Чухломина Ирина Алексеевна (Россия, г. Новосибирск) - экономист Филиал ОАО «РЖД» Центральная дирекция инфраструктуры Западно-Сибирская, дирекция инфраструктуры Экономическая служба; аспирант ФГБОУВПО «СГУПС» (630004, Россия, Новосибирск, Вокзальная магистраль, 12, e-mail: zpsd@inbox.ru).
Chukhlomina Irina Alekseevna (Russian Federation, Novosibirsk) - the economist RZhD Branch of JSC the Central management of infrastructure West Siberian, management of infrastructure Economic service; graduate student FGBOU VPO "SGUPS" (630004, Novosibirsk, Station highway, 12, e-mail: zpsd@inbox.ru).
УДК 334.726
BILDUNG UND BERUF IM MIGRATIONSPROZESS
Olga Frik1, Hartmut Griese2, Alexander Kovalev1 1Omsker Filiale der Finanzuniversität (Russland, Omsk);
2Institut für Soziologie, Leibniz-Universität Hannover (Deutschland).
Kurzreferat. In den vergangenen Jahrzehnten siedelten mehrere Hunderttausende von Deutschstämmigen aus Osteuropa nach Deutschland aus. Unter ihnen bilden die Aussiedler und Aussiedlerinnen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion die größte Gruppe. Die Berufsbiographie der Spätaussiedler ist durch die Aussiedlung in besonderer Weise geprägt. Die Umsiedlung bedeutet für sie grundsätzlich einen zwangsläufigen beruflichen Abstieg. Im Mittelpunkt des Beitrages steht der berufliche Werdegang der Spätaussiedlerinnen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklungen.
Schlüsselwörter: migration, bildung, Integration.
Integration der Spätaussiedlerinnen in den deutschen Arbeitsmarkt
Die erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Baustein der dauerhaften gesellschaftlichen Integration von Spätaussiedlern. Die meisten Spätaussiedler kommen seit Ende der 1980er Jahre aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR nach Deutschland. Im Falle dieser Einwanderergruppe übt die Ausreise einen starken Einfluss auf die Bildungs- und Berufssituation in den betroffenen Familien aus (die Übersiedlung findet in der Regel in den größeren Familienverbänden statt. Die Migration von Einzelpersonen ist eher eine Ausnahme). Diese dauerhafte Migration bedeutet für die Familienmitglieder in arbeitsfähigem Alter grundsätzlich einen zwangsläufigen beruflichen Abstieg, vielfach müssen sie auf einen anderen Beruf oder eine Tätigkeit unterhalb ihrer ursprünglichen Qualifizierung ausweichen. Das geschieht u.a. deswegen, weil viele der „mitgebrachten" Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden (und wenn doch, sind sie kaum verwendbar) und es viele Berufe hierzulande nicht mehr gibt (insb. im landwirtschaftlichen Bereich). Wie eine aktuelle Studie aufgrund der Datenbasis „Integrierte Erwerbsbiographie" (IEB) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, gelingt eine Integration in den Arbeitsmarkt den Spätaussiedlern im Vergleich zu Ausländern und Deutschen weniger gut (Brück-Klingberg/ Burkert/ Seibert/ Wapler, 2007). Laut dieser Studie sind Spätaussiedler
viel stärker von Arbeitslosigkeit betroffen und seltener sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Von den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Spätaussiedlern sind fast drei Viertel als Nicht-Facharbeiter tätig und nur wenige als Angestellte.
Besonders weibliche Spätaussiedler sind von den Prozessen der beruflichen Dequalifizierung und der Arbeitslosigkeit betroffen bzw. bedroht. Ihre beruflichen Qualifikationen und Orientierungen gelten meistens als wertlos für den bundesdeutschen Arbeitsmarkt. In dem vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Berufsbiographie und Identitätsentwicklung von Spätaussiedlerinnen aus der ehemaligen UdSSR: Auswirkungen auf Familie und Kindererziehung"1 dargestellt. Im Rahmen des Projektes wurde u.a. die Bildungs- und Berufssituation der Mütter im Zusammenhang mit der Situation der Kinder untersucht. Das Forschungsinteresse galt dem beruflichen Werdegang der Spätaussiedlerinnen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklungen. Das leitende Erkenntnissinteresse konnte in den folgenden Forschungsfragen gebündelt werden. Wie verarbeiten Spätaussiedlerinnen die (meistens) schwierige berufliche Situation im
1 Projektleitung: Prof. Dr. inci Dirim, Prof. Dr. habil. Hartmut
M. Griese. Das Projekt wurde aus den Mitteln des Innovationspools der Philosophischen Fakultät der Universität Hannover finanziert.
Aufnahmeland? Welche Persönlichkeits- und Identitätsveränderungen sind bei ihnen infolge der Migrationssituation zu beobachten? Welche Auswirkungen hat die migrationsbedingte berufliche Situation auf Familie und Kinder?
Mutterschaft und Berufstätigkeit der Spätaussiedlerinnen in der ehemaligen UdSSR und in Deutschland
Die Mutterrolle wurde in der ehemaligen UdSSR als Aufgabe von hoher nationaler und staatsbürgerlicher Verantwortung propagiert. Frauen mit vielen Kindern wurden mit einem Orden ausgezeichnet [1, p.92].
