blinden Zufall «blind luck», der jedem Menschen zustoßen kann und der nicht auf eine besondere Fähigkeit dieses Menschen zurückzuführen ist; 2) «chance II» hängt von der Neugier des Individuums ab und von der Hartnäckigkeit mit der es eine Untersuchungen vorantreibt (jemand der sich für das Leben von Mücken interessiert und ihre Gewohnheiten studiert, hat mehr Chancen etwas Interessantes an Ihnen zu entdecken als jemand der nur lästige Stechfliegen in ihnen sieht, die man zerdrücken sollte); 3) «chance III» führt zu Kreativität bei Personen, die auf einem Gebiet über fundierte Kenntnisse verfügen, die bei den meisten Menschen nicht vorhanden sind. (die Entdeckung von Pierre und Marie Curie war auf ihre Kenntnisse im Bereich Radioaktivität zurückzuführen; dies ist auch die Art von Kreativität an die Louis Pasteur in obigem Zitat denkt); 4) «chance IV» hängt vom besonderen und vielleicht einzigartigen Stil des betroffenen Individuums ab.

3.2 Kreativität als Ergebnis von assoziativen Verkettungen

Ein zweiter Ansatz, stellt vor allem den assoziativen Charakter des kreativen Prozesses in den Vordergrund. Wir finden ihn bereits bei Spearman (1931), der von einem «aktiven» Gedächtnis spricht, welches Beziehungen zwischen unseren Erlebniselementen herstellt (Spearman 1931: 24): «hereby generating the further idea which is correlative to the past named, and which may be entirely novel hereby generating the further idea

2 zitiert nach Hayes [1989: 136]

which is correlative to the past named, and which may be entirely novel» [Spearman 1931: 83]. Heutzutage wird dieser Ansatz von Mednick (1962) vertreten, der die RATs (Remote associations Tests) entwickelt hat, um das Kreativitätspotential eines Individuums zu messen.

Hierher gehören natürlich auch das oben beschriebene «chaining» von Lakoff (1987) und Lakoff/Johnson (1980). Last, but not least, darf in diesem «Einstein-Jahr» auch Einsteins (wie bei Einstein nicht verwunderlich) provokativ formulierte Erkenntnis, dass «Kreativität» nichts weiter als eine «Verknüpfung von Assoziationen» sei, unerwähnt blieben.

3.3. Kreativität als «problem solving activity» (Guilford)

Ein dritter Ansatz, stellt vor allem die Funktion von Kreativität als Problemlösungsverfahren in den Vordergrund. Die oben von Henri Poincaré gegebene Beschreibung zeigt eindeutig, dass sich kreatives Verhalten entwickelt nachdem die Ressourcen logischen Denkens, bei dem Versuch ein Problem zu lösen, erschöpft sind. Guilford macht diese Beobachtung zum Gegenstand seiner Forschung: Kreativität ist für ihn eine «problem solving activity». Diese Aktivität basiert auf dem divergentem Denken («divergent thinking» [Guilford 1975: 40], das er dem «convergent thinking» entgegenstellt, De Bono [1970: 42 ff.] benutzt dafür die Termini «lateral thinking» und «vertical thinking»

Im Gegensatz zu Poincaré sehen diese Forscher jedoch Kreativität nicht als eine unbewusste Tätigkeit, sondern als ein Verfahren, dass man durch Instrumentalisierung dieses divergenten bzw. lateralen Denkens auslösen kann. In seinen Büchern zum kreativen Denken liefert de Bono zahlreiche überzeugende Beispiele. Sie beruhen alle auf Fokusverlagerungen - de Bono spricht von «rotation of attention» und stehen somit in engem Zusammenhang mit Ronald Langackers «figure/ ground alignment».

Diese «attention» ist für den Kreativitätsforscher etwas Fundamentales. So widmet ihr Brodbeck [1999: 58-67] ein ganzes Kapitel unter dem Titel «Achtsamkeit», wobei er zwischen Aufmerksamkeit, einer Gehirnaktivität, und Achtsamkeit, unterscheidet, wobei letztere eine Aktivität unseres gesamten Körpers impliziert [Brodbeck 1999: 358, Anm. 111], ein Begriff, der sich wie ein roter Faden durch modernes Denken auch außerhalb der Kreativitätstheorien zieht, und der in Heideggers Ontologie [cf. Heidegger, Parmenides, GA Bd. 54: 4] eine

ebenso bedeutende Rolle spielt wie in Stolzes Übersetzungstheorie, wenn sie von der Leibhaftigkeit, d. h. der Beteiligung des Übersetzers mit seinem ganzen Wesen am Verstehens- und Produktions-prozess des Übersetzens spricht [Stolze 2003: 112 ff.]. Die Einbettung dieses Terminus in verschieden moderne Denkansätze stellt eine zusätzliche Legitimation dar.

