Научная статья на тему 'SYMBOLPOLITIK IM öFFENTLICHEN RAUM - ZU IHREN FUNKTIONEN UND METHODEN IN AUTORITäREN SYSTEMEN. EINE PROBLEMSKIZZE AM BEISPIEL DER DDR'

SYMBOLPOLITIK IM öFFENTLICHEN RAUM - ZU IHREN FUNKTIONEN UND METHODEN IN AUTORITäREN SYSTEMEN. EINE PROBLEMSKIZZE AM BEISPIEL DER DDR Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Текст научной работы на тему «SYMBOLPOLITIK IM öFFENTLICHEN RAUM - ZU IHREN FUNKTIONEN UND METHODEN IN AUTORITäREN SYSTEMEN. EINE PROBLEMSKIZZE AM BEISPIEL DER DDR»

M. Rolf

Berlin/ Tübingen

Symbolpolitik im öffentlichen Raum — zu ihren Funktionen und Methoden in autoritären Systemen. Eine Problemskizze am Beispiel der DDR

Die symbolische Ordnung und Neuordnung des öffentlichen Raumes ist ein Herrschaftsinstrument, dessen sich sehr unterschiedliche politische Systeme bzw. ihre Eliten bedienen. Die jeweiligen Machthaber bemühen öffentliche symbolische Inszenierungen zu einer Vielzahl von Zielen, sie versuchen mittels räumlicher Symbolpolitik, die Legitimität des jeweiligen Regimes auszuspielen, Gemeinschaftssinn zu stiften und Strukturen von Herrschaft zu festigen.

Politische Systeme habe jedoch in unterschiedlichem Maße einer solchen symbolischen Politik im öffentlichen Raum Bedeutung zugemessen. Die Bundesrepublik ist beispielsweise immer wieder als «symbolarmer» Staat bezeichnet worden und diese «Armut» fand kaum einen deutlicheren Ausdruck als in der Vorsicht oder Scheu, den öffentlichen Raum symbolisch zu besetzen und inszenatorisch zu nutzen1. Die bundesrepublikanische Zurückhaltung in diesem Bereich, die sich als Form einer Distanznahme zu symbolischen Praktiken der nationalsozialistischen Diktatur deuten läßt, ist allerdings kein generelles Kennzeichen demokratisch verfaßter Systeme. In demokratischen «Inszenierungsgesellschaft», wie beispielsweise der USA, ist die symbolische Durchdringung des öffentlichen Raumes traditionell intensiv2.

Allerdings gibt es scheinbar einen unterschiedlichen Intensitatsgrad bei dem Einsatz symbolischer Politik im öffentlichen Raum in demokratischen Systemen einerseits und autoritären andererseits. Allgemein scheint in autoritären Systemen der Drang - oder der Zwang - größer zu sein, den öffentlichen Raum symbolisch zu «bewirtschaften», ihn gestalterisch zu «kolonisieren» und damit symbolisch zu monopolisieren3. Birgit Sauer spricht davon, daß «in der DDR und in anderen «realsozialistischen» Staaten eine von westlichen Demokratien deutlich unterscheidbare «Politik der Bilder» auszumachen war»4.

Symbolische Raumpolitik bedeutete hier eine symbolische Ausgestaltung des öffentlichen Raumes, die «semiotische Aufladung des öffentlichen Raumes»5, wobei der öffentliche Raum ein breites Spektrum von eigens geschaffenen Ausstellungsarealen, über Parkanlagen, bis zum Untergrund der Metrolinien umfaßt. Es gab hier eine Vielzahl von Medien der symbolischen Raumpolitik: Architektur; öffentliche Rituale, Wandgemälde gehörten ebenso in ihren Kanon wie Denkmäler und theatralische Großinszenierungen. Eines der wichtigsten Medien war zweifellos das Massenfest. Die Forschung hat den Formen der «Befestung» des öffentlichen Raumes In autoritären Regimen große Beachtung geschenkt: Vor allem die Marschrouten der Demonstrationskolonnen, die Marschordnung und die Tribüne als Zentrum und «unbewegter Beweger» des Festes sind als wichtige Instrumente erfaßt worden, den öffentlichen Raum (neu) zu ordnen6.

