Научная статья на тему 'Экспликация языковой картины мира на материале немецких, литовских и русских ассоциаций'

Экспликация языковой картины мира на материале немецких, литовских и русских ассоциаций Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
ЯЗЫКОВАЯ КАРТИНА МИРА / АССОЦИАТИВНЫЙ ЭКСПЕРИМЕНТ / ПРЕЦЕДЕНТНЫЙ ТЕКСТ

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Толейкиене Реда, Акимова Елена

В статье описываются ассоциативные связи слов-стимулов, которые по данным психолингвистических исследований принадлежат к ядру языкового сознания славян, русских Литвы и литовцев: жизнь – лит. gyvenimas – нем. Leben, человек – лит.žmogus – нем. Mensch, дом – лит. namas /namai – нем. Haus /das Zuhausе/. При этом авторы статьи считают, что при сопоставительном аналазе необходимо обращать внимание как на форму, так и на содержание ассоциаций. Результаты исследования показали, что в характеристике специфики ЯКМ немцев, литовцев и русских Литвы важнейшим аспектом является оценка. Все реакции на указанные слова-стимулы можно разделить на 2 группы. В одной группе оценка выражена ясно (у литовцев и русских Литвы), в другой – отсутствует (у немцев). Отметим, что для немецкой языковой картины мира характерна метафоричность ассоциаций, для русской и отчасти литовской – ориентация на прецедентные тексты.

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Текст научной работы на тему «Экспликация языковой картины мира на материале немецких, литовских и русских ассоциаций»

УДК 81.23

Reda Toleikiene, Elena Akimova

EXPLIKATION DES SPRACHLICHEN WELTBILDES ANHAND UNTERSUCHUNG DER ASSOZIATIONEN VON DEUTSCHEN, LITAUERN UND RUSSEN

ЭКСПЛИКАЦИЯ ЯЗЫКОВОЙ КАРТИНЫ МИРА НА МАТЕРИАЛЕ НЕМЕЦКИХ, ЛИТОВСКИХ И РУССКИХ АССОЦИАЦИЙ

В статье описываются ассоциативные связи слов-стимулов, которые по данным психолингвистических исследований принадлежат к ядру языкового сознания славян, русских Литвы и литовцев: жизнь - лит. gyvenimas - нем. Leben, человек - лит .zmogus - нем. Mensch, дом - лит. namas /namai - нем. Haus /das Zuhause/. При этом авторы статьи считают, что при сопоставительном аналазе необходимо обращать внимание как на форму, так и на содержание ассоциаций. Результаты исследования показали, что в характеристике специфики ЯКМ немцев, литовцев и русских Литвы важнейшим аспектом является оценка. Все реакции на указанные слова-стимулы можно разделить на 2 группы. В одной группе оценка выражена ясно (у литовцев и русских Литвы), в другой - отсутствует (у немцев). Отметим, что для немецкой языковой картины мира характерна метафоричность ассоциаций, для русской и отчасти литовской - ориентация на прецедентные тексты.

Ключевые слова: языковая картина мира, ассоциативный эксперимент, прецедентный текст.

D ie wesentliche Aufgabe der Sprache ist nicht nur die Darstellung der objektiven Realität, sondern auch die der subjektiven Überzeugungen, Einstellungen, Haltungen und Emotionen des Menschen. Die Möglichkeit, diese in der Sprache ausgedrückten Bewusstseinsinhalte zu erschließen, ergibt sich aus der Funktion der Sprache, die nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern auch "ein Medium und Spiegelbild seiner [des Menschen, Anm. d. Verf.] Vorstellungs- und Erfahrungswelt" ist [Pörings 1999, 1]. Auf Grund der Querverbindungen zwischen der Sprache und den übrigen kognitiven Leistungen des Menschen können die mentalen Kategorien wie Vor- und Einstellungen, Wissen und Assoziationen erfasst und erschlossen werden.

Die in der Sprache ausgedrückten Bewusstseinsinhalte werden als Weltbild der Sprache oder als sprachliches Weltbild (auch: konzeptuelles Weltbild, naives Weltbild) bezeichnet und sind Gegenstand von ethnolinquistischen Untersuchungen [Gudavicius 2000]. Das sprachliche Weltbild zeigt, wie der Mensch die Welt sieht. Dabei handelt es sich nicht um ein Abbild als Kopie, sondern eher um eine Interpretation [ebd., 11]. Die Sprache kodiert per Zuordnung von Merkmalen große Teile unseres Weltbildes, das durch unsere Kategorisierung, unsere Wahrnehmung, unser Wissen, unsere Einstellung, also durch unsere menschliche Erfahrung beeinflusst wird.