Ein wesentliches Charakteristikum der sowjetischen Gesellschaft war die hohe und kontinuierlich angelegte Erwerbsbeteiligung der Frauen. Die Frauen arbeiteten nicht nur aus finanzieller Notwendigkeit, sondern die Berufstätigkeit war ihnen als Quelle persönlicher Zufriedenheit und wirtschaftlicher Unabhängigkeit wichtig [2, p. 129ff]. Auch für die in den Nachfolgestaaten der UdSSR lebenden Mütter ist die Berufstätigkeit trotz der hohen Belastungen eine absolute Selbstverständlichkeit [1, p.82]. Die Berufstätigkeit der Frau galt in der UdSSR als ein Indikator für die realisierte Gleichberechtigung der Frau.
In der Untersuchung von Dembon, Hoffmeis-| ter und Ingenhorst wurden u.a. Wertvorstellungen der Aussiedler im Herkunftsland erforscht. Interessanterweise war für die Frauen ein sicherer Arbeitsplatz (neben der Sorge um die Zukunft der Kinder) von etwas größerer Bedeutung als für die Männer, die eher Haus und Hof, einen gehobenen Lebensstandard sowie eine gute Gesundheit anstrebten [3, p.61].
Die Aussiedler erlebten die Arbeitsplatzgarantie für alle in der UdSSR als eine Normalität. Sie sind mit der Vorstellung nach Deutschland gekommen, wieder einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Die Erwerbslosigkeit, die die meisten zumindest in der Anfangsphase erleben, bedeutet daher eine Zerstörung ihres Lebensentwurfs.
A. Schafer und L. Schenk haben die Arbeitslosigkeit bei Aussiedlern und bei einheimischen Deutschen verglichen. Sie vertreten die Meinung, dass Aussiedler in zweifacher Hinsicht von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. Zum einen sind sie wie jeder betroffene Einheimische mit den psychosozialen Stressfaktoren konfrontiert, die Arbeitslosigkeit mit sich bringt (ökonomische Deprivation, Stigma und Diskriminierung, psychische Folgeerscheinungen etc.), zum anderen stellt gerade Arbeit für sie eine Chance dar, überhaupt einen Einstieg in die neue Gesellschaft finden und sich einen sozialen Status aufzubauen, über den die Deutschen in der Regel schon verfügen. Sie werden von der Gesell-
schaft als „Fremde" wahrgenommen, d.h. sie erfahren im Falle der Arbeitslosigkeit eine doppelte Stigmatisierung, als Arbeitslose und als 'Fremde' [4, p.60].
Im Rahmen des Forschungsprojektes FAFRA wurden Familien- und Berufseinstellungen von Aussiedlerinnen aus der ehemaligen Sowjetunion, Arbeitsemigrantinnen aus der Türkei sowie westdeutschen Frauen untersucht und verglichen. Es wurde festgestellt, dass Familie und Beruf als gleichwertige Bestandteile zu betrachten, für die Aussiedlerinnen - im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen - stärker eine allgemeingültige und selbstverständliche Orientierung ist (vgl. ebd., S. 307). Kaum eine der befragten Frauen konnte sich einen Hausfrauenalltag vorstellen. In ihrer Lebenssituation würde dieser Frauenalltag eher eine Belastungssituation darstellen. Monotonie, Langeweile, Isolation, Schwere, ein Alltag, in dem keine Kontakte und Informationen ausgetauscht werden können und der nichts Eigenes im Leben beinhaltet, sind von den Interviewpartnerinnen angegebene Gründe für die Ablehnung eines Daseins als Hausfrau. Außerdem würde dieses Dasein eine, auch finanzielle Abhängigkeit vom Mann bedeuten, vor allem im Hinblick auf die eigene Rentenabsicherung [5, p.158].
Methodisches Vorgehen in der Hauptuntersuchung
Der methodische Ansatz der Untersuchung sollte im Hinblick auf die Auswertung folgende Betrachtungsweisen ermöglichen. Zum einen sollten durch die personenbezogene Analyse von Einzelinterviews individuelle Auswirkungen der Migration auf die berufliche Situation, Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung der Spätaussiedlerinnen aufgezeigt werden. Zum anderen sollte eine gezielte Auswertung zu Einzelaspekten der gewählten Fragestellung unter dem Blickpunkt der themenbezogenen Analyse vorgenommen werden. Um diese Herangehensweise an das Material zu ermöglichen, war eine methodische Konzeption der Interviews notwendig, die sowohl eine Fokussierung auf bestimmte Fragestellungen als auch Spielräume für erzählende Passagen durch die Interviewpartnerinnen zuließ. Eine solche Möglichkeit bietet das problemzentrierte Interview, wie es als Verfahren qualitativer Analyse von Mayring [6, p.46] dargestellt wird. Mit Hilfe dieses Leitfadens werden die Interviewten auf bestimmte Fragestellungen hingelenkt und reagieren darauf offen, ohne jegliche Antwortvorgaben.
Durchführung der Hauptuntersuchung
Um eine Vergleichbarkeit des gewonnenen Materials zu gewährleisten, wurde eine annähernde Gruppenhomogenität im Hinblick auf ei-
nige Sozialdaten hergestellt. Unsere Zielgruppe bildeten die Spätaussiedlerinnen aus der ehemaligen UdSSR, die vor über 10 Jahren nach Deutschland übersiedelten und bei der Einreise zwischen 30 und 40 Jahre alt waren.
