Научная статья на тему 'Borrowings in German lexicon between 1990 and 2015'

Borrowings in German lexicon between 1990 and 2015 Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

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Ключевые слова
ЛЕКСИЧЕСКОЕ ЗАИМСТВОВАНИЕ / ЗАИМСТВОВАННЫЙ СЛОВООБРАЗОВАТЕЛЬНЫЙ ЭЛЕМЕНТ / АРХАИЗАЦИЯ ЗАИМСТВОВАНИЯ / СЕМАНТИЧЕСКИЕ ИЗМЕНЕНИЯ В ЛЕКСИКЕ КАК РЕЗУЛЬТАТ ИНОЯЗЫЧНОГО ВЛИЯНИЯ / LEXICAL BORROWING / BORROWED WORD-FORMATION COMPONENT / ARCHAIZATION OF LOAN VOCABULARY / SEMANTIC CHANGES IN THE VOCABULARY CONDITIONED BY FOREIGN INFLUENCE / LEXIKALISCHE ENTLEHNUNG / ENTLEHNTES WORTBILDENDES ELEMENT / ARCHAISIERUNG DER ENTLEHNUNG / SEMANTISCHER WANDEL ALS ERGEBNIS DES FREMDSPRACHLICHEN EINFLUSSES

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Нефедова Л. А.

В статье рассматриваются изменения в лексической системе немецкого языка, произошедшие с 1990-х гг. XX в. по настоящее время, через призму заимствования. В центре внимания исследования находится описание процессов пополнения лексического состава посредством заимствования и словообразования с использованием заимствованных элементов, архаизации заимствованной лексики, а также семантические изменения в лексике как результат иноязычного влияния.

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ЛЕКСИЧЕСКИЕ ЗАИМСТВОВАНИЯ В НЕМЕЦКОМ ЯЗЫКЕ ПЕРИОДА 1990-2015 ГОДОВ

The article describes changes in the German vocabulary that took place between the years 1900 and 2015 due to borrowings. The undertaken research aims to elucidate the processes of vocabulary extension through borrowings and loanword derivation, archaization of the loan vocabulary and semantic changes in the vocabulary that emerge as a result of the influence of foreign languages.

Текст научной работы на тему «Borrowings in German lexicon between 1990 and 2015»

УДК 811.112.2

Л. А. Нефедова

доктор филологических наук, профессор кафедры лексикологии и фонетики Московского педагогического государственного университета e-mail: [email protected]

ЛЕКСИЧЕСКИЕ ЗАИМСТВОВАНИЯ В НЕМЕЦКОМ ЯЗЫКЕ ПЕРИОДА 1990-2015 ГОДОВ

В статье рассматриваются изменения в лексической системе немецкого языка, произошедшие с 1990-х гг. XX в. по настоящее время, через призму заимствования. В центре внимания исследования находится описание процессов пополнения лексического состава посредством заимствования и словообразования с использованием заимствованных элементов, архаизации заимствованной лексики, а также семантические изменения в лексике как результат иноязычного влияния.

Ключевые слова: лексическое заимствование; заимствованный словообразовательный элемент; архаизация заимствования; семантические изменения в лексике как результат иноязычного влияния.

L. A. Nefedova

Litt.D., Professor, Head of the Department of German Lexicology and Phonetics at Moscow State Pedagogical University e-mail: [email protected]

BORROWINGS IN GERMAN LEXICON BETWEEN 1990 AND 2015

The article describes changes in the German vocabulary that took place between the years 1900 and 2015 due to borrowings. The undertaken research aims to elucidate the processes of vocabulary extension through borrowings and loanword derivation, archaization of the loan vocabulary and semantic changes in the vocabulary that emerge as a result of the influence of foreign languages.

Key words: lexical borrowing; borrowed word-formation component; archaization of loan vocabulary; semantic changes in the vocabulary conditioned by foreign influence.

L. A. Nefedova

Dr. habil., Prof. am Lehrstuhl für Lexikologie und Phonetik der Pädagogischen Staatlichen Universität Moskau e-mail: [email protected]

DAS LEXIKALISCHE LEHNGUT IM DEUTSCHEN: ENTWICKLUNG ZWISCHEN 1990 UND 2015

Der Aufsatz ist dem Wandel im lexikalischen System der deutschen Sprache seit 1990 gewidmet. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Bereicherung des

lexikalischen Bestandes durch die Entlehnung. Von diesem Standpunkt aus werden semantische und wortbildende Prozesse analysiert.

