УДК 81'24 С. Майснер
кандидат наук, преподаватель на отделении межкультурной германистики в университете им. Георга Августа, Гёттинген, Германия; e-mail: [email protected]
ПРЕЗЕНТАЦИОННЫЕ СПОСОБНОСТИ ИЗУЧАЮЩИХ НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК КАК ИНОСТРАННЫЙ НА ПРОДВИНУТОМ ЭТАПЕ
Эта статья посвящена восприятию речевого оформления презентации на немецком языке как иностранном. На примере изучающих немецкий язык как иностранный на продвинутом этапе она представляет возможные отклонения от нормы презентаций, а также некоторые пути тренировки презентационных способностей.
Ключевые слова: презентация; доклад; презентационные способности; речевое оформление; процесс воздействия.
Meißner S.
Dozentin an der Abteilung Interkulturelle Germanistik der Georg-AugustUniversität Göttingen, Deutschland; e-mail: [email protected]
PRÄSENTATIONSFÄHIGKEITEN FORTGESCHRITTENER DAF-LERNENDER
Der folgende Beitrag thematisiert am Beispiel fortgeschrittener Deutsch-als-Fremdsprache-Lernender die Wirkung der sprecherischen Gestaltung und mögliche Auffälligkeiten beim Präsentieren in der Fremdsprache Deutsch. Darüber hinaus zeigt es einige Schulungsmöglichkeiten für Präsentationsfähigkeiten dieser Lernergruppe.
Key words: Präsentation; Vortrag; Präsentationsfähigkeiten; sprecherische Gestaltung; Wirkungsprozess.
Meissner S.
Ph. D., Teacher of the Department of Intercultural German Studies at the
University of Goettingen, Germany;
e-mail: [email protected]
PRESENTATION SKILLS OF LEARNERS OF GERMAN AS A FOREIGN LANGUAGE AT THE ADVANCED STAGE
This article focuses on the perception of speech used during presentations in German as a foreign language. Using the example of those learning
German as a foreign language at the advanced stage, possible deviations from presentation standards are shown, and some ways of training presentation skills are described.
Key words: presentation; report; presentation skills; verbal support; influence process.
1. Einführung
Mündliches Vortragen, Referieren und Präsentieren gewinnen als grundlegende Schlüsselkompetenzen immer mehr an Bedeutung im universitären Studium in Osteuropa. Im „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen" [4, S. 63] ist das Konzept „Präsentation" sehr allgemein gefasst. Für produktive mündliche Aktivitäten im Bereich „vor Publikum sprechen" gibt es eine Skala, auf der die Fähigkeiten entsprechend der Niveaus A1 bis C2 abgestuft sind. Auf dem AI-Niveau wird beispielsweise ein kurzes, eingeübtes Statement verlangt. Auf dem Bl-Niveau sollte „eine vorbereitete, unkomplizierte Präsentation zu einem vertrauten Thema" aus dem Fachbereich der Lernenden klar vorgetragen werden [4, S. 66]. Die wichtigsten Aspekte sollten also verständlich erläutert werden, sodass das Publikum dem Vortragenden mühelos folgen kann. Nachfragen seitens des Publikums können aufgegriffen werden. Sollten diese zu schnell werden, kann eine Wiederholung mit geringerer Sprechgeschwindigkeit gefordert werden.
Auf B2-Niveau sollte der Lernende bereits in der Lage sein, „eine klare und systematisch angelegte Präsentation" vorzutragen. Dabei sollen „wesentliche Punkte und relevante unterstützende Details" in den Vordergrund gestellt werden. Vom Publikum aufgeworfene interessante Fragen können spontan aufgegriffen werden, „häufig in bemerkenswert gewandter und flüssiger Weise" [4, S. 66]. Die vorbereitete Präsentation sollte Gründe für oder gegen eine Betrachtungsweise und die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Alternativen nennen. Der Referent sollte flüssig und spontan verschiedene Arten von Nachfragen aufgreifen können - „ohne Anstrengung für sich oder das Publikum" [4, S. 66].
Lerner auf C2-Niveau sollten sicher und für das Publikum gut verständlich ein komplexes, nicht vertrautes Thema referieren können. Dabei sollte Vortrag an die Bedürfnisse des Publikums angepasst und entsprechend strukturiert sein [4, S. 66].