Bewusstseinsinhalte wie Assoziationen, Vorstellungen und rationale sowie emotionale Einstellungen (oder Wertvorstellungen, Bewertung) stellen einen wesentlichen Teil des in der Sprache fixierten Weltbildes (weiter sprachliches Weltbild) dar. Die Erschließung dieser Bewusstseinsinhalte erfordert das Hineindringen in den mentalen Bereich. Diese Möglichkeit bietet das psycholinguistische Instrumentarium, und zwar, die Assoziationsforschung. Die in empirischen Studien festgestellten freien Assoziationen liefern nicht nur Information darüber, wie der Mensch sich selbst und seine Umwelt vorstellt, welche Bilder er damit verknüpft, d.h. wie er die Welt konzeptualisiert, sondern sie

bieten auch den Einblick in die individuellen Wissensstrukturen. Somit ermöglicht die Erforschung von freien Assoziationen den Zugang zu unstrukturierten Wertvorstellungen der Vertreter einer bestimmten Sprach- bzw. Kulturgemeinschaft.

Im vorliegenden Beitrag wird auf die Behandlung von freien Assoziationen, Vorstellungen sowie emotionalen

Einstellungen eingegangen, die anhand des psycholinguistischen Experiments festgestellt wurden. Dem Beitrag liegt die Untersuchung der freien Assoziationen der Vertreter dreier unterschiedlichen Sprachbzw. Kulturgemeinschaften (der deutschen, litauischen und russischen) zugrunde. Unsere Untersuchung basiert zum größten Teil auf dem Material der Assoziationswörterbücher des Russischen und Deutschen [Караулов u. A. 1994-1998, Ассоциативный тезаурус, Уфимцева u. A. 2004, Ассоциативные нормы]. Die Behandlung der Assoziationen der Litauer beruht auf dem von uns durchgeführten psycholinguistischen Experiment, dessen Respondenten 100 Vertreter der litauischen Sprachgemeinschaft im Alter zwischen 17 und 22 waren. Diese Ergebnisse wurden dann mit dem Wörterbuch der verbalen Assoziationen der litauischen Sprache [Steponaviciene 1986, Lietuvщ kalbos zodinщ asociacijц] verglichen.

Die Ergebnisse von den im Rahmen der psycholinguistischen Forschungen durchgeführten Experimente stellen die sprachlichen Reaktionen der Respondenten auf bestimmte sprachliche Stimuli dar. Diese Ergebnisse bestätigen die Relevanz des Wortes als Untersuchungsobjektes bei der Analyse der Bewusstseinsinhalte, weil sich das Bewusstsein im Wort „wie die Sonne in einem Wassertropfen" spiegelt [Wygotski 1969, 290]. Die Bearbeitung der Information über freie Assoziationen der Respondenten verfolgt in den meisten aktuellen Studien das Ziel, die semantischen Beziehungen zwischen Stimuluswörtern und sprachlichen Reaktionen der Respondenten sowie den semantischen Umfang der Stimuluswörter festzustellen. Nach Privalova zeigen diese semantischen Beziehungen die national geprägte Sprachsemantik. Aus diesem Grunde stellt die Bearbeitung der Ergebnisse

von psycholinguistischen Experimenten eine optimale Herangehensweise zur Untersuchung von national-kultureller Kennzeichnung des Sprachbewusstseins [Привалова 2005, 319]. Jedes Stimuluswort ruft bestimmte Assoziationen hervor. Der Zusammenhang von häufigsten Reaktionen auf ein Stimuluswort bildet das semantische oder assoziative Feld dieses Wortes [ebd., 321]. Dieses assoziative Feld stellt „Fragment des sprachlichen Weltbildes eines bestimmten Ethos dar, das sich im Bewusstsein eines Durchschnittssprechers einer bestimmten Kultur widerspiegelt." [Уфимцева 1996, 140]. Privalowa begründet die Möglichkeit, ein ethnisches Porträt nach Ergebnissen des psycholinguistischen assoziativen Experiments zusammenzustellen. Unter dem ethnischen Porträt wird Gesamtheit von Charakterzügen einer bestimmten Nationalität verstanden. Stimuliwörter, die die meisten Assoziationen entwickeln, werden in der wissenschaftlichen Literatur als „Kern des Lexikons" (Ядро лексикона) [Залевская 1981] oder «Kern des Sprachbewusstseins» (Ядро языкового сознания) [Уфимцева 1996] bezeichnet. In diesem assoziativ-verbalen Netz ist unterschiedliches und oft sogar widerspruchsvolles Wissen der Respondenten über sich selbst und die Umwelt fixiert. Anhand der Analyse dieser Wissensbestände werden folgende Aspekte festgestellt:

