КОММУНИКОЛОГИЯ - COMMUNICOLOGY
■ ■ ■ SPRACHSTANDARD ZWISCHEN VOLKS- UND LITERATURSPRACHE AM BEISPIEL EINES SERBISH-DEUTSCHES ERFAHRUNGSTAUSCHES
ЯЗЫКОВЫЕ СТАНДАРТЫ МЕЖДУ СТАНДАРТОМ РАЗГОВОРНОЙ РЕЧИ И СТАНДАРТОМ ЛИТЕРАТУРНОГО ЯЗЫКА НА ПРИМЕРЕ СЕРБСКО-НЕМЕЦКОГО ОБМЕНА ОПЫТОМ
LANGUAGE STANDARDS BETWEEN COLLOQUIAL STANDARD AND LITERARY STANDARD ON THE EXAMPLE OF A SERBIAN-GERMAN EXCHANGE OF EXPERIENCE
Автор: VUKCEVIC, M. M.
VUKCEVIC, Miodrag Milorada, PhD, Asistant professor, Univerzitet u Beogradu, Filoloski fakultet, Department for German Language and Literature Address: SRB-11000 Beograd, Studentski trg 3 Tel.: +381(0)11 2630 096. E-mail: [email protected]
Abstract. Im kontrastiven Ansatz wird am Beispiel Serbiens durch einen Vergleich von Prinzipien sprachpolitischer Maßnahmen, die in Deutschland und auf Ebene der Europäischen Union unternommen werden, aufgezeigt, wie die Bereitschaft, die Sprache der eigenen Mehrheitsbevölkerung zu pflegen, gesteuert werden kann. Diesbezüglich wird die Frage aufgeworfen, in welchem Zusammenhang die Einführung von neuer Terminologie ein Ergebnis von verschiedenen Integrationsprozessen ist. Es soll die Praxis untersucht werden, sich für die Ver-wendung von traditionell eigensprachlichen Ausdrücken einzusetzen, gegenüber von affirmativen Standpunkten, die bei der Beschäftigung mit richtungs-weisenden sozialen Entwicklungstendenzen in verschiedenen gesellschaftlichen Segmenten bezüglich fremdsprachlicher Entlehnungen eingenommen werden. Diese sozialen Abläufe werden weiterhin den Fragen der Standardisierung unterzogen.
Schlüsselwörter: Amtssprache, Gesetzesregelung, Literatursprache, Mehrsprachigkeit, Sprachkultur, Sprachpflege, Standardsprache, Vielsprachigkeit, Volkssprache
Abstract. In a contrastive approach this article shows, exemplified on Serbia and demonstrated by a comparison of principles of language policy measures undertaken in Germany and at the European Union level, the way how the willingness to maintain the language of the majority population, can be controlled. In this regard, the question is raised in what context the introduction of new terminology is a result of various integration processes. The practice to advocate for the use of traditional own linguistic expressions is going to be examined, in contrast to affirmative positions that are taken when dealing with pioneering social
trends in various segments of society according to foreign language borrowings. These social processes continue to be subjected to the issues of standardization.
Keywords: colloquial standard, language culture, legal regulation, literary standard, maintenance of language, multilingualism, official language, plurilingualism, Standard language
1 Sprachenstandard.
2 Soziale Konzepte sprachlicher Existenz.
2.1 Literarischer Standard im täglichen Kommunikationsraum.
2.2 Identitätsmerkmal „globaler Artikulationsraum".
3 Gesetzgebung und Sprache.
3. 1 Gesetzliche Grundlagen in Deutschland.
3.2 Gesetzliche Grundlagen im Ehemaligen Jugoslawien und in Serbien heute.
4 Herausforderungen für neue gesetzliche Sprachenkonzepte.
5 Die Amtssprache zwischen Nationalstaat und Integrationsprozessen.
6 Merkmale des Sprachstandards und Varietäten.
7 Literatur.
1 Sprachenstandard
Zunächst einmal ist dem hier abzuhandelnden Thema eine entscheidende Frage vorauszustellen. Sie leitet sich aus Rainer Wimmers Diskussion zum The-ma der offenen Sprachgesellschaft (1994) ab und lautet:Wer ist unter welchen Bedingungen legitimiert, anderen einen bestimmten Sprachgebrauch vorzu-schreiben? Angesichts den auf globaler Ebene ermöglichten Kommunikations-wegen, und den so gesehen als regional einzustufenden Integrationsprozessen, ist scheinbar ein gewisses Konfliktpotenzial im Zusammenhang der gestellten Frage vorgezeichnet. Es wirft sich genauer gesagt das Problem auf, Kommuni-kation entsprechend ihrer Funktion, die sie von Natur aus hat, zweckgerecht zu organisieren. So sollen ein allgemeines Interesse an Kommunikation einerseits mit sich davon abgrenzenden Ideen der Ausbildung von gesonderten Kommu-nikationsgemeinschaften andererseits koordiniert werden. Hinzu kommt, dass man das Problem mit Mitteln lösen muss, die konstitutiv sind für die Merkmale, die gleichzeitig Bestandteil des Konflikts selbst sind. Der Kreis scheint sich, wirbelartig einzuengen.
