Научная статья на тему 'ANALOGIEN UND UNTERSCHIEDE IN DER EVOLUTION DER äSTHETISCHEN ANSCHAUUNGEN VON IWAN FRANKO UND THEODORE DREISER'

ANALOGIEN UND UNTERSCHIEDE IN DER EVOLUTION DER äSTHETISCHEN ANSCHAUUNGEN VON IWAN FRANKO UND THEODORE DREISER Текст научной статьи по специальности «Языкознание и литературоведение»

CC BY
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Ключевые слова
NATURALISM / REALISM / IMPRESSIONISM / CREATIVE METHOD / &SHY / POSITIVISM

Аннотация научной статьи по языкознанию и литературоведению, автор научной работы — Venhrynovych Nataliia, Venhrynovych Andrii

The article deals with comparative analysis of poetic and stylistic peculiarities as well as typological coincidences and differences in creative works of the Ukrainian and American writers of the late nineteenth early twentieth centuries, namely Ivan Franko and Theodore Dreiser, respectively. The study of evolution of I. Franko’s and Th. Dreiser’s creative methods elucidates the changes in personal aesthetic tastes of the authors as well as common objective tendencies in the transformation of the very artistic system of naturalism, its advance towards synthesized amalgamation with the elements of other poetic systems, viz. realism, impressionism, etc.

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Текст научной работы на тему «ANALOGIEN UND UNTERSCHIEDE IN DER EVOLUTION DER äSTHETISCHEN ANSCHAUUNGEN VON IWAN FRANKO UND THEODORE DREISER»

Section 2. Literature

Venhrynovych Nataliia, Ivano-Frankivsk National Medical University, Linguistics Department E-mail: nkuchirka@i.ua Venhrynovych Andrii, Vasyl Stefanyk Precarpathian National University, Foreign Languages Department

Analogien und Unterschiede in der Evolution der ästhetischen Anschauungen von Iwan Franko und Theodore Dreiser

Abstract: The article deals with comparative analysis of poetic and stylistic peculiarities as well as typological coincidences and differences in creative works of the Ukrainian and American writers of the late nineteenth — early twentieth centuries, namely Ivan Franko and Theodore Dreiser, respectively. The study of evolution of I. Franko's and Th. Dreiser's creative methods elucidates the changes in personal aesthetic tastes of the authors as well as common objective tendencies in the transformation of the very artistic system of naturalism, its advance towards synthesized amalgamation with the elements of other poetic systems, viz. realism, impressionism, etc.

Keywords: naturalism, realism, impressionism, creative method, positivism.

Zusammenfassung: Der Aufsatz ist der verglei- Franko und Dreiser kamen in die Literaturwelt aus

chenden Analyse von poetikalen und stilistischen Beson- der Journalistik und hörten mit der Publizistik nicht ganz

derheiten, typologischen Koinzidenzen und Unterschieden im Schaffen von Iwan Franko und Theodore Dreiser, des ukrainischen und des amerikanischen Schriftstellers Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, gewidmet. Die Erforschung der Evolution der Schaffensprinzipien von I. Franko und Th. Dreiser klärt nicht nur die Änderungen im individuellen ästhetischen Bewusstsein beider Autoren auf, sondern auch die allgemeinen objektiven Tendenzen bei der Transformierung des naturalistischen Kunstsystems, seine Entwicklung in Richtung zur Synthese mit Elementen anderer poetikaler Systeme wie Realismus oder Impressionismus.

Schlüsselwörter: Naturalismus, Realismus, Impressionismus, Schaffensprinzipien, Positivismus.

Die nicht zu dementierende Relevanz der vergleichenden Analyse der künstlerischen Methoden von Iwan Franko und Theodore Dreiser besteht in der möglichen Gegenüberstellung der Evolution von ästhetischen Anschauungen der Schriftsteller, für welche naturalistische Poetik zu den bedeutenden Elementen ihres Seins zählte.

auf. Ihre Neigung zur Publizistik, was in noch größerem Maße durch ihr Künstlerschaffen zum Ausdruck gelang, wurde dank der Interessiertheit an der Politik immer stärker. I. Franko, wie bekannt, war zuerst Mitglied der radikalen und später der national-demokratischen Partei in Galizien, wurde für seine politischen Anschauungen sogar inhaftiert, kandidierte bei den Reichsratswahlen in Österreich-Ungarn. Th. Dreiser, besonders in den letzten Lebensjahren, interessierte sich auch für die Politik, wurde Mitglied der kommunistischen Partei und der Quakergemeinde. Anfang der 1930-er Jahre schilderte er die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Bergleuten in den Erzbergbaugebieten der USA, verteidigte Gewerkschaftsmitglieder und politische Gefangene.

Die politischen Anschauungen von Th. Dreiser beeinflussten Themen und Motive seiner Werke, für welche Faszination des Urbanismus und der technisch-wissenschaftlichen Entwicklung; Interesse an den Fragen der Kapitalisierung der Gesellschaft, ihrer Klassenstrukturierung, den Problemen der sozialen

Ungerechtigkeit kennzeichnend sind ("The Trilogy of Desire", "An American Tragedy").

Ähnliche Problematik steht auch in den gesellschaftlich orientierten Werken von I. Franko im Mittelpunkt — Kapitalisierung, Urbanisierung, Proletarisierung usw. (Boryslaw-Zyklus, "Boa Constrictor", "Boryslaw lacht"). Der oben erwähnte thematische Ideengehalt ist ein unentbehrlicher Bestandteil im Schaffen der Klassiker des Weltnaturalismus ("Germinal" von E. Zola, "Meister Timpe" von M. Kretzer, "Die Weber" von G. Hauptmann).

