Научная статья на тему 'Zur Qualitat der deutschen Hochschulbildung'

Zur Qualitat der deutschen Hochschulbildung Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Hans Schieser

Critique and Ideals in Education Systems. „Liberal Arts- explained, and compared to „Multiversity-. Professionals and Functionaries. Competition in Education (Example in America) and the role of the State in Education. The European „Bologna Model- critically examined against the background of „Academic Freedom-. „Spirituality- as a mark of quality.

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Текст научной работы на тему «Zur Qualitat der deutschen Hochschulbildung»

Schieser Hans Die Situation des Kindes in den USA, in: C. Posch, Hrsg., Kinder im Mittelpunkt, Innsbruck, 1990, Vortrag zum Internationalen Sozialpädag. Symposium, 1990.

Schieser Hans Im Ringen um Wahrheit und Gerechtigkeit: "Theoria" und "christliche Intelligenz", in Im Ringen um die Wahrheit, Remigius Bäumer et al.Hrsg, Festschrift der Gustav-Siewerth-Akademie zum 70. Geburtstag von Prof.A.von Stockhausen, Bierbronnen: G.S.Akademie, 1997.

Schieser Hans Freedom and Creativity" ("CВOБOДA И KPEATMBHOCTb") in: Fernkonferenz der Staatlich Pädagogischen Universität Krasnojarsk, 22-27.Oktober 2005 (English & Russ).

Schieser Hans Das erfolgreichste pädagogische Modell des 20. Jahrhunderts: Die SOS-Kinderdörfer, in: T.B.Фypяeвa (ed.), COЦИAЛЬHAЯ PEAbRnKrÄ4™..." (Krasnojarsk: Pädag.Universität 2011) (Deutsch und Russisch).

c. ERIC Documents (Educational Resources Information Center; US Dept.of Educ.):

Schieser Hans Challenges of Educating Today's Youth: Entry - Retention - Graduation. Career & Vocational Guidance and Development". ED19 8269/CE 027841, 1981. Paper zum SESS Kongress in Los Angeles, 1979.

Schieser Hans Socialization of the Young Child: Successful Models and Principles, ED 19 2877/PS 011643, 1981), Paper zum XVI. Weltkongress der OMEP, Quebec, 1981.

Schieser Hans Basics and principles of Education in a Post-industrial Era" (# ED 271877, 1986; Paper zum Kongress Scholars and Educators in Hackensack NJ, 1985; veröffentlicht in Scholars and Educators, Vol.10/1-2, 1986.

d. Artikel:

Schieser Hans Returning to the Basics: But what is Basic? // Delphian Quarterly, Vol.62/Nr.3, Summer 1979/

Schieser Hans Polis and Paideia: Two Classic Ideals and Their Relevance Today// Delphian Quarterly, Vol.63/Nr.2, Spring 1980.

Schieser Hans Education and the Crisis of Culture// Listening Journal of Religion & Culture, Vol.18/2, 1983.

Schieser Hans Educating America's Labor Force to Meet a Global Competition // Training Today, February 1987.

Schieser Hans A New Age...: 1891 -- And One Hundred Years Later: 1991 -- (Rerum Novarum); Cardijn Newsletter, Nr.8/Winter 1990/91

УДК 81. -114.2 ББК 80

О КАЧЕСТВЕ СОВРЕМЕННОГО НЕМЕЦКОГО ВЫСШЕГО ОБРАЗОВАНИЯ

В статье рассматриваются такие понятия как «критика» и «идеал» в системе образования, значение классической модели «свободного искусства» и сравнение с современным университетским комплексом, роль профессионалов и функционеров, конкуренция в системе образования (на примере Америки) и роль государства, «Болонская модель» и «академическая свобода»,

качественный признак «духовность».

Ключевые слова: академическая свобода, «искусство либерализма», идеал образования, «Болонская модель», конкуренция в образовании, критика, профессия и функция, качество одной школы, духовность, государство и образование, преподаватели и студенты университета и университетский комплекс.

THE QUALITY OF GERMANY'S HIGHER EDUCATION, TODAY

Critique and Ideals in Education Systems. „Liberal Arts" explained, and compared to „Multiversity". Professionals and Functionaries. Competition in Education (Example in America) and the role of the State in Education. The European „Bologna Model" critically examined against the background of „Academic Freedom". „Spirituality" as a mark of quality.

