УДК 81-13
О. В. Байкова, О. Н. Обухова
Современная ситуация немецко-русского двуязычия старшего поколения русских немцев в Вятской области
В данной статье подробно анализируются основные этапы развития немецко-русского двуязычия, а также современное его состояние у российских немцев, проживающих на территории Кировской области. Кировская область выбрана неслучайно, так как российские немцы здесь не образуют замкнутой общности и не относятся к автохтонным этическим группам, а были депортированы в 1940-х годах XX века из Поволжья, Украины. В настоящее время в Кировской области проживает около 1400 российских немцев, которые играют немаловажную роль в развитии экономики, науки и образования региона. Этнические характеристики у данного населения сохраняются особо, при этом на процесс сохранения традиционного и появление инновационного в их культуре повлиял вынужденный характер переселения, то есть депортация. Этническая специфика еще продолжает сохраняться в какой-то мере в образе жизни, культуре, повседневности, однако особенно она проявляется в последнее время в сфере духовной культуры и самосознания.
Ключевые слова: российские немцы, немецко-русское двуязычие, вариативность языка O. W. Baikowa, O. N. Obuchowa
Die moderne deutsch-russische Zweisprachigkeitssituation der älteren Generation von Russlanddeutschen im Gebiet Wjatka
In diesem Beitrag werden die wichtigsten Entwicklungsstufen der deutsch-russischen Zweisprachigkeit von Russlanddeutschen im Gebiet Wjatka, sowie die kennzeichnenden Merkmale der modernen Zweisprachigkeitssituationder älteren Generation beschrieben. Das Gebiet Wjatka wurde von uns gewählt, weil die Russlanddeutschen in dieser Region keine geschlossene Gemeinschaft bilden und nicht zu den autochthonen ethischen Gruppen gehören, sondern sie wurden hierher in den 1940er Jahren des XX Jhs. aus der Wolga-Region, der Ukraine deportiert. Heutzutage gibt es im Gebiet Wjatka etwa 1400 Russlanddeutsche, die eine bedeutende Rolle in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung spielen. Das ist eine deutsche ethnische Minderheit mit eigener Geschichte, Kultur und Sprache; sie wird im Hinblick auf die Geschichte der Russlanddeutschen, ihre Demographie, ihre Stellung in der demographischen und soziolinguistischen Struktur der Region, sowie die Spezifika ihrer Umgangssprache erforscht. Ethnische Besonderheiten können wir an ihrer Lebensweise, Kultur und ihrem Alltagsleben ausmachen, vor allem aber an ihrem Geistesleben und ihrem Selbstbewusstsein. Ethnische Besonderheiten können wir an ihrer Lebensweise, Kultur, Sprache und ihrem Alltagsleben ausmachen, vor allem aber an ihrem Geistesleben und ihrem Selbstbewusstsein.
Schlüsselwörter: Russlanddeutsche, die deutsch-russische Zweisprachigkeit, die Sprachvarietäten.
Heutzutage gibt es im Gebiet Wjatka etwa 1400 Russlanddeutsche, die eine bedeutende Rolle in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung spielen. Das ist eine deutsche ethnische Minderheit mit eigener Geschichte, Kultur und Sprache; sie wird im Hinblick auf die Geschichte der Russlanddeutschen, ihre Demographie, ihre Stellung in der demographischen und soziolinguistischen Struktur der Region, sowie die Spezifika ihrer Umgangssprache erforscht. Ethnische Besonderheiten können wir an ihrer Lebensweise, Kultur, Sprache und ihrem Alltagsleben ausmachen, vor allem aber an ihrem Geistesleben und ihrem Selbstbewusstsein.
Die Archivierung und Erforschung der mündlichen Sprache von Russlanddeutschen hat in Wjatka bereits eine lange Tradition. Im Januar 1999, in Rahmen des wissenschaftlichen Projekts des Seminars für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum (Deutschland)
© Байкова О. В., Обухова О. Н., 2017
«Lautsprachlich-Basierte Linguistik», wurde in unserer Universität das Internationale Symposium «Akustischer Aspekt der linguistischen Forschungen», organisiert. Hier entstand der Plan, die Sprache von Russlanddeutschen, die im Gebiet Wjatka wohnen, zu erforschen, weil ihre Sprache ein Teil des sprachlichen Reichtums unserer Region, sowie ein Reichtum der deutschen Volkssprache darstellen.