Die objektive Determiniertheit der sozial gerichteten Prävalenz in der Literatur am Ende des neunzehnten Jahrhunderts und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hängt nicht nur mit den enormen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Umwandlungen in der Gesellschaftsentwicklung, sondern auch mit entsprechenden mentalen Transformierungen der Noosphäre zusammen, die durch solche Umwandlungen bewirkt worden sind. Naturalismus als literarische Richtung mit der positivistischen weltanschaulichphilosophischen Grundlage, deren zentrale ontologi-sche Kategorie Fortschritt war, wurde zu einem angebrachten Mittel der Darstellung von unwiderruflichen Tendenzen, die die Nationen änderten, egal ob in der Ukraine, in Westeuropa oder in den USA. Für die ukrainische und amerikanische Nationen, die zu dieser Zeit einen Übergang von der landwirtschaftlichen zu der industriellen Wirtschaftsführung durchmachten, war der "skandalöse" Naturalismus der beste Weg diese sozial-historischen Umwälzungen wiederzugeben.

Der vehemente technisch-wissenschaftliche Fortschritt, die industrielle Entwicklung und entsprechende gesellschaftlich-wirtschaftliche Prozesse machten Th. Dreiser sich an den Positivismus mit seinen klassischen Richtlinien wenden: grenzenloser Glaube an den Fortschritt, den totalen Determinismus, biophysiologische Motivierung des menschlichen Benehmens. Das sind dieselben Grundsätze, auf denen die individuellen naturalistischen Konzeptionen von E. Zola (Frankreich), F. Norris und S. Crane (USA) oder I. Franko (Ukraine) beruhen. Positivismus erwies sich als weltanschaulichphilosophische Grundlage nicht nur für Naturalismus, sondern auch für realistisches Schaffen im Ganzen.

Zu den intellektuellen Errungenschaften um die Jahrhundertwende, die die ästhetischen Anschauungen von Th. Dreiser signifikant beeinflussten, gehören die Forschungen von S. Freud und A. Bergson. Interesse an den Problemen der Psychologie ist aus dem literarischen Prozess in den damaligen USA nicht wegzudenken.

Entstehung am Ende des neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der intuitivistischen und psychoanalytischen Konzeptionen brachte die schöngeistige Literatur zur Verzicht auf die durch soziales Umfeld und Umstände streng bestimmte Charakterdeterminiertheit eines Menschen. Die Lehren von S. Freud und A. Bergson trugen zum tieferen Eindringen der Schriftsteller und Dramatiker in das menschliche Bewusstsein und Unterbewusstsein bei. Die psychologischen Probleme wurden oft zum Gegenstand und Objekt der schöpferischen Aufmerksamkeit in den Erzählungen und Theaterstücken von Th. Dreiser ("Plays of the Natural and Supernatural", "The Hand of the Potter").

Die ukrainischen Literaturwissenschaftler vertreten die Auffassung, dass die wissenschaftlichen und philosophischen Recherchen von I. Franko den Ideen und Ansichten der früher erwähnten Forscher gleichen. R. Holod behauptet, dass "der ukrainische Schriftsteller noch im neunzehnten Jahrhundert Ideen äußerte, die im zwanzigsten zu den Grundsteinen der Psychoanalyse von S. Freud wurden"; dass "Franko und Freud gemeinsame Lehrer hatten — W. Wundt, M. Dessoir, H. Steinthal, Karl du Prel"; "dass für I. Franko im Unterschied zu S. Freud Psychoanalyse nicht im Mittelpunkt seiner Aktivitäten stand, sie war quasi redundant in seiner literarischen Tätigkeit" [7, 262].

I. Franko entwickelt sich zu einem glänzenden Psychoanalytiker in der Abhandlung "Aus den Geheimnissen des dichterischen Schaffens", in der die Lehre vom Unbewussten (Unterbewussten, unteren Bewusstsein) einen besonderen Platz einnimmt: "Die Tatsachen besagen, dass wir nicht nur unbewusste Intelligenz, sondern auch das unbewusste Gedächtnis haben, oder, besser gesagt, das Bekannte und die Erinnerung außerhalb unseres Bewusstseins. Die beiden Elemente sind Bestandteile einer Persönlichkeit, das bedeutet, dass jede Person auch das andere, unbewusste 'Ich' hat" [15, 61] (Von den Verfassern übersetzt, sofern nicht anders angegeben).

E. Moroskina behauptet über philosophische Grundlage der schöpferischen Methode von Th. Dreiser und Evolution seiner Weltanschauung: "Philosophisch-ästhetische und ethische Ansichten von Dreiser entwickelten sich allmählich von einem Roman zu dem anderen und wurden immer komplexer. In "Sister Carrie" werden meistens Prinzipien der positivistischen Philosophie wiederspiegelt, in den Romanen "Jennie Gerhardt", "The Financier", "The Titan", "The Genius" kommt schon der Einfluss von Schopenhauer und Nietzsche zum Vorschein. In "An American Tragedy" kommen zum Positivismus und zur Philosophie von Nietzsche

zusätzlich noch einige Aspekte der Freudschen Theorie des Unbewussten zu Tage" [10, 20].

Wir sind mit den gegebenen Charakteristika über die Evolution der weltanschaulichen Präferenzen von Th. Dreiser solidarisch, wollen nur hinzufügen, dass die meisten der oben erwähnten Einflüsse ebenso die Evolution der ästhetischen Ansichten von I. Franko korrigierten. Wir bezwecken die spezifische Umformung der weltanschaulichen Einstellungen der Schriftsteller in die poetikalen und stilistischen auf Grund der konkreten Werke zu vergleichen.

