Научная статья на тему 'Editors’ dedicatory note'

Editors’ dedicatory note Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

CC BY
59
6
i Надоели баннеры? Вы всегда можете отключить рекламу.
Журнал
Philologia Classica
Scopus
ВАК
i Надоели баннеры? Вы всегда можете отключить рекламу.
iНе можете найти то, что вам нужно? Попробуйте сервис подбора литературы.
i Надоели баннеры? Вы всегда можете отключить рекламу.

Текст научной работы на тему «Editors’ dedicatory note»

I1I11I11I1JI11I1I11I1JI11I11I11I11I11I1JI11I11I11I1II11I1II11I11I1]

PHILOLOGIA CLASSICA

VOL. 13. FASC. 1. 2018

Editors' dedicatory note1

Lieber Georg,

anlässlich Ihres Geburtstags eine Lobrede nach allen Regeln der rhetorischen Kunst zu halten, beabsichtigen wir hier nicht. Denn Ihre Schüler und Kollegen in Trier wissen ja viel mehr über Ihre Leistungen als Lehrer und Forscher. Die Geschichte unseres Fachs jedoch wird anhand verschiedenster Zeugnisse geschrieben. Daher wird hoffentlich ein, wenn auch unvollkommenes, preisendes Wort Ihrer Freunde aus Sankt Petersburg für Ihr geschichtliches Bild nicht ohne Bedeutung sein, und das umso sicherer, als es nicht allein die Anerkennung Ihrer Verdienste, sondern auch Liebe bewegt.

Nur ganz kurz also über Ihre eindrucksvolle wissenschaftliche Laufbahn. Den Anfang kennzeichnet die bahnbrechende Studie „Theophrasts Methode in seinen botanischen Schriften" (Amsterdam 1985, eine Freiburger Dissertation von 1983 mit Wolfgang Kullmann als Doktorvater). Damals war die antike Biologie noch weitgehend unerforscht; die umfassende Botanik Theophrasts blieb von der altphilologischen Forschung beinahe unberührt. Sie haben überzeugend nachgewiesen, wie konsequent Theophrast das Verfahren seines großen Lehrers und Freundes in einem neuen Gebiet befolgte und weiterentwickelte. Insbesondere ist Ihnen der lakonische Beweis gelungen, dass De causis plantarum mit der Fragestellung von De generatione animalium übereinstimmt; ebenso einleuchtend ist Ihre Erklärung, warum sich für Theophrast ein botanisches Analogon zu De partibus animalium erübrigt hatte. Es war kein Zufall, dass zur gleichen Zeit W. W. Fortenbaugh in derselben renommierten Reihe „Studien zur antiken Philosophie" seine „Quellen zur Ethik Theophrasts" veröffentlichte. Dadurch wird der Anfang des internationalen Theophrast-Projekts markiert, welches zu den größten Errungenschaften der Altertumsforschung der Nachkriegszeit gehört, an das auch Ihre Arbeiten nicht selten anknüpften. Zu erwähnen sei bspw. das zusammen mit U. Eigler 1993 edierte De odoribus Theophrasts (möglicherweise ein Schlussteil von De caus. plant.) sowie die von Ihnen zusammen mit L. Zhmud aktualisierten Teile über den Peripatos in Hellmut Flashars Grundriss der Geschichte der [antiken] Philosophie. Auch die kommentierte Übersetzung von De coloribus (Aristoteles Werke 18 V), eines pseudoaristotelischen opusculum, das Sie, mit vorausschauender Vorsicht, nicht auf Theophrast, sondern eher auf Straton zurückführen, enthält vielerlei Hinweise zur Geschichte der Polymathie im frühen Peripatos.

1 The Editors of Philologia Classica are grateful to Alexander L. Verlinsky for expressing their feelings in this Dedicatory Note.

© St. Petersburg State University, 2018

Sie wandten sich — wie es in der Tradition der deutschen Philologie üblich ist — anschließend mehreren verschiedenen Themen zu. Kurz nach der Promotion erschien eine Reihe von Aufsätzen und Büchern, die von philologischer Akribie und wahrhaft humanistischer Interessenbreite zeugen. So präsentieren die umfangreichen „Studien zur Theorie der antiken Gesundheitslehre" (1990, Bamberger Habilitation von 1988) eine ausführliche Geschichte der medizinischen Diätetik von Homer bis Galen (!). Da die diätetischen Vorschriften mit den naturwissenschaftlichen Untersuchungen und ethischen Prinzipien, ja selbst mit den politischen Zielsetzungen der Antike eng verbunden sind, stellt dieses maßgebliche Werk einen Beitrag zum besseren Verständnis der antiken Welt in toto dar, oder eher — wie Sie selbst realistisch bemerken — zum Verständnis des Idealbildes dieser Welt, dessen Wirklichkeit für uns kaum greifbar ist.