Eine differenzierte Auswahl wurde hinsichtlich der Schul- und Berufsausbildung vorgenommen. Die Interviewten wurden in zwei Gruppen unterteilt:
a) spätaussiedlerinnen, die in ihrem Herkunftsland eine akademische Ausbildung absolvierten;
b) spätaussiedlerinnen, die keinen akademischen Abschluss im Herkunftsland gemacht haben.
Diese Gruppen wurden im Sinne des Forschungsprojektes mit Blick auf die „berufliche Integration", „Berufsbiographie und Identitätsentwicklung" und ihre Folgen „auf Familie und Kindererziehung" näher untersucht und verglichen. Die Spätaussiedlerinnen können in Deutschland meistens Ausbildungsberufe oder ungelernte Tätigkeiten ausüben. Es wurde davon ausgegangen, dass diese Tatsache für Akademikerinnen im Gegensatz zu Nicht-Akademikerinnen einen beruflichen Abstieg bedeutet und dass diese berufliche Situation auf die Persönlichkeits- und Identitätsentwicklungen beider Gruppen unterschiedlich auswirken kann.
Die Auswahl der Interviewpartnerinnen erfolgte nach dem Schneeballprinzip von Fall zu Fall. Zum Zeitpunkt der Interviewdurchführung (April 2005-Februar 2006) lebten die Befragten in der Region Hannover, in der Region Salzgitter, in Hamburg und in Minden. Die Interviewten konnten zwischen Deutsch und Russisch als Interviewsprachen wählen. Vier der insgesamt fünfzehn Interviews wurden auf Deutsch und die anderen auf Russisch durchgeführt.
Ergebnisse der Untersuchung. Integrationsverläufe in Deutschland und persönliches Empfinden der beruflichen Umorientierung bzw. Dequalifizierung
Zum Teil berichteten die Interviewpartnerinnen über ihr Empfinden der beruflichen Umorientierung bzw. Dequalifizierung im Rahmen der erzählenden Passagen, ohne dass sie danach gezielt gefragt wurden. Diese wichtige Erkenntnis zeigt, dass dieses Thema für die Interviewten aktuell ist und der Verarbeitungsprozess nicht abgeschlossen ist.
Alle Befragten mussten eine berufliche Neuorientierung und Dequalifizierung in Deutschland durchlaufen. Einige Interviewten konnten sich noch im Herkunftsland darauf einstellen. Die meisten Interviewten hatten vor ihrer Ausreise kaum Vorstellungen über berufliche Perspektiven in Deutschland: „Ich habe mir nicht viel über-
legt, wie es hier ist, was mich hier erwartet. Ich bin dann einfach mit den Eltern mitgekommen". Diese Ergebnisse betreffen nur die von uns interviewten Frauen, es zeigte sich z.B. in der Untersuchung von M. Westphal über Spätaussiedlerinnen fast durchgängig, dass „die Frauen ihre beruflichen Erwartungen bereits im Ausreisebzw. Einwanderungsprozess verringert haben" [5, p. 150].
Sozialer Status und thematische Interessen
Die Interviewpartnerinnen wurden gefragt, ob sie gleichberechtigt behandelt werden und ob sie Diskriminierungen erlebt hatten. Mit Hilfe dieser Fragen wollten wir auf die rückblickende Perspektive der Frauen bzgl. ihres Einwanderungsprozesses zurückgreifen. Da die Interviewten über längere Zeit in Deutschland leben und eine individuelle Einwanderungs- und Eingliederungsgeschichte haben, war es uns wichtig zu erfahren, wie sie diese aus ihrer heutigen Sicht einschätzen. Mehrere Frauen gaben an, ihre (unzureichenden A.d.V.) Deutschkenntnisse und ihre Herkunft seien die Gründe dafür, dass sie nicht gleichbehandelt werden. Die von den Interviewten wahrgenommenen Zuschreibungspro-zesse und Stigmatisierungen wurden auf die Fremdenfeindlichkeit und Unkenntnis der einheimischen Deutschen über die Hintergründe der Russlanddeutschen zurückgeführt.
Uns interessierten unter anderem die thematischen Interessen der Interviewten. Die meisten Befragten interessierten sich kaum für die politische Situation in Deutschland. Unter den Geschehnissen in Deutschland, die sie interessierten, nannten sie: „soziales System", „wirtschaftliche Entwicklungen", „Renten", „Arbeitslosigkeit", „Gesundheitswesen". Der Großteil der Interviewten interessierte sich sehr für die Situation in ihren Herkunftsländern. Sie konnten über aktuelle Ereignisse dort sprechen, denn die Meisten hatten russisches Fernsehen und Kontakte nach Russland (unabhängig davon, ob sie aus Kasachstan, Tadschikistan oder Russland kamen, nannten sie ihr Herkunftsland „Russland", wie es unter Aussiedlern üblich ist).
Zwischenmenschliche Beziehungen und Persönlichkeitsveränderungen
Die meisten Interviewten suchten Rat und Hilfe bei Verwandten und Freunden, was auf eine wichtige Bedeutung der familiären Verbände und freundschaftlichen Netzwerke bei den Russlanddeutschen zurückzuführen ist. Der Großteil der Interviewten war der Meinung, dass sich die zwischenmenschlichen Kontakte hier von denen in ihrem Herkunftsland unterscheiden.