Als Musterbeispiel für klassische Grundsätze des klassischen Naturalismus gilt der Roman "Sister Carrie" von Th. Dreiser. In diesem Roman unterstützt er die Ansichten der Generation der Naturalisten (der sogenannten "muckrakers") und spricht sich gegen Nachahmer der Romantik und Anhänger von "genteel realism" aus.

I. Franko hatte die Prinzipien der realistisch-naturalistischen literarischen Richtung zu verteidigen. In der Polemik mit O. Luz'kyj bemerkte der Schriftsteller, dass "nicht alle menschlichen Gefühle schonend sind. Was soll man mit den nicht schonenden wie Wut, Empörung oder Neid tun?" [17, 416].

Th. Dreiser und die andern Vertreter der "skandalösen" Literaturrichtung stießen auf die Verständigungsschwierigkeiten seitens der konservativen Kritik. 1916 nach der Veröffentlichung des Romans "The Genius", den er selbst für die eigene Höchstleistung hielt, wurde dieses Werk laut Gerichtsbeschluss verboten, angeklagt von "The New York Society for the Suppression of Vice". Später hat man die Anklage gegen die Herausgabe des Buches fallen lassen. Der Roman "Sister Carrie", der immer an der Spitze seiner Schaffensbibliographie stand, und der die Traditionen des amerikanischen Realismus und Naturalismus fortsetzt, wurde von der Gesellschaft und den Literaturkritikern höchst feindselig als "sittenwidrig" aufgenommen.

I. Franko wurde häufig des übermäßigen Naturalismus beschuldigt. H. Zehlyns'kyj kritisiert die zahlreichen drastischen Bilder in der Erzählung "Mission" — "Haut lecken", "sein Gehirn blutet", "die Kinder spielen mit dem Menschenauge", "die Kinder werden von den Eltern geschlachtet" — und stellt fest, dass "je mehr der Autor das Abscheuliche bewundert, desto mehr ekelt sich davor der Leser" [14, 110].

I. Franko über die "ästhetischen Kanons" der damaligen "leitenden Ästheten" nachdenkend kommt zum Schluss, dass sich diese Kanons wie folgt formulieren lassen: "Je weniger Bauernschaft, desto besser! Wenn die Bauern doch in den Werken vorkommen, dann nur die

korrigierten, die die Gymnasiasten nicht in Verlegenheit bringen können. Keine 'nicht ästhetischen' Wörter, keine 'unmoralischen' Situationen!" Frankos Meinung nach ist es ein böser Zufall, weil "diese Kanons, die ja so harmlos und gerechtfertigt sein mögen, in der Tat zur Heuchelei und Fälschung der Lebenswahrheit beitragen". [14, 52] Deswegen wagen sich I. Franko und Th. Dreiser ein Beispiel an dem bedeutenden Vertreter der naturalistischen Richtung E. Zola zu nehmen, der "den herrschenden Tendenzen nicht nachzugeben pflegte" [13, 97].

Offen gesagt sind die zahlreichen Anschuldigungen des Naturalismus nicht immer unbegründet. Diese literarische Richtung verstieß in der ganzen Welt gegen die festgelegten literarischen, ästhetischen, moralisch-ethischen und gesellschaftlichen Normen und Regeln. Der provokative Charakter der Richtung löste bei den Lesern und Literaturkritikern die Gegenreaktion aus. Obwohl der Roman "Sister Carrie" ideenthematisch nicht völlig innovativ war, landete er selbstverständlich wegen seiner Ausrichtung gegen puritanische Normen, festgesetzte Dogmen und Klischees unter anderen moralisch "nicht angebrachten" Werken (wie zum Beispiel "Maggie: A Girl of the Streets" von S. Crane) und bestätigte die Nicht-Zufälligkeit der deutlichen Existenz des amerikanischen Naturalismus. Auf naturalistische Art und Weise wurde der Roman auch geschaffen — viele Fakten aus dem alltäglichen Leben, zahlreiche Beobachtungen und eigene Lebenserfahrung: diesem Werk zugrunde liegt der Lebenslauf seiner Schwester Emma.

Aber nicht diese Züge sind für seine naturalistische Identität konstitutiv. Die Kriterien, die unserer Meinung nach, auf naturalistische Dominante im Roman hinweisen, liegen nicht in der Schilderung der drastischen Bilder (Poetik des Abscheulichen kam oft als ein Pol der konträren bipolaren Kunstwelt der Romantiker vor) und nicht im Versuch ungeschminkte Wahrheit zu sagen (dasselbe versuchten die Vertreter der all möglichen literarischen Richtungen und Strömungen zu tun). Repräsentativ naturalistisch ist die Frage der (Un-)Fähigkeit des Menschen selbständig bewusste Wahl des eigenen Lebensweges zu treffen, auch unter den Umständen der Wirkung von unabwendbaren Gesetzen der Determiniertheit.

Die Vertreter des klassischen Naturalismus pflegen das Individuum als einen physischen Körper zu behandeln, der von den offenbaren und latenten Einflüssen der Umwelt, instinktiven Impulsen und physiologischen Bedürfnissen abhängig ist. Für den Menschen ist es desolat, sich von der Herrschaft der fatalen Determi-niertheit zu befreien.

Ausgerechnet diese Konzeption kam zum Ausdruck im Roman "Sister Carrie" von Th. Dreiser. Der Autor formulierte es wie folgt:

"Among the forces which sweep and play throughout the universe, untutored man is but a wisp in the wind. Our civilization is still in a middle stage, scarcely beast, in that it is no longer wholly guided by instinct; scarcely human, in that it is not yet wholly guided by reason. [...] In this intermediate stage he wavers — neither drawn in harmony with nature by his instincts nor yet wisely putting himself into harmony by his own free-will. He is even as a wisp in the wind, moved by every breath of passion, acting now by his will and now by his instincts, erring with one, only to retrieve by the other, falling by one, only to rise by the other — a creature of incalculable variability. We have the consolation of knowing that evolution is ever in action, that the ideal is a light that cannot fail. He will not forever balance thus between good and evil. [...]