Die Anforderungen an Präsentierende unterschiedlicher sprachlicher Niveaus sind eher ideale Vorstellungen der Präsentationskompe-
tenz von Muttersprachlern, für den fremdsprachlichen Kontext sind sie jedoch zu unspezifisch formuliert. Es fehlen vor allem genaue Angaben zu paraverbalen Mitteln. Um diese Lücke zu füllen, werden im Folgenden die parasprachlichen vs. sprecherischen Merkmale der gesprochenen Fremdsprache Deutsch in Fokus genommen. Dabei wird exemplarisch am Beispiel von sprecherischen Auffälligkeiten in Präsentationen fortgeschrittener weißrussischer Lernender des Deutschen als Fremdsprache (DaF) die Bedeutung der Sprechweise im Zuhörprozess thematisiert und Möglichkeiten aufgezeigt, wie sprecherische Fähigkeiten auf paraverbaler Ebene geschult werden können.
2. Wirkung der Sprechweise beim Präsentieren
Beim Präsentieren geht es in erster Linie um das Sprechen zum Publikum. Dementsprechend sind daran mindestens zwei Personen beteiligt. Der Präsentierende hat in einer Präsentation das Rederecht und löst im Zuhörprozess eine bestimmte Wirkung beim Publikum aus. Der Präsentierende verfolgt dabei zwar bestimmte Ziele, er kann aber nicht garantieren, dass die intendierten Wirkungen beim Publikum genauso ankommen. Das Publikum nimmt den Präsentierenden und die durch ihn vermittelten Inhalte nämlich nicht passiv wahr, sondern bewertet aktiv Einstellungen, Motive und Inhalte und reagiert entsprechend [7, S. 773]. Nicht nur die beteiligten Personen, sondern auch dementsprechend die individuelle Bestimmung einer Situation, deren Bewertung sowie das subjektive Erleben der Umstände sind für den Wirkungsprozess entscheidend [6, S. 63].
Inwiefern das Publikum dem Präsentierenden folgen kann und weiter zuhört oder bestimmte Äußerungen durch beeinträchtigte Verständlichkeit nicht richtig interpretieren kann, entscheidet neben der inhaltlichen, strukturellen und medialen Aufbereitung der Inhalte das sichere und gekonnte sprecherisch-sprachliche Verhalten des Präsentierenden. Die situationsangemessene und adressatengerechte Nutzung sprecherischer Merkmale beeinflusst nicht nur den Verstehens-prozess positiv, sondern auch den Gesamteindruck einer Präsentation. Studienbezogene, fachrelevante Inhalte in einer fremden Sprache vor einem Publikum frei formuliert darzustellen bzw. zu präsentieren, fällt den nichtdeutschen Muttersprachlern jedoch häufig sehr schwer. Hier spielen sowohl interferenzbedingte als auch kulturspezifische
und sprechertypische Einflüsse eine Rolle [9; 10]. Diese können die Aufmerksamkeit des Publikums vom Inhalt auf die Form lenken. Häufig entstehen durch den Gebrauch der gesprochenen Fremdsprache Deutsch zusätzliche Sprechhemmungen, die den Zuhörprozess und dementsprechend das Folgen in der Fremdsprache stark beeinträchtigen können.
3. Präsentationsfähigkeiten fortgeschrittener DaF-Lernender
In einer teilnehmenden Beobachtung und sich daran anschließenden auditiven Analyse wurden die Präsentationsfähigkeiten fortgeschrittener weißrussischer DaF-Lernender hinsichtlich der Verwendung sprecherischer Merkmale untersucht. Dabei handelt es sich um acht Studierende des Hauptstudiums der Germanistik mit Niveau B1 und B2 nach dem „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen" [4], welche im Rahmen ihres Studiums Referate zum Thema „Vermittlung sprachlicher Fertigkeiten im schulischen Fremdsprachenunterricht Deutsch" hielten. Alle Studierenden bekamen für die Vorbereitung ihrer Referate einen aktuellen fachdidaktischen Basistext in deutscher Sprache und wurden über die Grundlagen der Referatsvorbereitung und -präsentation informiert. Bei der Erarbeitung sollten folgende Arbeitsschritte beachtet werden [in Anlehnung an 2, S. 8]:
- den Grundlagentext lesen und verstehen
- wesentliche Aspekte hörergerecht auswählen
- eine Sprechvorlage erstellen (= Gliederung erstellen und Stichwörter erarbeiten)
- eigene Praxisbeispiele finden
- ein Handout erstellen
- die erarbeitete Präsentation üben.