die Spezifik der Systematik von Bewusstseinsinhalten (den im Bewusstsein gespeicherten Vorstellungsbilder, die spontan mit bestimmten Sachverhalten der menschlichen Umwelt in Verbindung gesetzt werden);

die kommunikative Verhaltensweise eines prototypischen im assoziativen Experiment konstruierten Durch-schnittssprechers;

extralinguistische Kenntnisse, die ein mosaikartiges Weltbild der Vertreter einer bestimmten Sprach-bzw. Kulturgemeinschaft bilden.

Unsere Untersuchung hat ergeben, dass die größte Norm von Assoziationen die Stimuliwörter wie Leben - gyvenimas -жизнь, Mensch - zmogus - человек, Haus (das Zuhause) - namas (namai) - дом haben. Aus diesem Grunde beschränkt man sich im vorliegenden Beitrag auf die Behandlung von

sprachlichen Reaktionen der Respondenten auf diese 3 Stimuliwörter.

Die Ergebnisse von psycholinguistischen Experimenten werden meistens in Assoziationswörterbüchern zusammengefasst. Somit finden national-kulturelle Besonderheiten von Assoziationen ihren Ausdruck in entsprechenden Nachschlagewerken. Nach Ufimzewa bieten solche Wörterbücher die Möglichkeit, sich selbst in dem aktuellen psychischen Zustand oder Weltbild zu erkennen, das sich in diesem seelischen Zustand widerspiegelt [Уфимцева 1996, 141]. Auf diese Weise ermöglichen die in Assoziationswörterbüchern dargestellten Ergebnisse von psycholinguistischen Experimenten den um den Kern herum gelagerten Anteil der Bedeutung des Wortes festzustellen. Es handelt sich um «assoziative Bedeutung» [Heringer 2004, 43], die subjektiv ist, weil sie nicht auf einer allgemeinen Regularität beruht. Heringer weist darauf hin, dass Assoziationen jedoch nicht durchaus subjektiv sind. Es werden sogar entsprechende Normbücher von Assoziationen erarbeitet. Untersuchungen der assoziativer Bedeutung gibt es für verschiedene Sprachen. Es werden auch interkulturelle Unterschiede ermittelt [Szalay / Deese 1978; Уфимцева 1996]. So zeigen sich wichtige Unterschiede bei vordergründig äquivalenten Wörtern.

Das Problem der äquivalenten Wörter ist besonders bei der trilingualen Untersuchung wichtig. Obwohl Wörterbücher uns suggerieren, dass es solche Wörter in verschiedenen Sprachen gibt, gehen wir von der Behauptung Heringers und Wierzbicka aus, die das Vorhandensein von zwei äquivalenten Wörtern aus Sicht der Genese von Bedeutungen als absurd betrachten [Heringer 2004, 39; Веж-бицкая 1999, 267]. Mit den oben genannten Stimuliwörtern werden ganz unterschiedliche kulturelle Tatsachen in drei untersuchten Sprachen verknüpft. Jedoch werden von uns die gewählten Wörter als relative Äquivalente auf Grund des gemeinsamen semantischen Kernes betrachtet. Während die von uns untersuchten Reaktionen auf die Stimuliwörter Leben -gyvenimas - жизнь und Mensch - zmogus -человек zu den „relativ starken" Äquivalenten

nach der Kategorisierung von Golovanivskaja [Голованивская 1997, 31-33] zuzurechnen sind, sollte man die Wörter Haus (das Zuhause) - namas (namai) - дом eher als „schwache Äquivalente" betrachten.