In Carrie — as in how many of our worldlings do they not? — instinct and reason, desire and understanding, were at war for the mastery. She followed whither her craving led. She was as yet more drawn than she drew" [3, 77-78].

Philosophischer Wert dieses Auszuges (so D. Pizer) besteht in der Definition des Menschen als eines Dualwesens: "Man is pictured as a dualistic creature. He still responds instinctively to life because of his animal heritage, yet he is also capable of rational choice" [5, 116].

Der Autor bemüht sich die Grundsätze der naturalistischen Unvoreingenommenheit beizubehalten und dabei die Verurteilung der unvollkommenen und natürlichen, halbanimalischen und daher naturalistischen Interpretierung der Hauptheldin zu vermeiden. Damit will Th Dreiser wenn auch nicht rechtfertigen, so mindestens die Logik des moralischen Verfalls von Carrie erklären.

Es wäre zu simpel, Carries Gestalt als eindeutig negative einzustufen. Der Schriftsteller versuchte durch diesen Auszug Carrie von der Verantwortungsbürde für ihre Handlungen zu entlasten. D. Pizer postuliert: "The passage is readily understandable in the context of the late 1890s. Dreiser had just depicted his heroine as about to undertake a promiscuous life; his philosophical comments permitted him to placate the moral values of his age. Indeed, his comments also placated his own moral sense, for Dreiser in 1899 was in many ways still a conventional moralist when publicly judging the actions of others" [5, 117].

Das war sicher für I. Franko nicht leicht, moralische Gefühle mit naturalistischer Unvoreingenommenheit

und Objektivität in seinem Schaffen zu versöhnen, weil er es für die allererste Aufgabe der ukrainischen Belletristik hielt, die menschliche Persönlichkeit zu veredeln, um einen würdigen Mitbürger zu erziehen, der seine Rechte durchsetzen könnte.

Trotz der exakten Differenzierung zwischen "Gut" und "Böse" im Frankos Weltbild, gab es eine ganze Reihe von den Carrie ähnlichen Frauengestalten, deren einzelne Taten als unmoralische eingestuft werden können, während die ganze Lebensweise herzgewinnend ist, weil sie die Fesseln der geistigen und materiellen Leibeigenschaft loswerden wollen. Das sind, zum Beispiel, Romualda ("Unter guten Menschen"), Zelja ("Manipulatorin"), Anelja ("Fürs Zuhause"), Tanja ("An der Spitze"), Kyzen'ka ("Heimat"), Manja ("Flügel des Hähers") und andere.

Eine dieser Heldinnen verkörpert eine der Dreiser-schen Konzeption ähnliche, der äußeren Determiniertheit unterworfene und durch das "Leben" selbst dem moralischen Untergang geweihte Frau, die nicht im Stande ist ein anderes Leben zu erkämpfen. Diese Ähnlichkeit kommt nicht nur im Inhalt vor, sondern auch in der Form: überrascht sowohl das, "was" die Autoren sagen, als auch "wie" sie das tun. Als Beweis vergleichen wir mit dem oben erwähnten Auszug aus "Sister Carrie" über "untutored man is but a wisp in the wind" die Romkas Überlegungen über Gründe ihres moralischen Verfalls aus der Erzählung von I. Franko "Unter guten Menschen": "Ich habe mehrmals gesehen, wie ein Baumzweig, der von einem Baum herunterfällt, von der Strömung getrieben wird, bis er in den Wasserwirbel gerät. Zuerst macht er es ruhig, zieht einen weiten Kreis, aber dann wird er immer schneller, die Kreise werden enger, bis er, vom brausenden Strudel verschluckt, verschwindet. Ist der Zweig oder das Wasser schuld daran, dass das geschieht?.." [12, 226].

"Mit dieser von der existenziellen Tiefe gefüllter Frage, eher einer rhetorischen, beendet der Autor sein Werk, — stellt S. Husar fest, einer der renommiertesten hermeneutischen Forscher des Schaffens von I. Franko — Monolog einer Hure ist in der Weltliteratur nicht leicht zu finden". Der Literaturwissenschaftler deutet darauf hin, dass "bittere, ätzende Ironie im Titel der Erzählung liegt", weil das sich 'unter guten Menschen' zuträgt" [8, 75].

Ähnlich wie bei Dreiser ("Sister Carrie") vergleicht Franko ("Unter guten Menschen") die Geschichte der menschlichen Erfolge und Misserfolge mit der Unbeständigkeit der Wasserwellen. Romkas Gedanken: "Manchmal sehe ich mir die Welle an und denke, dass

unser Leben mit all seinem Leiden, mit Freuden und Hoffnungen dieser Welle ähnelt. Die eine ist klar, die andere — trübe. Die eine tobt und braust, die andere gleitet geräuschlos auf der Oberfläche und verschwindet spurlos. Ist unser Leben nicht auch so?" [12, 220].