Key words: Academic Freedom - „Bologna Modell" - Competition in Education - Critique -Ideals in Education - Liberal Arts Professionals versus Functionaries -Quality of a School - Spirituality - State and Education - University vs Multiversity.

ZUR QUALITÄT DER DEUTSCHEN HOCHSCHULBILDUNG

„Kritik" und „Ideal" im Bildungswesen. Bedeutung des klassischen Modells der „Sieben Freien Künste" und Vergleich mit der heutigen „Multiversität". „Profession" versus „Funktion" Konkurrenz im Bildungswesen (Beispiel Amerika) und die Rolle des Staats. Das „Bologna Modell" und „Akademische Freiheit". Qualitätsmerkmal „Spiritualität".

Schlüsselwörter: Academic Freedom - „Artes Liberales" - Bildungsideal -„Bologna Modell" - Konkurrenz im Bildungswesen - Kritik - Profession versus Funktion - Qualität einer Schule - Spiritualität - Staat und Bildung - Universitas vs Multiversität

Das Bildungswesen wurde schon immer, und überall, kritisiert, sowohl von den Eltern und den Studenten, als auch von den Pädagogen und Politikern. Bei der Kritik (das Wort kommt aus dem Griechischen Kpiai^ und bedeutet eigentlich „Vergleich") werden jeweils Ideale und die Wirklichkeit verglichen, und manchmal auch Vorschläge zu Verbesserungen, ja oft zu umwälzenden Veränderungen (Reformen und Revolutionen) aufgerufen.

Sokrates (469-399 vor Chr.) meinte, dass „ein Leben, das nicht kritisch betrachtet wird, nicht lebenswert" sei. Das gilt eigentlich auch für die Bildung, für Schulen und das Bildungswesen.

Vergleiche zu anderen Zeiten und Ländern waren schon immer befruchtend, genauso wie zu „Konkurrenten"1 Nur in totalitären System gibt es keine „Alternativen", und Kritik ist nicht erlaubt!

Wenn wir heute die deutsche Hochschulbildung „kritisch" betrachten, dann vergleichen wir die heutige Situation mit der Vergangenheit, als die deutschen

1 „Konkurrenz" von „concurrere" (Latein: con = „mit" und „contra"= gegen): Man kann das positiv sehen: jemand, der „mit-läuft", oder negativ: „gegen mich kämpft". Konkurrenz im Bildungswesen, wie in der Wirtschaft hat immer eine positive Wirkung.

Universitäten weltweit als Modell gesehen wurden. Dabei kommt man zu den Wurzeln und den Idealen, wie die Ideen der griechischen Klassik und den Begriffen der „Akademischen Freiheit" und der „Artes Liberales", (fälschlich oft „die 7 freien Künste" genannt), das klassische Bildungsideal, das in der abendländischen (= judaeo-hellenisch-römisch-christlichen) Kultur bis in unsere Zeit die Bildungsarbeit geprägt hat: 1

Es ist notwendig, hier zunächst diesen Begriff zu klären, weil er oft verfälscht und missverstanden wurde:

„Artes" bedeutet eigentlich nicht „Künste", sondern „typisch menschliche Aktivitäten". Die lateinische Sprache macht die Unterscheidung, ob eine Handlung vom Menschen ausgeführt wird, dann ist es „ars" (ars, artis), oder von einem Tier, oder einer Maschine, dann ist es „actus" (actus, actus). „Ars" - wenn der Mensch etwas tut --ist an sich „liberal", das heißt, es kann ohne Zwang und Notwendigkeit getan werden. Nur der Mensch kann zweckfrei („frei-willig") handeln, aber auch, wie das Tier, zweckvoll. Wir sind diese Sichtweise nicht mehr gewohnt, denn für uns sind alle unsere Tätigkeiten zweck-gebunden. Nur das Kind kann noch „spielen", aber selbst das wird oft nur als „Einübung in das Leben" gesehen.

Zum Beispiel: eine Fremdsprache zu lernen, dient für uns dem Zweck, dass wir sie sprechen, verstehen und lesen können. Sie einfach nur deswegen zu lernen, weil wir eine andere Sprache lernen können, kommt uns kaum in den Sinn, aber das ist der Sinn des „liberales" (frei).