Schlüsselwörter lexikalische Entlehnung; entlehntes wortbildendes Element; Archaisierung der Entlehnung; semantischer Wandel als Ergebnis des fremdsprachlichen Einflusses.

1. Einleitung

Alle natürlichen Sprachen befinden sich permanent im Wandel. Auch die deutsche Sprache unterliegt ständigen Veränderungen, die besonders deutlich im lexikalischen Teilsystem der Sprache zum Ausdruck kommen und deren man sich dank einem diachronen Blick auf vorkommende Lexeme bewusst werden kann.

Im vorliegenden Beitrag wird lexikalischer Wandel im Lehngut des Deutschen, der sich seit den neunziger Jahren des XX. Jahrhunderts zugetragen hat, aufgezeigt, wobei die Entlehnung als zentrales Phänomen des lexikalischen Wandels verstanden wird. Im Vordergrund steht die Veränderung des lexikalischen Bestandes durch Neuaufnahme, Verlust und semantische Umstrukturierung von Lexemen, die ihrer Herkunft nach zum Lehngut gehören.

Wichtige Ansätze zur Beschreibung des lexikalischen Wandels im Deutschen enthalten die Arbeiten von Best [2] und von Nübling, Dammel, Duke, Szczepaniak [8]. Die Analyse der entlehnten Lexik im Wandelprozess anhand des Französischen steht im Mittelpunkt der Arbeit von Winter-Froemel [11], eine umfangreiche Darstellung des diachronen Aspektes des Fremdwortes im Deutschen ist die Monographie von Eisenberg [4].

Traditionell betrachtet man Entlehnung, Wortbildung und Urschöpfung als drei Wege, auf welchen neue Wörter ins Lexikon eingeführt werden. Dabei wird die Wortbildung als bedeutendster Weg betrachtet: in der Duden-Grammatik heißt es, dass die meisten neuen Wörter durch Wortbildung entstehen. Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG: 1961-1977) veranschlagt den Anteil neuer Wortbildungen an den Neologismen in seinem Stichwortverzeichnis mit 83 %. Der Anteil der Wörter mit einer neuen Bedeutung ist geringer, er liegt bei 12 %o. Am niedrigsten ist die Zahl der Entlehnungen aus anderen Sprachen, sie wird mit 5 % angegeben [1, S. 646-647].

Ziel meiner folgenden Betrachtungen ist es, die Aufnahme neuer Wörter ins Deutsche und ihren Verlust sowie den Bedeutungswandel im Wortschatz in Bezug auf die Entlehnung unter der Hervorhebung der Zeitperiode seit 1990 bis heute zu analysieren und auszuwerten.

Es ist eine Tatsache, dass im heutigen Deutsch die Entlehnungen aus dem Lateinischen und dem Griechischen quantitativ überwiegen. Die meisten entlehnten Neologismen sind aber Entlehnungen aus dem Englischen.

Der Begriff „Lehngut" ist eine zusammenfassende Bezeichnung für alle Formen der Beeinflussung einer Sprache durch andere Sprachen auf verschiedenen Ebenen: Lehnphonem, Lehngraphem, Lehnmorphem, Lehnwort, Lehnwendung und Lehnsyntax [6, S. 391]. Eine wichtige Voraussetzung für die folgende Untersuchung ist die Feststellung, dass man traditionell äußere (direkte) und innere Entlehnungen unterscheidet. Aus anderen Sprachen übernommene Wörter stellen im ersten Fall Übernahmen aus Ausdrucksseite und Inhaltsseite dar: das sind Lehnwörter im weiteren Sinne. Je nach ihrer Assimilierung oder Nichtassimilierung in phonetischer, graphischer, morphologischer Hinsicht unterscheidet man (assimilierte) Lehnwörter im engeren Sinne (z.B. Mauer) und (fremd gebliebene) Fremdwörter (z.B. Palais). Im zweiten Fall geht es um Wortschatzeinflüsse auf heimische Ausdruckselemente, sie heißen Lehnprägung. Wenn nur die Bedeutung übernommen und auf ein vorhandenes heimisches Wort übertragen wird, liegt Lehnbedeutung vor. Die Produktion neuer Wörter aus heimischen Elementen nach fremden Vorbildern heißt Lehnbildung: die Glied-für-Glied-Übersetzung heißt Lehnübersetzung, die freiere Form Lehnübertragung [6, S. 391-392].