Bemerkenswerterweise gab ein Teil der Interviewten an, dass sie alteingesessene Deutsche nicht kennen, da sie keine Kontakte zu ihnen haben. Andere Befragten hatten ebenso kaum private Kontakte zu alteingesessenen Deutschen. Die wenigsten hatten Bekanntschaften mit alteingesessenen Deutschen, bei den meisten Frauen fand der Kontakt hauptsächlich im Rahmen der Arbeit statt. Die Mehrheit der Interviewten war mit anderen Spätaussiedlern oder mit anderen russischsprachigen Migranten befreundet, es gab kaum Freundschaften zu Vertretern anderer ethnischen Gruppen.
Die meisten Interviewten gaben an sich im Laufe des Einwanderungsprozesses verändert zu haben. Dabei war die meist erwähnte Veränderung „ich wurde verschlossener", was von der Hälfte der Interviewten genannt wurde. Vier Interviewten sind ihren Angaben zufolge selbstbe-wusster geworden. Sie alle hatten einen Hoch-schulabschluss im Herkunftsland erworben und hatten in Deutschland noch einmal studiert. Drei von ihnen waren zum Zeitpunkt der Befragung berufstätig (zwei Sozialarbeiterinnen, eine Sprachlehrerin), eine Frau war in der Ausbildung. Es scheint, dass für die Entwicklung des Selbstbewusstseins eine erfolgreiche berufliche Integration mit großer Wahrscheinlichkeit entscheidend ist. Dabei versteht sich solche Integration als eine berufliche Tätigkeit, die dem Bil-dungs- und Qualifikationsniveau der Frau entspricht.
Ein weiterer Beweis dieser Konsequenz ergab sich am Beispiel der Frauen, die unter ihrer Qualifikation arbeiteten und ihr gesunkenes Selbstwertgefühl mit der misslungenen beruflichen Integration verbanden.
Drei Interviewte gaben dem gegenüber an sich kaum verändert zu haben. Es waren Nicht-Akademikerinnen, die keinen beruflichen Abstieg in Deutschland erlebt hatten. Eine berufliche Umstellung und Neuorientierung war für sie nicht so gravierend wie für Akademikerinnen. Sie mussten offenbar keine besonderen Anpassungsstrategien entwickeln und ihr Einwande-rungsprozess verlief deswegen ohne nennenswerte Folgen für ihre Persönlichkeit.
Familiäre Situation
Die meisten Interviewten gaben an, beide Sprachen (Russisch und Deutsch) in ihren Familien zu sprechen. Sie sprächen mit ihren Männern oder mit ihren Eltern überwiegend Russisch, mit den Kindern oder ggf. Enkelkindern meistens auf Deutsch. Dabei habe sich das Alter der Kinder bei der Einreise meistens als entscheidend für die Sprachwahl erwiesen. Die als Vorschulkinder eingereisten Kinder bevorzugten
Deutsch zu sprechen, viele könnten kein Russisch mehr.
Den Frauen zu Folge scheint das Einreisealter der Kinder für das Einleben in Deutschland wichtig zu sein. Die eingereisten Kleinkinder hätten so gut wie keine Schwierigkeiten, sich einzuleben.
In den erzählenden Passagen sprachen einige Frauen über ihre Kinder im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Eingliederung in Deutschland. Eine Frau merkte an: „Als ich angefangen habe zu studieren, sind die Schulnoten meiner Tochter besser geworden". Eine andere Interviewte sagte: „Unser Sohn hat gesehen, dass es uns im Sprachkurs nicht leicht war. Ich denke, das hat ihn positiv beeinflusst". Eine Frau erzählte: „Für die Kinder ist es sehr wichtig, inwieweit ihre Eltern integriert sind. Ich denke, dass das Vorbild der Eltern sehr wichtig ist". Diese Äußerungen beweisen, dass das Bemühen der Eltern um einen Berufseinstieg ihre Kinder durchaus positiv beeinflussen, ihnen eine Orientierung in der neuen Situation geben und Motivation vermitteln kann. Abgesehen von den finanziellen Vorteilen spielt bei der gelungenen Berufsintegration die Selbstzufriedenheit der Mütter, sowie deren Vorbildfunktion für die Kinder eine wichtige Rolle. Die erfolgreiche berufliche Integration der Frauen bedeutet in dieser Hinsicht eine große Unterstützung im Eingliederungsprozess der ganzen Familie.
Integrationsleistungen der Mehrheitsgesellschaft
Auffallend bei der Frage nach der Aufnahme in Deutschland war, dass die meisten Frauen über die Hilfestellungen im Bereich der beruflichen Eingliederung sprachen und diese ausnahmslos als unzureichend und nicht zufrieden stellend bezeichneten. Da die unzureichende Unterstützung bei der beruflichen Eingliederung in den meisten Antworten dargestellt wurde, ging es auch beim Thema „Aussiedlerpolitik" meistens um den Beruf. Die Interviewten wünschten sich zwar, dass sich die Unterstützung in diesem Bereich verbessert, einige von ihnen zweifelten jedoch daran, dass es in der aktuellen Situation in Deutschland möglich ist: „Deutsche haben auch viele Probleme, die Arbeitslosigkeit ist so groß". Die Interviewten waren der Meinung, dass die Ausreisewilligen noch im Vorfeld ihrer Umsiedlung über die Situation in Deutschland genau informiert werden sollten.