Der hohe Stellenwert, der einer symbolischen Raumpolitik in autoritären Systeme zukam, ist erklärungsbedürftig. Herfried Münkler führt die verschiedenartige Dichte von Visualisierung darauf zurück, daß sich in demokratisch verfaüten Systemen Legitimation aus anderen Quellen speist, während autoritäre Regime in Ermangelung solcher Legitimationsressourcen In besonderer Weise gezwungen sind, öffentliche Unterstützung zu inszenieren.7 Symbolische Politik konzentriert sich in autoritären Systemen im wesentlichen auf öffentliche «displays of loyalty»0. Es geht primär um die Inszenierung von massenhafter Unterstützung des Regimes. Andererseits soll die Verbundenheit der Repräsentanten des Regimes mit den Massen demonstriert werden: Es werden, um in der Terminologie Karen Petrones zu bleiben, «displays of unity» zur Schau gestellt, Die große Regelmäßigkeit öffentlicher Massenveranstaltungen, die Dichte der dazu ausgewählten Daten, wie auch die Betonung der Massenhaftigkeit als wichtigstes Kriterium für das Gelingen einer Inszenierung stehen in diesem Kontext, Symbolische Politik im äffentlichen Raum ist hier eine Quelle der Legitimation: Es geht um die rituelle Inszenierung und Visualisierung eines programmatischen «Gesellschaftsvertrages»9,

Das staatliche Demonstration- und Bildmonopol war somit ein wichtiges Element von Herrschaft und Quelle ihrer Autorität. Das kann auch zu erklären helfen, warum autoritäre Regime besonders sensibel auf alle Formen der Infragestellung dieses Demonstrationsmonopols reagierten - sei es durch Gegendemonstrationen oder schlichte Abwesenheit.

Zweifellos spielen verschiedene funktionale Ebenen symbolischer Politik bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes zusammen. Maoz Azaryahu nennt mit Blick auf die DDR zum Beispiel den propagandistischen und erzieherischen Wert einer solchen Symbolpolitik als Motivation,

betrachtliche Ressourcen in eine solche Inszenierungspolitik zu investieren10, Es galt, mit dem Einsatz von «politischen Symbolen im öffentlichen Leben» progammatische Inhalte zu vermitteln. Wie Eric Hobsbawm zu den Symbolen einer «invented tradition» schreibt, ihre Hauptfunktion sei «socialization, the inculcation of beliefs, value systems and Conventions of behaviour»11 gewesen, so geht es bei einer symbolischen Raumpolitik um die Vermittlung von «Botschaften».

Solche «Botschaften» transportierten die neuen Topologien in den Stadtplanen und die Markierungen von neuen symbolischen Zentren im Grundriß der Städte.12 In den Grunderjahren der DDR beispielsweise war die Abgrenzung von der nationalsozialistischen Diktatur (und seinen historischer Vorstufen) eine der vordringlichen selbstgesetzten Aufgaben der Symbolverwalter, Es sollte ein Neuanfang und Aufbruch symbolisch manifestieren werden. Symbol-, Mythen und Ritualpolitik verschmolzen dabei in der öffentlichen Inszenierung: Die Umbenennung des Wilhelmplatz in Thälmannplatz und seine räumliche Umgestaltung war ein Akt öffentlicher Symbolpolitik, der auf den antifaschistischen Gründermythos der DDR Bezug nahm, rituell in einer Umbenennungszeremonie umgesetzt und alljährlich durch Massendemonstrationen auf dem Platz wiederholt wurde.

Es gibt zahlreiche Beispiele von politischen Proklamationen, bei denen sich politische Umorientierung in der DDR in topologischen Veränderungen ausdrückten. Neben der Veröffentlichung eines sich wandelnden Pantheons an Vorbildern, Helden und Märtyrern mit Hilfe von Straßenschildern stand die symbolische Manifestation der Anerkennung der Oder-NeißeGrenze 1950 anhand von Umbenennungen derjenigen Straßen, die auf die ehemaligen Ostgebiete verwiesen. Allerdings schlugen sich nicht alle programmatischen Verschiebungen in einer derartigen symbolische Raumpolitik nieder: Die «DDRisierung der Symbole»'3, die die Abgrenzung von der Idee der nationalen Einheit in anderen Feldern zum Ausdruck brachte, fand keinen Niederschlag in der Topologie der Städte der DDR. Die auf die Bundesrepublik verweisenden Straßennamen wurden nicht aus den Stadtplanen der DDR getilgt.