Ausgang aus dieser beklemmenden Einsicht bietet überrachenderweise der Charakter des Konfliktes selbst. Es geht hier nämlich um Gesetzmäßig-keiten. Sprache an sich gehorcht Gesetzmäßigkeiten, die ihr Bestehen zu einem System ausbilden, und dass gilt wiederum für jede einzelne Sprache für sich selbst genommen auch. Allgemein ist man natürlich bestrebt, stets barrierefreie Kommunikationsbahnen herzustellen. In der gesprochenen Sprache, dem so-zusagen volkssprachlichen Standard einer Sprache, ist die Automatisierung der Sprachverwendung einstweilen bekannt. Angleichungen von Ausdrücken, die eine Unterdrückung von Auffälligkeiten in der Sprache bedeuten, stellen sprach-ökonomische Prozesse dar, die eine Kommunikation erleichtern sollen und so zu Trägern der Sprachentwicklung werden.
Dieselben Prozesse sind es aber, die ebenso eingrenzende Faktoren in sich bergen und gegebenenfalls zu Verständi-gungsschwierigkeiten führen können. Aufgabe der Literatursprache ist es darauf, diese sprachökonomischen Prozesse in der Sprachverwendung zu aktualisieren, auffallende Ausdrücke bewusst einzusetzen, bisweilen mit Tendenz der Überraschung.
In Bezug auf die sonst übliche Terminologie soll der Hinweis geltend gemacht werden, dass es im Weiteren unerheblich ist, inwieweit für den Gegenstand, mit dem sich die Ausführungen beschäftigen, die anglo-amerikanische Unterscheidung zwischen colloquial standard und literary standard Eingang in die einschlägige Fachterminologie auch gefunden hat. Es soll in diesen Überlegungen nicht um sonst welche kritischen Zuweisungen gehen, und fachkritische Auseinandersetzungen mittels Modellvergleichen und Theorieanalysen sollen an dieser Stelle ebenso erspart bleiben. Für einen unabdingbaren theoretischen Diskurs soll genügen, vom Standardisierungsprozess im Usus auszugehen.
Schon in der Volkssprache ist aufgrund der vielfältigen Differenzierung in Bezug auf Dialekte und ihrer Herkunft ebenso zunächst zwischen sozialen Ab-stufungen einerseits und räumlichen Determinanten andererseits zu unter-scheiden. Bekanntermaßen bildet der Sprachgebrauch eine eigene Norm aus, den Usus, der die Aufnahme in die Sprachgemeinschaft findet, und in diesen Korpus greifen die Sprachforscher der Regel nach nicht ein. Die Literatur-sprache ist dahingegen der Ausdruck einer Identität. Die sprachliche Praxis in der Literatur, der gegenwärtige literatursprachliche Usus bildet dazu die Grund-lage, die sich z.B. in den Medien wiederfindet. In diesem sprachlichen Segment sind jedoch zusätzlich die historische Entwicklung und das bewusste Eingreifen der Sprachforscher, aufgrund deren Bestrebungen nach Stabilität zu berücksich-tigen. Deshalb ist diese Sprachform letztlich die Trägerin der Kultur einer Nation, der Identität. Letztlich sei dem noch hinzugefügt, dass jede Normbil-dung zwar zur Reinheit der Sprache neigt, sich dadurch aber vom Purismus abzugrenzen hat.
2 Soziale Konzepte sprachlicher Existenz.
2. 1 Literarischer Standard im täglichen Kommunikationsraum.
Im Prozess der literarischen Standardisierung, die nicht über diejenige Literatursprache stattfindet, die als etwa schöngeistige Kunst definiert wird, sondern über die schreibende Sprachpraxis, die im alltäglichen Gebrauch anzu-treffen ist, können allerdings ebenfalls Schwierigkeiten entstehen, wenn sprach-ökonomische Prozesse wie in etwa grammatische Anpassungen im öffentlichen Gebrauch ebenfalls ihre Anwendung finden (Nachrichten z.B.). Gerhard Stickel führt beispielsweise syntaktische Neuordnungen in der Sprache an [Blanke/ Scharnhorst, 22009: 29], die durch Nachahmung von Sprechern der eigenen Sprachgemeinschaft verbreitet werden. Solche Veränderungen werden zunächst zwar als verfremdend empfunden, bürgern sich aber durch ihre Verbreitung und steigende Frequenz vor allem im öffentlichen Kommunikationsraum (siehe Medien) als heimische ein.
Kulturelle Prädispositionen bestimmen auf traditionelle Weise den Raum, der für neue Formen im sozialen Umgang freigemacht wird. Mit neuen Formen der Kommunikation geht zugleich aber auch die Ausbildung neuer Inhalte ein-her, die dabei
im traditionell definierten Raum stehen. Mehr als eine Frage nach dem intellektuellen Exponenten, möchte man sagen, ist es eine Frage der Bereit-schaft, eben diese tradierten Inhalte zu verlassen. Insofern stoßen soziale Ver-änderungen, die in einem Mediendiskurs stehen, vor der Frage, ob die gegen-ständlichen Veränderungen sich nicht aus einer Selbstdarstellung projizieren. Daraus leitet sich natürlich die Fragestellung nach der Eigendefinition ab. Ob es nun die Verwendungen von Abkürzungen wie WW1 oder 2 ist oder der litera-risch gesuchte Kontext zum „Großen Krieg"; jede emotional geweckte Verbun-denheit ruft zunächst gewisse Zweifel auf. Von mehreren Möglichkeiten der Erklärung für Absichten, die auf beschriebene Weise verfolgt werden, klingen zwei am plausibelsten: entweder gestalten sich kulturelle Aspekte im sozialen Zusammenhang traditionell auf diese Weise, oder es werden bestimmte gesell-schaftspolitische Ziele verfolgt. Nichts von dem hat mit sprachwissenschaftlich motivierten Absichten etwas gemein.
