Научная статья на тему 'Kinder mit auditiven Verarbeitung – und Wahrnehmungsstörungen im Unterricht'

Kinder mit auditiven Verarbeitung – und Wahrnehmungsstörungen im Unterricht Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Текст научной работы на тему «Kinder mit auditiven Verarbeitung – und Wahrnehmungsstörungen im Unterricht»

Л. Хоппе

Дети с центральными нарушениями слухового восприятия

в процессе обучения

Kinder mit auditiven Verarbeitung - und Wahrnehmungsstörungen

im Unterricht

Seit einigen Jahren berichten immer mehr Lehrerinnen und Lehrer über einen zunehmend erschwerten Zugang einiger Schülerinnen und Schüler zum Lernen durch das nicht richtige Zuhören im Unterricht. Bei der Frage nach den Ursachen stößt man nicht selten auf Probleme des Hörens, der Verarb eitung und Wahrnehmung des Gehörten sowie des Verstehens von Sprache. Diese Kinder gehören mittlerweile zu einem festen Personenkreis der Hörgeschädigtenpädagogik.

Das Hören ist ein sehr komplexer Vorgang und nicht nur eine Leist ung des Ohres, sondern ganz entscheidend auch des Gehirns. „So paradox es nämlich klingt, wir hören gar nicht mit dem Ohr, auch wenn das Ohr den ersten S chritt des Hörvorgangs vollzieht. Hören ist nicht die Aufnahme von Schallereignissen durch das Innenohr, Hören ist die Ve rarbeitung und Aus wertung der S challereignisse durch das Gehir n. Um diese Auswertung zu ermöglichen, gibt der Hörnerv, die im Schallreiz enthaltene Informationen in eine m relativ einfachen Code an das Gehirn weiter. Spezialisier te Nervennetze verarbeiten dort diese Informationen und ermöglichen eine Schallanalyse, insbesondere Analyse von Sprache "(Klinke, 1998, S. 77, 93).

Die vielfältigen Leistungen des auditorischen Systems auf dem Weg vom Innenohr zum Gehirn werden auch als auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsfunktionen bezeichnet. Es gibt Bestrebungen, zwischen der auditven Verarbeitung und Wahrnehmung zu differenzieren (Nickisch et al., 2001; Ptok,2000). Unter der auditiven Verarbeitung versteht man die zentrale W eiterleitung von Nervenimpulsen zwischen Hörnerv und primärer Hörrinde. Die auditive Wahrnehmung ist dagegen die Verarbeitung der aus der zentralen Hörbahn kommenden Nervenimpulse in der Großhirnrinde bis zu den Sprachzentren.

Eine Auditive Verarbeitungs - und/oder Wahrnehmung sstörung (AVWS) liegt vor, wenn bei normalem Tonaudiogramm zentrale Prozesse des Hörens gestört sind. Zentrale Prozesse des Hörens ermöglichen u.a. die vorbewußte und bewußte Analyse, Differenzierung und Identifikation von Zeit-, Frequenz- und Intensitätsveränderungen akustischer und auditiv-sprachliche Signale sowie Prozesse der binauralen Interaktion (z. B. Geräuschlokal isation, Lateralisation , Störungsbefreiung, Summation) und der dichotischen Verarbeitung (vgl. Nickisch et al. , 2007).

Für die Feststellung von AVWS benötigt man eine exakte Diagnostik. Bei Annahme von AVWS muss unbedingt ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um eine periphere Hörstörung handelt. Dafür reicht in der Regel das Erstellen eines Tonaudiogramms. Kinder mit AVWS zeigen Auffälligkeiten im auditiven Bereich, obwohl das periphere Hörvermögen vollkommen unauffällig ist. Die Ursachen von AVWS liegen in ein er Dysfunktion afferenter und eff erenter Nervenbahnen un d synaptischer Verschaltungen im zentralen Anteil des auditorischen Systems.

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Da oft Überschneidungen von AV WS und dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) bzw. dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) zu beobachten sind, muss weiterhin ausgeschlossen werden, dass es sich um keine isolierte Hyperaktivität, keinen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sowie keine LeseRechtschreibeschwäche und / oder verzögerte Sprachentwicklung handelt.

Die Kinder und Jugendlichen mit AVWS fallen in der Schule, im Kindergarten oder zu Hause z.B. dadurch auf, dass

• in unruhiger Umgebung Sprache nur schwer verstanden wird

• die auditive Merkfähigkeit für mehrgliedrige Auftrage gestört ist

• das längere Zuhören (z.B. bei einer Geschichte) nicht gegeben ist

• Kinderlieder und Kinderreime nur schwer auswendig gelernt werden können

• der Fernseher sehr laut gestellt wird

• sie selbst sehr laut sind

• sie schnell ermüden

• sie sich durch akustische Reize schnell ablenken lassen

• sie verlangsamt auf Ansprache reagieren („der Groschen fällt langsam")

• klangähnliche Wörter im Diktat verwechselt werden

• sie sich oftmals an anderen Kindern orientieren

• ihr Blick bei Ansprache durch den Raum irrt und sie sich erst orientieren müssen.