/dentitätsentwicklung und Wohlbefinden
In diesem Interviewteil hatten wir zehn Fragen gestellt, mit deren Hilfe wir uns ein Bild über die Akkulturationsprozesse der Interviewten machen wollten. „Deutsch" bedeutet für die meisten Befragten Deutschland, die Zugehörigkeit zum deutschen Volk, Nationalität, deutsche Sprache,
Kultur. Eine Interviewte fügt einen gewissen Wohlstand hinzu. Es ist bekannt, dass für viele Spätaussiedler der Wunsch als Deutsche unter Deutschen zu leben in vielen Fällen der Hauptgrund der Ausreise war. Obwohl eine Frau sich mit dem Thema „Das Deutschsein von den Spätaussiedlern" auseinandersetzte, hatten andere Interviewten ihr „Anderssein" als Deutsche kaum erwähnt, dieses Thema scheint bei den meisten verarbeitet und nicht mehr aktuell zu sein. Für ein Drittel der Befragten wäre es schwer, wenn sie in ihrem Herkunftsland geblieben wären. Die meisten von ihnen kamen ursprünglich aus Kasachstan und Mittelasien und gaben die nationalen Konflikte als den Hauptgrund für diese Einschätzung. Sie erlebten keinen beruflichen Abstieg und waren zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig. Sieben Frauen meinten, sie hätten weiter so gelebt und gearbeitet, wie früher, es ginge ihnen nicht schlecht in ihrem Herkunftsland.
Die letzte Frage war dem Thema des Dazugehörens gewidmet, oder wie sie ins Russische übersetzt wurde: „Fühlen Sie sich in Deutschland zu Hause?" Sechs Frauen (die meisten sind entsprechend ihrem Bildungs- und Qualifikationsniveau berufstätig) bejahten diese Frage.
Die meisten Interviewten fühlten sich nicht dazugehörig, oder nicht zu Haus. Sie erlebten eine berufliche Dequalifizierung in Deutschland und waren zum Befragungszeitpunkt entweder unter ihrem Qualifikationsniveau tätig oder arbeitslos. Eine Frau schätzte sich als „nicht gebraucht und nicht geschätzt", sie meinte eindeutig die Berufssphäre. Eine andere Interviewte verbindet ihr Gefühl „nicht zu Hause zu sein" ebenso mit ihrer beruflichen Tätigkeit: „Die erste Zeit, als ich putzen gehen musste, das alles ist mir... Das Alles steckt mir immer noch bis zum Hals... Aber was kann man machen?"
Schlussfolgerungen in Hinblick auf die Fragestellung der Studie
Alle im Laufe der Untersuchung befragten Frauen zeigten unabhängig von ihren ursprünglichen beruflichen Qualifikationen und dem Bildungsniveau eine starke Berufsorientierung, was den Ergebnissen der bisherigen Untersuchungen völlig entspricht (vgl. Westphal 2003, Herwartz-Emden 1995). Trotz ihrer sehr starken Erwerbsorientierung haben Spätaussiedlerinnen in Deutschland große Schwierigkeiten, einen ihren Qualifikationen entsprechenden Arbeitsplatz zu finden und werden häufig in eine unfreiwillige Hausfrauenrolle oder in unqualifizierte Tätigkeiten abgedrängt.
Nach B. Dietz umfasst die Integration „grundsätzlich alle Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens und impliziert in letzter Konsequenz eine gleichberechtigte Partizipation der Zuwanderer am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben des Aufnahmelandes, entsprechend ihrer mitgebrachten Fähigkeiten" [7,p.39]. Die dargestellten beruflichen Integrationsverläufe machen es deutlich, dass nur im Falle weniger Frauen von einer gelungenen Integration in diesem Sinne gesprochen werden kann. Es handelt sich dabei um die Frauen, die „entsprechend ihrer mitgebrachten Fähigkeiten" und ihrem Bildungsniveau im Aufnahmeland berufstätig sind. Die Untersuchung zeigte, dass die (meistens schwierigen) beruflichen Situationen das Wohlbefinden der Frauen stark beeinflussen. Keine der Befragten, die eine Dequalifizierung erlebt hatte, war mit ihrer Gesamtsituation zufrieden. Die Darstellung beruflicher Situationen tauchte immer wieder in den erzählenden Passagen der Interviewten auf und wurde zu verschiedenen Anlässen thematisiert. Das lässt die Vermutung zu, dass die Verarbeitungsprozesse bei den meisten Frauen, die einen beruflichen Abstieg erlebt hatten, nicht abgeschlossen sind. Obwohl die meisten Betroffenen sich mehr oder weniger mit diesen Situationen abgefunden haben, verliert das Thema der Dequalifizierung für sie nicht an Aktualität.
Die verbreiteteste Legitimisierung der Ausreiseentscheidung von Spätaussiedlern, die in der einschlägigen Literatur mehrfach erwähnt wird, ist die Ausreise wegen der Zukunft der Kinder (vgl. Ingenhorst 1997). Die Spätaussiedlerinnen weisen gleichzeitig eine starke Familien- und Berufsorientierung auf. Ihre berufliche Integration misslingt jedoch in vielen Fällen. Von daher neigen viele von ihnen dazu, auch ihre beruflichen Einbuße im Aufnahmeland mit Hilfe dieses Arguments zu rechtfertigen. Die eigenen Ansprüche der Zugehörigkeit und des Statuswechsels werden auf die Kinder verlagert oder ihnen zur Verwirklichung angetragen [5 p.165].