In seinem ersten Roman "Sister Carrie" setzt Th. Dreiser die Traditionen des amerikanischen und Weltnaturalismus in der Richtung "deskene themes" fort, indem der Mensch wie ein gebrechliches und dem Fatum ausgeliefertes Wesen interpretiert wird. In seinem zweiten Roman "Jennie Gerhardt" (elf Jahre danach) versucht der Schriftsteller den Glauben an die menschliche Widerstandsfähigkeit gegen die feindliche Umgebung in der Richtung "ascene themes" wiederherzustellen. Die Hauptheldin im ersten Roman sättigt von klein auf ihre Begierden und Triebe. Jennie Gerhardt beweist das Vorhandensein einer alternativen Lebensund Verhaltensweise. Maximalistin und Idealistin Jennie stammte aus armen Verhältnissen wie Carrie, aber "from her earliest youth goodness and mercy had molded her every impulse" [2, 7]. Für solche Menschen ist es nicht einfach, sich an die heuchlerischen Werte der Welt voll Versuchung und Gewinnsucht anzupassen: "Caged in the world of the material, however, such a nature is almost invariably an anomaly. That other world of flesh into which has been woven pride and greed looks askance at the idealist, the dreamer. If one says it is sweet to look at the clouds, the answer is a warning against idleness. If one seeks to give ear to the winds, it shall be well with his soul, but they will seize upon his possessions. If all the world of the so-called inanimate delay one, calling with tenderness in sounds that seem to be too perfect to be less than understanding, it shall be ill with the body. The hands of the actual are forever reaching toward such as these — forever seizing greedily upon them. It is of such that the bond servants are made" [2, 7].

Diese A-priori-Überlegung äußert der Autor am Anfang des Romans, aber der darauffolgende Text scheint sie zu widerlegen und nicht zu bekräftigen. Die äußere Demut Jennies dissoniert mit ihrer inneren Geisteskraft, die sie von dem geistigen Joch befreit. Die beiden Hauptheldinnen entwickeln sich als Persönlichkeiten, aber Carrie versucht mit eigenem Gewissen zu verhandeln, Jennie bleibt ehrlich und anständig. Dreisers Jennie so wie Frankos Zelja ("Manipulatorin") ist ein "ganzer" Mensch (Frankos Ideal), vollkommen in ihrer absoluten Positivität und Humanität. Sie entspricht dem allgemeinen realistischen Vorbild, das Fehlen von alter ego, dem animalischen Bestandteil ihrer Natur, macht

diese Gestalt unnatürlich. Deswegen wurde der erste Roman von Dreiser als offensichtlich naturalistisch kritisiert; der zweite Roman des Amerikaners blieb von der Kritik unbemerkt. Wir beobachten folgende Tendenz in der Evolution der Weltanschauung von Th. Dreiser: von dem naturalistischen Fatalismus und dem Misstrauen gegen die Fähigkeiten eines Menschen, verursacht durch positivistische Überzeugung über allgemeine Vorherrschaft der Determiniertheit, bis Nietzsches Glauben an den Übermenschen, der sein eigenes Leben und das um sich herum verändern kann, aber ohne Nietzsches These über veraltete und unbrauchbare konservative Prinzipien der Ethik und Moral.

Das Gemeinsame an den Werken mit der Poetik des Naturalismus von I. Franko und Th. Dreiser mit dem Thema der Frauenemanzipation liegt im Versuch einen neuen Frauentyp ("the New Woman") zu schildern. Problem der Befreiung der Frau von den altmodischen Bedingtheiten und Klischees wurde zu den brisantesten in der naturalistisch-realistischen schöngeistigen Literatur am Ende des neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts: "Nana" von E. Zola, "Une vie" von Guy de Maupassant, "Et dukkehjem" von H. Ibsen, "Eman-cypantki" von B. Prus, "Anna Karenina" von L. Tolstoj. In der ukrainischen Literatur gehören dazu noch, außer früher erwähnten Werken von I. Franko, "Ein Mensch" und "Die Zarin" von O. Kobyljans'ka, "Für ein Stück Brot" und "Zeitgeist" von N. Kobryns'ka, "Die Freundinnen" von O. Ptschilka, "Lüge" von W. Wynnytschenko.

Ein bestimmter Unterschied auf dem Niveau der individuellen Schaffensmethoden der Autoren liegt darin, dass sich Th. Dreiser in der Konfrontation eines Individuums und seines Milieus für die Fähigkeit des Menschen interessiert, dem fatalen Einfluss der determinativen Kräfte Widerstand zu leisten und nach dem Ausweg zu suchen; indem I. Franko, den Grundsätzen des klassischen Naturalismus entsprechend, die wissenschaftliche Analyse des Naturalismus selbst anlockt. Die Aufmerksamkeit zu den menschlichen Reaktionen auf den Einfluss der inneren und äußeren Determinanten erklärt sich bei Dreiser durch neue Tendenzen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nicht nur im amerikanischen, sondern auch im Weltliteraturprozess, nämlich durch Vertiefung des psychologischen Aspekts des literarischen Schaffens. Das bedeutet durchaus nicht, dass der Schriftsteller die Axiome der naturalistischen Literaturdoktrin wie Sachlichkeit, Dokumentalismus, Deskription, Detailliertheit und Lokalkolorit ignoriert.