Mögliche Auswirkungen von AVWS im Alltag

Weil diese Kinder akustische Signale mit Geräuschcharakter (Tongemische) wesentlich lauter als einzelne Töne und auch als wesentlich undifferenzierter empfinden, halten sie sich bei plötzlich auftretenden lauten Geräuschen die Ohren zu oder verlassen den Ort. In lauter Umgebung gelingt ihnen das dichotisc he (beidohrige) Hören nicht. Dies liegt vermutlich daran, dass die akustisch unterschiedlichen Signale, die auf die Ohren treffen, nicht getrennt voneinander verarbeitet werden können. Die Kinder hören entweder nur mit dem rechten oder nur mit dem linken Ohr oder links und rechts abwechselnd. Nie aber mit beiden Ohren gemeinsam. Sie „schalten" nach einer gewissen Zeit „ ab", bekommen Zusammenhänge nicht mehr mit und fragen häufig nach. Kinder mit Problemen der auditiven Auf merksamkeit können sich weder kurz- noch langfristig auf einen auditiven Re iz konzentrieren. Sie sc hweifen leicht ab, kö nnen dem Unterrichtsgeschehen nicht lange folgen und sind sehr unruhig. Bei Diskrimina-tions- störungen können auditive Reize nicht sicher voneinander getrennt werden. Probleme in der Lautdis krimination führen dazu, dass Kinder klan gähnliche Wörter verwechseln (Nuss - muss, den - dem, kriechen - Griechen). Sie müssen oftmals nachfragen und sich Sachzusammenhänge nicht selten aus dem Sinnzusammenhang erschließen. Die Leistungsfähigkeit lässt aus diesem Grund schon nach kurzer Zeit, z.B. nach wenigen Schulstunden, nach. Erwachsene sind jedoch meist in der Lage, aus einem Bruchteil eines Wortes oder einem Teil eines Satzes diese zu vervollständigen. Bei Kindern mit AVWS ist diese Fähigkeit der Kompensation in der Regel noch nicht so weit ausgeprägt.

AVWS werden auch in Zusammenhang mit häufig schlechteren schulischen Leistungen gebracht. Sprachentwicklung und Entwicklung der Schreibfähigkeit können zum Teil stark verzögert sein. Als Folge resultieren oft schulische, familiäre, intrapersonelle und soziale Probleme.

Welche Hilfen können Pädagoginnen und Pädagogen Kindern und Jugendlichen mit AVWS geben?

Eine gezielte Förderung und Un terstützung der auditive n Verarbeitung und Wahrnehmung in der Schule/Kita und im Elternhaus umfasst folgende Bereiche:

1.günstige Hörbedingungen schaffen

2.Lern- und Hörstrategien entwickeln

3. Auditive Teilleistungen fördern

1. In erster Linie sollten die äußeren Lernbedingungen für die Schüler möglichst reizarm und lärmarm organisiert werden. Dazu gehören: schallarmer Unterrichtsraum, ein ruhiger Sitz platz, ruhiger Nachbarschüler, Einhalten vo n Gesprächsregeln: z.B. „Eine/r spricht - die anderen hören zu", al le reden nacheinander. Günstig ist ein Einhalten eines Hintergrund-Geräuschpegels bis zu 30 dB, nicht darüber hinaus. In einem voll besetzten Klassenzimmer kann bisweilen ein Pegel bis zu m 85 dB (!) erreicht werden (Kiese-Himmel 2009,Krieger & Thorz 2011). Vor allem, wenn Störgeräusche hochfrequente Anteile haben, vermindern si e die S prachverständlichkeit, da haup t-sächlich hochfrequente Konsonanten, die leiser und nicht so leicht zu kombinieren wie die Vokale sind, die Sprachinformation liefern. Daher ist eine Eindämmung der hochfrequenten Störgeräusche besonders wichtig (vgl. Keilmann & Reutter 2014, S. 63).