Normungsprozesse auf Sprache bezogen bedeutet dahingegen zum einen Sprachsystemnormen, die sich die Syntax zum Gegenstand machen und Sprach-verwendungsnormen, die sich mit der Lexik beschäftigen. Für Entlehnungen, unabhängig ihrer Frequenz im projizierten öffentlichen Leben, möchten Gotthard Lerchners Feststellungen zum schöpferischen Umgang mit der Sprache genauso gültig sein. Literatursprache, Umgangssprache und Dialekt als sprachliche Varietäten wirken sich zusammengefasst auf das gesellschaftliche Bewusstsein aus und beeinflussen dadurch das tatsächliche Sprechen. Ausschlaggebend jedoch wird letztlich das Sprachgefühl, was Lerchner im Vertreten von sprachästhetischen Grundsätzen bekräftigt (1978).
2.2 Identitätsmerkmal „globaler Artikulationsraum".
Die Grenzen von nationalen Staaten oder etwa von autochthonen Kulturen überschreitend, wird im Zusammenhang mit den Globalisierungstendenzen immer häufiger die Frage zur Identifikation mit den Werten gestellt, die im Glo-balisierungsprozess übertragen werden. Zentral gestaltet sich aber nicht die Frage nach den Werten der Globalisierung selbst, sondern die Frage nach der Identifikation im Globalisierungsprozess. Traditionelle Werte, die sich mit einer anwachsenden Zahl an kontrastierenden Varianten konfrontiert sehen, können sogar den Eindruck von bedrohten autochthonen Kulturen entstehen lassen. Veränderungen sind in diesem Fall zuerst an der Sprache erkennbar, die sich zum Wertesystem, das sich ebenfalls ändert, in Bezug setzt.
Antworten auf Fragen, die insbesondere für die weitere Entwicklung der Menschheit im kulturellen Sinne und natürlich im Zusammenhang mit dem Zivilisationsfortschritt wichtig sind, werden auf verschiedene Art und Weise gesucht, mit konventionellen Methoden öffentlicher Diskussionen, sich dabei zeitgemäßer Hilfsmittel bedienend. Auf wissenschaftlichen Tagungen sind Bei-träge zu hören, die fachkompetent aktuelle Prozesse begleiten sollen. Die eigene Rolle wird im Rahmen zeitgemäßer Tendenzen wahrgenommen, wobei versucht wird, die eigenen Position im Globalisierungsprozess auszumachen; alles im Wunsche, eine Perspektive zu erkennen für die Merkmale, mit denen man sich identifiziert.
Im Willen, die Einflüsse von den sog. Integrationsprozessen auf die Sprache wahrzunehmen, ganz gleich ob global oder regional in Bezug gesetzt, werden von kulturinteressierten Sprachförderern auf deutschsprachigem Gebiet mittlerweile Zeitungen verlegt, die sich thematisch dem Deutschen als Muttersprache widmen, Internetportale werden erstellt, Vereine ins Leben gerufen, Stiftungen gegründet. Ein organisiertes Vorgehen bietet eine breite Grundlage für eine gezielte Auseinandersetzung mit Problemen, die man offensichtlich als Gefahrenquelle eines Identitätsverlustes wahrnimmt.
3. Gesetzgebung und Sprache.
3. 1 Gesetzliche Grundlagen in Deutschland.
Im Zuge der Globalisierungstendenzen und dem einhergehenden ver-meintlichen Siegeszug der englischen Sprache, wie es stellenweise zu lesen ist [Zitzmann, 2008], scheint die deutsche Praxis der gesetzlichen Regulierung der Standardsprache im Vergleich zu anderen Ländern in der Europäischen Union keinen Bedarf an zusätzlichen Maßnahmen treffen zu müssen. Der Bedarf an Sprachregelung ist wohl mit der aus dem Jahr 1879 stammenden Regelung des Deutschen als Gerichtssprache im Gerichtsverfassungsgesetz hinreichend ab-gedeckt [Huber, 1994: 367, 369]. Dem sei hinzugefügt, dass aufgrund der Zu-wanderung von Gastarbeitern Deutsch 1973 dann zusätzlich noch als Amts-sprache genormt wurde [Bredemeier, 2007: 222]. Verfassungsrechtlich ist die Sprachverwendung dagegen nicht geregelt, ungeachtet der Sprache, auf der das Grundgesetz verfasst ist. Die Sprache ist im Übrigen dem kulturellen Bereich gesellschaftlicher Regelungen zugeordnet, was sich aus dem Umstand ableiten lässt, dass die Regelung von Fragen der Sprachverwendung gemäß Grundgesetz der Kulturhoheit der einzelnen Länder obliegt. Inwieweit das der Förderung einer kulturellen Vielfalt beiträgt, sei dahingestellt. Es wird demnach deutlich, dass das Primat in diesem Zusammenhang dem rechtlichen Rahmen gilt, der die Kultur definiert, und damit Fragen der kulturellen Identität überhaupt nicht herangezogen werden. Das lässt sich vor allem aus der Vorschrift ersehen, dass die Sprache von in Deutschland lebenden Bürgern, die gebürtig oder ihrer Herkunft nach nicht aus Deutschland abstammen, als Heimatsprache definiert wird [Die Öffentliche Verwaltung, 1974: 788]. Die Betonung des rechtlichen Rahmens auch hin-sichtlich des kulturellen Aspekts im sozialen Leben erhärtet sich im Vorgehen, die Verantwortung gegenüber gesetzlichen Vorschriften auf die Nutzer des rechtlichen Systems zu übertragen. Ausländer, unabhängig von ihren Deutschkenntnissen, müssen sich über den Inhalt von amtlichen Schrift-stücken selbst Klarheit verschaffen [Grundgesetz Artikel 23, 30 und 70].