Wie der Überblick über die bekanntesten Untersuchungen von freien Assoziationen gezeigt hat [Уфимцева 2000; Караулов 2000], hat man beim Behandeln der Ergebnisse meistens das Ziel, die häufigsten Assoziationen festzustellen und nach ihnen das sprachliche Weltbild einer bestimmten Sprachbzw. Kulturgemeinschaft zu bestimmen. Die Information über das kulturspezifische sprachliche Weltbild liefert, unseres Erachtens, nicht nur die Behandlung von den häufigsten Assoziationen, sondern auch die Art und Weise des Assoziierens. Es ist wichtig nicht nur auf die Frage zu antworten, was man mit einem bestimmten Stimuluswort assoziiert, sondern auch wie eine bestimmte Assoziation ausgedrückt wird. Unser Anliegen war es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachgemeinschaften auf solche Weise zu beschreiben, dass Verschiedenheiten in Bezug auf kulturelle Wertvorstellungen verdeutlicht werden könnten. Dies ist nur dann möglich, wenn die Taktik des Bewertens beim Reagieren auf ein Stimuluswort in die Untersuchung miteinbezogen wird. Die freien Assoziationen zeigen nicht nur die Wertvorstellungen, d.h. wie man z. B. das Leben, den Menschen oder andere Phänomene bewertet, was man davon denkt, sondern auch die Taktik der Bewertung. Die Analyse der sprachlichen Reaktionen hinsichtlich der Taktik des Bewertens liefern auch Informationen über kulturell markierte Besonderheiten. Sternin [Стернин 1996] hat auf eine Besonderheit der russischen Mentalität hingewiesen, und zwar auf das Bestreben Einschätzungen vielen Phänomenen zuzuschreiben.

Die häufigsten Assoziationen der Deutschen, Litauer und Russen

Das Leben assoziiert sich im sprachlichen Weltbild der Deutschen, Russen und Litauer mit Tod, Zeit, Ewigkeit. Seltener wird das Leben mit Freude, Geburt, Glück, Mensch, Ende, Spaß und Liebe in Verbindung gesetzt. Das Leben lebt man durch, es steht bevor, geht

weiter und ist bald zu Ende. Man freut sich auf das Leben, man liebt es und erkennt. Das Leben ist schön, sogar wunderschön, lustig, interessant, glücklich und gut. Jedoch ist es zugleich auch kompliziert, hart, schwer und sogar hoffnungslos. Es fällt auf, dass in allen drei untersuchten sprachlichen Weltbildern der Zeitabschnitt, der für den Menschen zum Leben gegeben ist, von großer Bedeutung ist. Es wird häufiger lang als kurz empfunden. Das Leben ist einzigartig, aber schwer, vergänglich und sinnlos.

Der Mensch assoziiert sich in deutschen und russischen sprachlichen Weltbildern am häufigsten mit Tier und Affe. Den Kern des assoziativen Feldes im Litauischen bilden sprachliche Assoziationen geras (gut), garbingas (ehrlich), grazus (schön). Darüber hinaus wird der Mensch sowohl von Deutschen als auch von Litauern und Russen mit dem Leben, Individuum, Körper und der Evolution in Verbindung gesetzt. Einerseits ist er schlecht, böse, dumm und schwierig, andererseits jedoch intelligent und vielseitig. Im Unterschied zu deutschen und litauischen sprachlichen Assoziationen, steht im Mittelpunkt des assoziativen Feldes der Russen die Hervorhebung des menschlichen Intellektes: разумный (verständig), умный (vernünftig, gescheit, klug).

Was die sprachlichen Reaktionen auf das Stimuluswort Haus (das Zuhause) — namas (namai) - дом betrifft, so fällt besonders bei den Assoziationen der Deutschen auf, dass die Strukturelemente des Hauses als eines Gebäudes hervorgehoben werden. Die häufigsten Assoziationen sind Gebäude, Dach, Tür, rotes Dach, Wände, Zimmer, Garten, Fenster. An der zweiten Stelle sind Assoziationen wie Heim, Familie, Heimat, Wärme, Schutz, Geborgenheit, Eigentum, Sicherheit, Zuflucht, Sicherheit. Im russischen sprachlichen Weltbild ist das Haus (дом) eigen (родной), groß (большой), weiß (белый), schön (красивый). Das ist ein Elternhaus (родной) aus Ziegelstein (кирпичный), mit Halbgeschoß (с мансардой) am Dorfrand (на окраине) oder auf dem Lande, im Dorf (в деревне). Das Haus wird in allen drei untersuchten sprachlichen Weltbildern fast immer mit Familie und Wärme in Verbindung

gesetzt. Was die deskriptiven Adjektive betrifft, so ist das Haus mit Adjektiven wie groß, schön, gemütlich, warm und teuer und deren Äquivalenten im Litauischen und Russischen assoziiert.