Schon an diesem Buch lässt sich Ihr Profil nicht nur als vir Peripateticus, sondern auch als vir Homericus erkennen. Für einen Schüler von W. Kullmann ist die Frage nach der Historizität des Epos unausweichlich. Nicht aber auf den heftig debattierten Historismus der homerischen Darstellung, sondern auf ihren Realismus warfen Sie einen prüfenden Blick. In Ihrem Werk Telemachs Reise (1999) wird die literaturgeschichtliche Deutung durch weitreichende historisch-anthropologische Analyse der Vater-und-Sohn Thematik ergänzt und begründet. Dies führt zu folgenschweren, vor allem für die Diskussion über die Einheit der beiden homerischen Epen belangvollen Ergebnissen. Auch Ihr schönes kleines Oeuvre „Hypnos. Der Allbezwinger. Eine Studie zum literarischen Bild des Schlafes in der griechischen Antike" (Stuttgart 1995) muss in diesem, d. h. dem homerischen, Zusammenhang genannt werden. Ein Rezensent (P. Somville) äußert sich darüber treffend: „traité, qui n'est pas moins digne de l'école hippocratique que de Walter Otto ou de Wilamowitz".

Und last not least Ihr größtes Projekt — die Traditio Praesocratica. Als Auftakt dazu diente wohl das im Jahr 1993 erschienene, von der Fachwelt hoch geschätzte, den neukommentierten Anaximenes enthaltende Bändchen. Es wundert nicht, dass Sie dies auf die Idee gebracht hat, die vollständige Neuausgabe der Vorsokratiker in Angriff zu nehmen. Brauchte doch Diels-Kranz, wie viele bemerkten, dringend eine Erneuerung. Ihr Ziel war aber nicht, diese durch eine ähnlich konzipierte, auf Rekonstruktion abzielende Fassung zu ersetzen, sondern — wie Sie im Vorwort zu Ihrem Thales ausführen — „die aneignende Rezeption — die Wirkungsgeschichte, wie sie sich über die frühesten uns greifbaren Zeugnisse bis ins Spätmittelalter hinein darstellt" — zu beurkunden. Nun ist das Ihnen und Ihren Mitarbeitern ohne Abstriche gelungen. Die ersten Bände wurden vom wissenschaftlichen Publikum lobend aufgenommen. Es wurde ersichtlich, dass Sie mit Ihrem Thales (Berlin 2009) und Anaximander — Anaximenes (Berlin 2012, mit O. Owerwien) ein überaus nützliches tool of research zur Verfügung gestellt haben; für den in kurzer Zeit erscheinenden Xenophanes wird zweifelsohne dasselbe gelten. Aber nicht allein für die Erforschung der Rezeption erweisen sich diese Bände als überaus förderlich. Auch ein Forscher der Vorsokratiker sensu stricto findet in diesem Schatz viel Wertvolles. Es leuchtet ein, dass eine solche Sammlung für die künftige „rekonstruktive Auswahl" von primärer Bedeutung sein wird.

Neben hochwertigen Einzelschriften und Ausgaben verdient noch ein anderes Ihrer Geschöpfe eine lobende Erwähnung. Im Jahr 1988 haben Sie zusammen mit Klaus Döring den Arbeitskreis „Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption" gegründet, mit den jährlichen Juni-Tagungen zuerst in Bamberg, dann in Trier und in Mainz. Die blauen Hefte

Philologia Classica. 2018. Vol 13. Fasc. 1

7

der Akten-Veröffentlichungen (dazu kamen später die AKAN-Einzelschriften) sind heute weltberühmt. Dem zum internationalen wissenschaftsgeschichtlichen Forum gewachsenen Kreis ist, wie jeder Teilnehmer erfährt, eine phäakische Offenheit und Gastfreundlichkeit eigen. Die Fortdauer dieses anno currenti seinen dreißigsten Geburtstag feiernden Bundes ist bewundernswert. Möge es auch künftig ein Treffpunkt der Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Freunde aus der ganzen Welt sein!

Möge die Trierer Altphilologie, in welcher Literatur und Sprache, Philosophie und Wissenschaft so harmonisch zusammenleben wie vielleicht nirgends sonst, immer blühen! Möge auch das Haus von Elke und Georg blühen und gedeihen! Gäste aus verschiedenen Ländern, darunter immer auch die St. Petersburger Freunde, bewundern hier den prächtigen Garten, genießen die bezaubernde Malerei der Hausherrin und die Musik des Hausherrn; niemand missachtet die klugen, aus dem Tierheim von Elke und Georg aufgenommenen Tiere, die in diesem Haus wohnen. Das Humane belebt nicht nur die wissenschaftliche Arbeit von Georg Wöhrle, sondern auch die von ihm gebaute Trierer Welt. Möge diese Welt lange leben!

8

Philologia Classica. 2018. Vol. 13. Fasc. 1

i Надоели баннеры? Вы всегда можете отключить рекламу.