1912 erschien der Roman "The Financier" als erster der Trilogie "Trilogy of Desire" (der zweite Band "The

Titan" wurde 1914 veröffentlicht und die Arbeit an dem dritten "The Stoic" wurde 1929 begonnen). In der Trilogie, die Ch. Walcutt als einen Versuch charakterisiert, "to set forth the life of a modern financial superman" [6, 199], geht es um das Schicksal des Millionärs Charles Tyson Yerkes, der an der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie stand. Aus dem Titel lässt sich konkludieren, dass das Problem des inneren Konflikts des Haupthelden, der Konflikt zwischen der egoistischen Beschaffenheit der menschlichen Natur, ihren instinktiven Trieben, Wünschen und der Notwendigkeit die Realien der Umgebung, Moral und Ethik (nicht) zu berücksichtigen in den Vordergrund rücken. Was die Präsenz der naturalistischen Poetik in den Romanen der Trilogie angeht, unterstreichen die Forscher denselben Wesenszug, der auch für die früheren Werke des Autors kennzeichnend ist (unter anderem in "Sister Carrie"). D. Pizer zieht aus eigenen Überlegungen folgende Schlüsse: "Dreiser's ability to capture the tangible commonplace of everyday existence powerfully suggests that the commonplace and everyday are the essence of experience, particularly since he returns again and again to the unexciting details of the furnishing of an apartment or the contents of a meal. Moreover, Dreiser's dispassionate tone contributes to this effect. This is not to say that his fiction lacks an ironic dimension. He frequently sets events or beliefs in ironic juxtaposition, as when Carrie is worried that Hurstwood will discover that she and Drouet are unmarried though she herself is unaware that Hurstwood is married. But Dreiser's irony differs from Crane's intense and pervasive ironic vision of life, a vision that colors every incident or observation in Crane's work with the implication that things are not what they seem. Dreiser's plodding, graceless paragraphs imply the opposite — that the concrete world he so seriously details is real and discernible and that nothing can shake or undermine it" [5, 92].

Ch. Walcutts Meinung nach "The Financier and The Titan contain perhaps the greatest mass ofdocumentation to be found in any American novels in the naturalistic tradition. They are records of an epoch of American life. The career of Charles T. Yerkes, traction magnate of Philadelphia and Chicago, supplies Dreiser with materials for his two books. Yerkes is transformed into Frank Algernon Cowperwood, and the novels record his economic and amorous affairs in minutest detail" [6, 200].

Die naturalistische Sachlichkeit ist bei Dreiser in der Beschreibung der Räumlichkeiten (auch vorübergehenden Aufenthalts) zu finden, in der Deskrip-tion der schlechten, notdürftigen Unterkünfte von Armen und der schicken Anwesen von Millionären,

in der Darstellung von Menschen, die alle gesellschaftlichen Gruppen repräsentieren. Dasselbe trifft auch für die Schilderung des alltäglichen Lebens, der Sitten und Bräuche, der ethnografischen Besonderheiten der entsprechenden Regionen und des Lokalkolorits zu. Der Autor beschreibt die Chicagos Einwohner — der Titanenstadt, in der sie ihr gelobtes Land zu finden hofften:

"Here came the dreamy gentleman of the South, robbed of his patrimony; the hopeful student of Yale and Harvard and Princeton; the enfranchised miner of California and the Rockies, his bags of gold and silver in his hands. Here was already the bewildered foreigner, an alien speech confounding him — the Hun, the Pole, the Swede, the German, the Russian — seeking his homely colonies, fearing his neighbor of another race.

Here was the negro, the prostitute, the blackleg, the gambler, the romantic adventurer par excellence. A city with but a handful of the native-born; a city packed to the doors with all the riffraff of a thousand towns. Flaring were the lights of the bagnio; tinkling the banjos, zithers, mandolins of the so-called gin-mill; all the dreams and the brutality of the day seemed gathered to rejoice (and rejoice they did) in this new-found wonder of a metropolitan life in the West" [4, 6].

Auf dieselbe präzise und detaillierte Weise beschreibt I. Franko das Lokalkolorit, die Behausungen und die Einwohner von Boryslaw in "Boa constrictor": "Obwohl Wände weiß und Fenster sauber sind, ist die Atmosphäre traurig, schlecht, verzagt: haufenweise Reisig und Ton, schmutzige Geschäfte und noch schmutzigere Häuser. Keine grüne Frische, kein Lächeln ist hier zu sehen. Die Luft ist stickig von Erdölgasgestank, Hermanns Kopf schwindelt wie von Bilsenkraut. Die Menschen wimmeln wie Ameisen zwischen den schmutzigen Häusern, zwischen den Tonhaufen und Gruben. Sind das überhaupt Menschen? Sehen die Menschen wirklich so aus? Geschwärzt durch Erdöl und Ton wie Raben, gekleidet in Lumpen — schwer zu erkennen, wo die Haut endet und ein Kleidungsstück beginnt — das pestilenzialische Gestankgemisch von Kot, Erdölgas, Schenke und Verwesung ist auf hundert Meter zu spüren!" [11, 370].

Wie Th. Dreiser in "Trilogy of Desire" zeigt I. Franko in "Boa Constrictor", dass die Bemühungen sein Vermögen zu vermehren, den Haupthelden Hermann Goldkrämer zu einem skrupellosen Unternehmer machen. Kein Mittel (egal ob gesetzwidrig oder unmoralisch) ist ihm zu schlecht, um sein Lebensziel (Bereicherung) zu erreichen.

Dreiser nimmt die Nietzsches Unmoral nicht auf, ihm gefiel aber, wie vielen seinen Zeitgenossen, Nietzsches

Gedanken über starke, unabhängige Persönlichkeit, die sich gegen das zahlenmäßig vorherrschende Fußvolk behaupten kann. Ein eklatantes Beispiel für die Nietzsches Konzeption eines Übermenschen ist die Gestalt von Frank Cowperwood als Vertreter des äußersten Individualismus, welcher in den USA im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert sehr populär war. Analyse der Trilogie bestätigt die Meinung, dass die Lösung des Problems des Individualismus, der Persönlichkeit und der Gesellschaft von Roman zu Roman evident evolviert. In "The Financier" werden diese Probleme als rein biologische behandelt, vom Standpunkt des positivistischen und sozial-darwinistischen Existenzkampfes und des Überlebens der besser angepassten Einzelmenschen aus. In "The Titan" wird der Einfluss des sozialen und politischen Gesellschaftslebens auf den Charakter und Weltanschauung des Haupthelden beschrieben. In "The Stoic" wird die individualistische Konzeption angezweifelt, werden sogar die gegensätzlichen ethischen Ideale und Prinzipien durchgesetzt: statt der Selbstliebe die Nächstenliebe, statt des individualistischen Hedonis-mus Mitgefühl mit anderen Menschen. Bei der Deutung von Egoismus als eines angeborenen Wesenszuges des menschlichen Charakters ist der Einfluss der philosophischen Konzeption von A. Schopenhauer deutlich zu spüren.