Alle diese sieben „Artes" sind „typisch menschliche Aktivitäten", können also nur vom Menschen ausgeübt werden, und sind an sich „zweck-frei", auch wenn sie „zweck-voll" werden können:

Die „Sieben Artes Liberales" sind in zwei „Packungen" gefasst: das Trivium und das Quadrivium. Im Trivium (= Packung von Drei) ist es

* die Logica (von Xoyo^ = logos, das Wort): die Fähigkeit des Menschen zu sprechen, und zwar nicht nur eine Muttersprache, sondern sogar Fremdsprachen. Da haben Tiere auch eine „Sprache", aber es wird kaum ein Hund mit einer Katze „sprechen" können.

Was wir heute „Logik" nennen, ist nur noch die „logische" (= jedem verständliche) Struktur des Gesprochenen, Logica bedeutet jedoch die gesamte Sprach-Fähigkeit des Menschen.

* die Grammatica (von ypa^ov = grammon, das Geschriebene), die Fähigkeit, Gedanken und Worte aufzuschreiben. Dazu gehören die verschiedenen Schriften, die der Mensch entwickelte, lernen und benützen kann. Kein Tier wird etwas aufschreiben und für spätere Generationen bewahren können, das kann nur der Mensch.

* die Rhetorica (von p^xop =Rhetor, Sprecher), die Fähigkeit, beides (das gesprochene und geschriebene Wort) zu verwenden, zu „kommunizieren".

Schon in der Antike wurde kritisiert, dass die Rhetorik mißbraucht wurde, um Leute zu beeinflussen: Sokrates und Aristoteles nahmen es den Sophisten übel, dass

1 In Amerika sind es heute noch die „Liberal Arts"-Fächer an vielen Colleges und Universitäten, als Pflichtfächer für alle Studiengänge.

2 Wir benützen hier bewusst die lateinischen Bezeichnungen, weil sie präziser sind.

sie für ihre Arbeit (z.B. für ihren Unterricht) Geld verlangten. Damit wurden sie zu Sklaven, denn wer bezahlt wird, muss etwas dafür tun.

Genau so sind die vier anderen „Artes" (das sogenannte „Quadrivium") „zweckfrei": der Zugang des Menschen zu seiner Umwelt: wobei die „Umwelt" nicht nur die konkrete Wirklichkeit (Erde, Weltall); sondern auch die abstrakte Welt (Mathematik, Ästhetik) umfasst. Der Mensch kann die Wirklichkeit, in der er lebt, erkennen. Das ist Grund genug, zu wissen:

* die Geometria (von ^ yq, yso^ = die Erde), bedeutet nicht die „Geometrie" der Mathematik, sondern „alles was auf Erden geschieht": das sind alle Wissenschaften, die sich mit dem konkreten Geschehen auf dieser Erde „beschäftigen", also die Natur-und Humanwissenschaften.

* die Arithmetica (wir würden heute sagen: Mathematik), betrifft die abstrakte Welt der Zahlen. Nur der Mensch hat Zugang zu dieser „Welt".

* die Astronomia (eine ,Nomia" - von vo^o^ = Gesetz: in der Antike wusste man nur um die „Gesetzmäßigkeit" der Sternenwelt, heute müsste man sagen „Astrometria", da wir die Sternbahnen sogar „messen" können) war schon ganz zu Anfang umstritten. Das Wissen um das „Weltall" war den „Normalverbrauchern" nicht zugänglich. Nur den Priestern war diese „Arkan-wissenschaft"1 erlaubt. Es war wohl Sokrates, der als Erster wagte, öffentlich zu sagen, daß es keinen „arkanen" Bereich gibt, sondern jeder Mensch die Fähigkeit hat, und damit die Freiheit, alles zu erkunden. (Er mußte das mit dem Tod büßen).

* die Musica, die siebte der „Artes Liberales": Nicht nur die Musik ist damit gemeint, sondern auch alle „schönen" Aktivitäten, wie die Künste (Skulptur, Drama, Poesie, Malerkunst,), personifiziert durch die „Musen", und die Gymnastik (Darbietung und Übungen des schönen menschlichen Körpers ) - und - was wir heute kaum mehr im Bildungsprogramm haben: Etiquette („schönes und zivilisiertes Benehmen") und Kleidung („standesgemäße" Kleidung, mit der man sich identifiziert (z.B. den Beruf, und den „Ehestand" = ledig, verheiratet, verwitwet).