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung widersprechen den Ergebnissen der Untersuchung von Schmitt-Rodermund und Silbereisen. Der Gegenstand der Untersuchung von diesen Wissenschaftlern war die Resilienz unter arbeitslosen Aussiedlern. Insbesondere stellten sie fest: „Die arbeitlosen Frauen fühlen sich ebenso gut wie die Frauen mit Arbeit" [8, p. 295]. Sie merken außerdem an, dass „für die Frauen noch weitere Rollen als die des Ernährers der Familie zur Verfügung stehen, aus denen sich Selbstwert und Zufriedenheit schöpfen lässt" [8, p. 295]. Unsere Untersuchung zeigt eher das Gegenteil: die von der
Arbeitslosigkeit und Dequalifizierung betroffenen Frauen zeigen Beeinträchtigungen im Wohlbefinden. Sie sind insgesamt wesentlich unzufriedener mit ihrer aktuellen Situation und pessimistischer in Bezug auf die Zukunft gestimmt als die Frauen, die entsprechend ihrem Bildungs- und Qualifikationsniveau berufstätig sind. Sie neigen auch eher dazu, die Richtigkeit ihrer Ausreiseentscheidung in Frage zu stellen.
Unsere Ergebnisse stimmen nur zum Teil mit den Ergebnissen der qualitativen Untersuchung im Rahmen des Projektes FAFRA überein. Eines der Ergebnisse der genannten Untersuchung ist, dass die Spätaussiedlerinnen im Aufnahmeland irgendwie und auf jeden Fall arbeiten wollen, was damit nicht nur die Akzeptanz der Dequalifizierung und/oder einer Familienorientierung bzw. eine geringe berufliche Orientierung bedeutet, sondern zugleich eine Akkulturationsform darstellt [5 p. 167]. Wir hatten bei unserer Untersuchung den Eindruck, dass eine ähnliche Einstellung eher die Spätaussiedlerinnen haben, die im Herkunftsland keinen akademischen Abschluss hatten. Die Tatsache, dass die meisten von uns befragten Akademikerinnen in Deutschland eine zusätzliche Qualifizierungsmaßnahme absolviert hatten, sei es ein Zweitstudium oder eine Weiterbildung, deutet darauf hin, dass sie ihre zwangsläufige Dequalifizierung nicht wahrhaben wollten und versucht hatten, ihre ursprüngliche berufliche Positionierung und das Qualifikationsniveau (sowie den damit verbundenen sozialen Status) auch im Aufnahmeland aufrechtzuerhalten. Auch im Falle der Frauen, die es nicht geschafft haben, entsprechend ihrem Bildungs- und Qualifikationsniveau zu arbeiten. Deshalb wäre es für uns kaum möglich über eine Akzeptanz der Dequalifizierung zu sprechen, denn die Verarbeitungsprozesse des beruflichen Abstieges bei den Betroffenen scheinen auch nach mehreren Jahren des Deutschlandaufenthaltes nicht abgeschlossen zu sein.
Darüber hinaus lassen die Ergebnisse der vorliegenden Studie die Vermutung zu, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Erfolg (oder Misserfolg) der beruflichen Integration der Frauen und deren Identitätsentwicklung besteht. Mit anderen Worten: wenn die Frauen im beruflichen Sinne keine Erfolge in Deutschland zu verzeichnen haben, unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten oder arbeitslos sind, neigen sie eher dazu, auf ihre berufliche Vergangenheit im Herkunftsland zurückzublicken und sich stärker mit dem Herkunftsland zu identifizieren, wo sie beruflich erfolgreich integriert waren. Es war auffallend, dass die Frauen dieser Gruppe in den erzählenden Passagen immer wieder auf ihre
Arbeitsleistungen, gutes Verhältnis zu Arbeitskollegen, soziale Aktivitäten bei der Arbeit im Herkunftsland zurückgegriffen haben.
Eines der Ziele des Projektes war die Untersuchung der Persönlichkeitsentwicklungen bei den Spätaussiedlerinnen. Es wurde festgestellt, dass die Frauen angaben selbstbewusster geworden zu sein, die in Deutschland entsprechend ihrem Bildungs- und Qualifikationsniveau tätig sind. Sie hatten im Herkunftsland einen Hochschulabschluss und haben in Deutschland noch einmal studiert. In der Pilotphase des Projektes nannten einige ExpertInnen unter den Persönlichkeitsveränderungen pauschal die Aufwertung von Frauen, Gewinn an Selbstbe-wusstsein und an Selbstsicherheit. Am Beispiel dieser Frauen zeigt sich, dass für die Entwicklung des Selbstbewusstseins eine erfolgreiche berufliche Integration entscheidend ist. Dabei versteht sich solche Integration als eine berufliche Tätigkeit, die dem Bildungs- und Qualifikationsniveau der Frau entspricht. Bei den unter ihrem Bildungs- und Qualifikationsniveau berufstätigen Frauen lassen sich durchaus Minderwertigkeitserschienungen, lang anhaltende Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation und Pessimismus feststellen. Dadurch, dass die Spätaussiedlerinnen viele Schwierigkeiten im beruflichen Eingliederungsprozess erleben müssen, bezeichnen sie eine der Persönlichkeitsentwicklungen als „härter geworden".