3.2 Gesetzliche Grundlagen im ehemaligen Jugoslawien und in Serbien heute.
Am Beispiel des ehemaligen Jugoslawiens hat sich unterdessen verdeutlicht, dass eine unklare verfassungsrechtliche Definition der Sprache einen ungeregelten rechtlichen Status der Sprache zur Folge hat. Im ehemaligen Jugo-slawien sprach man in einigen der ehemaligen Teilrepubliken von der
„amt-lichen Verwendung der Sprache", um den Sprachgebrauch in der offiziellen Kommunikation mit Behörden zu regeln, wobei andere Teilrepubliken den „öffentlichen Sprachgebrauch" gesetzlich regelten [Skiljan, 1988: 85]. Die gesetzliche Undifferenziertheit hatte gleichzeitig, um es zu wiederholen, eine unsichere Gesetzeslage zur Folge. Damit der Kommunikationsumfang der Varianten im serbokroatischen Sprachensystem jedoch erfasst werden konnte, war die Unterscheidung zwischen dem öffentlichen Sprachgebrauch allgemein und dem amtlichen Sprachgebrauch nämlich grundlegend.
Spezifisch für die kroato-serbische/ serbokroatische Sprachensituation war zunächst ihr Bestehen in Varianten. Im Unterschied zu anderen Sprachen-varianten (britisches Englisch und amerikanisches Englisch, Französisch und kanadisches Französisch z.B.) befanden sich die jugoslawischen Varietäten nicht nur räumlich im Kontakt zueinander, sondern waren zudem untereinander ver-mischt, sodass jede von ihnen im öffentlichen Gebrauch unabhängig davon, wo sie Anwendung fand, legitim verwendet wurde, aber als Amtssprache dahin-gegen territorial entsprechend den Grenzen der damaligen Teilrepubliken limi-tiert in Erscheinung trat [Brozovic, 1970; Bugarski, 1986: 71-90; Radovanovic, 1986: 198-218].
Die Sprachsituation in Serbien heute ist neben den kulturellen Einflüssen gleichfalls noch von solchen politischer Natur gezeichnet, denen das Land aus-gesetzt ist. So spiegeln sich die Schwierigkeiten derzeit vor allem bei der Um-stellung vom linguistischen Paradigma zu kulturellem Paradigma wider. Da der ehemalige jugoslawische Bundesstaat multiethnisch zusammengesetzt war, mit verschiedenen Konfessionen in einem sozialistisch orientierten politischen Sys-tem unter einem Dach, das auf der Bedeutung lokaler Verwaltungsstrukturen fußte, war es jeder ethnischen Gemeinschaft ermöglicht, auf ihre eigene Einzigartigkeit zu bestehen. Als Folge davon, zusammen mit der mehrsprachigen Dimension, hat die serbischen Erfahrung, wie die aller anderen Staaten, die aus dem Ehemaligen Jugoslawischen stammen, gezeigt, wie fundamental die Rolle eines Übersetzers in verwaltungstechnischen Aufgaben ist. Heute steigt der Übersetzungsbereich selbst zu einer Frage der Gewährleistung von Rechten sprachlicher Minderheiten in einer globalisierten Gesellschaft auf, in der Min-derheiten nach sprachlicher Gleichberechtigung in rechtlichen und verwal-tungstechnischen Regelungen streben [Maryns, 2009: 21]. Im Ehemaligen Jugoslawien war es das Rechtssystem selbst, das die Gleichberechtigung der Sprachen anerkannt hatte. Auch die Bezeichnung der kroatisch-serbischen vs. serbokroatischen Sprache illustriert den Versuch, die Dominanz einer institutionell formalisierten Sprache zu verhindern. Wohl um strukturelle Nachteile für Sprecher, die zu einer sprachlichen Minderheit zählen, zu vermeiden, wurden Bemühungen durch institutionalisierte Normen derart gefördert, dass sie den Einsatz des gesamten Spektrums eines kommunikativen Potenzials begünstigen.
4. Herausforderungen für neue gesetzliche Sprachenkonzepte.
Vielversprechend lesen sich die Leitsätze des Europarates, in denen heute die Vielsprachigkeit vom Konzept der Mehrsprachigkeit unterschieden wird.
Gesellschaft bezeichnet, wobei Mehrsprachigkeit sich auf die Kenntnis einer Anzahl von Sprachen der in der Gesellschaft lebenden Indi-viduen bezieht [Europarat, 2001: 17]. Entsprechend der englischen Termino-logie versteht sich die vorzunehmende Distinktion zwischen a) pluralingualism in der Europäischen Union und b) multilingualism als Ergebnis von Migration [Calvet, 1993].