Solche Umbenennungen waren ebenso Ausdruck gewandelter programmatischer Setzung wie sie ein Medium für die Verbreitung der neuen Wertehierarchien darstellten. Diesbezüglich teilen Symbolpolitiker und Forscher die Annahme, daß die sich in Namengebungen niederschlagende symbolische Politik Einfluß auf kollektive Identität zu nehmen vermag und eine integrierende Wirkung hat, wobei in der Forschung nicht immer scharf genug zwischen den Funktionszuschrelbungen durch die Symbolverwalter und der potentiellen Wirkungsmächtigkeit symbolischer Politik im gesellschaftlichen Kontext unterschieden wird.14 Inwieweit sich die in die «Ikonographie der Macht»15 eingeschriebenen Bedeutungen tatsächlich gesellschaftlich umsetzen, berührt die schwierigen Fragen der Rezeptionsanalyse, die hier nicht diskutiert werden sollten. Die politisch-symbolische Koionisierung des öffentlichen Raumes kann denkbar ähnlich Phänomene der Reizüberflutung hervorrufen, wie es bei der Werbungs- und Bilderflut im kommerziellen Bereich der Fall zu sein scheint: Irgendwann fallen die öffentlichen politischen Symbole durch das Aufmerksamkeitsraster der Rezipienten16. Eine elaborierte staatlich gelenkte Symbolpolitik eröffnet außerdem die Möglichkeiten symbolischer Statusinversion: Der offizielle Symbolpolitik steht die Seite des symbolischen Widerstandes gegenüber. Das Regime der DDR machte diese schmerzliche Erfahrung bei den oppositionellen Montagsdemonstrationen, die seinen endgültigen Sturz im November 1989 einleiteten.

1 Münkler, Herfried: Das kollektive Gedächtnis der DDR, in: Vorsteher, Dieter (Hg.)•. Parteiauftrag: Ein neues Deutschland. Bilder, Rituale und Symbole der frühen DDR, München: Koehler & Amelang, 1997,458-468.

2 Willems, Herbert und Jurga, Martin (Hg.): Inszenierungsgesellschaft. Ein einführendes Handbuch, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1998.

3 Dörner, Andreas: Politischer Mythos und symbolische Politik, Der Hermannmythos: Zur Entstehung des Nationalbewußtseins der deutschen, Hamburg: Rowohlts Enzyklopädie, 1996; Berezin, Mabel: Maklng the Faselst Seif. The Politlcal Culture of InterwarJtaly, Ithaca: Cornell Universlty Press, 1997.

4 Sauer, Birgit: Politische Inszenierung und die Visualisierung von Macht, in: Pribersky, Andreas und

Unfried, Berthold (Hg.): Symbole und Rituale des Polltischen. Ost- und Westeuropa Im Vergleich,

Frankfurt/Main: Verlag Peter Lang, 1999,75-101.

8 Münkler, Herfried: Das kollektive Gedächtnis der DDR.

8 Schlögel, Karl: Jenseits des Großen Oktobers. Das Laboratorium der Moderne. Petersburg 1909 -

1921. Berlin: Siedler Verlag, 1988; Paperny, Vladimir: Moscow in the 1930s and the Emergence of

a New City, In: Günther, Hans(Hg.)\ The Culture of the Stalin Perlod, Houndmllls: Macmlllan, 1990,

229-239; Geldern, James von: Bolshevik Festivals, 1917-1920. Berkeley: University of California

Press, 1993; Petrone, Karen: «Life has become more joyous, comrades»; Celebrations in the time of Stalin, Bloomington: Indiana University Press, 2000; Gibas, Monika: «Vorschlag für den ersten Mai: die Führung zieht am Volk vorbei!» Überlegungen zur Geschichte der Tribüne in der DDR, in: Deutschland Archiv. Zeitschrift für das vereinigte Deutschland, Jhg. 28 (1995), 481-494; Falasca-Zamponi, Simonetta: Fascist Spectacle. The Aesthetics of Power in Mussolini's Italy, ßerkeley: University of California Press, 1997; Sowinski, Pawel: Der 1. Mai als totalitäres Theater in der Volksrepublik Polen (1949-1954), in: Zeitschrift für Ostmitteteuropa-Forschung 48:3 (1999), 350382; Gibas, Monica und Gries, Hainer: Die Inszenierung des sozialistischen Deutschland. Geschichte und Dramaturgie der Dezennienfeiern in der DDR, in dies. u.a. (Hg.): Wiedergeburten. Zur Geschichte der runden Jahrestage in der DDR, Leipzig: Universitatsverlag, 1999,11-40.