Darüber hinaus lassen unsere Ergebnisse die Vermutung zu, dass die relativ problemlosen Integrationsverläufe eher bei den Spätaussiedlerinnen ohne einen akademischen Abschluss möglich sind. Einige der Befragten gaben an, sie hätten sich kaum verändert. Diese Frauen hatten in Deutschland keinen beruflichen Abstieg erlebt. Dadurch, dass eine berufliche Umstellung und Neuorientierung für sie nicht so gravierend wie im Falle der Akademikerinnen war, mussten sie wahrscheinlich keine besonderen Anpassungsstrategien entwickeln. Auch die Untersuchungsergebnisse von Graudenz /Römhild zeigen, dass die höher qualifizierten Aussiedler insgesamt enttäuschter sind; sie zeigen weniger Optimismus, fühlen sich in Deutschland fremder und haben mehr Heimweh als diejenigen mit niedrigerer Ausbildung [9, p.60].
Sieben der acht von uns interviewten Akademikerinnen waren in ihren Herkunftsländern als Lehrerinnen berufstätig. Ihre berufliche Eingliederung scheint nicht nur von außen kompliziert zu sein. Keine von ihnen konnte in Deutschland ihren Beruf ausüben, eine Neuorientierung und berufliche Umstellung war für sie unumgänglich. Hier ist es anzumerken, dass ein Lehrerberuf in der ehemaligen Sowjetunion nicht nur
als ein Beruf, sondern vielfach als eine Berufung angesehen wird. Ein guter Lehrer/eine gute Lehrerin kann insbesondere folgendermaßen beschrieben werden: „eine angeborene Lehrerin", „ein Lehrer mit Herz und Seele", „Naturtalent". Dasselbe gilt für den Arztberuf. Es ist davon auszugehen, dass das jahrelange Ausüben des Lehrerberufes auch die Persönlichkeit des Lehrers stark beeinflusst, die Arbeit mit den Kindern wird zu einem sehr wichtigen Teil des Lebens, man schöpft eine Zufriedenheit daraus, diese gesellschaftlich hochangesehene Aufgabe zu erfüllen, eine große Autorität zu genießen, von den Schülern und Kollegen hochgeschätzt und respektiert zu sein. Das Ausüben des Lehrerberufes rief in der Regel eine starke Identifizierung der jeweiligen Person mit dem Beruf hervor. Von daher war das Bestreben der ehemaligen Lehrerinnen, eine Arbeit im pädagogischen Bereich in Deutschland zu finden, für uns sehr gut nachvollziehbar. Es handelte sich dabei nicht nur um eine berufliche Eingliederung entsprechend dem Bildungs- und Qualifikationsniveau, es ging viel mehr um das Sich-Selbst-Wiederfinden im persönlichen Sinne. Da jedoch die frühere Berufsposition für die ausgesiedelten Lehrerinnen im Aufnahmeland aus vielerlei Gründen unmöglich ist, bedeutet es offenbar langfristige Folgen für ihr Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl, denn der Lehrerberuf hat eine sehr große Rolle in ihrem Lebenskonzept gespielt. Auch die Untersuchung von Schafer und Schenk zeigt, dass insbesondere Spätaussiedler mit langer Berufserfahrung im Herkunftsland, die sich darüber hinaus nach wie vor stark mit ihrem Beruf identifizieren, können die Nicht-Anerkennung nur schwer akzeptieren und verarbeiten. Die damit verbundene Abwertung der Erfahrung wird als verweigerte gesellschaftliche Anerkennung in Bezug auf eine gesamte Lebensphase empfunden [4, p. 112].
Mehrere Interviewten sind mit der Zeit verschlossener geworden und hatten insgesamt viel weniger Kontakte als im Herkunftsland. Dies spiegelt die allgemein bekannte Situation wider, dass die Spätaussiedler sich im Laufe ihres Aufenthalts in Deutschland immer stärker zurückziehen. Die starke Isolationstendenz entsteht zum Teil aus dem Übersiedlungsschock. Eine wichtige Rolle spielt das falsche Deutschlandbild der Spätaussiedler im Vorfeld ihrer Ausreise und die Ernüchterung durch die Realität, was Enttäuschungen hervorruft. Sie ziehen sich auf die Familie zurück, versuchen, deren Struktur zu retten, reduzieren ihre eigenen Erwartungen auf ein Minimum (vgl. Ingenhorst 1997). Nach Dembon resultieren Rückzug und Vereinzelung von Spätaussiedlern u.a. aus der Beibehaltung bestimm-
ter Verhaltensgepflogenheiten, die denen einer vergangenen Lebensweise eher entsprachen, als den Anforderungen einer gegenwärtigen Situation und Lebensweise [3, p.150].