Entsprechend der vorgenannten Unterscheidung zwischen mündlichem und schriftlichem Sprachstandard kann man den Multilingualismus (die Viel-sprachigkeit) dem Konzept der Volkssprache als nahe stehend betrachten, das von automatisierter Sprachverwendung gezeichnet wird, nämlich als der Ko-existenz verschiedener Sprachen in einer bestimmten Gesellschaft, gegenüber der Mehrsprachigkeit, dem pluralingualism in der Europäischen Gemeinschaft, die entsprechend der Funktion der Literatursprache die Sprachverwendung aktualisiert. Damit werden Fachdisziplinen wie Soziolinguistik und Kontakt-linguistik zur Grundlage der Mehrsprachigkeitsforschung [Franceschini, 2010: 19]. Bezüglich auch der diskursiven Ebene greift die Definition der Mehr-sprachigkeit über die Definition der Zweisprachigkeit hinaus [Lüdi, 1996]. Solches kann durch eine größere Zahl an verschiedenen Gruppen von mehrsprachigen Phänomenen belegt werden, welche die Ebene der Mehr-sprachigkeit als generativ erscheinen lassen: Code switching oder Code mixing, Ethnolekte oder linguae francae [Franceschini, 2010: 27].
Je nach gesellschaftshistorischer Entwicklung, die sicherlich auch mit wirtschaftlich-ökomonomischen Aspekten im Zusammenhang steht, werden bestimmte Spracherscheinungen gefördert. Das sog. Crossing ließ in Europa durch die Geschichte hindurch stellenweise schon gewissen Mischsprachen entstehen. In deutschsprachigen Medien findet die Form eines neugearteten „Arkada§-Deutsch" immer größere Verbreitung. Solch ein zur Hybridform gesteigerter Xenolekt kann im Zuge ,umgekehrter' Sprachkontaktphänomene im Zusammenhang mit Ethnolekten vs. unfokussierter Spracherwerb betrachtet werden.
5 Die Amtssprache zwischen Nationalstaat und Integrationsprozessen.
Die zunehmende Mehrsprachigkeit ließ in Diskussionen zu Tendenzen und Perspektiven eines Fortschritts der menschlichen Gemeinschaft mittlerweile Thesen erscheinen, die Ansichten vertreten, eine Gleichung von Sprache, Na-tionalstaat und Identität habe ausgedient, dass der Europäer sowohl auf natio-naler wie auch auf europäischer Ebene Bürger einer vielsprachigen und mul-tikulturellen Gesellschaft sei und dass dieser Bürger Kenntnisse mehrerer Sprachen und eine interkulturelle Kompetenz besitzen sollte [Mackiewicz 1999: 129]. Der Fachbereich Fremdsprachen wird inzwischen ebenso der Mehrsprachigkeit und Mehrsprachigkeitsdidaktik zugeordnet. Dennoch sollten Äußerungen zum dringenden Heraustreten professioneller Diskussionen aus dem Ghetto akademischer Reflexion und die damit in Zusammenhang gebrachte Forderung nach sprachenpolitisch prononcierter Artikulation [Vollmer 2004: 246] überdacht werden. Meinungen, die in Anlehnung an institutionelle Vorgaben der Europäischen Kommission und des Europarates Sprachenlernen und Sprachenlehren als Bestandteil politischen Handelns sehen [Raasch 2003: 259],
weisen in eine Richtung, die Vergleiche des Umgangs mit Sprache im Alltag und in behördlichen Institutionen aus früheren Zeiten als überholt erscheinen lassen.
Gegenwärtig sind Integrationsprozesse allerdings nicht nur auf globaler oder regionaler Ebene zu verzeichnen, sondern auch auf der Ebene von Natio-nalstaaten. Aktualisiert werden in diesen Fällen Erfahrungen von Integrations-abläufen, die an den Ergebnissen des Funktionierens einer multikulturellen Gesellschaft gemessen werden. Sprachförderungsprogramme sind in diesem Fragenkreis sicherlich nur ein Aspekt, der zur allgemeinen Sprachkultur gehört. Entsprechend konzipiert, sollen Förderungsprogramme, die sich die sprachliche Kompetenz der Bevölkerung, der Mitglieder der Sprachgemeinschaft zum Gegenstand machen, so Rainer Wimmer [1994: 89] interessensgebunden inhaltliche Programme strukturieren, die sprachtheoretisch konzipiert und legitimiert werden müssen.
Der Ansatz, mit dem man die Volkssprache dem Multilingualismus (Vielsprachigkeit) zuordnet, als der Koexistenz verschiedener Sprachen in einer bestimmten Gesellschaft, gegenüber der Mehrsprachigkeit (pluralingualism) in der Europäischen Gemeinschaft, legt die Annahme nahe, es würden sich Ver-suche breit machen, mögliche Felder, die Verständigungsschwierigkeiten be-reiteten, zu beheben. Offensichtlich denkt man auch hier weiterhin gemäß wissenschaftlich anzutreffenden und geförderten Ansichten, die Ausbildung und Pflege einer Amtssprache sei ein soziolinguistischer Faktor, der zur Nations-bildung beitragen soll [Riedel, 2005: 44]. Daher sollte die früher noch leidlich gewonnene Erkenntnis mitberücksichtigt werden, Sprache müsse man bei der Gesetzgebung als Kommunikationsmittel behandeln und nicht als Ausdruck nationaler Identität, denn sonst würde man Gefahr laufen, ein Idiom seiner kommunikativen Merkmale zu berauben [Skiljan, 1988: 85]. Beweis dafür ist gerade die Feststellung, dass Nationsbildungsprozesse unter dem Vorbild des ethnischen Nationalstaates bisher nur auf dem Wege einer sprachlichen Se-gregation der Bevölkerung stattfanden [Riedel 2005: 45]. Zu den Grundsätzen in der Sprachförderung oder, konventionell formuliert, Sprachpflege gehört noch seit Havránek (1932) die Forderung nach Verständlichkeit. Und das sollte die Arbeit der Sprachforscher zunächst einmal einzugrenzen.