Wenn wir dieses „Modell" überblicken und mit dem heutigen „Bildungsplan" für

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unsere Jugend und Erwachsenen vergleichen, müssen wir zugeben, dass sowohl unsere Sekundarschulen (Gymnasien), als auch die Hochschulen (Universitäten) kaum mehr diesem Niveau entsprechen. Das hängt in erster Linie mit einem veränderten Menschenbild zusammen: war das klassische Ideal die „Person", die unabhängig von „Funktion" und „Position" einen Eigenwert hat, so ist es heute das „Individuum" mit seinen „brauchbaren" Fähigkeiten, das im Vordergrund steht.4

Die heutige deutsche Universität ist vom Staat abhängig und wird von Leuten gesteuert, die nicht immer „akademisch" interessiert sind. Das Prinzip der „akademischen Freiheit" würde vor allem den Einfluß der Politiker von vornherein

1 „Arkan" = (Latein „arcanum") geheim, nur für „Auserwählte" (kleroi) zugänglich

2 Gymnastik von yö^vo^ = nackt. Gymnasium ist die „Nackthalle", wo man die „Körperübungen" machte, die wir heute „Sport" nennen, aber nicht zur „Fitness" oder gar als Wettkampf, sondern einfach weil der Mensch das machen und sich daran erfreuen kann. (Heute noch im Englischen: gymnasium = Turnhalle)

3 Man muß wissen: das war nicht für Kinder gemeint, sondern für den erwachsenen und reifen Menschen. Lesen und Schreiben waren Grundvoraussetzungen für dieses Bildungsprogramm.

4 Zur Unterscheidung „Person" und „Individuum": siehe Jacques Maritain, The Person and the Common Good, (New York: Scribner's 1947)

ausschließen. Noch steht über dem Haupteingang mancher Universitäten „VERITATI" (= der Wahrheit gewidmet), aber es geht jetzt vielmehr um Berufs (aus)bildung. Die Zweckfreiheit der „Artes Liberales" ist längst aufgegeben, aber auch die akademische Freiheit ist eingeschränkt, wenn nicht vielfach verraten, wenn ideologische Einflüsse selbst in den Geisteswissenschaften „political correctness" fordern.

Die „Universitas" ist heute zur „Multiversitas" degeneriert, ja „degeneriert" (herabgesunken), nicht nur, weil sie ausschließlich der Berufs(aus)bildung dient, sondern in den Dienst von Ideologien und politischen Wünschen eingespannt ist. Das Modell eines Wilhelm von Humboldt (1767-1835) mit dem deutschen Gymnasium und der Universität, hatte einmal weltweit das Bildungswesen geprägt. Erst die totalitären Staaten (Sozialismus in all seinen Formen) haben mit ihren Ideologien -vor allem mit dem Unsinn der Gleichheit („Chancengleichheit") zu dieser Degeneration geführt.

Abgesehen von diesen Einflüssen, kann die Massenuniversität auch gar nicht mehr die „personale" Qualität halten. Die Massen-Universität macht das unmöglich. Wie soll auch ein „Doktorvater" gleichzeitig 20 Doktoranden betreuen? Oder, was soll ein „Seminar" noch bringen, wenn da 50 und sogar 100 Studenten sitzen? Auch der Numerus Clausus1 verhindert nicht, dass sich viele Studenten in einen Kurs einschreiben, und dann 300 in einem Hörsaal sitzen.

Mit dem sogenannten „Bologna-Modell" wird jetzt (seit 1999) den europäischen Universitäten eine Reglementierung auferlegt, die das Ende jeder „Akademischen Freiheit" bedeutet: Jede Fakultät muß jetzt - so wird es vom Staat (!) befohlen - die Studiengänge „akkreditieren" lassen, und zwar von Agenturen, die außerhalb der Universität „agieren". Dies brachte erhebliche Einwände von Seiten der Professoren, und einer (von der Universität Freiburg) gab 2009 sogar aus Protest seine Professur

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auf Der „Bologna Prozess" wurde indessen, trotz aller Warnungen von Fachleuten, von staatlicher Seite durchgesetzt. Damit wurden der Universität die bisher gültigen Ziele und die ideologischen Fundamente4 genommen und durch „quantifizierbare Werte" (Markt-Interessen, gesellschaftliche Bedürfnisse) ersetzt. Das Deutsche Grundgesetz „garantiert" (im Artikel 5:3) zwar „Forschungs- und Lehrfreiheit", aber darüber setzen sich die Bologna-Bürokraten einfach hinweg.