In der ukrainischen Literatur hatten die philosophischen Konzeptionen von Nietzsche und Schopenhauer wenn nicht ihre Anhänger, dann zumindest die Sachverständigen auf diesem Gebiet. Darunter sind die Autoren zu nennen, die in geringerem oder bedeutendem Maße zur Poetik des Naturalismus neigten. "Zögling der deutschen Kultur" O. Kobyljans'ka schuf eine Reihe von Gestalten der "Geistesaristokraten" ("Mensch", "Zarentochter", "Die Unkultivierte") unter dem Einfluss der "ultra-individualisierten Philosophie" von Nietzsche. Für manche Werke von W. Wynnytschenko ist Symbiose des Sozialismus und Nietzsches Philosophie kennzeichnend ("Schönheit und Kraft", "Disharmonie", "Lebensstufen", "Memento"). Die bekannte Wynnytschenkos Formel "Ehrlichkeit mit sich selbst" wird auch im Kontext des Schopenhauerschen Prinzips der Naturentsprechung des menschlichen Egoismus und des Individualismus von Nietzsche gelesen.

Die amerikanischen Literaturwissenschaftler behaupten einträchtig, dass allen Werken von Th. Dreiser die Ideen von "local colour" und "veritism" eigen sind, dass Dreiser auf den Artikel von F. Norris "The Responsibilities of the Novelist" reagierte, indem er am Beispiel eines konkreten menschlichen Lebens

die Verflechtung von Naturgewalten, sozialen Tendenzen, Rassendrang schilderte.

Die wichtigste Aufgabe eines Schriftstellers (so I. Franko und Th. Dreiser) besteht darin, dass "er Wiederspiegelung der Zeit sein soll, dass er den Menschen in seinem gesellschaftlichen Verhältnis und in seinen Seelengeheimnissen darstellen soll, dass er den Zeitgenossen und den Nachkommen 'die menschlichen Dokumente' (nach E. Zola) im weitesten Sinne dieses Wortes geben soll" [16, 365].

Die weltweite Tendenz der Vertiefung des Psychologismus im Literaturprozess spiegelte sich unmissverständlich im Roman "An American Tragedy" wider. Im Mittelpunkt steht der durchschnittliche amerikanische Junge Clyde Griffiths, mit keiner guten Ausbildung, oberflächlich und willensschwach ohne außergewöhnliche Fähigkeiten. Begierden und Instinkte treiben ihn, wie die Helden anderer Werke von Dreiser, nach dem leichteren und kürzeren Weg zum Erfolg zu suchen. Er lernt Sondra Finchley, die Tochter des wohlhabenden und einflussreichen Fabrikanten kennen, die für ihn ein Schlüssel zum besseren Leben sein kann. Auf dem Weg zum künftigen Glück erscheint ein Hindernis — seine frühere Liebe Roberta Alden. Die Frau behauptet schwanger zu sein und will geheiratet werden. Unschlüssiger Griffiths ist mit ihr einverstanden, will aber seinen so nahen und ersehnten Traum nicht aufgeben. Er bringt die schwangere Frau um und landet auf dem elektrischen Stuhl. Clydes Tragödie liegt darin, dass er anpassungsunfähig ist, und zu hohe Forderungen an das Leben mit eigenen nichtigen Möglichkeiten hat.

Wie in den früheren Werken behandelt Dreiser in "An American Tragedy" das Problem des Determinismus. Ch. Walcutt stellt fest, dass "within its aesthetic frame the novel is completely deterministic and might be called pessimistic (though I should prefer merely to call it faithful to fact); it is for this reason that it can be considered an unusually consistent (and powerful) expression of the naturalistic philosophy" [6, 26]. Der Schriftsteller beschreibt das Alltagsleben, Sitten und Bräuche, Lokalkolorit der typisch amerikanischen Wirklichkeit. Die Roberta Aldens Briefe werden von dem Autor ungekürzt veröffentlicht. Dreiser zitiert die Zeitungsartikel, erklärt Produktionsprozesse in der Bekleidungsfabrik, den Börsenverkehr. Selbst mit dem Romantitel deutet der Autor an, dass die Probleme, die in dieser Gesellschaft entstehen, ausgesprochen amerikanisch sind.

In "An American Tragedy" zeigt sich Th. Dreiser wie ein naturalistischer Schriftsteller. Als Beweis dient die

Art und Weise, auf die er akribisch den herzzerreißenden Tod von Roberta beschreibt:

"And the left wale of the boat as it turned, striking Roberta on the head as she sank and then rose for the first time, her frantic, contorted face turned to Clyde, who by now had righted himself. For she was stunned, horror-struck, unintelligible with pain and fear — her lifelong fear of water and drowning and the blow he had so accidentally and all but unconsciously administered.

"Help! Help!"

"Oh, my God, I'm drowning, I'm drowning. Help! Oh, my God!"

"Clyde, Clyde!" [1, 493].