6 Merkmale des Sprachstandards und Varietäten.
Die Teilnehmer einer Sprachgemeinschaft erleben die Standardsprache nicht als Produkt der Sprachpolitik sondern als Faktor, der zum Erfolg der Sprachpolitik insgesamt beiträgt und einzelne Merkmale des Standards wie Autonomie, Stabilität oder Polyfunktionalität fördert. Definiert man die Aus-bildung einer Standartsprache als kulturelle Entwicklung und Zivilisations-fortschritt, dann ist gleichzeitig die Annahme legitimiert, dass der Standardi-sierungsprozess im engen Verhältnis steht mit dem sozialökonomischen Ent-wicklungsstand. Deshalb mag der Eindruck entstehen, die Kulturnation sehe sich relativiert, dadurch dass sie einerseits auf einer institutionalisierten sozialen Mobilisierung beruht, die durch Sprache stattfindet, auf der anderen Seite solche Strukturen für Nationsbildungsprozesse aber benötigt.
Eine Sprachpolitik misst sich doch stets an den Maßstäben, die sie sich setzt. Wenig erschöpflich erscheinen sowohl Kategorien, wie der Sprachgeist es ist, als auch
historische Kategorien im Sinne von älteren Standards. Mag man die Erstgenannte wohl eher zu irrationalen Maßstäben zuzählen, so man sich mit der darauf Folgenden unumgänglich einer drohenden Archaisierung ausgesetzt, die eine Progression in Frage stellt [Scharnhorst/ Ising, 1976: 78]. Möchte man ästhetische Gesichtspunkte einer Sprache untersuchen, dann bietet sich die Mö-glichkeit, eine funktional-stilistische Untersuchung durch gezielte Gegenüber-stellung von standardsprachlichen Ausdrücken synonymer Bedeutung zu unter-nehmen [Kirfel-Kukavica, 1995: 110]. Beispiel dafür sind sicherlich die immer weiter anwachsende Zahl an fremdsprachigen Fachtermini oder gar aus wissen-schaftlichen Bereichen entlehnte.
Für den Fall der ehemals vermeintlichen Varietäten in der serbokroa-tischen/ kroato-serbischen Sprache kann durchaus festgehalten werden, dass die jugoslawische Sprachkultur es nie zu überwinden vermochte, das Sprachbe-wusstsein der gebildeten Schichten sowie die mündliche Sprachpraxis zur Quelle der zu erforschenden Norm der damaligen Literatursprache zu machen, wie es in den Allgemeinen Grundsätzen der Sprachkultur vom Prager Zirkel formuliert wurde [Scharnhorst/ Ising, 1976: 76]. Anstatt es unberücksichtigt zu lassen, wurde mehr auf eine Förderung des lokalen Kolorits gesetzt.
Angesichts der aktuellen Annäherungsprozesse Serbiens an die EU-Gemeinschaften mag die jüngste Debatte in Serbien um die Pflege der kyril-lischen Schrift just das Problem der Standardisierung lokaler Spezifika im Rahmen allgemein angenommener Normen aktualisieren. Die mundartliche Artikulationsgrundlage, die sich aus der Volkssprache ergibt, steht interes-santerweise eng in Verbindung zur Phonostilistik, die sich aus der schriftlichen Kodifizierung ergibt. Daran knüpfen sich im Folgenden alle weiteren Fragen der Übersetzung oder Entlehnung und sonst geübter Praxis von fremdsprachigen Übernahmen an.
Literatur
Wimmer, Rainer (1994): Zu aktuellen Fragen der Sprachkultur. In: Bickes, H./ Trabold, A. (Hrsg.). Förderung der sprachlichen Kultur in der BRD. Positionsbestimmung und Bestandsaufnahme. Stuttgart: Bleicher (=Materialien und Berichte, Robert Bosch Stiftung 40). 88-98.
Stickel, Gerhard (2007) Das Europa der Sprachen - Motive und Erfahrungen der Europäischen Sprachföderation EFNIL. In: Blanke, D./ Scharnhorst, J. (Hrsg.): Sprachenpolitik und Sprachenkultur. Frankfurt am Main (22009): Peter Lang (= Sprache, System und Tätigkeit 57). 21-46
Blanke, Detlev/ Scharnhorst, Jü rgen (Hrsg.). (2007): Sprachenpolitik und Sprachenkultur. Frankfurt a. M. (22009): Peter Lang (= Sprache, System und Tätigkeit 57)
Lerchner, Gotthard (1978). Klassifizierungskriterien ästhetischer und poetischer Textqualität. In: Willi Steinberg (Hrsg.): Sprachliche Wirkung poetischer Texte, Bd. 18 Halle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 4-20.
Zitzmann, Marc (2008). Parlez-vous franglais? Frankreich kämpft gegen den globalen Siegeszug des Englischen - und für die kulturelle Diversität. Neue Zürcher Zeitung, 31.5. 2008.
Huber, Michael et al. (Hrsg.) (1994). Juristische Schulung. München: C.H. Beck.
Bredemeier, Barbara (2007). Kommunikative Verfahrenshandlungen im deutschen und europäischen Verwaltungsrecht. Tübingen: Mohr Siebeck (=Freiburger Rechtswissenschaftliche Abhandlungen 3).
Articus, Stephan et al. (Hrsg) (1974). Die Öffentliche Verwaltung, Stuttgart: W. Kohlhammer.