2. Schülerinnen und Schüler mit AVWS benötigen genaue Planung der Abläufe und klare Unterrichtsstrukturen, präzise Arbeitsaufträge sowie Rituale, um sich gut an den Anforderungen zu orientieren und sich länger zu konzentrieren. Durch Visualisierung des Gehörten (Bilder, Gegenstände, Schrift), hinweisende Gesten, Lautgebärden sowie kurze Berührung und Herstellung des Blickkontaktes kann die Aufmerksamkeit des Kindes gesteigert werden. Empfehlenswert sind ebenso die Methode der Nachfragetechnik bzw. Wiederholen des Gehörten d urch die betreffenden Schüler/alle Schüler, um den Lernerfolg und die Konzentrati on zu steigern. Interes sante Hörangebote können das Kind zum Zuhören motivieren und das konzentrierte und genaue Hinhören unterstützen. Wichtig ist dabei auch, „Hörpausen" einzuhalten (Addelmann-Dippold et al 2012, S.11). Dabei können visuelle Marker, wie Lärm-Ampel, die Eieruhr, ein Symbol am Platz für „Ich arbeite jetzt in Ruhe" oder ein Wechsel des Sitzplatzes in eine ruhige Umgebung (z.B. Leseecke), nützlich sein. Kinder mit Schwierigkeiten in der auditiven Merkfähigkeit benötigen mehr Zeit, um neue Begriffe, Fachtermini, Fremdwörter und sprachliche Strukturen zu verinnerlichen. Deswegen sind auch häufige Wiederholungen notwendig.

3. Es müssen vielfältige Übungen zur Laut differenzierung (Analyse) und zum Zusammensetzen von Lauten und Lautverbindungen (Synthese) sowie einzelner Wortbruchstücke- und Lückensätze (Ergänzung ) angeboten werden. Durch Bewegungsspiele und - lieder sowie Reimwörter können die Rhythmus- und Klangmerkmale der Sprache in spielerischer Art hervorgehoben und automatisiert werden.

Technische Hilfen

Ein Hörgerät ist für Menschen mit AVWS keine unmittelbare Hilfe. Hilfsgeräte wie ein FM-System können jedoch einige Probleme erleichtern. Diese Funk-Systeme bestehen aus einem Mikrofon mit Sender und einen Empfänger, der an die Hörhilfe

angeschlossen wird oder in sie integriert ist. Der Schülerin/ dem Schüler wird die akustische Information des Mikrofonträgers verstärkt sowie paral lel gedämpfte Umgebungsgeräusche angeboten, so als ob der Sprechende direkt in das Ohr des Zuhörers sprechen wurde (Bogener 2009). Eine Infrarot- FM-Anlagen kann die Eingangssprache bis zu 15 Meter direkt und weniger störauffällig übermitteln (siehe unten).

Von der Firma Phonak wurde iSense Micro (links) und iSense Classic (rechts) als FM-Empfänger für Kinder e ntwickelt, die Schwierigkeiten haben, sich a uf die Sprache im Lärm zu konzentrieren und diese zu verstehen. Diese Kinder tragen keine Hörgeräte, leiden aber an AVWS, ADHS oder Autismus. Außerdem können auditive Trainingspro - gramme eingesetzt werden.

Die Population von Kindern mit AVWS weist ein großes Spektrum bezüglich der Erscheinungsbilder zentraler Verarbeitungs - und Wahrnehmungsteilleistungen auf. Daher benötigen diese Kinder auch ein breites, individuell angepasstes Angebot an didaktisch-methodischen Konzepten. Die pädagogischen Bezugspersonen dieser Schülerinnen und Schüler benötigen entsprechende Qualifizierungen und Kompetenzen. Besonders aktuell ist das Thema im Rahmen der inklusiven Bildung.

1. Adelmann-Dippold M., Jugert H., Lutz Ch. (2012): Zu-Hören will gelernt sein. Information und Angebote zur Förderung der auditiven Wahrnehmung. Hör-Sprachzentrum Heidelberg/Neckarmund

2. Bogener B. (2009): Hörtechnik für Pädagogen - Folge 9 FM-Systeme. In : HörgeschädigtenPädagogik ,63, S.28-34

3. Bohme G. (2008):Auditive Verarbeitungs - und Wahrnehmungsstörungen, Hans Huber Verlag, Bern

4. Burre A. ( 2006): Diagnose und Therapie auditiver Verarbeitungs - und Wahrnehmungsstörungen in der Praxis. Forum Logopädie, Heft 1(20)

5. Keilmann A., Reutter Cl. (2014) :Nutzung von FM-Anlagen durch hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler an Regelschulen in Rheinland-Pfalz, In : HörgeschädigtenPädagogik,68, H.2

6. Klinke R. (1998): Hören lernen: Die Notwendigkeit frühkindlicher Erfahrungen. In: A. Leonhardt : Ausbildung des Hörens - Erlernen des Sprechens, Luchterhand Verlag, Neuwied / Berlin

7. Lindauer M. (Hrsg.) Girardet U., Reul J., Rudat A.( 2009):Schülerinnen und Schüler mit Auditiven Verarbeitung - und Wahrnehmungsstörungen ( AVWS), Edition Bentheim, Würzburg

8. Nickisch M., Heber D., Burger-Gartner J. (2002): Auditive Verarbeitungs - und Wahrnehmungsstörungen bei Schulkindern. Diagnostik und Therapie.2.modermes lernen, Dortmund

Literatur

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