Es ginge über den Rahmen dieses Artikels hinaus, die anderen vielfältigen Probleme des deutschen Hochschulwesens zu beschreiben. Grundsätzlich ist jedoch festzustellen, daß der Mangel an „Konkurrenz" - private Universitäten als Alternativen, wie zB in Amerika, - und der Einfluß des Staats, weitgehend zum Niveauverlust beigetragen haben. Auch die „Zulieferer", d.h. die Gymnasien mit dem vereinfachten Abitur, bringen allerdings immer mehr Studenten, die nicht mehr die Voraussetzungen für ein qualifiziertes Studium haben.

1 Numerus Clausus = Begrenzung der Studentenzahl, die für einen Studiengang eingeführt wird.

2 Bologna Prozess: „Initiative zur Vereinheitlichung des bestehenden europäischen Hochschulbetriebs"; 1996 von 4 Europäischen Bildungsministern (Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien) entworfen und 1999 mit der „Bologna Erklärung" von 29 europäischen Bildungsminiatern unterzeichnet.

3 Prof.Dr. Marius Reiser, Universität Freiburg, protestierte gegen den „Verlust der akademischen Freiheit und der

Nivellierung der Studiengänge" durch den „Bologna Prozess", und wurde aus dem Beamtenverhältnis entlassen.

4 „ideologisch" hier im neutralen Sinn (= Ideale, leitende Ideen) gemeint.

Viele Studenten gehen ins Ausland (vorwiegend USA und Kanada), wo noch -vor allem an „privaten" Universitäten - echt studiert und geforscht werden kann, auch wenn dies mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Ein kurzer Blick dorthin ist notwendig: Ich war selber 25 Jahre in USA (Lehrstuhl für Theoretische Grundlagen der Bildungs- und Erziehungswissenschaften an der DePaul University in Chicago, die zur Zeit größte Private Universität in USA) und kenne die Verhältnisse. Es sind vor allem die privaten Colleges und Universitäten (mit manchen Ausnahmen auch staatliche), die zwar auch „berufs-orientiert" sind, aber in den Anforderungen immer noch die „Liberal Arts" voraussetzen (und anbieten). Darunter ist das Hillsdale College in Michigan zu erwähnen, das jede staatliche Unterstützung ablehnt, dabei aber ihr hohes akademische Niveau hält.1

Es stimmt nicht, dass diese privaten Universitäten, vor allem, wenn sie keinerlei staatliche Unterstützung (Steuergelder, Stipendien) annehmen, nur für Studenten aus reichen Familien zugänglich sind. Alle dieser Universitäten bekommen von Stiftungen (private und von Industrie-Firmen) viel Geld, die für Studenten mit guten Leistungen zur Verfügung stehen.

Diese Unterstützung kommt größtenteils von „Alumni" (= früheren Studenten), die ihrer „Alma Mater" damit Dankbarkeit zeigen. In Deutschland ist diese Art von Loyalität und Dankerweis überhaupt nicht bekannt. Ich selber wäre auch nie auf die Idee gekommen, der Universität Tübingen, wo ich einmal studierte, eine Spende zukommen zu lassen.

Die Qualität einer Schule, auch einer Universität, wird immer von der „Spritualität" der Lehrkräfte - und der Studenten - abhängen: ob diese ihre Tätigkeit als „Funktionäre", oder als „Professionelle" ausüben.

Das Wort „Professor" kommt von „profiteri", einem Lateinischen Wort (= bekennen), das nur in der „Deponens-Form" vorkommt (im Passiv, obwohl es als Aktiv verwendet wird). Das bedeutet, dass es sich um eine „Aktivität" handelt, in der ein „passives" Element enthalten ist: der Handelnde wird von innen „gedrängt", etwas zu sagen („bekennen"). So spricht der „Professionelle" von sich aus, er vermittelt seine Kenntnisse und seine Überzeugung, ja, auch seine Meinung, während der „Funktionär" nur einen Auftrag ausführt, und nach „Dienstanweisung" arbeitet.