2. Neuaufnahme von Lehnwörtern

Das wichtigste Ergebnis des Entlehnungsvorgangs sind direkte Entlehnungen, die einen zahlenmäßig großen Bestand bilden. Neue Wörter sind auch Calques (frz. getreue Nachahmung) oder Lehnübersetzungen / Lehnübertragungen und Halbcalques (nur ein Teil eines zusammengesetzten Fremdwortes ist übersetzt) als Produkte der Lehnbildung. Dazu kommen noch semantische Calques oder Lehnbedeutungen hinzu (nur die Bedeutung wird übernommen und auf ein vorhandenes heimisches Wort übertragen). Außerdem liegen Lehnwortbildungen (Wortbildungen aus ausschließlich entlehnten oder aus entlehnten und nativen Elementen), darunter so genannte Pseudoentlehnungen (scheinbare Entlehnungen) vor.

Nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung kann das lexikalische Lehngut der deutschen Gegenwartssprache entsprechend seiner Rolle bei der Wortschatzerweiterung folgenderweise geordnet werden:

1) direkte Entlehnungen (Wörter und Redewendungen);

2) Lehnwortbildungen, darunter Pseudoanglizismen;

3) Lehnbildungen:

- Halbcalques;

- Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen oder formale Calques;

4) Lehnbedeutungen oder semantische Calques.

2.1. Neuaufnahme von Lehnwörtern durch Entlehnung

Aufgrund der durchgeführten Untersuchung ist festgestellt worden, dass sich die Entlehnung heutzutage zum wichtigsten Weg der Wortschatzerweiterung entwickelt hat: etwa 40 % aller neuen Wörter im Deutschen der 90-ger Jahre des XX. Jahrhunderts und der Nullerjahre des XXI. Jahrhunderts sind direkte Entlehnungen.

Ein besonderes Merkmal der neuen Entlehnungen im heutigen Deutsch ist ihre Genusschwankung. Es gibt sehr viele Nomen, deren Genus schwankt:

das / der: das / der Biopic, das / der Event, das / der Basic, das / der Beachvolleyball, das / der Burn-out, das / der Chill-out, das / der Cookie, das / der Donut, das / der Download, das / der E-Commerce, das / der Electronic Commerce, das / der Flag-shipstore, das / der Handheld, das / der Headset, das / der Hyperlink, das / der Icon, das / der Link, das / der Look-alike, das / der Management-Buy-out, das / der Manga, das / der Notebook, das / der Palmtop, das / der Pop-up, das / der Rave, das / der Retro, das / der Splattermovie, das / der SUV, das / der Takeaway, das / der Tamagotchi, das / der Techno, das / der Thalasso, das / der Update, das / der Upgrade, das / der Work-out, das / der World Wide Web;

der / die: der / die Daily Talk, der / die Firewall, der / die Hype, der / die Latte macchiato, der / die Touchscreen, der / die Videoscreen, der / die Website;

das / die: das / die Baseballcap, das / die Ciabatta, das / die Electronic Mail (das / die E-Mail, das / die Mail), das / die FAQ, das / die Junkmail, das / die Karaoke, das / die MP3, das / die No-go-Area, das / die Preselection, das / die Pumpgun, das / die Sequel.

Es gibt sogar Bespiele für Wörter mit drei Artikeln:

die / der / das Couchpotato, das / der / die Fingerfood, das / die / der

Flipchart, das / der / die Mikroport, das / der / die Mousepad, die / das / der

SMS, der / das / die Spam, das / der / die Start-up.

Eine andere Besonderheit der neuen Entlehnungen aus dem Englischen ist ihre unterschiedliche Schreibweise: sie werden oft auch mit einem Bindestrich geschrieben: Anchorman /Anchor-Man, Callingcard/ Calling-Card, Fotoshooting / Foto-Shooting.

Zu direkten Entlehnungen gehören nicht nur einzelne Wörter, sondern auch fremdsprachige Redewendungen (7 % von allen direkten Entlehnungen im Neologismenwörterbuch), z.B.:

Baggy Pants, Blind Date, Daily Soap, Daily Talk, Electronic Banking, Electronic Business, Electronic Cash, Electronic Commerce, Electronic Mail, Functional Food, Generation X, Global City, Global Player, Global Village, Golden Goal, High Heel, High Potential, Late Night, Late Show, Latte macchiato, Lean Management, Lean Production, Novel Food, Personal Trainer, Political Correctness, politically correct, Soft Skills, Virtual Reality, World Wide Web.