Skiljan, Dubravko (1988): Jezicna politika. Zagreb: Naprijed.
Brozovic, Dalibor (1970). O pocetku hrvatskoga jezicnog standarda. Zagreb: Idem (=Standardnijezik: teorija, usporedbe, geneza, povijest, suvremenazbilja). 127-157.
Bugarski, Ranko (1986). Jezik u drustvu, Beograd: Prosveta.
Radovanovic, Milorad (21986). Sociolingvistika. Novi Sad: Knjizevna zajednica Novog Sada - Dnevnik (=Biblioteka Theoria).
Maryns, Katrijn (2009). Linguistic minorities on trial: Reflections on interpreting multilingualidentities in legalsettings. Antwerp: Lessius University College.
Europarat/Rat für kulturelle Zusammenarbeit (2001):Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. Berlin, München. u.a.: Langenscheidt
Calvet, Louis-Jean (1993): L'Europe et ses langues. Paris : Plon.
Franceschini, Rita (2010): Mehrsprachigkeit: Forschungsperspektiven. In: Hülmbauer. Cornelia et al. (Hrsg.) (2010): Mehrsprachigkeit aus der Perspektive zweier EU-Projekte. DYLAN MEETS LINEE. Frankfurt a. M.: Peter Lang (= Sprache im Kontext Bd. 34). 17-35.
Lüdi, Georges (1996). „Mehrsprachigkeit", in: Goebl, Hans et al. (Hrsg.), HSK Kontaktlinguistik/ Contact Linguistics/ La Linguistique de Contact, Band 1, Berlin/New York: De Gruyter, 233-245.
Mackiewicz, Wolfgang (1999): Das Siegel Europas. Zeitschrift für Kultur-Austausch 1, 129.
Vollmer, Helmut J. (2004): Auf dem Wege zu Mehrsprachigkeit - Ansätze, Erfahrungen, Aufbruch. In: Bausch, Karl-Richard/Königs, Frank G./Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Mehrsprachigkeit im Fokus. Tübingen: Gunter Narr, 238-246.
Raasch, Albert (2003): Europäische Sprachenpolitik - bottom up: Persönliche Erfahrungen und subjektive Perspektiven. In: Ahrens, Rüdiger (Hrsg.): Europäische Sprachenpolitik - European Language Policy. Heidelberg: Winter, 257-266.
Riedel, Sabine (2005): Die Erfindung der Balkanvölker. Identitätspolitik zwischen Konflikt und Integration. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH.
Havranek, Bohuslav / Weingart, Milos (Hrsg.): Spisovnä cestina a jazykovä kultura. Praha 1932.
Prager Zirkel: Allgemeine Grundsätze der Sprachkultur [1932 tschechisch] (1976), in: Jürgen Scharnhorst und Erika Ising (Hrsg.), Grundlagen der Sprachkultur. Beiträge der Prager Linguistik zur Sprachtheorie und Sprachpflege. Teil 1. Berlin: Akademie-Verlag (= Sprache und Gesellschaft, 8/1). 74-85.
Kirfel-Kukavica, Sabine (1995): Die Sprachsituation im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. In: Scharnhorst, Jürgen (Hrsg.): Sprachsituation und Sprachkultur im internationalen Vergleich: Aktuelle Sprachprobleme in Europa (= Sprache, System und Tätigkeit 18), Frankfurt a. M. 101-116.
Литература
Виммер, Райнер (1994): Об актуальных вопросах языковой культуры. В: Бикес, Ханс/ Траболд, Аннетте (изд.). (1994): Толчки языковой культуре в Федеративной Республике Германии. Позиционирование и описание нынешнего состояния. Штутгарт: Блайхер (=Материалы и доклады, Фонд им. Роберта Боша 40). 88-98.
Штикель, Герхард (2007) Европа языков - Мотивы и опыт Европейской языковой федерации ЕФНИЛ. В: Бланке, Детелф/ Шарнхорст, Юрген (изд.). (2007): Языковая политика и культура языка. Франкфурт-на-Майне (22009): Петер Ланг (= Язык, система и воздействие 57). 21-46
КОММУНИКОЛОГИЯ - COMMUNICOLOGY
Бланке, Детелф/ Шарнхорст, Юрген (изд.). (2007): Языковая политика и культура языка. Франкфурт-на-Майне (22009): Петер Ланг (= Язык, система и воздействие 57).
Лерхнер, Горхард (1978). Критерии качественной классификации эстетических и поэтических текстов. В Вилли Штайнберг (изд.): Впечатление языкового воздействия поэтических текстов, том 18, Галле: Университет им. Мартина Лютера Галле-Виттенберг, 4-20.
Цицман, Марк (2008). Парле ву франгле? Франция борется против глобального победоносного нашествия английского - и за культурное разнообразие. Новая цюрихская газета, 31.5.2008 г.
Хубер, Михаел и др (изд.) (1994). Юридическая подготовка. Мюнхен: Ц.Х. Бек
Бредемайер, Барбара (2007). Коммуникативные действия в процессе в германском и европейском административном праве. Тюбинген: Мор Зибек ^Фрайбургские научно-правовые дискуссии 3).
Артикус, Штефан и др (изд.) (1974). Государственное управление. Штутгарт: В. Колхаммер
Шкилян, Дубравко (1988): Языковая политика. Загреб: Изд. Наприед.
Брозович, Далибор (1970). О начале хорватских языковых стандартов. Загреб: Идем (=Стандартный язык: теория, сравнение, генезис, история, современная действительность). 127-157.