Im Rahmen unserer Untersuchungen zum Stand der Kreativitätsforschung hat sich die Feststellung herauskristallisiert, dass dieser dritte Ansatz einer Konzeption von Kreativität, als «problem solving activity», im Sinne Guilfords, für den Übersetzer relevant ist.

Zusammenfassend kann man sagen, dass in Hinblick auf unsre Zielsetzung - nämlich die Legitimierung von kreativen Lösungen im übersetzerischen Handeln - der Forschungsstand in diesen drei Domänen ein Niveau erreicht hat, dessen Ergebnisse sich in ihrer Komplementarität gegenseitig bestätigen könnten und eine gemeinsame Betrachtung geradezu herausfordern.

1. Die Übersetzungswissenschaft hat sich von der Illusion der ein für allemal endgültigen «Musterübersetzung» gelöst und ist mit dem neo-hermeneutischen Ansatz - unter Einbezug der Subjektivität des Übersetzers - zu einer realistischen Vision des Übersetzungsprozesses gelangt, bei der die «Intersubjektive Nachvollziehbarkeit» von Problemlösungen als Evaluationskriterium fungiert.

2. Die Erkenntnisse der Hermeneutiker sind jedoch heuristischer Natur und entbehren jeglicher empirischer Grundlage (Gadamer hat selbst die mangelnde wissenschaftliche Erhärtung des von ihm eingeführten Begriffs der Horizontverschmelzung beklagt). Die Kognitionsforschung liefert wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse bezüglich der Behauptungen der Hermeneutiker.

3. Die Kreativitätsforschung - unter dem Blickwinkel des Übersetzers als Problemlösungsverfahren verstanden - ruft zu einer Instrumentalisierung kognitivistischer Erkenntnisse, im Sinne einer Bereitstellung von kreativen Verhaltensmustern, auf, die den bisher ausgeklammerten - jedoch so fundamentalen - Faktor Intuition und Kreativität in die Übersetzerausbildung mit einbeziehen. Kreatives Verhalten ist erlernbar!

EIN FORSCHUNGSDESIDERAT:

Die Zusammenführung dieser drei Forschungsstränge ist somit ein dem Forschungsstand gemäßes Forschungsdesiderat. Insbesondere scheint in diesem Rahmen die Untersuchung des

Erklärungspotentials, das die Kognitionsforschung im Dienste des neuen Evaluationskriterium der

Intersubjektiven Nachvollziehbarkeit liefern kann.

Thesen

Aus dem bisher dargestellten lassen sich auch die mit diesem Forschungsdesiderat verbundenen Thesen aufstellen:

1) Kognitivistische Erkenntnisse liefern empirische Erklärungsmuster für hermeneutische Behauptungen heuristischer Natur

2) Kognitivistische Erkenntnnisse liefern ein neues Evaluationskriterium für übersetzerische Leistung

Dass es sich bei dieser Thematik um ein dringendes Forschungsdesiderat handelt geht aus zahlreichen Belegstellen in der neuesten Fachliteratur hervor. Nennen wir einige Beispiele:

Ad 1 (Kognitivistische Erkenntnisse liefern empirische Erklärungsmuster für hermeneutische Behauptungen heuristischer Natur):