Direkt entlehnte Anglizismen werden ins lexikalische Sprachsystem der deutschen Gegenwartssprache integriert. Sie werden immer seltener übersetzt: die Rolle der inneren Entlehnung ist immer geringer.

Das betrifft auch feste Redewendungen. Nach 1945 hat das Deutsche viele feste Redewendungen aus dem Englischen als Calques entlehnt, z.B.: die Schau stehlen, das Gesicht wahren /retten, den Hut in den Ring werfen, kalter Krieg, die schweigende Mehrheit, der eiserne Vorhang u.a. Heutzutage sind die meisten festen Redewendungen aus dem Englischen direkte Entlehnungen. Nur die feste Redewendung am Ende des Tages ist eine Lehnübersetzung des englischen Idioms at the end oft he day und in der Pipeline ist eine teilweise Übersetzung des englischen Idioms in the pipeline.

Fast alle neuen entlehnten Wörter und Wendungen aus dem Englischen sind lexikographisch festgelegt, etwa die Hälfte dieser Wörter wird von Sprachträgem benutzt und dient als Grundlage für neue Wortbildungen.

Als produktive Basismorpheme bilden direkt entlehnte Neologismen neue Komposita und Derivate, die oft in der deutschsprachigen Presse vorkommen, z.B.: zusammengesetzte Wörter mit Basismorphemen Internet und E-Mail.

2.2. Neuaufnahme von Lehnwörtern durch Wortbildung

Neue Lehnwörter können nicht nur auf dem Wege der Entlehnung, sondern auch der Wortbildung in die Sprache einen Einzug finden.

2.2.1 Neuaufnahme von Wörtern durch Lehnwortbildung

Zur Wortbildung, deren Produkte Lehnwörter sind, gehört die Lehnwortbildung, die auch als Fremdwortbildung bezeichnet wird. Lehnwortbildungen sind Wortbildungsprodukte, die nicht als ganze in die Nehmersprachen übernommen, sondern dort erst gebildet worden sind [6, S. 391]. Solche Lehnwörter bestehen aus Lehnmorphemen.

Viele Lehnwortbildungen sind Bildungen aus ausschließlich fremdsprachigen (entlehnten) Morphemen. Solche Bildungen sind z. B.:

Eventkultur, Internetadresse, Internetliteratur, Internetportal, Jobticket,

Mailadresse, mega-in, mega-out, Onlineredaktion, Retrotrend, Softairpistole,

Technokultur, TFT-Display, Trendscout, Webadresse, XXL-Format, Biosauna,

Genfood.

Die Lehnwortbildungen bestehen auch aus fremden und nativen Morphemen. Die meisten Lehnmorpheme der Lehnwortbildungen kommen aus dem Lateinischen (Konsensgesellschaft, Quotenkönig, kultig) und Griechischen (Genlebensmittel, Hybridantrieb, Knopflochchirurgie, Thera-band).

Als bedeutende Wortbildungsmittel dienen neben Wörtern auch Konfixe, bei denen es sich um gebundene lexikalische Morpheme handelt (Retro-, Bio-).

Zu berücksichtigen wären neben echten Entlehnungen solche Wörter, die den Eindruck erwecken, als seien sie einer anderen Sprache entlehnt, so genannte Scheinentlehnungen. Eine neue umfangreiche Gruppe im Wortschatz des Deutschen bilden Pseudoanglizismen, die Wörter, die aus englischem Wortmaterial gebildet worden sind, aber nicht Bestandteil der englischen Sprache sind. Eisenberg schreibt, dass bei den Pseudoanglizismen meist Wörter wie Dressman gemeint sind, die nach Entlehnungen aus dem Englischen aussehen, es aber nicht sind" [4, S. 29].

Die Bildung von Pseudoanglizismen ist einer der neuen Wege der Wortschatzerweiterung im Deutschen geworden. Zu neuen Pseudoanglizismen, die in dieser Form oder in ihrer Bedeutung im Englischen nicht bekannt sind, gehören Basecap (die entsprechende englische Bezeichnung lautet baseball cap), Beamer (die entsprechende englische Bezeichnung lautet video projector). Zu anderen Pseudoanglizismen, die seit 1990 im Sprachgebrauch sind, gehören Crashkid, Daily, DJane, FOC, Free-TV, Handy, Inline, inlinen, Servicepoint, Sidebag, Stringtanga, Youngtimer.