- Während der Präsentation sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Formulierungen finden (unter Einbeziehung der Sprechvorlage)
- auf die sprecherische und körpersprachliche Gestaltung achten
- das Publikum durch Nachfragen aktiv einbinden.
Durch Vorbereitung und Präsentation des Kurzreferates sollten sowohl bei den Präsentierenden als auch beim Publikum die grundlegenden sprachlichen Fertigkeiten gefördert werden. Während die Referenten durch die Erarbeitung der Inhalte ihr (Lese-)Verstehen
fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Literatur schulten, trainierte das Publikum diese Fertigkeit beim Lesen der Handouts und Folien. Bei der Erstellung der Referatsgliederung und Erarbeitung von Stichwörtern sollte die Schreibfertigkeit der Präsentierenden gefördert werden. Das Publikum sollte die produktive schriftliche Aktivität wiederum durch Notieren wesentlicher Aspekte des Referates beim Rezipieren trainieren. Weiterhin übten beide Seiten ihre rezeptive Fertigkeit des Hörens: Der Präsentierende bei der Aufnahme und Verarbeitung der Diskussionsbeiträge des Publikums und das Publikum beim Verstehen des Vortrags selbst. Schließlich war auch das Sprechen beider Beteiligten entscheidend: Der Präsentierende schulte seine produktiven mündlichen Aktivitäten durch das Einüben und Präsentieren des Vortrags und das Publikum durch die anschließenden Diskussionsbeiträge.
Die Präsentation fand im universitären Lehrveranstaltungskontext in Weißrussland statt und richtete sich an acht bis zehn Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die Präsentation erfolgte in Form einer Power-Point-Präsentation, Computer und Beamter dienten also als Medium. Die Dauer war auf zehn bis max. fünfzehn Minuten beschränkt. Hinsichtlich der Nutzung sprecherischer Merkmale konnten folgende Auffälligkeiten beobachtet werden:
- Festhalten an der schriftlichen Sprechvorlage
- fehlender Blickkontakt zum Publikum
- monotone Sprechweise
- geringe Sprechspannung
- teilweise undeutliche Artikulation
- teilweise zu hohe Sprechlage
- fehlende Lösungstiefe in abgeschlossenen Äußerungen
- schnelles Sprechtempo
- wenig bzw. sinnwidrige Pausen
- geringe Lautstärke
- angespannte Körperhaltung.
Es lässt sich vermuten, dass weißrussische DaF-Lernende für die Bedeutung der sprecherischen Gestaltung beim Präsentieren und deren Wirkung im Zuhörprozess bisher nicht ausreichend sensibilisiert wurden. Neben den interferenzbedingten segmentalen und suprasegmentalen Abweichungen war augenfällig, dass die Lernenden eher auf das
„Vorlesen" bzw. (auswendig gelernte) Aufsagen ihrer Sprechvorlage fixiert waren, als ihre Gedanken frei zu formulieren, geschweige denn das Publikum anzuschauen. Dadurch entstand eine eher monotone und nicht dialoggestaltende Sprechweise, die den Verstehensprozess deutlich beeinträchtigte. Bei konkreten inhaltlichen Nachfragen des Präsentierenden waren seitens des Publikums nur geringfügig Informationen aus dem Gedächtnis abrufbar.
4. Schulung von Präsentationsfähigkeiten
Zur (Weiter-)Entwicklung der sprecherischen PräsentationsFähigkeiten fortgeschrittener DaF-Lernender (Niveau B1/ B2) eignen sich Aufgaben zum lernprozessbegleitenden Beobachten und Beschreiben des sprecherisch-sprachlichen Verhaltens des Präsentierenden sowie die Arbeit mit Kriterienkatalogen, anhand derer DaF-Lernende lernen, das eigene und fremde sprecherisch-sprachliche Verhalten wahrzunehmen und zu beurteilen. Indem das Publikum thematisiert, wie es den Sprecher wahrgenommen hat, bekommt der Präsentierende eine Rückmeldung darauf, inwiefern seine Intention angekommen ist, inwiefern er die Anforderungen (z.B. des Publikums, des „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens", des Lehrenden) erfüllt hat und was eher störend wirkte. So kann durch Kriterienkataloge die Einschätzung von Präsentationsfähigkeiten transparent gemacht werden. Folgende Fragestellungen sind in Anlehnung an den Kriterienkatalog zur Beurteilung von mündlichen Präsentationen in der Fremdsprache Deutsch von Berkemeier [2] in Bezug auf die sprecherische Gestaltung von besonderer Relevanz:
- War die Aussprache des Präsentierenden klar und deutlich?