Die initiierten Arbeiten erfassen vier Grundaspekte. Der demographische Aspekt erhebt statistische Angaben, die die Geographie der russlanddeutschen Siedlungen, die Zahl der Russlanddeutschen, deren Lebensalter und Abstammung betreffen. Der kulturelle Aspekt interpretiert die sprachlichen Äußerungen der Gewährspersonen inhaltlich und beobachtet ihre Geschichte, ihr ethnisches Bewusstsein, ihr Verhältnis zur ethnischen Nachbarschaft. Der soziolinguistische Aspekt analysiert «linguistische Biographien» der
Gewährspersonen sowie ihre Beherrschung der Muttersprache. Der linguistische Aspekt beschreibt sprachliche Einheiten, Phoneme, Morpheme, Redewendungen, Sätze, die unsere Gewährspersonen verwenden.
Die russlanddeutschen Dialekte in Wjatka sind kaum erforscht. Es gibt in den letzten 10 Jahren nur einige Untersuchungen (meine Untersuchungen und Untersuchungen von Julia Beresina), in denen die Besonderheiten des Lautsystems der oberdeutschen und niederdeutschen Dialekte in den Siedlungen So-simskij und Tschernigowskij des Landkreises Werch-nekamsk der Region Kirov dargestellt werden [1]. In meiner Dissertation mache ich einige wichtige sozio-linguistische Bemerkungen, zum Beispiel, dass sich die Gebrauchssphäre der Mundarten auf die Kommunikation in der Familie beschränkt. Ich beobachte auch den heutigen sprachlichen Zustand der im Kiro-ver Gebiet vorkommenden Mundarten. In meiner Monographie über Sprachkontaktforschung [2] werden unter anderem am Beispiel des russlanddeutschen Sprachmaterials Interferenzen mit dem Russischen demonstriert. In den russlanddeutschen Mundarten gibt es auch einige dialektale Merkmale, die erhalten geblieben sind.
Es sei bemerkt, dass das Gebiet Wjatka zu den Gegenden ohne autochthonische deutsche Bevölkerung gehört. Die ältere Generation von Russlanddeutschen des genannten Gebietes, deren Sprachvarietäten zum Objekt der Studie geworden sind, kommen aus ganz unterschiedlichen deutschen Siedlungen der ehemaligen Sowjetunion. Die wichtigsten Herkunfsge-biete sind die ehemalige Republik der Wolgadeutschen und die Ukraine. Die Gewährspersonen dieser Generation wurden von mir bewusst gewählt, weil hier das höchste Beherrschungsniveau der deutschen Mundarten zu erwarten ist.
Die Gewährspersonen der älteren Generation sind Vertreter von zwei Hauptdialektgruppen: den hochdeutschen und niederdeutschen Dialekten. Zur Grundlage dieser Klassifikation wurde in ihren Mundarten die Vorherrschaft der hochdeutschen oder niederdeutschen Merkmale gelegt. Es sei unterstrichen, dass das erforschte Dialektmaterial einen gemischten Charakter zeigt, das heißt, die Sprache der russlanddeutschen Merkmale sowohl der hochdeutschen als auch der niederdeutschen Dialekte enthält. Sogar die entgegensetzten Dialekttypen (Plattdeutsch, Schwäbisch) stellen bestimmte Mischungsmerkmale fest. Diese Mischung kann man in der Abwendung von «der Norm», die den entsprechenden Dialekttyp charakterisiert, und in der Anpassung an die «mittlere» Variante bemerken. Dieser Zustand ist historisch bedingt:
Die Dialekte der Mutter-und Tochterkolonien waren von Anfang an gemischt, dabei stammen die Sprecher sowohl der hochdeutschen, als auch der niederdeutschen Dialekte aus verschiedenen Regionen der ehemaligen Sowjetunion.
Neben diesen Mundarten benutzen sie in bestimmten Sprachsituationen die russische Umgangssprache. Sie haben ihre Mundarten noch im aktiven Gebrauch in der Familie bewahrt und die russische Umgangssprache wird von ihnen im Verkehr mit den mittleren und jüngeren Generationen der Russlanddeutschen sowie mit den russischen Nachbarn benutzt.
In diesem Beitrag werden die wichtigsten Entwicklungsstufen der deutsch-russischen Zweisprachigkeit der Russlanddeutschen im Gebiet Wjatka, sowie die kennzeichnenden Merkmale der modernen Zweisprachigkeitssituation der älteren Generation beschrieben.
Der deutsch-russische Bilingualismus von den Russlanddeutschen im Gebiet Wjatka kann in fünf Entwicklungsstufen geteilt werden, und zwar, 1) die aktive deutsche Einsprachigkeit; 2) die aktiv-passive deutsch-russische Zweisprachigkeit; 3) die aktive deutsch-russische Zweisprachigkeit; 4) die passivaktive deutsch-russische Zweisprachigkeit; 5) die aktive russische Einsprachigkeit. Mit Hilfe der Forschungen wurde festgestellt, dass jeder Altersgruppe bestimmte Entwicklungsstufen des Bilingualismus entsprechen. Die ältere Generation wird durch die aktive deutsche Einsprachigkeit, die aktiv-passive deutsch-russische Zweisprachigkeit und zur Zeit durch die aktive deutsch-russische Zweisprachigkeit (das heißt, die Vertreter dieser Altersgruppe beherrschen sowohl die deutschen Mundarten als auch die russische Umgangssprache) gekennzeichnet.