Wenn die wohl autorisierteste Vertreterin des hermeneutischen Ansatzes in der Übersetzungswissenschaft, Radegundis STOLZE [2003: 38], feststellt, dass die «Kognitionsforschung einschließlich der kognitiven Linguistik weitgehend die hermeneutische Tradition ignoriert» und die Frage stellt «ob es bei unvoreingenommener Sicht der Dinge nicht doch Gemeinsamkeiten zwischen beiden Bereichen [Hermeneutik und Kognitionsforschung] gibt» [Stolze 2003: 38], um zum Schluss zu kommen, dass «in jüngster Zeit nämlich die kognitive Forschung vielfach Ergebnisse erbringt, welche die älteren Behauptungen der Hermeneutik bestätigen» [Stolze 2003: 38] ohne diese Behauptung näher auszuführen, so macht sie auf ein dringendes Forschungsdesiderat aufmerksam. Dies zu Anfang ihres jüngsten Werkes. Wenn sie zu Ende dieses Werkes, nach ca. Dreihundert Seiten, in der «Zusammenfasssung der Ergebnisse», über diese Feststellung leider nicht hinauskommt, sondern nur allgemein wiederholt: «Überhaupt liefert die kognitive Linguistik heute Erklärungen für das, was die sprachphilosophische Hermeneutik - freilich in metaphorischer Weise Ausdrucksweise - schon früher gesagt hat» [Stolze 2003: 302], ohne im Zwischenraum den geringsten Versuch angestellt zu haben, die engen, sich ergänzenden Beziehungen zwischen Hermeneutik und Kognitions-wissenschaft zu erläutern und somit das eingangs formulierte Forschungsdesiderat befriedigen, so unterstreicht dies nur noch die Dringlichkeit mit der diese Beziehungen erforscht werden müssen.

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Auch die Begründerin der rumänischen Poietik, die ebenfalls hermeneutischem Gedankengut verpflichtete Irina MAVRODIN, die sich mit der Erforschung kreativer Prozesse allgemein befasst, erklärt implizit die Erforschung dieser Beziehungen zum Forschungsdesiderat, wenn sie jedes literarische Werk als das Ergebnis eines «spezifischen Assoziationsmechanismus» [1982: 137] versteht und im Verständnis der diese assoziativen Verkettungen auslösenden Faktoren den Schlüssel zum grundlegenden Verständnis von Kreativität sieht1, was ihr jedoch als eine schier unüberwindliche Schwierigkeit. erscheint («dificultatea majorü»)2.

Ihr Bedauern über unser mangelndes Verständnis vom Zustandekommen dieser assoziativen Verkettungen entspricht jedoch nicht mehr dem Stand der Forschung, denn genau dieses Zustandekommen untersuchen Kognitivisten wie z. B. Lakoff (1987).

Desgleichen macht RISKU (1998) auf die Zusammenhänge zwischen Hermeneutik und Kognitivismus aufmerksam und fordert eine eingehendere Untersuchung dieser Zusammenhänge als Forschungsdesiderat, wobei sie selbst leider in keiner Weise empirische Daten vorlegt. und bei theoretischen, wenn auch äußerst subtilen Ausführungen bleibt. Wie Chi, Feltovich & Glaser [1981: 137] erscheint auch Risku «das prozedurale Wissen über die Anwendbarkeit von Handlungsstrategien essentiell für die Problemlösungskompetenz» und fordert zur «Besprechung bzw. Durchführung konkreter

1 « Orice operä literarä este o constructie care se face din aproape in aproape, in virtutea unui mecanism asociativ specific, ce functioneazä simultan la toate nivelurile textului [...] Dificultatea majorä ramme insä urmätoarea : definirea, la nivel poietic, a acelor legi specifice in functie de care se organizeazä lantul sem-nificant pe care poetul (artistul) il ascultä in practica insä^i a scriiturii sale. A le defini ar reveni, in fond, la a defini insu^i modul de a functiona al impersonalitätii poetice, descrisä mai curind pinä aici de noi in modul ei de a fi ». (Unsere Übers.: Jedes literarische Werk ist eine Konstruktion, die sich auf Grund eines spezifischen auf allen Textebenen gleichzeitig wirkenden Assoziationsmechanismus Schritt für Schritt aufbaut [. ]. Es bleibt jedoch folgende Hautpschwierigkeit bestehen: Auf poietischer Ebene die spezifischen Regeln definieren, die zu den bedeutungsträchtigen [assoziativen] Verkettungen führen, denen der Poet (der Künstler) in der Praxis seines dichterischen Schaffens gehorcht. Sie definieren würde bedeuten das Funktionieren der poetischen Impersonalisierung selbst zu definieren, die wir bisher immer nur in ihrem Daseinsmodus beschreiben konnten.). Diese «poetische Impersonalisierung» ist für Mavrodin die Voraussetzung und der erste Schritt zur Kreativität.

2 Das war 1982. Inzwischen konnten wir Frau Mavrodin von der Pertinenz des kognitivistischen Erklärungs-potentialüberzeugen, und wir arbeiten gemeinsam in zwei parallel laufenden Arbeitsgruppen an der Universität Bielefeld und an unserer Partneruniversität Craiova an diesem Projekt.

Problemlösungsprozesse» auf [Risku 1998: 110], ohne jedoch selbst Hand ans Zeug zu legen.