2.2.2. Neuaufnahme von Wörtern durch Lehnbildung

Wie bekannt ist die Wortbildung des modernen Deutschen nicht nur spontane Wortbildung sondern auch Nachahmung eines fremdsprachigen Vorbilds mit heimischen Morphemen oder Lehnbildung, auf die schon in der Einleitung eingegangen wurde.

Eine Besonderheit der deutschen Gegenwartssprache sind Halbcalques, die englisch-deutsche Mischbildungen sind. Sie kommen überwiegend unter Substantiven und Verben vor: abspacen, Ärztehopping, auschillen, Bungeespringen, Chatraum, Chill-out-Raum, Datenhighway, Einkaufsmall, Inselhopping, Mailingliste, Mauspad, Poolnudel, Pop-up-Buch, Pop-up-Fenster, Push-up-BH, Prepaidkarte, SIM-Karte, To-do-Liste. Solche Wörter werden im Neologismenwörterbuch owid.de als Teillehnübersetzung, Übersetzung, Lehnübersetzung markiert. Die Grenze zwischen Halbcalques und Calques ist oft nicht eindeutig: einige Wörter haben im Wörterbuch den Vermerk, dass sie auch als Halbcalques gelten können: CD-Brenner, Doppelklick, doppelklicken, Jobmaschine, Mausklick, Patchworkfamilie, Spielkonsole.

Die Erscheinung der Halbcalqierung ist so verbreitet, dass Halbcalques nicht nur zusammengesetzte Wörter, d.h. Produkte der Komposition, sind. Es gibt auch Halbcalques, die Derivate sind. Sehr oft sind es Suffigierungen: darunter sind Nomen Boulevardisierung (engl. boulevardization), Globalisierung (engl. globalization), Virtualisierung (engl. virtualization), Aldisierung (engl. aldization), McDonaldisierung (engl. McDonaldization), Verben virtualisieren (engl. virtualize). Das heimische Suffix -ung ist sehr produktiv bei den Substantiven, es verbindet sich oft mit fremden Basismorphemen und dient als Mittel der Integration von Fremdwörtern ins lexikalische System des Deutschen.

Für den deutschen Wortschatz der letzten Jahrzehnte ist noch eine Erscheinung charakteristisch. Oft funktionieren direkte Entlehnungen und Halbcalques als Varianten eines Wortes oder als Synonyme neben-aneinander: z.B. Inselhüpfen und Inselhopping. Aber direkte Entlehnungen sind bedeutend beliebter, z.B.: Bungeejumping wird dreimal öfter als Bungeespringen verwendet und Chatroom sogar sechsmal öfter als Chatraum (cosmas2.ids-mannheim.de/cosmas2-web).

Andererseits sind Halbcalques beliebter als Calques, man übersetzt oft englische Wörter nicht ganz.

Unter den Calques überwiegen formale Lehnübersetzungen (Glied-fürGlied-Übersetzungen), z.B. Autoteiler (engl. carsharer), Alles-inklusive-

Reise (engl. all inclusive travel). Sie werden den Lehnübertragungen (den freieren Formen) bevorzugt, z.B. Alleinstellungsmerkmal (engl. unique sellingproposition), Handtelefon (engl. mobile phone).

2.3. Neue Lehnbedeutungen

Heutzutage gibt es viele Beispiele, wenn nur die Bedeutung eines englischen Wortes übernommen und auf ein vorhandenes deutsches Wort übertragen wird. Die neue Bedeutung vom deutschen Verb abhängen ist ,entspannen', vom deutschen Substantiv Netz - ,Internet'. Folgende deutsche Wörter haben auch eine neue Bedeutung unter dem Einfluss des Englischen bekommen: brennen, Brenner, elektronisches Buch, herausschreiben, herunterfahren.

Einen neuen Trend im Deutschen kann man folgenderweise formulieren: semantische Calques unter Neologismen sind nicht nur deutsche Wörter, die ihre Bedeutung um ein neues Semem unter dem Einfluss des Englischen erweitert haben, sondern auch entlehnte Wörter, darunter auch Anglizismen, die in einer neuen Bedeutung gebraucht werden, z.B. die neue Bedeutung von surfen ist ,im Internet nach Informationen suchen', von online ,mit Internetanschluss'.