Echte Professionalität ist nur möglich in Freiheit! Deshalb steht oder fällt eine Universität - und letztlich jede Schule! - mit der Akademischen Freiheit. Sie betrifft jedoch nicht nur die Lehrenden, sondern auch die Studierenden, indem sie „garantiert", dass man in Freiheit studieren kann. Dies erfordert wiederum eine „Spiritualität", also geistige Werte, ein „Ethos."2

So kann die „Qualität" letztlich nicht gemessen werden, sondern nur auf Grund der „Outcomes" (= „was da herauskommt") bewertet werden: eine Generation von Professionellen, mit einem „Berufs-Ethos", und echter Kompetenz, - oder ein „akademisches Proletariat".

Wenn man es so sieht, steht es schlecht mit Deutschlands „Intelligentsia": die Führungskräfte in Regierung, Wirtschaft und Industrie sind kaum mehr

1 Hillsdale College in Michigan (USA): www.hillsdale.edu

2 „Ethos" bedeutet nicht nur „Ethik" oder „Moral", sondern die „geistige" Grundlage eines verantwortungsvollen und menschen-würdigen Verhaltens.

„Professionelle", die von den Universitäten kommen, sondern fast ausschließlich „Funktionäre" --manche sogar ohne jede abgeschlossene Bildung oder Ausbildung. Ja, es wurden die Professionellen vielfach ausgebootet und durch „Apparatschiks" ersetzt. Die Ergebnisse kann man jeden Tag in den Medien erfahren: mangelnde Kompetenz, fragwürdiger Hintergrund und Bildung der meisten Politiker.

Thomas Jefferson (1743-1826; Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und 3. Präsident von USA) hat mehrmals gesagt: „Keine Gesellschaft kann ohne intellektuelle Aristokratie bestehen!" Das ist genau das Gegenteil zur Ideologie, die „Chancengleichheit" zum Leitmotiv hat.

In einer freien Gesellschaft soll und kann es keine gleichen Chancen für alle, sondern muss es eine unbegrenzte Zahl von Chancen für jeden geben. Es wäre Unsinn, einem Blinden die gleiche Chance zu geben, Pilot bei einer Fluglinie zu werden. Gewisse physische Voraussetzungen verschließen manchen Menschen einen solchen Beruf.

So hat auch die Universität nicht für alle die richtige Bildungsmöglichkeit, sondern für die „Aristoi" (= die Besten"). Wer das nicht einsieht und „jedem Student seinen Doktorhut" verspricht, hat den Anschluss an die Wirklichkeit verloren. Schon die herabgesetzten Anforderungen des Gymnasiums für das Abitur (= Voraussetzung und Qualifikation für das Universitäts-Studium) haben den Universitäten eine hohe Anzahl von Studenten beschert, die dort einfach überfordert sind. Die „EintrittsSchranken" sind inzwischen so niedrig gesetzt, dass praktisch jeder und jede zugelassen wird. Ausnahmen machen nur noch die Fakultäten, die einen „Numerus Clausus" einführten (Siehe oben: Fußnote 8).

Was sollen wir tun? Erstens: wir müssen aus der Vergangenheit und von anderen Ländern (vor allem USA) lernen, und zweitens: dem Staat seine Autorität über das gesamte Bildungswesen entziehen!

Der Staat hat in einer freien Gesellschaft kein Mandat in Bildungsfragen, sondern nur eine „sekundäre" Funktion (sekundär = an zweiter Stelle, und als Hilfe). Die primäre Autorität haben die Eltern bei den Schulen, und Professionelle bei den Universitäten! Der Staat wird ihnen helfen, indem er materielle Mittel zur Verfügung stellt, die auch für andere wichtige Institutionen in der Gesellschaft (Finanzen, Verkehr, Gesundheitswesen, Armee,) notwendig sind, sie müssen jedoch jeweils von „Fachleuten" (Ärzte im Gesundheitswesen, Generäle in der Armee, Professoren im Bildungswesen, etc.) geleitet und bei der Regierung entsprechend vertreten werden.

Das ist keine Utopie, sondern die Wirklichkeit, die sich in der Vergangenheit bei uns, und zur Zeit immer noch in Amerika, bewährt hat.

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