Die Auswahl der Interviewten im Rahmen der Studie war mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Wir hatten mit erfolgreich beruflich integrierten Frauen gesprochen und mit Frauen, die unter ihrem Bildungsniveau arbeiten oder arbeitslos sind. Es ist uns klar geworden, dass sich hinter dem beruflichen Abstieg der Spätaussiedlerinnen massive Konfliktpotentiale und Schwierigkeiten verbergen, was die Gesamtsituation und Wohlbefinden der Frauen und deren Familien langfristig beeinflusst. Von daher sind wir der Meinung, dass die Thematik des Forschungsprojektes nicht nur für die wissenschaftliche Diskussion (Migrationsforschung, Integrationsdebatte und Identitätstheorie etc.), sondern auch für Hilfepraxis der Aussiedlerarbeit (z.B. Prävention, Fortbildung und Professionalisierung des pädagogischen Personals usw.) als relevant angesehen werden muss.
Literatur
1. Herwartz-Emden, Leonie (1995). Mutterschaft und weibliches Selbstkonzept: eine interkulturell vergleichende Untersuchung. Weinheim: Juventa-Verlag.
2. Westphal, Manuela (2003): Familiäre und berufliche Orientierungen von Aussiedlerinnen, in Klaus J. Bade u. Jochen Oltmer (Hrsg.): Aussiedler: deutsche Einwanderer aus Osteuropa (p. 127-149). IMIS-Schriften Bd. 8. 2. Aufl. Göttingen: V&R unipress Verlag mit Universitätsverlag Osnabrück.
3. Dembon, Gerold; Hoffmeister, Dieter; Ingenhorst, Heinz. (1994). Fremde Deutsche in deutscher Fremde: Integrationsprobleme von Aussiedlern im kommunalen Raum. Regensburg: Roderer.
4. Schafer, Andrea / Schenk, Liane (1995): „Wir konnten doch lernen, wir haben Zeit". Ergebnisse einer qualitativen Befragung, in: Andrea Schafer & Liane Schenk & Günter Kühn (Hrsg.): Arbeitslosigkeit, Befindlichkeit und Bildungsbereitschaft von Aussiedlern: eine empirische Studie (p. 39-149). Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lang.
5. Westphal, Manuela (1997). Aussiedlerinnen - Geschlecht, Beruf und Bildung unter Einwanderungsbedingungen. Bielefeld: Kleine.
6. Mayring, Philipp (1993). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken. 2. überarb. Aufl., Weinheim: Psychologie Verlags Union.
7. Dietz, Barbara (1996). Jugendliche Aussiedler. Ausreise, Aufnahme und Integration. Berlin: Berlin Verlag.
8. Schmitt-Rodermund, Eva / Silbereisen, Rainer K. (1999): Gute Miene zum bösen Spiel: Resilienz unter arbeitslosen Aussiedlern, in: Rainer K. Silbereisen & Ernst-Dieter Lantermann & Eva Schmitt-Rodermund (Hrsg.): Aussiedler in Deutschland: Akkul-
turation von Persönlichkeit und Verhalten (p. 277 -299). Opladen: Leske + Budrich.
9. Graudenz, Ines / Römhild, Regina (1996): Grenzerfahrungen. Deutschstämmige Migranten aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion im Vergleich, in: Ines Graudenz & Regina Römhild (Hrsg.). Forschungsfeld Aussiedler: Ansichten aus Deutschland (p. 29-68). Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lang.
Frik Olga W. (Russland, Omsk) - Dr. phil, Dozentin am Lehrstuhl "Geisteswissenschaften" an der Omsker Filiale der Finanzuniversität. e-mail: OVFrik@fa.ru
Griese, Hartmut M. (Russland, Omsk) - Professor, Dr. habil. (emer), Institut für Soziologie, Leibniz-Universität Hannover (Germany, Hannover).
Kovalev Alexander I., Dr. phil. habil., Professor am Lehrstuhl „Ökonomie, Management und Marketing" an der Omsker Filiale der Finanzuniversität. EMail: AIKovalev@fa.ru
ОБРАЗОВАНИЕ И ПРОФЕССИЯ В МИГРАЦИОННОМ ПРОЦЕССЕ
О.В. Фрик1, Х. Гризе2, А.И. Ковалев1 1 Омского филиала Финансового университета
при Правительстве Российской Федерации; 2Институт социологии, Университет им. Лейбница (Германия, г. Ганновер).
Аннотация: В последние десятилетия сотни тысяч этнических немцев переехали в Гэрманию
из стран Восточной Европы. Среди них самую многочисленную группу составляют переселенцы из государств бывшего Советского Союза. Миграционный процесс оказывает существенное влияние на профессиональную биографию переселенцев. Речь идет о процессах профессиональной деквалификации мигрантов. В центре внимания авторов статьи профессиональная биография женщин-поздних переселенцев и ее влияние на процессы личностного развития и формирования идентичности.
Ключевые слова: миграция, образование, интеграция.
Фрик Ольга Владимировна (Россия, г. Омск) -кандидат философских наук, доцент кафедры «Общественные науки» Омского филиала Финансового университета при Правительстве Российской Федерации (644043 г. Омск, ул. Партизанская, 6, e-mail: OVFrik@fa.ru).
Гризе, Хартмут Мартин (Германия, г. Ганновер) - доктор наук, профессор, Институт социологии, Университет им. Лейбница (Германия, г. Ганновер).
Ковалев Александр Иванович (Россия, г. Омск) - доктор экономических наук, профессор, профессор кафедры «Экономика, менеджмент и маркетинг»; Омского филиала Финансового университета при Правительстве Российской Федерации (644043 г. Омск, ул. Партизанская, 6, e-mail: AIKovalev@fa.ru).