Буграски, Ранко (1986). Языка в обществе, Белград: Просвета
Радованович, Милорад (21986). Социолингвистика. Novi Sad: литературный сообщество Нови-Сад - судовой журнал (= Библиотека Teoрia).
Меринс, Катрин (2009). Языковые меньшинства пробной версии: Размышления о толковании многоязычный личности в юридической сфере. Антверпен: Lessius Университетский колледж
Совет Европы/ Совет по культурному сотрудничеству (2001): Совместные европ-ские референциальные рамки по языкам: изучать, предподавать, отметить. Берлин, Мюнхен: Лангеншайд
Калве, Луи-Жан (1993). Европа и ее языки. Париж: Плон.
Франческини, Рита (2010): Многоязычие: Исследовательские перспективы. В: Гильмбауэр, Корнелия и др. (изд.) (2010): Многоязычие из перспективы двух проектов ЕС. DYLAN MEETS LINEE. Франкфурт-на-Майне: Петер Ланг (= язык в контексте, том 34). 17-35.
Лиди, Георгес (1996). „Многоязычие", в: Гебел, Ханс и др. (изд.), ХСК Контактная лингвистика [HSK Kontaktlinguistik/ Contact Linguistics/ La Linguistique de Contact]. том 1, Берлин/Нью-Йорк: Де Груйтер, 233-245.
Макиевиц, Вольфганг (1999): Европейское клеймо. Журнал по культурному обмену 1, 129.
Вольмер, Гельмут J. (2004): На пути к многоязычию - Подходы, опыт, отбытие. В: Бауш, Карл-Рихард/ кенигс, Франк Г./ Крум, Ханс-Юрген (изд.): Многоязычие в центре внимания. Тюбинген: Гюнтер Нарр, 238-246.
Раш, Альберт (2003): Языковая политика в Европе - снизу вверх [bottom up]: Личный опыт и субъективная перспектива. В: Аренс, Ридигер (изд.): Языковая политика в Европе - European Language Policy. Гайдельберг: Винтер, 257-266.
Ридель, Сабине (2005): Новое изобретение: Балканские народы. Политика самосознания между конфликтом и интеграцией. Висбаден: ВС Издательство по социологическим наукам/ ГВФ Отраслевое издательство ГмбХ.
Havranek, Богуслав / Вайнгарта, Милош (ред.): Стандартный чешский язык и культура. Прага 1932.
Пражский кружок: "Общие принципы языковой культуры" [1932 чешский] (1976), в: Юрген Шарнхорст и Эрика Исинг (изд.), Основы языковой культуры. Приложения
Пражской лингвистики языковой теории и сохранению языка. Часть 1. Берлин: Издательство Академии (= Язык и общество, 8/1). 74-85.
Кирфел-Кукавица, Сабине (1995): Языковая ситуация на территории бывшей Югославии. В Шарнхорт, Юрген (изд.): Языковая ситуация и языковая культура в международном сравнении: Актуальные языковые проблемы в Европе (= Язык, система и воздействие 18), Франкфурт-на-Майне, 101-116.
Языковые стандарты между стандартом разговорной речи и стандартом литературного языка на примере сербско-немецкого обмена опытом
Резюме
Учитывая идущий процесс интеграции, и коммуникационные пути, которые обеспечены на глобальном уровне, выдвинутые здесь вопросы требуют узаконивания условий для предписания употребления языка для определенной группы носителей языка. Решением в этом контексте могло бы быть объединение дефиниций, в зависимости от употребления языка, с новыми концепциями в жизни языка. Стандарт разговорной речи, который понимается как автоматизированное употребление языка, близок к концепции мультилингвализма. Эквивалентом этой формы языкового существования, определяемого как сосуществование различных языков в обществе, является многоязычие, которое существует в Европейском союзе. Стандарт литературного языка выполняет свою функцию актуализации употребления языка. Дисциплины, такие как социолингвистика и контактная лингвистика, становятся основанием для исследования многоязычия.
Выражение национального своеобразия, также присущее в официальном языке, в этом контексте оказывается также и социолингвистическим фактором, способствующим национальному строительству. Однако, это означает отклонение от практики рассматривания языка в области законодательства в качестве средства сообщения. Доказательством тому служит замечание о том, что процессы национального строительства раньше происходили по модели этнического государства только через языковую сегрегацию населения. Формально подразумеваемые разновидности в сербско-хорватском/хорватско-сербском языке, наверное, представляют собой хороший пример. Югославская языковая культура никогда не обладала способностью превратить языковую осознанность образованных классов, равно как и практику устной речи, в источник для исследования стандарта тогдашнего литературного языка. Вместо институционального строительства для процесса развития языка, стимулировались языковые разновидности. Это привело к языковому партикуляризму.
В отличие от югославского опыта, для практики в Германии характерно правовое регулирование употребления и поддержания языка. Процессы принятия решения для правового регулирования употребления языка, которые институционализированы, с одной стороны, и критика языка, осуществляемая институционально в процессах циклического контроля, с другой стороны, обеспечивают постоянное существование языка, независимо от официального внедрения языковых разновидностей. Если создание Стандартного языка определяется как культурное развитие и прогресс цивилизации, то предположение, что процесс стандартизации близко связан с социоэкономическим развитием, является вполне оправданным. Культурная нация подвержена риску релятивности, который основывается на структурированной социальной мобилизации через язык, однако, с другой стороны, такие структуры также необходимы для процессов национального строительства.