Genau dies wird in vorliegendem Projektantrag getan: es liegen konkrete Problemlösungsprozesse vor, die im Lichte kognitivistischer Erkenntnisse analysiert werden sollen, um auf ihre Allgemeingültigkeit hin überprüft zu werden.

Auch ZYBATOV (1998) weist auf die Bedeutung kognitivistischer Erkenntnisse für den Übersetzungswissenschaftler hin. Wer sich jedoch von seinem Aufsatz mit dem vielversprechenden Titel: «Was bringt die kognitive Linguistik dem Übersetzer?» [Zybatow 1998] die Erfüllung dieses vielfach geäußerten Forschungsdesiderats erhofft wird zutiefst enttäuscht. Zybatow greift lediglich die von Dobrovolsky intiierte Idee eines Wörterbuchs von assoziativen Clusters wieder auf, das dem Übersetzer das Auffinden assoziativ verwandter Phraseologismen erleichtern sollte.1

Doch der Kognitivismus «bringt» weit mehr: Er liefert empirische Erklärungsmuster für die heuristischen Aussagen philosophischen Ursprungs der Hermeneutiker!

Ad 2 (Kognitivistische Erkenntnnisse liefern ein neues Evaluationskriterium für übersetzerische Leistung):

Dass es sich hierbei um ein intrinsisch entwicklungsbedingtes Forschungsdesiderat handelt, geht, wie oben gezeigt, aus dem heutigen Stand der Übersetzungswissenschaft hervor. Im Laufe der oben kurz skizzierten Entwicklung2 und unter dem Einfluss kognitivistischer Gedankengänge hat sich die Übersetzungswissenschaft von der Vorstellung eines objektiven Evaluationskriteriums gelöst und ist auf der Suche nach neuen Evaluationskriterien. Dass ein derartiges Bedürfnis nach Evaluationskriterien besteht, geht sowohl aus theoretischen Überlegungen [vgl. z. B. Pym 1992: 153], Robinson 1997: 204] als auch aus dem Verhalten der Praktiker, wie es sich in unseren Korpora wiederholt manifestiert, hervor. Um vor sich selbst, wie auch gegenüber seinem Verleger3, bzw. als Didaktiker gegenüber seinen

1 Diese Idee ist allerdings nicht so revolutionär wie sie in genanntem Artikel dargestellt wird, sondern hat in der französischen Lexikographie schon seit langem unter der bescheideneren Formulierung von «Dictionnaire des idées suggérées par les mots» ihren Niederschlag gefunden.

2 Ausführlichere Darstellungen in Stefanink 2000, 2001, 2002, 2003b.

3 Dies geht auch aus einem von mir mit der deutschen Asterix-Übersetzerin geführtem Interview hervor, die auf meine Kreativität bemängelnde Kritik an einigen Stellen, die im Gegensatz zur äußerst kreativen Gesamtübersetzung standen, auf Korrekturen des deutschen Verlagslektors verwies (was sich

Auszubil-denden, Rechnung abzulegen bedarf der Übersetzer, bzw. der Übersetzungsdidaktiker derartiger Evalua-tionskriterien, jedoch nicht in Form von «Rechtfer-tigungsmechanismen», wie Risku [1998: 220] derar-tige heteroklitische Rechtfertigungsversuche nennt [vgl. auch die «Übersetzungsmaximen» bei Krings 1986], sondern in Form von zusammenhängenden theoretisch fundierten Überlegungen, wie sie der Kognitivismus zur Verfügung stellt.

Lakoff und Johnson (1980), so wie Lakoff (1987) haben auf den «Myth of Occidental Objectivism» aufmerksam gemacht und festgestellt, dass der Mensch in seinen Wahrnehmungen zwar stets kategorisiert, dass aber die von den Struktu-ralisten aufgestellten semantischen Kategorien in keiner Weise dem tatsächlichen Wahrnehmungs-prozess von Sinn und Welt durch den Menschen entsprechen. Sinn wird nicht über ein logisch strukturiertes Semgitter pertinenter Merkmale erfasst, wie die Strukturalisten vermuteten, sondern über ein assoziativ strukturiertes Netzwerk.