- Gab es Variationen beim Melodieverlauf?
- Gab es sinnvolle Betonungen und Pausen?
- Gab es zu viele oder zu wenige Pausen?
- Was das Sprechtempo situationsangemessen oder zu schnell/zu langsam?
- War die Lautstärke situationsangemessen?
- War die Stimme klangvoll oder klangarm?
- Sprach der Präsentierende eher in einer hohen oder eher in einer tiefen Sprechstimmlage?
Die Aufmerksamkeit auf die sprecherische Gestaltung des Präsentierenden kann insbesondere durch Gedichtvorträge oder Vorträge zu
vorhandenem Wissen (z. B. Urlaub und Ferien) gelenkt und geübt werden [3, S. 545]. So können verschiedene Sprechweisen (z. B. langsam vs. schnell, monoton vs. dialoggestaltend, leise vs. laut) in Deutsch als Fremdsprache zum Gegenstand der Diskussion gemacht werden, indem das Publikum ihre Eindrücke hinsichtlich der Wahrnehmung des Präsentierenden und der Aufnahme des Textes darstellt.
Auch wenn Präsentationen eine mündliche produktive Aktivität für Lernende unterschiedlicher sprachlicher Niveaus darstellen, sind bei der Entwicklung und Schulung von Präsentationsfähigkeiten insbesondere auch Anforderungen in Bezug auf Inhalt und Umfang relevant. Einzelne sprachliche Teilfertigkeiten können im Vorfeld isoliert trainiert werden. Bevor jedoch vor einem großen Publikum vorgetragen wird, sollten die Lernenden ihre Präsentationen vorerst in kleinen Gruppen üben und so versuchen, ihre Sprechängste in der gesprochenen fremden Sprache abzubauen. Vielfältige Redeanlässe zur Weiterentwicklung von Präsentationsfähigkeiten im Lernprozess bieten die beste Möglichkeit, eigene Präsentationskompetenz auszubauen bzw. zu verbessern.
LITERATURVERZEICHNIS
1. Becker-Mrotzek M. Mündliche Kommunikation und Gesprächsdidaktik. -Baltmannsweiler : Schneider Hohengehren, 2009. - S. 592.
2. Berkemeier A. Präsentieren lehren. Vorschläge und Materialien für den Deutschunterricht. - Baltmannsweiler : Schneider Hohengehren, 2009. -S. 116.
3. Berkemeier A., Pfennig L. Schüler/innen präsentieren // Mündliche Kommunikation und Gesprächsdidaktik / Becker-Mrotzek. - M.- Baltmannsweiler : Schneider Hohengehren, 2009. - S. 544-552.
4. Europarat. Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. - Berlin etc. : Langenscheidt, 2001. - S. 248.
5. Fix U., Gardt A., Knape J. Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung. - Berlin-N. Y. : de Gruyter, 2008. - 1. Halbband. - S. 1129.
6. Hirschfeld U., Neuber B., StockE. Phonetische Sprechwirkungsforschung im Bereich der interkulturellen Kommunikation // Sprechwissenschaftlich-phonetische Untersuchungen zur interkulturellen Kommunikation Russisch - Deutsch. - Frankfurt a. M. : Lang, 2010. - S. 43-68.
7. HirschfeldU., NeuberB., StockE. Sprach- und Sprechwirkungsforschung // Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung. - B erlin-N. Y. : de Gruyter, 2008. -1. Halbband. -S. 772-786.
8. Hirschfeld U., Stock E. Sprechwissenschaftlich-phonetische Untersuchungen zur interkulturellen Kommunikation Russisch - Deutsch. - Frankfurt a. M. : Lang, 2010. - S. 294.
9. Potapova R. Interkulturelle Aspekte der Para- und Extralinguistik // Sprechwissenschaftlich-phonetische Untersuchungen zur interkulturellen Kommunikation Russisch - Deutsch. - Frankfurt a. M. : Lang, 2010. - S. 29-42.
10. Reinke K. Fremder Akzent - von der auditiven Wahrnehmung zur Deutung der Persönlichkeit // Babylonia. - 2011 - Nr. 2. - S. 73-79.