Mit jedem neuen Werk evolutionieren seine ästhetischen Ansichten: vom klassischen Naturalismus zum vertieften Psychologismus und Freudismus. Davon zeugt die Niederschrift des körperlichen und psychologischen Zustands von Clyde, seine Seelenqualen vor dem (nicht) begangenen Verbrechen, die der Schriftsteller wie ein erfahrener Psychiater schildert:

"At this cataclysmic moment, and in the face of the utmost, the most urgent need of action, a sudden palsy of the will — ofcourage — ofhate or rage sufficient; and with Roberta from her seat in the stern of the boat gazing at his troubled and then suddenly distorted and fulgurous, yet weak and even unbalanced face — a face of a sudden, instead of angry, ferocious, demoniac — confused and all but meaningless in its registration of a balanced combat between fear (a chemic revulsion against death or murderous brutality that would bring death) and a harried and restless and yet self-repressed desire to do — to do — to do — yet temporarily unbreakable here and now — a static between a powerful compulsion to do and yet not to do.

And in the meantime his eyes — the pupils of the same growing momentarily larger and more lurid; his face and body and hands tense and contracted — the stillness of his position, the balanced immobility of the mood more and more ominous, yet in truth not suggesting a brutal, courageous power to destroy, but the imminence of trance or spasm" [1, 491-492].

E. Moroskina kommentiert die Tendenz der Psycho-logisierung des Naturalismus bei Dreiser: "Dreiser erforscht in seinem Roman An American Tragedy den Gemütszustand des Haupthelden Clyde Griffiths auf dem Höhepunkt seiner psychischen Anspannung, die durch den Kampf des Bewussten und des Unbewussten ausgelöst ist. Tiefe Erforschung der psychologischen Charakterbesonderheiten des Haupthelden und der Beweggründe des Verbrechens ließ den Autor die Entschlossenheit bei

der Schuldbestimmung von Clyde aufgeben und an der Gerechtigkeit des von dem Gericht und der Gesellschaft gefällten Urteils zweifeln" [10, 19].

D. Pizer formuliert seine eigenen Beobachtungen: "Dreiser attempted to represent the interior life from the very beginning of his career, and that he also did so with increasing control, depth, and suggestiveness. Man, to Dreiser, was not a creature whose conscious will and moral insight control his actions. But man's inner nature, in all its chaotic flux of varying emotions, was nevertheless one of Dreiser's principal fields of action, and he increasingly extended and refined his means of rendering this aspect of human experience" [5, 82].

T. Denysowa postuliert: "der tiefe Psychologismus, den der Schriftsteller in An American Tragedy erreicht hat, wo der innere Zustand von Clyde Griffiths in den entscheidenden Momenten seines Lebens präzise geschildert wird, bringt Dreiser zu einem Verfahren, das für die Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts kennzeichnend wurde. Es handelt sich um die 'Bewusstseinsspaltung', um innere Dialoge, die Clyde mit sich selbst führt" [9, 59].

In allen seinen Werken behandelt Th. Dreiser, wie I. Franko, das sozial-gesellschaftliche Leben eines Menschen. Aber er versuchte, besonders in der späteren Schaffensperiode, die sozialen Themen unter dem Gesichtspunkt der individuellen Psychologie zu betrachten. Das verhalf ihm in die Tiefe der individuellen und sozial-psychologischen Geheimnisse eines Menschen einzudringen.

Der vertiefte Psychologismus ist ein Wesenszug einiger dramatischer ("Das gestohlene Glück") und epischer Werke von Franko ("Gekreuzte Pfade", "Lel' und Polel'", "Choma mit Herz und Choma ohne Herz", "Hähersflügel", "Wie Jura Schykmanjuk den Tscheremosch überquerte"). Was die anderen ukrainischen Schriftsteller angeht, die in ihrem Schaffen naturalistische Elemente und vertieften Psychologismus benutzten, sind hier Novellen von W. Stefanyk, kleine und große Prosawerke von O. Kobyljans'ka, Prosa und Dramen von W. Wynnyt-schenko zu nennen.

Was die Evolution der Dreiserschen Ansichten bezüglich der Rolle und Stelle eines Menschen in der Welt angeht, so wird das anhand des Romans "The Bulwark" veranschaulicht: "In The Bulwark weist der Autor aufden Einfluss der Natur, Gesellschaft und Umgebung aufden Menschen hin, nimmt aber an, dass der Mensch auch das Umfeld beeinflussen kann. Deswegen kommen in seinen späteren Werken die Themen des Schuldgefühls und der Verantwortung eines Individuums für eigene Handlungen vor"

[10, 21]. Bei Franko ist dieselbe Tendenz in "Odi profa-num vulgus", "Wie Jura Schykmanjuk den Tscheremosch überquerte", "Dornsplitter im Fuß" zu finden.

Noch ein gemeinsames Charakteristikum des Schaffens von Th. Dreiser und I. Franko ist die Neigung zur Synthese der Elemente von verschiedenen poetikalen Systemen, bei Dreiser — der Romantik, des Naturalismus und des Postimpressionismus. Im Großen und Ganzen ist Dreiser aber ein realistischer Schriftsteller (so E. Moroskina) [10, 11-12].

Bei I. Franko sind Einflüsse der Romantik, des Realismus und des Impressionismus zu spüren, als Do-

minante bleibt in seinem Schaffen aber Realismus (so R. Holod) [7, 286].

In der ukrainischen und amerikanischen Literatur kam Realismus als gemäßigte und ästhetisch zurückhaltende Literaturrichtung nach dem provokativen und skandalösen Naturalismus. Die Evolution der ästhetischen Anschauungen von Th. Dreiser und I. Franko zeigt sich in den Besonderheiten von individuellen Schaffensmethoden der beiden Schriftsteller und spiegelt diese nationalen und weltweiten Tendenzen der Entwicklung des literarischen Prozesses wider.

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