Diese Erkenntnis gestattet uns auch den Begriff «Theorie» für den Übersetzungswissenschaftler im Sinne von Ballard neu zu definieren; Ballard besinnt sich auf die griechische Etymologie von Theoria, bei der das Beobachten im Vordergrund steht:

Le terme «théorie» vient du grec theôria, qui signifie : «action de voir, puis action de voir

un spectacle», Théoriser c'est d'abord être capable de fixer son regard et avec lui son

attention et sa conscience sur un objet et d'être capable de s'étonner, de l'observer de le

décrire, bref, d'en donner une représentation [Ballard 1996: 47].

Was den strukturalistischen Ansatz in der Übersetzungswissenschaft und seiner Suche nach einem objektiven Regelwerk - mit dem Anspruch der Voraussagbarkeit übersetzerischer Ergebnisse im Sinne von Poppers Theoriebegriff - entkräftet. Den Gnadenstoß erhielt die strukturelle Semantik von den Prototypensemantikern. Rosch (1973) lehrt uns, dass die kategorialen Abgrenzungen nicht so klar definiert sind wie der Strukturalismus behauptete. Die kategorialen Ränder sind unscharf («fuzzy edges»), was dazu führt, dass sie auch permissiv sind und dass somit assoziativ von einer in die andere Kategorie übergegangen werden kann.

Genau dieses assoziative Transzendieren katego-rialer Grenzen vollzieht sich im Gehirn des Übersetzers, wenn er nach kreativen Lösungen für seine Über-

leicht durch mangelnde Empathie auf Grund geringerer Vertrautheit mit dem Text erklären lässt).

setzungsprobleme sucht. Im vorliegenden Projekt soll untersucht werden, wie dieser Prozess vor sich geht und inwieweit derartige Prozesse im Rahmen einer Übersetzungsdidaktik gefördert werden können.

Parallel zu diesen psycholinguistischen Erkenntnissen haben sich Konnektionisten, wie Schade (1992) mit den neurophysiologischen Grundlagen unserer Denkstrukturen befasst. Sie haben aufgezeigt, wie rekurrente Erfahrungen unseres Alltags privilegiert Neuronenbahnen aktivieren, über welche ähnliche Erfahrungen bereits registriert worden sind. Die privilegierte Aktivierung (im angelsächsischen Sprachgebrauch «firing») einiger Neuronenbahnen führt dazu, dass diese sich immer stärker herausbilden und dadurch auch immer mehr Anziehungspotential für neue Erfahrungen bieten, die ähnliche Merkmale aufweisen. Im Laufe derartiger Prozesse festigens ich diese Neuronenbahnen: Die Konnektionisten sprechen dann von Engrammen.

WAS BEDEUTET DIES FÜR DEN ÜBERSETZUNGSWISSENSCHAFTLER?

Dem Übersetzungswissenschaftler liefert diese Erkenntnis eine empirische wissenschaftlich fundierte Erklärung für die Verschiedenartigkeit der assoziativen Verkettungsmuster von Kultur zu Kultur. Diese Verschiedenartigkeit der assoziativen Verkettungsmuster beruht auf der Verschiedenar-tigkeit der engrammatischen Strukturen, welche ihrerseits durch die Verschiedenartigkeit der Alltagserfahrungen in den verschiedenen Kulturen bedingt ist. In der lexikalischen Struktur eine Sprache manifestieren sich derartige engrammatische Strukturen dann häufig durch entsprechende Lexikalisierungen.

Ein Beispiel:

Ein Laie dem man die Übersetzung von «potty chair» durch «Windelwechseln» bzw. «Kind» oder «Fläschen geben» vorlegt, wird auf den ersten Blick ohne zu zögern von «Verrat» sprechen («Traduttore -traditore!»). Desgelichen würde ein übersetzungswissenschaftlich unerfahrener Fremdsprachenlehrer ein lexikalisches Defizit diagnostizieren: Der Schüler wusste nicht wie man potty chair übersetzt und hat Ersatzlösungen gefunden!

Und dennoch handelt es sich um kreative Lösungen, deren Erklärung und Rechtfertigung durch die kognitiven Assoziationsmuster geliefert werden!

Es handelt sich um den Satz:

«Such nuances quickly dropped away as baby-boomer couples found quality time an immense help

in juggling two careers and a potty chair» [Newsweek., May 1997, S. 43].

aus einem Artikel, in dem der Konflikt zwischen Beruf und Kindeserziehung beschrieben wird, wenn beide Eltern beruflich tätig sind.

Das Satzende wurde auf zweierlei Weise erfolgreich übersetzt:

a) ... Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen

b) ... zwei Karrieren und Windelwechseln unter einen Hut zu bringen.