7 Münkler, Herfried: Das kollektive Gedächtnis der DDR,

8 Petrone, Karen: «Life has become more joyous, comrades»: Celebrations In the time of Stalin.

9 Gibas, Monika: Überlegungen zur Geschichte der Tribüne in der DDR.

10 Azaryahu, Maoz: Vom Wilhelmplatz zu Thälmannplatz. Politische Symbole im öffentlichen Leben der DDR, Gerlingen: Bleicher Verlag, 1991.

Hobsbawm, Eric: Introductlon: Inventing Tradltions, in: ders. und Ranger, Terence (Hg.)\ The Invention of Tradition, Cambridge: Cambridge University Press, 1983,1-14.

12 Geldern, James von: Bolshevik Festivals.

13 Azaryahu, Maoz: Vom Wilhelmplatz zu Thalmannplatz.

14 Vgl. zum Beispiele Lane, Christel: The Rites of Rulers. Ritual in Industrial Society - The Soviet Case, Cambridge: Cambridge University Press, 1981 oder Berezin, Mabel: Making the Fascist Seif.

15 Bonneil, Victoria E.: Iconography of Power. Soviet Political Posters under Lenin and Stalin, Berkeley: University of California Press, 1997.

16 Arnold, Sabine R., Fuhrmeister, Christian und Schiller, Dietmar (Hg.): Politische Inszenierung im 20. Jahrhundert: Zur Sinnlichkeit der Macht, Wien: Böhlau, 1998.

К.Н.Цимбаев

Тюбинген

Российская юбилейная культура как объект истории опыта

Общественная жизнь первых полутора десятилетий XX века проходила под знаком «юбилеомании» - череды юбилеев, начавшейся в 1899 г. празднованием столетия со дня рождения Пушкина и завершавшейся уже в годы Первой мировой войны. Отмечались в первую очередь юбилеи, связанные с войнами. Воспоминания о былых ратных успехах должны были служить средством преодоления шока от русско-японской войны, поиска новых общественных ориентиров и - после революции 1905-1907 гг. - новых способов легитимации государственной власти. На фоне многочисленных местных выделяются три общегосударственных юбилея, которые праздновались по всей Российской империи: двухсотлетие Полтавской победы,столетие Бородинской битвы и трехсотлетие династии Романовых. Хотя в 1913 г. на передний план выдвигался династический аспект, постоянно подчеркивался и факт былой победы над внешним врагом - поляками, и внутренним - Смутой. На юбилеи возлагалась надежда оказать путем их проведения непосредственное влияние на политическую ситуацию и общественные настроения, продемонстрировать единение всех слоев народа вокруг трона, непоколебимость самодержавия и возможность забвения классовых, политических и религиозных разногласий во имя великой цели.

Юбилеи рассматриваются как формы общественной культуры празднования и памяти и, более того, как способ коллективной трактовки опыта прошедших войн медиальными средствами. Речь идет не о непосредственном переживании войны как основы для опыта, а о различных формах переработки давнего военного опыта, репрезентированного в церемониях, средствах массовой информации и искусствах. Исследование опирается на теорию коллективной памяти или коллективного опыта, конкретнее - концепцию «военного опыта», разрабатываемую в настоящее время в Тюбингенском университете. Это ведет к изучению военного опыта с помощью медиальных и институциональных средств, в которых он репрезентировался в ходе юбилеев. С помощью этих средств опыт откладывается в коллективной памяти общества, однако лишь с помощью системы различных символов или символических порядков - в настоящем случае это праздники, парады, изображение войны в искусстве и другие социокультурные проявления. Они, с одной стороны, являются ча-

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