Was die mittlere Generation angeht, so wird sie durch zwei Entwicklungsstufen des Bilingualismus gekennzeichnet: die passiv-aktive deutsch-russische Zweisprachigkeit und die aktive russische Einsprachigkeit. Die erste Stufe zeigt, dass die Gewährspersonen ihre deutschen Mundarten von Kindheit auf gelernt haben, aber wegen der Gebrauchseinschränkung der deutschen Mundarten sie im Alltagsleben nicht benutzen. Sie verstehen diese Mundarten, natürlich, aber ziehen die russische Umgangssprache vor und gebrauchen sie in allen Kommunikationssphären.
Die jüngere Generation wird durch die aktive russische Einsprachigkeit gekennzeichnet, weil Russlanddeutsche dieser Gruppe deutsche Mundarten nicht beherrschen und sie im Alltagsleben nicht gebrauchen. Einige Gewährspersonen studierten die deutsche Literatursprache an der Schule oder an der Universität und in diesem Fall sprechen wir nur von
Современная ситуация немецко-русского двуязычия старшего поколения русских немцев в Вятской области
dem individuellen, unechten kontaktlosen Bilinguismus, das heißt, die deutsche Sprache erfüllt nur die Funktion der Fremdsprache.
Der erforschte Bilingualismus der älteren Generation wird als Massenbilingualismus gekennzeichnet, weil alle Russlanddeutschen im Gebiet Wjatka Russisch beherrschen. Die russlanddeutsche Zweisprachigkeit ist einseitig, weil die Russlanddeutschen im Unterschied von der Wjatkaer Bevölkerung, die kein Deutsch beherrschen, Russisch gelernt haben. Der deutsch-russische Bilingualismus wird als ein natürlicher Bilingualismus gekennzeichnet, weil die Deutschen ständige Sprachenkontakte mit der russischen Umgangssprache gehabt und auch zurzeit haben, und sie während der Arbeitstätigkeit gelernt haben. Der deutsch-russische Bilingualismus ist subordinativ, weil diese Zweisprachigkeit durch gemischte Äußerungen gekennzeichnet wird, das heißt, der Gebrauch sowohl der russischen Umgangssprache als auch der deutschen Mundarten hängt von der konkreten sprachlichen Situation ab.
Also, unsere soziolinguistischen Untersuchungen zeigen, dass es einige Umstände gibt, die zu der schnellen sprachlichen Assimilation der deutschen Bevölkerung im Gebiet Wjatka zu Gunsten der russischen Sprache beitragen. Das heißt, die deutsche Sprache der Russlanddeutschen steht unter dem Einfluss der russischen Kontaktsprache, welcher charakteristische Änderungen in der Phonetik, Lexik und Grammatik der Muttersprache, verursacht: Entlehnungen der Phoneme, Bereicherung des Wortschatzes
mit der entlehnten Lexik, den Einfluss auf das Dekli-nations- und Konjugationssystem, auf die Wortfolge usw. Der wichtigste Grund dieses starken Einflusses besteht darin, dass es im Wjatkaer Gebiet zum Unterschied von der Situation, die V. Schirmunski beschrieben hat, praktisch keine «Sprachinseln» gibt. Hier wohnen viele ethnische Gruppen (Russen, Deutsche, Udmurten, Mari, Komi, Tataren, Ukrainer usw.), darum ist die Benutzung der russischen Sprache als Kommunikationsmittel notwendig.
Literatur
1. Baikova O. W. Sowremennoje sostojanije ne-mezkich goworow Kirovskoj oblasti i ossobennosti ich sistemy vokalisma (Die heutige Lage der deutschen Mundarten im Gebiet Wjatka und die Besonderheiten ihres Vokalsystems) [Text] / O. W. Baikova. - Kirov, 2008. - 222 s.
2. Beresina Ju. W. Konsonantism w rechi ros-sijskich nemzev Kirovskoj oblasti (Das Konsonantensystem in der Rede von Russlanddeutschen im Gebiet Kirov) [Text] / Ju. W. Beresina. - Kirov, 2009. - 90 s.
3. Baikova O. W. Nemezkije ostrownyje dialekty w uslowijach jasykowoj interferenzii (Deutsche Sprachinseldialekte in den Rahmen der Sprachinterferenz) [Text] / O. W. Baikova. - Kirov, 2009. - 232 s.
Дата поступления статьи в редакцию: 09.02.2017 Дата принятия статьи к печати: 16.02.2017