Die meisten neuen Lehnbedeutungen haben in der deutschen Gegenwartssprache solche Wörter, die früher aus anderen Sprachen entlehnt worden sind, und zwar aus dem Französischen, Lateinischen, Griechischen und Sanskrit oder solche, die auf das Englische zurückgehen, und die ihre neue Bedeutung unter den Einfluss des Englischen erworben haben, z.B.:

bingo, Button, Cent, Date, Hotspot, Interview, offline, online, sexy, skaten, Skater, Skating, surfen, Surfer, Tag, taggen, rocken, toppen; Adresse, Banner, Konsole, Pilot, Format, kommunizieren, Navigation, navigieren, Portal, Protektor, Tiger, Zerealien, Avatar.

Die neue Lehnbedeutung entsteht auf verschiedene Weise. Sie ist eine metaphorische Übertragung (Avatar, sexy, Tiger), verbreitet sind Bedeutungserweiterung (Hotspot, online, offline, bingo) und Bedeutungsverengung (kommunizieren, Protektor, Banner). Es gibt auch Beispiele der metonymischen Übertragung (Date, Zerealien, elektronisches Buch).

4. Verlust von Lehnwörtern

Und außerdem ist der Verlust lexikalischer Einheiten evident mit der Entlehnung verbunden. Th. Schippan hat Folgendes bemerkt: „Systemfremde werden durch deutsche Wörter verdrängt, nicht zuletzt wegen

orthographischer Schwierigkeiten, vgl. Kanapee ...Das zumeist fremde Vokabular ganzer onomasiologischer Bereiche wird durch neue Wörter abgelöst. [9, S. 249].

Meine Analyse des Wortschatzes im Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Duden hat gezeigt, dass ein Viertel von allen veraltenden Wörtern (mit der Angabe veraltend) Lehnwörter sind. Sie werden in der Regel durch deutsche Wörter ersetzt: z.B. der Abschiedsgruß Adieu ist veraltend, es wird durch das deutsche Wort Lebewohl verdrängt; die Routineformel nicht besonders [gut] ersetzt comme ci, comme ga als Antwort auf die Frage „Wie gehts?". Andere Beispiele sind:

Amouren - Liebesabenteuer, Avancement - Beförderung, Chaussee -mit Asphalt befestigte Landstraße, parlieren - plaudern, Pläsier - Vergnügen, pressieren - drängen, Profession - Beruf, retour - zurück, Trottoir - Bürgersteig, Connaisseur - Kenner, Journal - Zeitschrift, fashionabel - modisch-elegant, Tram - Straßenbahn, Keeper - Tormann.

Es ist deutlich, dass vor allem Entlehnungen aus dem Französischen durch deutsche Wörter und Wendungen ersetzt werden. Die Archaisierung der entlehnten Anglizismen kommt vereinzelt vor (die letzten drei Beispiele). Veraltende Wörter und Wendungen sind keine assimilierten Lehnwörter und Lehnwendungen, sondern Fremdwörter und fremdsprachige Redewendungen, die trotz ihres Gebrauchs im Deutschen fremd geblieben sind.

Es veralten auch Fremdwörter in festen Redewendungen, z.B. in der festen Redewendung jmdm. die Cour machen / schneiden, wird das Fremdwort Cour durch das deutsche Wort Hof ersetzt: jmdm. den Hof machen.

Nicht selten veraltet ein Semem eines mehrdeutigen Wortes, während andere Sememe im Sprachgebrauch bleiben. Das Wort Affäre veraltet in der Bedeutung Liebschaft, Verhältnis, aber es wird in Bedeutungen unangenehme Angelegenheit; peinlicher, skandalöser [Vor-, Zwischen] fall und Sache, Angelegenheit aktiv gebraucht.

Das Verb engagieren funktioniert in der deutschen Gegenwartssprache in Bedeutungen sich bekennend für etw. einsetzen; militärische, geschäftliche Verpflichtungen eingehen und (einen Künstler, Artisten o. Ä.) unter Vertrag nehmen, zur Erledigung einer bestimmten Aufgabe in Dienst nehmen. In der Bedeutung zum Tanz auffordern wird das Verb aber selten gebraucht.