Assoziationen der Deutschen, Litauer und Russen hinsichtlich der Bewertung

Die Analyse der freien Assoziationen der deutschen, litauischen und russischen Sprachbenutzer hat ergeben, dass in den meisten sprachlichen Reaktionen Wertvorstellungen ausgedrückt sind. Der andere Teil von sprachlichen Reaktionen ist hinsichtlich des Bewertens neutral. Die Bewertung wird entweder deutlich zum Ausdruck gebracht (explizite Bewertung) oder mitgemeint (implizite Bewertung) (s. Schema 1. Freie Assoziationen nach dem Aspekt des Bewertens).

Schema 1. Freie Assoziationen nach dem Aspekt des Bewertens

Sprachliche Reaktionen mit expliziten Bewertungen

In litauischen und russischen

sprachlichen Weltbildern wird besonders oft explizit bewertet. Das Leben (gyvenimas) ist schön (grazus), gut (geras), angenehm (malonus), sinnvoll (prasmingas), teuer (brangus), traumhaft (issvajotas), schlecht (blogas). Im Russischen ist das Leben (жизнь) wunderschön (прекрассная), lustig (весёлая), interessant (интересная), glücklich (счастливая) und gut (хорошая). Jedoch ist es zugleich auch hart (жестянка), schwer (тяжёлая) und sogar hoffnungslos (безнадежная). Der Mensch wird sowohl im russischen als auch im litauischen sprachlichen Weltbildern als gut (geras, хороший) und vernünftig, klug (ismintingas, protingas, умный, мудрый), verständnisvoll (supratingas, разумный) eingeschätzt. Darüber hinaus bewerten die

Russen den Menschen oft negativ: плохой (schlimm, schlecht), упрямый (eigensinnig, trotzig), ленивый (faul), трудный (schwierig).

Eine typisch litauische Besonderheit sind die Überlegungen und das Bestreben der Probanden eine genauere Bewertung zu geben, z.B. über das Leben: nieko gero, bet ir nieko blogo (nichts Gutes, aber auch nichts Schlechtes), grazus, bet sunkus (schön aber schwer), geras arba blogas (gut oder schlecht).

Im deutschen sprachlichen Weltbild wird das Leben seltener explizit bewertet: das Leben ist einzigartig, wichtig. Was die Reaktionen der Deutschen auf das Stimuluswort Mensch betrifft, so weisen die Befunde mehr Fälle des expliziten Bewertens auf: schlecht, böse, dumm.

Der Ausdruck der Bewertung erfolgt, wie die oben angeführten Assoziationen zeigen, meistens durch deskriptive Adjektive. Eine weitere Gruppe des Ausdrucks von expliziter Bewertung bilden Assoziationen des Lebens, Menschen und Hauses mit bestimmten Handlungen und Prozessen. Positives Bewerten weisen folgende Assoziationen auf : genießen (über das Leben im Deutschen); myliu (ich liebe (über den Menschen im Litauischen)). Das Leben wird auch anhand umgangsprachlicher Elemente bewertet, wie z. B.: jega (cool) (im Litauischen) oder sudas (Scheiße) im Litauischen und Deutschen.

Sprachliche Reaktionen mit impliziten Bewertungen

Oft wird die Bewertung nicht deutlich ausgedrückt. Es handelt sich meistens um Nominationsfälle. Die Reaktionen werden durch Substantive zum Ausdruck gebracht, die universell als positive oder negative Werte in Kulturgemeinschaften betrachtet werden können. So wird das Leben in allen drei analysierten sprachlichen Weltbildern mit Tod und Qual assoziiert, seltener mit Fest, Vergnügen. Der Mensch wird im Deutschen mit Freund, Zerstörer, Gott und im Russischen mit Freund (друг) in Verbindung gesetzt. Das Haus wird im deutschen sprachlichen Weltbild mit solchen als positive Werte geltenden Sachverhalten wie Wärme, Schutz, Geborgenheit und Sicherheit assoziiert.