Unser gesprächsanalytischer Korpus hat uns gezeigt, dass bei einem Übersetzungsproblem meist visualisiert wird, was sich leicht durch die «Scenes and frames »-theorie von Fillmore (1977) erklären lässt. In der ersten Übersetzung wurde potty chair (Kindertöpfchen) durch Kind wiedergegeben. Man kann Kind hier wohl ohne weiteres als semantische Ellipse für Kindererziehung betrachten. Kindererziehung wäre dann der Rahmen für eine Szene, die aus sehr vielen Elementen besteht, z. B. «Kind füttern», «mit ihm reden», «mit ihm spielen», «es im Kinderwagen spazieren fahren», «seine Windeln wechseln», «es aufs Töpfchen setzen», «es ins Bett bringen», usw.

Im vorliegendem Fall haben die Informanten zunächst die «scene» «Kinderpflege» visualisiert, und zwar auf Grund eines in der ausgangsprachlichen Kultur und Sprache stellvertretenden proeminenten Elementes dieser Szene, nämlich dem lexikalisierten «potty chair», eine Wahrnehmung, für die Ronald Langacker mit seinem «figure ground alignment» eine plausible Erklärung liefert. Der Übersetzer, der mit «Windelwechseln» übersetzt, vollzieht keinen «Verrat» am Ausgangstext, sondern ersetzt, beim Übergang in zielkulturelles Empfinden und zielkulturelle Assoziationsstrukturen, intuitiv, ein in der Ausgangssprache proeminentes Elemnt der Szene Kinderpflege durch ein in der Zielsprache, auf Grund anderer assoziativer Strukturen anderes proemeni-nentes Element.

Möge dieses vereinfachte Erklärungsmuster vorläufig zumindest aufzeigen, in welche Richtung unsere Untersuchungen sich entwickeln sollen. Unser Korpus weist eine ganze Reihe komplexerer prozessualer Vorgänge auf, deren Komplexität sicher auch komplexere Erklärungsmuster erfordern werden. Dies soll Gegenstand unserer Forschung sein.

Dass es sich hierbei um ein dringendes Forschungsdesiderat handelt, geht aus unserem Korpus

hervor, dessen Analyse einen akuten Bedarf an Evaluationskriterien erkennen lässt. Nach dem Verlust objektiver Bewertungskriterien, wie Semanalyse, übersetzungs- bzw übersetzerrelevanter Textanalyse, Äquivalenz von Textelementen, usw., haben wir - in Anlehnug an das Kriterium der (Akzeptanz» [cf. z. B. Brodbeck 1999] in der Kreativitätsforschung, so wie der interindivi-duellen.... im Konstruktivismus - den Begriff der «intersubjektiven Nachvollziehbarkeit» eingeführt [Stefanink 1997; von Gerzymisch-Arbogast/ Mudersbach 1998 als «interindividuelle Nachvollziehbarkeit» übernommen].

So wie eines der Kriterien für die Anerkennung eines kreativen Produkts die Akzeptanz durch die kulturelle Gemeinschaft ist, für die es gedacht ist [Brodbeck 1999]1, so muss der Übersetzer die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit eines kreativen Problemlösungsversuchs anbieten können, wobei wir uns auf Guilfords (1950, 1970) Auffassung von Kreativität als «problem solving activity» stützen [ausführlich in Balacescu/Stefanink 2003]

Die Grundlagen für diese Nachvollziehbarkeit liefern die kognitivistischen Forschungsansätze, wie ansatzweise in Bäläcescu/Stefanink (2003) aufgezeigt wurde.

Es geht nicht darum Kreativität als einen Lehrstoff «einzutrichtern», sondern Kreativität fördernde Verhaltensweisen zu untersuchen und bewusst zu machen.

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1 In der angelsächsischen Literatur spricht man von

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Ioana BALACESCU (Universitaet Craiova/RO) Bernd STEFANINK (Universitaet Bielefeld/D)

COGNITIVISM, HERMENEUTICS, POETICS AND THEIR ROLE IN UNDERSTANDING TRANSLATION PROCESS

After the relative failure of machine translation and the analytical approaches that served it, the state of the art in these three domains points to a higher evaluation of the hermeneutic approaches, which are closer to the reality of professional translating. We think that bringing together the results of hermeneutical research and cognitivistic research will lead to a better understanding of what goes on in the mind of the translator and provide a scientific basis for the new evaluative criterion of «interindividual plausibility» [Stefanink 1997], which has become a necessity after the loss of analytical objectivity as quality assessment.

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