Das Wort Chefin wird in der Gegenwartssprache in der Bedeutung Frau, die Vorgesetzte ist gebraucht; in der Bedeutung Frau eines Vogesetzten veraltet das Wort.

Es gibt Beispiele für die Archaisierung der Fremdwörter nur in der übertragenen Bedeutung: z.B. Byzantiner in der Bedeutung Kriecher, Schmeichler.

Zu beobachten ist eine Erscheinung, wenn ein Fremdwort im Binnendeutschen veraltet, aber in einer der nationalen Varietäten der deutschen Sprache noch weiter funktioniert. Im schweizerischen Deutsch, wo der Einfluss des Französischen stark ist, ist z.B. das Fremdwort Billett in der Bedeutung Fahrkarte immer noch gebräuchlich. Das Wort wird auch in der österreichischen Nationalvariante gebraucht. Gebräuchlich sind auch Komposita mit der Komponente Billett: Billettkontrolle, Billettschalter.

Native Wörter werden selten statt veraltender Lehnwörter aus dem Lateinischen gebraucht: z.B. Arrestant (veraltend) - Häftling. Selten wird einem lateinischen Wort auch ein Latinismus vorgezogen: doktorieren (veraltend) - promovieren.

Heutzutage kann man beobachten, wie ein natives Wort, das ein veraltendes Fremdwort ersetzt hat, wieder durch ein anderes Fremdwort ersetzt wird. Die Beliebtheit des Englischen führt zur Verbreitung seines Einflusses auf das Deutsche, sodass man die Anglizismen den deutschen Wörtern vorzieht. So entstehen diachron gesehen Wortketten, meistens in der folgenden Reihenfolge: ein französisches Wort - ein natives (deutsches) Wort - ein Anglizismus: z.B. Billett - Fahrkarte - Ticket, Rendezvous -Stelldichein, verabredetes Treffen - Date.

Ein Fremdwort kann durch seine Kurzform ersetzt werden. Im Deutschen ist es mit dem Wort Automobil der Fall, als Archaismus wird es nur scherzhaft gebraucht. Das Kurzwort Auto hat es verdrängt, weil die Sprachträger einfachere Wörter bevorzugen.

Auch gemischte Komposita, die aus einem nativen und einem fremden Element bestehen, veralten, wenn sich fremde Elemente wegen ihrer fremdsprachigen Form nicht ins lexikalische System des Deutschen einfügen, z.B. Fassonschnitt.

Der Haupttrend bei der Archaisierung der entlehnten Lexik besteht darin, dass vor allem Fremdwörter, die sich in ihrer Schreibung und Aussprache von nativen Wörtern unterscheiden, verdrängt werden. Im Vordergrund steht die Assimilierung von Wortformen, vor allem tritt die entlehnte Lexik aus dem Französischen zurück.

Fazit

Als Schlussbemerkung sei gesagt, dass die Rolle des Englischen seit Ende des XX. Jahrhunderts gewachsen ist. Dank dem Aufmarsch des

Englischen ist die Entlehnung zu einem bedeutend wichtigeren Weg der Wortschatzbereicherung des Deutschen geworden: immer mehr Wörter und Redewendungen aus dem Englischen werden direkt ins Deutsche übernommen; nicht nur deutsche, sondern auch Lehnwörter übernehmen die Bedeutungen englischer Wörter. Die im Deutschen verwendeten entlehnten Anglizismen übernehmen neue Bedeutungen, die ihre Prototypen im Englischen haben. Außerdem kommt noch die Wortbildung aus den entlehnten englischsprachigen Elementen als neue Art der Wortbildung hinzu.

Auf einer eingehenden Auseinandersetzung mit dem Entlehnungsphänomen im Deutschen und Russischen kann ein Schwerpunkt einer linguistischen kontrastiven Untersuchung im Rahmen der interkulturellen Germanistik liegen. Es ist zu betonen, dass entlehnte Wörter mit der Zeit unterschiedliche Bedeutungen in verschiedenen Sprachen bekommen und zu falschen Freunden der Übersetzer werden können.

LITERATUR

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6. Metzler Lexikon Sprache / Hrsg. von Helmut Glück. - 4. aktualisierte und überarbeitete Auflage. - Stuttgart, Weimar : Verlag J. B. Metzler, 2010. - 814 S.

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