Sprachliche Reaktionen ohne Bewertung

Unter den Assoziationen, die keine Bewertung enthalten, sind die auf der Metaphorisierung beruhenden Assoziationen zu erwähnen. In litauischen und deutschen sprachlichen Weltbildern wird das Leben mit Reise (kelione) und Zeit (laikas) in Verbindung gesetzt. Diese Besonderheit des Assoziierens ist besonders für das deutsche sprachliche Weltbild typisch. Eine ziemlich häufige assoziative Verknüpfung beruht auf der Metaphorisierung: das Leben stellt man sich als einen Weg vor. Das korreliert auch mit den Forschungen von Lakoff/ Johnson, die die Konzeptualisierungsweisen der westeuropäischen Sprachkulturen aufgrund der Analyse metaphorischer Ausdrücke erforschten [Lakoff/Johnson 1980].

Einetypischrussische Besonderheit stellen die Assoziationen auf das Stimuluswort жизнь (das Leben) mit so genannten Präzedenztexten dar. Es handelt sich um Reaktionen der Probanden, die auf der Intertextualität beruhen. Die Assoziationen werden durch Fragmente aus den nur für die entsprechende Kulturgemeinschaft bekannten Texten zum Ausdruck gebracht. Unter Präzedenztexten oder Präzedenzphänomenen können intertextuelle Elemente verstanden werden, die auf frühere Beispieltexte zurückgreifen und in der Sprache oft expliziert werden. Sie werden sehr leicht von den Vertretern einer Kulturgemeinschaft indentifiziert. Zu den Präzedenzphänomenen rechnet Privalova Personennamen und Toponyme zu, die sich auf ein bestimmtes Invariant einer Präzedenzsituation berufen [Привалова 2005, 322]. Die Analyse der sprachlichen Assoziationen von Russen ließ die sprachlichen Reaktionen mit Präzedenztexten in Fragmente aus literarischen Werken und phraseologischem bzw. parömiologischem Sprachbestand des Russischen einteilen:

1) жизнь Клима Самгина (das Leben von Klim Samgin, nach dem Roman von M. Gorkij Das Leben von Klim Samgin (Горький М. Жизнь Клима Самгина));

2) жизнь прожить — не поле перейти (,das Leben durchleben ist nicht dasselbe, was ein Ackerfeld überqueren').

Wie die Analyse der assoziativen Netze der Stimuliwörter жизнь (das Leben), дом (das

Haus)und человек (derMensch) gezeigthat, sind im russischen Sprachbewusstsein bestimmte sowohl weltbekannte Persönlichkeiten (z. B. Guy de Maupassant, H. G. Wells), als auch Präzedenztexte und handelnde Personen der russischen literarischen Werke tief verankert. Zu den assoziierten präzedenten Phänomen sind auch sprachliche Reaktionen der Probanden auf das Stimuluswort дом (das Haus), und zwar Дом с мезонином (das Haus mit Mezzanin) zuzurechnen (nach der Erzählung von A. P. Tschechow Das Haus mit Mezzanin (Чехов А. П. Дом с мезонином)). Человек (der Mensch) wird mit dem Roman des britischen Schriftstellers H. G. Wells „Der Unsichtbare" (The Invisible Man), dem Film „MenschAmphibie" nach dem Roman von A. Beliajew sowie mit der Erzählung von A. P. Tschechow „Der Mann im Futteral" in Verbindung gesetzt.

Eine weitere Besonderheit des russischen sprachlichen Weltbildes stellen die Assoziationen des Lebens mit Feld, Fluss und Schicksal dar. Dabei sind unter den deutschen Assoziationen, die hinsichtlich der Bewertung neutral sind, die Assoziationen mit Ewigkeit, Freude und Glück zu erwähnen. Für alle drei untersuchte sprachliche Weltbilder ist gemeinsam, den Menschen mit Tier, Person und Persönlichkeit zu assoziieren. Die Reaktionen auf das Stimuluswort Haus (das Zuhause) -namas (namai) - дом sind meistens in Bezug auf die Bewertung neutral. Diesen Assoziationen kann entnommen werden, welches Bild des Hauses im Sprachbewusstsein der drei Sprach-und Kulturgemeinschaften geprägt ist.

Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass die Berücksichtigung der Art und Weise des Assoziierens ermöglichte, einige kulturspezifische Besonderheiten der litauischen, deutschen und russischen sprachlichen Weltbilder festzustellen. Im Vergleich zu den deutschen enthalten die Assoziationen der Litauer und Russen oft das explizite Bewerten. Eine typisch russische Besonderheit stellen die Assoziationen mit Fragmenten aus Präzetenztexten dar. Für das sprachliche Weltbild der Deutschen sind die auf der Metaphorisierung beruhenden Assoziationen typisch.

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